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5 f?.^^
HARVARD
COLLEGE
LIBRARY
1-
Ludwig Darmstaedters
Handbuch zur Geschichte
der Naturwissenschaften
und der Technik.
In chronologischer Darstellung.
Zweite, umgearbeitete und Termehrte Auflage.
Unter Mitwirkang von
Professor Dr. R. du Bois-Reymond und Oberst z. D. C. Schaefer
herausgegeben von
Professor Dr. L. Darmstaedter.
Berlin.
Verlag von Julius Springer.
1908.
§^^.015»
SEP 2 1920 ^
Alle Bechte, insbesondere das der Übersetzung
in fremde Sprachen, yorbehalten.
Friedrich Althoff
dem unermüdliclien Förderer der Wissenschaft
in Verehrung zugeeignet.
Wer nicht von dreitausend Jahren
Sich weiß Rechenschaft zu geben.
Bleib im Dunklen, unerfahren.
Mag von Tag zu Tage leben.
West-östlicher Divan.
Vorwort.
In einem im Jahre 1904 unter dem Titel „4000 Jahre Pionier-Arbeit
in den exakten Wissenschaften" erschienenen Werke haben wir den Ver-
sach gemacht, einen Abriß der Geschichte der Naturwissenschaften und
ißt Technik in Form einer chronologischen Übersicht zu geben.
Das vorliegende Buch, für dessen Bearbeitung noch ein dritter
Hitarbeiter gewonnen worden ist, verfolgt den gleichen Zweck, jedoch
in ausführlicherer und umfassenderer Weise.
Die Zahl der Artikel ist von 3600 auf nahezu 13000 gestiegen. Es
sind jetzt nicht nur die bahnbrechenden Taten und grundlegenden Er-
eignisse, sondern auch die einzelnen Stufen der Entwicklung zur Dar-
stellung gelangt, und es ist dadurch der Werdegang einer jeden Schöpfung
yeranschaulicht worden.
Die einzelnen Artikel sind wesentlich ausgeführt worden, so daß
sie einander zu einer auch für den Nichtfachmann verständflehen zu-
sammenhängenden Qeschichtsdarstellung ergänzen.
Samthche Angaben sind auf Orund zuverlässigster Quellen geprüft,
und dazu nicht nur alle in Betracht kommenden Fachwerke, sondern
anch die einschlägigen Zeitschriften und wissenschaftlichen Abhand-
Imigen der in- und ausländischen Literatur benutzt worden.
Angesichts dieser Ausgestaltung des Buches dürfen wir hoffen, daß
sich dasselbe in immer weiteren Kreisen als ein selten versagendes Nach-
schlagewerk für alle Tatsachen der Naturwissenschaften und der Technik
bewähren, und daß es auch für den Forscher — neben seiner Fachlite-
ratur — von Wert und Interesse sein wird.
— VII —
Wie bereits im Vorwort zur ersten Auflage erwähnt word
bildete die umfangreiche Autographensammlung des Herausgebe
Grundstock des Werkes.
Diese Entstehung brachte es mit sich, daß nur solche Bntdecl
und Erfindungen Aufnahme fanden, für die ein bestimmter Nam<
weisbar war.
Dieser Grundsatz ist auch jetzt beibehalten und nur in den w
Fällen davon abgewichen worden, wo es nicht möglich war, den a
Urheber einer Schöpfung festzustellen, aber unerläßlich schien, d
Sache selbst zu berücksichtigen.
Noch sei darauf hingewiesen, daß am Schlüsse ein Personen- n
Sachverzeichnis beigefügt sind, und daß es sich empfiehlt, beim
schlagen von Artikeln diese Verzeichnisse grundsätzlich zu E
ziehen. Im besonderen wird aus dem Sachverzeichnisse der g
Plan und die innere Gliederung eines jeden zur Darstellung gel
Gebietes erhellen und so rasch erkannt werden, was das Buch ii
einzelnen Frage zu bieten vermag, während ohne Benutzung di
zeichnisses manche Angabe des Buches möglicherweise unaufge
bleiben würde.
Außer den in der ersten Auflage genannten Herren haben un
diesmal zahlreiche Forscher durch Beiträge und durch Bearl
ganzer Gebiete gefördert. Es sind dies die Herren:
Dr. Otto Antrick, Berlin.
Sanitätsrat Dr. Berthold, Eonsdorf.
Professor Dr. F. Blumenthal, Berlin.
Privatdozent Dr. J. von Braun, Göttingen.
Professor Dr. Ed. Buchner, Berlin.
Geheimer Eegierungsrat Professor Dr. Diels, Berlin,
Professor Dr. Dziobek, Charlottenburg.
Geheimer Eegierungsrat Professor Dr. Emil Fischer, Ber
Dr. Max Ikl^, Berlin.
Eisenbahn -Oberingenieur Ludwig Kohlfürst, Kaplitz i, B
Professor Dr. Lehmann-Haupt, Berlin.
Dr. K, Löwenfeld, Charlottenburg.
Professor Dr. W. Marckwald, Berlin.
Professor Dr. Möller, Carlshorst.
Dr. Albert Oliven, Berlin.
Dr. Aug. Pfaff, Berlin.
Hüttenmeister Dr. J. Savelsberg, Papenburg.
— VIII —
Eommerzienrat Schleifer, Berlin.
Dr. H. E. Schmidt, Berlin.
Wilh. Schmidt, Helmstedt.
Oberingenieur Schnanbert, Berlin.
Professor Dr. Semmler, Berlin.
Dr. Hax Senator, Berlin.
Dr. Eobert Stelzner, Berlin.
Dr. P. Wichmann, Hamburg.
Dr. Wohlwill, Hamburg.
Wir verfehlen nicht, ihnen sowie den in der ersten Auflage ge-
oaiinten Herren unseren verbindlichsten Dank auszusprechen.
Für Ergänzungen, Berichtigungen und anderweite Batschläge sind
vir nach wie vor dankbar und bitten, gütige Zuschriften an Professor
Dr. L. Darms taedter, Berlin W< 62, Landgrafenstraße 18a richten
n wollen.
Berlin, im Oktober 1908.
Professor Dr. Ludwig Darmstaedter.
Professor Dr. Ren6 du Bois-Reymond.
Oberst z. D. Carl Schaef er.
— IX —
InhaltsYerzeichnis.
Seite
A. ChranologMM Dantellung
Vorohrifitliohe Zeit 1 — 28
Christliche Zeit
Erstes bis zehntes Jahrhundert 29 — 47
Elftes bis fünfzehntes Jahrhundert 48 — 71
Sechzehntes Jahrhundert 72—104
Siebzehntes Jahrhundert 105 — 159
Achtzehntes Jahrhundert 160 — 276
Neunzehntes Jahrhundert • . . . . 277 — 993
Zwanzigstes Jahrhundert 994 — 1070
C. Sadivmaldinlt 1139—1262
— X —
Chronologische Darstellung.
Vorchristliche Zeit.
3300 Der Hindugelehrte PannbigrMiM zn Arittuwaram am Ganges soll zuerst
Pahnenpapier zum Schreiben benutzt haben, in welches die Buchstaben
mittels eines Griffels eingedrückt, und alsdann durch Abreiben mit öl und
Ruß lesbarer gemacht wurden. („Palmyrabücher".)
3000 Ein in Telloh gefundenes Basrelief aus Kalkstein, das unter anderem einen
Harfenspieler darstellt, und eine in Bismya aufgefundene Vase aus blauem
Seifenstein zeigen, daß den Bakyfonltni zu jener Zeit sowohl die elf-, wie
die sieben- und fünfsaitige Harfe bekannt waren.
2700 Der chinesische Kaiser Shon-nung, „der Vater der Landwirtschaft, der
Arznei- und Heilkunst", gibt, wie chinesische Quellen anführen, das „Pen-
king", eine 165 Heilmittel enthaltende Arzneimitlielsammlung heraus und
erprobt den Geschmack der Kräuter und ihre Wirkimg auf den mensch-
lichen Organismus. Er schreibt auch ein Buch über Pflanzenkunde
(Hon-zo).
— Der chinesische Kaiser Shon-nung wird als Erfinder des Pfluges genanntf
2668 Der chinesische Kaiser Hwmg-tl und sein Arzt Li-|M stellen die eVsten
Grundgesetze der Heilkimde auf,
2650 Daigl l.f König vonUr, südbab^onischer Beherrscher des Zweistromlandes,
wird von Nebukadnezar II. (s. 570 v. Chr.) als Urheber einer Gewichts-
norm, der schweren babylonischen Mine zu 982,4 g genannt. Aus 2 Sta-
tuen, die völlig übereinstimmende Maßstäbe tragen, ergibt sich die baby-
lonische DoppeleUe zu 990 — 996 mm, fast genau gleich dem Sekundenpendel
für den 30. Breitengrad, Da das Wassergewicht des Kubus vom Zehntel
der Doppelelle fast genau dem Gewicht der Mine entspricht, liegt hier
anscheinend ein geschlossenes Maß- und Gewichtssystem vor, dessen Ein-
heiten die Grundlage für die gesamte metrologische Entwicklung des Alter-
tums gebildet haben. Dieses Maß- tmd Gewichtssystem beruht auf dem
Prinzip der Sexagesimalteilung von Zeit und Rau^.
2630 Nachdem die Seide zuerst unter dem chinesischen Kaiser Fu-hi, dessen
RegierungBzeit unbekannt ist, in Gebrauch gekommen war, nehmen der
Kaiser Hwmg-tl und dessen Gemahlin Htl-llng-thl die Zucht der Seiden-
raupe auf und fördern durch die Begründung der Weberei und Stickerei
die chinesische Industrie.
— Unter der Regierung des chinesischen Kaisers Hwmg-tl soll das Rechen-
brett, Sw4n-p4n, erfunden und das erste arithmetische Werk, Kieou-
tschang, verfaßt worden sein. Der angebliche Erfinder des Swän-pdn ist
der Minister Che6u-ly.
Barmstaedter. 1
— 1 —
2680 T, Chr.
2630 Tien-Iielieii erfindet nach Angabe chinesischer Geschieh tsscbrei
Tusche, die in Stangen jedoch erst im 3. Jahrhundert v. Chr
Handel kommt.
2600 Von Ohtopt, ägyptischem König der vierten Dynastie, rührt di
der Pyramiden her, die sich südwestlich von Kairo bei dem Doi
auf dem linken Nilufer erheben. Sie war ursprünglich 147 m 1
an jeder Seite der quadratischen Grundfläche 233 m lang. An j
nach Herodot 100000 Menschen 20 Jahre lang gearbeitet hab
Masse des Mauerwerks betrug ursprünglich 2521000 cbm. D
größte P3rramide ist die des Königs Chephren, und es sind von
zum Fayüm noch die Spuren von 67 P3rramiden nachweisbar, j
Bauwerke sind so scharf orientiert, daß anzunehmen ist, daß an
bauung unter anderem auch die Absicht geknüpft war, mittels ihr<
linien die Himmelsrichtungen festzulegen.
— Der Chinese Ral-ko fixiert die von Hwang-ti und Li-pe (s. 2668 v. <
gestellten Prinzipien der Heilkunde in seinem Werke „Nai-ki
innere System), in welchem sich unter anderem die erste, sehi
zierte Theorie des Pulses befindet.
2500 In der von den Amerikanern ausgegrabenen altbabylonische
MMkrthtk «i Nlppor finden sich Multiplikationstabellen zum Ableeei
Multiplikationen und astronomische Berechnungen über die S
Skorpion und Jungfrau.
2356 Der Reisbau ist in China schon im 3. Jahrtausend v. Chr. beki
Jahre 2356 v. Chr. läßt der chinesische Kaiser Jao am Jantse
Wässerungswerke anlegen und regelt die Verteilung der £ink
Reisfelder.
2250 Im 3. Jahrtausend v. Chr. ist Babylonien bereits mit einem
zweigten und kunstvoU gegliederten Systeme von Kanälen durch
zum Teil der Entwässerung, zum Teil der Bewässenmg dienen
dem hohen Stande der damaligen Wasserbaukunst Zeugnis ab!
rühmt sich namentlich der babylonische Herrscher Hammuribl ,
dem Sumer und Akkad Wasser durch Kanäle zugeführt zu hat
2220 Der chinesische Kaiser Yd fördert die Verbreitung der Seidenzuc
er weite Landstrecken entwässert, dieselben mit Maulbeerbäumen
und Seidenraupen unter die Bevölkerung verteilt. Zu seiner Z<
sehen die Chinesen die Technik der Weinbereitung in voUem
Doch scheint der Wein damals nur religiösen Opferzwecken gedien
— Zur Zeit des chinesischen Kaisers Yd ist den Chinesen der Sta
bekannt.
2205 Der Sohn de« chinesischen Herrschers Yü begründet die erst
Dynastie Hla in China. Um diese Zeit wird die chinesiscbe Ze
derart geregelt, daß sie nunmehr 60 jährige Zyklen umfaßt, j
der chinesischen Aera wird das Jahr 2637 v. Chr. festgesetzt.
2137 Die Chinesen kennen im 3. Jahrtausend v. Chr. die Vorausbere^
Sonnenfinsternisse. Denn wie in dem von Confudus verfaßte
(Buch der Annalen) berichtet wird, werden die chinesischen Hof]
Hi und Ho mit dem Tode bestraft, weil sie die Sonnenfins
Jahre 2137 v. Chr. (nach Oppolzer's Berechnung vom 22. Okj
nicht vorausgesagt haben.
2000 Der König MentuMtop erbohrt einen Brunnen und sein Offiz
„macht die Täler Hammamäts zu Krautgariien und seine Höhen
teichen".
1880 Zur Zeit des Königs Stnwosftt III. (Sesostris) gibt es in Ägypten
reien und Gerbereien.
— 2 —
1250 Y, Chr,
1830 iUNMailiit III., ägyptischer König der 12. Dynastie, erbaut der Über-
Hefemng nach den großartigen Tempelpalast unweit vom Mörissee in der
Landschaft Fayüm, aus dessen Namen Lope-ro-hunt das Wort „Labyrinth^
entstanden ist. Die Bauart dieses, nach den Untersuchungen von Flinders
Petrie 305 m langen und 278 m breiten Tempelkolosses setzt, wie die der
Pyramiden, (s. 2600 v. Chr. Cheops) nicht imbedeutende mathematisch -
technische Kenntnisse voraus.
1750 Der Ägypter AahRMMi (JahmoM) lehrt im „Papyrus Rhind'S dem ältesten
ägyptischen mathematischen Handbuche, die Berechnung des Flächeninhalts
von Feldstücken, deren einschließende Seiten gegeben sind. Er rechnet mit
ganzen Zahlen und Stammbrüchen und benutzt eingekleidete Gleichungen
ersten Grades mit einer Unbekannten.
1700 Das älteste bekannte Stück von wirklichem £mail, d. i. Glas, welches auf
Metall aufgeschmolzen und innig mit demselben verbunden ist, ist das
Armband derj ägyptischen Königin Aahoteii, welches sich im Museum zu
Bulak befindet.
1600 In das Jahr 1600 v. Chr. mindestens ist die Ausbildung des Zodiakus
(Tierkreises) durch die Bakylonltr zu setzen; wahrscheinlich reicht sie aber
weiter zurück, vermutlich in ihren Anfängen bis über 3000 v. Chr.
1475 Zur Zeit des Königs Thutmoslt III. kennt man in Ägypten die Blasebälge.
£8 geht dies aus einer in Theben aufgefundenen Abbildung hervor, wo
bei einem Metallschmelzprozesse ein Ledersack von zwei Männern ab-
wechselnd niedergetreten (entleert) imd an Stricken wieder hochgezogen
(mit Luft gefüllt) wird.
— In Ägypten ist zur Zeit des Königs Thirtmosls III. die Herstellung der Glas-
perlen bekannt. Eine 2 cm dicke Glasperle, welche dem Glasschmuoke
der Königin Hatasu, der Gemahlin Thutmosis*, angehört hatte, ist von
Captain Honey in Theben aufgefimden worden.
— Von der im Altertum weit zurückreichenden Kenntnis des Eisens (vgl.
auch 2220 v. Chr.) zeugt ein in der großen Cheopspyramide gefundenes
Stück Schmiedeeisen und ein unter einer Sphinx in Kamak gefundener
Teil einer Sichel. Urkundlich zuerst bestätigt wird der allgemeine Ge-
brauch des Eisens in Ägypten durch eine Inschrift aus der Zeit des Ägypter-
königs Thutmoslt III.
^ In den Tributlisten und Beuteverzeichnissen des ägyptischen Königs Thut-
niMii III.« welche sich auf seine in Asien geführten Kriege beziehen, wird
von erbeutetem Blei berichtet, — die erste geschichtlich beglaubigte Er-
wähnung dieses MetaUs.
1425 In dem Grabe des Königs Thutmoslt IV. von Ägypten sind eine Anzahl
Gewebefragmente gefunden worden, die wohl die ältesten bekannten
Webereien darstellen und die keinen Zweifel übrig lassen, daß damals
schon aufrechtstehende Webstühle benutzt worden sind. Überraschend
ist die Tatsache, daß ein Teil der Farben (Rot und Blau) noch in vollem
Glänze leuchten, während andere (Braun und Schwarz) abgeblaßt sind.
1400 Zur Zeit des ägyptischen Königs Amtnopiill IV. ist die Schnellwage mit
Laufgewicht in Ägypten in Gebrauch.
1250 Zur Zeit des ägyptischen Königs RamtM II. führen die Ägypter im Kriege
zweirädrige Streitwagen mit sechsspeichigen Rädern und unmittelbar auf
der Achse stehendem Wagenkasten, an welchem die Deichsel unbeweglich
befestigt ist. Dieselbe trägt vorn ein gepolstertes Joch, das mit Riemen
um Brust und Bauch des Pferdes geschnallt wird.
— Der ägyptische König Ramiat II. vollendet den bereits von seinem Vater
Sethos I. begonnenen Bau eines Schiffahrtskanals vom NU zum Timsah-
1*
— 3 —
1170 T. Chr,
Sun und von da zum Boten Meere. Der Kanal vcrfäUt später. (Vgl. 610
V. Chr. Neoho.)
1170 Zur Zeit des Königs RamtM III. kennt man in Ägypten die Töpferscheibe
und den Sonnenschirm.
— In Medinet-Abu sind die Spitzen der von Ramiat III. errichteten Masten
vergoldet. Vermutlich haben diese Masten als Blitzableiter dienen sollen.
Jedenfalls sind die Gesetze der Blitzleitung den alten Kulturvölkern
keineswegs imbekannt gewesen, wie dies unter anderem die Inschriften
des Tempels von Edfu beweisen. Auch eine Inschrift am Tempel von
Dendera muß dahin gedeutet werden, daß die neben demselben auf-
gerichteten kupferbeschlagenen Holzstangen zum Schutz gegen den Blitz-
schlag bestimmt seien.
1160 Unter der Dynastie der Tscheu werden magnetische Wagen gebaut, in
deren Vorderteil eine frei schwimmende Magnetnadel Arme und Hände
einer kleinen Figur, die nach Süden weist, bewegt. Solche Apparate,
„Fse-nan'' (Andeuter des Südens) genannt, werden den Gesandten von
Tonkin und Tonkinchina vom Kaiser Ttchlng-wang geschenkt, um ihre
Rückkehr durch die großen Ebenen zu sichern. Das Volk, von welchem
die Gesandten kamen, wird nach Bichthofens „China" als „Yue-shang-
shi" bezeichnet.
1150 Wie dafl „Heüige Buch der Lieder'* erwähnt, läßt der chinesische Herrscher
Wu-wanf einen zoologischen Garten (Park der Intelligenz) anlegen, der
800 Jahre lang bestanden hat, und Säugetiere, Vögel, Schildkröten und Fische
enthielt. Es ist dies die erste geschichtliche Erwähnung eines zoologischen
Gartens.
1100 Der zu Loy-ang residierende chinesiAche Kaiser Ttehu-kong findet für die
Schiefe der Ekliptik den für jene Zeit auffallend richtigen Wert von
23» 52'.
800 HofiMT kennt Goldschmiede und Bronzeschmiede und erwähnt schon das
geschlagene Gold, das auch den alten Ägyptern bekannt war. Die Werk-
statt des Hephaestos weist Hammer und Zange, Blasebalg imd Schmelz-
tiegel, Amboß und Amboßgestell auf. Auch nennt Homer das Zinn, kennt
aber seine Eigenschaften nicht genauer. Er erwähnt zweimal das Blei.
(Vgl. auch 1475 v. Chr.)
— Honitr kennt bereits die Härtbarkeit des Stahles durch Ablöschen in
kaltem Wasser, wie aus Od. IX, 391 hervorgeht. (Vgl. auch 1050 n. Chr.)
An zahlreichen Stellen werden bei ihm Waffen erwähnt, die wir uns nur
als stählerne vorstellen können. (S. a. 2220 und 1475 v. Chr.)
— Homer erwähnt die Töpferscheibe, deren Erfindung dem Korinther
Hyperbios oder dem Talos, dem Neffen des Daedalos, beigelegt wird.
(Vgl. jedoch 1170 v. Chr. Ramses III.) Er beschreibt die Einrichtung
des „Geschirrs" beim Webstuhl und kennt die aus dem Orient stammende
Buntwirkerei.
— Homer erwähnt bereits den Sandarak, das Harz einer Thujaart, das zu
Räucherpulvem, Räucherkerzen, Salben und Pflastern verwendet wird. Er
spricht von den Dämpfen des brennenden Schwefels als von einem Räuche-
rungsmittel, das namentlich bei religiösen Zeremonien angewendet wird.
— Homer berichtet in der Ilias bereits von der Verwendung des Olivenöls
in der Weberei. Jedenfalls dürften die Griechen das erste Volk gewesen
sein, das es verstanden hat, Oliven zu öl zu verarbeiten. Er erwähnt
den Bemsteinschmuck als phönizischen Handelsartikel, wie auch schon
in mykenischen Gräbern Bernsteinperlen oft in beträchtUcher Anzahl auf-
gefunden worden sind.
— 4 —
700 T. Chr,
800 Xaebdem man im Altertume anfangs das am nächsten liegende Düngungs-
verfahien» bei dem die gewachsene Pflanzensubstanz durch Unterpflügen
dem Boden einverleibt wird, die' Gründüngung, ausgebildet hatte, geht
man schon früh zum Gebrauch der Exkremente der Haustiere, des Stall -
düngers, über, den schon HoiiMr in der Odyssee erwähnt und dem dann
die Yerwendtmg der menschlichen Exkremente folgt.
* HiMV spricht wiederholt von Leuchtfeuern an der Meeresküste (Odyssee
X, 28; Iliaa XVIII, 207 und XIX, 375), so daB derartige Seezeichen zu
jener Zeit schon allgemein gebräuchlich gewesen zu sein scheinen.
— In den indischen Gesetzbüchern des ManH findet sich die früheste Er-
wähnung der Baumwolle und deren Kultur, so daß anzunehmen ist, daß
diese Grespinstpflanze dort zuerst technisch verwendet worden ist. (S. auch
327 V. Chr.)
763 Das älteste sichere Zeugnis für die Beobachtung einer genau datierbaren
Sonnenfinsternis verzeichnen die Aatyrlar in der assyrischen „Yerwaltungs-
liste" (dem „Eponymenkanon mit Beischriften'') unter dem 15. Sivan.
Es ist dies die totale Finsternis vom 15. Juni genannten Jahres, auf die
wahischeinlioh auch der Prophet Amos (8, 9) Bezug nimmt: „An jenem
Tage ist der Spruch des Herrn Jahve, ,will ich die Sonne am Mittag
imtergehen lassen und auf die Erde am hellen Tage Finsternis senden'."
(Vgl jedoch 2137 v. Chr.)
750 Wie eine um die Zeit des chinesiBchen Kaisers Plng-wang hergestellte, aus
Eisen gegossene 13 m hohe Pagode beweist, kennt man in China bereits
za dieser Zeit den Eisenguß.
747 Beginn der Aera des babylonischen Königs Nabonanar. Diese Aera ist für
die geschichtlichen Zeitbestimmungen von Bedeutung, da sich mit ihrer
Hilfe nach den von Ptolemäus überlieferten Regententafeln der Zeitpunkt
vieler geeohichtlich denkwürdiger Ereignisse berechnen läßt.
730 König AfeM von Juda erbaut eine Sonnenuhr (Obelisk mit Stufen f).
717 Der Überlieferung zufolge soll der römische König Numa Pomplllut ein
Mondjahr zu 365 Tagen mit 12 festen Monaten eingeführt haben, in
das alle zwei Jahre ein 13. Monat (Schaltmonat Mercedonius) einge-
schoben wurde.
700 Nachdem (nach Plinius) zuerst die Erythräer den Bau von Zweireihen-
Schiffen (Diören) — an Stelle der bis dahin üblichen einreihigen Ruder-
sehiffe — versucht hatten, bauen, wie Thukydides tmd Diodor berichten,
die Korinther unter des AmainoklM Leitung die ersten Dreireihenschiffe
(Trieren). Übrigens wird die seit Livius herrschende Auffassung, daß
ODter den Mehrreihenschiffen „mehrere Ruderreihen übereinander" zu
Terstehen seien, neuerdings von Breusing als irrig angefochten. Er deutet
die Dieren, Trieren und Penteren nicht als zwei-, drei- und fünfreihige
Rnderschiffe, sondern als solche Schiffe, bei denen das einzelne Ruder
mit zwei, drei oder fünf Mann besetzt ist. In ähnlicher Weise hat sich
schon früher Thomas Rivius geäußert.
— HmM von Askra in Böotien schreibt das Lehrgedicht „Werke und Tage",
in dem Anweisungen zur rationellen Landbebauung gegeben sind und ein
Bauemkalender mitgeteilt wird.
— HMda, König von Juda» laßt zwecks Anlage einer Wasserleitung (s. Altes
Test. 2. Könige, Kap. 20, V. 20) zwischen dem Siloah- Teich und der
Gihon-Quelle bei Jerusalem einen 531 m langen Felsenkanal herstellen,
eine der ältesten geschichtlichen Tunnelbauten. Die Durchbrechung der
Felsmassen erfolgt mit Hilfe von Bronze-Werkzeugen. (S. die daselbst
i. J. 1880 gefundene, jetzt in Konstantinopel befindliche Inschrifttafel.)
700 V, Chr,
700 Wie aus den im Palast von Kujundschik entdeckten steinerne;
düngen hervorgeht, bedienen sich die Assyrier zur Zeit des Könige
zum Transport ihrer Steinkolosse auf dem Wasserwege teils c
heute gebräuchlichen Flöße, die teilweise durch mit Luft gefüll
getragen werden (Kelleks), teils der von Herodot geschilderten Ru
zum Landtransport der Schleife, die durch vorgespannte Sklav
weise fortbewegt wird. Die Schleife wird mit der Last am hinte
durch einen Hebebaum gelüftet und bei der Hebung werden Ke
den Hebebaum gelegt.
692 Glankot von Chios erfindet die Lötung des Erzes wie auch d<
(aidii^ov x6XXr]ais)j die an SteUe des Zusammennietens der gel
Stücke tritt.
676 TtfiNUidroi von Lesbos begründet die erste Musikschule in Sparta
620 Die erste römische Brücke ist der Pons Sublicius zu Born, der i
der Begierung des Ancin Mardut entsteht. Die Brückendecke
hölzernen Pfählen, auf denen ein loser Brückenbelag liegt.
— Die erste geschichtlich nachweisbare Brücke auf steinernen Pfeil
die bestimmte Nachrichten vorliegen, führte über den Euphrat
band die auf den beiden Ufern des Flusses liegenden Königsbuj
bylons. Die Erbauerin soll NHokrlt, die Mutter Nebukadnezar
wesen sein. Nach KtesisA war die Brücke 1000 Fuß lang; die Ei
der Steinpfeiler, auf welchen die Brückcnbalken ruhten, bet
4 m. Die Pfeiler waran aus Bruchsteinen hergestellt und die Ste
eiserne, eingebleite Klammem miteinander verbunden.
610 Der ägyptische König Nteho beginnt, unter Wiederaufnahme d
des Königs Ramses II., (s. 1250 v. Chr.) den Bau eines Schiffa]
von Bubastis am Nil nach Patumos am Arabischen Meerbusen,
infolge eines Orakelspruchs unvollendet bleibt, und erst hun<
später von dem Perserkönige Darius Hystaspis fortgesetzt wird.
600 Aus dem Jahre 600 v. Chr. sind uns die ersten wissenschaftUc]
nomischen Messungen am Himmel (Ortsbestimmungen von Gesi
halten, welche die Bakyloiiler ausgeführt haben.
— Zur Zeit des ersten japanischen Kaisers Jlmmu werden Massage
punktur bereits in Japan geübt.
— Phönizische Schiffer unternehmen im Auftrage des ägyptisch
Ntcho die erste geschichtlich beglaubigte Umschiffung Afrikas,
vom Arabischen Meerbusen absegeln und im dritten Jahre der H
die Säulen des Herakles zuriickkehren. Die phönizischen Sc
Zeit besitzen, wie aus einem Relief in Ninive hervorgeht, be
Rammsporn, der indes in Form eines eisenbeschlagenen Ball
Wasser aus dem Schiffskörper hervorragt.
— Als ältester römischer steinerner Brückenbau gilt der Poe
über den Tiber, welches Werk durch Tarqiilnliis Priseus errichtet
stimmte Nachrichten über die Beschaffenheit dieser Brücke 11
vor. (Vgl. 620 V. Chr. Ancus Marcius.)
694 Mon von Athen führt ein Mondjahr von 12 Monaten mit al
29 und 30 Tagen ein. Um eine Übereinstimmung dieses nui
umfassenden Jahres nüt dem Laufe der Sonne herbeizuführet
3 Jahre ein Monat zu 30 Tagen eingeschaltet. (Vgl. 540 v.
Stratos.)
— Selon erläßt ein Gesetz, demzufolge jeder Bürger nachweisen i
er zehn Klafter tief ohne Erfolg gegraben habe, um ein Anrecl
benutzung des Nachbarbrunnens zu haben. Das Geheimnis de
— a —
ooO T. Chn
grabens besitzt in Athen seit Alters ein bestimmtes Geschlecht der
„Bronnengräber'' (Pheorychoi),
590 Eine ans Kyrene stammende, jetzt im Cabinet des M^dailles zn Paris be-
findliche Schale zeigt den König ArktsUas von Eyrene, wie er auf einem
Schiffe im Hafen das Abwägen nnd Verfrachten von ,,Bilphium" beauf-
sichtigt. Obwohl das Süphium sowohl als Arzneimittel, wie auch als Ge-
würz und Gemüse in der Alten Welt eine ungemein wichtige Rolle spielte,
und die Kyrenenser jene Pflanze auf allen ihren Münzen abbildeten tmd
derselben den blühenden Wohlstand ihrer Stadt verdankten, ist bis jetzt
noch nicht ermittelt worden, welche Pflanze unter dem Silphium der Alten
zu verstehen ist.
— TanqoialM Priaciit legt eine Kanalisation zur Entwässerung der Stadt Rom
an, die durch Tarquinius Superbus vollendet wird. Durch dieses Kanal-
netz wird der sumpfige Boden Roms entwässert; gleichzeitig werden die
Abfallstoffe der Stadt durch die Cloaca maxima nach dem Tiber abgeführt.
585 Tliales von Milet findet einige elementare geometrische Sätze (gleichen
Seiten eines Dreiecks liegen gleiche Winkel gegenüber; Dreiecke sind be-
stimmt di^^h 1 Seite^und 2 Winkel; die Kreisfläche wird durch den Durch-
messer halbiert), und ermittelt die Höhe der Pyramiden aus deren Schatten.
^ Tlalit beschreibt zuerst im Abendlande die Eigenschaft gewisser Eisen-
erze, Eisenspäne und dünne Eisenstucke anzuziehen. Diese Eisenerze er-
halten, weil sie bei Magnesia in Lydien gefunden wurden, den Namen
Magnete. Die magnetische Kraft nennt er „Seele'% wie er überhaupt eine
von der Materie untrennbare Energie unter dem Namen „Seele*' annimmt.
— TiMriat gibt eine, indes nur auf Wahrscheinlichkeitsschlüssen beruhende Vor-
hersage der Sonnenfinsternis vom Jahre 685. (Nach neueren Berechnungen
fand diese Sonnenfinsternis am 28. Mai 585 statt.) Die wahre Ursache
der Sonnen- und Mondfinstemisse ist ihm unbekannt. Er faßt die Erde
als eine auf dem Ozean schwebende nmde Scheibe auf. Er bezeichnet
das Wasser als das Grundprinzip der Dinge.
580 Der Schifbanker, nach Plinius eine Erfindung des Tyrrheners Eupalamus,
war ursprünglich einarmig. Nach Strabo (lib. VII) soll der Skythe Ana-
clMnlt um 580 V. Chr. den zweiarmigen Anker erfunden haben.
570 Nafeakaiwmmir II., König von Babylon (der biblische Nebukadnezar), führt
die erste Stromkorrektion aus, indem er durch den 600 km langen Kanal
Pallakopas die Sumpfgebiete an^der Euphratmündung entwässert.
— Natakoiwraiur II. veranlaßt die Wiedereinführung der Gewichtsnorm des
Königs Dungi. (S. 2650 v. Chr.) — Inschrift auf einem Steingewichte im
Betrage der schweren babylonischen Mine zu 982,4 g.
560 Der Baumeister Oiitrsiplirwi von Knosos auf Kreta bewirkt beim Bau des
Artemistempels zu Ephesos die Fortschaffung schwerer steinerner Säulen
dergestalt, daß er in den beiden Endflächen jeder Säule eine eiserne Achse
durch Bleiverguß befestigt, einen viereckigen, mit entsprechenden Achs-
lagern versehenen Holzrahmen herumlegt, und die Säule nach Art ^einer
Chausseewalze durch Fortrollen zum Bauplatze befördert. (S. Vitruvius
„De architectura". Lib. X.)
560—529 Kyroa verbindet alle wichtigen Grenzorte seines Reiches mit Susa
durch Meldereiter.
550 M9fo von Karthago, von Columella der Vater der Agrikultur genannt,
schreibt 28 Bücher über Landwirtschaft, die nach der Eroberung von
Karthago (146 v. Chr.) der römische Senat ihrer Wichtigkeit wegen in die
lateinische Sprache übersetzen läßt.
— Zur Zeit des MafD verstehen sich die Karthager bereits auf die Bereitung
besonders feiner Weine durch Benutzung des „Ausbruchs". Das Ver-
— 7 —
550 r. Chr.
fahren wird später vergessen; der Tokajer Ausbruch wird zuerst i. J. 1560
erwähnt.
650 Wstagmsi, des Cbersiphron Sohn» verbessert die Transportmethode seines
Vaters (s. 560 v. Chr.) zur Fortschaffung schwerer Balken in der Weise,
daß er in den Himflaohen der Stämme eiserne Zapfen befestigt, und an
diesen 12 Fuß hohe Räder derart anbringt, daß der fortzuschleppende
Balken gewissermaßen die Achse eines Räderpaares darstellt. Um das
Ganze wird ein viereckiger Rahmen gelegt, vor den Zugochsen gespannt
werden. (S. Vitruvius „De architectura'*. Lib. X.)
— Phokot von Samos schreibt ein Lehrgedicht „SchüIsastronomie'S worin den
Schiffern die wichtigsten Sternbilder geschildert werden. Statt des großen
Bären wird der kleine als Orientierung nach Norden empfohlen.
547 AnaxlinaiMlrM von Milet schreibt das erste philosophische Buch der griechi-
schen Literatur. Er leitet darin alles aus dem Univeisalprinzip des „Un-
endlichen" ab, aus dem das Individuelle in beständiger Emanation entsteht
und wohin es zurückkehrt. Er lehrt zuerst die Koexistenz unendlich vieler
Welten. Er ist der Begründer der astronomischen Sphären theorie und
lehrt die Eonstanz der Bewegung. Er wird als Erfinder des Erdglobus
bezeichnet.
— Anaxlmaii^rat entwirft die erste Erdkarte und stellt in Sparta einen Gnomon
(Sonnenuhr) auf.
— Anajfibiiiros spricht klar aus, daß die Menschen von tierähnlichen Vor-
fahren abstammen und legt damit den Keim zur Deszendenzlehre.
540 KItottratM von Tenedos verbessert das von Selon (s. 594 v. Chr.) ein-
geführte Mondjahr durch die „Oktaeteris'S einen achtjährigen Zyklus,
in welchem jedesmal das 3., 5. und 8. Jahr einen Schaltmonat von 30 Tagen
erhält. Durch Eudoxos und Eratosthenes noch abgeändert, wird diese
Zeitrechnung durch Meton's Enneadekaeteris (s. 432 v. Chr.) verdrängt.
[ 532 Eiipallnot von Megara stellt für die von ihm erbaute Wasserleitung der
Stadt Samos einen Tunnel von 1000 Meter Länge her, indem er von beiden
Seiten nach genauem Nivellement den Durchstich beginnt und in dem so
hergestellten Tunnel einen Graben anlegt, durch den das QueUwasser der
Quelle Leukothea den Leitungsröhren zufließt. Dieser Tunnelbau ist eine
der kühnsten technischen Schöpfungen des Altertums.
— PythUgorat von Samos bezeichnet die Zahl als das Prinzip der Dinge. Er
stellt die Hauptsätze der mathematischen Zahlentheorie auf, kennt die
Primzahlen, bildet den Begriff der mathematischen Reihe aus, unterscheidet
arithmetische, geometrische und harmonische Proportionen und legt den
Grund zur Theorie der Vieleckszahlen. Die an das rechtwinklige Dreieck
mit den Seiten 3, 4 und 5 geknüpfte, von altersher bekannte Tatsache,
daß 3^ -|- ^' = ^' is^» führt ihn zur Aufstellung des nach ihm benannten,
aber bereits in Indien und wahrscheinlich vorher schon in Babylon bekannten
Lehrsatzes, und weiterhin zur Entdeckung des Irrationalen. — Es ist zu
beachten, daß Pythagoras selbst nichts geschrieben hat. Es bleibt daher
eine offene Frage, inwieweit die seinen Namen tragenden Lehren von ihm
selbst, oder aber von seinen Nachfolgern, den Pythagoraeem, herrühren. —
Vgl. auch 410 V. Chr. Theodoros.
— PythUgorat scheint sich die Erde als eine Kugel, die sich gleich der Sonne,
dem Mond und den Planeten um ein Zentralfeuer drehe, zu denken. Er
soll zuerst erkannt haben, daß der Abends tem (Hesperos) mit dem Morgen-
stern (Phosphoros) identisch ist.
— Pythiqiorat rühmt bereits die Heilkraft des Anis, der mehrfach auch in
den hippokratischen Schriften erwähnt wird. Nach dem Abendland kommt
der Anis erst 1551.
— 8 —
490 Y. Chr,
von Samos erfindet angeblich die Bleiwage, das Winkelmaß, die
Drehbank und den Schlüssel. Bei dem Tempelbau in Ephesos verwendet
er Holzkohle, um den Boden auszutrocknen. Auch soll er den Erzguß,
den die Ägypter in uralter Zeit bereits kannten, in Griechenland zuerst
geübt haben.
— TbtNtTM von Samos übt zuerst die Kunst des Schneidens (Schleifens) der
Edelsteine. Indes beschränkt sich die Edelsteinschleiferei zu jener Zeit
ledi^oh auf das Bearbeiten und Glätten der natürlichen Flächen der
Steine. (Vgl. 1456, Berquem.)
530 WaiirfMimi, Schüler des Anaximandros, lehrt, daß der Mond sein Licht von
der Sonne habe.
— KItottratM von Tenedos stellt Beobachtungen über die Sonnenwende an,
indem er die Schatten des Idagebirges beobachtet. Sein Lehrgedicht
„Astrologie" gibt Einzelheiton über die Stemphasen des Zodiakus (Skor-
pion, Widder, Schütze, Böcke).
522 PtitlMitt, Sohn eines knidischen Tempelarztes, begründet in Kroton die
erste Ärzteschule auf wissenschaftlicher Grundlage.
520 H«kalMM von Milet bereist einen großen Teil der bekannten Welt von
Hispanien bis Indien und von der Donau bis zimi Nil und legt die Er-
gebnisse seiner Reisen in der jetzt nur noch in Bruchstücken vorhandenen,
Ton Herodot viel benutzten Erdbeschreibung nieder, der auch eine s. Z.
berühmte Erdkarte beigegeben war.
— Der griechische Geograph Skylax von Karyanda in Earien unternimmt im
Auftrage des Darius Hystaspis eine Entdeckungsreise von der Mündung
des Indus bis in das Innere des Arabischen Meerbusens und legt seine Er-
fahrungen und Beobachtungen in einem „Periplus" nieder. (Der unter
seinem Namen erhaltene Periplus des Mittel meers stammt nicht von
ihm, sondern aus einer späteren Zeit.)
^ XHMphaatt von Kolophon führt die versteinerten Überreste von Seetieren
auf Bergen, die Abdrücke von Lorbeerblättern in dem Grestein von
Paroe u. dgl. als Beweis dafür an, daß das Festland periodischen Über-
flatnngen unterworfen s^
513 Die erste bekannte Schiffbrücke läßt auf seinem Eroberungszuge gegen
die Skythen Darius I. von Persien durch den Baumeister Mandrokkis von
Samo« über den Bosporus schlagen. Wie die bei seinem Zuge gegen die
Griechen von Xerxes 480 v. Chr. über den Hellespont geschlagenen Brücken,
besteht diese Brücke aus einzelnen Schiffen, die beiderseits verankert sind.
Über sämtliche Schiffe sind Taue von Flachs und Byssus gespannt, die
den dopp^ten Bohlenbelag tragen. Zum Durchfahren bleiben Lücken
zwischen den Schiffen offen.
509 Der Dichter TbMgnlt von Megara erwähnt zuerst die Verwendung des
Probiersteins zur Prüfung des Goldes.
500 Im „Ayur Veda" des indischen Arztes Sii^uta wird der Magnet als ein Mittel
gepriesen, um eine eiserne Pfeilspitze auszuziehen. Besonders wirksam ist
der Magnet, wenn der Pfeil gerade und nicht zu fest im Fleisch ein-
gebettet ist.
— * Si^nrts gibt die erste bekannte Anweisung, die ganz oder teilweise zer-
störte Nase durch Einheilen eines Hautlappens aus der Wange wieder
herzustellen,
4d0 ItankWM von Ephesos stellt den Satz auf: Alles Irdische fließt, und nichts
beharrt; alles aber wird geregelt durch das ewige Naturgesetz (Logos),
das Weitentstehimg imd Weltuntergang im Großen und Kleinen ordnet.
Als Urmaterie betrachtet er das Ätherfeuer,
erwähnt zuerst die Krempelwalze.
— 9 —
486 V. Chr,
486 — 465 XarxM bedient sich zur Verbindung Persiens mit Grieohenlanc
weite voneinander aufgestellter Sklaven, welche sich der Reihe
zu befördernden Nachrichten zurufen, wobei diese dreißigmal
ihr Ziel erreichen als bei der Beförderung durch Boten.
480 AlkniMOii von Eroton begründet die wissenschaftliche Embryol
Hygiene.
— Alkmaton findet, daß jede Empfindung des Körpers durch dai
vermittelt und die Bewegung der Glieder vom Gehirn geleitet ^
ist der erste Arzt, der Sektionen zu wissenschaftlichen Zwecken v*
So findet er Gänge, die vom Gehirn zu den Augen führen (Sehne
unterscheidet die verschiedenen H&ute des Auges. Erste Th«
Sinneswahmehmungen (Gresicht, Gehör, Geschmack).
— ParmenMet von Elea behauptet die Abhängigkeit des Denkens
warmen oder kalten Körperbeschaffenheit. Von ihm stammt
teilung der Erde in fünf Zonen« die heiße, die zwei gemäßigten
zwei kalten Zonen.
470 Ltuklppot von Milet erfindet die von Demokritos von Abdera um 41
ausgebildete Atomistik. (Prinzipien, qualitätslose Atome tmd
Mechanische Welterklärung. Entstehung der unzähligen Welt<
Wirbelbewegung. Entstehung der Wahrnehmung durch meohani
wirkimg dünner, von den Objekten abgelöster Häutchen. Sek\m<
stehung der Qualitäten).
464 Aiuuuiforat von Klazomenae entwickelt die Elemente der Perspek
zwar, wie Vitruvius berichtet, unter Bezug auf die Bühnendck
einer Schaubühne, die der Baumeister Agatharohos zur Auffüh
Dramen des Aeschylos in Athen hergerichtet hatte.
460 Anaxagorat gibt zuerst die richtige Erklärung der Kilsch welle (S
der Schneeberge in Äthiopien), die bereits der Dichter Aesohylo
„Hikeliden" kennt.
— Anaxacorai unterscheidet Kraft (Geist) und Stoff. Die Gestirne sind
aus der Erdregion durch die zentrifugale Kraft der Weltbilde
wegung an die Peripherie versetzte Erdmassen, die durch den Vi
glühend werden. Veranlassimg zu dieser Hypothese gibt der Me
fall von Aegospotamoi (468 v. Chr.).
— Aiiaxagorat erkennt in dem Gesicht des Mondes Ebenen, B
Schluchten eines unserer Erde entsprechenden Himmelskörpers.
— Der Mathematiker Otnopidtt von Chios stellt einen Zyklus von
auf, um Sonnen jähr und Mondlauf auszugleichen.
458 AesehylM erwähnt in seinem „Agamemnon" den (zu seiner Zei
sischen Reich üblichen) Feuertelegraphen (Angaron), der den F
von Insel zu Insel nach Argos gemeldet habe.
450 Empedoklet von AkragaA stellt die Sätze auf: Es gibt keine E
aus nichts und kein Vergehen in nichts, sondern nur eine Umw
der vier ewigen Elemente (Feuer, Luft, Wasser, Erde) unter d
selnden Einfluß der polaren Kräfte Liebe und Haß (Anziehung, AI
— Empedoklet erwähnt zuerst die in Griechenland bei Gerichtsverhi
zur Abmessung bestimmter Stundenfristen übliche Klepsydra (W
— EmptdoklM ist der erste methodische Beobachter der vulkanie
Bcheinungen Siziliens. Er nimmt eine feuerfiüssige Beschaffe]
Erdinnem an und erklärt damit die Vulkane und die heißen Qu
deutet die auf SizUien vorkommenden Knochen großer fossiler l
als Reste eines ausgestorbenen Gigantengeschlechts.
— Htrociot von Halikarnassos unternimmt große Reisen nach St
^Olbia), Griechenland, Kyrene, Unteritalien, Ägypten, Paläs
— 10 —
488 ▼, Chn
Pergien (bis Susa). Zurückgekehrt legt er die Ergebnisse seiner For-
schungen in neun Büchern nieder, welche die politische und die Kultur-
geschichte zusammenfassen und namentlich der geographischen Beschrei-
bung großen Raum gewähren.
450 llOTiPt erwähnt in unzweifelhafter Weise die Butter, die bei den Skythen
durch starkes Schütteln der Pferdemilch und Absonderung dessen, was
sich oben abscheide, gewonnen werde. Daß die Skythen auch die Berei-
tung von Käse verstanden, wird von Hippokrates von Kos berichtet.
Auch spricht Herodot bereits von einer sechzigblättrigen Rose, womit
ohne Zweifel die gefüllte Zentifolie gemeint ist. Die Darstellung des
Rosenöls, der Rosenpastillen, des Rosenhonigs, eines Rosenextraktes usw.
wird von Dioskorides beschrieben.
— Htrod9t beschreibt das Einbalsamierungsverfahren der Ägypter, die nach dem
Herausnehmen de« Gehirns und der Ausräumung der Bauchhöhle Palm-
wein und Spezereien in die Leibeshöhlen schütteten, dieselben mit Myrrhen,
Cassia und sonstigen wohlriechenden Substanzen füllten und den Körper
70 Tage lang in Natron legten. Die so präparierte Leiche wurde in
ByssuBstreifen eingewickelt, die durch Gummieren fest verbunden wurden.
Von den Äthiopiern berichtet er, daß sie die Körper der Gestorbenen aus-
trocknen ließen, mit einem Gipsüberzuge versahen und bemalten.
— Die karthagischen Feldherm Hlmllko und Hanno machen Entdeckungs-
fahrten, jener bis an die englischen Zinninseln, Hanno bis nach Sene-
gambien und der Guineaküste (Kap Palmas f).
— KleoxMM» und Domoklltot erfinden einen optischen Buchstabentelegraphen,
indem sie das Alphabet auf fünf Tafeln zu je fünf Buchstaben verteilen
und durch Fackelzeichen (Sichtbarmachen von 1 bis 5 Fackeln) jedesmal
zuerst die betreffende Tafel und alsdann den betreffenden Buchstaben
kennzeichnen. (Polybios X, 45.) Dieser Buchstabentelegraph wird noch im
3. Jahrhundert n. Chr. angewendet.
444 DtafSlM der Eherne soll zuerst den Gebrauch von Kupfermünzen veran-
laßt haben.
— EnryphMi« ältester wissenschaftlicher Arzt der kölschen Schule, erklärt die
Krankheit aus Überfüllung des Magens.
— Harotfkot von Selymbria verbindet Gymnastik und Heilkunde zur 7ar^a^<jr-
Tix>7 (Heilgymnastik). Er verordnet grundsätzlich ermüdende Spaziergänge
und stellt das Prinzip auf, daß die Nahrun gszufuhr in der körperlichen
Arbeit ihr Cregengewicht finden müsse.
— Htradol erwähnt bereits das Vorkommen und die Gewinnung von Bitu-
men (verdicktes Erdöl, Asphalt) im Is, einem Nebenflusse des Euphrat.
Auch gibt Herodot Nachrichten über die vermutlich von Darius organi-
sierte persische Reichspost (Angareion).
— Herod«t erwähnt zuerst das in Ägypten und Griechenland übliche
Rechnen auf dem Rechenbrett (Abakos), das bei dem Mangel eines dezi-
mal geordneten Ziffemsystems die Addition und Subtraktion erleichtert
und in China seit den ältesten Zeiten (s. 2630 v. Chr. Hwang-ti) in Ge-
brauch war.
438 PfeMlai verwendet nach Plutarch bei der Herstellung des chryselephantinen
Zeusbildes Arbeiter, die das Elfenbein zu erweichen und zu strecken
verstanden hätten. An einer anderen Stelle behauptet Plutarch, dies sei
mit Bier geschehen. Seneca nennt als Erfinder des Verfahrens Demokrit.
Vermutlich ist alles Fabel, wie der entsprechende antike Glaube, der
Diamant lasse sich durch Bocksblut erweichen, und die gleichfalls
Demokrit zugeschriebene Kunst der Färbung der Edelsteine.
— U —
482 T, Cht.
432 Der Athener Mttwi schlägt für die Zeitbereohnungen den nach ihm be-
nannten Zyklus Ton 19 Mondjahren (Enneadekaeteris) vor, der 12 gemeine
Jahre zu 12 Monaten und 7 Schaltjahre zu 13 Monaten umfaßt, so daß
im Mittel ein Jahr = 365,263 Tage ist (s. 540 v. Chr. Eleostratos).
430 HIppokrattt von Chios gibt die nach ihm benannte Konstruktion der
„Lunulae Hippokratis'* an, durch die er, freilich irrtümlich, das Problem
der Quadratur des Kreises für gelöst ansieht. Er führt da« delische Problem
der Würfelverdoppelung auf die planimetrische Forderung zurück: zwischen
zwei gegebenen Strecken zwei mittlere Proportionale einzuschalten. Er
schreibt das erste griechische Lehrbuch über die Elemente der Mathematik.
— Der Bildhauer KalllmaehM soll nach Plinius den Marmorbohrer erfunden
haben.
•— Nach dem Berichte des Pausanias (^EWxdos Jtsgiijyi^aigJ bringt der Bildhauer
KalllmaehM an dem Standbilde der Athene auf der Akropolis von Athen
eine goldene, mit öl gespeiste Laterne an, deren Docht aus unverbrenn-
lichem karpasischem Steinflachs, das ist Asbest, hergestellt war. (Vgl.
auch 77 Plinius, welcher den Asbest gleichfalls für eine Pflanze hält.)
424 Der griechische Geschichtsschreiber Thukyilldtt berichtet (IV, 100), daß sieh
im Jahre 424 v. Chr. die Böotier vor Delion des Feuers als AngrifiTs-
mittel in folgender Weise bedienten: Am vorderen Ende eines durch
eiserne Reifen zusammengehaltenen Holzrohrs war ein Gefäß mit brennen-
dem Pech und Schwefel angebracht, am hinteren Ende arbeiteten große
Blasebälge, deren Luftstrom das Feuer als starke Stichflamme gegen das
Angriffsziel trieb. — Übrigens reicht die Kenntnis derartiger Feuerwerks-
künste im Altertum, namentlich bei den Chinesen, noch viel weiter zurück.
Doch ist die oft versuchte Deutung als „Pulvergeschütze" eine irrige.
423 Der Lustspieldichter ArlstophaiMS von Athen erwähnt in seiner Komödie
f,N€(piXai** (2. Akt) das Brennglas (Brennkrystall) und seine Verwendbarkeit
zum Feueranzünden. Doch geht aus dem Zusammenhange hervor, daß
es sich dabei nicht um eine damals allgemein bekannte Tatsache handelte.
420 Demokrltot von Abdera pflichtet der Lehre des Empedokles (s. 450 v. Chr.)
von der ünzerstörbarkeit der Materie bei und erklärt, alle Veränderung
sei nur Verbindung oder Trennung der unteilbaren Elemente der Materie,
der Atome, die nur der Gestalt imd Größe, nicht aber dem Stoff na<^h
verschieden seien.
— Dtmokrltot wird der Überlieferung nach als Erfinder des Gewölbebaus be-
zeichnet. Tatsächlich zeigt der altgriechische Mauerbau vor Demokritos
keine Gewölbe, und es wurden die Maueröffnungen lediglich durch Über-
kragen der einzelnen Steinschichten geschlossen. Doch muß neueren
Forschimgen zufolge die erste Anwendung der Gewölbe den Etruskern
zugeschrieben werden, und auch die altbabylonischen Bauwerke enthalten
Gewölbe.
— Hlppias von Elis findet die erste, von der Kreislinie verschiedene, nach
Entstehung und Eigenschaften mathematisch genau bestimmte krumme
Linie. Dieselbe wird später von Dinostratos zur Quadratur des Kreis 3s
verwendet, und erhält daher den Namen Quadratrix.
— Hlppokrate von Kos begründet die wissenschaftliche Heilkunde. Er ist
der hervorragendste Arzt der koischen Schule und überragt an Schärfe
der Beobachtung alle Ärzte des Altertums; auch ist er ein ausgezeichneter
Chirurg. Die wichtigsten imd in ihrer Echtheit am besten verbürgten
feiner Schriften sind: die Aphorismen über Prognose und Therapie; die
Abhandlimg über Klima, Wasser und Bodenbeschaffenheit und deren Ein-
fluß auf die Bewohnerschaft; ein Leitfaden der medizinischen Geographie;
die Bücher über Epidemien, über Diät und über Kopfwunden.
I
— 12 —
400 T, Chr.
420 Hlppofcrattt von Eos schreibt die erste Abhandlung über die Trepanation,
die übrigens schon in der ältesten Steinzeit geübt wurde, und gibt genaue
Grundsätze für die Ausführung dieser Operation, die zum Teil heute noch
zutrefFend sind.
— HIpptkraiM von Eos kennt das auch schon von den alten iigyptern in
der Malerei verwendete Gummi arabicum (ägypt. Eami, griech. Kommi),
und benutzt es als Heilmittel. Auch Herodot erwähnt das Gummi
arabicum als einen Bestandteil der Schreibflüssigkeit (Tinte).
— PMItlatt« ein Pythagoraeer aus Kroton, stellt ein Weltsystem von
10 Körpern auf: Fixstemsphäre, Sonne, Mond, 5 Planeten, Erde. Gegen-
erde. Der ruhende Mittelpunkt dieses beständig kreisenden Systems ist
das Zentralfeuer. Die Reihenfolge der Elemente ist: Äther, Feuer, Luft,
Wasser, Erde.
410 Der Pythagoraeer Thsodoros von Kyrene weist darauf hin, daß die Quadrat-
wurzeln aus den Zahlen 3, 5, 7, 11 usw. durch keinen Zahlenwert genau
angebbar {„aXayoy**, nicht aussprechbar) seien, womit zuerst der Begrül des
„IrrationtJen*' in der Mathematik auftritt. Doch hat möglicherweise
schon Pythagoras selbst diesen Begriff gekannt. (S. 532 v. Chr. Pythagoras.)
400 Die Pythagoraeer Hlkstas und Ekphantot aus Syrakus lehren die Achsen-
drehnng der Erde, Ekphantos unter Annahme einer Drehung von West
nach Ost. (Vgl. Heraklides Pontikos 350 v. Chr.)
— NIppolaralM von Eos lehrt die Blutstillimg durch Eompression und durch
styptisehe Mittel, wie Alaun, Myrrhe usw. Er unterscheidet in bezug auf
die Wandheüung die Vereinigung der Wunden durch einfache Verklebung
von jener, welche sich durch eine neu entstehende Zwischen Substanz er-
gibt. Gegeti Verbrennungen empfiehlt er teils zusammenziehende, teils
erweichende Mittel. Er ist Erfinder des wissenschaftlichen Heilverbandes,
und empfiehlt einen Schienen verband, der locker befestigt ist, damit das
Glied nüien kann, ohne gedrückt zu werden.
— HIppoknrtH von Eos hat betreffs der Affektionen der Haut die Auffassung,
daß dieselben nur Ablagerungen von Erankheitsprodukten auf der äußeren
OberfläGhe seien, die ihren eigentlichen Urspnmg inneren Zuständen, einer
krankhaften Veränderung der Säfte verdankten. Er kennt die Erank-
heitserscheinungen der Skrofulöse und insbesondere auch die Tumoren der
skrofulösen Drüsen.
— Hlpptkrallt von Eos kennt die angeborenen Luxationen und rechnet die
Elumpfüße zu ihnen. Er bewirkt die Geraderichtung mit den Händen
und befestigt den Fuß in der erhaltenen Stellung durch einen erhärtenden
Verband. Die Rückgrats Verkrümmungen benennt er als Eyphosis, Lordosis
und Skoliosis. Er ist ein eifriger Anhänger der Massage und macht An-
gaben darüber, wo und wie man sich des Beibens bedienen müsse.
— Hlpptkrallt von Eos und seine Schüler, insbesondere Thessalos und Drako,
kennen die Behandlung des Nasenpolypen sowohl durch Ausbrennen als
auch durch Abbinden, und seine weitere Behandlung mit Ätzmitteln.
— NipptkralM von Eos kennt bereits die vielerlei Stönmgen der Funktionen
des Getamtorganismus durch Zahn- und Zahnfleischleiden. Um seine
Zeit kennt man auch bereits die Befestigung der Zähne mit Golddraht,
wie beispielsweise auch das römische Zwölftafelgesetz (449 v. Chr.) eine
Bestimmung enthält, die das Begraben mit goldenen Gegenständen ver-
bietet» das Gold in den Zähnen aber ausdrücklich von dieser Bestimmung
ausnimmt.
*- NipptkralM von Eos beschreibt den äußern Gehörgang und das Trommel-
fell, kennt die akute und chronische Mittelohreiterung, ihre Eompli-
kationen und Gefahren und spricht von den häufig vorkommenden Ver-
— 13 —
400 T. Chr.
letzungen der Ohrmuschel und von der Knorpelfraktur, für deren Behand-
lung er Vorschriften gibt.
400 Ktetlas von Knidos liefert eine geographische Beschreibung Indiens, be-
sonders seiner Tier- und Pflanienwelt.
— KtMias erwähnt zuerst das Vorkommen von Erdgas in Karamanien. Dies
Gas lieferte seinerzeit den Feueranbetern die ewigen Feuer und wurde
schon früh als Heizmaterial für den Hausgebrauch angewendet.
— Der chinesische Schriftsteller Ltlh-tse erwähnt in seinen Schriften; lä^
Stahl entstehe, wenn Schmiedeeisen in flüssiges Gußeisen eingetaucnt
werde. (S. a. 1722.)
398 TlmottiMt führt die elfsaitige Harfe in Griechenland ein. (S. 3000
V. Chr.)
390 Arehytas von Tarent behandelt die Mechanik mathematisch. £r unter-
scheidet arithmetische, geometrische und harmonische Proportionen und
löst das delische Problem durch die Methode der Halbzylinder. Er stellt
« das erste System der Akustik auf, wobei er auf die Abhängigkeit der
Tonhöhe von der Schwingungszahl hinweist, und erklärt die ungleiche
j Bewegung der Gestirne aus dem Widerstände der Luft. Arehytas wird
von Aulus Gellius als Erfinder des Drachens (von Gellius „fliegende
Taube" genannt) bezeichnet.
— Wie Plutarch (in „Vita Camilli") berichtet, entsendet der römische Heer-
^ führer Marcus Furius Camllliis den Pontius Cominius als Kundschafter auf
das von den Galliern belagerte römische Kapitol, wobei Cominius zum
Durchschwimmen des Tiber Korkstücke unter seiner Kleidung anbringt.
Es ist dies die erste Erwähnung einer Art von Kork-Schwimmweste.
387 Marcus Furius Camllliis führt statt des bisher üblichen ledernen oder
ehernen Helms den eisernen ein.
— Plato findet die analytische Methode der Geometrie und gibt durch seine
\. Lösung des delischen Problems der Würfelverdoppelung das erste Beispiel
der Bewegungsgeometrie. Er gibt die regulären Polyeder an.
— Plato unterscheidet leichtflüssige und schwerflüssige Fluida und teilt die
Luft der ersteren Gattung zu. Sie könne sich in Nebel und Wolken ver-
wandeln und man müsse annehmen, daß die Elementarteilchen, aus denen
jeder Grundstoff bestehe, bei einem solchen Verwandlungsakt auseinander-
fallen und sich neu gruppieren.
— Plato erwähnt zuerst den Diamanten als einen bei der Goldscheidung aus-
krystallisierenden Körper von großer Festigkeit.
381 Eudoxot von Knidos setzt an die Stelle von Meton's neunzehnjährigem
Zyklus (s. 432 v. Chr.) einen achtjährigen Scl^altzyklus.
378 Phlllppot von Mende in Ägypten, ein Schüler Piatos, soll den Satz ge-
funden haben, daß der Außenwinkel eines Dreiecks gleich ist der Summe
der beiden gegenüberliegenden Dreieckswinkel.
370 DIokiM von Karystos, „der zweite Hippokrates'% verfaßt ein mediziniaohet
Kräuterbuch (vgl. 2700 v. Chr.), schreibt eine berühmte Diätetik und
fördert auf Grund von Tiersektionen die Kenntnis der Embryologie. Nach
Empedokles sind die vier Elemente des Körpers und die davon abge-
leiteten Gegensätze Kalt — Warm Ursache der Krankheiten. Diesen
vier Elementen entsprechen bei Diokles vier Säfte: Blut, Schleim, gelb«
und schwarze GaUe (Humoralpathologie).
— Xonophon von Athen gibt in seiner Schrift „Von der Reitkunst" an, daB
man das Alter der Pferde an ihren Zähnen erkennen kann.
368 Eudoxot von Knidos gibt mit seinem System der 27 homozentrischen
(d. h. konzentrischen) Sphären eine geistreiche Erklärung der Bewegung
der Himmelskörper. Seine Lehre, durch Kalippos von Kyzikos — 33 himm-
— 14 —
880 V. Chr.
tische Hohlkugelsph&ren — und Aristoteles — 47 Sphären — weiter aus-
gebildet, ist in dem astronomischen Gedichte des Arato<3: ,,0aiv6fisva xcU
dtoafjfisia^* niedergelegt. (Erhalten in einem Kommentar des Hipparchos.)
S58 Eaiwos von Enidos bildet die Lehre von den Proportionen wissenschaft-
lich aus, begründet die Ähnlichkeitslehre, wendet zur Erklärung der
Planetenbewegungen die Hippopede (Pferdefessel), eine sphärische Lemnis-
kate an und gibt der Exhaustionsmethode ihre wissenschaftliche Vollendung.
Er schreibt das älteste Lehrbuch der Stereometrie.
360 Der griechische Militärschriftsteller AaneM der Taktiker gibt in seinem
Werke über Städtebelagerung eine Geheimschrift an, bei welcher ein
mehrfach durchlochtes Brett verwendet wird, dessen Locher — nach Ver-
abredimg — die Bedeutung der einzelnen Buchstaben des Alphabets
haben. Durch die Löcher wird in der Beihenfolge der zu übermittelnden
Buchstaben ein Faden gezogen. (S. Alvslov noXioQxrfxixov vjt6fivrjfjia. XXXI.)
— VgL auch den in Sparta zu Lysanders Zeit gebräuchlichen, von Plutarch
(Lysandros 19) erwähnten Geheimbriefstab (Skytale).
— Aüieat der Taktiker beschreibt einen Brandsatz aus Pech, Schwefel, Werg,
Weihrauch und Eienspänen, der in Feuertöpfen als Wurfgeschoß zur
Verwendung kommt. Auch schildert er mörserkeulenartige Brand Werk-
zeuge, die auf die Sturmdächer der Belagerer geworfen werden.
— ÄMieat der Taktiker stellt einen optisch- hydraulischen Telegraphen her,
indem er an den beiden zu verbindenden Stationen gleichgroße, mit
Ablaßhähnen versehene ^Wassergefäße aufstellt. Mit einer Fackel wird
das Zeichen zum Offnen und Wiederschließen der Hähne gegeben, und
dabei der Wasserspiegel bis zu bestimmten Marken gesenkt, welche ge-
wisse, vorher vereinbarte Nachrichten bedeuten. (S. den bei Polybios X, 44
enthaltenen Auszug aus Aeneas verlorenem Werke „Von der Belagerungs-
kunst" und 1796 Bramah.)
352 Die Architekten Satyrot und Pythb verwenden bei dem Grabmal des
Königs Mausolos in Halikamassos Marmorplatten, die augenscheinlich mit
einem sägeartigen Werkzeug geschnitten sind. Plinius bemerkt dazu, daß
es sich hierbei um Steinsägen gehandelt habe, welche durch Schleifen mit
scharfem Sande ihre Wirkung ausübten, so daß demnach hier die Urform
der noch jetzt in Gebrauch befindlichen „Schwertsägen" vorläge.
350 Mstoxtnm von Tarent wird mit seiner Schrift „Elemente der Harmonie"
epochemachend für die wissenschaftliche Behandlung der Musik, indem er
die bis dahin allgemein angenommene, auf bloße Zahlenverhältnisse ge-
gründete Theorie der Pythagoraeer verläßt und die Gehörsempfindungen
geltend zu machen sucht.
— HmMMM Pontikos hält ein heliozentrisches Planetensystem für möglich,
in welchem Merkur und Venus die Sonne umkreisen. (Vgl. auch Tycho
Brahe.) Seine Lichttheorie ist der erste Keim der ündulationstheorie.
— Der griechische Maler Ptuslas von Sikyon bildet die schon von seinem
Lehrer PampMlos geübte Wachsmalerei, und zwar in ihrer Abart als
Enkaustik, in hervorragender Weise aus, indem er farbiges Wachs mit
Hilfe glühender Stifte auf hölzerne Tafeln oder gebrannte Tonplatten
aufträgt. (S. Plinius „Historia naturalis." Lib. XXXV. — Vgl. auch 1887 P.)
340 MiMMChmas wird bei dem Versuch, den Würfel zu verdoppeln, d. h. das
ddische Problem zu lösen, auf die Kegelschnitte geführt.
335 Pnoagorai von Kos kennt bereits die Brucheinklemmung (Ileus) und empfiehlt
dabei die Laparotomie und Enterotomie.
330 iUMaeas behandelt zuerst zusammenfassend die Elemente der Kegel-
schnitte. (Vgl. 340 V. Chr. Menaechmos.)
— 15 —
880 Y. Cht.
330 AristottiM von Stagira, der bedeutendste Naturforscher des alten <
lands, legt die Ergebnisse seiner Forschungen in zahlreichen
(Auscultatio physica; De generatione et corruptione; De ooelo;
logica; De anima; Historia animalium u. a.) nieder. £r schi
zuerst von Empedokles angenommenen vier Elementen die 1
Qualitäten zu: Feuer trocken imd warm, Luft warm und feucht
feucht und kalt, Erde kalt imd trocken. Er stellt die Lehre
Wandelbarkeit der Elemente ineinander durch zunehmendes \
der zweien von ihnen gemeinsamen Eigenschaft — Wasser fe
kalt in Luft feucht und warm — auf,
— AristottiM nimmt nach dem Vorgang des Philolaos die ExiBtenz di
äthers (Quinta essen tia) an. Er führt zum ersten Male als B
die Kugelgestalt der Erde den Umstand an, daß bei Mondfini
der Schatten der Erde immer kreisförmig ist, da der einzige Kc
in allen Lagen einen kreisförmigen Schatten wirft, die Kugel sei
— Arlstottiti veranschaulicht in seinen „Afi7;tavixa jtgoßXi^fiaxa** seine
durch Zeichnungen und verwendet zu kurzer Bezeichnung vo
matischen Größen gelegentlich auch Buchstaben.
— Ariitoteltt stellt zuerst die später nach Mariotte benannte Hypot
daß alle Wasser in der Erde meteorischen Ursprungs seien, <
Hegen die Erde völlig trocken sein würde und daß das Was
unaufhörlichen Kreislauf ausführe. Er erwähnt, daß destillierl
Wasser (ebenso Wein u. dgl.) nur reines Wasser als Niederschla
Er kennt die Natur des Taus und des Nordlichts und die Tei
abnähme in der Höhe.
— Aristoteles lehrt, daß die Luft den Schall vermittelnd in das C
und daß der Schall bei Nacht besser als bei Tage und im Wini
als im Sommer gehört wird. Er weiß, daß freifallende Körpei
schleunigter Geschwindigkeit fallen, und spricht von der Erwäri
Pfeilgeschosse durch die Reibung der Luft.
— Aristoteltt erklärt die Empfindung des Sehens als eine Erschütter
Bewegung des Mittels zwischen dem Gesicht imd dem gesehene
Stande. Der „Versuch des Aristoteles" zeigt eine Täuschung i
Sinns : Wenn eine kleine Kugel mit zwei gekreuzten Fingern betai
so hat man das Gefühl von zwei Kugeln.
— Aristoteles macht sich zuerst eine wissenschaftliche Vorstellung
Schmelzvorgang und kennt die Verschiedenheit der Schmelzpimk
ner Metalle. Er erwähnt das Verfahren, Eisen aus den Erzen dui
mals wiederholte Schmelzung reiner darzustellen und zuletzt in
verwandeln. Er erwähnt ferner zuerst das Quecksilber (aus
Süber).
-r Arlttotelet begründet durch seine Tierkunde die Zoologie und bring
bekannten etwa 500 Tierfonnen in ein wissenschaftliches Systen
er Bluttiere und Blutlose unterscheidet, welche Gruppen sich
ndt unseren heutigen Wirbeltieren und Wirbellosen decken. Er s
gleiche des Baues des tierischen und menschlichen Körpers an, b
den letzteren wahr \ind naturgemäß und macht treffende An^a
das Vorkommen von Mißbildungen bei Menschen und Tieren,
die wahren Nerven, nicht aber deren Zusammenhang mit dem
weiß jedoch, daß das menschliche Gehirn größer als da« aller
Er macht die ersten Wahrnehmungen über die Entstehung des 1
aus dem Ei.
— Aristolelet beobachtet viele Tierkrankheiten und beschreibt at
deren Erscheinungen. Er kennt die Ruhr und die Finne der S
— 16 —
820 V. Chr,
die Wnt- nnd andere Krankheiten der Hunde, den Starrkrampf, den Rots
und die Rehe der Pferde, die Trommelsucht der Elephanten und vieles
andere. Aristoteles gilt als Begründer der Zooton[iie.
ArMstatot erwähnt zuerst die koischen Gewänder, das sind fast durch-
sichtige Seidenstoffe, die Pamphile auf Kos aus den Kokons der dort
vorkommenden wilden Seidenraupe zu bereiten wußte.
DIadttv Ingenieur unter Alexander dem Großen, erfindet die zusammen-
legbaren Belagerungstürme (Helepolen), die Sturmbrücken und ^den
Mauerbrecher (Kranich). Den schon früher bekannten Sturmbock stellt
er auf Räder.
Der Bildhauer Lysbtralos von Sikyon ist der erste, der, anstatt frei zu
modellieren, von dem Gesicht der abzubildenden Person einen Wachs-
abguß nimmt. Nach der Angabe des Plinius soll er auch zuerst Gips-
abgüsse der menschlichen Formen genommen haben.
Pmagorat entdeckt den Unterschied zwischen Venen und Arterien und stellt
fest, daß die letzteren allein die Eigenschaft haben, zu pulsieren.
Auf dem Zuge Altxantfers dft GroBen nach Indien werden von einem ihn
begleitenden wissenschaftlichen Stabe planmäßige Beobachtungen über
fremde Tiere und Pflanzen (z. B. Banane, Reis, Mangrove, Euphorbie)
angestellt. Diese Forschungen werden von Aristoteles und Theophrastos
verwertet.
NMfChot, Flottenführer Alexanders des Großen, fährt vom Indus aus durch
das Erythraeische Meer in den Persischen Meerbusen und entdeckt die
Mündungen des Euphrat und Tigris.
DlkaaartliM von Messene scheint bereits einen Quadranten mit Dioptern
besessen zu haben, wie aus der Angabe des Eratosthenes hervorgeht, der
sagt, daß Dikaearchos mit dioptrischen Meßinstrumenten Höhenwinkel
von Berggipfeln gemessen habe.
DikaMTClMM entwirft eine Karte der durch die Feldzüge Alexanders des
Großen bekannt gewordenen Ländergebiete.
Eoiamot von Rhodos schreibt die erste Geschichte der Geometrie, Arith-
metik und Astronomie, die wichtigste mathematische Geschichtsquelle für
die Zeit vor Euklid.
PythMB von Massilia (Marseille) fährt von Gade« nach der Bretagne, die
er zuerst sieht, von da nach den Scillyinseln und Britannien durch den
St. Georgskanal bis an die Spitze Schottlands imd bis zu den Shetlands-
inseln, wo er Nachrichten von einer Insel Thule am Polarkreis erhält.
Er n[iißt die Schiefe der Ekliptik (24^) und die geographische Breite
seiner Vaterstadt, und bestimmt den Nordpol (genauer als Eudoxos, der
den Polarstem dafür angenommen hatte) als sternlosen Punkt des
Himmels. Er beschreibt die kurzen Sommernächte der Polargegenden
und das Nordlicht und erkennt den Zusammenhang der Gezeiten mit
dem Monde.
Tlwopivasloe von Eresos faßt in seiner kanonisch gewordenen Doxographie
(Greschichte der Physiker von Thaies bis Plato) die Entwicklung der
griechischen Physik bis auf seine Zeit historisch-kritisch zusammen.
Ueophraitm legt einen Pflanzengarten an und liefert in seinen Werken
über die Geschichte der Pflanzen und deren Aetiologie eingehende Be-
arbeitungen der zu seiner Zeit bekannten Gewächse unter Berücksichtigimg
ihrer Morphologie und Biologie. Von ihm datieren die Anfänge der
Pflanzengeographie.
TfcaoyhrMtoi erwähnt zuerst unter dem 'S Amen Kixcoqtj die Zichorie (vgl.
1763 Heine). Er kennt die Tollkirsche unter dem Namen Mavögayögas,
wie durch Fraas' Untersuchungen endgültig entschieden ist. (Die jetzt
Darmstaedter. 2
— 17 —
820 Y. Chr>
gebräuchliche Bezeichnung Belladonna rührt von Matthiolus her). Axx
kennt er den Eibisch unter dem Namen 'Ißioxog; (den Namen Alth^
erhält er durch Dioskorides). Er beschreibt femer den Pfirsichbaum, <
Pflaume, die Pistazie, den Portulak, das Süßholz, den Traganthstrauc
den Meerrettig, die Melone imd den Spargel, der zu seiner Zeit ßow<]
als Gemüse als auch als Arzneimittel verwandt wird.
320 Thoophrattoi erwähnt, daß Quecksilber durch Zerreiben von Zinnober n
Essig in kupfernen (refäßen gewonnen werde. Er kennt das VerzinD
des Eisens und beschreibt in seiner Abhandlung „/7eß< röH' Xi^oiv** die I
reitung des Bleiweißes. Er hat zuerst sichere Kenntnis von der Existe
mineralischer Kohle, unter der nach der ganzen Fassung der Besohreiba
Braunkohle zu verstehen ist.
— Theophrastos behauptet das Vorkommen von (fossilem) Bernstein an i
ligurischen Küste. Er beschreibt das natürliche Feuerzeug (Drehung v
hartem Holze auf weichem), das der Hymnus auf Merkur als dessen ]
flndung bezeichnet. Er erwähnt das in Makedonien übliche primiti
Toerschwelen.
— Thtophrattot bezeichnet es als eine wunderbare Tatsache, daß man in i
afrikanischen Wüste Tiefbrunnen 600 Fuß tief erbohrt hat, deren Wad
durch ein Göpelwerk in die Höhe befördert wird.
— Nach der Angabe des Theophrastos war zu seiner Zeit das Gerben i
Leders mit der Rinde der Aleppo-Kiefer in Griechenland schon in (
brauch. Das unter dem Namen „Cuir d' Alger" in den Handel kommec
französische Leder wird noch heutigentags in ganz gleicher Weise h
gestellt.
— Thtophrastos erwähnt den Zimmet, imd zwar in zwei Arten: Cinnamomi
und Cassia. Doch ist dieses Gewürz schon in den frühesten Zei^
bekannt gewesen und wird bereits in einem chinesiBchen Kräaterbu<
V. J. 2700 V. Chr. aufgeführt.
312 Der Zensor Applat Clautflus erbaut die erste wirkliche Kunststraße <
Römer, die Via Appia, die Rom mit Capua verbindet. Später wird I
Straße über Beneventum und Tarentum bis Brundisium verlängert. I
ist nach ihrer Vollendung 540 km lang bei einer Breite von 8 m. }
Grundlage bestand aus grobem, festgestoßenem Kies und kleinen Fti
steinen^ die mit glatten Quadersteinen belegt waren.
— Während die Juden ihrer Zeitrechnung ursprünglich keine besüms
Aera zugrunde legten ( — ihre Chronologie ist vielfach ganz mit der Gen
logie verschmolzen — ), und in der Folgezeit verschiedene Aeren, wie j
babylonische u. a., einander ablösen, wird später von dem größten T\
der Juden die Aera der Seleukiden angenommen, die mit dem Siege I
Mtukas Nlkator bei Gaza, 312 v. Chr., beginnt. Diese Zeitrechnung fj
allmählich so festen Fuß, daß sie auch durch die mit der Befreit
Jerusalems beginnende Aera der Hasmonäer nicht völlig verdrängt w^
(Vgl. jedoch 359 Hillel Hanassi).
310 Autolykot aus Pitane in Klein- Asien schreibt die älteste Sphärik, ein usi
nomisch-geometrisches Lehrbuch zur mathematischen Erläuterung {
scheinbaren Bewegung der Himmeiskugel.
305 Applat ClaiNlIiit baut die erste Wasserleitung Roms, die Aqua Appia.
selbe beginnt an der Via Praenestina, wird von da fast vier Ston^
imterirdisch geführt, tritt bei der Porta Capena in die Stadt und gi
im Campus Martins ihr Wasser aus. Ihre Kanäle sind durchweg aov
über als unter der Erde wasserdicht gemauert, und über der Erde
Unterbauten von Hausteinen oder Ziegeln gebaut und mit Gewölben üt
— 18 —
800 V, Chr.
spannt. Ähnliche Bauten sind die 290 v. Chr. erbaute Wasserleitung des
M. Curius Dentatus, die des M. Agrippa, Augustus u. a.
306 Epünras knüpft an die Atomlehre des Demokritos (s. 420 v. Chr.) an und
lehrt, daß alle Dinge und Erscheinungen in der Natur zufällige Aggregate
von Atomen sind, durch deren verschiedene Beschaffenheit und Verbin-
dung die Verschiedenheit der Körper bedingt wird. Die Körper sind der
Wiederaullösung ihrer Atome unterworfen.
304 Der athenische Kriegsbaumeister Eplmadias baut zur Belagerung von
Rhodos im Auftrage des Königs Demetrios Poliorketes einen Wandelturm
von außerordentlicher Höhe (nach Vitruv 125 Fuß, nach Athenaeos, Diodor
und Plutarch 135 Fuß) und 60—70 Fuß Breite. Die durch Haarpolste-
rung und Lederüberzug geschützten Wände und Decken des Turmes
hielten Steingeschosse von 3^/9 Zentnern Gewicht aus.
300 Soweit aus den bis jetzt aufgefundenen Keüinschriften-Tontafeln der
■abyloaiir ersichtlich ist, ist im 3. Jahrhundert v. Chr. auf den babyloni-
schen Sternwarten bereits ein regelmäßiger Beobachtungsdienst eingerichtet.
Die Astronomen dieser Zeit kennen schon den Mond- und Sonnenlauf in
derselben Genauigkeit, wie ihn etwa 150 Jahre später Hipparchos (s. 146
V. Chr.) angibt; sie berechnen den Stand imd die Bewegung von Sonne
und Mond mit ziemlicher Sicherheit und bestimmen sowohl Mondfinster-
nisse als Sonnenßnstemisse voraus. Ihre Beobachtungskunst ist bis zur
Messung kleiner Winkel vorgeschritten ; vermutlich sind sie schon im Be-
sitz d^ Chordenrechnung (Vorläuferin der Trigonometrie) gewesen.
— HsMiWwi von Kaliatis fertigt ein Verzeichnis sämtlicher in Griechenland
beobachteter Erdbeben an, die erste Aufzeichnung dieser Art.
— Ei'Mbb'alut von Julis auf Keos nähert sich der richtigen Ansicht vom Kreis-
lauf des Blutes imd gibt eine gute Schilderung der Chylusgefäße. Die
Krankheiten führt er auf Überfüllung der Körperteile mit Flüssigkeiten
zurück, wodurch der Zustand der Plethora hervorgerufen wird. Er er-
kennt den Unterschied des menschlichen und tierischen Gehirns (Windungen)
und macht Wägeversuche mit Vögeln, um durch den Abzug der Ex-
kremente von dem Nahrungsquantum die unsichtbaren Ausdünstungen
festzustellen.
— EffMirtrata soll sich zuerst des Katheters zur künstlichen Entleerung der
Blase bedient haben.
— EoklM von Megara faßt die Lehren der früheren griechischen Mathe-
matiker in dem klassischen synthetischen Lehrgebäude seiner üroixsTa
(Elemente) zusammen, einem Werke, das an nachhaltiger Wirkung von
keinem späteren mathematiBchen Lehrbuche erreicht worden ist und
noch heute in englischen Schulen gebraucht wird. Von besonderer ge-
schichtiicher Bedeutung ist das von Euklid behandelte Parallelenaxiom
geworden, welches ausspricht, daß sich zwei Gerade auf derjenigen Seite
schneiden, auf der die Summe der beiden inneren Anwinkel kleiner als
2 R ist. Der Versuch, dieses Axiom durch einen mathematisch beweis-
baren Lehrsatz zu ersetzen, hat u. a. zur Erfindung der nichteuklidischen
Geometrie geführt. (S. 1826 Lobatschewsky.) Die Schlußformel der eukli-
dischen Beweisführung „ore^ sdei dnodeT^ai** „was zu beweisen war*' wird
noch heute gebraucht.
— Der Chinese Htn-Jaku bearbeitet das Werk Nan-Myo, das von den schwie-
rigen Krankheiten handelt.
— IIWHyMISS von Chalkedon verfaßt eine durch ihre treffende Nomenklatur und
Beschreibung maßgebend gewordene Anatomie und erkennt zuerst in den
Nerven die Werkzeuge der Empfindung und Willenskraft. Er macht
2*
— 19 —
800 Y. Chr.
Sektionen an menschlichen Leichnamen (vgl. 480 v. Chr.) und giht ein
System der Pulslehre auf rhythmischer Grundlage.
300 Herophllot beschreibt zuerst die Netzhaut des Auges {"AficpißkrjotgoeiSi^g), deren
Name von dem makroskopischen Vergleich der betreffenden Haut nüt
einem zugezogenen Fischnetz herrührt.
— Mecasthenft verfaßt einen Bericht über das von ihm im Auftrage des Se-
leukos Nikator besuchte Indien, wobei er besonders auf die Ethnographie,
Fauna und Flora des Landes eingeht. Das Werk bildet die Haupt-
quelle des Altertums für die Kenntnis jenes Landes.
— Beleukot NlkatiN' beginnt den Bau des Hafens von Seleukia Pieria, der von
Antiochus, Diocletian und Konstantin weiter ausgebaut wird und für
das bewunderungswürdigste Werk griechischer Wasserbaukunst galt. Die
Verwendung der Gebirgswässer zur Spülung der Hafenbassins, der auf
der Ostseite des Hafenbeckens befindliche Felstunnel und die aus großen
Quadern aufgeführte starke Quaimauer sind technische Schöpfungen
ersten Banges.
— Straton von Lampsakos, Schüler des Aristoteles, genannt der „Physiker", be-
gründet die Experimentalphysik. Er nimmt als Grundstoffe unendlich
teilbare Moleküle an, die durch fein verteilte Vacua getrennt sind. Ein
kontinuierliches Vakuum leugnet er und erklärt die Erscheinungen des
Luftdrucks aus dem Horror vacui. Er stellt die Fortpflanzung des Lichtes
durch andere Medien (auch Metalle) in Parallele zu der Übertragung der
elektrischen Entladungen des Zitterrochens. Als Träger der psychischen
Funktion betrachtet er das Pneuma.
290 Arfstyllot und Tlmoehtfis bestimmen aus den Zeiten der Sonnenuntergänge
zuerst die Zeiten der Position der Fixsterne (in Capella, Zwillingen, großem
Bär). Die Arbeiten sind bis auf wenige Beobachtungen (wie z. B. eine
Stembedeckung durch den Mond) verloren gegangen; sie führten aber
später durch Hipparch zur Entdeckung des Vorrückens der Nachtgleiohen.
— Charet erbaut den Koloß von Khodos, eine dem Helios geweihte eherne
Statue von 32 m Höhe, die in der Nähe des Hafens der Stadt Khodos
errichtet wird und wahrscheinlich als Seezeichen zu dienen bestimmt war.
281 Arittarchot von Samos stellt eine neue Beobachtung des Sommersol-
stitiums an.
280 Der chaldäische Astronom Borossos, der in Kos lehrte, soll die hemizyklische
(hemisphärischef) Sonnenuhr erfunden haben.
276 Aratot von Soloi in Kilikien verfaßt ein hochberühmtes Lehrgedicht „Phae-
nomena'% worin er die Astronomie populär behandelt und besonders auf
die Sternbilder und die Wetterprognose eingeht.
270 Arittarchot von Samos erfindet die Skaphe, einen als Weiser in einer hohlen
Halbkugel dargestellten verbesserten Gnomon.
263 Eumentt I. von Pergamon verbessert die Zubereitung der Tierhäute zur
Herstellung des fortan nach der Stadt Pergamon genannten Pergaments.
Die Herstellung von Pergamentcodices (in Buch-, nicht Rollenform) läßt
sich erst in der römischen Kaiserzeit nachweisen und verdrängt die bis
dahin gebräuchlichen Papyrusrollen erst seit dem 4. Jahrhundert n. Chr.
260 Arittarchot von Samos lehrt, daß Sonne und Fixsterne unbeweglich sind,
daß sich die Erde in einer schief liegenden Ebene um die Sonne bewegt
und gleichzeitig um ihre eigene Achse dreht. Er macht den ersten Ver-
such, die Entfernungen der Planeten zu messen und findet, daß die Sonne
von uns 19 mal weiter als der Mond entfernt sei, während in Wirklichkeit
386 an Stelle von 19 zu setzen ist. Er mißt nach verbesserter Methode
den Durchmesser der Sonne, des Mondes und der Fixstemsphären.
— 20 —
250 y. Chr.
260 Der römische Ädil Publius Claudlut Pulchar läßt eine von ihm gebaute
Straße mit Meüensteinen versehen, wie ein i. J.1872 in den Pontinischen
Sümpfen aufgefundener altrömischer Meilenstein beweist, der den Namen
des F. Claudius trägt. Der Stein ist mit der Zahl LIII (= 53 d. i. etwa
80 km von Rom entfernt) versehen. Ob hier die überhaupt erste An-
wendung von Meilensteinen vorliegt, ist unsicher. Jedenfalls ist jener
Meilenstein der älteste vorhandene.
— Cajus DiiiNut macht zuerst die Erfindung eines Baumeisters der römischen
Flotte praktisch nutzbar, durch welche man die feindlichen Schiffe, sie
mochten sich von vom oder von der Seite nähern, mit großen Haken
(Corvus genannt) festhielt und mittels Klappbrücken den Übergang von
Verdeck zu Verdeck für Landsoldaten möglich machte. Durch diese Enter-
haken hauptsächlich gelingt es ihm, die Karthager bei Mylä zu besiegen.
— Ptotenatot II. PhliadelplMt vollendet den von Necho um 610 v. Chr. (s. d.)
zur Verbindung des Nils mit dem Mittelmeer einerseits imd dem Roten
Meer andrerseits begonnenen und von Darius fortgeführten Kanal. Der
Bericht Diodors über diesen Kanal läßt die Vermutung gerechtfertigt er-
scheinen, daß dabei Schüttschleusen zur Anwendimg gekommen sind.
~ üwliiüii von KnidoB baut auf Veranlassung des Ptolemaeos Soter den
ersten bekannten Leuchtturm auf dem östHchen Vorgebirge der Insel
Pharos vor Alexandria. Von diesem Standort erhalten die Leuchttürme
den Namen „Pharos*'
— Der griechische Geschichtsschreiber TlmaMM von Tauromenion in Sizilien
verfaßt einen chronologischen Abriß „Olympiasieger". Die darin zum
ersten Male angewendete Zeitrechnung nach Olympiaden wird für die
späteren griechischen Gescbichtsschreiber vorbildlich.
259 Zur Zeit des Königs PtolemaMM PhllaMphot kennt man in Ägypten die
Fabrikation von Samenölen, wie Sesamöl, Leinöl, Rizinusöl und Kürbis-
kemöl. Es geht dies aus einem aus der Zeit dieses Königs herrührenden
Papyrus hervor.
250 ArdilneiM von Syrakus, der genialste Mathematiker des Altertums und
der erste wirkliche Physiker, ist auf den verschiedensten mathematischen
Gebieten von bahnbrechender Bedeutung. Er beweist, daß sich die In-
halte eines Kegels, einer Halbkugel und eines Zylinders von gleicher Basis
und Höhe wie 1:2:3 verhalten. Er berechnet die Zahl w, die er zwischen
Z} und 3f? findet. Er liefert eine Quadratur der Parabel und Ellipse,
untersucht die Eigenschaften der nach ihm benannten Spirale und erörtert
die Kubatur der Kugel, des Sphäroides und des Konoides. Seine „Sandes
rechnung" streift an die Iniinitesimalrechntmg. Er ermittelt mittels der
Hebelgesetze die Schwerpimkte ebener Flächen und gibt ein Verfahren
zur Berechnung von Quadratwurzeln durch Näherung an.
— ArcMmidtt baut, wie aus dem neuerdings von Heiberg entdeckten Palim-
psest hervorgeht, auf den Sätzen der Statik eine übersichtliche und hand-
liche Methode zur Areal- und Volumbestimmung krummliniger Figuren und
Körper anf, die tatsächlich in ihren Grundgedanken mit der heutigen In-
tegralrechnung identisch ist.
— ArehtaMdct scha£Ft die mathematischen Grundlagen für die Statik der
festen Körper. Er stellt das Gresetz des Hebels auf, wonach zwei an einem
Hebel wirkende Kräfte im Gleichgewicht sind, wenn dieselben zueinander
im umgekehrten Verhältnisse ihrer Hebelarme stehen. Er erfindet die
Sehraube ohne Ende, die Wasserschnecke und die komplizierten Flaschen-
zuge und verfertigt einen Himmelsglobus (Sphaera Archimedis) zur Dar-
stellung des Umlaufs der Planeten um die Erde.
— 21 —
250 V, Chr.
250 ArchlmttfM findet das Gesetz des hydrostatischen Auftriebs, woi
Körper in einer Flüssigkeit so viel von seinem Grewicht verliert.
Gewicht der verdrängten Flüssigkeit beträgt, und entwickelt dei
des spezifischen Gewichts, den er zur Analyse von Metallg«
verwendet.
— Arthlmtdet kennt die Befraktion des Lichtstrahls. (Beispiel: Ein
Boden eines leeren Gefäßes liegender, nicht sichtbarer Ring w
dem Füllen des Gefäßes mit Wasser infolge der Ablenkung di
strahlen sichtbar.)
— Der Chinese Mlnf-ttilen erfindet den Haarpinsel.
241 Attalos I. von Pergamon führt die orientalische Goldwirkerei in (
land ein. Diese Kunst, später noch weiter ausgebildet, geht im
hundert n. Chr. gänzlich verloren.
240 Eratotthenti von Kyrene stellt ein für das ganze Altertum maQ
System der Erdkunde auf. Er ist der Schöpfer des Netzes von
und Breitengraden, auf denen die Kartographie der Späteren i
Ptolemaeus) beruht. Er spricht aus, daß man, da jede Parallele
sei, von Iberien nach Indien auf demselben Parallelkreis fahrei
wenn nicht die Größe des Atlantischen Ozeans Schwierigkeitei
Strabo, der diese Äußerung verzeichnet, fügt hinzu, daß man i
möglicherweise auf neue Erdteile stoßen könne.
— EratoithtMl konstruiert die Armillarsphäre, ein Instrument für die
bare Messung der Äquatorkoordinaten, das aus einer Zusamm<
von drei Kreisen besteht, von denen der erste und zweite als
und Äquator unter rechtem Winkel fest verbunden sind, wäh
der ein Diopterpaar tragende dritte Kreis um den zum zweiten K
rechten Durchmesser des ersten Kreises (d. i. die Weltachse) drt
230 DIonytios von Alexandria ist nach dem Zeugnisse Philo*s voi
der Erfinder eines Schnellladegeschützes (Schnellkatapelte.) Di
tätigkeit des Geschützes wird lediglich durch eine fortgesetzte
drehung geregelt, wobei das Herabfallen der in größerer Zahl a
geladenen Pfeilge^chosse in die Pfeilrinne, das Spannen und das
selbsttätig erfolgt.
230 Der griechische Mechaniker KtetlMos von Askra benutzt zuerst
druck zu mechanischen Vorrichtimgen. Er erfindet die W
(Hydraulis) und stellt eine Wasseruhr mit Zahnradgetriebe her.
er die Druckpumpe und die Feuerspritze erfunden haben.
— KtttlMos ist nach dem Zeugnisse Philo's von Byzanz der Erfi
Luftdruckgeschützes, bei welchem vermittels eines luftdicht sc]
Kolbens die Luft in einem Metallzylinder durch Hebel Wirkung <
dichtet wird, daß beim plötzlichen Auslösen des Druckes eine :
schleudern des Geschosses ausreichende Triebkraft erzeugt wird
220 Eratotthenft erfindet zur Lösung des delischen Problems der ^
doppelung ein besonderes Instrument, das Mesolabium. (S. si
vorhandenen Brief an Ptolemaeos Euergetes).
— Eratotthenft gibt ein Verfahren an, die Primzahlen zu finden
Eratosthenes). Man schreibt, so lautet die Kegel, alle ungcracj
von der 3 an auf. Hierauf streicht man jede dritte Zahl hii
durch, womit die Vielfachen der 3 entfernt sind. In entsprechci
verfährt man mit der 6, und fährt so fort, bis nur noch die I
übrig bleiben.
— Eratotthontt vollendet (nach Dikaearchos) die Messung dea Meri
200 Y. Chr.
Alexandiia bis Syene (5000 Stadien), was für den ganzen Meridian 250000
Stadien = 44250000 m ergibt.
NIkOHMdM erfindet die Konchoide (Mnscbellinie) und ein Instrument, um
sie zu konstruieren. Er benutzt sie, um zwischen zwei gegebenen Linien
zwei stetige Proportionale einzuschalten und einen geraden Winkel in
drei Teile zu teüen.
ArchineiM vereitelt bei der Verteidigung seiner durch Marcellus belagerten
Vaterstadt zwei Jahre hindurch alle Angriffe der EÖmer durch seine sinn-
reichen Kriegsmaschinen (Strandbatterien) und bringt der römischen Flotte
schwere Verluste bei (Aufstellen von Kranen zum Emporheben der feind-
lichen Schiffe). Daß er die römischen Schiffe durch Brennspiegel an-
gezündet habe, ist unhistorisch.
Tiia-scM-wmf-tl vollendet die Große Mauer, die mit einer Länge von
2450 km das ausgedehnteste Bauwerk des Altertums darstellt.
ApdloniM von Pergae in Pamphylien, „der große Geometer", widmet sein
berühmtes Werk über die Kegelschnitte dem Könige Attalos I. von Per-
gamon. Apollonios erkennt, daß man alle Kegelschnitte mittels geeignet
gelegter Schnittflächen auf ein und demselben Kegel erhalten kann. Durch
ihn kommen die Bezeichnimgen Hyperbel und Parabel in Gebrauch.
Seine Berechnung der Zahl j7 = 3,14169 bleibt lange maßgebend,
veröffentlicht einen Schnellrechner (Okytokion).
i erfindet zur Berechnimg der Gestimbahnen die Epizyklentheorie.
von Byzanz kennt die Körperlichkeit der Luft, die Elastizität der
Metalle, das Hebelgesetz, die Heber imd ihre Wirkung, das Gesetz der
kommunizierenden Röhren und das Thermoskop (ein Urbild des Thermo-
meters), intermittierende Brunnen, Druckpumpen (Heronsball), mehrfach
durchbohrte Hähne, eine eintönige Sirene verbunden mit oberschlächtigem
Wasserrade, viele Wasserhebeapparate, darunter einen in Form eines
selbsttätigen, senkrechten Eimerbaggers. Er konstruiert eine Art von
Taucherglocke und eine Reihe von Automaten (vgl. auch 100 Heron)
tmd erfindet das Cardanische Kreuzgelenk (Cardanische Ringe). Auch
BteUt er hygroskopische Beobachtungen an.
Philo beschreibt in seiner „Lehre vom Geschützbau" ein von ihm erfundenes
Pfeilgeschütz mit Keüspannung und einen von ihm verbesserten Erz-
spanner, bei welchem neben der Torsionselastizität der Spannnerven die
Elastizität metallener Schienen zur Erzeugung der Triebkraft benutzt
wird.
Philo erörtert in seiner Schrift über Festungsbau und Festungskrieg (s.
Bd. V seiner „Mechanicasyntaxis") die Gestaltung der Festungsfronten (Länge
derselben 50 bis 100 m = Bogenschußweite), die verschiedenen Flankierungs-
anlagen (Vorzüge der eckigen Flankentürme gegenüber den runden), sowie
die Anlage von Außenwerken. Er empfiehlt eine ausgedehntere Anwen-
dung des Erdbaus an Stelle des Mauerbaus.
Philo erwähnt zuerst die Eisengallustinte, indem er von einer Art geheimer
Schrift spricht, die darin besteht, daß man mit einer Galläpfelauflösimg
schreibt, die Schrift trocknen läßt und dann die Schriftzüge mit der
Losung eines eisenhaltigen Kupfersalzes betupft.
Der Grammatiker Aristophanet von Byzanz führt an Stelle der bis dahin
gebräuchlichen, nur oratorischen Zwecken dienenden Interpunktionen ein
neues, mehr dem Satzbau und den Regeln der Grammatik angepaßtes
Interpunktionssystem ein, aus welchem sich, nachdem zu Karls d. Gr.
Zeit sich auch Wamefried und Alkuin damit beschäftigt hatten, die heutigen
Interpunktionen herausbilden. (S. 1495 Aldus Manutius).
— 23 —
184 T. Chr.
184 MarcoB Porcina Cato der Ältere gibt ein viele wertvoUe Angab«
die römische Landwirtschaft enthaltendes Bnch „De agricnltura"
Er äußert darin zuerst den Grundgedanken des Wasserbades, ii
von der Zubereitung von Speisen in irdenen Gefäßen spricht,
andere Gefäße eingehängt werden, in welchen Wasser im Koc
halten wird.
— Die aus Kalk und Sand bestehenden gewöhnlichen Luftmörtel wäre
scheinlich schon den alten Ägyptern und Assyriern bekannt. D<
erst Cato eine 'genauere Beschreibung von der Zusammensetzung
reitung und Anwendung des Luftmörtels, für den er eine Mischi
1 Teil gelöschtem Kalk imd 2 Teilen Sand empfiehlt. Cato erwäh
schon Kalkbrennöfen.
— Cato beschreibt die römische Hebelpresse und erwähnt den Flas
(Trochlea Graecica). Er empfiehlt für die obere Schere je acht,
untere je sechs Rollen. Er gibt ein abgekürztes Verfahren zur Fab
der Weizenstärke an.
180 DIokiM erfindet die Zissoide (Efeulinie), mit der er eine Lösung <
sehen Problems versucht. Die Gleichung der Zissoide (y ■ -f **) ^ —
ist noch gegenwärtig ein beliebtes Beispiel der Anwendung der Diff
und Integralrechnung auf die Geometrie.
— EuRlMitt II. von Pergamon läßt zur Wasserversorgung der Burg P<
eine mehrere Kilometer lange Druckwasserleitung von einem i
Hagios-Georgios-Berge (367 m über dem Meere) befindlichen S
becken nach der Burg (332 m über dem Meere) anlegen, wel
ihrem Wege eine 172 m über dem Meere gelegene Einsattelung d
so daß demzufolge die Rohrleitung einen Druck bis zu 20 Atme
auszuhalten hatte.
170 Hyptikitt von Alexandria verfaßt eine Schrift ,*Ava<poQix6ii**, in
sich zuerst die Einteilung des Kreises in 360 Grade sowie eine
allgemeine Definition der Polygonalzahlen und die Summenfor
arithmetische Reihen findet. Hypsikles ist der Verfasser des 1'
der Euklidischen „Elemente". (S. 300 v. Chr.)
168 Paulus Atmlllat läßt in Mazedonien in einer Wüste für seine du
Soldaten einen artesischen Brunnen erbohren. (S. a. 320 v. Chr.)
— Daß in Rom bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. eine Fleischbeec
steht, wird durch die „Acta populi Romani diuma** bewiesen, i
es heißt: „Der Ädil Tetiniiit hat die Kleinschläcbter bestraft.
Fleisch an das Volk verkauft haben, das nicht vorher von den Ä<
sichtigt war."
169 Der Stoiker Kratit von Mallos entwirft einen Erdglobus, auf d
halbkreisförmige, durch einen meridionalen imd einen äquatorialei:
ozean geschiedene Inseln eingezeichnet sind. Das Büd dieses in P
aufgestellten Globus wird später das Symbol der Weltherrschaft
byzantinischen Zeit wird auf den Globus ein Kreuz gesetzt und
so als Reichsapfel benutzt. (S. a. 647 v. Chr.)
160 Schlba-tcfiojo, ein Diener des Kaisers Bu-tel von China, verwende
den Tee als Getränk. Von China gelangt der Tee 810 n. Ch
den buddhistischen Priester Tenkiyodaschi nach Japan und
nach Korea. In Europa gedenkt seiner zuerst Giovanni Pietrc
(S. 1688.)
— Stieukos von Seleukia liefert den Beweis für die heliozentrische Th*
Aristarchos (s. 260 v. Chr.) und erklärt die Gezeiten aus der rot
Erdatmosphäre, deren Bewegung durch die jeweilige Stellung des
bedingt werde.
— 24 —
100 T. Chr.
150 ttlwkl schließt aus der vermeintlichen Abwesenheit der Grezeiten im
Indischen Ozean auf den Abschluß dieses Meeresbeckens durch ein großes
Südland. £s ist dies die erste geschichtliche Äußerung über das mut-
maBUohe Vorhaadensein eines Südpolargebiets.
146 HIppwtlMt von Nicäa in Bithynien, der größte Astronom des Altertums,
b^^ndet die ebene und sphärische Trigonometrie unter Anwendung der
Sehnenrechnung. (Sehnentafel. S. 150 Ptolemaeus.) Er entdeckt die Prä-
zession (das Vorrücken der Nachtgleichen), erfindet die stereographische
Projektion^ indem er die Himmelskugel von einem Pole aus auf die
Äquatorebene abbildet, und bestimmt zuerst die Mondparallaxe. Er führt
die geographische Länge und Breite zur Bestimmung der Lage eines
Punktes auf der Erde ein, wobei er als Ausgangspunkt für die Zählung
der Längengrade den durch seinen Beobachtungsort, die Insel Rhodos,
gehenden Meridian wählt. (Vgl. 1634 Ludwig XIII.)
138 NikaiiArot von Eolophon verfaßt zwei Lehrgedichte über Mittel gegen Tier-
und Pflanzengifte.
136 Der Chinese Ch6-ko erfindet einen Apparat zur Bestimmung der Stoßrich-
tung der Erdbeben (Seismoskop). Der Apparat besteht aus mehreren nach
verschiedenen Eichtungen hin labil aufgestellten Kugeln, die beim Stoße
herabfallen.
135 Atlalot PhlloiiMtor, König von Pergamon, erfindet ein bieiweißhaltiges Wund-
pfiaster.
134 HIpparciMM beobachtet das Aufleuchten eines neuen Sternes.
132 A^rtharchMtt von Knidos beschreibt eingehend den Betrieb der oberägypti-
schen Goldbergwerke seiner Zeit. Die Aufbereitung der Erze wird bereits
in einer hippokratischen Schrift erwähnt.
127—114 Der chinesische General Ttchanf-kMn dringt, vom Kaiser Hsia-wuti
ausgesandt, bis in die turanischen Lande vor und öffnet auch handels-
politisch den Weg nach dem Tarymbecken.
126 Hippsrchot stellt einen Stemkatalog auf, der 3 Helligkeitsgrade unter-
scheidet und den Ort jedes einzelnen Sternes möglichst genau nach Längen-
und Breitengraden (imd Brüchen von Graden) bestimmt.
101 Wie Plutarch (in „Marius") berichtet, führt der römische Feldherr
Gajus Marios unmittelbar vor der Zimbernschlacht ein Pilum ein, bei dem das
Eisen mit dem Schafte nur durch einen eisernen und einen hölzernen
Nagel verbunden ist, von denen der letztere beim Auftreffen des Pilum
auf den Feindesschild zerbrechen sollte, um das Pilum für den Gegner
unbenutzbar zu machen. Ähnlich ist das cäsarische Pilum eingerichtet,
dessen Klinge aus sehr weichem Eisen geschmiedet und nur in der Spitze
gehärtet ist, so daß sich diese beim Auftreffen verbiegt und nur mit Mühe
aus dem Schilde entfernen läßt.
100 DMMtrIos von Apamea erwähnt zuerst den Diabetes.
~ PotaMonlM verfaßt eine Meteorologie, die für die Folgezeit maßgebend
wird.
— PoMlioniot erwägt die Umschiffimg Afrikas sowie die Möglichkeit, Indien
durch eine Erdumschiffung in westlicher Richtung zu erreichen.
— Pmidonlos macht eine Erdmessung und verfaßt eine Monographie über
den Ozean, in der er auch die Lehre von Ebbe und Flut wissenschaft-
lich darstellt. Er legt in dieser Schrift den Grund zu einer neuen Men-
schen-, Tier- und Pflanzengeographie, indem er nicht wie Hippokrates
und Theophrast an die Differenz der Länder und Kontinente, sondern
der Breitengrade anknüpft. Er unterscheidet die gemäßigte und die
Trox>enzone und berechnet den Durchmesser der Sonne auf 3 Millionen
Stadien, die Entfernung des Mondes auf 2 Millionen, die der Sonne auf
— 25 —
100 T> ehr,
500 Millionen Stadien. Den Erdumfang berechnet er auf 240000
100 Der römische Prokonsul 8«rgliit Ortta legt zur künstlichen AusU
die ersten Austembassins in der Bucht von Bajae an.
87 Wie Gellius erzählt, soll ArcMaot, ein General des Mithridates, ii
Kriege mit den Eöraem, einen hölzernen Belagerungsturm durc
streichen mit Alaun (Alumen) feuerfest gemacht haben.
— Der römische Diktator L. Cornelius Sulla unternimmt bei der Bei
von Athen einen Minenangriff, der als einer der am besten durcbgi
Angriffe dieser Art im Altertume gilt. Er läßt einen Minengang l
die Stadtmauer vortreiben, dessen Bekleidungshölzer mit Werg uk
und mit Harz und Schwefel getränkt sind. Kurz vor dem Sti
zündet, verbrennen dieselben rasch, imd durch das Zu8ammenbre<
Stadtmauer bildet sich eine Bresche. (Nach Appianus.) Über
Minenangriffe im Altertum berichtet Livius (V, XX und XXXVl
80 MHhrMatM von Pontes boU aus Furcht, von den Bömem verg
werden, sich mit Blut von Enten immunisiert haben, welche län|
mit den damals bekannten Giften gefüttert worden waren. Diese
ist die Veranlassung, daß die Lehre von den verschiedenen Immunii
methoden in Frankreich „Le Mithridatisme" genannt wird.
— MithridatM richtet in seiner Residenz die erste Wassermühle €
Wassermühlen verbreiten sich unter Augustus auch in Italien.
70 Der Naturarzt Aikl^plades von Prusa empfiehlt kalte Abreibungen,
Reiten und Schwitzbäder zu Heilzwecken. Seine Panacee ist d<
Er soll die Tracheotomie bei Angina ausgeführt haben. Sein auf i
scher Grundlage beruhendes System (Solidarpathologie) steht der V
Pathologie der Hippokratiker entgegen.
63 Nachdem sich schon bei den Griechen (nach einer Marmorinscl]
360 V. Chr.) eine Art von Kurzschrift gebildet hatte, erfindet
Tullius TIro die altrömische Kurzschrift, die sich bis zur Karol
erhält ' (Tironische Noten).
60 Apollonlot von Kition verfaßt für den König Ptolemaeos von
einen Kommentar zu der Schrift des Hippokrates über die Geier
beigegebenen Abbildungen veranschaulichen die Behandlungsmeth
den verschiedenen Verrenkungen. Das Werk ist wertvoll für di<
nis der antiken Chirurgie.
56 Beginn der Aera des Vlkramadltla. Auf dieselbe gründet sich die
Zeitrechnung.
65 TituB Lucretiut Carut führt in seinem Lehrgedichte „De rerum
die Ansichten des Epikuros (s. 306 v. Chr.) über die Atomenlehre
Entstehung imd Erhaltung der Welt weiter aus.
54 Cajus Julius Cattar geht nach Britannien imd berichtigt die Nachric
Pytheas. (S. 320 v, Chr.) Er berichtet zuerst aus eigener An«
über Deutschland und seine Bewohner. Er schlägt zum Zweck di
Übergangs zwischen Koblenz imd Andernach die erste bekanm
brücke, die durch hölzerne Brückenträger unterstützt ist.
50 Ammonlot Lithotomos von Alexandria erfindet die Zerstückel
Blasensteins.
— Marcus Termtiiit Varro führt in Rom die nach ihm benannte Zeiti
(Varronische Aera) ein, welche annimmt, daß Rom im Frühling des
der 6. Olympiade (d. i. im Jahre 753 v. Chr.) gegründet woi
Weniger gebräuchlich als die Varronische ist die Catonische Aera
von jener um 1 Jahr abweicht.
46 Cajus Julius Cattar führt auf Gnmd der von dem alexandrinischen
men Sotlgtntt ausgeführten Berechnungen die nach ihm benannte 1^
— 26 —
18 T. Chr.
leform durch, indem er zunächBt das Jahr 708 a. u. o. (46 v. Chr.) auf
im ganzen 445 Tage verlängert, und für die Folgezeit fefitsetzt, daß immer
auf 3 gemeine Jahre von 365 Tagen ein Schaltjahr von 366 Tagen folgen
8o]L (Julianiflcher Kalender.)
44 Wenn auch schon im alten Ägypten die Seeleute, sohald sie sich der
Küste näherten, durch Tauben ihrer Familie ihre bevorstehende Ankunft
meldeten und auch in Griechenland schon im 5. Jahrhundert v. Chr. Tauben
zur Meldung des Erfolges der Eampfspiele benutzt wurden, so ist eine
regelmäßige Taubenpost doch zuerst von Decimus Junius Brutnt bei der
Belagerung von Mutina eingerichtet worden.
40 Der König Juta II. von Mauretanien entsendet eine Gesandtschaft nach
den Canarischen Inseln^ die indes in der alten Geschichte schon früher
erwähnt werden und wahrscheinlich schon den Phöniziern bekannt waren.
— PubliuB VwrslllHS Marc erwähnt im 7. Gesänge der Aeneide, wo er von
dem campanisohen Volke der Abeller spricht, „Teutonico ritu soliti torquere
catejas". Neueren Forschimgen zufolge ist xmter der hier als „Cateja"
bezeichneten „gewirbelten" Wurfwaffe eine K ehr wieder keule, ganz ent-
sprechend dem austraUschen Bumerang, zu verstehen.
37 Marcus Ttrmtlut Varro verfaßt 3 Bücher „Rerum rusticarum". Das erste
handelt von Ackerbau, das zweite von der Viehzucht, das dritte von
der Vogel- und Fischzucht, von den Hasen, Wildschweinen, Schnecken,
Bienen usw.
— Marcus Ttrmtliit Varro kann als Vorläufer der von Plenciz (s. 1762) ge-
gebenen Theorie der Entstehung der Infektionskrankheiten durch Mikro-
organismen angesehen werden. Er schreibt in Buch I seiner „Eerum rusti-
carum libri III*', man solle ein Landgut nicht in sumpfiger Gegend an-
legen: Quod crescunt animalia quaedam minuta, quae non possunt oculis
consequi, et per aera intus in corpus per os ac nares perveniimt atque
effidunt difficiles morbos.
90 Tlmilsoii von Laodikeia, der Stifter der methodischen Ärzteschule, scheint
zuerst Blutegel zu Heilzwecken angewendet zu haben.
— Publius Vwrslllut Marc vollendet sein Lehrgedicht „Georgica" in 4 Büchern.
Das erste behandelt den Ackerbau, das zweite die Baumzucht, das dritte
die Viehzucht, das vierte die Bienenzucht, Im 3. Buche ist auch die
Tierheilkunde abgehandelt. Er gibt hier Ratschläge für die Beschaffen-
heit der zur Zucht bestimmton Stuten, Hengste imd Stiere. Er kennt die
Schafräude.
27 Nachdem schon bei den Griechen kuppelartige Decken ausgeführt und in
der Diadochenzeit (seit 323 v. Chr.) die ersten regelrecht gewölbten Kup-
peln erbaut worden waren, bildet sich bei den Eömern der Bau solcher
Kuppeln immer weiter aus. Eine der ältesten Kuppeln ist die des von
Marcus AfffpptL im Anschluß an seine Thermen errichteten Pantheons, die
anter Trajan durch Brand zerstört, von Hadrian erneuert wird und in
Höhe imd Durchmesser 43,5 m mißt.
23 Antonius Muta begründet mit der glücklichen Heilung des Augustus durch
kalte Bäder die Hydrotherapie.
19—9 Herodtt der GroBe legt in Caesarea (Palästina) einen geräumigen Hafen an,
der als ein Wunderwerk des Altertums gerühmt wird. Der Schutzdamm
hatte eine Tiefe von 20 Ellen und diente als Wellenbrecher und zur Auf-
nahme einer Mauer, deren Höhe über dem Meeresspiegel angeblich 65 m
betrug.
18 Eines der hervorragendsten römischen Bauwerke in Gallien ist der Pont
du Gard bei Nimes, der erbaut wird, als Marcus Agrlppa Statthalter von
Oallien ist. Er diente ursprünglich für die Überfühnmg einer Wasser-
— 27 —
18 T. Cht.
leitung. Die Gewölbe bestehen aus stumpf aneinander stoßende
stücken, die aus durchgehenden Quadern gebildet sind.
13 Marcus VNnivIus, Architekt und Ingenieur des Augustus, vollei
Werk „De architectura'S worin Hoch- und Tiefbau, sowie die M
technik auf Grund eigener Erfahrung und nach römischen und gri
Quellen dargestellt sind.
— VHnnrIut beschreibt die sogenannte Eimerkunst, bei welcher über
sprechend geformte Scheibe auf der horizontalen Welle eines Gropelv
eine eiserne Kette ohne Ende läuft, die bis in das zu fördernd
hinabreicht und an welcher kupferne Eimer hängen, die, sobald
die Welle emporkommen, umstürzen und das Wasser in einem Beh
gießen, von dem es in Rinnen fortgeführt wird.
— VHruvIiit beschreibt unter dem Namen „Tympanum" eine Wast
maschino, bei welcher die Umdrehung eines Trommelrades durch
rad erfolgt, das von Menschen in Bewegiing gesetzt wird. Diese
hat einigen der neueren Zeit angehörigen Konstruktionen (Lsdi
Perronet 1788, Car6 1866) als Muster gedient.
— Vltnivliit beschreibt eine Getreidemühle, welche durch unterse
Wasserräder betrieben wird, eine Wasserorgel und einen Wass
Er könnt die Schwere jd^s Quecksilbers und das Gesetz der kon
renden Höhren. Er erklärt die Entstehung der Thermalquellen a
unterirdischen Feuerherd; nach seiner Meinung haben auch dJ
Quellen die vulkanischen Herde durchlaufen, sind aber dann i
Höhlen abgekühlt worden; die eingepreßte Luft treibt sie dann <
— Nach Angabe des VKrovIiit (in „De architectura", Lib. VII, 3) un
zu seiner Zeit angewendete Verfahren der Freskomalerei folgende .
Berohren der Decken, drei- bis viermaligen Verputz aller zu bei
Flächen mit jedesmal feinerem Kalkmörtel, Aufbringen einer
schiebt in drei Lagen und — nach Bemalung des noch feuchten
mit Wasserfarben — Bearbeiten der Bildfläche mit dem Putzt
Erzielung von Glanz und größerer Festigkeit.
— VItnivlut beschreibt einen Wegemesser- Wagen von folgender Eini
Mit einem der Wagenräder ist eine Stiftscheibe verbunden, durc
ein Zahnrad bei jeder Wagenradumdrehung um einen Zahn vc
wird. Durch Anordnung mehrerer Zahnräder wird diese Übertragui
mals wiederholt. Auf dem Umfange des letzten, wagerecht 1
Zahnrades sind steinerne Marken derart lose aneinandergereiht,
nach einer Wegestrecke von 1 röm. Meile eine Marke in einen Zä
hinabfällt. („De architectura". Lib. X, 9.)
10 Der Geschichtsschreiber DIodorot von Agyrion in Sizilien berich
phönizische Schiffer, vom Sturm verschlagen, weit westwärts vo
ein fruchtbares, wohlbewässertes und waldreiches Eiland aufgefunde
sollen. Einzelne Geographen erblicken hierin eine Hindeutung auf j
— Claudius Drutut veranlaßt nach der Eroberung Hollands die kunst
Eindeichung und planmäßige Kanalisierung des Landes. Doch sii
scheinlich schon vor dem Erscheinen der Römer von den Bataver
bauten an den Nordseeküsten ausgeführt worden.
— 28 —
Christliche Zeit.
Erstes bis zehntes Jahrhundert.
10 Im Zeitalter des römiBohen Kaisers Aufuitut bestehen in verschiedenen
Orten Italiens Zentraiheiznngsanlagen, bei denen in einem nnterirdischen
Heizranme (Hypocatistnni) die Lnft erwärmt und durch senkrechte, ia den
Mauern befindliohe Kanäle in die oberen Stockwerke geleitet wird, — also
eine Art von Eanalheizung. Auch Warmwasserheizungen werden um diese
Zeit erwähnt.
14 Mimhfaln von Zeophleta erfindet das Diachylonpfiaster (Emplastrum
lithargyri), das er aus Bleiglätte, Schmalz imd öl darstellt.
18 Stnbo von Amasia vollendet seine „Geographica" in 17 Büchern, worin
er die alexandrinischen Forschungen über Länder- und Völkerkunde zu-
sammenfaßt. Ein besonderes Kapitel widmet er der Gebirgsbildung, die
durch unterirdische Reaktionskraft bedingt sei, sowie den Gletschern und
Eisbergen. £r hat richtige Vorstellungen von der erodierenden Tätigkeit
des Wassers und von Ebbe und Flut.
— Stnbo gibt die frühesten Nachrichten von der Benutzung von Solquellen
für die Gewinnung von Kochsalz. Er spricht auch zuerst von der berg-
männischen Gewinnung im Steinsalz.
20 Aulns Cornelius Gsisiit behandelt nach griechischen Quellen die gesamte
Medizin mit besonderer Berücksichtigung der Chirurgie. Beachtenswert
and namentlich die Kapitel über die Wundheilung, über die Amputation,
die Unterbindung von Amputationswunden und blutenden Gefäßen, den
Steinschnitt, die Trepanation, die Hauttransplantation, die Anatomie und
Heükonde des Ohres und die Zahnheilkunde. Er spricht zuerst vom
Nutzen der Nährklystiere.
— Atühb ComeUus Oehus gibt dem Studium der äußern Formen der Haut-
krankheiten einen großen Aufschwxmg und macht in deren Beurteilung
bereits pathogenetische G^chtspunkte geltend. Auch die Systematik er-
fährt durch ihn große Fortschritte. Seine Anschauimgen und die des
Hippokrates bleiben für die ganze mittelalterliche Epoche, sowohl bei den
Arabern als auch im Abendlande grundlegend.
— Nachdem bis dahin die innem Augenkrankheiten, selbst von Hippokrates,
mit wenig Verständnis beschrieben waren, entwickelt Aulus Cornelius
Mmk nicht nur eine gute Kenntnis der anatomischen Verhältnisse des
Auges, sondern schildert auch eine Reihe von bis dahin unbekannten
— 29 —
20
Krankheitsformell des Auges und vervollkommnet in bemerk
Weise das operative Verfahren.
20 Aulus. Cornelius Mtat führt die Gicht, über die die ersten sichei
richten sich bei Hippokrates finden, auf üppiges Leben zurücli
handelt eingehend die Therapie dieser Krankheit.
— Marcus YHruvIiit empfiehlt, für Wasserbauten zum gewöhnlich«
einen Zusatz von der bei Puteoli vorkommenden Puzzolanerde z
xmd muß als der erste angesehen werden, der die Herstellung dei
lischen Mörtels beschreibt. Er spricht auch bereits von der Ai
des Grobmörtels (Betons), d. i. Wassermörtel mit Zusatz von Stei
— VItnivliit kennt bereits die Bleivergiftung und erwähnt, daß die B
arbeiter bleich aussehen und von den Dämpfen krank werden.
— VItnivliit spricht klar aus, daß der Ton in einer Bewegung der
steht. Dabei bewegt sich seiner Ansicht nach die Luft in zahU
zentrischen Kreisen, gleich den Wellen des Wassers in welches
geworfen wird. Wie diese fortschreiten, bis sie von einer Begrei
Baumes aufgehalten werden, so schreitet auch der Schall in Krei
die Luft fort. Allein im Wasser pflanzen sich diese Kreise blo
zontaler Richtung fort, während der Schall nicht nur in der Bi
dem auch in senkrechter Richtung immer weiterschreitet.
— VItruvIui kennt bereits die Zugramme und erwähnt dieselbe im
Kapitel 3 seines Werkes über die Baukunst.
48 Scrlbonlut Largut, Leibarzt des Kaisers Claudius, verfaßt eine ^
von Rezepten (Compositiones medicamentorum), von denen noc
halten sind. Unter den von ihm angegebenen Salben und Pfi^
finden sich u. a. die Vorbilder des Unguentum basilicum nigrun
Emplastrum fuscum Hamburgense.
— Scrltenius Largut beschreibt zuerst die Gewinnung des echten Op
benutzt zuerst die Elektrizität in der Medizin, indem er bei lac
Kopfschmerzen und bei Podagra den Zitterrochen auflegen läßt
— Serlbonlitt Largut unterscheidet bereits genau den Morbus articularj
Gelenkrheumatismus) von der Gicht und beschreibt auch die Ersc]
des chronischen Rheumatismus.
60 Der Baumeister Andronlkot von Kyrrhos in Syrien stellt auf dem
erbauten Turm der Winde in Athen den ersten meteorologischen
eine Windfahne, auf.
— Arttatot aus Kappadocien führt den Gebrauch der Kuhmilch in die
diätetik ein.
— Athmaeot von Attalia in Pamphylien, Stifter der pneumatisch
schule, bearbeitet die öffentliche Gesundheitspflege. Er gibt
zur Filtration des Trinkwassers an und stellt Grundsätze über de
heitlichen Einfluß der Lage der Wohnungen auf. Die Katalepsi
er als bcKondere Krankheitsform.
54 Kaiser Nmto rüstet eine Nilexpedition aus, die auf dem weißen 1
den Verengungen des Stroms durch Ambatschinseln und Pap
gelangt und die zur Kenntnis der Negerstämmo beiträgt.
60 Der römische Ackerbauschriftsteller Lucius Junius Moderatus
von Gades beschreibt (in „De re rustica**, lib. IX. 6 — 7) Bienens*
Korkholz, geflochtene Bienenkörbe aus Weiden- oder Ferulazweig
aus Brettern gezimmerte oder auch aus Ziegelsteinen gemauen
und diebessichere Bienenhäuser, Auch behandelt er in dem |
Werke (lib. VI, VII und VIII) die Veterinärmedizin der Nutztie
führlicher Weise und liefert namentlich eine vorzügliche Beschrei
Rindviehkrankheiten .
- 30 —
J4
60 Lucius Juniu9 Moderatus MumMa beschreibt eine Art von Drainage zur
Bodenentwässerung, bei welcher neben offenen Abzugsgräben auch bedeckte
Drainagekanäle angewendet werden, die mit einer aus Steinen oder Eies,
im Notfalle auch ans Strauchwerk bestehenden Sickerschicht verfuUt und
mit £rde überdeckt sind. („De re rustica'', lib. II. 2. — Vgl. auch 1600
Serres, und 1755 Anderson).
63 Lucins Annaeus SeiMca vollendet seine „Naturales quaestiones'*. Er handelt
darin vom Feuer, Wasser (Nil), Hagel, Gewitter, Wind, Erdbeben, Ko-
meten usw. Er führt die Springfluten darauf zurück, daß bei ihnen außer
dem Mond auch noch die Sonne zur Wirkung gelangt. Er erkennt zuerst,
daß der Sitz der Erdstöße in gar nicht beträchtlicher Tiefe zu suchen sei
— Lucius Annaeus StMca erwähnt, daß Buchstaben, durch eine gläserne, mit
Wasser gefüllte Kugel betrachtet, größer und klarer erscheinen.
64 Pedanios DIoikartites von Anazarba in Kilikien verfaßt das Karomsche
JLehrbuch über die Materia medica (Pflanzen, Tiere und Mineralien). Er
schreibt auch ein Buch über Gifte und Gegengifte.
— Pedanios Dlotkoriites beschreibt ein Verfahren zur Gewinnung von Queck-
silber aus Zinnober, sowie die Darstellung von Bleiacetat, Kalkwasser und
Kupfervitriol. Er erwähnt das Zinkoxyd, das bei dem Bearbeiten zink-
haltiger Substanzen sablimiert und vergleicht dasselbe mit Büscheln von
Wolle, auf welchen Vergleich die Alchimisten die Bezeichnung „Lana
philoBophica" gründen. Er kennt das Chlorblei, und führt an, daß Blei-
glätte mit Steinsalz und warmem Wasser weiß werde.
— Pedanios DIoikorhiM gibt die ältesten Notizen über die Benutzung des See-
salzes und erwähnt, daß das beste Seesalz von Cypern, Sizilien, Afrika
und Phrygien kommt.
— - Pedanios DIoskorMat spricht von einer aus der Holzasche auszulaugenden,
im Wasser löslichen Substanz, erwähnt jedoch nicht ihre DarsteUimg in
fester Grestalt, d. h. als Pottasche. Dagegen kennt er die feste Soda,
die er als "Ay^e aXö^ (Flos salis) bezeichnet und deren Verwendung er u. a.
in der Glasfabrikation erwähnt. Er gibt ausführliche Nachrichten über
den von ihm nach dem Vorgange des Aristoteles „Sandarah** genannten
Bealgar (Schwefelarsenik).
— Pedanios Dlotkoriites beschreibt die Bereitung des Ätzkalks aus Muschel-
schalen, Kalksteinen oder Marmor, die man bis zum Weißwerden glühe,
und sagt, daß man den Kalk aus Marmor vorziehe. Er spricht von den
kaustischen Eigenschaften des gebrannten Kalks tmd von der Behandlung
desselben mit Wasser. Er bezeichnet das Gipsen des Weins als ver-
werflich.
— Pedanios DIotkortdos kennt den Indigo und sagt, daß derjenige Indigo,
mit welchem gefärbt werde, ein purpurfarbiger Schaum sei, der in den
Kesseln oben stehe und welchen die Künstler absonderten und trockneten.
Für den besten werde der gehalten, der bläulich, saftig und zart sei. Auch
gibt er Nachrichten über das natürlich vorkommende Schwefelantimon,
das zum Färben der Augenbrauen verwendet wird.
— Pedanios DIotkortdos steUt zuerst die auch für die Augenheilkunde wichtige
wundärztliche Betäubung (Anaesthesie) vermittels eingekochten Spiritus-
extrakts der Mandragorawurzel wissenschaftlich dar.
— Pedanios Dtookortdos kennt das Wollfett (OtavTioi), das seiner Angabe nach
durch Auskochen von Schafwolle und Abschöpfen, Auswaschen, Um-
schmelzen. Abpressen und Bleichen des obenauf schwimmenden Fettes dar-
gestellt wird. Er empfiehlt dasselbe — sowohl für sich, als auch in Ver-
bindung mit anderen Stoffen — als Heilmittel gegen die verschiedenartigsten
Krankheiten. Er beschreibt ein rohes Destillations verfahren zur Darstellung
— 31 —
64
des Terpentinöls, bei dem ein Topf als Retorte und ein Bündel darüb<
aufgehängter Wolle als Rezipient dient.
64 Pedanios Dlotkorldat kennt den Enzian, der, wie Fraas meint, verrautlic]
da Gentiana lutea in Griechenland nicht vorkommt, aus lllyrien bezöge
wurde. Er kennt auch den Wurmsamen, den Samen einer Artemisiaar
aus der später das Santonin (s. 1830 K.), der Hauptrepräsentant der ai
thelminthischen Wirkung der Droge, gewonnen wird. Dioskorides spricl
bereits von der Artischocke, die er 2x6).v^og nennt und die schon zu sein«
Zeit eine Speise der Reichen war. Der Name Artischocke ist arabische
Ursprungs und entspricht dem syrischen Ardischauki, Erddom. Auch ei
wähnt er unter dem Namen „Uiigig** den von alters her als Wurmniitt«
gebrauchten männlichen Farren (Radix filicis maris).
— Pedanios DIotkorldM kennt Rizinusöl, Mandelöl, Nußöl usw. und gibt ai
daß man sich zur Darstellung der öle zweier Methoden, des Auspreesen
und des Kochens mit Wasser, bediene, wobei sich das öl oben abscheidet
Jedoch dürfte es sich bei diesem Verfahren mehr um die Darstellung voi
fetten ölen als um die von ätherischen handeln.
66 Nach dem Berichte des älteren Plinius („Historia naturalis'% lib. XXXVI 1
bedient sich der römische Kaiser Nero bei den Gladiatorenkämpfen eine
geschliffenen Smaragden zum Zusehen. Da — anderen Nachrichten su
folge — der Kaiser Nero kurzsichtig gewesen ist, scheint es sich hier un
eine Art von Augenglas gehandelt zu haben, — das erste geschichtlichi
Beispiel dieser Art.
68 Nachdem schon Periandros die Absicht gehabt haben soll, den Isthmu
von Korinth zu durchstechen, läßt der Kaiser Nmto die Kanallinie fest
stellen und den Bau durch jüdische Sklaven in Angriff nehmen. Die Voll
endung wird indes durch den Aufstand des Julius Vindex gehemmt, unc
erst in neuestor Zeit ist der Kanal an der von Nero gewählten Stelle durci
eine französische bez. griechische Baugesellschaft tatsächlich ausgeführt
worden.
77 Gajus Plinlitt der Ältere behandelt in seiner 37 Bücher umfassenden „Hi
storia naturalis" zunächst die Physik und Astronomie, demnächst Geo
graphie und Ethnographie, femer Naturgeschichte, Heilmittellehre, Minera-
logie und Kunstgeschichte. Das Werk ist eine vielfach unzuverlässig«
Ausbeutung älterer Schriften, aber dennoch eine unschätzbare Fundgrube
für die Kenntnis antiker Wissenschaft.
— Plinliit beschreibt die bergbauliche Silbergewinnung und die Silbergewinnung
durch Abtreiben des Werkbleis. (Über die Aufbereitung der Silbererze,
die teils durch Stoßen in Mörsern, teils durch Mahlen erfolgte, hatten be-
reits Strabo und Diodor berichtet.) Auch gibt Plinius eine Schilderung
des in großartigem Maßstabe in Spanien betriebenen Goldbergbaus.
* Pliniiit kennt die Scheidung von Gold und Silber durch Quecksilber
(Amalgam ation). Zur Goldgewinnung wird seiner Angabe nach der gold-
haltige Stoff mit Quecksilber in einem irdenen Gefäße geschüttelt, und
aus dem entstandenen Amalgam das Quecksilber durch Destillation ent-
fernt. Auch die Vergoldung des Kupfers mittels Goldamalgams wird von
Plinius erwähnt. („Hist. nat.** lib. XXXIII. 32.)
— Daß schon im Altertum Diamanten zum Stein gravieren dienten, beweist
dieÄußerung desPllniitt („Hist. nat." XXXVII, 6, 15), daß „die Steinschneider
die Diamantsplitter in Eisen fassen und ohne Schwierigkeit damit in jeden
andern Stoff graben".
— Plinlitt kennt die Steinsägen, wie aus „Hist. nat.** XXXVI, 44 „In BelgicÄ
provincia serra lapidem secant" hervorgeht. (Vgl. auch 352 v. Chr.)
— 32 —
J8
77 Neben Aristoteles („Problemata" LXI) und Plutarch („Quaest. nat." XII) er-
wiUintim Altertume auch Pllnliit („Historia naturalis", lib. II) als eine all-
bekannt-e Tatsache, daß sich die Meereswellen durch Ol beruhigen lassen.
Er führt als Bemreis für die Krümmung der Erdoberfläche die Tatsache
an, daß auf dem Meere zuerst der Mast, und erst später der Kumpf der
Schiffe sichtbar wird.
— POiym erwähnt Becher, in denen das Trinkwasser durch Wolle filtriert wird.
Ganz in gleicher Weise läßt (1020) Avicenna Wasser mehrmals aus einem
Gefäß in das andere durch Wolle hinüberleiten, um es zu reinigen.
— Plntai berichtet in' seiner „Historia naturalis'' (lib. XIX) von Tischtüchern,
welche ans nnverhrennlichem Steinflachs, d. i. Asbest, gefertigt waren, und
durch Ausglühen im Feuer gereinigt werden konnten. Auch erwähnt er
die Verwendung von Asbestlaken als Totenkleider bei Feuerbestattungen,
80 daß die Asche der Leiche getrennt von der Holzasche gesammelt werden
konnte, (Vgl. 430 v. Chr. KallimachoB.)
— Pllnliit erwähnt den Katttmdruck mit gebeizten Mustern als ägyptisches
Fabrikationsverfahren. Diese Erwähnung findet ihre Bestätigung durch
die im Gräherf eld von Achmfm (Panopolis) in Ägypten durch R. Forrer auf-
gefundenen Druckformen für Zeugdruck, welche die Muster in erhabenen
Konturen enthalten. Auch kennt Plinius bereits das rote Bleioxyd (Men-
nige), dessen Überfühnmg in braunes Bleioxyd durch wässeriges Chlor
zuerst Scheele beschreibt.
^ PMos kennt die Seife und unterscheidet bereits weiche und harte Seifen.
Ans seinen Angaben scheint hervorzugehen, daß die Seife zu seiner 2eit
nunentlich als haarverschönemdes Mittel angewendet wird. Auch erwähnt
er das Schwefeln der Weinfässer zur Eonservierung und Verbesserung des
Weins als eine bekannte Tatsache.
— PIIbIvs erwähnt zuerst die Operation des Kaiserschnittes an einer Toten,
die nach seiner Zeit erst 1305 wieder von Bemard de Gordon tmd später
von Guy de Chauliac ausgeführt wird, welch letzterer genaue Angaben
über Instmnaente und Schnittrichtung gibt.
78 Pllolas weiß, daß die Geschwindigkeit des Lichts keine unendlich große ist.
Er sagt („Historia naturalis'', lib. II, 66): „Daß der Blitz eher gesehen, als
der Donner gehört wird, obgleich beide zu gleicher Zeit entstehen, ist kein
Wunder. Denn das Licht pflanzt sich weit schneller fort, als der Schall.'*
— PIMvs erwähnt die Brunnenkresse (von ihm Sisymbrium genannt), deren
Saft als Heilmittel gebraucht wird, und den Wasserfenchel, der auf Emp-
fehlung von Emsting seit 1739 als Fiebermittel und gegen Lungenschwind-
sucht verwendet wird. Auch kennt Plinius die Banane, die in Indien seit
den ältesten Zeiten bekannt ist, unter dem Namen „Pala" bez. „Ariena".
Ihren Namen „Musa" erhält sie von Linn^. Er spricht auch von der
Artemisia als Mittel gegen Epilepsie.
— PHatas gibt die ersten Nachrichten über die Anwendung von Mähmaschinen.
Er berichtet, daß auf den großen gaUischen Landgütern ein Mähapparat
in Gehrauch ist, der aus einem mit scharfen Zähnen besetzten, beider-
seits in Rädern laufenden Balken besteht. Per durch Zugtiere bewegte
Apparat reißt nur die Ähren ab imd läßt die Halme stehen. (Vgl. 350
PalladiuB.)
— Neben den schwarzen Tinten, die im Altertum meist aus Kuß imd öl
hergestellt wurden, und den farbigen Tinten, die sowohl aus echtem Purpur
als auch aus Eermesbeeren bereitet wurden, spielt eine wichtige RoUe im
Altertum die Goldschreibkunst (Chrysographie), die bereits Plutarch er-
wähnt, xrnd die im 2. Jahrhundert n. Chr. in Byzanz zu einem ausge-
breiteten Kunsthandwerk wird. Noch im Mittelalter wird Goldtinte viel
Darmstaedter. 3
— 33 —
78
gebraucht und daneben Silbertinte angewendet, welche u. a. für c
argenteuB in Upsala verwendet worden ist.
78 Die Verwendung der Greschütze auf KriegBBohiffen reicht im .
weit zurück. Vgl. die Angaben des gegen Ende des 3. Jahrhunde
lebenden Mechanikers Athenaeos. Die ältesten Nachrichten
schütz türme auf Schiffen finden sich bei Plolarthi welcher |
cus Antonius", Kap. 66) berichtet, daß die Schiffe des Mar<
niuB zum Gebrauche der Katapulten mit hölzernen Türmen
waren.
— Piolarth erwähnt den Fall eines Aerolithen und sagt, daß solo]
von außerhalb unseres Erdballs kommen.
80 Der Anatom Marlniit entdeckt, wie Galenus anführt, die Darmd
Gaumennerven und die Stimmnerven. Er gibt eine vollständige,
tische Anatomie heraus.
— Der römische Kaiser Tltut vollendet das von seinem Vater V
begonnene riesenhafte Flavische Amphitheater in Bom (Kolosse
jetzt durch Abbruch in seiner Ausdehnimg teilweise verringert,
lieh eine Ellipse von 524 m Umfang (große Achse 185 m, klc
156 m) umschloß, imd 50000, angeblich sogar 85000 Zuschauer
84 Gnaeus Julius Agricola läßt als Statthalter Britanniens von sei
die ganze Insel umschiffen, wobei die Orkney- Inseln (Orkaden
werden.
90 Der römische Arzt Htrodotut teilt den Fieberverlauf in 4 Stadie
Anfangs, der Zimahme, der Höhe und der Abnahme.
97 Sextus Julius Frontfnut entwickelt eine epochemachende Tätigkc
von Aquädukten und begründet durch seine Schrift „De a
Bomae" eine neue Aera für die Wasserversorgung der Städte. £
daß die zu den Wasserleitungen erforderlichen Bleiröhren in 1
angewendet werden. Die Bleiröhren werden aus Streifen i
gehämmert tmd äußerlich verlötet.
— Frontlniis kennt die Abhängigkeit der Ausflußgeschwindigkeit d
von der Druckhöhe der Wassersäule.
— Htliodonis schreibt eine Abhandlung über die ünterleibsbrüche
Nabel-, Scrotal- und Inguinalbrüche einteilt und als deren Ui
die abnorme Verlängerung und Zerreißung des Bauchfells gilt.
— Riiffut von Ephesos übt die Zergliederungskunst an Tieren, insbc
Affen aus, und xmterscheidet die Nerven, deren Ursprung er
legt, nach dem Vorgang des Erasistratos (s. 300 v. Chr.), in ei
und bewegende. Er sagt, das Herz sei der Sitz des Lebens, dei
Wärme und des Pulsschla^jes.
100 ArchIgMiet von Apamea gibt in seiner Abhandlung ^M^Qi (xpvy^iibv
fährliche Pulslehre und unterscheidet zwischen der normalen
der Arterien, die den Puls ausmachen, und abnormen Beweg
selben. Die Pulslehre des Galenus ist nur eine Ausführung der
Archigenes.
— Der Chinese Cho-dilu-M schreibt mit Benutzung der Lehren
Kiyo (s. 300 v. Chr.) zwei Bücher, das Sho-kan-ron und das 1
eine vollständige Darstellung der Therapie geben. Er wird als
krates der Chinesen gepriesen.
— Htron von Alexandria kennt die vier physikalischen Grundeij
der Körper (Ausdehnung, Undurchdringlichkeit, Porosität und 1
und untersucht die Elastizität. Er stellt hygroskopische Beo
an. Er kennt das Grundgesetz der Reflexion (Gleichheit des £
Ausfallswinkels) imd die Eigenschaft der Sehstrahlen (Lichtstr
— 34 —
100
kürzesten Weg einzuschlagen und sich in demselben Medium geradlinig
fortzupflanzen. Er weiß^ daß Quecksilber schwerer ist als Wasser.
100 Hmwi kennt die fünf einfachen Maschinen und die goldene Regel der
Mechanik, sowie die Zusammensetzung zweier Bewegungen zu einer resul-
tierenden. (Ähnliches findet sich schon bei Aristoteles.) Er stellt Schwer-
punktBimtersuchungen an. Auch kennt er das Gesetz des Hebers und der
kommunizierenden Röhren und die Abhängigkeit der Ausflußgeschwindig-
keit von der Druckhöhe, d. h. von der Höhe der Flüssigkeitsoberfläche
über der Ausflußöffnung. (Vgl. 07 Frontinus.)
— Hmini gibt ein Thermoskop an (s. "Hgcovog AXsSavdQea>e IJyevfiatuccav ß'), bei
welchem durch Erwärmung (Aufstelltmg in der Sonne) oder Abkühlung
(Aufstellung im Schatten) Wasser in einer Röhre emporgepreßt oder ab-
geaaugt wird, und welches somit den Grundgedanken des Thermometers
enthält. — Eine ähnliche Vorrichtung beschreibt PhiloJ von Byzanz in
seiner Schrift „De ingenüs spiritualibus*'.
— Hmini konstruiert Pressen verschiedener Art (öl- und Weinpressen) und
beschreibt eine Seilbahn, sowie Krane und andere Hebevorrichtimgen. Er
erwähnt einen Geisterspiegel und beschreibt einen Weihwasserautomaten,
welcher gegen Einwurf eines Fünfdrachmenstücks eine bestimmte Menge
Weihwasser abgibt. (S. "Hgcovog AXs^avSgecos Ilvevfiauxaw o).
— H«rwi fördert das von Etesibios (s. 230 v. Chr.) erschlossene Gebiet der
pneumatischen Maschinen. Er erfindet den Heronsbrunnen und den Wind-
kessel und vervollkommnet viele der von Etesibios und Philo (s. 210 v. C!hr.)
angegebenen pneumatischen Apparate. Er kennt die Reaktionsdampfkugel
(Aeolipile) tmd das Reaktionsröhrenkreuz (eine Turbine nach Art des
Segner'schen Wasserrades) imd verwendet in einem Dampfkessel Innen-
feuerung und Quersieder.
— Htron kennt ein geometrisches Instrument, welches sich als Vorläufer des
Storchachnabels darstellt, und ein anderes, das zur Konstruktion ähnlicher
körperlicher Figuren dient. Er soll die Grimdlage für die Markscheide-
kunst gelegt haben.
— H«roii zeigt in seiner Lehre vom Geschützbau, wie die Biegungselastizität der
Bogenarme weit von der Torsionselastizität gedrehter Stränge übertroffen
wird und wie man solche Stränge mit der zum Fortschleudern des Ge-
schosses bestimmten Sehne in Verbindung setzt. Seine theoretischen imd
praktischen Ausführungen fußen vielfach auf der Mechanik der Alexan-
driner (Ktesibios und Philo).
— Itoroii kennt einen. Wegemesser für Wagen. Bei demselben wird die Um-
drehung der Wagenräder mittels Zahnradübersetzimg auf ein Zählwerk
übertragen, dessen Zeiger auf einer mit Entfernungsmarken versehenen
Scheibe die von dem Wagen zurückgelegten Entfernungen in Stadien an-
zeigt. In dieser Konstruktion ist der Grundgedanke der heutigen Fahr-
preisanzeiger-Fuhrwerke deutlich zu erkennen. Heron kennt auch einen
Wegemesser für Schiffe, bei welchem die Umdrehungen einer im Wasser
fortbewegten Flügelschraube in ähnlicher Weise auf ein Zählwerk über-
tragen werden. (Vgl. a. 13 v. Chr. Vitruvius.)
— HtTMi kennt die Auflösung quadratischer Gleichungen. Wenigstens ist
die Berechnimg einer unreinen quadratischen Gleichung an seinen Namen
geknüpft.
— Htron konstruiert die „Dioptra*', ein Feldmeßinstrument als Vorläufer
unseres Theodoliten und schreibt ein Lehrbuch über die Inhaltsberech-
nung von Flächen (darunter Vielecken) und Körpern und über ihre Teilung.
Er verwendet die sog. Heron' sehe Dreiecksformel (Inhaltsberechnung des
Dreiecks aus den drei Seiten).
3*
— 35 —
100
100 Kleomadot Bchreibt einen Auszug anB des Poseidonios' Astronomie und erwälmt
bereits die astronomische Strahlenbrechung, die alle Sterne, mit Ausnahme
der im Zenit befindlichen (s. 1604 K.) höher erscheinen laßt, als sie stehen.
Er weiß, daß der Lichtstrahl beim Übergang aus einem dichteren Stoff
in einen dünneren nach dem Lot hin gebrochen wird {KazdxXaotg),
— MMitlaot von Alexandria behandelt in seinem Werke „Sphaericorum libri IV*'
die wichtigsten Sätze der sphärischen Trigonometrie, worin auch der nach
ihm benannte Satz von den Abschnitten der durch eine Transversale ge-
schnittenen Dreiecksseiten enthalten ist. (VgL 1260 Nassir-Eddin.)
104 — 6 Apollodorat von Damaskus baut im Auftrage Trajans die berühmte
Brücke über die Donau.
106 Nachdem die Chinesen schon im 3. Jahrhundert v. Chr. Papier aus Hanf
hergestellt hatten, erfindet Ttal-lun die Herstellung von Papier aus Seiden-
xmd Leinenlumpen.
106 Cajus Julius LacMr erbaut im Auftrage des Kaisers Trajan die berühmte
Brücke über denTagus (Tajo) bei Alcantara, die aus Granitquadem ohne
Mörtel hergestellt ist.
107—13 Apollodom erbaut das Trajansforum.
110 Marlnot von Tyros entwirft eine neue, die römischen Entdeckungen berück-
sichtigende Erdkarte (Gradnetzkarte).
— SonuiM von Ephesos, Hauptvertreter der methodischen Ärzteschule, schreibt
über Frauenkrankheiten (erstes Hebammenbuch) und über akute nnd
chronische Krankheiten. Seine Yerbandlehre veranschaulicht eiiie mit Ab-
bildimgen versehene Handschrift der Bibliotheca Laurentiana in Florenz.
120 Apollodorot widmet dem Kaiser Hadrian sein Werk „Poliorketika".
— AthenaMM von Alexandria berichtet, daß man zu den Lebzeiten seines Groß-
vaters angefangen habe, die Citrone, die Theophrastos bereits kannte,
die aber erst späterhin veredelt wurde, zu den genießbaren Früchten zu
rechnen.
140 Antyllot beschreibt zuerst die Aneurysmen, die er vermittels Spaltung
der sackförmigen Erweiterung des Arterienrohres und doppelter Unter-
bindung (Antyllische Methode) behandelt imd ist der erste, der seit Askle-
piades (s. 70 v. Chr.) die Tracheotomie nicht nur vornimmt, sondern auch
die Regeln aufstellt, nach welchen sie vorgenommen werden müsse.
150 Die älteste Bezeichntmg der Zahlenziffern ist in Griechenland diejenige
durch die Anfangsbuchstaben der Zahlwörter (die Ziffern 1 — 4 durch
Striche). Diese Bezeichnungsart, die bis 300 v. Chr. allgemein, bis 100
V. Chr. noch vereinzelt in Gebrauch war, wird von dem byzantinischen
Grammatiker HerodlanM i. J. 150 n. Chr. beschrieben, woher die Benen-
nung „Herodianische Zahlen" stammt. Seit dem Jahre 500 v. Chr. bildet
sich daneben in Griechenland die später ausschließlich angewendete Be-
zeichnung der Ziffern durch die Buchstaben des ionischen Alphabets aus.
— Nlkomachot von Gerasa (Arabien) schreibt in neupythagoreischem Sinn das
erste Lehrbuch der Arithmetik, beschäftigt sich mit zahlentheoretischen
Problemen und gibt eine vollständige Theorie der Polygonalzahlen (figu-
rierten Zahlen).
•^ Claudius PtolenuMUt von Alexandria, gleich bedeutend als Astronom, Mathe-
matiker und Geograph, faßt seine Trigonometrie, welche die Hauptsätze
der ebenen xmd sphärischen Trigonometrie behandelt, und seine astrono-
mischen Lehren zusammen in dem großen Werke MeydXij ovvxa^tg, bekannter
tmter dem Namen „Almagest" (entstanden aus dem Titel der um 827 ent-
standenen arabischen Übersetzung „Tabrir al magesthi*'). Die Lehrsätze
des Almagest beherrschen weit über ein Jahrtausend die Wissenschaft.
— 36 —
167
150 Die Astronomen des Alteitiuns bestimmten den Winkel durch die Sehne.
(Vgl. 146 y. Chr. Hipparchos.) Anstatt der Sinnstafeln wurden daher
Sehnentafeln benutzt, deren berühmteste Ptolemamit im 9. Kapitel des
I. Buches des Abnagest gibt. Dieselbe enthält die Sehnen der Winkel
von halben zu halben Graden. Aus der lateinischen Übersetzung der
Untereinteilungen «»Partes minutae primae" bez. „Partes minutae secundae'*
sind die Bezeichnungen „Minute'' und „Sektmde'' entstanden.
— PtolMUMM gibt in seinem Almagest einen Stemkatalog mit 1028 Nummern
heraus. Er untersucht mit Hilfe des von ihm erfundenen Triquetrum
die Mondparallaxe, die er etwas zu groß findet, und versucht eine
Bestimmung der Sonnenparallaze, die allerdings 20 mal zu hoch ausfällt.
Er entdeckt die Evektion, die beträchtlichste der Ungleichheiten der
Mondbahn.
— Ptofenatus behandelt in seinen „Opticorum sermones quinque*' die Theorie
des Sehens, die Reflexion, die Theorie der ebenen und sphärischen Spiegel,
die Refraktion und mißt ziemlich genau die Winkel, die der einfallende
und der gebrochene Strahl mit dem Einfallslot bilden, für Luft und Wasser,
Wasser und Glas, sowie Luft und Glas. In dem für das Verständnis der
griechischen Musik höchst wichtigen Werke „Harmonica'' bringt er die
musikalische Akustik des Altertums zum Abschlüsse.
— PtolMiatas gibt die erste Theorie des wissenschaftlichen Eartenzeichnens,
das er als Registrierung der durch astronomische Beobachtimg gewon-
nenen Positionsbestimmimgen in einer nach mathematischen Gesichts-
punkten bestimmten Projektionsart der konischen Projektion auffaßt.
Das Gradnetz umfaßt die bewohnte Erde vom 10® s. Br. bis 26 • n. Br.,
und von Irland bis Java und Sumatra. Erwähnt sind 8000 Orte.
— Nachdem Hipparchos mit der Präzession die Veränderlichkeit der Dekli-
nation und die Eonstanz der Breite entdeckt hatte (s. 146 v. Chr.), ändert
PtolsiiMWS die Armillarsphäre (s. 240 v. Chr.) so ab, daß auch die Lage
gegen die nun als Hauptgrundebene gewählte Ekliptik unmittelbar be-
stimmt werden kann. Das so geänderte Instrument erhält den Namen
Astrolabiimi.
160 Apulejus erwähnt bereits die Verwendung von Kerzenlicht bei kirchlichen
Zeremonien und unterscheidet Wachs- und Talgkerzen als Cerei und Sebacei.
Im 9. Jahrhundert jedoch beginnen erst die Kerzen den Kienspan im
bürgerlichen Haushalte zu verdrängen.
167 Claudius Galeniit von Pergamon, der berühmteste Arzt des Altertums nach
Hippokrates, dessen Schriften er erklärt, und dessen Dogmatismus er er-
neuert, verfaßt über 200 Schriften,' in denen alle Teile der Medizin (daneben
Philosophisches und Philologisches) abgehandelt sind. Besonders erforscht
er die Anatomie, Physiologie und ^Pathologie und spricht Anschauungen
aus, die bis zu Vesals Zeit ihre Gültigkeit bewahren. Galenus weiß be-
reits, daß die Empfindxmgen durch die sensiblen Nerven vermittelt werden
und daß dieselben durch Kompression der Nerven vorübergehend, durch
Unterbindung oder Durchschneidung dauernd verloren gehen.
— fialMut handelt in seinen Schriften „Von den örtUchen Leiden'', „Von den
Ursachen der Symptome", „System der Heilkimst" und „Über die örtlichen
Heilmittel" vielfach auch über Augenheilkxmde. Seine eigentlichen augen-
ärztlichen Schriften y,'Chnixoi Xöyoi** (Optik) und „Täv iv Sqp^aXfioTe na&wv did-
YvoMig** (Diagnostik der Augenkrankheiten) sind verloren gegangen. Nach jenen
Schriften ist zu schließen, daß die alten Griechen im wesentlichen nur
die Niederdrückung des Stares kannten. Nur gelegentUch lief dieses
Verfahren auf eine Zerstückelung hinaus. Beim Milchstar kam es zuweilen
bei der Niederdrückimg zu einer einfachen Kapselzerschneidung und Ent-
— 37 —
167
leerung der Starmasse. Eine Ausziehimg wurde nur bei weichen und zer-
stückelten Staren gewagt. Der Homhautstioh und die Extraktion des
harten .Vollstars waren den Alten unbekannt.
167 Qalmus schreibt Werke über die Arzneimittel „De simplicium medicamen-
torum temperaturis et facultatibus*' und „De compositione medicamen-
torum'% die Jahrhunderte hindurch den höchsten Bang behaupten. Nach
ihm heißen noch heute Mengungen, wie Pflaster, Salben, sowie Infusa,
Decocta usw. „Galenische Arzneimittel'*.
— Qatonut bearbeitet in seiner Schrift „De sanitate tuenda'' die Diätetik
des Erwachsenen, des Kindes und des Jünglings. Auch gibt er ein-
gehende Vorschriften über das Massieren und verwendet die Massage viel-
fach in Verbindung mit gymnastischen Übungen. Zu seiner Zeit soll es
in Bom besondere Ärzte für Massage gegeben haben. Er empfiehlt als
erster die klimatische Kur, namentlich auch Seereisen gegen Schwindsucht.
169 GalMiiit kennt den Unterschied der Arterien und Venen, lehrt, daß die
Arterien normalerweise Blut enthalten, dem Luft beigemengt sei, imd be-
handelt in hervorragender Weise die Lehre von der Blutstillung. Er er-
kennt es als zweckmäßig, dem blutenden Teil eine erhöhte Lage zu geben
und beschreibt den Druckverband, die Digitalkompression, die Unter-
bindung, die Drehung und das Durchschneiden des blutenden Gefäßes. Bei
der Wundheilung imterscheidet er Vereinigung der Wunde durch die eigene
Substanz ohne Narbe, einfache Verklebimg (Prima intentio) und durch
Vermittelung einer Narbe neu entstehende Substanz (Secunda intentio).
(VgL auch 400 v. Chr.)
— Galenat kennt und beschreibt die Anatomie und Physiologie der Na^e. Er
beschreibt anatomisch richtig das Verhältnis von Nasenhöhle und Augen
höhle, die Lage des TränennaAenkanals und seine Mündung in den Nasen-
höhlen. Er nimmt an, die Funktion der Nase sei eine dreifache, zum
Durchtritt und der Erwärmung der Luft beim Atmen, zum Abfluß der
Exkrete des Gehirns und zur Ventilation des Gehirns, und als Weg für
die Gerüche. Er beschreibt eingehend den Kehlkopf imd teilt die inneren
Muskeln desselben in solche, die ihn öffnen, und solche, die ihn schließen.
Er gibtj der Stimmritze den Namen „Glottis" und stellt Betrachtungen
über deren Einrichtungen für Eehlkopfschluß und Tonerzeugung an.
— QalMUt unterscheidet die Blasensteine als angewachsene imd bewegliche,
als harte und weiche, und rät, die weichen Steine durch medikamentöse
Behandlung aufzulösen, während er bei den harten Steinen als einziges
Mittel der Heilung die Extraktion durch den Schnitt am Blasenhalse be-
trachtet. Er führt die erste Resektion des Brustbeins unter Freilegung
des Herzens mit glücklichem Erfolge aus.
180 Unter dem Namen „PhyslolOfas" ist eine Elajsse von Zusammenstellungen
über das zoologische Wissen zu verstehen, deren erste in griechischer
Sprache in Alexandria erscheint. Die Werkchen beschreiben teils bekannte»
teils sagenhafte Tiere und deuten die Eigenschaften derselben in religiös- 1
christlichem Sinne. Sie werden im Mittelalter vielfach ins Lateinische |
imd auch ins Althochdeutsche übersetzt, sind aber mehr als symbolische;
denn als wissenschaftliche Literatur anzusprechen.
193 Wie Ttrtulllan berichtet, ist der Muschelbyssus, eine fadenförmige Sekretion
der Byssusdrüse zahlreicher Acephalen, zu seiner Zeit zu industrieUen
Zwecken, namentlich zu Stickereien und Webereien, verwendet worden.
(Vgl. a. 460 V. Chr.)
200 Arataeos aus Kappadozien gibt an, daß das Blut der Arterien hell, das der
Venen dunkel sei.
— 38 —
850
210 GmIIvs Aartlianus fördert die Orthopädie. Er empfiehlt zuerst passive
Gymnastik und Schwimmen bei Gelähmten.
220 StxiM Jailos Afrfcttios gibt eine Methode an, die Breite eines Flusses ohne
unmittelbare Messung durch Absteckung ähnlicher rechtwinkliger Dreiecke
XU ermitteln. Das Verfahren wird noch jetzt in der Eriegstechnik (z. B.
bei der raschen Feststellung einer Flußbreite) angewendet.
230 €laHtf as Asllaiias von Praeneste erwähnt, daß die betäubenden Eigenschaften
des Zitterrochens, die bereits von Aristophanes, Plato, Aristoteles, Straten,
Scribonius Largus, Plinius, Plutarch, Galen und Oppian erwähnt worden
sind, sich noch geltend machen, wenn man Wasser aus einem Gefäß,
in dem sich ein Zitterrochen befindet, über die Hand oder den Fuß gießt.
250 DIophantM aus Alexandria befreit die Arithmetik aus den Fesseln der
Geometrie und begründet nach ägyptischem Muster eine neue Arithmetik
und Algebra. Er behandelt ganzzahlige Gleichungen mit ganzzahligen
Unbekannten. Doch kommt das, was man jetzt unter „Diophantischen
Gleichungen'* versteht, bei Diophantos selbst nicht vor. Er bezeichnet
X mit dem griechischen g,
281 Der römische Kaiser Profus führt die Kultur der Weinrebe am Bheine ein.
284 In Alexandria kommt die Diocletianische Aera, auch Aera der Märtyrer
genannt, in Gebrauch, die mit der Thronbesteigung des Kaisers Cajus Vale-
rius DiocMlanus (29. August 284) beginnt. Die clmstlichen Kopten bedienen
sich dieser Aera noch jetzt. (Vgl. auch 525 Dionysius.)
290 Der lateinische Kirchenschriftsteller Lucius Coehus Laetantlat Firmianus ist
der erste, welcher der Glasfenster mit Bestimmtheit Erwähnung tut.
Ältere Nachrichten über den Gebrauch der Glasfenster sind unsicher.
300 Dar römische Kaiser Cajus YaJerius DIocIttlanut richtet eine Art regelmäßiger
Taubenpost ein.
— Pippot von Alexandria gibt in seinem Sammelwerke „Swaycoyi^** eine Be-
sclureibung von Kurven doppelter Krümmung auf der Kugel, sowie den
Fundamentalsatz der für die neuere (projektive) Geometrie maßgebend ge-
wordenen Theorie der Doppel Verhältnisse. Er erörtert die als „vollständiges**
Viereck und Vierseit bezeichnete Kombination von Linien und Punkten,
und behandelt zahlreiche Sätze der Lehre von den Kegelschnitten, dar-
unter die Involution von sechs Pimkten. In dem Sammelwerk ist auch
die sog. „Aufgabe des Pappos", den Ort zu 3 oder mehreren Geraden
zu finden, enthalten, sowie der seit dem 17. Jahrhundert als „Guldin' sehe
Kegel" benannte Satz zur Bestimmung des Raum- und Oberfiächeninhalts
eines IJmdrehungskörpers. (Vgl. 1640 Guldin.) Pappos versucht, jedoch
ohne Erfolg, das Problem der schiefen Ebene durch das Hebelgesetz zu
erklären.
325 Das Konzil n NIcaM setzt das Osterfest auf den Sonntag nach dem Früh-
lingsvollmond fest.
340 Der griechische Tierarzt Apsyrtot von Prusa in Bithynien beschreibt eine
Anzahl von Tierkrankheiten, wie die Druse, Ruhr, Mauke, Flußgalle,.
Koller usw. und gibt Mittel zu ihrer Heilung an. Er kennt auch den
Rotz, die Dämpfigkeit imd die Rehe der Pferde, und betont bereits das
Fehlen der Gallenblase bei letzteren.
350 Lucius Apuiojos Bartanif erwähnt zuerst die Tormentillwurzel, die Wurzel
einer Potentüla die als Pulver oder Aufguß medizinische Verwendung»
insbesondere bei Zahnschmerzen findet.
— Aemilianus Palladlut erwähnt in seiner Schrift ,,De re rustica'* die Ver-
wendung von Meeresalgen, Tang und andern Seegewächsen als Dünger-
eisatz. Diese Meeresgewächse werden auch heute noch vielfach an den
Küsten Frankreichs und Italiens als Dünger verwendet.
— 39 —
850
350 Palklilut erwähnt in Beiner Schrift „De re rustica'* eine Art \
maschine, welche mit der von Plinius beschriebenen (b. 78) in de
Sache übereinstimmt, so daß sich demzufolge diese Art des Mj
mähens mehrere Jahrhunderte hindurch erhalten zu haben soheii
— PalMlut gibt eine Beschreibung von Arbeiten, welche zur Römc
Trockenlegung (Drainage) versumpfter Landstrecken ausgeführt
Solche Drainierungsanlagen sind u. a. in Alatri aufgefunden wor<
— PhilagriM ist der erste, der die vollständige Exstirpation eines Ai
vornimmt. Die nach ihm benannte Methode wird lange Zeit v
lassen, und erst im 17. Jahrhundert von Matthias Gottfried
wieder aufgenommen.
359 Der jüdische Kalender, für den sich weder aus der Bibel, nocl
älteren jüdischen Literatur übersichtliche Kegeln aufstellen las8<
die erste systematische Bearbeitung durch den Patriarchen Hill
den Jüngeren in Tiberias. Hillel ist auch der Urheber der no
gebräuchlichen jüdischen Aera, die von dem Jahre 3761 v. Chr.
(Vgl. auch 312 v. Chr. Seleukos Nikator.)
360 Der Bischof Batlliat der Große folgert die Zusammengehörigkeit
durch das Meer getrennter Teile des Festlandes auf Grund Z(
phischer Erwägungen.
361 Orltasiut gibt in den 70 Büchern seiner 'laxQixal owaycjyai, v<
25 Bücher noch erhalten sind, eine Darstellung der gesamten I
seiner Zeit, der inneren Medizin sowohl als auch der Chirurgie,
fiehlt zur Wundbehandlung die konstante Irrigation mit Botweb
368 Batlllut der Große errichtet vor den Toren von Cäsarea in Kaj
eine Fremdenherberge großen Stils, welche, neben Armenhäui
Asylen für gefallene Mädchen, auch eine umfangreiche Hospitala
Ärzten und Krankenpflegern enthält. Diese Schöpfung ist als
Anfang einer geregelten öffentlichen Krankenpflege im bürgerlich
anzusehen.
370 Der Bischof Amkroilut von Mailand unterscheidet die vier sog
authentischen Tonleitern, denen Papst Gregor der Große um 60<
plagalischen Tonreihen, die im heutigen Sinne indes keine Tonleii
hinzufügt.
378 Der lateinische [Kirchenvater Htoronymiis der Heilige erwähnt
Schrift „Wortwechsel zwischen einem Luziferaner und einen
gläubigen'*, daß beide in den Straßen von Antiochia so lange
ander disputiert hätten, „bis man Licht auf den Gassen angezünd«
Es ist dies die älteste verbürgte Nachricht über öffentliche Si
leuchtung.
380 Unter der Dynastie der Tsln besuchen chinesische Schiffe, vom
geleitet, indische Häfen imd die Ostküste von Afrika.
— Publius Vagttlut vergleicht in seinem Werke „Digestorum artis n
cinae libri IV zuerst die Tierkrankheiten mit den Krankh(
Menschen, so daß er gewissermaßen als der Begründer der vergU
Pathologie anzusehen ist. Er bezieht sich in seinen Darlegungei
holt auf die Pferde der damals gerade in Europa eingedrungenen
385 Der Reitsattel hat sich aus den schon im frühen Altertum vorkoi
sattelähnlichen Vorrichtungen (Decken, Teppichen u. dgl.) allmäl
wickelt. Als erste geschichtliche Erwähnung eines wirklichen Ss
eine Verordnung des römischen Kaisers Thtodoslut 1^ in welche:
lässige Höchstgewicht der den öffentlichen Postpferden aufzu
Reitsättel vorgeschrieben ist.
— 40
447
190 Der römiache Gesohichtsschreiber Ammlanus Marcelllnus beschreibt Feuer-
pfeile (Malleoli), die aus Katapulten abgeschossen werden („R^ gestae'*
lib. 23). Der Brandsatz dieser Geschosse besteht, wie Vegetius Renatus
(in „Epitome rei militaris") angibt, aus Werg, Harz, Schwefel und Erdöl.
990 Der römisehe Schriftsteller Decimus Magnus Aasonlut berichtet von Wasser-
mühlen an der Roer, die zum Schneiden von Steinblöcken in Betrieb
waren. Eine nähere Beschreibung der Einrichtung dieser Sagemühlen
fehlt. Doch geht aus anderweitigen gleichzeitigen Nachrichten hervor,
daß man bereits zu jener Zeit Steinsägen kannte, die aus Holzlatten be-
standen, an deren Schleifkante Feuersteinspitzen mit Kitt befestigt waren.
(Vgl. 352 V. Chr. und 77 n. Chr.)
400 Der römische Schriftsteller Ambrosius Theodosius Mwroblus gebraucht in
seinem Werke „Commentarius in Somnium Scipionis'* zuerst das Wort
„Ekliptik".
— Syntttos, Bischof von Ptolcmais, erwähnt in einem Brief an Hypatia zum
ersten Male das Skalenaraeometer (Volumaraeometer) unter dem Namen
Baryllium. Diesem Brief nach zu urteilen muß damals das Instrument
neu gewesen sein, so daß dessen Erfindung wohl in die erste Hälfte des
4. Jahrhunderts zu setzen ist. (Andere schreiben das Instrument dem
PriflcianuB zu.)
— Der römische Militärschriftsteller Flavius Vesttlut Rmatut beschreibt optische
Telegraphen auf den Warttürmen der Festungen, welche aus beweg-
lichen Balkenstücken bestehen, denen zwecks Zeichengabe eine ver-
schiedene Stellung gegeben werden konnte tmd die als die ersten Sema-
phoren anzusehen sind. (S. 1763 Edgeworth und 1793 Chappe.)
— Flavius Vesttliit Renatus erwähnt bereits eine Maschine zum Wasserheben,
bei der ein gewöhnlicher Lederblasebalg ak Pumpe benutzt wird. Solche
Pumpen werden später insbesondere als Schiffspumpen unter dem Namen
Sackpumpen (Priesterpumpen, Pumpen ohne Kolben) gebaut.
— Flavius Vesttlut Rmatut beschreibt in seinen „Abhandlungen über die
Kriegskunst'* den später als „Nürnberger Schere" bezeichneten Apparat
als zusammenlegbare und leicht transportable Festungsleiter für Belage-
rungszwecke. Genau nach diesem Prinzip wird zu Anfang des 20. Jahr-
himderts eine Feuerwehrleiter konstruiert, die auf einem Motorwagen
steht und durch einen zweiten Motor aufgeklappt wird.
105 Der Dichter Aurelius Prudentlus Clemens vergleicht in seinen Märtyrer-
Hymnen die mit mehrfarbigen Glasscheiben gefüllten Bogenfenster der
Paulskirche in Rom mit Wiesen voll Frühlingsblumen. Doch handelt es
sich hier anscheinend noch nicht um eine eigentliche Glasmalerei, sondern
nur um eine Zusammensetzung verschiedenfarbiger Glasstücke zu einer
gewissen koloristischen Wirkung. (Vgl. 880 Ratpert).
109 Während die Glocken anfangs geschmiedet oder getrieben wurden, soll
PaHHBOt. Bischof von Nola, den Glockenguß erfunden haben. Die Kirche
in Cimitile bei Nola rühmt sich, den „ältesten Glockenturm in der Christen-
heit zu besitzen''. Ein sicherer Nachweis über die Eründung des Glocken-
gusses ist nicht zu erbringen.
130 ZmIiiim von Panopolis gibt der chemischen Forschung einen großen Auf-
schwung durch Verbesserung der Destillation sowie der metallurgischen
Prozesse. Durch ihn kommt die Bezeichnimg „Chemie" in allgemeinen
Gebrauch.
447 Cassius Ftllx, lateinischer Übersetzer ärztlicher Schriften, gibt an, daß
die Verletzung der einen Himhälfte Lähmung der entgegengesetzten Körper-
hälfte bedingt.
— 41 —
450
450 (NympMtr spricht sohon von den — später so genannten — art«
Bronnen in Ägypten, die eine Tiefe von 200 bis 500 Ellen bätt
das Wasser über der Erdoberfläche ausgössen, woselbst man es
rieselung der Äcker benutze. (Vgl. auch 320 v. Chr. und 168 v. C
500 Der indische Astronom Arya-Bhatta fördert die Algebra derart, dal
der Vater der indischen Algebra bezeichnet werden muß. Er ^
Verfahren zum Ausziehen von Quadrat- und Eubikwurzdn an,
mit dem gegenwärtig gebräuchlichen fast völlig übereinstimmt.
— Der Ostgotenkönig Thtoitrich baut einen Aquädukt bei Spoleto
Provinz Umbrien, der bei 89 m Kämpferhöhe aus zwei Stockwerl
10 unteren Öffnungen von je 21,4 m Spannung und 30 oberen
besteht.
510 Anicius Manlius Severinus Beltliliis gibt in seiner Schrift „De i
eine ausführliche, aber zumeist auf ältere griechische Schriftsteller g
Abhandlimg über die Musik.
520 Der Philosoph SlmpHdiit spricht den Gnmdsatz aus, das Nichther
der himmlischen Körper werde dadurch bewirkt, daß der Umschw
Zentrifugalkraft) die Oberhand habe über den Zug nach unten (di
FaUkraft).
525 Der Architekt Anthtmlot von Tralles in Lydien ist wahrscheinl
Verfasser des „Fragmentum mathematicum Bobiense", in welcl
Ermittelung des Brennpunktes der Parabel behandelt ist.
— Der römische Abt DIonysliis Exlfuut wendet in seiner Ostertafel vo
525 an Stelle der Diocletianischen Aera (s. 284) zuerst die nach
nannte Dionysische Aera an, und wird damit' der Begründer der 1
christlichen Zeitrechnung. Das erste Jahr derselben läuft vom 1
bis 31. Dezember 754 nach Gründung Eoms. Die Geburt Chrii
Dionysius auf den 25. Dezember des Jahres 1. (Vgl. 715 Beda.)
532 Während die Nachricht, daß Archimedes bei der Belagerung von
die feindlichen Schiffe durch Brennspiegel in Brand gesteckt h
irrig bezeichnet werden muß, berichtet AnthMnlot von Tralles (i
Schrift „Tlegi jiaQado^wv fj.rixavY)^tdio}v**)^ daß man im Altertum ta^
wiederholt versucht hat, feindliche Schiffe mit großen Brennspie
zuzünden, die aus einer großen Zahl kleiner Planspiegel zusamm^
waren. (Vgl. auch 1747 B.)
532—537 Anthemlot von Tralles und Itidorol von Milet erbauen im
Justinians die Sophienkirche in Konstantinopel, die mit ihrer 32 i
Kuppel für viele Kirchenkuppeln des Abendlandes vorbildlich wird
dem dieselbe 558 infolge eines Erdbebens eingestürzt war, wird
Isidoros aufs neue hergestellt.
536 Der Feldherr Justinians Btlltar legt während der Belagerung Ron
die Ostgoten unter Vitiges die ersten öffentlichen Schiffsmühlen
Tiber an. (Vgl. 80 v. Chr. Mithridates.)
550 Aitliit von Amida erwähnt zuerst die Nelken, die übrigens schon
alten Ägyptern bei podagrischen Beschwerden und als magenst
Mittel gebraucht wurden. Paulus von Aegina bemerkt, daß sie V4
indischen Baume kämen und nicht nur als Medikament, sond^
zum Würzen der Speisen geeignet seien.
— Altlut erörtert in seinem Werke „Jatrica** die von ihm beol
Epidemien und die zu gleicher Zeit aufgetretenen Epizooüen,
wähnt, daß die Pest auch die Tiere befallen könne.
— Aitlut gibt an, daß im Verlauf der Erhärtung von Nieren WaJ
eintrete.
— 42
schreibt über Geburtshilfe und ist der erste, der ausdrücklich von
der Wendung auf die Füße spricht. Dieses Verfahren gerät in Vergessen-
heit und wird erst um 1280 von Amoldus Villanovanus und um 1507
von Antonio Benivieni wieder geübt.
Alnamtar von Tralles führt den Rhabarber als Heilmittel ein.
Der griechische Geschichtsschreiber Prokopiot von Cäsarea erwähnt zuerst
die Mitternachtssonne. £r berichtet darüber, daß auf der Insel Thule
(d. i. Skandinavien) die Sonne im Sommer 40 Tage lang auch um Mitter-
nacht über dem Horizonte bleibt.
Der Kaiser Jusflnlan bemüht sich, die Seidenzucht in Griechenland ein-
zuführen und errichtet großartige Maulbeerplantagen im Peloponnes, wo-
von derselbe den Namen „Morea" erhält.
Das dem oströmischen Kaiser Mauiiklot zugeschriebene, 12 Bände um-
fassende Werk über das Kriegswesen („Ars militaris'*) erwähnt zuerst den
Steigbügel. Die Alten kannten den Steigbügel nicht. In allgemeinen
Gebrauch gekommen ist er erst zur Zeit des Kaisers Otto I.
Die ChlMm drucken zuerst Bilder und Schrift von Holzstöcken. Von
ihnen gelangt diese Kunst durch die Araber nach Europa. Arabische
Drucke auf Papier, die bis 1000 n. Chr. zurückreichen, finden sich in der
Papyros-Sammlimg des Erzherzogs Rainer.
VflMnlivs Fortunafus (Venance Fortun at), Bischof von Poitiers, erwähnt
zuerst die Chrotta (Crowd, Crouth), ein altbritannisches 3- oder 6 saitiges
Streichinstrument, mit Schaulöchern und Steg, das sich von den im
9. Jahrhundert auftretenden anderweitigen Streichinstrumenten (Lyra,
Rubeba, Viella) durch einen vom Wirbelkopf auf beiden Seiten zum
Schallkörper hinabreichenden Bügel unterscheidet.
Nach Forschtmgen von Stanislas JuUen scheint das Porzellan in China
unter einem Kaiser der Dynastie Tanf erfunden zu sein.
Meliiiimiad flieht am vierten Tage des ersten Eabia (d. i. am 20. Juni 622)
von Mekka nach Medina. Nach dieser Flucht (Hidschrat ar nah! —
Hedschra) datiert die mohammedanische Zeitrechnung. Die Einführung
dieser Aera erfolgt 17 Jahre später durch den Kalifen Omar, wobei ihr
Anfang auf den 15. JuU 622 verlegt wird.
IMorus Hispalensis gibt die erste positive historische Kunde vom Ge-
brauche des Hopfens zur Bierbereitung.
IMorus Hispalensis erwähnt die Eisengallustinte, indem er angibt, daß
man Galläpfel zur Tinte (ad incaustum) verwende.
Isidtnis Hispalensis gedenkt zuerst in der von ihm herausgegebenen
Enzyklopädie „Originum s. etymologiarum libri XX" der Feder als Schreib-
werkzeugs.
IMorns Hispalensis führt die Benennung „Alumen'' für Alaun auf die An-
wendung dieser Substanz zum Färben zurück: „Alumen vocatur a lumine,
qnod lumen coloribus praestat tingendis*'.
Obwohl das indische Zuckerrohr bereits zur Zeit Alezanders d. Gr. im
Abendlande bekannt war, findet sich die erste Erwähnung des aus dem
Zuckerrohre gewonnenen festen Zuckers erst i. J. 627 n. Chr., in welchem
Jahre der oströmische Kaiser Herakilos auf seinem Feldzuge gegen den
Perserkönig Chosroes II. bei der Zerstörung eines persischen Königs-
BchloBses u. a. auch Rohr-Stückzucker erbeutet.
l Der indische Mathematiker Bralimagupta gibt in seiner Schrift „Brähma-
sphuta-siddhänta*' zahlreiche Lehren der Mathematik, entwickelt die
Elemente der Trigonometrie unter Beifügung einer den späteren Sinus-
tafeln entsprechenden Tafel und berechnet den Inhalt des Kreis Vierecks.
Er kennt bereits die symbolische Positionsarithmetik, welche den er-
— 43 —
645
höhten Wert der einzelnen Ziffern durch ihre Stellung andeutet,
der Null bedient, die fehlenden Stellen auszufüllen, wenngleich €
mäßige Durchbildung des Systems bei Brahmagupta noch fehlt.
645 Der arabische Feldherr Ainr Ikn tl An stellt unter Benutzung von
die bereits unter Kaiser Trajan begonnen waren (vgl. auch 12£
Ramses IL imd 610 v. Chr. Necho), einen Schiffahrtskanal
Kairo tmd d^m Roten Meere her, und benutzt ihn zu Getreidetri
zwischen £1 Fostät (Alt- Kairo) und Kolzum.
650 Der arabische Arzt Ahroun erwähnt zuerst mit Sicherheit die Mi
die dann insbesondere von Isaak Ibn Amran um 900 genauer b€
wird.
660 Paulus von Afgina erweitert den Kreis der seit alten Zeiten (s. 40<
gegen Verbrennung (Combustio) gebrauchten Mittel durch eine ^
zahl von Stoffen, die vor allem bezwecken, einen schützenden un<
den Überzug herzustellen.
— Paulus von Atglna ist nächst den Hippokratikem der erste Sek
der die Operation der Herausnahme der Nasenpolypen beschi
beschreibt femer die Staphyllotomie, Tonsillotomie, Paraoentese c
leibes und die operative Beseitigung des Verschlusses der V
Vagina. Daß er die Gelenkresektionen gekannt hat, steht auße
678 Wie Theophanes berichtet, erfindet der griechische Baumeister
von Heliopolis einen Brandsatz von außerordentlicher Wirksam
in dem Kampf der Oströmer gegen die Araber — namentlich in
Schlacht bei Kyzikos — von entscheidender Bedeutung wird.
Wirkung dieses „griechischen Feuers" {JIvq vygov oder Jlvg ^akc
ruht darauf, daß Kallinikos den bisher angewendeten Brandstoffe
Pech, Schwefel, Erdöl u. dgl. — vgl. auch 424 v. Chr. Thuky<
V. Chr. Aeneas und 390 n. Chr. Ammianus Marcellinus) einen i
standteil (wahrscheinlich ungelöschten Kalk) beimischt, der b
zutritt von Wasser eine explosionsähnliche Wirkung hervorruft.
681 Das Konzil zu Konttantlnopel fuhrt die byzantinische Weltaera e
Jahresanfang der 1. September und deren 5509. Jahr das erst
Zeitrechnung ist, aber vier Monate früher anfängt. Diese Zeitrec
bei den Griechen im Volke vielfach noch jetzt im Grebrauch.
715 Der englische Priester Boda, mit dem Beinamen Venerabilis, fü!
seine Schrift „De sex aetatibus mundi*' die Zeitrechnimg des
(s. 525) in die Geschichtsschreibung ein und wendet dieselbe auch
Ostertafeln an. Erst hierdurch erhält die dionysische Aera ihi
Verbreitung und ihre Eigenschaft als allgemein christliche Zeit:
Von mitbestimmendem Einflüsse wird auch der Umstand, daß
Große zuerst Urkunden nach ihr datiert.
745 Virflllut von Salzburg stellt eine richtige Ansicht über die Gc
Erde auf.
750 Der arabische Alchimist Clebir (Dschabir) wendet zuerst die Krysi
zur Beinigung chemischer Präparate an und beschreibt die Filtr^
lehrt den Alaun durch UmkrystaUisieren reinigen und auch g«
Alaun herstellen. Er beschreibt die Darstellung der Sohwefelsäi
Destillation von Alaun, sowie die der Salpetersäure durch Erhil
Gemisches von Salpeter, Kupfervitriol und Alaun, und entd
Königswasser sowie dessen Fähigkeit, das G^ld aufzulösen,
zuerst den Höllenstein und das Sublimat dar, zu dessen Keii
sich der Sublimation bedient. Er lehrt die Reinigung des Essi
Destillation, kennt den Bleiessig und stellt den Salmiak aus {
Harn und Kochsalz dar.
— 44 —
868
SO Mir kennt den weißen Arsenik (arsenige Säure), den er durch Verbrennen
von Schwefelarsenik und Auffangen des Sublimats erhält. Er scheint den
Eisenvitriol gekannt zu haben; denn er schreibt vor, kut Bereitung des
ItzBublimats „Vitriolum rubifioatum" zu nehmen, was nur als gerösteter
Eisenvitriol gedeutet werden kann. £r versucht zuerst daa Kochsalz zum
ehemischen Gebrauche zu reinigen.
- Mir lehrt Quecksilber mit Grold, Süber, Blei, Zinn und Kupfer ver-
binden und erwähnt, wie ungleich dasselbe die verschiedenen Metalle an-
greift Er stellt Legierungen her und kennt viele Metalloxyde, wie er
TL a. eine Vorschrift zur Herstellung von rotem Quecksilberoxyd gibt. Er
kennt die Verbindungen der Metallo mit Schwefel und erwähnt, daß Kupfer
dnich Schwefel gelb, Quecksilber rot gefärbt wird. Er überstreut, um die
Oberflächenoxydation geschmolzener Metallmassen zu verhindern, dieselben
mit Griaßpulver und Borax.
\S In einem Schenkungsbriefe des Frankenkönigs PIpin dM Klein«! geschieht
der Hopfengärten Erwähnung. Es scheint demnach der Hopfen schon
damals, wenn auch nur in geringem Maße, angebaut worden zu sein.
(S. a. 624 I.)
N) Mtarin, Bischof von Tours, sendet um das Jahr 800 dem Bischof von Salz-
barg „ein Schutzdach, damit es Euer verehrungswurdiges Haupt vor Regen-
güssen bewahre". Es ist dies die erste geschichtliche Erwähnung des
Regenschirms. Über den Sonnenschirm s. 1170 v. Chr.
- Der Däne WulMui erforscht zuerst die baltischen Küsten des heutigen
Deutschlands.
K> Kirl dar QroSe erläßt das für die Bewirtschaftung seiner Meierhöfe wichtige
„Capitulare de vlllis vel curtis imperatoris".
17 Wie der Biograph Karls des Großen, Einhard, berichtet, sendet Harun
d RMCfeM an Kaiser Karl eine Wasseruhr (Klepsydra, s. 450 und 230 v. Chr.),
die aus einem Gefäß besteht, das unten so durchbohrt ist, daß das Wasser
in einer bestimmten Zeit abfließt.
:0 Kirl dar Qnfie führt unter Wiederaufnahme der schon bei den Alten ge-
bräuchlichen Zwölfteüung der Windrose deutsche Bezeichnungen für die
Himmelsrichtungen ein, nämlich: Ostronivlnt, OstsundronL Sundostroni, —
Snndroni, Sundwestroni, Westsundroni, — Westroni, Westnordroni, Nord-
weetroni, — Nordroni, Nordostroni, Ostnordroni. (S. Einharti Vita Caroli
Magni.)
!0 Ata Didiahr Mohamod verfaßt eine Schrift „System der Erde*' (Basm-al-
Ardh), worin jeder Ort nach Länge und Breite bestimmt ist.
17 Der Kalif AMailah al Mamun läßt in der Wüste Sindjar am Boten Meere
eine Gradmessung ausführen, bei der zum ersten Male die Meßkette ge-
braucht wird. Seine Sternwarte in Bagdad ist bereits mit Astrolabien,
Armillarsphären und Quadranten ausgerüstet.
^ AlUHndl macht die erste Beobachtung eines Durchgangs der Venus durch
die Sonnenscheibe. Doch wird die Bichtigkeit dieser Angabe neuerdings
vielfach bestritten. (Vgl. 1639 H.)
K) PacMcnt, ein in Verona lebender Priester, konstruiert zuerst Bäderuhren,
die durch ein Gewicht in Bewegung gesetzt werden. (Vgl. über die An-
wendung von Zahnrädern an Wasseruhren 230 v. Chr. Ktesibios.)
K) Der Schwede Gardar Svavarsson findet Island und erkennt, indem er es
TmiBcbifN), dessen Inselnatur. Nach ihm erhält Island ursprünglich den
Namen „Gardarshölmi*'.
88 Der Benediktinermönch OtfrM zu Weißenburg im Elsaß erwähnt in seiner
Evangehenharmonie zuerst die Streichinstrumente Leier und Fiedel. („Sih
thae ouh al ruarit — thaz organa fuarit — Hra, ioh fidula — ioh managfaltu
— 45 —
870
suegula.** Hochdeutsch: ,,Da rührt sich alles, was Instrume
Leier und Fiedel und mannigfaltige Pfeifen.'*)
870 Der norwegische Edelmann Othar fährt die norwegische Küsl
nach Norden und umsegelt das Nordkap. Daß er bis zur Mü
Dwina im Weißen Meere vorgedrungen sei, wird in neuerei
stritten.
878 Die Araber Wahak und Ak« Md gelangen zu Schiff bis nach Cfa
880 Alfrtd dtr QroSe von England erfindet einen Stundenmesser, d(
gleichmäßig fortschreitenden Verkürzung einer brennenden Kei
— Ibn KhoNaiMi erwähnt zuerst Eiautschou. Dieser jetzt unansel
nordwestlich von Tsingtau, nach welchem das deutsche Pacl
China seinen Namen hat, war früher, vor der Versandung der K
bucht, eine blühende Hafenstadt und namentlich von Bed<
Zwischenplatz des arabischen Verkehrs zwischen Schantung un<
— Der Mönch Ratptrt von Sankt Gallen feiert die um das Jahr 87
Frauenmünsterkirche zu Zürich in einem Gedichte, in dem er
Deckengemälden und den skulptierten Säulen auch die farbig ges«
Fenster rühmt. Da die betreffende Stelle des Gredichts auf
gemalte Fenster hindeutet, so liegt hier das erste geschichtlic
für das Vorhandensein einer eigentlichen Glasmalerei vor.
Prudentius und 999 Gozbert.)
900 Altetefnlut (Mohamed AI Batani), arabischer Statthalter in Syr
die Exzentrizität der Erdbahn und die Präzession der Tag- u
gleiche. (S. 146 v. Chr. Hipparchos.) In der Trigonometrie fi
halbe Sehne des doppelten Winkels statt der ganzen Sehne def
Winkels ein, schafft somit diejenige goniometrische Funktic
12. Jahrhundert „Sinus** genannt wird. (Vgl. aber auch 638.)
er die Eotangente (Umbra recta) hinzu.
910 Der flandrische Mönch HuctaM führt die polyphone Musik ein
eine Melodie in transponierter Lage beantwortend wiederholet
Prinzip, das später in der Fuge und Sonate wichtig wird (Dia]
— Nachdem schon in der altgriechischen Musik die Buchstaben z
nung der Tonhöhe benutzt worden waren (Buchstabentonschri
HuctaM zuerst die lateinischen Buchstaben A, B, C, D, E, F,
Zeichnung der sieben Töne der diatonischen Skala an, worai
mählich die heutige Buchstabenbezeichnung der Tonleiter enti?
945 MaiiadI, der Herodot des Orients, bereist die ganze zu seiner Ze
Welt und schreibt über dieselbe sein berühmtes Werk „Di
Wiesen**.
— Manodl beweist zuerst auf experimentellem Wege die schon von
behauptete Verdunstung des Wassers aus dem Meere, indem
dampfung einer Salzlösung in einem Destillierkolben feststellt
dabei süßes Wasser niederschlägt. Der Salzgehalt des Meeres st
ihm von den Flüssen, die während ihres Laufes Salze und Erd
und ins Meer hinabführen. (Vgl. auch 330 v. Chr.)
950 Der arabische Arzt RhaiM macht wichtige Untersuchungen über
und Masern, welche Krankheiten er in einer eingehenden Abht
schreibt.
— RliaiM gibt eine Beschreibung der Herstellung des Alkohols, er
nicht einmal dessen Brennbarkeit. Er ist der erste, der eine (
salbe erwähnt.
975 Der Perser Ak« Mansur Muwallat verfaßt das Werk „Buch der
logischen Grundsätze**, die älteste Arzneimittellehre der Perse
selben wird zuerst die Verwendung des destillierten Wassers
— 46 —
1000
zeutischen Zwecken sowie der Gipsverband zur Heilung von Knochen -
brachen erw&hnt.
976 Der arabische Greograph Ibn Hmikal bereist den Orient und gibt eine Be-
schreibung seiner Reise heraus, die sich vielfach auf die Berichte von
Balchis (gest. 934) und Istachri (um 950) stutzt.
980 Atal Wthi soll die zweite große Ungleichheit der Mondbahn, die Variation,
gefunden haben. (S. 150 P.) Er führt die Tangente (ümbra versa) in die
Trigonometrie ein.
— Afeal Wtli konstruiert den ersten Mauerquadranten, der an einer in die
Mittagsfläche fallenden Mauer festliegt und für Beobachtungen der Grestime
zur Zeit ihrer Kulmination sehr vorteilhaft ist. Später wird von Nassir-
Eddin ein solcher Quadrant in Kupfer von etwa 37« ni Radius gebaut,
der in Grade und einz^ne Minuten geteilt ist und eine in einem stählernen
Zapfen drehbare Alhidade mit Dioptern besitzt.
^ Der Abt Qsrtsrt von Rheims (Papst Sylvester II.) soU die Gewichtsuhren
verbessert haben. (Vgl 850 Paciflcus.)
^ Die Nonne HrMwHha im Benediktinerkloster zu Gandersheim gibt in dem
Drama „Sapientia" eine Reihe von Zahlenrätseki aus dem Grebiete der
Vielecks- und ähnlicher Zahlen, welche als Beitrag zur Entwickelung der
Zahlentheorie nicht ohne geschichtliches Interesse sind.
983 Der von Island verbannte Normanne Erik dtr Roll (Eirikr hinn Raudi
Thorvaldson) entdeckt Grönland, nachdem schon um 900 der isländische
Pirat Gunnbjöm von den von ihm entdeckten Danellsinseln aus die Süd-
ostküste Grönlands gesehen hatte.
986 Der Isländer Bjame HtrJuilMM erblickt als erster Europäer die Küste
Amerikas, indem er zur Aufsuchung seines Vaters, der mit Erik dem
Roten nach Grönland gezogen war, in die Nähe des „Weinlandes", des
heutigen Massachusetts und Rhode-Island, gelangt, ohne indes zu landen.
990 Die griechische Prinzessin EiNhixIa MakramMilltM, Tochter Kaiser Con-
stantins VIII., beschreibt die Entwicklung der Purpurfarbe auf der Wolle
unter der Einwirkung der Sonnenstrahlen. (Wiederentdeckt 1684 von
William Cole.)
— Ibn Yinilt stellt auf der vom Kalifen Hakim auf dem Berge Mokattam bei
Kairo erbauten Sternwarte astronomische Beobachtungen an und benutzt
zu seinen Berechnungen die trigonometrischen Tangenten, für welche er
die sog. hakemitischen Tafeln herausgibt. Er bedient sich zuerst zur Zeit-
bestimmung der Schwingungen des Pendels.
996 Qiitart von Rheims gibt in seinem Werke „De musica Sacra" die älteste
bekannte Abbildung eines Streichinstruments, einer einsaitigen Lyra von
einer der späteren Gigue (Greige) sehr ähnlichen Form.
999 Wie aus einem Briefe des Abtes QeiNrt von Tegemsee hervorgeht, ist um
diese Zeit eine Glasmalerwerkstatt im Kloster zu Tegernsee eingerichtet,
in der sich die Klosterschüler auf die Herstellung gemalter Fenster ver-
stehen. Über das erste geschichtliche Zeugnis^ für die Glasmalerei vgl.
880 Ratpert
1000 MtHM der Jüngere spricht von den der Cassiagattung zugehörigen Sennes-
blättem, von denen er zwei Arten kennt. Die Sennesblätter werden gegen
Augenleiden und Lepra, später auch als Abführmittel benutzt.
— 47 —
Elftes bis fünfzehntes Jahrhundert.
1001 Der Normanne Mff, Sohn Erik's des Koten (s. 983), wird auf einer Fah
nach Grönland an die Küste von Labrador — von ihm Helluland genam
— verschlagen, und scheint längs der Küste von Neufundland und Nei
Schottland bis in die Gegend des heutigen New York gelangt zu sdj
(S. a. 986.)
1010 All fern Im verfaßt das beste Werk des Mittelalters über Augenkrankheitei
Er soll bei schmerzhaften Operationen betäubende Mischungen zur Lind
rung des Schmerzes benutzt haben, die vermutlich aus Mandragora m\
Opium bestanden. (S. a. 64, Dioskorides.)
1020 Der Araber Avietnna (Ibn Sina) stellt die Lehre auf, dafi die Verstein
rungen lediglich Produkte der sog. „Vis plastica" seien, eines der Nati
innewohnenden Triebes, Organisches aus Unorganischem zu erzeugen, w'
bei ihr aber die Kraft gefehlt habe, ihre Schöpfungen zu beleben, l)
Theorie der Vis plastica hat trotz Widerspruch (s. 1517 Fracastoro) lan(
Zeit hindurch gegolten. ■
— Avietnna behandelt in seinem berühmten „Canon medicinae" die Kuni
der Zusammensetzung der Medikamente.
— Avietnna kennt bereits die Kockelskömer, die zu seiner Zeit zur Tötui
von Ungeziefer benutzt werden.
1025 Alblranl (Abul Itihän Mohamed ben Ahmed) fördert die sphärische Trig<
nometrie und summiert die geometrische Reihe, wobei er das Beispiel di
Schachfelderprogression wählt, die, mit Eins beginnend, auf jedem folge)
den Felde eine Verdoppelung vorschreibt. Er löst die Aufgabe der Drc
teilung des Winkels mittels der Konchoide.
— Der Benediktinermönch QuMo, genannt Guido von Arezzo (nach neaerc
Forschungen jedoch gebürtig aus der G^end von Paris), verschmilzt ä
zu seiner Zeit vorhandenen unvollkommenen Elemente der Musiknotei
Schrift, und erfindet ein Notensystem, das die Grundlage der heutige
Notation bildet. Er fügt der schon vor ihm vorhandenen roten f-Lii^
und der gelben c-Linie zwei schwarze Linien hinzu, schreibt die Not^
sowohl auf als auch zwischen die Linien, und macht die Tonhöhe durc
vorgesetzte Schlüsselbuchstaben leicht erkennbar.
1030 Der Araber AIhtztn (Ibn al Haitam) macht sich eine richtige Vorstellnl
vom Druck der Luft, dessen Existenz schon Aristoteles kannte.
— Alhaztn berechnet zuerst aus den in dem Augenblick, wo die Sonne soeb«
untergegangen ist, noch beleuchteten Wolken die Höhe der Atmosph&ri
Nach demselben Verfahren machen später Kepler, Delahire und Mariotl
selbständige Bestimmungen, die eine Höhe von 60—80 km ergeben.
— 48 —
1100
Bpricht ganz bestimmt aus, daß nicht das Auge die Quelle des
Lichtes sei, sondern daß das licht von den leuchtenden Gegenständen aus-
gehe. Er wendet zuerst eigentliche Linsen, und zwar in der Form von
Kugelsegmenten, als Vergrößerungsgläser an und kennt die Lage des
Brennpunktes bei Hohlspiegeln. Er macht eingehende Untersuchungen
über die Beflexion und über die Brechung des Lichtes.
Der griechische Schriftsteller SuMat kennt den Vorgang des Anlassens des
Stahls in ÖL (Vgl. auch 800 v. Chr.)
Thatphilut Presbyter gibt in seiner „Schedula diversarum artium" die erste
Vorschrift, das Trocknen des Leinöls auf dem Wege des Kochens zu be-
schleunigen.
TlMOpliilut Presbyter beschreibt in seiner ,,Schedula diversarum artium*'
die Herstellung des Tafelglases durch Blasen und Strecken, ohne zu er-
wähnen, daß es sich dabei um etwas Neues handelt. In der von ihm
beschriebenen Herstellungsart erkennt man leicht die Anfänge der Fabri-
kation des Zylinder- und Walzenglases, die, allmählich vervollkommnet,
jetzt wieder das übliche Verfahren für Gewinnung des Tafelglases ist.
TNoplilliis Presbyter begründet die Glasmalerei auf technisch- wissenschaft-
licher Grundlage. (Über die ersten Anfänge vgl. 405 Prudentius, 880
Ratpert, und 999 Gozbert.) Seine Darlegungen lassen erkennen, daß die
Glasmaler jener Zeit zugleich Glasmacher, Farben verfertiger, Karton-
zeichner und Glaser waren. Theophilus bedient sich ausschließlich des
gleichmäßig gefärbten Hüttenglases, auf welches Umrisse und Schatten
mit „Schwarzlot" (Kupferoxyd mit pulverisiertem blauen und roten Glase)
aufgetragen und alsdann eingebrannt werden. Das Zuschneiden der
Glasstücke erfolgt mit einem glühenden Eisen. (Das Glasschneiden mit
dem Diamanten kommt erst im 16. Jahrhimdert in Gebrauch.)
Der Araber OMd •! Btkrl schreibt die erste Geographie der afrikanischen
Negerl&nder.
Mmii von Bremen, der erste deutsche Geograph, gibt in seinen „Gesta
Hammaburgensis ecclesiae pontificum'* eine Beschreibung von Dänemark,
Skandinavien und Rußland.
Simon 8«fli erwähnt zuerst in Europa den Kampfer, der aus dem Holz
des auf Formosa und in Japan vorkommenden Kampferbaums gewonnen
wird, indem man das zerschnittene Holz mit Wasserdampf behandelt und
die Dämpfe in passenden Gefäßen verdichtet.
Der Araber Omar Alchaljaml löst kubische Gleichungen mit Hufe der
Durchschnitte zweier Kegelschnitte, behandelt überhaupt zuerst Gleichun-
gen von höherem als dem zweiten Grade systematisch, und unterscheidet
zwischen arithmetischer und geometrischer Auflösung der Gleichungen.
£r findet die Binomialreihe für ganze positive Exponenten.
Alnliaravl, ein arabischer Arzt, erwähnt zum ersten Male die Bluterkrank-
heit (Haemophilie, wie Schönlein die Krankheit nennt) und bezeichnet
als deren Hauptsymptom die tödliche Blutung, selbst nach den geringsten
Veiletzangen.
AMcttit empfiehlt die Trepanation bei Frakturen und Fissuren des Schädel-
gewölbes. Als Bohrer verwendet er den gewöhnlichen Perforativtrepan.
AMcailt schreibt ein berühmtes Werk über chirurgische Operationen und
das Buch „Servitor** über die Bereitung der Arzneien.
Der Benediktiner TiMOpIliliit beschreibt zuerst die Technik des Glocken-
gusses, wonach man erst den Lehmkern formt und eine Fettschicht so dick
auf denselben aufträgt, daß der Fettmantel dem spätem Metall der Glocke
entspricht. Auf den Fettmantel wird wieder Lehm aufgetragen, das
Ganze mit Eisenreifen umgeben und in die Gießgrube gesenkt. Das Fett
DarmBtaedter. 4
— 49 —
1101 -
wird alsdann herausgesohmolzen und die Glockenspeise in den entstande-
nen Hohbaum gegossen.
1101 König Heinrich I. von England ersetzt die damals als Normalmaß übliche
Elle (Gyrd) durch die Länge seines Armes bis zur Spitze des Mittel-
fingers (Yard).
1113 Wie J. Büttgenbach mitteilt, spricht bereits die Chronik des Klosters
Kiotturroda im Herzogtum Limburg von einem dort durch die Mönche be-
triebenen Steinkohlenbergbau, so daß keinenfalls der Hu&chmied Hulloz
oder H Ullas in Lüttich, der 1198 Steinkohle gefördert haben soU, als der
erste Verwender derselben zu betrachten ist.
1115 Der Kaiser Heinrich V. verleiht der Stadt Bremen das Recht, Tonnen in
der Weser auszulegen und Baken daselbst aufzustellen. Von da datiert
die planmäßige Ausstattung der Nord- und Ostseeküste mit Seezeichen,
obwohl man an der guten Bezeichnung der Küstenuntiefen u. d^. damals
kein aUgemeines Interesse hatte, da jedes gestrandete Schiff Eigentum
der Strandbewohner war.
1121 Der arabische Gelehrte Alkhazlni konstruiert eine sehr empfindliche Schnell-
wage, die er unter dem Namen „Wage der Weisheit" beschreibt. (S. a.
1400 V. Chr.) Er untersucht daa spezifische Gewicht der Flüssigkeit^
mittelst eines Araeometers, das ähnlich dem des Synesios war, und wendet
zur Bestimmung des spezifischen Gewichts auch ein Gefäß an, das als
erstes Pyknometer zu bezeichnen ist, und welchem Homberg (s. 1699)
die noch jetzt übliche Form gibt.
1126 Im Karthäuserkloster zu Lillers in der Grafschaft Artois wird der erste
Tiefbrunnen Mitteleuropas erbohrt. Derartige Brunnen, seitdem „arte-
sische" genannt, waren indes schon im Altertum bekannt. (Vgl. 320 und
168 V. Chr., 460 n. Chr.)
1139 Die zuerst im 9. Jahrhundert erwähnte Armbrust erfährt in den folgen-
den Jahrhunderten eine wesentliche Vervollkommnung und wird von
so bedeutender Wirkung, daß ihr Gebrauch gegen Christen auf dem von
Papst InnoMUZ il. berufenen zweiten lateranischen Konzil verboten wird.
1140 Johanntt von tevllla (Johannes Hispalensis) gibt in der von ihm veran-
stalteten Übersetzung eines von einem imbekannten Verfasser herstammen-
den arabischen Mathematikwerkes ein Verfahren an, die Quadratwurzel
mit Hufe von Brüchen auszuziehen, die mit den späteren Dezimalbrüchen,
wenn auch nicht in der Schreibweise, so doch dem Sinne nach überein-
stimmen.
1160 Die von Albreeht dam Birsn zwischen 1150 und 1160 in der Altmark und
im Havellande angesiedelten niederländischen Kolonisten bringen an Stelle
des in Mitteldeutschland bis dahin bevorzugten Baus mit natürlichen
Steinen die Ziegelfabrikation omd den Ziegelsteinbau in Aufnahme und zu
hoher technischer Vollkommenheit.
— AvMliMr bereichert durch seine Arbeiten die innere Medizin und die
Chirurgie.
— Der indische Mathematiker Bhaskara Acarya kennt die Anzahl der Kom-
binationen von n Elementen zur p-ten Klasse ohne Wiederholung, femer
die der Permutationen einer gegebenen Elementengruppe mit und ohne
Wiederholung.
— Die Zisterzienser Mönche des Klosters Chlaravalle bei Mailand machen die
erste Anwendung der Abfallwässer zur Berieselimg von Wiesen.
— Nicolaus, Vorsteher der Schule in Salerno, schreibt ein Dispensatorium mit
160 zusammengesetzten Arzneiformeln mit Angabe der medizinischen
Kräfte und der Gebrauchsweise, Antidotarium genannt, welches als die
erste europäische Pharmakopoe anzusehen ist. (Vgl. 975.) Er ist der
— 50 —
1210
erste, der der Schlafechw&mme Erwähnung tut, das sind Schwämme, die
mit naxkotisGhen Pflanzensäften getränkt und getrocknet wurden und
dann, bevor man aie zur Inhalation gebrauchte, in warmem Wasser an-
gefeuchtet wurden. (S. a. 1010.)
1153 Etfrfsl (Scherif al Edrisi) schreibt ein großes geographisches Werk über
Nubien „Greographia nubiensis**, in dem er mehrere für die allgemeine
Auffassung der Verteilung tierischer Formen auf der Erdoberfläche nicht
unint-eressante Angaben macht. Doch weist das meiste, wie überhaupt
die gesamten zoologischen Kenntnisse der Araber, noch auf Aristoteles hin.
1160 AwtffTfeoBt beobachtet zuerst in Marokko Sonnenflecke. Freilich sind auch
in den chinesischen Annalen viele Sonnenflecke erwähnt, die mit bloßem
Auge gesehen und als „Raben in der Sonne*' bezeichnet wurden.
— Awwiliafa erkennt zuerst die lichtwahmehmende Funktion der Netzhaut.
— Benevenutus Qrapheiis schreibt über Augenheilkunde und ist der be-
deutendste Star- Operateur seiner Zeit.
1167 Der Sultan Nuraddin richtet nach Eroberung von Ägypten, um eine Ver-
bindung mit den Städten seines großen Reiches zu haben, eine ständige
Verbindung vermittels abgerichteter Brieftauben ein und dehnt diesen
Luftpostverkehr auch auf ganz Syrien aus. Seine Nachfolger halten diese
Einrichtung bis zur Zerstörung Bagdads durch die Mongolen aufrecht.
1180 Rtpr von Parma (Ruggiero), der bedeutendste Wundarzt der Salemi-
tanischen Schule, behandelt in seiner „Practica chirurgiae" die Lehre von
der Wnndheilung.
1181 Der provenzalische Troubadour Guyot ito Provins beschreibt in seinem
satirischen Gedichte „La bible" eine Wasserbussole, bestehend aus einer
auf Strohhalmen schwimmenden Magnetnadel, — die älteste verbürgte
Nachricht im Abendlande über die Verwendung des Magneten zur Be-
stimmung der Himmelsrichtung. Ob hier eine selbständige Erfindung
vorliegt, oder das Verfahren durch Vermittelung der Araber von den
Chinesen übernommen ist, ist nicht festzustellen. Daß die Araber um das
Jahr 854 den Kompaß gekannt haben, ist nach E. Wiedemanns Forschun-
gen unzweifelhaft.
1185 8axo Gfimniatteus gibt die erste Nachricht von dem Geysirn auf Island.
„In Island ist eine Quelle, welche durch die Kraft dampfenden Wassers
die natürliche Beschaffenheit aller Gegenstände ändert. Waa von dem
dampfenden Wasser berührt wird, wird hart wie Stein."
1198 Der schon im Altertume (bei Salomo, Homer, Hippokrates u. a.) erwähnte
Safran wird durch die Kreuzfahrer nach dem Abendlande gebracht
und nach Österreich durch einen Ritter von Rauhonast im Jahre 1198 ein-
geführt.
1200 AM-«l-L0tlf lehrt in Kairo und Damaskus Medizin und tut den Ausspruch,
daß selbst Galens Angaben gegenüber der eigenen Beobachtung zurück-
stehen müssen.
1202 FHonaccI (Leonardo von Pisa) führt den Gebrauch der indischen, soge-
nannten arabischen Ziffern im Abendlande ein und spricht in seinem „Liber
abaci" zum ersten Male die Reihensummationsformel allgemein in Worten
aus. Er behandelt auch die geometrischen Reihen, wenn auch nicht in
derselben Allgemeinheit wie die arithmetischen, imd stellt zum ersten
Male Aufgaben über die Zinseszinsrechnung auf.
1210 Der Dauphin Humtort II. von Savoyen hält sich, wie berichtet wird, längere
Zeit in Brandes in der Auvergne auf, um zur Wiederherstellung seiner
Gesundheit die frische Luft der Berge einatmen zu können. Es ist dies
eines der ersten geschichtlich überlieferten Beispiele einer Luftkur.
4*
— 51 —
1210
1210 Der Erfinder des Fingerhuts ist unbekannt. Die erste Erwähnung des
Fingerhuts geschieht bei Walter von der Vogeiwelde, der bei dem Anblicke
einer Fingerhutblume eines anderen Fingerhuts gedenkt, „der schmückte
den schönsten Finger*'. Da hiernach damals auch der botanische Finger-
hut (Digitalis) unter diesem Namen bereits allgemein bekannt war, muß
die Erfindung des Fingerhuts zeitlich sehr viel weiter zurückliegen.
1220 Flbonaccl gibt in seinem Werke „Practica geometriae'* einen Wert für
71 = 1440 : 458V8 (= 3,1418). Zwei andere Schriften („Liber quadratomm"
und „Flos") behandeln die Gleichungen. Von besonderem Interesse ist
die Lösung der kubischen Gleichimg x*-f-2x2_|_ i0x = 20, für die Pibo-
nacci den außerordentlich genauen Näherungswert x = 1^22^ 7'^ 42™ 33'^
4V 40 VI angibt, leider ohne zu verraten, wie er ihn erhielt.
— Hugo von Lucca führt eine einfache und rationelle Wundbehandlung ein,
wegen deren er „Vir mirabilis" genannt wird. Er und sein Sohn Theo-
derich sollen, wie Guy de Chauliac berichtet, ihre Patienten bei Opera-
tionen in primitiver Weise, wahrscheinlich mit Schlaf schwämmen (s. 1160N.),
narkotisiert haben. Für diese einfache, schonende Methode der Wund-
behandlung tritt auch Henri deMondeville mit Entschiedenheit ein. (S. 1320.).
— Jordanus Nemonurlus, Ordensmeister der Dominikaner, verfaßt mehrere für
die Entwicklimg der Arithmetik und der gesamten Mathematik bedeut-
same Schriften, darunter „Arithmetica decem libris demonstrata", „De
triangulis'*, „Tractatus de sphaera" u. a. Er gibt neue Methoden zur
Lösung algebraischer Gleichungen an.
1226 Raymundus Lullus lehrt die Salpetersäure durch Destillation einer Mischung
von Ton und Salpeter darstellen.
1228 Nachdem das im Altertume vielfach geübte Veredeln der Bäume und
Sträucher durch Pfropfen später in Vergessenheit geraten war, erwähnt
im Mittelalter zuerst Freidank (in seiner „Bescheidenheit") dieses Verfahren
wieder. („Wer linden zwiget — zweiget, d. i. propfet — üf den Dorn, der
hat ir beider reht verlorn.")
— Im Staatsarchiv zu Wien befindet sich eine Urkunde des Kaisers FrlMMch II.,
betreffend die Entscheidung der Streitigkeiten des Klosters Goß mit dem
Herzog von Kämthen, eine der ältesten noch vorhandenen Urkunden auf
Papier. Das Papier ist im vorliegenden Falle ein mit Leinenfasem
(Leinenlumpen) gemischtes Baumwollenpapier.
1232 Der Sultan Salailn schenkt dem Kaiser Friedrich IT. eine Räderuhr, welche
die Stunden, den Lauf der Sonne, des Mondes und der Sterne anzeigt
Es ist dies die erste sichere Kunde von einer Räderuhr in Deutschland.
(S. a. 860 Pacificus.)
— Während man sich bis gegen das Ende des 12. Jahrhunderts sowohl im
Abendlande wie in China darauf beschränkte, die Wirkung der Brand-
geschosse durch Beimengung von ungelöschtem Kalk und ähnlichen Stoffen
zu den Feuerwerkssätzen zu erhöhen (s. 678 Kallinikos), verwenden, wie
der Auszug aus den chinesischen Reichsannalen Tung-klang-kang-mu be-
richtet, zuerst die Chinesen i. J. 1232 bei der Verteidigung von Pien-king
gegen die Mongolen einen wirklichen Explosivstoff, indem hier zum ersten
Male dem üblichen Brandsatze (Pech, Schwefel, Kohle u. dgl.) Salpeter
zugesetzt wird. Damit ist die Erfindung des Schießpulvers gegeben. Der
Erfinder selbst ist nicht zu ermitteln. Möglicherweise war es der chine-
sische Heerführer Wei-sching.
1233 Thomas von Cantimpri gibt in seiner Schrift „De naturis rerum" eine
ziemUoh richtige Tierbeschreibung, die sich indes vielfach noch an Aristo-
teles anlehnt. 1269 gibt er noch eine Sonderschrift über die Bienen
heraus.
— b2 —
1250
1242 Der mauriBche Gelehrte Ballak aus Kisgak berichtet, daß sich zu seiner
Zeit die Seefahrer des syrischen und indischen Meeres der Magnetnadel
als Wegweiser bedienten, indem sie eine magnetische Eisenröhre von Fisch -
form (nach anderen Nachrichten einen auf ein Holzkreuz gelegten Magnet -
stein) in einer Schale mit Waaser schwimmen ließen. Diese Angabe stimmt
fast vollständig mit der von Guyot de Provins (s. 1181) gegebenen Be-
schreibung überein. v
1245 Giovanni ito Ptano Garpini, ein Franziskanermönch aus Neapel, reist durch
Rußland, die weiten Steppen von Turkestan und gelangt bis Karakorum.
1250 Johannes Aduarliit erwähnt zuerst die Myrobalanen, die ihres Gerbsäure-
gehaltes wegen bei der Buhr angewendet wurden, jetzt dagegen lediglich
als Gerbmaterial dienen. Er spricht auch von der Anwendung der Tama-
rinden als eines kühlenden Abführmittels, namentlich bei Gallenkrank-
h^ten. Die Tamarinde ist bereits dem Theophrastos bekannt gewesen,
doch wird ihre purgierende Wirkung nicht von ihm erwähnt.
— Alfeirtat Magnus erwähnt mit Bestimmtheit den grünen Vitriol (Eisenvitriol),
ohne sich jedoch über seine Darstellung auszulassen.
— ülfcM'lui Magnus gibt in seinem „Opus naturarum*' eine sich vielfach an
Aristoteles anlehnende Beschreibung des Tierreichs, das er nach dem Maße
des Menschen und nach dessen seelischer Begabung mißt, das jedoch in
der systematischen Durcharbeitung über Thomas von Cantimpr^ (s. 1233)
hinausgeht.
— Der englische Franziskanermönch Boger BaCM erwähnt die Eigenschaft
des Salpeters, mit brennenden Körpern zu verpuffen. (S. auch 1232 T.
und 1250 M.)
— Roger Bacon stellt durch Versuche die Veränderungen des Gesichtswinkels
fest, welche durch konkav oder konvex gekrümmte sphärische Gläser be-
wirkt werden, und empfiehlt schwachsichtigen Menschen, ein konvexes
Glas auf das Objekt zu legen, womit er den Grundgedanken der Brille
andeutet. (S. 1300 Armati. Vgl. auch 1038 Alhazen.)
— Fast gleichzeitig mit der Erfindung des Schießpulvers in China (s. 1232,
Tnng-kiang-kang-mu) wird auch im Abendlande bekannt, daß sich den
von altersher verwendeten Feuerwerkssätzen (Schwefel, Kohle, Pcchu. dgl.)
durch Zusatz von Salpeter explosive Eigenschaften verleihen lassen.
Maitliut Qffltcut gibt in der lateinischen, allein erhaltenen Übersetzung
seines griechischen „Feuerbuohs" folgende Beschreibung von der Zusammen-
setzung eines derartigen Explosivstoffes: „Acoipias lib. I sulphuris vivi,
lib. II carbonum vitis vel Salicis, lib. VI salis petrod. Quae tria subti-
liasime terantur in lapide marmoreo." (Vgl. auch 1250 Boger Bacon.)
— Maitlim Qriteus gibt eine eingehende Beschreibung der Darstellung des
Terpentinöls, das er unter dem Namen „Aqua ardens'* beschreibt. (S. a.
64 D.) Dasselbe wird bis spät in das 16. Jahrhundert als eine dem Wein-
geist ähnliche Substanz betraohtet und auch statt des letzteren angewendet.
— Der arabische Astronom Nastlr-Eddln al ThusI behandelt in seiner Schrift
„Über die Figur der Schneidenden" (d. h. über den Satz des Menelaos —
s. 100) die sphärische Trigonometrie in ihren Fundamentalaufgaben am
schiefwinkligen Dreieck in vollendeter Weise.
— NaMir-Eddlii al TbiNl fertigt als Vorstand der von dem Mongolenfürsten
Hulagu (Ilek-Khan) gegründeten Sternwarte zu Meragah in Persien den
in den ilekkhanischen Tafeln niedergelegten Fixstemkatalog nebst Planeten-
tafeJn an«
— Willem ito Rubrui|ult (Buysbroek) gelangt auf einer etwa« südlicheren Beute
als Piano Carpini (s. 1246) bis Karakorum und kehrt durch Persien und
die Türkei nach der Heimat zurück.
— 53 —
1250
1250 Jordanus Ruffus, OberstaUmeister des Kaisers Friedrich IL, gibt in seinem
Werke „De medicina equorum'' eine genaue Anleitung zum Hufbeschlag
und eine Beschreibung der chirurgischen Krankheiten der Extremitäten
der Pferde. Eine große Zahl seiner sanitären Vorschriften hat bis zur
Gegenwart ihre Gültigkeit behalten.
— VlnCMi von Beauvais spricht zuerst von den allerdings schon früher be-
kannten belegten Spiegeln und hält die gläsernen mit ßlei überzogenen
Spiegel für die besten.
— Vlncenz von Baauvalt veröffentlicht sein „Speculum majus", das eine den
Kenntnissen der Zeit entsprechende, sehr vollständige Beschreibung der
bekannten Tierwelt gibt, im wesentlichen aber wie die Schriften von Thomas
von Cantimpr^ und Albertus Magnus auf Aristoteles fußt.
1252 Alfont X. von Castilien läßt durch christliche und jüdische Gelehrte, die
er nach Toledo beruft (darunter den Rabbiner Isaak Aben Said), die
Alfonsinischen Tafeln herstellen, die von da ab an die Stelle der Ptole-
maeischen Tafeln (s. 150 Ptolemaeus) treten. Die alfonsinischen Tafeln
werden zuerst i. J. 1483 durch Ratdold in Venedig (s. 1487) gedruckt.
1253 Wllhtlm von Holland läßt den ersten bekannten Bau einer Kammerschleuse
bei Spaamdam ausführen. Demnach sind weder Leone Battista Alberti
noch Simon Stevin als deren Erfinder anzusehen.
1256 Nachdem schon in den heiligen Büchern der Inder der Magneteisenstein zum
Ausziehen von Pfeilspitzen empfohlen worden ist (s. 500 v. Chr.), gibt der
Araber Hallfa aus Aleppo dies Mittel an, um beim Abbrechen der Spitze
der Aderlaßlanzette diese aus der Wunde zu ziehen.
— Joannes de Sacrobutto (John Holywood) gibt seinen „Traotatus de sphaera
mundi*' heraus, der für mehr als drei Jahrhunderte das Hauptlehrbuch
der mathematischen Geographie bildet.
1259 Die Annalen der chinesischen Sung-Dynattio beschreiben eine Feuerlanze
(Lanze des ungestümen Feuers, To-huo-tsiang), ein Bambusrohr, das mit
abwechselnden Lagen von einem schießpulverähnlichen Brandsatze und
„Körnern" geladen war, welche letzteren unter heftiger Flammenentwick-
lung 150 Schritte weit geschleudert wurden. Anscheinend sind diese „Kömer"
keine Geschosse (Schrot u. dgl.) gewesen, sondern Brandsatzklümpchen,
so daß der Apparat etwa wie eine heutige Leuchtkugelrakete gewirkt haben
mag, andrerseits aber die Elemente der Pulver-Schußwaffe deutlich er-
kennen läßt.
1260 Albertus Mafnut schildert als zu seiner Zeit bereits üblich die Scheidung
des Goldes vom Silber durch Salpetersäure (Scheidimg durch die Quart).
Die Legierung wird auf das Verhältnis von 1 Teil Gold zu 2 Teilen Silber
gebracht, granuliert und mit der l^/g fachen Menge starker Salpetersäure
erwärmt. Die entstehende Lösung wird verdünnt, um ein Auskrystalli-
sieren des Sübemitrats zu verhindern, am nächsten Tage abgezogen und
das zurückbleibende Gold mit heißem Wasser gewaschen.
— Albertus Macnut reinigt das Gold durch Zementation und stellt zuerst regu-
linischen Arsenik durch Erhitzen des weißen Arseniks mit reduzierenden
Körpern (Seife) dar.
— Albertus Mafnus erörtert das zu seiner Zeit wieder in Gebrauch kommende
Veredelungsverfahren der Bäume usw. durch Pfropfen (vgl. 1228 Freidank),
wobei er freilich sehr wunderliche Kombinationen in Vorschlag bringt,
z. B. das Pfropfen einer Rose auf einen Kohlstrunk zur Erzielung grüner
geruchloser Blumen.
— Roger Bacon bespricht das Verlöschen brennender Körper in verschlossenen
Gefäßen und schreibt dies dem Umstand zu, daß die Luft fehle.
— 54 —
1280
12$0 Roger Bacon gibt zuerst die Lage des Brennpunktes bei einem sphanschen
Hohlspiegel richtig an und weist nach, daß die von einem leuchtenden
Punkt stammenden Lichtstrahlen nach ihrer Reflexion von einem Hohl-
spiegel sich nicht in einem Punkte des Hauptstrahls, sondern in vielen
neb^ieinander liegenden Punkten treffen. (Sphärische Aberration.)
— Die venetianischen Kaufleute Marco imd Maffeo Polo, Oheime des berühmten
Marco Polo (s. 1271) reisen über Eonstantinopel nach Kiptschak und
Turkestan, um mit den Tataren Handel zu treiben.
— VlMoaz von Boouvals spricht bei der Geburtshilfe zum ersten Male in zweifel-
loser Weise von der Wendung des Foetus auf den Kopf durch direkten
inneren Handgriff.
1269 Petrus Peregrinus de IMartoourt macht die ersten bekannten experimentellen
Forschungen über den Magnetismus, indem er die beiden Pole unter-
scheidet und die verteilende Wirkung des Magneten, wie auch die An-
ziehung imgleichnamiger Pole nachweist.
1270 Der Kanonikus Giovanni Campono (Johannes Campanus) von Novara be-
wirkt eine Ausgabe der „Elemente*' des Euklid, und lehrt in den von ihm
gemachten Zusätzen die Berechnung der Winkelsumme im Stemfünfeck.
Auch beweist er die Irrationahtät des goldenen Schnitts.
— Raymundus Lullut entdeckt das kohlensaure Ammoniak, das er durch
Destiliation aus gefaultem Harn darstellt, und verbessert die Destillations-
vorrichtomgen, indem er zum ersten Male behufs besserer und schnellerer
Kondensation der Dämpfe eine besondere Kühlung der Vorlage anwendet.
Er kennt auch das ätzende Ammoniak.
— Raymundus Luilvs berichtet zuerst über die Verwendimg des Astrolabiums
zu astronomischen Ortsbestimmungen auf See.
~~ Nachdem die Canarischen Inseln (s. 40 v. Chr.) im Mittelalter zuerst] bei
den Arabern erwähnt worden waren, gelangt Lancelot Malocollo dorthin
und errichtet ein KasteU auf Lancerote.
— Der polnische Physiker WIMo spricht für die Optik den Satz aus, daß die
Natur stets nach der Richtung der kürzesten Linie wirke.
1271 Marco und Maffeo Polo unternehmen, von ihrem siebzehnjährigen Neffen
Marco, dem nachmals berühmten Reisenden, begleitet, eine zweite Reise
(s. 1260), auf der sie Persien durchqueren, das Pamirplateau über-
schreiten, ins Tarymbecken niedersteigen und ganz China durchziehen.
Der jüngere Marco Polo tritt in die Dienste des Kaisers Kublai und
lernt auf seinen Kreuz- und Querzugen den größten Teil Chinas kennen.
Im Jahre 1292 begeben sich die drei Reisenden über Cochinchina, Sumatra
und Ceylon nach Ormuz, von wo sie über Trapezunt und Konstantinopel
im Jahre 1295 Venedig wieder erreichen. Der jüngere Marco legt die Er-
fahrungen dieser Reise in einem ausführlichen Bericht (s. 1298) nieder.
1272 Der Bologneser Borchosano vervollkommnet den Seidenhaspel und kon-
struiert die erste maschinelle Vorrichtung zum Zwirnen der Seide in dem
sog. runden Mulinierstuhl (Seidenmühle). Bis dahin war die Drehung
der einfachen und die Zusammenzwirnimg mehrerer Fäden stets mit der
Hand erfolgt.
1279 GuilelmuB da MIcoto fördert mit seiner ,, Summa conservatioms et cura-
tionis" die Chirurgie. Seine Wundbehandlungsmethode ist, wie die des
Hugo von Lucca (s. 1220) eine einfache und rationelle; er reinigt die
Wunde mit öl und legt nach der »Blutstillung sehr sorgfältige Ver-
bände an, wie überhaupt seine Theorie mustergültig ist. Er weist zuerst
auf die giftigen Eigenschaften faulender tierischer Substanzen hin.
1280 Christophoro BrianI in Venedig erfindet den künstlichen Aventurin, ein
von zahllosen goldglänzenden Krystallen durchsetztes, meist lichtgelb -
— 55 —
1280
braunes bis grünliches Glas, das den natürlichen Aventurin, eine flimmernde
Quarzmodifikation, an Glanz übertrifft und in neuerer Zeit von Bizaglia in
Venedig (1872) "wieder unübertrefflich hergestellt wird. Wöhler spricht
sich dahin aus, daß die Erystallblättchen in diesem Produkt ausgeschie-
denes metallisches Kupfer seien.
1280 Petrus de Crescmtllt schreibt ein Werk „Opus ruralium commodorum", das
in 12 Abteilungen das gesamte Gebiet der Landwirtschaftslehre behandelt.
— Der chinesische Kaiser Cubllal-ehan (Kublai) vertieft und verlängert den
Kaiserkanal (großen Kanal), der sich von Peking bis Hang-tschou durch
zehn Breitengrade erstreckt und den Pei-ho mit dem Hoang-ho und
Jangtse-kiang in Verbindung setzt. Der Kanal war im 7. Jahrhundert
n. Chr. begonnen worden.
— Kaiwinl hebt hervor, daß die Wasserdämpfe der Luft sich an hohen Bergen
zu Regen kondensieren. Er weiß, daß die Gießbäche allmählich Berge
abtragen und den Schutt ins Meer befördern, während der Schlamm auf
dem Meerboden sich ausbreite und fest werde.
— Arnoldus Vlllanovanus lehrt die Bereitung der ätherischen Ole in seinem
Traktat „De vinis".
— Arnoldus Vlllanovanus spricht zuerst von den Heilkräften des Waldmeisters.
1285 In dem von dem Araber Hassan-af-Rammall verfaßten Feuerwerksbuche wird
der Salpeter als die Grundlage der gesamten Feuerwerkerei bezeichnet.
Al-Bammah lehrt die Läuterung des Salpeters durch ein wiederholtes
Krystallisationsverfahren, hat aber von den eigentlichen Feuerwaffen noch
keinerlei Kenntnis.
1290 Während Dioskorides zuerst des aus Hosen und Olivenöl bereiteten Rosen-
öls Erwähnung getan hatte, wird das destillierte Rosenöl zuerst von
Johannes Aduarius beschrieben. Es scheint zu dieser Zeit schon in Nisibis
in Mesopotamien bereitet worden zu sein.
— Die älteste Glashütte, deren Existenz nachweisbar ist, ist die durch
van Laempoel angelegte Flaschen- und Grünglasfabrik zu Quiquengrogne
bei La Chapelle.
— Giovanni de IMonte Corvlno geht über Persien nach Indien und besucht von
da China, das er eingehend beschreibt.
1292 Die Ingwerpflanze (Zingiber), wdche auch Marco Polo gekannt zu haben
scheint, wird zuerst beschrieben von Giovanni da Mania Carvina.
1295 Lanfranchl fördert durch seine „Chirurgia magna", in welcher er zahlreiche
von ihm ausgeführte Operationen beschreibt, die praktische Chirurgie.
1298 Marco Pala (s. 1271) berichtet von der von ihm besuchten Landschaft
Badachschan am Nordabhange des Hindukusch, einem Hauptfundorte des
von alters her bekannten Lasursteins (Lapis lazuli), aus dem durch Pul-
verisieren und Schlemmen der natürliche Ultramarin gewonnen wird.
— Marco Pala spricht bei Beschreibung der chinesischen Provinz Fo-kien
von dem Anbau der Baumwolle und deren technischer Verwendung als
von etwas längst Bekanntem. Trotzdem muß Indien als die Heimat der
Baumwolle angesehen werden. (S. auch 800 und 327 v. Chr.)
— Marco Pala bringt die ersten ausführlichen Nachrichten über die chinesische
Porzellanfabrikation nach Europa. Seine Darlegungen beruhen indes in
ihrem technischen Teil auf unrichtigen Informationen.
— Marco Pala gibt die ersten Nachrichten über den großartig organisierten
chinesischen Staatskurierdienst, eine Art von Post, die sich bis auf den
heutigen Tag erhalten hat. Möglicherweise hat Marco Polo das Wort
„Poste'* — zur Bezeichnung der chinesischen Relaisstationen — zuerst
gebraucht. (Vgl. jedoch 1464 Ludwig XL)
— 56 —
1810
Nachdem die Kunst, in Stukko, einer aus Gips, Kalk und Sand hergestellten
Masse zu arbeiten, bereits von den Alten, namentlich von den Äthiopiern
und später in Syrien, Cypem und in Rom geübt, aber allmählich in Ver-
gessenheit geraten war (vgl. auch 450 v. Chr. Herodot und 330 v. Chr.
LysiBtratos) , erneuert Marcarltons dieselbe in Italien, wo sie alsdann von
dem Maler Nani um 1514 wesentlich vervollkommnet wird, wie die Stuck-
arb^ten der Loggien des Vatikans beweisen.
Giovanni PISMl erfindet den Farbenschmelz im Tiefschnitt (Email de
baase-taille).
Der Florentiner RucctIIal entdeckt den Farbstoff der Orseille, der nach ihm
Roccella genannt wird.
Alessandro de Spina aus. Pisa verfertigt, wie die Chronik des S. Caterina-
Klosters zu Pisa meldet, Augengläser, die indes, wie die Chronik gleichfalls
sagt, schon vor ihm erfunden worden seien. Ob der wirkliche Erfinder, wie
aus seiner Grabschrift in der Kirche Santa Maria Maggiore in Florenz hervor-
geht, Salvino dofll Armati war, läßt sich mit Sicherheit nicht nachweisen
Sicher ist nur soviel, daß die konvexen Brillen um 1300 erfunden, und
daß sie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts allgemein bekannt sind.
(S. in dieser Beziehung 1363 Guy de Chauliac).
, Hugo von Trlmbtrs erwähnt in seinem Lehrgedicht „Der Renner" zuerst
Fiedelbogen aus Roßhaaren.
Der italienische Maler Giotto dl Bondone bringt mit seinen Schöpfungen in
Florenz, Padua u. a. a. 0. die Freskomalerei durch sorgfältige Ausbildimg
ihrer Technik zu neuer Blüte und weiter Verbreitung.
Ftavio Qloja aus Amalfi hat mutmaßlich zuerst die nach den Windstrichen
geteilte Kompaßrose mit der schwingenden Magnetnadel verbunden und
dadurch den Kompaß für die Seeschiffahrt brauchbar gemacht.
Der Waffenschmied Rudolff zu Nürnberg erfindet die Drahtziehmaschine,
die von besonderer Bedeutung für die Herstellung der Ritterrüstungen
(Ringelpanzer) wird.
Der Gebrauch des Wachstuchs, eines mit Leinölfirnis überzogenen Zeuges,
ist mindestens seit Anfang des 14. Jahrhimderts bekannt, wie daraus
hervorgeht, daß man beim Offnen des Grabes des 1307 gestorbenen Königs
Ednwd I. von England im Jahre 1774 dessen Leiche mit feinem Wachs-
tuch umwickelt fand, das so konservierend eingewirkt hatte, daß man
die Bildung der Hände und des Gesichts noch vollkommen erkennen
konnte.
AbulfMa lehrt, daß» wenn zwei Leute, der eine gegen Osten, der andere
gegen Westen um die Erde wandern imd an ihrem Ausgangspunkt zu-
sammentreffen, der erste der Kalenderfolge um einen Tag voraus, der
andere um einen Tag hinter ihr zurück sein müsse.
/UMIfeda berechnet zuerst die Größe der gesamten Erdoberfläche auf
20360000 Quadratparasangen.
Matthaeus SylvatlCHS, Verfasser des dem Könige Robert von Sizilien ge-
widmeten pharmakologischen Werkes „Pandectae medicinae'* legt in Salemo
den ersten europäischen botanischen Garten an. Ihm folgt 1333 die Stadt
Venedig mit Anlage eines öffentlichen medizinisch-botanischen Gartens.
Der Mönch TbMdoricut TMtonicus bahnt, ohne das eigentliche Refraktions-
gesetz zu kennen, zum ersten Male eine richtige Erklärung des Haupt-
und Neben- Regenbogens an, während ihm die Deutung der Farbenfolge
noch mißlingt. E. Wiedemann schreibt die erste richtige Erklärung des
Regenbogens dem' arabischen Grelehrten AI Färisi zu, der um das Jahr 1280
gewirkt haben muß.
— 57 —
1811
1311 Jean PItanI, nacheinander Wundarzt Ludwigs des Heiligen, Philipps i
Starken und Philipps des Schönen, fördert die praktische Chirurgie lu
errichtet das erste chirurgisch-medizinische Institut.
1312 Das Sternbild „Südliches Kreuz" wird im Abendlande zuerst von Dil
AHchM erwähnt, der es wahrscheinlich aus arabischen Quellen kenn
gelernt hatte. (Purgatorio I.: „Jo mi volai, a man destra, e posi meo
all' altro polo, e vidi quattro stelle non viste mai fuor che alla priij
gente. — 0 settentrional vedovo sito, poich^ privato sei dl mirar quelle!
Die erste Beschreibung des Sternbildes auf Grund eigener Beobaehtuj
gibt in Europa Amerigo Vespucci (1501).
1313 Nachdem in der bisherigen Entwicklung der Kriegsfeuerwerkerei (vj
u. a. 424 V. Chr. Thukydides; 678 Kallinikos; 1232 Tung-kiang-kangn]
1250 Marohus Graecus; 1259 Sung - Dynastie) samtliche Elemente i
Pulver -Schußwaffe gegeben waren, wird in Deutschland der letzte ei
scheidende Schritt getan, indem nunmehr das Schießpulver als Trei
mittel des Geschosses verwendet und damit die wirkliche FeuerwafFe ^
schaffen wird. Die Überlieferung knüpft diesen Schritt an den Kan^
des BirthoM Schwarz (eigentlich Bertholdus niger, d. i. der schwarze
Schwarzkünstler — Berthold), eines Mönchs aus dem westlichen Deutschla
(vielleicht Köln oder Freiburg). Die Genter Annalen berichten dazu: ,«
dit jaer (1313) was aldereerst ghewonden in Duutschland het ghebni
der bussen (Büchsen) von einem mueninck.'*
1314 Raimondo de Linzl aus Bologna, genannt Mondinus, begründet durch \
Sektion menschlicher Leichen die wissenschaftliche Anatomie. Sein W<
über die Anatomie wird grundlegend für die Universitäten des Mittelalt«
1316 Odorico de Pordenone segelt von Ormuz über Ceylon, die Nikobar^
Sumatra und Java nach Nanking. Seine Rückreise scheint durch W«
China, Tibet und Persien gegangen zu sein.
1317 Das Brasilienholz (Rotholz), das zuerst aus Sumatra nach Europa gelanj
wird von Matthaeus Sylvatteus in seinen „Pandectae medicinae'* unter d<
Namen „Lignum presillum** erwähnt.
1318 Dante Allchltri erwähnt in seiner „Divina Commedia" die Schlaguhri
(Paradiso X: „Indi come orologio, che ne chiami neU' ora . . . Hn !
sonando co si dolce nota/*)
— Pietro Vtsconte entwirft die älteste datierte Seekarte.
1320 Henri de Mondevllle zeichnet sich als Chirurg imd Anatom aus. £r ket
die Geschoßextraktion mittels des Magneten. (S. 1256.) Er tritt in»l
sondere mit Entschiedenheit für die einfache und schonende Wundbeha^
lung des Hugo und des Theoderich von Lucca ein. (S. 1220.)
1321 Levl ben Gereon beschreibt in seinem hebräisch geschriebenen Buche^ i
1342 von Petrus de Alexandria unter dem Titel „De sinibus, ohordi«
arcubus*' übersetzt wird, zuerst die Camera obscura, d. i. nahezu 200 Ja|
vor Leonardo, dem bisher diese Erfindung zugeschrieben wurde, I|
Prinzip der Camera obscura war bereits von Aristoteles ausgeeprocli
worden.
1325 Levl ben Gereon erfindet den Jakobsstab, der durch das ganze Mittelall
zu geographischen Ortsbestimmimgen auf See dient.
1325—1352 Ibn Batuta besucht die Inseln des Persischen Golfs, die bis üaj
unbekannten Gegenden des Innern Arabiens, Syrien, Mesopotamien, Pers^
KleinAsien, die Bucharei, Chorasan, Kandahar, die Malediven, Ojtj
Sumatra, Java imd China und führt 1352 eine Mission des Sultan»
Marokko ins Innere von Afrika bis Timbuktu.
1330 Thomas de Bradwardina veröffentlicht seine „Geometria specuiativa*
der er sich mit den Stern Vielecken , der Lehre von den isoperimetrisch
— 58 —
1868
Figuren, der Lehre von den irrationalen GröBen und der Stereometrie
beschäftigt.
1330 Philippe de Cae^Mral stellt zuerst Mondglas her, eine Art Butzenscheibe
Yon 8 — 10 om Durchmesser mit einem Nabel in der Mitte. Das Mondglas
wurde im Mittelalter vielfaoh neben dem Tafelglas (s. 1060 T.) als Fenster-
glas verwendet nnd ist neuerdings -wieder stark in Aufnahme gekommen.
1331 Wie Muratori berichtet, erscheinen zwei deutsche Ritter, von Gnnbtrf und
VfB Spiliwfcfg, bei der Belagerung von Cividale in Friaul mit Geschütz und
HandfenerwafiFen. („Ponentes vasa versus civitatem, balistabant cum
sdopo".) Ca ist dies die erste geschichthch beglaubigte Erwähnung eigent-
licher Feuerwaffen.
1340 Jan vtti Eyek macht die Ölmalerei für größere Aufgaben verwendbar, in-
dem er durch Zusatz von Harzfirms eine gleichmäßige Trocknung der
Pigmente ermöglicht, Leuchtkraft, Grlanz omd Tiefe der Farben steigert
und die Dauerhaftigkeit der Bilder sichert.
— Jean ia MMin schreibt eine Arithmetik, die Jahrhunderte lang ein vielge-
brauchtes Schulbuch bleibt. Er macht als einer der Ersten Vorschläge
für eine Kalenderreform, die darin gipfelt, man solle, um den wirkhchen
und den kalendermäßigen FrühHngsanfang in Übereinstimmung zu bringen,
40 Jahre lang die Schalttage ausfaUen lassen.
1341 Donato QMitllo da Follcno tut zuerst eines Gallensteins Erwähnung, den
er bei einer Sektion entdeckt. Die erste chemische Untersuchung solcher
Steine geacliieht 1748 durch Galeotti; wissenschaftlich werden die Steine
zuerst durch Fourcroy und Th^nard bearbeitet.
1350 Der deutsche Kaiser Karl IV. erteilt den Imker- Innungen besondere, zum
Teil sehr -weitgehende Privilegien, und wird damit zum Begründer der
deutschen Tolksbienenzucht.
— Conrad von Mtctnbtrs gibt in seinem „Buch der Natur*' eine Schilderung
zahlreicher Tierformen. Dies Buch, das sich an Cantimprö (s. 1233) an-
schüeBt, findet als erste naturgeschichtliche Enzyklopädie in deutscher
Sprache eine sehr weite Verbreitung.
~~ Der englische Geistliche IMtrio führt ein Beobachtomgsregister, welches als
das älteste Wetterjoumal anzusehen ist und wirkliche Nachweise über die
Witterung enthält.
— In der Weltchronik des Rodolff von HolMiitiiita findet sich die erste Zeich-
nung einer Taucherglocke. (Vgl. allerdings 210 v. Chr. Philo.)
1354 PMmt IV. von Aragonien läßt zum Schutze gegen die feindlichen Waffen
einige seiner Schiffe mit einem Lederbezuge versehen. Übrigens sollen schon
die Normannen im 12. Jahrhundert einen Versuch zur Schiffspanzerung
gemacht haben, indem sie ihre Schiffe mit einem Eisenbeschlage in der
Wasserlinie versahen. (VgL auch 1782).
1300 Der französische Schriftsteller und Mathematiker Nicole OrwiiM gibt ein
Verfahren an, die Zu- und Abnahme der Temperatur, die Änderung des
Fenchtigkeitsgehalts der Luft, und die bei anderen Naturerscheinungen
vor sich gehenden Veränderungen durch Kurven darzustellen. Er wendet
in seinem Werke „Algorismus proportionum*' Potenzen mit gebrochenem Ex-
ponenten an, die erst in viel späterer Zeit wissenschaftHches Gemeingut
werden.
— Johann von RM^ttallladt stellt zuerst schwefelsaures Quecksilberoxydul
dar nnd erhält zuerst den Kalomel auf nassem Wege aus Quecksilber,
Salpetersäure und Salmiak.
1363 Gny de Gluuillac schreibt sehr wertvolle wissenschaftliche Abhandlimgen über
Chirurgie. Er gibt u. a. neue Methoden für die Operation der Nasen-
— 59 —
1S68
poljTpen an und blast bei Kehlkopfkatarrhen adstringierende PuJ
den Kehlkopf ein.
1363 Guy de Gluuiltae behandelt in seiner „Chirurgia magna" das Kapi
Wnndheilung, die Verbandweise, die verschiedenen Fonnen der Na
er namentlich als Blutstillungsmittel anwendet. Er ist der erst
wenn Augenwässer bei Sehschwäche nicht helfen, Brillen empfiehlt.
1364 Heinrich von WIck versieht die Räderuhr mit Hemmung und 1
imd stellt eine so verbesserte Uhr, die auch mit Schlagwerk versel
auf Bestellung von Karl V. in Paris auf. Als früheste, mit Schi
versehene Uhr wird die 1288 auf Westminster Hall in London aufg
erwähnt. (S. a. 850, 1232, 1318.)
1375 Catelanl entwirft eine Erdkarte, welche als die bedeutendste ihr
galt. Sie gibt die Mittelmeerküsten in einer verhältnismäßig sehr g
Darstellung, während die übrigen Länder skizzenhaft behanddt sin
1376 Nicholas Batellle in Arras stellt in den Jahren 1376—79 für Louis
Anjou den sog. „Gobelin von Angres" her, den größten jemals ge
Gobelinteppich. Derselbe hat 156 m Länge und 6 m Höhe, unc
Szenen aus der Apokalypse dar. (Wegen des Namens „ Gobelin'* v|
Colbert.)
1378 Während die Geschütze anfänglich nur Steinkugeln (in der Rej
Granit oder Marmor) verfeuerten, werden zuerst i. J. 1326 in !
schmiedeeiserne Kugeln angefertigt. Besondere Verdienste u
Guß eiserner und eherner (kupferner) Kanonenkugeln erwirbt sich sc
der Stückgießer Hans Aarau in Augsburg. Aber erst unter den
sischen Königen Ludwig XL (1471) und Karl VIIL (1494) komn
eisernen Geschosse allgemein in Gebrauch.
1380 Damensättel werden zuerst im 12. Jahrhundert n. Chr. erwähnt, wähl
Frauen bis dahin nach Männerart zu Pferde saßen. Eine allgemei
breitimg erhält der Damensattel mit Quersitz durch Anna von Luj
Gemahlin Richards IL von England.
— Isaak Hollamliit stellt zuerst durch Erhitzen von Salmiak mit Kalli
calcium dar, welches er als „Sal ammoniacum fixum" bezeichnet. £r |
auch zuerst aus dem Rückstand der Scheidewasserbereitung das sc
saure Kali, das von Paracelsus zuerst medizinisch angewendet wir«
— Valtscut de Taranta gibt die erste eigentliche Klassifikation der Verbren
nach ihrer Intensität, und zwar nach 3 Graden: Schmerzempf
Blasenbildung, Ulceration, die im wesentlichen später von Alexii
(1814) wieder aufgenommen wird, während Guillaume Dupuytren
eine Skala von 6 Graden aufstellt.
1387 Der Leibarzt König Wenzels, AIMch fördert durch seinen „Tractat
regimine hominis'* die Diätetik.
1390 Ulman Stromer in Nürnberg soll zuerst zur Zerkleinerung des Sto
die Papierfabrikation Stampfen angewendet haben.
1392 Spielkartenähnliche bemalte Täf eichen waren bei den Cbinee«
Japanern schon in früher Zeit bekannt. In Europa ist der erst
weisbare Verfertiger von Spielkarten der Maler Jacquemin Qrin
wie dies aus einem Ausgabebuche des Schatzmeisters Karls \
Frankreich hervorgeht, in welchem die 'Auszahlung eines Betrags
genannten Maler für die Anfertigung von 3 Spielen Karten in G^
Farben gebucht ist. Die erste Erwähnung der Spielkarten in Deut
überhaupt geschieht i. J. 1321 in einem gegen dieselben gerichtet
bot des Bischofs von Würzburg.
— Nicolo Zmo gelangt, nachdem er 1390 die Faröer und 1391 die Shetlan«
besucht hatte, nach Island und wahrscheinlich auch nach Grönlan
— 60 —
j
1420
99 Die VlMMril in Mailand erlassen die erste bekannte Desinfektionsordnung
für Pestkranke, woran sich 1403 die erste Quarantaneanstalt anschließt.
00 MMClMpalM beschäftigt sich eingehend mit dem schon den alten Indem
bekannten magischen Quadrat, wodurch dasselbe allgemeiner bekannt
wird, unter einem magischen Quadrat versteht man ein in mehrere
kleinere Quadrate geteiltes Quadrat, in dessen Felder eine Anzahl von
Zahlen so eingeschrieben sind, daß alle Quer-, Längs- und Diagonalreihen
die gleiche Summe ergeben. Auch Dürer, Lahire, Sauveur, Euler u. a.
beschäftigen sich später mit dem magischen Quadrat.
(8 Johann von BMiMCoart gelangt als erster nach Malocello (s. 1270) wieder
nach den Canarischen Inseln.
08 Wie Pitti angibt, ist der Ingenieur Domenico dl Mattso der erste gewesen,
der — in dem Kampfe der Florentiner gegen Pisa — Kriegssprengminen
Torgeschlagen hat. Die ersten Zeichnungen und Beschreibungen von
Sprengminen gibt (1430) Mariano.
05 Der KriegsbaumelBter Konrad Kyotsr gibt die Abbildung eines Schiffes,
das an jeder Seite ein Schaufelrad trägt. Diese Räder sollten durch die
Strömung gedreht werden und dadurch ein flußaufwärts befestigtes Seil
aufwinden, wodurch das Schiff den Strom hinaufgezogen werden sollte.
In diesem tVorschlag sind die Anfänge der Tauerei und Kettenschiffahrt
xn erblicken.
- Eonrad Kytter erwähnt in seinem Buche „Bellifortis'* (Handschrift in der
Universitätsbibliothek zu Göttingen) zuerst Hohlgeschosse, die mit fest-
gestampftem Pulversatze gefüllt sind, und aus Hinterladern im Bogen-
würfe verfeuert werden, die erste geschichtUch beglaubigte Erwähnung der
Sprenggeschosse.
II SeAbahnen zur Beförderung von Lasten und Menschen über Flüsse imd
Schluchten vnirden in China schon im Altertume benutzt. Die erste
Erwähnung derselben in der Literatur geschieht in einer Handschrift der
WliMT HtfMMIatlMk vom Jahre 1411, in welcher eine Seilbahn mit Hanfseil
nnd Förderkörben aufgezeichnet ist. (Vgl. indes auch 100.)
19 Die Insel Madeira war wahrscheinlich schon den Alten bekannt und
wurde von den Portt^esen unter genuests^ien Ki^tteen schon früh be-
sncht. (Auf einer florentinischen Karte vom Jahre 1351 erscheint die
Insel unter den Namen „Isola di legname'*). Die eigentliche Entdeckungs-
geachichte beginnt mit dem Jahre 1419, wo die Portugiesen Joäo Gonzales
nnd Martin Vaz daselbst landen.
M) Wilhelm BMkshi erfindet das Einsalzen der Heringe, wodurch dieselben
transportfähig und zur Handelsware gemacht werden. Hierdurch ent
wickdt sich der Heringsfang für Holland zu einem sehr lukrativen Er
verhszweige, der fortan durch strenge Gesetze über die Zeit des Fangs,
die Weite der Netzmaschen, das Einsalzen usw. geregelt vnrd. Beukelsz,
denen Name häufig auch in Bökel oder Pökel umgewandelt wird, soll zu
ent auch das Salzen des Fleisches mit Kochsalz oder Salpeter ausgeführt
hahen, das nach ihm Pökeln genannt wird.
' Fflippo grmalltichl knüpft an die Kuppelbauten des klassischen Altertums,
insheeondere an die Kuppel des Pantheons (s. 27 v. Chr.) an und erbaut
mit Hufe neuer technischer Methoden die gewaltige 39^/2 m weite Kuppel
des Doms zu Florenz, die das Vorbild für die von Michelangelo ent-
worfene Kuppel der Peterskirche in Rom (s. 1646) wird.
' Der italienische Ingenieur Giovanni de Fontana soll (nach Romocki, „Ge-
schichte der Explosivstoffe") der erste gewesen sein, der treibende See-
minen (Streuminen) in Vorschlag bringt.
— 61 —
1424
1424 Johann Zlskl von Trocnow, Feldherr der HuBsiten, verwendet zuei
Haubitze (Hanffnitz), ein hinsichtlich der Rohrl&nge zwischen den It]
und den Kanonen stehendes Wurfgeschütz, welches Steinkugeln ver
1426 Wie berichtet wird, soll Marco Polo einige dem Blockdruoke äl
Holztafeln von China nach Italien gebracht haben. Der Italiener 1
Cotlaldl habe dieselben gesehen, Nachahmungen zum Buchdruck ver
und i. J. 1426 sogar Druckversuche mit einzeln in Holz geschni
Typen unternommen. Für die Richtigkeit dieser Annahme fehl
jeder beglaubigte Nachweis.
1431 Der Portugiese Gonzalo Velho Oabral entdeckt die Formigaagru|
Azoren. Die übrigen Azoreninseln werden in den Jahren 1432—14
gefunden. Da man daselbst auf punische Münzen gestoßen ist, :
die Azoren schon den Karthagern, wahrscheinlich auch den Arabe
Normannen, bekannt gewesen sein.
1433 Gil EaniMt gelingt es, im Auftrag des Prinzen Heinrich des Seei
nach 20 jährigen vergeblichen Versuchen das Cap Bojador zu um
1435 Der italienische Künstler Leon Battista AINrU, von seinen Zeitg«
wegen seiner alles umfassenden Bildung ein „enzyklopädischer ^
genannt, erfindet einen Apparat zur perspektivischen Abzeichnui
zur Verkleinerung von Zeichnungen, der aus einem durchsichtig«
dicken Fäden quadrierten Schleier besteht (Alberti nennt seinen I
auch „Velo", Schleier) und demnach mit dem Storchschnabel 4
Scheiner) nicht identisch ist.
1436 Baldaya gelangt bis zur Mündung des heutigen Rio d*Ouro.
1438 Marlaniit Jaeobut von Siena bildet ein Boot ab, dessen zwei Schau
von vier Mann bewegt werden, sowie einen Taucheranzug mit He
Bleisohlen. (Kodex der Münchener Bibliothek. — Vgl. auch 1405.
— Luca MIa RobMa bringt die vermutlich schon von den Arabern j
habte Kunst, die Majolika mit einer zinnoxydhaltigen Glasur z
ziehen, zu hoher Vollendung.
— Dom Henrique Herzog von VlMU errichtet in seiner portugiesischen I
Sagres eine Steuermannsschule, auf welcher namentlich die W^ter«
lung des Kompasses in hervorragender Weise gefördert wird.
1439 Johannes von Qmflnd (de Gamundia) gibt den ersten gedruckten de
Kalender heraus. Es ist dies ein in Blockdruck (Holztafeldru*
gestellter immerwährender Kalender mit Planetentafel. Derselbe
sich im Kupferstichkabinett des Kgl. Museums zu Berlin.
1440 Lourens Janszoon Cotter in Haarlem soll (nach dem von Junius vc
i. J. 1588 in Leiden erschienenen Werke „Batavia*') seit dem Jsü
mit hölzernen und metallenen Lettern gedruckt haben. Später
Druckgerät gestohlen und nach Mainz übergeführt worden. Au
dieser Darstellung wird Coster in Holland vielfach als der Erfii
Buckdruckerkunst betrachtet, imd einzelne holländische Forsche
die Erfindung sogar bis in das Jahr 1423 zurück verlegt. Neuer«
suchungen lassen indes keinen Zweifel, daß die Angaben des Ju
einem Irrtum beruhen.
— Nicolaus von Cosa (eigentlich Nikiaus Krebs aus Cues a. d. Mo6<
zuerst den Puls mit einer Uhr (Wasseruhr).
— Nicolaus von Cuia gibt die erste Anregung, das Senkblei beim J^
einem spezifisch leichten Körper zu verbinden, der sofort, wenn
am Grunde angelangt ist, sich abtrennt und nach oben zuril
Ähnliche Vorschläge machen Alberti in seinem Werke „De arobi
und der um 1550 lebende Mathematiker Puehler.
— 62 —
1450
* Nicolanfl von Cosa konstruiert das erste rohe Hygrometer aus trockener
Wolle und bestimmt den Feuchtigkeitsgrad der Luft aus der Feuchtigkeits-
zunahme der Wolle.
Nioolaus von Cum faßt das Weltganze als eine unendliche, unbegrenzte Einheit
auf und lehrt, daß die Erde schon darum nicht im Siüttelpimkte der Welt
stehen könne, weil der unendliche Raum keinen Mittelpunkt habe. Seine
Ausladungen über die Achsendrehung der Erde (in der Schrift ,,De docta
ignorantia") sind dunkel.
MartaMit Jacobut gibt die erste Beschreibung von fahrbaren Kranen und
Winden.
Giovanni Miohele 8avonarola verfaßt eine ausführliche Schrift über den
Branntwein und lehrt die Prüfung desselben auf den Gehalt an Alkohol.
Der Tatarenfürst Ulngh-Mch errichtet in Samarkand eine Sternwarte von
außerordentlicher Größe, und verbessert auf Grund eigener Beobachtungen
die Angaben des Ptolemaeischen Stemkatalogs. (S. 160 Ptolemaeus.)
Nuno Tristam erreicht das Kap Blanco und zwei Jahre später die Bucht
von Arguin.
Dinis DIai entdeckt das Kap Verde.
Die erste bekannte Datierung eines Kupferstichs befindet sich auf einem
Blatt „Die Greißelung'*, das zur Passionsserie von sieben Blättern gehört
und sich im Berliner Kupferstichkabinett befindet. Es rührt von einem
DMttcbon Maittar her und beweist, daß schon eine längere Praxis in diesem
Druckverfahren, das offenbar auf Goldschmiede, die mit dem Stichel in
Metall stachen, zurückzuführen ist, bestanden haben muß.
Prokop Waldvafal in Avignon scheint nach seiner „Ars artificialiter scribendi"
ein Verfahren geübt zu haben, das darin bestand, daß er linksseitig ge-
schnittene Buchstabenstempel einfärbte und einzeln auf das Papier ab-
drückte. Es ist somit in dem Vorschlage Waldvogels kein eigentUcher
Buchdruck, sondern lediglich eine besondere Methode des Schreibens zu
erblicken.
Alvaro Famandai erreicht das Nordende der Küste von Sierra Leone.
Bamario dl RaiMdIa erfindet die Steinoperation mit der großen Gerätschaft
.,Apparatus magnus", auch Perinealschnitt genannt, die von ihm auf
Giovanni di Romani und schließlich auf Mariano Santo di Barletta über-
geht, welcher sie 1537 bekannt macht.
Antonio Branca in Catania führt zuerst die seit Celsus verlassenen Trans-
plantationen gesunder Haut aus Gesicht und Oberarm zum Ersatz ver-
stümmelter Nasen wieder aus.
Flnlguarra pflegt in hervorragender Weise das schon seit einiger Zeit be-
kannte Niello, d. i. eine Verzierung auf Silber, die in eingravierten, mit
einer Art schwarzer Farbe ausgefüllten Zeichnungen besteht.
Johann QutMbarf tritt mit seiner Erfindung der Buchdruckerkunst in die
Öffentlichkeit. Der große Gedanke Gutenbergs spricht sich vornehmlich
ans in der Erfindung der mechanischen Vervielfältigung der Buchstaben,
mit der er sich schon seit 1436 getragen hatte, in der Herstellung einer
Dmckerpresse und in der Erfindimg eines Gießinstruments zur Erzielung
völlig gleicher Kegelhöhen.
Die Kupfergewinnung aus deutschen Kupferlagerstätten (Harz) beginnt
um das Jahr 968. Einen besonderen Aufschwimg nimmt die Kupfer-
gewinnung in Deutschland, seit der Schmelzer NoBlar aus Joachimsthal
lehrt, kiesige Erze zu verarbeiten, indem er dieselben röstet, aus dem ge-
wonnenen Stein den Vitriol auslaugt und aus der gewonnenen Lauge das
Kupfer durch Eisen fällt.
— 63 —
1450
1450 Greorg von Püirtadl erfindet da« „geometrische Quadrat", welches
älteste Distanzmesser anzusehen ist, dem 1750 der von Paoecoo ab
erfundene Pantometer, ein Distanzmesser ohne Latte folgt.
— PItro MIa FrancMca macht in seinem Werke „De prospectiva pingendi'*
auf die Bedeutung des Verschwindungspunktes (Fluchtpunktes) aufm«
— Während im Altertum und frühen Mittelalter die Behandlung der K
adem (Varicen) vorzugsweise eine operative (Incision — Hippokrates
hitze — Celsius, Ätzung — Guy de Chauliac, Excision — Oribasius und
war, verwendet Giovanni Michele Savonarola lediglich einen festen V
und läßt dabei ruhige Lage mit erhobenen Füßen einhalten. Er w
mit der Vorläufer der neuzeitlichen, überwiegend palliativen Beha
mit elastischen Strümpfen und Binden.
1452 Die freie Stadt Rtpiitfeurf erläßt eine Hebeammen- Ordnung, die
noch nichts über die Ausbildung der Hebeammen und über die Ä
Geburtshelfer enthält. Erst eine im Jahr 1555 im Druck herausg
Ordnung spricht von Prüfung der Hebeammen und weist dieselben
Doktoren der „Arzney".
1454 Georg von Pturbach entwirft eine Sinustafel von 10 zu 10 Minuten
den Halbmesser 60- 10', welche zwar noch eine Vermengung des s«
malen und des dezimalen Systems enthält, aber doch das reine L
System vorbereitet, wie es Peurbachs Schüler Regiomontanus in
Trigonometrie bald darauf planmäßig durchführt. (S. 1463 Re|
tanus.)
1455 Alvise da Gada Motto entdeckt auf seiner im Auftrage des Prinzen I
des Seefahrers unternommenen Keise die Insel Arguin und den
und gelangt bis an die Mündung des Gambia, von wo er 1456 1
Rio Grande kommt.
1456 Ludwig van Borquom zu Brügge begründet eine neue Art der £<
Schleiferei, indem er sich nicht darauf beschränkt, die natüi
Flächen der Steine weiter zu bearbeiten und zu glätten, sonder
zweckmäßig angeordnete künstliche Flächen außerordentliche, b
unbekannte Effekte erzielt. (Rosettenschliff.)
1457 Diogo CkNnoi gibt bei seiner Rückkehr aus dem Innern von Af
erste Andeutung von einem gegen Osten strömenden Flusse, dec
— Diogo Qomti und Antonio de Noil entdecken gleichzeitig die In
grünen Vorgebirges (Kapverdische Inseln).
— Der Camaldulensermönch Fra Mauro zeichnet die im Dogenpalast zu
befindliche Weltkarte, welche durch die Fülle ihres Inhalts und c]
aus sorgsame DarsteUungsweise das hervorragendste Denkmal dei
alterlichen Kartographie darstellt.
— Peter Schöffor hat zuerst den Gredanken, die aus Stahl geschnittenen
in Messing oder Kupfer zu treiben und auf diese Weise eine schär
dauerhaftere Matrize für den Guß herzustellen. (Vgl. sein in dies>
gedrucktes Psalterium von 1457.)
1460 Der maurische Mathematiker Abul Hasan Ali ben Mohammed
verfaßt eine Arithmetik, in welcher sich zum ersten Male eine
Wurzelzeichen \md von Gleichheitszeichen vorfindet. (S, a. 15:
und 1556 Recorde.)
— Nicolaus von Cusa verfertigt eine Karte von Deutschland, die e
seinem Tode 1491 erscheint imd die erste gedruckte Karte von j
land darstellt. Er verwendet dabei die konische Projektion des Pto
(S. 150.)
— Der Glasmaler Jacob Qrlitingor aus Ulm, genannt Jacobus Alc3
fördert die Glasmalerei, indem er der von Theophilus (s. 1050) er|
— 64 —
1470
ersten metallisohen Farbe, dem „ Schwarzlot* ^ eine zweite Metallfarbe, das
„Kunstgelb'S hinzufügt, welches er aus schwefelsaurem Silber und ge-
branntem Ocker darstellt. Um diese Zeit kennt man auch schon das
Überdecken (Überfangen) des gewöhnlichen Glases mit einer dünnen
farbigen Glasschicht, welche zur Erzeugung der Nuancen und Schatten -
Wirkungen alsdann nach Bedarf mehr oder weniger wieder abgeschliffen
wird.
Heinrich von PMsiMUiidt gibt in seiner „Bünd-Aerzney" Vorschriften über
den Verband bei Verletzungen und Verwundungen und erwähnt darin als
erster Arzt die durch Feuerwaffen bewirkten Verletzungen.
Giovanni Michele Savonarola schreibt über Geburtshilfe und spricht zuerst
von einer Raumbeengung des Beckens für ein großes durchtretendes Kind
bei einer Kreißenden mit schmalen Hüften. Er empfiehlt demzufolge den
Hebammen, sich über etwa schon früher stattgehabte Geburten zu
unterrichten.
RiChmontuiut (Johannes Müller) behandelt in seinem Werke „De triangulis
omnimodis libri V", das nach seinem Tode von Johann Schöner 1533
herausgegeben wird, die ebene und sphärische Trigonometrie in so um-
fassender Weise, daß er als Schöpfer der modernen Trigonometrie be-
zeichnet werden kann. Das Werk enthält u. a. den Sinussatz und die
Formel für die Dreiecksfläche : Vs & ^ sin y. Von besonderer Bedeutung ist
der von Regiomontanus zuerst aufgestellte Hauptsatz der sphärischen
Trigonometrie, daß sich aus den 3 Winkeln des sphärischen Dreiecks die
3 Seiten berechnen lassen.
König Ludwig XI. von Frankreich ruft einen umfangreichen ständigen Reit-
botendienst ins Leben, dessen Inanspruchnahme indes für Private bei
Todesstrafe verboten war. Karl VIII. bezeichnet in einem Patente vom
Jahre 1487 die Kuriere dieses Botendienstes als „Chevaucheurs en poste*',
— die erste geschichtlich sicher beglaubigte Verwendung des Wortes
„Poef im heutigen Sinne. (Vgl. jedoch 1298 Marco Polo.)
Claudius Glavus stellt die erste Karte her, auf der Grönland in richtiger
Lage westlich von Norwegen und Island wiedergegeben ist.
Der Glockengießer Bartholomäus Kntck zu Alost in Flandern erfindet die
durch Räderwerk getriebenen Kirchturm -Glockenspiele. Der berühmteste
spätere Erbauer von Glockenspielen ist der Holländer Matthias van den
Gheyn (1721—1785).
Konrad tatyllholm und Arnold Pannartz, welche im Jahre 1464 die Buch-
druckerkunst in Italien einführten, drucken Ciceros Briefe mit einer Schrift-
gattung und Lettemgröße, welche seitdem den Namen „Cicero*' führt.
Der Arzt und Geograph Paolo TmcaiMlII errichtet einen 277 Fuß hohen
Gnomon an der Kirche St. Maria del Fiore in Florenz, mit dem sich der
Mittag bis auf eine halbe Sekunde genau bestimmen läßt. Toscanelli be-
nutzt den Apparat zur Berichtigung der Alfonsinischen Tafeln. (S. 1252
Allons).
BMnbard in Venedig erfindet das Pedal an der Orgel, durch welches die
für das Spiel der Füße bestimmte untere Klaviatur gehandhabt wird.
Die deutschen Buchdrucker Ulrich Gering» Martin Cranti und Michael Fri-
tarfsr errichten auf Wunsch der Pariser Universität die erste Buchdruckerei
Frankreichs in der Sorbonne.
Der aus Deutschland gebürtige Buchdrucker Johannes de Sflihra (Johann
von Speier) in Venedig stellt die erste Ausgabe des Tacitus in Buchdruck
her. Das Buch ist das erste mit arabischen Blattziffem versehene Druck-
werk.
Darmstaedter. 5
— 65 —
1471
1471 Der aus Toun gebürtige Stempelschneider Nikolaus JiMM in \
führt an Stelle der gotischen oder Mönchsschrift die römische oder Ai
Type» den sogenannten »»lateinischen" Druck, in den Buchdruck ein.
die Fraktur oder »»deutsche** Druckschrift s. 1522 Dürer).
— Joäo de ttnüwi und Pedro de Eictvar entdecken unter Beihilfe des
Alvaro Esteves die Goldküste und dringen über die Nigermündung
den Äquator hinaus bis zum Kap Santa Katarina (l<*51's. Br.) vo]
— Der Nürnberger Patrizier Bernhard Walttier begründet auf Veran
von ReclOMontanm (Johannes Müller) in seiner Vaterstadt die erste d
Sternwarte, wahrscheinlich überhaupt die erste Sternwarte im chrii
Europa. Die zweite Sternwarte in Deutschland wird von Wühe]
Landgrafen von Hessen» L J. 1561 in Kassel errichtet.
1472 Femäo da Po entdeckt an der westafrikanisohen Küste die nach i
nannte Insel Fernando Po» die er selbst aber Formosa nennt.
— Robertus ValtHriiit gibt die Abbildung zweier Galeeren» welche t
wegungsmechanismus Schaufelräder (fünf an jeder Seite des Schifte)
Doch datieren die ersten Versuche mit einer Schaufelradbewegu
Schiffe aus einer viel früheren Zeit» und es sollen sich die Bömei
um 260 V. Chr. mit dieser Idee befaßt haben. (Vgl. auch 1405 Kj
— Robertus Valtartos gibt die Zeichnung eines unterseeischen Fahrz«
der Form eines vom und hinten zugespitzten Zylinders» welche«
Ruderräder mittels Handbetriebes fortbewegt werden sollte. A
Skizze geht die praktische Unausführbarkeit des Gedankens ohne ^
hervor. Doch wird hier» soweit geschichtlich nachweisbar» zum er
die Idee eines Unterseebotes geäußert.
1474 Paolo TeecMielll bezeichnet in einem schriftlichen Gutachten an dei
herrn Femäo Martinez den atlantischen Seeweg nach Indien an
kürzer als die Seefahrt um das afrikanische Festland, und fügt ein
bei, auf der er diesen Weg einträgt. Von diesem Gutachten und vo
Karte erhält Columbus Kimde und nimmt eine Kopie der Karte
seine Entdeckimgsfahrt.
— Karl der Kflhne, Herzog von Burgund, verwendet zuerst in der Krieg
ein Flußkanonenboot» welches bei der Belagerung von Neuß
schießung der Stadt von der Rheinseite her in Tätigkeit tritt. (Dai
bett lag damals der Stadt Neuß näher als jetzt.)
— Nachdem zuerst Pierre d'Ailly imd Nikolaus von dhisa auf den Ü
der stetig zunehmenden Abweichungen des julianischen Kaiende
V. Chr,) hingewiesen hatten» nimmt der Papst Slxtut IV. eine K
reform in die Hand, die indes infolge des Todes des mit den Berecl
beauftragten Regiomontanus nicht zustande kommt. (Vgl. 1582 6reg<
1475 ReclementaiHit (Johannes Müller) gibt neue astronomische Tafeln be
bald die seit der Mitte des 13. Jahrhunderts im Gebrauch befi
alfonsinischen Tafeln (s. 1252 Alfons X.) verdrängen » auch f
deckungsreisen ein wichtiges Hilfsmittel werden imd nachweiel
Columbus und Vasco da Gama benutzt worden sind.
— ReclemontanM (Johannes Müller) konstruiert ein verbessertes Astr«
das er „Torquetum" nennt und dessen Orientierung und Gebrs
wesentlichen dieselben sind wie beim älteren Astrolabium.
1476 William Caxton, der» ursprünglich Kaufmann, in Cöln die Buch
kunst erlernt hatte, führt dieselbe in England ein.
— Der Buchdrucker Ulrich Hahn in Rom, gebürtig aus Ingolstadt,
den Musiknotendruck. Sein Druckverfahren besteht darin, daß er
die fünf (roten) Notenlinien und in einem zweiten Gange die Note
— 66 —
1487
druckt. (Sog. zweifaches Druckverfahren.) Hahns Noten sind Choralnoten,
noch keine Mensuralnoten. Eine weitere Verbreitung findet das Verfahren
durch Jörg Reyser in Würzburg (1481).
I Der Buchdrucker Johannes VtMtiMr zu Löwen und Utrecht wendet in dem
Buche „Fasciculus temporum'' zuerst die als „Vignette** bezeichnete Buch-
verzierung an.
I Alessandro Ackllllnl entdeckt im menschlichen Ohr das knöcherne Labyrinth,
sowie den Hammer und den Amboß.
Der italienische Maler, Architekt und Bildhauer Laonartto da Vlad ent-
wickelt auf fast allen naturwissenschaftlichen Grebieten eine epoche-
machende Tätigkeit. Die Malkunst vervoUkommnet er durch Ausbildung
der zuerst von Alberti (s. 1436) angewendeten Perspektive.
LaaMtfio tfa Vlacl spricht zuerst die Idee des Lampenzylinders aus, der als
Rauchfang der Flamme Gelegenheit geben soll, zu ezhaUeren und sich
durch Luftzufuhr zu ernähren. (S. 1756 Quinquet.) Er beschreibt zuerst
den Fallschirm, mit dem sich jeder von beliebiger Höhe, so groß sie auch
sei, herunterlassen könne.
Laraua von Maild gibt den Anstoß zur allgemeinen Neubelebung einer um-
fassenden Gartenkultur.
Der König Matthias Carvlaus führt den Maroquin-Einband ein. Er hält sich
stets eine Anzahl Künstler, die seine Bücher in Maroquin binden, ver-
golden imd bemalen. Jeder Band erhält den Stempel eines Raben (Cor-
vinus) mit einem Ring im Schnabel.
Der Büchsenmacher Kaspar Zdllnar in Wien schneidet zuerst Züge in die
Seelenwand des Grewehriaufs ein. Die Züge verliefen geradlinig (ohne
Drall); die erwartete Steigerung der Schußleistungen blieb daher aus. Doch
sind derartige gerade Züge, besonders in der Form der sogenannten Haar-
züge, auch bei neueren Handfeuerwaffen mehrfach angewendet worden, aber
nur noch zu dem Zwecke, das Laden (Eintreiben des Geschosses in den
Lauf) zu erleichtem.
Domenico Maria Navara da Ftrrara bemerkt zuerst, daß seit Ptolemaeus der
Pol der Weltachse sich dem Zenit um l^ genähert hat.
Wancariaut von Olmütz erfindet die Radierkunst auf Kupfer.
Diogo GS« gelangt zur Mündung des Kongo 6**6^s. Br., zum Cap Santo
Agostinho (jetzt Santa Maria) 13^27' 15'' s. Br. und zum Cap Negro 15<^
40' 30" s. Br.
Nicolas Chiifaat veröffentlicht ein Rechenbuch „Le Triparty en la science
des nombres", welches die Potenzen zum ersten Male in der heutigen
Schreibweise enthält. Er hat eine klare Einsicht in das Wesen einer un-
bestimmten Gleichung. Er wendet zuerst die Bezeichnungen „Million",
„Byllion", „Tryllion" an, die aber erst durch Paciolus (s. 1487) allgemein
gebräuchlich werden.
Bernhard WaNNr in Nürnberg versucht zuerst die Verwendung von Uhren
mit gezähnten Rädern zu astronomischen Beobachtungen Doch hat dieser
Versuch infolge des unregelmäßigen Ganges der damaligen Räderuhren
keinen wesentlichen Erfolg.
Der König Jakab III. von Schottland kauft ein in Mens in Belgien ge-
fertigtes schweres Geschütz an, dessen Rohr aus aufgewickelten Eisen -
Stäben („wie man ein Tau aufwickelt") hergestellt ist — ein Vorläufer der
heutigen Longridge- Geschütze. (S. 1884 L.) Das Geschütz befindet sich noch
jetzt in Edinburg.
Der Buchdrucker Hanns BiMmalar in Nürnberg (auch Maler Hans Sporer
oder Hans Buchdrucker genannt) verfaßt das erste „Visierbüchlein",
6*
— 67 —
1487
eine Anleitung zur Bestimmung des RauminhaltB von Hohlmaßec
Fässern.
1487 Bartolomeo DIai umfährt zuerst das Kap der guten Hoffnung, das
Kap der Stürme benannte und das seinen jetzigen Namen erst Tom
Joäo von Portugal erhält.
-^ Der Mathematiker Lucas Paeioliit zu Perugia verfaßt ein im Jahre 1
Venedig gedrucktes epochemachendes Werk „Summa de Arithn
Creometria, Proportion! et Proportionalität*, welches fast die gesamte J
matik umfaßt. Bemerkenswert sind die algebraisch gelösten Auj
der Geometrie, die den Zusammenhang von Greometrie und Algebr
ersten Male klar zum Ausdruck bringen. Auch enthält das Wer
Anleitung zur doppelten Buchführung und einen Münz-, Maß- un
wichtstarif.
— Der aus Augsburg gebürtige Buchdrucker Erhard RattoM ( Rathold) in V
führt die mit Blumen verzierten oder aus Blumen gebildeten, nam
als Initialen verwendeten Kimstbuchstaben (Litterae florentes) j
Buchdruck ein. Er wendet zuerst den Golddruck an und druckt
geometrische Figuren in einem mathematischen Werke. (S. auc]
Alfons.) Von anderer Seite wird Johann Zainer als derjenige g€
der zuerst die eingedruckten Initialen verwendet habe.
1489 Johann WMnuuin in Eger verfaßt eine mathematische Schrift „B<
und hübsch Rechnung uff aUen kauffmannschaften'% in welcher zm
Zeichen -|~ '^^^ — erscheinen.
1490 Paul Eck von Salzbach spricht in seinem „Clavis philosophorum** be
davon, daß die Metalle bei der Verkalkung schwerer werden und bes
seine über diesen Gegenstand am Quecksilber und Quecksilberat
angestellten Verkalkimgsversuche.
— Leonardo da Vlnd erklärt das aschgraue Licht des Mondes, welches s
wenn die Sichel nur. noch eine sehr schmale ist, für doppelt refle
Licht, nämlich solches, welches von der Sonne kommt, von der Erc
dem Mond und von diesem zur Erde geworfen wird. Er erwähnt
die Kontrasterscheinungen, die sich in simultane Farbenkontraste
sukzessive Kontraste (komplementäre Nachbilder) scheiden laasea.
— Leonardo da Vlnd beobachtet zuerst das Ansteigen der Flüssigke
engen^ Röhren. Es muß demnach ihm und nicht Aggiunti die Ente
der Capillarität zugeschrieben werden.
— Leonardo da Vlnd konstruiert ein Hygrometer.
1492 Martin Behalm, Kaufmann aus Nürnberg und lange Zeit als Greog
Diensten des Königs Joäo II. von Portugal, zeichnet am Vorabc
Entdeckung der Neuen Welt seinen Erdapfel, den ersten voUkoi
Erdglobus. (S. auch 159 v. Chr.)
— Christoph Columfeut beobachtet am 13. September auf seiner Fahrt 30
westlich von Ferro eine Abweichung der Magnetnadel in iiordw<
Kichtung, die 5^ beträgt und sich am nächsten Tage noch vergröO
ist dies die erste bekannte Beobachtimg der Deklination. Allerdij
der Befund von Taschensonnenuhren, welche, obwohl sie aus d<
des 15. Jahrhimderts stammen, bereits eine Art von Deklinatioi
aufweisen, der Vermutung Kaum, daß die magnetische Deklinati<
licherweise schon ein halbes Jahrhundert vor Columbus bekannt gew
— Christoph Columfeut erreicht am 12. Oktober die Insel Guanahani,
Bahama- Inseln, imd entdeckt damit die Neue Welt.
— Christoph Columfeut entdeckt am 27. Oktober 1492 Cuba, deese
natur jedoch erst i. J. 1508 durch Ocampo festgestellt wird. An
- 68 —
iL
1498
zember 1492 entdeckt Columbus die Insel Haiti (von ihm Espatiola
genannt).
1492 Der Beisende Lm AfÜcanm (Alhnsan Ibn Mohammed Alwazzan) bereist
Nordafiika und gibt Aufschlüsse über die Geographie des Sudan.
— Christian MumuM in Braunschweig erfindet das nach ihm benannte, sehr
warzreiche dunkle Bier. („Schiffsmumme*' und ,, Stadtmumme".)
1493 Chiistoph Golunibiit schildert das Ereignis der Entdeckung Amerikas in
einem Briefe an den Schatzmeister Rafael Sanchez. Dieser Brief, fast in
aUe europäischen Sprachen übersetzt und überallhin in einer zeitungsähn-
lichen Form durch den Druck verbreitet, kann als erstes Glied in der
Entwicklung des Zeitungswesens angesehen werden. '
— Christoph Columfeus entdeckt auf seiner zweiten Reise am 15. November
1493 die Insel Portorico, die er „Isla de San Juan*' nennt.
1494 Der Arzt Chane«, ein Begleiter des Columbus, erwähnt zuerst den spanischen
Pfeffer.
— Christoph Golumfeut entdeckt am 5. Mai 1494 auf seiner zweiten Reise die
Insel Jamaica, von ihm „Santiago" genannt.
1495—96 Das erste Trockendock in England und vermutlich das erste der
Welt wird auf Befehl des Königs Heinrich VII. von England in Portsmouth
«rrichtet. Es wird aus Holz gebaut und sein Eingang durch zwei Pfeiler-
reihen, deren Zwischenraum mit Steinen und Kies ausgefüllt wird, ge-
schlossen. Naturgemäß wird durch diese Einrichtung des Dockeinganges,
an dessen Stelle erst später die beweglichen Docktore treten, das Docken
der Schiffe sehr umständlich und zeitraubend.
1495 Der Grelehrte und Buchdrucker Aldus Manutliis in Venedig verbessert die
von Jenson (s. 1471) eingeführte Antiqua- oder „lateinische" Druckschrift.
Er unterscheidet zuerst die stehende lateinische (eigentliche Antiqua-)
Type und die liegende (Kursiv-) Schrift. Sein Druckwerk „Bembus, de
Aetna" ist für den Antiquadruck vorbildlich. Er ist der Urheber der
heutigen Art der Interpunktion (Komma, Kolon). (Vgl. 200 v. Chr.)
— Pedro HBcnunro bildet die Technik der Sprengminen weiter aus, die unter
anderm bei der Einnahme des Castel Nuovo in Neapel eine Rolle spielen.
497—98 Der Seefahrer Giovanni Cabet entdeckt Neu-Fundland und befährt auf
einer zweiten Reise die Küste bis Florida.
497 Vasco te Ckuna wird im Juli 1497 von König Manuel mit der Aufsuchung
des Seewegs nach Indien betraut. Er umschifft am 22. November 1497
das Kap der Guten Hoffnung, erreicht im Januar 1498 die Mündung des
Sambesi und gdangt über Mosambik und Mombas am 20. Mai 1498 nach
KaJikut an der Küste von Malabar.
— Das Benzoeharz (Myrrha troglodytica) gelangt zuerst nach Europa, nach-
dem Vasco da Qaina den Seeweg nach Indien gefunden hatte. Der Baum
wird später von Garcias de Orta (s. 1560) beschrieben.
— Nachdem schon Columbus auf seiner ersten Reise die Eingeborenen von
Guanahani zylinderförmige, mit einem Maisblatte umwickelte Rollen von
Tabaksblättem hatte rauchen sehen, gibt der von ihm bei seiner zweiten
Reise auf Haiti zurückgelassene Mönch Fra Remano Pane die erste Nach-
richt von der Tabakspflanze nach Europa, die er „Herba inebrians'*
(berauschendes Kraut) nennt. (S. 1566.)
498 Christoph MttRikus entdeckt auf seiner dritten Reise das Festland von
Südamerika (Grolf von Paria).
~ Nachdem durch die Einführung der Druckerpresse auch die Ausbildung
des Kunstdruckes ermöglicht war, pflegt und verbessert Albrecht DQrer
den Holzschnitt sowohl in technischer, als auch in künstlerischer Beziehung.
— 69 —
1498
Als Druckplatten dienen gut geglättete, gehobelte und abgeBchliffene Holz-
platten von Birnbaum, Kirschbaum oder Ahorn.
1498 Der Italiener Ottaviano M Ptlniocl da Fossombrone wendet im Musiknoten-
druck an Stelle der Choralnoten (s. 1476 Hahn) zuerst die Mensural-
noten an.
1499—1500 Alonso de HojMbi bef&hrt die Küste Südamerikas zwischen der Halb-
insel Guajira und 6® s. Br., wobei er den Amazonenstrom entdeckt. Unter
seinen Begleitern befindet sich Yespucd.
1499 Alonso de Hojedt entdeckt Pfahlbauten an der Nordküste von Südamerika.
Hiemach wird der ganze Küstenstrich, nach Analogie des ebenfalls auf
Pfählen erbauten Venedig, „Venezuela" genannt.
— Amerigo Vei|Nicel macht den Vorschlag, die Abstände des Mondes von ge-
wissen Fixsternen zur astronomischen Längenbestimmung anzuwenden.
Ob der 1614 von Johann Werner gemachte gleiche Vorschlag unabhängig
hiervon war, ist nicht zu entscheiden.
1500 Jacopo Berengar ven Caipl wendet zuerst die Schmierkur mit Unguentum
cinereum gegen Syphilis an. Über den Ursprung der Krankheit selbst ist
man noch im unklaren. Einzelne nehmen an, daß sie durch die Mann-
schaft des Columbus in Europa eingeschleppt worden sei, weil ihr erstes
heftiges Auftreten in die Zeit der Entdeckung Amerikas fällt; andere
glauben, daß die Syphilis seit den ältesten Zeiten bekannt sei und wollen
bei Hippokrates, Celsus, Galenus, Aetius und Aretaeus mehr oder weniger
genaue Beschreibimgen finden. Die erste systematische Anwendung von
Quecksilber gegen die Syphilis ist in der Chronik des Matarazza aus Perugia
1494 erwähnt.
— Der portugiesische Seefahrer Pedro Alvarez Cebral entdeckt, indem er auf
einer Fahrt ums Kap verschlagen wird, Brasilien.
— M. Giovanni Cevelllne von Bologna erfindet die Heihensäemaschine, 150 Jahre
vor LocateUi, dem diese Erfindung fälschlich zugeschrieben wurde.
— Konrad Geltes findet die im Jahre 375 entworfene Karte der weströmiBchen
Militärstraßen auf, die er Konrad Peutinger überläßt und die daher „Ta-
bula Peutingeriana" heißt.
->- Die Portugiesen Gaapar imd Miguel Oeilereal unternehmen in den Jahren
1500 und 1501 zwei Keisen zur Aufsuchung der nordwestlichen Durchfahrt,
wobei sie Labrador (Terra del lavorado) entdecken. (S. auch 1001 Leif.)
— Der spanische Seefahrer Juan de I« Ceee» ein Begleiter des Columbufi auf
dessen erster Amerikareise, verfaßt die für die Entdeckungsgeechichte der
neuen Welt wichtige, im Museo naval in Madrid aufbewahrte „Mapa mondi".
— Der französische Ingenieur Descharfes in Brest schneidet zuerst Geschütz-
scharten in die Bordwände der Kriegsschiffe ein. Während die Sohiffs-
geschütze bis dahin nur auf dem Oberdeck, und daher nur in beschränkter
Anzahl, aufgestellt waren, wird durch die Einführung der Stückpforten
die Möghchkeit einer massenhaften und dabei besser gesicherten Gesohütz-
au&tellimg auf mehreren Decks übereinander gegeben. Die Bestückung
der Fregatten steigert sich infolge dieser Anordnung mit der Zeit bis auf
130 Kanonen.
— Paul Qromiiieiistetter aus Sohwaz in Tirol erfindet das Handsetzsieb, das
1519 in Joachimsthal eingeführt wird und dessen Prinzip sich mit dem
der Naß-Setz-Siebmaschine deckt, in welcher durch den Stoß der Wasser-
strahlen die Gemenge geringeren Eigengewichts mehr gehoben werden, als
die schwereren, so daß eine Trennung der leichteren Bestandteile von den
schwereren rasch vor sich geht.
— Jacob Nufer aus Siegershausen macht den ersten Kaiserschnitt an einer
Lebenden, und zwar an seiner eigenen Frau, mit vollem Erfolge. (S. a. 64.)
— 70 —
1500
1500 Der venezianische Klavierbauer Giovanni SpiMtti stellt ein Klavicymbal in
Tafelform her, welches nach ihm den Namen „Spinetf* erh<.
— Der Abt Johannes Trlttaiilm gibt die ersten Andeutungen einer Allgemein-
Schrift (Pasigraphie), welche, von der Lautsprache völlig unabhängig, sich
als BegrifFsschrift darstellt und sich lediglich durch bestimmte Zeichen, in
der Regel mit Hilfe der Zahlen, allen Völkern verständlich machen solL
(Vgl. seine Schrift „Polygraphiae Hbri VI".) Diesem Gredanken sind später
auch Baoon (s. 1605), Descartes, Leibniz (s. 1666), Wilkins u. a. näher
getreten. Doch hat der Vorschlag weniger Aussicht auf Verwirklichung,
als eine Weltsprache im engeren Sinne. (S. 1652 L., 1879 S., 1887 S.,
1906 M.)
— 71 —
Sechzehntes Jahrhundert.
1501 Girolamo Fracattoro beschreibt den Flecktyphus als ein neues, zuerst in
Cypern aufgetretenes und von da nach Italien eingeschlepptes Leiden. Es
ist dies die erste sichere Kunde dieser Krankheit.
— Der Name „Anthropologie" als der der Wissenschaft vom Menschen in zoolo-
gischer Beziehung kommt zuerst durch das von Magnus Hund verfaßte
Werk „Anthropologia de natura hominis" auf.
— Joäo da Nava entdeckt die Insel Ascension. •
1501 — 1502 Eine portugiesische Expedition bei der sich auch Amerigo Vaipwccl
befindet, befährt die Küste Südamerikas vom Kap San Boque bis an-
geblich 52® s. Br., sicher bis zur Mündung des La Plata.
1502 Nicolaus de Canerlo veröffentUcht die erste bekannte nautische Karte „Por-
tulan", die am Band eine Breitenskala trägt.
— Christoph Columfeus entdeckt auf seiner vierten Reise das Festland von
Zentralamerika.
— Joäo da Nova entdeckt die Insel St. Helena.
1504 Laonardo da Vlnd entwirft eine Feilenhaumaschine, deren Haupt welle er
mechanisch bewegen will, und sucht gleichzeitig den Schmiedehammer
selbsttätig herzurichten.
1505 Der italienische Mathematiker Scipione dal Ferro löst zuerst die Gleichungen
dritten Grades von der Form: x3-|-ax = b. (S. 1545 Cardanus.)
— Antäo Oon^alvet entdeckt Madagaskar, dem er zuerst den Namen San Lou-
ren90 gibt.
— Der Ritter Qöti von Berllchlngen läßt sich zum £rsatz der ihm im Jahre 1504
vor Landshut abgeschossenen rechten Hand nach seinen eigenen An-
gaben die bekannte künstliche „eiserne Hand'* anfertigen. Dieselbe,
1,50 kg schwer und noch jetzt in Jagsthausen aufbewahrt, ist eines der
ältesten Beispiele künstlicher Gliedmaßen. Übrigens erwähnt auch schon
Cajus Plinius Secundus den Gebrauch einer eisernen Hand im zweiten
punischen Kriege.
— Peter Hole (Henlein) in Nürnberg setzt bei der Uhr die Feder an die Stelle
des Gewichts und stellt so kleine Uhren her, daß dieselben in der Tasche
getragen werden können. Johannes Coclaeus sagt im Jahre 1511 darüber;
„Aus Eisen machte er kleine Uhren mit vielen Rädern, die 40 Stunden
anzeigen und schlagen und im Busen oder Geldbeutel getragen werden
können.'' Diese ersten Taschenuhren erhalten, da sie in Eiform gefertigt
werden, den Namen „Nürnberger Eier**.
— Sigismund von Maltiz erfindet das Naßpochwerk und die Mehlführung und
legt dadurch den Gnmd zur bergmännischen Aufbereitung von Gruben-
klein und armen Erzen.
— 72 —
1510
RfWf gibt ein Wetterbuoh heraus, das sich als eine Sammlung prognosti-
seher Bauemiegeln darstellt imd in 34 Jahren 17 Auflagen erlebt.
Pero i» Mafcarinliai entdeckt die Inseln Mauritius und Keunion und be-
adhreibt die dort massenhaft vorkommenden Dronten (Taubenvögel),
die jetzt gänzUoh ausgerottet sind.
Martin WaldMMBflIler (Hylacomylus) veröffentlicht eine große aus zwölf
exakt ausgeführten Holzschnittbildem bestehende Weltkarte, in der an
Stelle des heutigen Südamerika der Name „Amerika*' sich zum ersten
Male findet. Wahrscheinlich ist es Waldseemüller, der den Anstoß ge-
geben hat, daß der neu entdeckte Weltteil diesen Namen erhält.
Francisco de AlntMft entdeckt die Lakkadiven.
Die DonlnlkaiMr gründen in Santa Maria Novella in Florenz wohl die
älteste Anstalt zur Gewinnung wohlriechender Wässer und öle, die sich
bis auf den heutigen Tag erhalten hat.
Nilai von Uri soll die Bauempraktik verfaßt haben, die aus der Witterung
des Christtags und der 12 Tage von Weihnachten bis Epiphanias die
Witterung des ganzen Jahres voraussagt und den Wetteraberglauben nach
allen Ländern verbreitet.
Der Portugiese Ui|Mi de Flgiieirm bringt i. J. 1508 die erste Kunde von der
Ins^ Sumatra nach Europa. (Vgl. auch 1325.)
Jobst de Negker pflegt mit Erfolg den Holzschnitt-Farbendruck. Er fügt
außer der die Zeichnung ergebenden schwarzgefärbten Platte eine andere
hinzu, aus der die Lichter ausgeschnitten werden und die mit graugelben
oder graugrünen Tönen eingewalzt wird; manchmal fügt er eine dritte
Platte hinzu, die mittlere Schattentöne in abweichender Farbe enthält.
(Helldunkelschnitt — Clair obscur.)
Nachdem schon Juüus Caesar eine Buchstaben-: Geheimschrift angewendet
hatte, indem er die Buchstaben in einer anderen als ihrer eigentlichen
Bedeutung verwendete, erfindet der Abt Johannes Trithemliit eine ähnliche
Greheimschrift, indem er unter Benützung mehrerer Alphabete mit wechseln-
der Buchstabenfolge jedes neue Wort nach vorheriger Verabredung in
einem anderen Alphabete ausdrückt. (S. seine „Steganographia''.)
Leeaardo da Vlnd erhält als Belohnung für die von ihm beim Triumph-
einzuge Königs Ludwig XII. in Mailand ausgeführten Schmuckanlagen eine
Strecke Wasser aus dem Naviglio bei San Christoforo als Eigentum, wo er
einen Schleusenbau ausführt, der als technisches Meisterwerk weithin be-
rühmt wird. (Vgl. auch 1253.)
Vicente Yanez Pinien und Juan Diaz de Seils befahren die Küste Süd-
amerikas von der Cananeabucht (26® 3' s. Br.) bis zu dem heutigen Bio
de la Plata.
Der Neapolitaner Alessandro defll Aletiandrl spricht (in einer Rhapsodie)
zuerst die Ansicht aus, daß alle Versteinerungen ausschließlich von der.
Sintflut herstammen. Diese von der Kirche ausdrücklich unterstützte
Hyi>othe8e beherrscht, trotz lebhaftem Widerspruche vieler Gelehrter
(s. 1517 Fraoastoro), die nächsten Jahrhunderte.
Paolo Astmlna (der nach Fioravanti eigentlich Paolo Kizzo hieß) erneuert
die im Mittelalter in Europa verloren gegangene Kunst des Tauschierens,
die er durch Aufschlagen von dünnen Fäden von Gold und Silber oder
durch Auslegen von eingegrabenen Linien mit Gold, Silber oder Messing
bewirkt. Nach ihm werden derartige Arbeiten „Lavoro all' Azzimina"
genannt.
Paul Dox erfindet die ReUefkarte, d. i. die plastische Nachbildung von
Teilen der Erdoberfläche als Ersatz der weniger anschauUchen ebenen
Landkarte. Dox* Reliefkarte umfaßt die Umgebung von Kufstein.
— 73 —
lolO
1510 Georg Hartimuiii aus Nürnberg macht während eines Aufenthaltes in Rom
die erste Beobachtung der Abweichung der Magnetnadel (Deklination) auf
dem Festlande und bestimlnt diese Abweichung zu 6^ östlich.
->- Ltonardo da Vlnel erfindet die horizontalen Wasserräder.
— Jacobus SylvlHt erfindet die anatomische Injektion der Gefäße und beschreibt
die nach ihm benannte Spalte im Gehirn — Fossa Sylvii — , sowie die
Klappen der Venen.
— Victor Trflacaftlla, Arzt in Bologna, stellt fest, daß erbliche Krankheiten
oft Generationen überspringen.
1511 Antonio d'Abnu und Francisco Serrio versuchen mit drei Segeln die Ur-
sprungsländer der Muskatbäume und Gewürze aufzufinden. Sie gelangen
nach den Bandainseln und nach Amboina» einer der Molukken, welch
letztere 1606 zuerst von dem Bologneser Bartüiw besucht worden waren.
— Wer die Kunst der Intarsia begründet hat, ist nicht festzustellen. Der
erste aber, der dabei gefärbte Hölzer in Anwendung bringt, ist CUovaMri
tfa Vorana, Schöpfer der noch jetzt vorhandenen Tafeln im Dom und in
der Kirche San Benedetto in Siena.
— Sebastian Vlrdung in Basel beschreibt in seinem Werke „Musica getutecht"
(d. i. „deutsche Musik'*) alle zu seiner Zeit gebräuchlichen Musikinstru-
mente, und unterscheidet bei den Streichinstrumenten die Groß- und die
Klein- Geige, welche letztere der heutigen Violine ähnelt, aber bei Virdung
noch die mandolinenartige Wölbung des Körpers zeigt. Die mondsichel-
förmigen Schalllöcher weisen auf mohammedanischen Ursprung hin.
1512 Simon d'Andradt entdeckt die Malediven wieder. (Vgl. auch 1325.)
— König Heinrich VIII. von England läßt in Erith bei London den Zwei-
decker Henry-Gräce-ä-Dieu, genannt „Great Harry** (Verdrängung
1000 Tonnen, 70 Geschütze) bauen, als erstes Kriegsschiff nach dem Typ
der Segellinienschiffe.
-^ Ponca de Leen entdeckt den Golf von Mexiko und die Halbinsel Florida.
1513 Der spanische Seefahrer Vasco Nufiez de Ballen überschreitet die Land-
enge von Panama und entdeckt die Südsee.
— Albrecht Dflrer fördert techm'sch und künstlerisch den Kupferstich. Er
versucht sich auch im Kaltnadelstich und gleichzeitig mit Urs Graf
(s. 1513) im Ätzen von Metallplatten.
— Urs Qraff scheint der Erfinder der Kadierung zu sein, die sich vom Kupfer-
stich darin unterscheidet, daß zum Eingraben der Zeichnung neben dem
Stichel auch das Ätzwasser dient. (S. a. 1513, Dürer.)
— Martin WnMteemOller (Hylacomylus) fügt der Straßburger Ausgabe des seit
einem Menschenalter wieder bekannten „Almagest** des Ptolemaeus 20 von
ihm gezeichnete „Tabulae modemae'' hinzu, welche den ersten modernen
Atlas darstellen.
1514 Jacob K5M von Heidelberg verfaßt in den Jahren 1514 — 1531 verschiedene
Kechenbücher, in welchen die römischen Zahlzeichen noch vielfach ange-
wendet, imd als die „gewenlich teutsch Zal" — im Gegensatz zu der
„Ziffern Zal", d. i. der arabischen Ziffer — bezeichnet werden.
— Giovanni da Vlge scheint zur Blutstillung zuerst das Verfahren der
Umstechung geübt zu haben, welches bis zum 18. Jahrhundert im
Schwünge bleibt und 1861 von Middeldorpf als perkutane Umsteohung
aufs neue empfohlen wird.
1515 Der portugiesische Admiral Affonso d*Albai|aen|ue, genannt der Große, er-
weitert die portugiesische Seeherrschaft durch zahlreiche Erwerbungen und
Entdeckungen. Von besonderem Interesse ist das damalige Aufblühen der
heute in deutschem Besitze befindlichen ostafrikanischen Küste mit der
Hauptstadt Kilwa — Kisiwani. Dieser jetzt unbedeutende Ort, die über-
— 74 —
1618
haupt älteste europäische Niederlaflsung in Ostafrika, wird schon unter
der sJtarabischen und persischen Herrschaft (987 — 1498) als eine blühende
Handelsempore (mit 300 Moscheen) erwähnt.
Li—nio da Viiicl löst das Problem des schiefen Hebels und erkennt bei
der Erforschung der Hebelgesetze die Wichtigkeit des allgemeinen Begriffs
der statischen Momente.
Pilrw Martyr dt Anfhltra erkennt, daß die Verschiebung der Schneegrenze
von verschiedener Erwärmung und Befeuchtung abhängig ist.
Franz vm Thiim und Taxit errichtet die erste wirkliche (öffentliche) Post
zwischen Wien und Brüssel, welche durch reitende Boten betrieben wird.
Für die Zwecke der königlichen Hofhaltung bestand eine derartige Post-
verbindung schon seit dem Jahre 1504. Neben dem Postkurse zwischen
Wien und Brüssel werden alsbald ähnliche Verbindungen noch nach Bom
und Neapel, Nürnberg, Frankfurt a. M., Schaffhausen, Paris und Süd-
frankreich geschaffen.
Albrecht Dllrtr entwickelt unter Berücksichtigung der Wirkung der Pulver-
geschütze ein polygonales Befestigungssystem mit Basteien und umfang-
reichen Kasemattierungen , in welchem die Grundgedanken der späteren
preußischen Befestigung bereits deutlich enthalten sind.
Girolamo Fracasloro wendet sich scharf, wie auch schon vor ihm Leonardo
da Vinci, gegen die Lehre Avicenna*8 von der Vis plastica (s. 1020), sowie
gegen die Sintflut- Hypothese Alessandri's (s. 1510). Er erklärt die Verstei-
nerungen als Überreste von Tieren, welche nicht herbeigeschwemmt sind,
sondern da gelebt haben, wo sich die Überreste finden.
Hans VMi Gtridoill gibt sein „Feldbuch der Wundarzney" heraus, welches
den ganzen Umfang der Chirurgie mit Einschluß der in den Bereich des
Wundarztes fallenden Hautaffektionen umfaßt und namentlich in bezug
auf die Behandlimg der Schußwunden neue Gesichtspunkte enthält.
Ulrich von Hattan gibt in seiner klassischen Schrift „De Guajaci medicina
et morbo Gallica liber unus*' nach eigenen Erfahrungen eine eingehende
Beschreibung der syphilitischen Affektionen und halt der Kur mit dem
Guajakholz eine begeisterte Lobrede. Über die Heilkraft des Guajak,
das 1508 aus Amerika nach Spanien gekommen war, hatte Nicolaus Pol!
zuerst geschrieben.
Der Nürnberger Uhrmacher Johann Kltlus („Kuhfuß") erfindet (oder ver-
bessert) das Radschloß für Feuergewehre, bei welchem die Zündung da-
durch erfolgt, daß ein in Drehspannung versetztes, beim Abdrücken rasch
rotierendes Stahlrad an einem Stück Feuerstein Funken bildet. Durch
das Radschloß wird das bis dahin gebräuchliche Luntenschloß, bei wel-
chem die Ladung durch eine in den Hahn eingeklemmte Lunte entzündet
wird, allmählich verdrängt. Andererseits tritt an die Stelle des Rad-
schlosses das um das Jahr 1630 erfundene, aus dem Schnapphahns<^oß
entstandene Stein- oder Batterieschloß, bei dem ein in den Hahn geklemmter
Feuerstein durch seinen Schlag gegen den Pfannendeckel Funken erzeugt
und so die Pulverladung in Brand setzt.
Ein von Raffael gemaltes Porträt des Papstes Lao X. zeigt, daß um diese
Zeit die Konkavgläser für Kurzsichtige bereits bekannt sind, da der
Papst mit einem solchen Glaa dargestellt ist.
Jacopo Barangar van Garpl gibt auf Grund eigener Beobachtungen eine ein-
gehende Darstellung der menschlichen Anatomie, wobei er u. a. zuerst
den Blinddarm und die Conjunctiva beschreibt. Er erkennt auch zuerst
die Zusammensetzung des Beckens.
Pierre Briiaai tritt mit Entschiedenheit für den Aderlaß nach altgriechi-
scher Art (Aderlaß in der Nähe der Entzündung, Derivation) ein und
— 75 —
1518
kämpft gegen den Aderlaß an entfernten Stellen (Revnkion), der von
Galen und den Arabern empfohlen worden war. Er trägt durch sein
Wirken wesentlich zur Befreiung der Medizin von den scholastischen
Fessdn bei.
1518 Ltonardo da Vinci stellt zuerst ausgedehnte Versuche über die Reibung an
und beschäftigt sich nicht allein mit der gleitenden Reibung» soadem
auch mit der drehenden (Zapfen-) Reibung.
— Der Rechenmeister und Bergbeamte Adam Rlitt, dessen Name in der
Rechenkunst jetzt noch sprichwörtlich ist, verfaßt sein Lehrbuch „Rech-
nung auff der Idnihen", sowie später (1550) „Rechnung nach der Lenge
auff der Linichen und Feder".
1519 Nachdem bereits Ponce de Leon 1513 den Golfstrom gekreuzt hatte, ohne
ihn zu erkennen, entdeckt ihn Francisco de Aiamlnas, der Steuermann des
Cortez, nahe an seiner floridanischen Enge und nennt ihn Floridastrom.
Den Namen Gol&trom erhält er 1772 durch Benjamin Franklin. (S. d.)
1519 — 21 Fernando Corte unternimmt einen Eroberungszug nach Mexiko» der
mit der gänzlichen Unterwerfung des Aztekenreiches endet. Teils persönlich,
teils durch seine Unterbefehlshaber gliedert er dem großen neuspanischen
Kolonialreich Mexiko, Guatemala und Honduras an. Er gibt die Anregung
zu zwei 1530 und 1532 zur Erkundung Kaliforniens unternommenen See-
fahrten. Der erste Europäer, der Mexiko betreten hat, war Juan de
Grisalva 1518.
1519 Die Spanier finden den Gebrauch des Kakaos bei den Mexikanern vor und
bringen das Jahr darauf den ersten Kakao nach Europa.
1520 Der portugiesische Missionar Francisco Alvartt bereist Abessinien und gibt
die ersten ausführlichen Berichte über dieses Land.
— Joäo de Castro soll den ersten Orangenbaum nach Portugal gebracht haben,
von wo er sich weiter über Europa verbreitet. Den Griechen und Römern
war nur die bittere Orange bekannt, während die veredelte und eßbare
durch künstliche Zucht in China entstanden zu sein scheint.
— Girolamo Fracartore leitet mit seiner Schrift „De morbis contagiosis'' eine
neue Periode in der Epidemiographie ein. Er ist der Urheber der Be-
zeichnung „Syphilis** für die bis dahin als „Lues venerea** bezeichnete
Krankheit.
— Femäo de MagalhäM entdeckt die Magalhäesstraße sowie die Ladronen und
erreicht am 16. März 1521 die Philippinen, womit der unmittelbare Beweis,
daß die Erde rund ist, erbracht ist. Nach seinem am 27. April 1521 auf der
Insel Matan erfolgten Tode fahren zwei Schiffe des Geschwaders weiter
und erreichen nach Entdeckung von Bomeo die Molukken. Von hier tritt
die allein noch seetüchtige Viktoria, geführt von Sebastiano d'Elcano, die
Heimfahrt an und erreicht am 6. September 1522 die Heimat wieder.
(Erste Erdumsegelung.)
— Theophrastus Paracolstts bezeichnet zuerst mit BesUmmtheit das Zink als
ein eigentümliches Metall.
— Theophrastus Paraoalfliis unterscheidet zuerst den Alaun von dem Eisen-
vitriol nach der darin enthaltenen Basis. Er lehrt bereits die Bestimmung
des Eisengehalts im Wasser durch Gallussäure.
— Der Astronom Johann Midmr in Nürnberg stellt einen Erdglobus her, bei
welchem Nordamerika und Südamerika als zwei durch eine Meeresstraße
voneinander getrennte Inseln dargestellt sind. Auf seinem Globus vom
Jahre 1533 sind die beiden Stücke vereinigt. Dagegen ist das ganze
Amerika als ein großer halbinselartiger Ansatz dem asiatischen Kontinente
angehängt.
— 76 —
1526
1522 Albrecht Dürar, nnd etwa gleichzeitig Vinzens Röckntr, Hofsekretär des
Kaisers Maximilian I., sowie Johann Georg NtodOrtor in Nürnberg, der
Begründer der deutschen Kalligraphie, führen die Fraktnrschrift, d. i. die
sogenannte ,,dent8che'* Druckschrift (im Gregensatz zum „lateinischen"
oder Antiqua-Druck [s. 1471 Jenson, und 1495 Manutius]) in den Buch-
drack ein. (Vgl. auch 1760 Breitkopf.)
— Der Nürnberger Astronom Johann Wwntr legt ein meteorologisches Beob-
achtungsbuch an, in dem er regelmäßige Notizen über den jeweiligen
Stand der Witterung gibt.
1523 Alonzo Alvarez dt Ptaetfo dringt tief in das Delta des Mississippi ein, den
er „Fluß des heiligen Geistes" nennt und der von Hemando de Soto ge-
nauer erforscht wird. (Vgl. 1539.)
1524 Adam RIata (s. 1518) verdieht daa bis dahin in der Arithmetik als Wurzel-
zeichen dienende Viereck rechts oben mit einem schrägen Haken, und
wird so der Urheber des noch heute gebräuchlichen Wurzelzeichens. (Vgl.
auch 1460 Alkalsädi.)
— (riovanni da Vwrazzano entdeckt die Mündung des Hudsonstromes und
gelangt zuerst nach Rhode Island, der Narrangasettbai und nach Neu-
Fimdland.
1525 Albrecht Dürer entwickelt in seinem Werke „Underweysung der messung
mit dem zirkel und richtsoheyt in linien, ebnen vnd gantzen corporen"
in exakter Weise die Regeln der Perspektive. Er erwähnt daselbst auch
die Epizykloide.
— Jean Ftmel ermittelt die Größe eines Meridiangrades der Erde, indem er
den Breitenunterschied zwischen Paris und Amiens astronomisch bestimmt
und die Entfernung beider Orte vermittels des Meßrades mißt. Er er-
hält, durch den Zufall begünstigt, den nahezu richtigen Wert von 56 746
Toisen, was einem Erdumfange von fast genau 40000 km entspricht.
(Vgl auch 220 v. dhr.)
^ Lopez §§ CkHiHura gibt die erste Beschreibung der in Mexiko schon lange
vor der Entdeckung Amerikas durch die Eingeborenen benutzten und
gezüchteten Cochenille. Er halt die Cochenille noch für ein vegetabilisches
Produkt; erst der Holl&nder Ruyscher beseitigt in seinen Berichten aus
Mexiko 1729 diese irrtümliche Ansicht und legt dar, daß dieser Farb-
stoff aus den getöteten und getrockneten Weibchen einer Schildlausart,
Cocous cacti, bestehe.
— Der Apotheker Felipe Qullltn in Sevilla konstruiert ein sonnenuhrartiges
Instrument mit Magnetnadel (Brujula de variaciön) zur Bestimmung der
Deklination auf dem Meere' das 1537 durch Pedro Nunez noch wesent-
liche Verbesserungen erfahrt.
^ Pierre HauNhi in Paris verbessert den Musiknotendruck, indem er an Stelle
des doppelten Druckverfahrens (b. 1476 Hahn, 1498 Petrucci) den ein-
fachen Tyi)endruck einführt, bei welchem jede Type eine Note nebst
dnem Stücke des Idniensystems enthält.
— Gonzalo Hemandez Oviedo dt Vallt%, erwähnt zuerst in seiner Greschichte
von Amerika den Orleanbaum unter den Namen Bixa. Als ofüzinelles
Mittel wird der Orlean erst um 1650 eingeführt, dagegen dient er schon
früh zum Färben der Wolle imd Seide, der Butter, des Käse und der Seifen.
1526 HlackiMy erfindet das Nachtlicht, das aus einem Glas- oder Messingschäl-
chen besteht, durch dessen tiefsten Punkt eine in einem Stöpsel befestigte
kurze feine Griasröhre hindurchgeht. Setzt man das Schälchen auf öl, so
steigt dieses in der Röhre wie in einem Dochte infolge Capillarwirkung in
die Höhe, läßt sich oben entzünden und zum selbständigen Fortbrennen
bringen.
— 77 —
1526
1526 Der Brauer Kurt Brolhaii (Broyhan) in Stöcken bei Hannover erfinde
nach ihm benannte Bier, angeblich als Ergebnis eines Fehlven
Weizenbier nach englisch -hamburgischer Art in Hannover nachsubt
Aus dem „Broihan** entwickelt sich gegen das Ende des 16. Jahrhui
das Berliner Weißbier.
— Benvenuto Mllnl leistet Hervorragendes in der aus dem Altertum
menden, durch ihn aber zur höchsten Blüte entwickelten Glyptik, d.
Kunst, aus Schmiedeeisen oder Stahl Verzierungen und Figurei
Meißel und Grabstichel heraiiszuarbeiten.
— Jorge i$ Mmimm entdeckt Neuguinea, und benennt die Insel nac
Bewohnern „Papua**. Den jetzigen Namen empfängt sie von dem S]
de Ortiz wegen ihrer vermeintUchen Ähnlichkeit mit der afrikani
Guineaküste.
— Theophrastus Panwatas betrachtet die ELrankheit nicht, wie Galen, s
Folge einer Mischungsänderung, sondern als einen von der Non
weichenden Lebensvorgang. Er schafft durch Einführung der eigent
Chemikalien in die Therapeutik für die Arzneimittellehre eine gani
Aera. Er setzt den Wert des äußerlichen Grebrauchs von Quecl
bei Syphilis (s. 1500 Berengar von Carpi) in das richtige Licht und t^
unter anderem Bleipräparate, spießglanzhaltige Arzneien, Schwefel;
Kupfervitriol und Eisenpräparate zuerst als Heilmittel an.
— Das neutrale weinsteinsaure Kali (Weinstein) ist vermutlich zuerst
Theophrastus Parac«ltus dargestellt worden; dahin deutet vor allem
frühere Bezeichnung als Samech Paracelsi. Das saure weinsteinsanr<
war bei den Griechen als Tqv^ otrov^ bei den Bömem als Faex vini be]
Auch steUt Paracelsus durch Erhitzen von weißem Arsenik mit Sal
säure Arseniksäure dar und wendet dieselbe als „Arsenicum flxum** i
lieh an.
— Nachdem schon Isaac Hollandiis im 14. Jahrhundert Vorschriften zur H
lung von schwefelsaurem Kali gegeben hatte, wendet Theophrastus Par
dieses Salz zuerst arzneilich an. In der Folge .wird dasselbe mil
Namen „Specificum purgans Paracelsi*' belegt.
— Theophrastus Parac«ltus nimmt zuerst das Dampfbad in Gebrauch, d
1600 von Johann Costaeus zur Destillation der feineren aromat
Wässer empfohlen wird.
— Christoff RudoNff von Jauer gibt ein epochemachendes Bechenbuoh li
welches das Vorbild für alle späteren Kechenbücher ist. Das von Riei
geführte Wurzelzeichen (s. 1524) bildet er in der Weise weiter aus,
mit einem einfachen Haken an dem Viereck die Quadratwurzel, mit
zweifachen Haken die vierte, mit einem dreifachen die dritte Wurs
zeichnet. Die Beifügung einer Potenzzahl zum Wurzelzeichen sl
von Michael Stifel.
1527 Der Italiener IMIcMI in Verona macht im Hinblick auf den ausgedeh
Gebrauch der Pulvergeschütze Vorschläge für eine Umgestaltung d<
manenten Befestigungen. (Sog. altitalienische Befestigung.)
— Alvarado i$ Saavtdra entdeckt die Sandwichinseln.
1528 Alvarado 4t Saavtdra entdeckt die Karolinen und im folgenden Jal
Marshallinseln, die 1788 von Gilbert und Marshall wieder angefunden 1
und von diesen ihren Namen erhalten.
1529 B«tmi und QrIJalva entdecken Kalifornien.
1530 Otto BrunfMs veröffentlicht ein Kräuterbuch mit von Künstlerhan c
der Natur entworfenen naturgetreuen Bildern.
— Hans Ballmann in Nürnberg soll angebUch das Kombinationsschlol
Schlüssel (Vorlegeschloß) erfunden haben, welches 1557 von Hieroi
— 78 —
lo86
Cardanus eingebend beachiieben wird. Vielfach wird diese Erfindung auch
dem Nürnberger Meister Hans ElMmmn zugeschrieben, der um die gleiche
u Zeit wie Hans Bnllmann wirkte.
^ (xirolamo Fnicastoro spricht zuerst vom magnetischen Pol der Erde. (Vgl.
^ 1688 Sanuto.)
Der Bildscbnitzer Johann «lOrfMis in Wattenbüttel bei Braimschweig führt
die Tretvorricbtnng am Spinnrad ein, das bis dahin mit der Hand ge-
dreht 'wurde.
— Johannes RimIIIus gibt dem Spinat, der vermutlich von den Arabern in
Spanien eingefCibrt wurde und der sich erst von dort nach den anderen euro-
päischen Xjändem verbreitete, dieses Ursprungs wegen den Namen „Olus
iuspanicnm'*. In England wird er 1668 von Sweet eingeführt.
1531 Peter Apteniis erkennt, daß die Schweifachse der Kometen vom Sonnen-
körper abgekebrt erscheint. Er ist der erste, der vorschlägt, zur Beob-
achtung von Sonnenfinsternissen Blendgläser zu verwenden und verbessert
die Planispbären und Quadranten. .
|532 Wie Penzig in seinen Beiträgen zur Geschichte der Botanik berichtet,
werden in Rom zwei Herbarien des Gherardo Mbo aufbewahrt, die 1442
Pflanzenarten enthalten imd als die ersten Herbarien zu betrachten sind.
Somit iat i^eder Luca Ghini, der 1540 getrocknete und aufgeleimte Pflanzen
an Mattbiolns sendet, noch auch John Falconer, der 1545 eine große
Sammlnng von getrockneten Wurzeln, Kräutern und Früchten, die in der
Medizin benutzt werden, anlegt, der Erfinder des Herbariums. Herbarien
im bentigen Sinn, das sind Sammlungen gepreßter Pfianzen, kommen
erst im 17. Jahrhundert aul
^ 'Eobanufi Hmsiis erwähnt bei Beschreibung der Nürnberger Eisenmühle,
daB „durcb das Gewicht der sich drehenden Räder das Eisen mit Kraft
geatreckt -werde" und erwähnt auch die Werkzeuge, mit denen das Schwarz -
blech geschnitten wird. Es ist dies die älteste Beschreibung eines Walz-
werks nait Streck- und Schneidewerk.
— Die ersten gesetzlichen Bestimmungen über Zuziehung von Ärzten zur
Ermittelung des Tatbestandes bei Tötungen, Verletzungen usw. finden sich
in der peinlichen Halsgerichtsordnung des Kaisers Karl V. (der sogenannten
Carolina).
1532 — 34 Francisco PIzarro, der i. J. 1529 zum Statthalter des von Spanien be*
anspruchten, aber bis dahin noch nicht unterworfenen Peru ernannt worden
war, schifft sich 1531 dahin ein und nimmt 1532 bis 1534 von dem ganzen
Grebiete Besitz. Er gründet Lima als zukünftige Hauptstadt des Landes.
1533 BbmmMo tritt als erster Lehrer der Arzneimittellehre in Padua auf.
1534 Jean Ftrml bekämpft den Galenismus imd das scholastische Treiben und
verlangt, daß man sich nicht auf Autoritäten, sondern nur auf die Natur
nnd auf Beobachtungen stützen solle. Er tritt mit scharfer Kritik gegen
die überhandnehmende Uroskopie auf, bei der der Arzt seine Diagnose oft
aufstellte, ohne den Kranken zu sehen. Er schildert in durchaus zutreffen-
der und selbst vom heutigen Standpimkt noch richtiger Weise das Wesen
der Syphilis.
— P. Fftilnrbirt verfaßt „The book of husbandry", das erste englische Werk
uher Landwirtschaft.
1534 — 36 Cabe9a i$ Vaea durchquert den amerikanischen Kontinent von Texas
bis zum Golf von Kalifornien.
1535 I>iego i$ Almagro durchzieht das Hochland von Chile.
— Jacques Garfltr, der 1534 den St. Lorenzgolf befahren hat, ent-
deckt den St. Lorenzstrom, auf dem er bis zu einer Indianeransiedelung,
der er den Namen Mont Royal (jetzt Montreal) gibt, hinauffährt und
— 79 —
1586
sucht in den Jahren bis 1544 wiederholt die für die französische Koloni-
sation ausersehene Landschaft Canada auf. £r gibt die erste Kunde von
dem Vorhandensein des großen Seenkomplexes. (S. 1635 C.)
1535 Der französische Seefahrer Jean FonlMiMU aus Saintonge verbessert da«
Hochsee- Segelschiff in mehrfacher Beziehung. Er ist der Erfinder dei
Bramstenge.
— Die erste Erwähnung der Ananas geschieht durch Petrus Martyr (i. J. 1514),
der die Frucht mit einem Tannenzapfen vergleicht, aber noch keinen
Namen für sie hat. Die erste eingehende Beschreibung, Benennung und
Abbildung gibt Gonzalo Hemandez ^ OvMo y Valdas in seiner „AUge-
gemeinen Geschichte Indiens".
1536 Gonzalo Hemandez 4t OvMo y VaMat erwähnt zuerst in seiner „Allgemeinen
Geschichte Indiens, Band V, Kap. II, S. 165" den Kautschuk als Material
der bei dem Batosspiel der Inder benutzten Bälle. Der Name „Gummi*'
kommt zuerst in der gegen 1580 erscheinenden „Allgemeinen Geschiohte
der Keisen und Eroberungen der Kastüianer" von Antonio de Herrera
Tordesillas vor.
— Ambroise Part führt die erste Ezartikulation im Ellenbogengelenk aus,
die 135 Jahre später von Christoph Bamphtun zum zweiten MsJe vor-
genommen wird.
1537 Der Mathematiker Niccolo Fontana, genannt Tartaglia» gibt in seinen
Schriften „Della nuova sdenza" und „Quesiti et inventioni diverse" ein-
gehende Berechnungen der Flugbahn der Geschosse (Schußtafeln). Ent-
gegen der damaligen Meinung, daß die Geschoßbahn aus 2 geradünigen,
durch eine Scheitelkurve verbundenen Ästen bestehe, nimmt er eine kreis-
bogenförmige Flugbahn an. (Vgl. 1602 Galilei.) Die größten Schußweiten
werden nach seiner Angabe bei einer Erhöhung des Rohres von 45^ erreicht.
1538 Joäo dt Castro macht die erste größere Beihe von Deklinationsbestimmungen
mit dem von Nunez verbesserten Guülen'schen Instrument und entdeckt
den Gesteinsmagnetismus an frei und hoch gelegenen Felsen der Ilha de
Chaul bei Bombay.
1539 Der Kanonikus Afranio tfagli AHnniosI zu Ferrara stellt aus dem Bomhart,
einem Holzblasinstrumente von unförmlicher Länge, ein handlichereB
Instrument, das Fagott — im 16. und 17. Jahrhundert auch Dolcian
genannt — her.
— Kobert Brake, ein Sekretär Heinrich YIII. von England, erfindet die Her-
stellung gegossener Bleiröhren für Wasserleitungen. (Vgl. 97 Frontinus.)
— Nachdem sich schon Bhaskara (1150), Paciolus (1487), Buckley (1530) und
Tartagha (1534) mit der Lehre von den Kombinationen und Permutationen
beschäftigt hatten, tritt namentlich Hieronymus Gardanus der Lösung von
Wahrscheinlichkeitsproblemen näher. (Vgl. seine Schrift „Practica Arith-
meticae et mensurandi generalis".) Er erörtert das einen Streit zwischen
zwei Schülern behandelnde, später als „Petersburger Aufgabe'* bezeichnete
Problem und berechnet die Gesamtzahl aller Kombinationen aus n Ele-
menten zu aUen möglichen Klassen von der ersten bis zur n-ten auf 2^ — 1.
Er zeigt, wie man ein beliebiges Glied einer arithmetischen Reihe bilden
kann, ohne die dazwischen hegenden Glieder zu berechnen.
— Alessandro Plccotomlnl veröffentlicht die erste Sternkarte.
— Der Astronom Rhattfcus (eigentlich Georg Joachim von Lauchen) gibt die
erste Anweisimg, die Kompaßnadel durch Streichen zu magnetisieren.
1539—41 Hernando da Soto erforscht den Südosten der Vereinigten Staaten und
daa Gebiet des Mississippi.
1540 Antonio Banlvlenl führt mit bestem Erfolg die Besektion eines großen
Teils des Unterschenkelknochens ohne Narkose aus.
— 80 —
1540
1540 Vanuccio Blriil(ueclo aus Siena lehrt in seiner „Pirotechnia" die Herstellimg
von Modellen und Gußformen für den Greschützguß, das Bohren der Ge-
schütze, die Lafettierung deiselben und den Guß der eisernen Kugeln,
sowie den Glockenguß in der heute noch üblichen Art. Zur Anfertigung
der Formen bedient er sich ausschließlich des Liehms.
— Vanuccio Blrlnglicclo sagt in seiner „Pirotechnia", daß Legierungen aus
Kupfer und Zinn mit dem Namen „Bronzo** bezeichnet werden, ohne
jedoch eine Begründung dieser Benennung zu geben, die kurz vorher ein-
geführt zu sein scheint. Bis dahin war nach dem Vorgang der Alten die
Bronze als „Erz*' bezeichnet worden.
— Vanuccio Blrlii(UCCio beschreibt die Entsilberung von Schwarzkupfer durch
den Saigerprozeß. Das Verfahren stammt wahrscheinlich aus dem 12. Jahr-
hundert und setzt sich aus folgenden Operationen zusammen: 1. Frischen
(Zusammenschmelzen) des silberhaltigen Kupfers mit Blei, 2. Saigem auf
dem Saigerherd, wobei silberhaltiges Blei mit einem Kupfergehalt von
2—3 Prozent ausfließt, 3. Darren, d. i. weiteres Erhitzen unter Luftzutritt,
wobei ein stark silberhaltiges Gemenge von Bleioxyd und Kupferoxydul
erhalten wird, und 4. Verarbeitung des Gemenges, der sog. Darrlinse auf
Handelskupfer.
— Vanuccio Blrlngucclo gibt eine genaue Beschreibung des technischen Vor-
ganges bei der Holzverkohlung, von der er zwei Arten, die in Meilern und
die in Gräben, unterscheidet. Auch gibt er eine Beschreibung des damals
üblichen Stahlfrischprozesses.
— Hieronymus Cartaiut macht die ersten Versuche, das Gewicht der Luft zu
bestimmen.
— Valerius Cordus entdeckt den Schwefeläther (Äthyläther) bei Behandlung
von Weingeist mit Vitriolöl und beschreibt denselben unter dem Namen
„Oleum, dulce vitrioli". Er erklärt zuerst die Entstehung der Braunkohle
und Steinkohle aus Pflanzen.
— Der Bitterklee (Menyanthes trifoliata) taucht als Heilmittel zuerst im
Mittelalter auf. Näher beschrieben wird er zuerst von Valerius Cordut.
1540 — 43 Francesco ^ Coronado erforscht den Südwesten der Vereinigten Staaten
bis zu den heutigen Staaten Kansas und Arkansas.
1540 Philibert Delonme, Architekt in Paris, erfindet das Bohlendach, eine neue
Art des Dachgerüsts.
— Conrad QMiitr führt die Belladonna, die, wie es scheint, Dioskorides und
Oribasius schon gegen Krebsgeschwülste verwendet hatten, wieder in den
Arzneischatz ein, und zwar als schmerzstillendes Mittel bei Ruhr.
— Georg Hartnittiil in Nürnberg erfindet den Kaliberstab (Kalibermaßstab),
ein zirkelartiges Instrument zur einfachen Ermittelung des Verhältnisses
zwischen dem Durchmesser imd dem Gewichte der steinernen, eisernen
und bleiernen Bundgeschosse. Durch den Kaliberstab, der sich in fast
allen deutschen Artillerien einführt, wird das Nürnberger Maß und Grewicht
w«t verbreitet. Die Erfindung wird oft, jedoch mit Unrecht, dem Tar-
taglia zugeschrieben.
— Peter Andreas Matthlolos wendet zuerst das Quecksilber in der Medizin
innerlich, und zwar bei Syphilis an.
— Bemard Pallity entdeckt die Kunst, farbige Emails auf Tonwaren anzu-
bringen und stellt die nach ihm benannten hoch reliefierten Fayencen her.
— Ambroise Part macht die ersten ausführlichen Mitteilungen über die zuerst
von Paracelsus beobachtete Erblichkeit der Syphilis, über die später Maxi-
milian StoU, Nils Rosen von Rosenstein und Joseph Jacob von Plenck,
sowie insbesondere Antonio Ribeiro Nunez Sanchez eingehende Unter-
suchungen anstellen.
Parmstaedter. 6
- 81 —
1540
1540 Giovanni Ventura RoMtti publiziert das erste Kompendium über die Färbe-
kunst unter dem Titel „Plieto dell' arte de' tentori*'. Das Buch ist da-
durch bemerkenswert, daß es ein Urteil über den Zustand der Färberei in
Europa vor ihrer Neugestaltung durch Einfuhr amerikanischer Farbstoffe
gestattet.
— Der Glasmacher Christoph MiOrtr in Neudeck erh< durch Zusatz von
geröstetem Eobalterz zur Glasmasse das blaue Kobaltglas. Dieses geröstete
Kobalterz, das aus wechselnden Mengen von Kobaltoxydul imd Kobalt-
oxyduloxyd, zum Teil mit anderen Metallen gemengt, besteht, wird Zaffer,
Saflor oder Kobaltsaflor genannt. Das gemahlene Kobaltglas kommt unter
dem Namen Smalte in den Handel und wird späterhin zum Blauen des
Papiers und der weißen Zeuge benutzt.
— Nachdem Mondino de Luzzi 1315 die erste Andeutung gemacht hatte, daß
das Blut vom Herzen nach den Lungen geschickt werde, spricht Miguel
Stnrtto zuerst bestimmt aus, daß das Blut durch einen merkwürdigen
Kunstgriff (magno artiücio) von der rechten Herzkammer auf einem Um-
weg durch die Lunge geführt und von der Vena arteriosa in die Arteiia
venosa geleitet wird (kleiner Blutkreislauf). Bealdo Colombo bestätigt
dies ausdrücklich im Jahre 1559.
1541 Francisco 4t OrtllttM befährt den ganzen Amazonenstrom von Ekuador ans.
(S. a. 1499.)
— Die Türken sind unter den Völkern Europas dasjenige, das seit dem Alter-
tum zuerst wieder von der Einrichtung der Taubenpost Gebrauch macht.
So läßt der Sultan Mimtti zwischen Konstantinopel und dem von ihm er-
oberten Ofen eine Taubenpost einrichten. (Vgl. auch 300 und 1167.)
1542 Leonhard Fuchs macht in seiner „Historia stirpium" den ersten Versuch
einer botanischen Nomenklatur.
— Der Portugiese Mendez Pinto erreicht Japan, über das bald die Missionare
weitere Nachrichten geben.
1543 Blaseo 4t Garay führt dem Kaiser Karl V. im Hafen von Barcelona ein
Schiff vor, das sich ohne Segel bewegt. Mißverständliche Berichte, in
denen von „einem großen Kessel mit siedendem Wasser*' die Bede ist
haben dahin geführt, daß dieses Schiff lange Zeit hindurch als der erste
Fall einer Verwendung der Dampfkraft zur See angesehen worden ist
Neuere Forschungen, und namentlich auch die aufgefundenen Original-
berichte Garay's, laasen keinen Zweifel, daß hier lediglich eine Schaufelrad-
konstruktion im Sinne der Vorschläge von Kyeser (s. 1405) und Valturius
(8. 1472) vorliegt.
— Die Stadt Bunzlau richtet eine Kanalisationsanlage mit Rieselfeldern ein.
— Nikolaus Koparnlkus lehrt, daß die Sonne den Mittelpunkt des Planeten-
systems bildet, um den sich die Erde mit den andern Planeten dreht
Kopernikus hat seine neue kosmische Lehre bereits um das Jahr 1507 auf-
gestellt. Eine Verbreitung erfolgt zunächst nur mündlich und handschrift-
lich. Die Drucklegung des Werkes „De revolutionibus orbium coelestium"
erfolgt erst unmittelbar vor Kopernikus' Tode.
— Nikolaus Kopernikus findet die Ursache der von Hipparch entdeckten
Präzession in der Anziehung, die Sonne, Mond und Planeten auf das an
den Polen abgeplattete Erdsphäroid ausüben.
— Andreas Vesallus begründet durch sein großes V^erk „De humani corpoiis
fabrica", das herrliche Zeichnungen von Tizian und Johann von Calcar
enthält, die neuere menschliche Anatomie. Nur der eigenen Beobachtung
vertrauend, liefert er die erste, fast durchaus zuverlässige, systematische!
Anatomie, die zugleich zahllose neue Angaben enthält. Insbesonden '
— 82 ~
1545
wendet er sich gegen die Lehre Galen's, daß die Herzscheidewand für dag
Blut durchlässig sei.
1543 Andreas Viiallut beschreibt in seinem vorgenannten Werke u. a. den Vorhof
des Labyrinths, die Kiefer-, die Stirn- und die Keilbeinhöhle, die Gelenk-
manisken von Unterkiefer, Hand und Kinn, und den langen Fortsatz
des Gaumens und gibt eine gute Schilderung des anatomischen Baues des
Auges.
— Andreas Vtsalliis liefert als erster eine genaue Darstellung der mensch-
lichen Beckenhohle, ihrer Knochen, Bänder usw., und demonstriert zuerst
die anatomische Unmöglichkeit eines Auseinanderweichens in der Scham -
beinverbindung während des Creburtsaktes. Er beobachtet zuerst vorzeitige
Atembewegungen am Säugetierfötus.
1544 Oronce FMt erfindet die Methode, die geographische Länge durch Bestim-
mung der Rektaszension des Mondes in seiner Kulmination zu bestimmen.
— Die Herstellimg gußeiserner Gegenstände beschränkte sich im Mittelalter
zunächst auf die Verfertigung der Kanonenkugeln. In größerem Umfange
und zur Herstellung von Geräten verschiedener Art soll das Gußeisen
zuerst von den Engländern Ralph Hagt und Peter Bnwds i. J. 1644 ver-
wendet worden sein.
-— Georg HartnuMB entdeckt die Neigung der Magnetnadel gegen den Horizont
(Inklination), ohne jedoch Messungen auszuführen. (S. seinen Briefwechsel
mit dem Herzog Albrecht von Preußen. — Vgl. auch 1576 Norman.)
«— Sebastian Mflntttr, Professor in Basel, gibt die „Cosmographia universalis''
heraus, deren 26 neue Karten mit den WaldseemüUer'schen „Tabulae
modemae" (s. 1513) die Grundlage und den Ausgangspunkt des deutschen
Kartenwesens bilden. Er ist der erste, der nach Strabo der Gletscher
wieder Erwähnung tut.
— Der Augustinermönch Michael ttiM (sein Hauptwerk ist die „Arithmetica
integra'*) gibt der Algebra mittels planmäßiger Durchführung der Zeichen-
sprache diejenige Grestalt, die seitdem fast unverändert dafür beibehalten
worden ist. Er entwickelt eine neue Summierungsmethode für geometrische
Reihen, die auch Tartaglia in seiner Schrift „Greneral trattato" v. J. 1566
wiedergibt, ohne jedoch Stifel zu nennen. Femer entdeckt er unabhängig
von Alchaijami (s. 1078) die additive Bildimg der Binomialkoeffizienten
und untersucht die Diametralzahlen. (Vgl. auch 1526.)
1545 Hieronymus GirtfMiis beschreibt das nach ihm benannte Universal- oder
Kreuzgelenk, das er zuerst zur Aufhängung der Schiffskompasse anwendet.
(S. a. 210 V. Chr.) Er veröffentlicht im gleichen Jahre eine Formel zur
Lösung der kubischen Gleichungen, die indes von dal Ferro (s. 1606) zu-
erst aufgefunden worden und auch Tartaglia schon vorher bekannt ge-
wesen war.
— Nachdem schon im Altertum (s. 20 Celsus) zur Lokalanaesthesierung die
Kompression der Nervenstämme geübt worden war und die arabischen
Ärzte die Abschnürung mittels eines Knebels vorgenommen hatten, ver-
wendet erst Ambroise Part wieder die Unterbindung sowohl hierfür, als
auch bei Amputationswunden, an Stelle der bis dahin gebräuchlichen blut-
stillenden Glüheisenapplikation.
— Nachdem Celsus und Abulcasis zuerst in roher Weise die Heilung der
Hasenscharte versucht hatten, unternimmt es Ambroise Part zuerst, sie zu
operieren, indem er die Spaltränder reseziert. Die Operation wird späterhin
u. a. namentlich von Malgaigne und Bernhard I^angenbeck wesentlich ver-
vollkommnet.
—- Ambroise Part verbessert neben der Amputation die Behandlung der Frak-
turen und lehrt als erster die rationelle Chirurgie der Schußwunden. Er
6*
— 83 —
1546
bekämpft zuerst die Irrlehre, daß die erhitzte Kugel Vergiftungen bewirke;
schlagende Beweise gegen diesen Irrtum werden 1550 von Bartolomeo
Maggi auf experimenteUem Wege erbracht. Par6 verwendet vielfach die
seit Abulcasis (s. 1100) in Vergessenheit geratene Trepanation.
1546 Georg Agrlcoia gibt zuerst in seiner Schrift „De re metallica" eine genaue
Aufklärung über die Chemie der Metalle und lehrt die Zubereitung der
Erze durch Rösten. Er gibt genaue Anweisungen für die Reinigung des
Kupfers, für das Auslaugen des Silbers aus Kupfer und Eisen mittels
Blei, für die Grewinnung des Spießglanzes und des Wismuts. Er befichreibt
die Probierung der Erze und die dazu nötigen Geräte, wie Muffeln, Tiegel
und Aschenkapellen.
— Georg Afrieola stellt die Markscheidekunst auf geometrische Grundlagen.
Er erfindet den Grubenkompaß, wobei er zuerst erwähnt, daß sich die
Bergleute bei ihren Arbeiten der Deklinationsnadel zu bedienen wissen,
und gibt eine Reihe von Ventilatoren für Bergwerke an. Im 6. Buche
seines Werks „De re metallica'' findet sich die älteste Abbildung einer
Kettenpumpe (vertikales Patemosterwerk, Püschelkunst) und die Empfeh-
lung dieser Maschine zur Wasserförderung in Bergwerken. Er erwähnt
femer, daß die Pferdegöpel seit 1504 in den Bergwerksbetrieb eingeführt
seien. (Die Einführung der Wassergöpel erfolgt um 1556.)
— Georg Agrlcoia erwähnt die Entstehung des Eisenvitriols aus Eisenkies
und kennt den weißen Vitriol oder Erzalaun, d. i. Zinkvitriol, der bereits
seit dem 14. Jahrhundert in Kärnten gesotten werde. Daß dessen Basis
Zink sei, wird jedoch erst im Jahre 1735 gleichzeitig von Heilot, Neu-
mann und G. Brandt mit Bestimmtheit erwiesen. Auch gibt Agricola
Beschreibungen des Salpetersiedens sowie der Bereitung der Schwefelblumen
durch Kondensation von Schwefeldämpfen an kalten Wandungen, und
kennt das beim Erhitzen des Wismuts entstehende gelbe Wismutoxyd, das
als Farbe benutzt worden zu sein scheint.
— Georg Afrieola erklärt es in seinem Buche „De re metallica" für wahr-
scheinlich, daß man aus der Färbung einer Flamme die darin verbrennende
.Substans zu erkennen lernen werde. Er beschreibt das zu seiner Zeit
schon viel gehandhabte Verzinnen des Eisens (s. auch 1551) und gibt eine
genaue Beschreibung des Stahlfrischprozesses ^ die so große Ähnlichkeit
mit der von Biringuccio (s. 1540) gegebenen Darstellung aufweist, daß
Ludwig Beck in seiner „Geschichte des Eisens" 2u der Annahme neigt,
daß Agrioola*s Beschreibung von Biringuccio entlehnt sei.
— Peter Balon entdeckt den Kirschlorbeerbaum und bezeichnet ihn bereits
mit „Laurocerasus". Auf die giftige Wirkung des aus Kirschlorbeerblättem
destillierten Wassers wird man sehr früh aufmerksam, ofüzinell wird das-
selbe insbesondere durch den Arzt Thilenius.
— Antonio Musa Braisavola führt die seit dem Altertum (s. 70 v. Chr.) ver-
lassene Tracheotomie wieder aus. Diese Operation wird 1590 von Santorio
und 1610. von Nicolas Habicot wesentlich verbessert und fortan als eine
, berechtigte Operation angesehen.
— Valerius CMtfus schreibt auf Verlangen des Nürnberger Rates sein „Pharma-
corum conficiendorum ratio, vulgo vacant, Dispensatorium", das als die
erste deutsche Pharmakopoe angesehen werden muß, und lehrt die arznei-
lichen Rohstoffe in eingehender Art kennen.
— Giovanni Filippo Ingratllat entdeckt das dritte Gehörknöchelchen, das er
als Steigbügel bezeichnet. (S. 1480.)
— Nachdem 1506 der Neubau der Peterskirche in Rom von Bramante be-
gonnen und später von Raffael und Peruzzi fortgeführt worden war, über-
nimmt Michalaiigelo Buonarroti die Bauleitung und entwirft für die Kuppel
— 84 —
1560
ausführliche Pläne und ein großes Hilfsmodell. Die Kuppel, die bei einem
Durchmesser von 42^/2 m 127 m Höhe aufweist, wird erst nach Michelangelo's
Tod vollendet.
1546 Pedro NiiiiiC (Nonius) untersucht die Linie doppelter Krümmung (von ihm
„Linea rhombica", von W. Bnellius später „Loxodrome*' genannt), welche auf
der Erdkugel aUe Meridiane, denen sie begegnet, unter gleichem Winkel
schneidet und sich in schraubenförmigen Windungen dem Pole immer
mehr nähert, ohne ihn jemals zu erreichen.
1547 Der Mediziner Rainer Gemnift-Frlsliit spricht zuerst die Idee aus, Längen -
unterschiede mittels der Uhr zu bestimmen.
— CHarimas sucht in seinem „Dodeka chordon" die in den Kirchentonarten
unter dem Einfluß der polyphonen Musik eingerissene Verwirruig wieder
zu lösen und unterscheidet 12 Tonarten, und zwar 6 authentische und
6 plagalische. (S. auch 370 Ambrosius.)
— Der Dominikaner Georges Bemard Ptnot in Toulouse verfaßt eine Schrift
„De aquae naturaUs virtute", in welcher bereits die leitenden Grundsätze
der heutigen Kaltwasserkur (Umhergehen mit nackten Füßen im feuchten
Gras usw.) klar enthalten sind.
1548 D. C. PIccolpaSM gibt in seinem Werke „I tre libri dell' arte del Vasajo"
die Mittel an, um metalHsche Keflexe auf Töpferware zu erhalten. Seine
Arbeiten werden den in neuerer Zeit von Ginori in Doccia u. a. gemachten
Versuchen zur Erzielung solcher MetaUreflexe auf Majoliken zugrunde gelegt.
1549 Sigmund von Herfewsteln fügt seinem Werke „Rerum Moscovitarum Com-
mentarii" eine Karte bei, die einen Teil von Sibirien umfaßt und zu ihrer
Zeit für die Kenntnis des nördlichen Rußlands von großer Bedeutung war.
Das Weiße Meer führt auf dieser Karte den Namen „Marc glaciale".
— loecarollo und Floravanll, zwei neapolitanische Bader, machen die erste
Milzexstirpation bei einer wassersüchtigen Frau, und zwar mit vollem Er-
folg. Es kommt daher nicht Viard, der erst 32 Jahre später diese Operation
ausführt, die Priorität zu.
1550 Georg Afrieota gibt in seiner Schrift „De natura fossilium*' die erste syste-
matische Beschreibung der Minerahen und bezeichnet das fossile Holz
und die Fischabdrücke des Mansfelder Kupferschiefers als Überreste von
Organismen. Er untersucht die geologische Tätigkeit des Windes und
hebt hervor, daß ähnliche Verhältnisse, wie bei der Dänenbildung, in
kleinem Maßstabe auch m der Lüneburger Heide vorliegen.
— Btastas von Villafranca soU zuerst die Erscheinung, daß sich die Lösung
gewisser Stoffe im Wasser stark abkühlt, am Salpeter erkannt haben.
— Thomas Gflndl bringt den Stern- Anis von den Phihppinen nach Europa.
Die Frucht beschreibt zuerst Clusius, den Baum Plukenet und Kaempfer.
— Hieronymus Cartaiut gibt eine Theorie des Verbrennungsvorganges, wobei
er die Notwendigkeit der Anwesenheit der Luft betont. (S. 1260 Bacon.)
Er verbessert die Einrichtung der Öllampen durch Höherlegen des Öl-
behälters. In seiner Beschreibung einer MehMchtmaschine weist er auf
die sichtende Wirkung der Luftbewegung hin, ein Gedanke, der in neue-
ster Zeit von Friedrich Georg Winkler in Zschopau wieder aufgenommen
worden ist.
-— Bartolommeo Euttaehlo entdeckt die Tuba Eustachii (Eustachische Köhre),
die Spindel der Schnecke, die häutige Schnecke, den Ursprung der Seh-
nerven und beobachtet die Zahnentwicklung.
— Gabriele Falloppla, Anatom in Padua, macht wichtige Beobachtungen auf
dem Gebiet der Osteologie imd der Muskellehre. Er entdeckt die Bogen-
gänge, den nach ihm benannten Kanal des Schläfenbeins, und den SchUeß-
muskel der Blase. Er beschreibt femer die Muskeln des Kehlkopfes in
— 85 —
1560
richtiger Weise. Er verwendet seit den Zeiten der Griechen und Arab
zuerst wieder in der Medizin das Arsen äußerlich, und zwar in Form vi
Realgar.
1650 Wie mehrere im OarmmbclMii MuMvni in Nürnberg ausgestellte Kästcb<
imd Schachteln beweisen, beginnt man um die Mitte 46b 16« Jahrhundert
das Papier mit kleineren Mustern in häufiger Wiederholung zu bedruck«
um verzierte Flächen zu erlangen, die sich zum Überziehen großer uij
kleiner Gegenstände eignen. Die Vorläufer dieser Technik sind d
bunten Holzschnitte, die zu solcher Verzierung schon vor dem 16. Jafa
hundert benutzt wurden.
— Konrad QMiitr erfaßt in seiner „Historia animalium'* das Tierreich nicl
nvr als Gegenstand der Naturbetrachtung, sondern auch in seiner ß
Ziehung zur Medizin und Kulturgeschichte und trägt dadurch zur Begrüi
düng der neueren Zoologie bei.
— HoNtriut ist der erste Arzt, der den Kurzsichtigen regelmäßig Brille
verordnet.
— Das ifoadilmtthalfr Silbarbtrgwtrk benutzt für Bergwerkszwecke, insbeeonde
zur Wasserhaltung, Pumpwerke mit sogenannten Stangenkünsten. D
Triebkraft wird durch ein oberschlächtiges Wasserrad geliefert, mit de\
die Lenkstange verbunden ist, die ihre Bewegung auf die Schwinge eini
Doppelgestänges überträgt, von wo sie durch ein sogenanntes Kunstkrei
auf die Schachtgestänge fortgepflanzt wird.
— Adam LonlCMlis beschreibt zuerst die Amica, die er an Matthiolus send«
der sie unter dem Namen Alisma abbildet. Ihren Gebrauch bei KoHk^
und äußeren Verletzungen veranlaßt zuerst Tabemaemontanus. (S. 161^
— Hans Lotolngtr zu Nürnberg verbessert die im Jahre 1430 von einem Nun
berger Bürger Guter erfundene Windbüchse. Er soll auch an Stelle di
seit alters her übHchen Lederbälge (s. 1475 v. Chr.) die ersten hölzern«
und kupfernen Blasebälge mit ununterbrochenem Windstrom für Schme^
hütten, sowie für Orgeln, und die erste Messinghobelmaschine verferti]
haben.
— Nicolaus MaiM beschreibt die Muskeln des Antlitzes und speziell des ünt«
kinns, die Lymphgefäße der Nieren und die Lagerung des Magens. Er neni
zuerst die Syphilis als Ursache von Geisteskrankheiten. Er liefert gieic|
zeitig mit Berengario die erste Beschreibung der Bindehaut de« Aug|
(Conjuhctiva).
— Bemard Pallciy spricht sich entschieden dafür aus, daß die im Kalk mi
._ anderen Gesteinen gefundenen Muscheln „versteinerte** Reste von Tier^
seien. Er weist darauf hin, daß manche dieser Versteinerungen den uo<
lebenden Gattungen vollkommen gleichen.
— Bemard Palitiy macht zuerst darauf aufmerksam, daß der Dünger dur^
seinen Gehalt an löslichen Salzen den Boden verbessere und daß der Bodi
durch fortgesetzten Anbau unfruchtbar werde, weil ihm dadurch alle lo|
liehen Stoffe entzogen würden.
— Bemard Palltiy soll nach der Angabe des Vicomte H^rioourt de Thu^
den Erd- oder Bergbohrer erfunden haben.
— Andrea PalMio baut die erste bekannte Hängebrücke (über den FlQ
Cismone).
— Vlctiitino erfindet das Archicembalo, ein Klavierinstmment mit 31 Wert«
innerhalb der Oktaven, das für alle Töne der drei antiken Tongeschlecht^
(diatonisch, chromatisch und enharmonisch) besondere Tasten und Sait«
zur Verfügung hat.
1551 Pierre Balon erweitert die spezielle Tierkenntnis durch Herausgabe seim
auf seinen zahlreichen Reisen gesammelten Erfahrungen, die sich naxneo
— 86 —
1554
lieh auf die Fische bezdehen, die zum Teil durch gute Holzschnitte wieder-
gegeben werden.
lo51 Erasmus RalnhoM, Professor der Mathematik in Wittenberg, berechnet auf
Grund der neuen Kopemikanischen Lehre die ersten Planetentafeln, die
er zu Ehren des Herzogs Albrecht von Preußen die prutenischen (Tabulae
prutenicae coelestium motuum) nennt. Sie werden der gregorianischen
Kalenderreform zugrunde gelegt.
— Der Astronom Rhatllciit verfaßt zehnstellige, von 10 zu 10 Sekimden fort-
schreitende Tafeln der trigonometrischen Funktionen, die genauesten und
umfangreichsten trigonometrischen Tafeln des Mittelalters. Er berück-
sichtigt darin zum ersten Male sämtliche 6 trigonometrische Funktionen.
Die Herausgabe des Werkes unter dem Titel „Opus Palatinum de trian-
gulis" erfolgt im Jahre .1696 durch Valentin Otho.
— Freiherr Hans Unf nad, Landeshauptmann von Steiermark, erhält vom König
Ferdinand am 5. August die Gerechtsame, zu Waltenstein Hammerwerke
anzulegen, daselbst schwarzes Blech zu schlagen imd dasselbe zu verzinnen.
(Älteste Erwähnung des Weißblechs. Vgl. indes auch 1546.)
1552 Der französische Stempelschneider Antoine Brullsr konstruiert ein Walz-
werk zum Strecken der Gußstücke (Zaine) und eröffnet dadurch die Mög-
lichkeit, gleichwichtige Münzen zu erhalten.
— Edward Wotton verfaßt ein zoologisches Werk „De differentüs animalium*'.
Das Buch zeichnet sich namentlich dadurch aus, daß darin versucht wird,
die verwandten Formen in möglichst natürliche Vereinigung zu bringen.
Er wendet in diesem Buche als erster die Benennung „Zoophyten" (Tier-
pflanzen) an.
1553 Hieronymus Canbuiut nimmt zuerst die Gewichtszunahme des Bleies bei
der Verkalkung wahr, schreibt dieselbe jedoch der Entweichung der Feuer-
materie zu. Ähnliche Ansichten werden 1660 von Lef^vre und 1666 von
Tachenius geäußert.
— Nachdem Sebastian Cabot um 1550 mit der Idee eines nordöstlichen See-
weges hervorgetreten war, wird unter dem Oberbefehl von Sir Hugh
Willoughby eine Expedition entsandt, die aus drei Schiffen besteht. Zwei
der Schiffe gehen auf der Fahrt zugrunde, während das dritte, „der Edward
Bona venture" unter dem Befehl von Bichard dianctllor den Seeweg nach
dem Weißen Meere entdeckt.
— Nach Emil Naumann ist die aus den älteren unvollkommneren Streich-
instrumenten Rota, Giga, Kebecchina und den verschiedenen Arten der
Viola hervorgegangene heutige Violine zuerst von Caspar Tltll6iibrucktr
(GaspardDuitfoprugcar) in Lyon, einem Tiroler von Geburt, gebaut worden.
Antoine Vidal hebt demgegenüber in seinem Buche „La lutherie et les
luthiers" hervor, daß die Violine das Ergebnis der Arbeit vieler Instrumenten -
macher sei und kein einzelner Erfinder dafür namhaft gemacht werden
könne. (Vgl. auch 1585 da Salö.)
1554 Gerhardt Hcmiaiiil, Geschäftsträger des Rheingrafen Philipp Franz von
Dann, sendet aus London am 3. August 1554 an seinen Herrn ein Doku-
ment, an welchem sich ein Siegel aus rotem Siegellack befindet, das älteste
bekannte Beispiel von dem Gebrauche des Siegellacks heutiger Be-
schaffenheit.
— Gerhard MdftatDr verbessert die konische Projektion des Ptolemaeus (s. 150),
indem er die Längengrade nicht auf dem mittleren Parallelkreis aufträgt,
sondern zwei in der Mitte zwischen diesem und den Rändern der Karte ge-
legene Parallelkreise abweitungstreu zieht, wodurch die Abweichung der
Projektion vom Kugelnetz auf die halbe Fehlergröße verringert wird. AUch
— 87 —
1554
Delifile macht erneut 1745 auf die Wichtigkeit dieser Art der Projektion
aufmerksam.
1 554 Guillaume Rondeltt liefert in seinem „Fischbuch" eine sorgfältige Beschreibung
einer großen Zahl von Fischen und gibt für sie gute Unterscheidungs-
merkmale. (Vgl. auch 1551.)
— Tartaglla führt den gedeckten Weg im Festungsbau ein.
— Franz Traucat in Ntmes macht die ersten eingehenden Beobachtungen über
die Nahrung, die Krankheiten, die Entwicklung der Seidenraupe, die rich-
tige Temperatur und Lüftung der Seidenhäuser und den Anbau des Maul-
beerbaumes.
1555 Pierre Balon schreibt eine Monographie über die Vögel und weist auf die
Übereinstimmung ihres Baus mit dem anderer Landtiere hin. Er macht
seit Aristoteles (s. 330 v. Chr.) die erste Andeutung von vergleichender
Anatomie, indem er das Skelett eines Menschen und eines Vogels mit
gleichartiger Bezeichnung der einander entsprechenden Teile abbildet, und,
um die Vergleichung zu erleichtern, den Vogel mit derselben Stellung der
GUeder, wie den Menschen darstellt.
— Leonhart FrontpMTftr gibt in seinem „Kriegsbuch'' die erste Beschreibung von
mitrailleusenartigen Geschützen, die er Orgel- oder Hagelgeschütze nennt.
Ein aus der Zeit zwischen 1480 und 1550 stammendes, aus 5 Eisenrohren
zusammengesetztes Orgelgeschütz befindet sich im Berliner Zeughaus.
— Konrad ClMiitr gibt die erste Beschreibung des Kanarienvogels. Da Belon
um die gleiche Zeit (s. oben 1555) ein Verzeichnis aller damals bekannten
Vögel liefert, ohne den Kanarienvogel zu erwähnen, so ist anzunehmen^
daß diese Vogelart erst zu jener Zeit neu in Europa erscheint.
1556 Stephen Burrouch unternimmt auf dem Fahrzeug „Searchthrift'* die erste
westeuropäische Nowaja-Semlja- Fahrt, durch welche erst in Westeuropa
bekannt wird, daß das Weiße Meer durch die Inseln Nowaja Semlja und
Waigatsch von dem sibirischen Eismeer getrennt wird.
— Georg FaMelut beobachtet zuerst die Schwärzung des Chlorsilbers durch
das Sonnenhcht.
Cesare Flaschl in Bologna stellt umfangreiche Untersuchungen über den
Bau des Pferdehufes an und gründet auf dieselben ein dem anatomischen
Bau entsprechendes Beschlagverfahren, das lange in Gebrauch bleibt.
Das von ihm verfaßte hippologische Werk enthält im 1. Buche die Zaum-
kunst, im 2. die Reitkunst und im 3. den Hufbeschlag.
1557 Jodocus Lommlus gelingt es, durch seine klassische Monographie über die
Behandlung kontinuierlicher Fieber die Krankendiätetik zu einer bis dahin
noch nicht erreichten Höhe zu erheben.
— Bartolom^ 4t Mtdlmi lehrt die Gewinnung von Silber und Gold aus ihren
Erzen vermittels QuecksUber in Form einer Quecksüberlegierung, aus der
durch Destillation das Quecksilber abgeschieden wird (Haufenamalgamation,
Patioprozeß). Eine vage Andeutung über Gewinnung von Silber aus
Erzen unter Anwendung von Quecksilbersublimat findet sich in der 1540
erschienenen Pirotechnia des Biringuccio, so daß doch vielleicht die An-
regung zu der Erfindung des Amalgamationsprozesses auf europäischem
Boden zu suchen ist. (Vgl. indes auch 77 und 750.)
— Robert RMorde führt die systematische Anwendung des Gleichheitszeichens
(=) in die Mathematik ein. (Vgl. 1460 Alkalsädi.)
** Hieronymus RoMlIo (Alexius Pedemontanus) lehrt zuerst im Abendland die
Bereitung einer Mischung von Auripigment und Kalk, die im Orient seit
lange zwecks Enthaarung von Fellen unter dem Namen Rhusma an-
gewendet wurde, bereiten. Die Tatsache, daß Schwefelarsenik ein Aus-
fallen der Haare bewirke, berichtet bereits Dioskorides.
— 88 —
^i -
15«0
Antoine Braltor erfindet das Stoß- oder Spindelwerk zum Prägen der
Münzen, welches später von H. Boulton und I. P. Dro» (1781) und Ph.
Gengembre (1810) vielfach verbessert wird.
Giambattista MIa Purli verbessert die Camera obscura durch Anbringung
einer Sammellinse, die er in die erweiterte Öffnung der Camera einsetzt
und vergleicht zuerst das Auge seinem Bau und seiner Funktion nach mit
der Camera obscura.
IMMfdl II., König von Frankreich, trägt auf der Hochzeit seiner Tochter
Elisabeth (er findet dabei im Turnierkampfe mit dem Grafen Montgomery
seinen Tod) gestrickte [seidene, wahrscheinlich in Spanien angefertigte
Strümpfe. Es ist dies die erste Erwähnung gestrickter Strümpfe. (Vgl.
1564 Rider.)
Matteo RmMo Mombo gibt zuerst eine korrekte Beschreibung von der
Lage und Haltung des Foetus im Uterus und bezeichnet ihn als längliche
Kugel (Ovoid).
Graf Reinhardt zu Sohns beschreibt im 7. Buch seiner „Kriegsregierung'*
ein „Khartenspiel'% mit welchem die Marsch- und Schlachtordnungen
zweier gegeneinander kämpfender Heere (Römer — rot, Karthager —
schwarz) dargestellt werden können. Es ist dies die erste Erwähnung des
Kriegsspiels. (Vgl. 1824 R.)
Hieronymus Bock (Tragus) unterscheidet in seinem „Kräuterbuch" zuerst
die Familien der Lippenblütler, Kreuzblütler und Korbblütler.
Hieronymus Bock (Tragus) beschreibt zuerst den Seidelbast unter dem Namen
„Mesereum germanicum"; eine eingehendere Beschreibung liefert 1609 Peter
Ufienbach. Andere Daphnearten waren den Römern und Griechen bekannt
und sind u. a. gegen Wassersucht und als Brechmittel verwendet worden.
Die in Armenien, Kurdistan und der Krim heimische Tulpe wird um die
Mitte des 16. Jahrhunderts von BuslMcq, Gesandten Ferdinands I. in Kon-
stantinopel, nach dem westlichen Europa gebracht. Im Jahre 1560 blüht
sie in Augsburg.
Pietro Franco bildet den hohen Steinschnitt (Lithotomie) aus und verbessert
den von Bemardo de Rapallo angegebenen Apparatus altus. Er verbessert
auch die Radikaloperation der Unterleibsbrüche.
Franciscus Maurolyfcus erklärt unter Benutzung von Vesals Beschreibung
des Baues des Auges (1543) die Wirkung der Krystalllinse im Auge in rich-
tiger Weise, indem er darlegt, daß sich die Strahlen hinter derselben
schneiden. Er gibt eine Erklärung der Kurz- und Weitsichtigkeit.
Kicolo Monordof beschreibt die Gevrinnung des Perubalsams, die bei der
Entdeckung Amerikas schon imter den Eingeborenen im Gebrauche war.
Der Baum gelangt erst 1781 durch Mutis in die europäischen botanischen
Gärten. Auch der Tolubalsam wird zuerst von Monardes beschrieben.
Garcias do Orta gibt gute Beschreibungen vieler in Indien gebrauchter
Drogen und bereichert dadurch die Arzneimittellehre. Er beschreibt u. a.
auch zuerst den Benzoebaum (Styrax Benzoin).
Garcias #e Orta gibt die erste Nachricht über Catechu, das in der Medizin
und mehr noch in der Färberei und Gerberei angewendet wird. Das in
den Handel kommende Produkt ist der aus den Blättern erhaltene ein-
gedickte Extrakt.
G. P. A. Pierluigi da Palottrlna vereinfacht die polyphone Musik, indem er
durch passende Abschnitte und Einteilungen die Masse der Töne und die
Masse der Stimmen gliedert, welche letztere bei ihm meist in Chören ge-
sondert erscheinen.
Erasmus Rainhold erkennt die EUiptizität der Mond- und der Merkurbahn.
— 89 —
1560
1560 Josias UmlM begründet die wisBensohaftliche Kunde der Alpen u
Gletscher. (S. a. 1544 M.)
— Daniel Sptcklt, Kriegsbaumeister in Straßburg, fordert Befestigungi
mit stark entwickelter Feuerkraft und völliger Deckung der Grabei
gegen Sicht. Er führt den gedeckten Weg sägefönnig (en cremai
— Pergamentbl&ttchen, mit Namen und Wohnort versehen, haben z\
in Italien studierenden deutschen Studenten in Grebrauch genomm
älteste derartige Besuchskarte (Visitenkarte), die bekannt ist, befic
im Staatsarchive zu Venedig und lautet auf den Namen eines i
zu Padua studierenden Rechtsbeflissenen Johannes WttlMrlMf aus W
1561 Gabriele F«llo^l> beschreibt zuerst die später nach ihm benannte
(Eileiter), die Ligamenta rotunda und die Ovarien. Er führt die
Vagina und Placenta ein.
— Gabriele Faltoppla zeigt zuerst, daß sich die Hornhaut des Auges n
durch das ihr eigentümliche Gewebe, sondern auch durch ihre sp
Krümmung von der Sklera unterscheidet und daß der Ciliarkörp
Membran, sondern ein die Uvea mit der Linse verbindendes Band
beschreibt auch zuerst die Hyaloidea.
— Konrad Qmmt gibt die erste eingehendere Beschreibung eines Nc
(S. 320 V. Chr. Pytheas.)
— Adam Lonlctnit macht die ersten Angaben über den Crebrauoh de»
scheint, schon von den Chinesen als geburtf orderndes und bluU
Mittel angewandten Mutterkorns.
— Ambroise Pari zieht die Orthopädie, die seit der Römerzeit gerul
wieder ans Tageslicht. Er gibt Apparate zur Klumpfußbehan<
und schreibt das erste Werk über die Ursachen und Behandlung d(
deformitäten, wobei er ein Korsett von durchlochtem Eisenblech
rechthaltung des Körpers empfiehlt.
— Ambroise Pari fertigt aus Gold- und Silberplatten Obturatoren a
Schluß von Gaumendefekten, nachdem eine Veröffentlichung üb
Obturatoren das Jahr vorher von Amatus Lusitanus gemacht woi
Es scheint nach J. Christas Mitteilungen, daß beide selbständig
Idee gekommen sind.
— Barbara Uttonami führt die Klöppelspitzenfabrikation im säcbsisc
gebirge ein. Ob sie die Fabrikation der Klöppelspitzen erfunder
nicht sicher zu erweisen. Daß diese Kunst in Brabant vorher
habe, will Mrs. Palliser aus einem Bild von Quentin Messys
schließen, auf dem ein spitzenklöppelndes Mädchen dargestellt w
1563 Der spanische Seefahrer Juan Fwmwniu entdeckt die nach ihm
Insel im Stillen Ozean, welche später durch die Abenteuer des
Alexander Selkirk (Robinson Crusoe) berühmt geworden ist.
1564 Avgiitt Kurfürst von Sachsen, gibt in seinem „künstlich Obstga
lein*' eine auf eigener Erfahrung beruhende Anweisung zur Ol
— Bartolomeo Eustaelilo entdeckt den Hauptstamm der Milchgefä£
Pferde (Ductus thoracicus). Er gibt die erste richtige Abbildur
liehen Uterus und entdeckt die Nebennieren.
— Das im Altertum unbekannte Strump&tricken ist wahrscheinlich j
hundert zuerst in Spanien aufgekommen. (Vgl. auch 1559 H^
Von da gelangt diese Fertigkeit nach England, wo William RM
als erster Strumpfstricker genannt wird.
1565 Giulio Cesare Aranilo, Arzt in Bologna, untersucht die Veräm
Blutlaufe, die bei der Geburt im Foetus vor sich geht und e4
Ductus venosus Arantii und die Muskeln des oberen Augenlid^
— Peter Andreas Matttiloliit gibt die erste Nachricht vom RoQkajsij
- 90 —
1568
der durch ihn nach Wien gelangt und der eingehender 1588 von Clusius
beaehiieben wird. Die Frucht wird 1768 von Heideloff als Kaffeesurrogat
empfohlen.
I56o Jean Nie»!» französischer Gesandter in Portugal, bringt die Tabakpflanze ^
nach Frankreich. (Vgl. auch 1407.) Bereits im gleichen Jahre gelangt sie
durch den Stadtphysikus Occo nach Augsburg. Nach Nicot heißt die
Tabakpflanze Nicotiana, ihr Alkaloid Nicotin. (S. 1828 P.)
— Während alle früheren Versuche, vom westlichen Stillen Ozean nach Osten
zu segeln, mißlungen waren, weü der entgegenwehende Passat dies hinderte,
segelt der spanische Mönch und Seefahrer Fray Antonio <• Urdantta von
Manila erst nach Norden, wo er unter 32^ n. Br. günstigen Westwind an-
trifft, der ihn binnen 4 Monaten durch die Südsee bis in den mexikanischen
Hafen Acapulco befördert. Diese Beiseroute trägt Jahrhunderte lang
Urdanetas Namen.
1566 Der englische Schriftsteller Thomas Blundtvlll veröffentlicht sein Werk
„The foure chiefest Offices belonging to horsemanship**, das durch seine
gründlichen, wenn auch zum Teil auf Kompilation beruhenden Angaben
bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts seinen Huf als Musterwerk auf dem
Gebiet der Pferdekunde behauptet.
— Konrad Qmmt in Zürich gibt in seinem Werke „De omni rerum fossilium
genere", woselbst er auch das Beißblei erwähnt, die erste Abbildung eines
Bleistifts. Er bemerkt dazu: Stylus inferius depictus ad scribendum f actus
est, plumbi cujusdam genere, in mucronem derasi, in manubrium ligneum
inserti.
— Theophrastus ParaMhut gibt sein Buch von den Meteoren heraus, das sich
als eine Art Meteorologie kennzeichnet.
» WnMm IV., Landgraf von Hessen, gibt einen Stemkatalog heraus, bei dem
zum ersten Male die Zeit als eigentliches Beobachtungselement benutzt
und die Uhr zu einem brauchbaren astronomischen Instrument erhoben
wird. (S. 1484 W.)
1567 Herzog von Alba führt an Stelle der Arkebuse oder des halben Hakens
den ganzen Haken unter dem Namen „Muskete" ein, welche an Stelle der
biaherigen vierlötigen Kugeln achtlötige Geschosse zur Durchbohrung der
verstärkten Bitterrüstungen verfeuert, aber zu ihrer Handhabung der
Gabel bedarf.
— Die Gewehrpatrone wird zuerst i. J. 1650 erwähnt. Zur regelmäßigen Aus-
rüstung des Fußvolks wird dieselbe durch den Herzog von Alba i. J. 1567
gemacht.
1567 — 69 Alvaro de MMtfana entdeckt die Salomon-, die Marquesas- und die
St. Cruz-Inseln.
1568 Auf Veranlassung des Herzogs vor Alba werden an der niederländischen
Küste zuerst die sog. Duc d' Alben angelegt, das sind Gruppen eingerammter
Pfähle, die als Seezeichen und zum Fesüegen der Schiffe dienen. Mög-
licherweise ist indes die Bezugnahme auf Alba eine irrige, und es sind die
betreffenden Vorrichtimgen besser als „Dukdalben** zu bezeichnen, nieder-
deutsch „DiokdoUen", d. i. Deichpfähle.
— Philipp Aplanat, Professor in Tübingen, der erste Topograph der neueren Zeit,
liefert in seinen 24 „bayrischen Landtaffeln*' das topographische Meister-
werk des 16. Jahrhunderts. Diese Karte ist auch von großer Bedeutung
für die Geländedarstellung.
— Der Danziger Zeugmeister Veit Wulff von Sanftanbofff beschreibt in seinem
Buehe „Von allerlei Kriegsgewehr imd Geschütz*' in ausführlicher Weise
Pulverminen mit Fem- und Zeitzündung, Selbstschüsse, Sprengbriefe,
torpedoartige Sprenganlagen u. dgl.
— 91 —
1568
1568 Bernardino T«Mo begründet eine neue Naturlehre, wobei er die g<
Erscheinungswelt auf drei Hauptprinzipien zurückführt, nämlich ei
sivee körperliches (die Materie) und zwei tätige unkörperliche (Wäm
Kälte). Durch den Kampf der Prinzipien bilden sich Himmel unc
und alle Einzeldinge. (Vgl. sein Hauptwerk „De rerum natura
propria principia".)
— Constantin Varollo von Bologna bearbeitet die Anatomie des Zentraln
Systems.
1 569 Egnatio DantI von Bologna entdeckt die Verminderung der Schiefe der El
— Gerhard Mareator erfindet die nach ihm „Mercator- Projektion" bei
winkeltreue Zylinderprojektion mit wachsenden Breiten, die noch
die Projektion aller Seekarten ist.
1570 Die Königin Ellsahatli von EnfUuii beruft behufs der Verhüttung dee
deutsche Unternehmer und Arbeiter und versieht dieselben mit Privi
Von dieser Zeit datiert der Aufschwung der Zinngewinnung in Co
Der Zinnstein wird dort in sog. Handkrählöfen, später in rotie
TeUeröfen und Zylinderöfen geröstet, das Röstgut durch Wasch«
Behandlung mit Salzsäure oder verdünnter Schwefelsäure, welche die fi
Metalloxyde lösen, angereichert und das angereicherte Zinnerz mit
in Schachtöfen oder Flammöfen reduziert. Das rohe Zinn (We
wird einem Raffinationsprozeß unterworfen.
— Hieronymus FaMdiit ab Acquapendente entdeckt, daß alle Klap
den Venen sich nach dem Herzen hin öffnen, erkennt aber deren Bed
für die Erleichterung des Blutstromes zum Herzen zurück noch nh
— Foiiniltr führt die Fabrikation der Leonischen Ware (d. s. aus
Draht hergestellter Tressen, Borten, Stickereien, Fransen, Quastei
in Nürnberg ein, das vim da ab der Hauptsitz dieser zuerst in I
Kastilien betriebenen Industrie wird. In neuerer ?eit ist diese Fahr
durch Benutzung der Galvanoplastik, durch Erfindung der Übe
maschine imd der Vergoldmaschine wesentlich vervollkommnet i
— Der Arzt Volcker Koyter fördert die beschreibende und vergleichenc
tomie der Tiere, äußert richtige Ansichten über den Nutzen des £
Ohrs als reflektierenden Organs, über das Trommelfell und die
knöchelchen als Schallleiter und die Leitung der Crehörsempünduni
den Nervus acusticus ins Gehirn.
— Abraham Ortellut veröffentlicht in seinem „Theatrum orbis ter
53 Karten in Kupferstich, die für die Geschichte der Kartograp]
großem Werte sind.
— FeUx PlatMr macht zuerst den Versuch einer Systematik der Greistei
heiten imd tritt für eine psychische Behandlung der Irren und
Zwangsmaßregeln, namentlich gegen die Einsperrung in Gef&ngnii
— Der Benediktinermönch Petro i§ Pohm zeigt zuerst, daß die Taubi
heit nicht auf einer mangelhaften Bildung der Sprachorgane beruht, i
daß die Stummheit nur eine Folge der Taubheit ist und liefert dei
tischen Beweis hierfür, indem er Taubstummen zeigt, wie artikulieri
gebildet werden und ihnen so die Sprache wieder schenkt.
1571 Konrad Herestech aus Speyer schreibt sein berühmtes Buch y,Rei i
libri quatuor", das erste deutsche Buch über Landwirtschaft, c
Keim der späteren kameralistischen Richtung der landwirtBoha
Studien enthält.
1572 Der Italiener Raffaele Bombelll zu Bologna lehrt in seiner 1572 zu ^
erschienenen „Algebra" ein Verfahren zum Quadratwnrzelauseiehi
auf die Berechnung von Nähenmgs werten mittels Kettenbrüchen
— 92 —
1576
I kommt. Pietro Antonio Cataldi (s. 1613) und Daniel Schwenter (s. 1618)
I Terbessem dieses Yerfahi^i. (Vgl. auch 1659 Brounoker.)
p2 Tycho Briht beobachtet am 11. November einen neuen Stern im Sternbild
I der Eassiopeia, der im März 1574 Tneder unsichtbar wird.
p-U Isaac Habrachi aus Schaffhausen erbaut die berühmte Kunstuhr im
Straßburger Münster, welche bis zum Jahre 1880 im Gange war.
p Nicolo Monardtt erwähnt zuerst die Sabadilla, aus deren offizinell an-
gewradetem Samen das Veratrin hergestellt wird.
^ Leonhard Thnrntytlir macht die ersten systematischen Mineralwasser-
analysen und hebt in seiner Schrift „De frigidis et calidis aquis minera-
libna et metallicis'* zuerst die Möglichkeit der Darstellung künstlicher
Mineralwässer hervor.
- WHnIm von OrMiM bedient sich während der Belagerung von Harlem durch
Herzog Alba der Brieftauben, um sich mit seinen Landsleuten außerhalb
der Stadt zu verständigen. Dasselbe tut er im folgenden Jahre bei der
Belagerung von Leiden.
^3 Lorent Mmrt entdeckt die Blinddarmplatte und die knorpelige Holle für
den oberen schrägen Augenwinkel.
^ Ambroise Pari ist der erste, der den objektiven Nachweis von Kindes -
bewegongen zur Diagnose des Lebens der Frucht verwertet. (S, a. 1543
Vesalius.) Er gibt eine genaue Darstellung der Wendung auf die Füße
mit nachfolgender Extraktion. (S a. 536 n. Chr.)
- Jacques Pitotfir erfindet einen Distanzmesser, den er in seiner Schrift „De
Tnsage de la g^ometrie" beschreibt.
" Samuel ZiBimmiaan in Augsburg gibt in seinem „Dialogus" eine ausführ-
liehe Beschreibung der Kartätschgranate, die danach mit dem spätem
Schrapnell (s. 1803 S.) fast völlig identisch ist.
r4 Lazarus Erckar gibt in seiner „Probekunst" an, „wie das Eysen in lang-
wieriger starker Hitze mit harten oder buchenen Kohlen ohne Abgang
geg^ähet zu hartem Stahl kann gemachet werden**; es handelt sich aber
ds^ nur um eine Härtung kleiner geschmiedeter Gegenstände. (Erste
Erwähnung des Zementstahls.) (Vgl. auch 1627.) Er gibt Anweisung
za einer partiellen MineralanaljnBe auf trockenem Wege und weist auf
die Wichtigkeit einer feinen Wage hin, die er beschreibt.
^5 J. Utaioni gibt in seinem Kompendium, in dem er die Winde, Meeres-
strömungen, SchifFskurse usw. abhandelt, bereits besondere Segelanweisungen
för einzelne Meere und Meeresteile.
• Ambroise Pwi spricht zuerst von der Anwendung künstlicher Augen, die
ans Gold und Silber gefertigt werden. Nächst ihm gedenkt Geronimo
Fabricio (1617) der Anwendung künstlicher Augen und hält gläserne Augen
für die am meisten geeigneten.
Ambroise Pari bespricht in seinem „Tractatus de renunciationibus et ca-
daverum embaumatibus*' die Lehre von den Wunden, deren Gefahr und
Tötlichkeit, ihre gerichtliche Feststellung usw. und gibt 1583 eine An-
' lettimg zur Erstattung von gerichtlichen Gutachten.
' Ambnrise Pari beschreibt, nachdem im Mittelalter die Massage vergessen
worden war, dieselbe wieder in ihren verschiedenen Arten imd Wirkungen
imd legt großen Wert auf dieses Heilverfahren in Fällen, wo die Patienten
lange Zeit das Bett hüten müssen und keine Bewegungen machen können.
I>er Bologneser Arzt Caspar Tagllaeoiza vervollkommnet die plastischen
Operationen noch weiter als es Celsus und Branca vor ihm getan hatten
und bildet namentlich auch künstliche Ohren.
'6 TyehoBralie bewirkt eine wesentliche Verbesserung der astronomischen Instru-
mente und fugt am Okularrande der Alhidade ein besonderes Visier hinzu,
— 98 —
1576
das ihm gestattet, sein Instrument mit größter Oenauigkeit auf e!
Stern einzustellen. Obwohl seine Apparate mit Femrohren noch n
versehen sind, verleiht er seinen astronomischen Messungen auf der 1
Hveen (Uranienburg und Stemenburg) einen bis cu s^ner Zeit noch t
gekannten Grad von Genauigkeit und schafft dadurch die Grundlagen
die weiteren astronomischen Fortschritte, namentlich für Kepler's
rechnungen.
1576 Tycho Braht verbessert die Armillarsphäre und benutzt dieselbe zur
obachtung der Stundenwinkel und Deklinationen der Sterne. (S. 15(
Er stellt im gleichen Jahre das gleichförmige Wachsen der Präzeesion
1576 — 78 Der englische Seefahrer Sir Martin FrobMitr macht auf drei Reisen
Versuch, die nordwestliche Durchfahrt zu finden, doch gelangt er
der Ostküste Grönlands nur bis Baffinsland, das man in England ,,!
incognita*' nannte. Er entdeckt die Hudsonstraße, die er jedoch i
weiter verfolgt.
1576 Matthias Lobelliit (de TObel) aus Lille ordnet die Pflanzen habituell,
zwar nach der Blattform. Er unterscheidet bereits die Monokotylen
Dikotylen, eine der vorzüglichsten Abgrenzungslinien in der Botanik,
— Der englische Seemann Bobert Noman erfindet den Inklinationskoi
zur Messung der Neigimg der Magnetnadel gegen den Horizont.
London ermittelt er eine Inklination von 71® 50®. (Vgl. seine i. J.
erschienene Schrift „The new attractive". — S. auch 1544 Hartmsuii
1577 Nachdem schon Nicolaus von Cusa den Vorschlag gemacht hatrt<
Schiffsgeschwindigkeit nach derjenigen Zeit zu bestimmen, in der daa I
an einem kleinen über Bord geworfenen Gegenstande vorbeil&uft, beec]
zuerst William BovriM das Log in der noch jetzt üblich^i Gestalt.
Ansicht Humboldts, daß Magalhäes schon 1520 das Log benutzt hal
durch Breusing widerlegt.
1577 — 80 Sir Francis Drakt vollführt mit einem Geschwader von 5 Schrfit«
zweite Erdumseglung. (Vgl. 1520 Magalhäes.) Er durchfährt die Ma^a
Straße, erblickt Kap Hoom und segelt an der Westküste Amerikas ei
bis 43^ n. Br. Er durchquert alsdann den Stillen Ozean, erreicl
Jahre 1679 die Insel Temate, läuft Java und das Kap der Guten
nung an und gelangt im September 1580 nach England zurück.
1577 Guido UMdl (Guidobaldo del Monte) findet das Gesetz, daß Lae
Kraft zueinander im umgekehrten Verhältnis der Wege stehen , i
sie in derselben Zeit durchlaufen, geht aber über die Anwendixn^
Flaschenzuge und dem Rad an der WeUe nicht hinaus. (VgL 15941 O
1578 Guillaume i§ Ballloii beschreibt unter dem Namen „Quinta*' ^e in F^sti
wiegend unter den Kindern aufgetretene Hustenepidemie, die sicli mj
Krankheitsbilde des Keuchhustens deckt und die früheste Kruv^
dieser Krankheit ist. Die nach M^zerai im Jahre 1414 aufsei
Coqueluche- Epidemie steUt sich eher als Influenza dar.
— Jacques BttSMi beschreibt in seinem „Theatrum instrumentorum et;
narum" eine Passigdrehbank und eine Drehbank zum GewindeeoKi
welche mit einer Art Leitspindel versehen ist. Eine Drehl>ctxii
Gewindeschneiden, die mit 2 Leitspindeln ausgestattet war, "w^a^
von Leonardo da Vinci beschrieben worden.
— Egnatio Dantl in Bologna konstruiert zuerst „durchgehende*' Win«i|
bei denen die Windrichtungen zu jeder Zeit auf einer im Hause seil
festigten Windrose abgelesen werden können.
— Marx Fiigger aus der Familie der Fugger zu Augsburg, Rsi,^ ]
Rudolf IL, gibt der Züchtungs- und Gestütskunde durch sein Werl
der Gestüterei" eine wesentliche Bereicherung. Er betont in seine i^
— 94 —
1580
auch die Notwendigkeit einer Pflege der Tierheilkunde für die Landwirt-
schaft und Viehzucht.
£78 Der Koeake Jermak TlmofljMr dringt in Sibirien ein, begründet die Herr-
schaft Rußlands vom Uralgebirge bis zum Irtysch und trägt durch seine
KriegBzüge viel zur Kenntnis des Landes bei.
— Grerhard Mareator verwendet in seiner Ausgabe der ptolemaeischen Karten -
Sammlung sowohl die ab weitungstreue unechte Kegelprojektion mit kon-
zentrische Kreise bildenden Breitenlinien, die vielfach Bonne zugeschrieben
wird, als auch die abweitungstreue unechte Zylinderprojektion mit gerad-
linigen parallelen Breitenkreisen, die 1660 Sanson und 1720 Flamsteed
anwenden und die häufig die Sanson -Flamsteedsche Projektion genannt wird.
— Die Erdwalze oder völlige Sappe (d. i. die Ausführung der Laufgräben
derart, daß der gegen die Festung vorarbeitende Pioniertrupp eine Erd-
deckung vor sich errichtet und diese beim Weitervortreiben der Sappe
stetig weiterwälzt) ist eine türkische Erfindung. Im Abendlande wendet
zuerst der niederländische Oberst Soniioy bei der Belagerung von Deventer
die Erd walze an.
|79 Nachdem bereits bei den Römern eine gelegentUche Verwendung kupferner
und bronzener Schreibfedem erwähnt wird, die aus dünnem Bleche ge-
L schnitten und dann hohl gebogen waren, versucht Andreas Liidwif, ge-
f bürtig aus der Umgegend von Reichenhall in Oberbayem, eine Herstellung
f von Schreibfedem aus Messingblech. Auch Johann Neudörffer aus
L Nürnberg soU ähnliche Versuche gemacht haben, die jedoch ebensowenig
f wie die Ludwig'schen praktische Folge hatten. (Vgl. 1780.)
t- Mathaeus IMh, ein Arzt aus Langensalza, erfindet ßie Gradierhäuser zur
Anreicherung der Salzsolen behufs Gewinnung von Kochsalz und baut
das erste Gradierhaus in Nauheim. (Vgl. auch 1726 B.)
-* Der italienische Architekt Giacomo Mit Porta macht den Vorschlag, die
menschliche Stimme durch Röhren auf weite Entfernungen fortzuleiten.
(Akustische Telegraphle.)
— Fran^^is Vlela begründet durch seine Schrift „Uniyersalium inspectionum
ad canonem mathematicum liber singularis" innerhalb der Trigonometrie
die Goniometrie als vorbereitende Wissenschaft.
580 Prosper Alblniis veröffentlicht die erste Abbildung und Beschreibung der
Kaffeepflanze in Europa.
— Prosper AIMnut lernt im Orient die Moxen kennen und bringt dieselben
nach Europa. Die Moxa ist ein kleiner aus leieht verglimmendem Stoffe
angefertigter Kegel oder Zylinder, der bei Gicht, chronischem Rheumatis-
mus usw. zum Zweck energischer Ableitung auf der Haut verbrannt
wird. Jetzt sind die Moxen allgemein durch Brennapparate verdrängt.
— Nachdem nächst Kleomedes (s. 100 n. Chr.) auch von Alhazen und Bernhard
Walther einzelne Beobachtimgen der astrononüschen Strahlenbrechung
mitgeteilt worden waren, behandelt Tycho Brahs dieselbe wissenschaftlich
und bestimmt zum ersten Male auf empirischem Wege ihre Größe.
— Der Botaniker Fabio Columna führt den bereits Plinius dem Älteren be-
kannten offizinellen Baldrian in den Arzneischatz ein, nachdem er ihn an
sich selbst gegen Epilepsie angewandt hatte.
— Rembertus Dodonaeut führt die Tomate, die den Griechen bereits als G^nuß-
pflanze bekannt war, in die medizimsche Praxis ein.
— Rembertus DadoMMit beschreibt die Kapuzinerkresse, die zu seiner Zeit gegen
Skorbut verwendet wird.
— O bschon die Stärke seit den ältesten Zeiten bekannt und auch schon
80(J V. Chr. zu Appreturzwecken verwendet worden war, wird sie doch in
— 95 —
1580
England erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts eingeführt. Das Stäj
der Wäsche ebensowohl, wie das Blauen derselben wird durch die Ho]
denn Abigail QuIUiaiil, die Frau eines königlichen Leibkutschers, zuerBt
wirkt. Das Blauen wird derart zur Modesache, daß die Königin E\i&9X
in der Absicht, sich dasselbe allein zu reservieren, durch ein Manifest
23. Juni 1506 es ihren Untertanen verbietet.
1580 Arthur Ptt dringt auf dem Schiffe „Georg** bis in das Karische Meei
und fördert die Losung der Frage eines nordösthchen Seewegs nach
Stillen Ozean in nicht unbedeutendem Maße.
— RaIcIHta in Plymouth begründet zum ersten Male, seitdem die Tironis
Noten (s. 63 v. Chr. Tiro) außer Grebrauch kamen, ein Kurzschriftsy
(Stenographie), das jedoch zur Andeutung der einzelnen Wörter bestic
Zeichen einführt, daher große Anforderungen an das Gredächtms e
und nicht zur allgemeinen Anwendung gelangt. Ein ähnliches S;
stellt 1588 Timothy Bright auf.
— Paolo Sarpl^weiß, daß ein Eisenstab durch Influenz seitens eines Magi
selbst zum Magneten wird.
— Pompeo Tarfont, Ingenieur des Marchese Ambrogio Spinola, erfind«
Feldmühlen. (Wagenmühlen, fahrbare Mühlen.)
— Garcilaso <• It Vtca spricht von dem Gebrauch der Inkas, auf den I
ebenen von Peru zum Schutz der Pflanzungen gegen Frost durch Verbn
von Mist Bauch zu erzeugen, der wie eine Wolkendecke wirke und
Frost abhalte. (S. a. 1757 und 1867 T.)
— Fran^ois VIeül begründet die Buchstabenrechnung, indem er, wenn]
auch schon vor ihm Buchstaben zur Bezeichnung von Zahlengrößen gel«
lieh verwendet worden waren (s. 330 v. Chr., 150 n. C^r.), die folgeri<
und systematische Anwendung der Buchstaben in die Algebra ein
und dieses Verfahren auch auf die Geometrie ausdehnt.
1582 Tycho Bnüit führt in üranienburg 15 Jahre hindurch ein meteorolog
Tagebuch, in dem er regelmäßig den Gang der Witterung verzeih
Ähnliche Aufzeichnimgen werden von Kepler gemeldet.
— Der Papst Qrtgor XIII. führt nach sechsjährigen Verhandlungen mi
katholischen Mächten mittels der Bulle „Inter gravissimas** die nae]
benannte Kalenderreform durch, zu welcher der italienische Arzt Luigi
die Anregimg gegeben (vgl. jedoch 1474 Sixtus) und der Baml
Mathematiker Clavius die Berechnungen ausgeführt hatte. Die i. J.
gegen das tropische Jahr bestehende Abweichung von 13 Tagen wii
durch beseitigt, daß nach Donnerstag d. 4. Oktober gleich Frei1
15. Oktober gezählt wird. Ferner wird in Abänderung des Julian
Kalenders (s. 46 v. Chr.) bestimmt, daß für die Folge nur diejenigen Sä
jähre Schaltjahre sein sollen, die durch 400 teilbar sind.
— Der aus Deutschland gebürtige Techniker Peter Maurltt legt unt*
London Bridge ein durch ein Wasserrad getriebenes Pumpwerk ai
als die erste Anlage dieser Art in England bezeichnet wird und lan^
hindurch für die Wasserversorgimgseinrichtungen der Städte vorb
gewesen ist.
— Paul WIttleh findet das als Prosthaphaeresis bezeichnete Rechnnngsverf
das vor Erfindung der Logarithmen sehr gebräuchlich war, um
plikationen durch Additionen und Subtraktionen zu ersetzen.
1583 Georg Baiüseh gibt seinen „Augendienst** heraus, in welchem er si
tüchtiger Beobachter und geschickter Augenarzt zeigt, und in dem e
verschiedene neue Instrumente und neue Operationen beschreibt.
— Andreas Gaataipinut sucht die Pflanzen nach ihren Fruktifikationsoi
in ein System zu bringen und gibt eine inhaltreiche theoretische Bc
— 96 —
1684
1583 Andreas Gaatalplnut bemerkt zuerst das Anschwellen der Venen unterhalb
des Verbandes und zieht daraus den Schluß auf ein Zurückfließen des
Blutes in den Gefäßen.
— In der in Basel gedruckten „Geometria rotundi'* des Mathematikers Thomas
Fbiek aus Flensburg finden sich zuerst die Namen „Tangente" und „Sekante''.
(Die Einfuhrung der Sekante in die Trigonometrie erfolgt durch Kopernikus.)
— Pieter van Foraort fördert die Medizin durch die Herausgabe seiner Be-
obachtungen und tritt gegen die sehr verbreitete Uromantie auf, indem
er hervorhebt, daß Temperatur, Lebensalter, Lebensart usw. auf die Be-
schaffenheit des Harns großen Einfluß äußern. (Vgl. auch 1534 Femel.)
^ Galileo Qalliol beginnt seine bedeutsame, fast sechs Jahrzehnte fortgesetzte
Tätigkeit als Physiker und Astronom. Er legt die Ergebnisse seiner For-
schungen in den in den Jahren 1612, 1623, 1632 und 1638 verfaßten, erst
nach seinem Tode herausgegebenen vier Hauptwerken nieder. Dieselben
enthalten viele von ihm schon lange vorher erkannte Tatsachen, so daß
es bei den meisten Entdeckungen Galileis nicht möglich ist, eine bestimmte
Jahreszahl anzugeben. Die hier folgenden, auf Galilei bezüglichen Artikel
sind deshalb hinsichtlich der Jahreszahlen, obwohl auf Grund der besten
Quellen geprüft, trotzdem zum Teil unsicher.
^ Galileo CUdllol soU — bei Beobachtung der Schwingungen einer Lampe im
Dom zu Pisa — den Isochronismus der Pendelschwingungen erkannt haben.
Doch ist das Jahr unsicher und der ganze Vorgang historisch nicht scharf
nachweisbar. Auch soU Galilei auf Grund jener Entdeckung einen Apparat
zur Messung der Häufigkeit des Pulsschlages ersonnen haben.
— Felix Plater spricht klar aus, daß die Krystalllinse des Auges die Bilder der
äußern Gegenstände auf der Netzhaut entwirft, daß die letztere also den
Hauptteü des Sehwerkzeuges darstellt. (S. a. 1160.) Der Irrtum Platers,
daß die Bilder auf der Netzhaut vergrößert werden, wird von Kepler (vgl.
1604 K.) richtig gesteUt.
— Joseph Justus Scalifor veröffentlicht sein Werk „De emendatione temporum**, ^
ein bahnbrechendes Lehrbuch der Chronologie, das Ordnung und Licht in
diese Wissenschaft bringt und ihm den Namen des Vaters der Chronologie
einbringt.
— Joseph Justus Scalifor schlägt eine, die ganze bekannte Geschichte um-
fassende Zeitrechnung vor, indem er durch Multiplikation der zyklischen
Zahlen 28, 19 und 15 eine Periode von 7980 Jahren bildet, die er „juha-
nische Periode" nennt. Das 4713. Jahr dieser Periode entspricht dem
ersten unserer christlichen Zeitrechnung.
1584 Sir Walter Ralolch bringt zuerst das Curare, das im wesentlichen aus dem
eingedickten Saft gewisser Strychnusarten besteht, nach Europa und be-
richtet, daß dasselbe unter dem Namen Ourari von den Indianern Guyanas
benutzt werde, um die Pfeilspitzen zu vergiften. Nähere Mitteüungen über
das Curare macht insbesondere Appun (1871).
— Die Kartoffel soll um 1565 bereits durch einen Sklavenhändler Hawkins
nach Irland gebracht worden sein, ohne jedoch Beachtung zu finden. Nach-
dem sie inzwischen durch die Spanier auch nach Italien und Burgund
gebracht worden war, führt sie 1584 Sir Walter Ralolch zum zweiten Male,
und zwar aus Virginien nach Irland ein. Von da an datiert ihre allgemeine
Verbreitung, um die sich u. a. auch Drake verdient gemacht hat. Dagegen
ist, wie schon Humboldt nachgewiesen hat, die Annahme irrig, daß Drake
die Kartoffel nach Europa eingeführt habe.
— Johann Sehoack von Gritenborf wendet zuerst bei asphyktisch Verunglückten
nach Entfernung aller Atmungs- Hindernisse künstliche Respiration an.
Pmrmttaedter. 7
— 97 —
1584
1584 Michael Varro äußert in seinem „Tractatus de motu*' richtige Vorstellan
von der mechanischen Kräftezusammensetzung.
— Nikolaus Zurklndtn in Bern verfertigt ein Schnellladegewehr, an dem
drehbare Ladetrommel, ähnlich wie bei dem heutigen Revolver, angebn
ist. Die Versuche mit dem Schnellladegewehr fallen zwar nicht beson
günstig aus, doch hat die Idee eine entwicklungsgeschichtliche Bedeuti
1585 William Boroiich gibt ausführliche Anweisungen zur Bestimmung der D<
nation und bespricht ihre Wichtigkeit für die Navigation.
— Tycho Braht stellt ein Weltsystem auf, bei dem die Erde den Mittelpi
der Welt bildet. Sie wird von Sonne und Mond umkreist, während
Planeten sich um die Sonne bewegen.
1585 — 87 John Davis unternimmt drei Reisen zur Auffindung einer nordwestli*
Durchfahrt, sichtet den südlichsten Abschnitt von Ostgrönland, da
.,Land of Desolation** nennt, und kommt an der Westküste von Grön
durch die nach ihm benannte Davisstraße bis über 72" n. Br., worai
quer über den Meerbusen zur Hudsonstraße steuert.
1585 John Davis erfindet den Davis -Quadranten (Backstaff), welcher sich ir
Seeschiffahrt rasch einbürgert, ohne indes den Jakobsstab (e. 1325)
zu verdrängen.
— Von Philipp II. abgewiesen, begibt sich der italienische Kriegsbaum«
Federigo Qlanibelil nach Antwerpen, wo er mit den von ihm erfund
Minenschiffen die Brücke sprengt, mit der die spanischen Belagere]
Scheide gesperrt hielten. Anderen Nachrichten zufolge hat Gianibelli Sp
ladungen von 60 und 75 Zentnern zum Wegräumen der Sperren angewe
Hiemach hätte man es mit einer Art von Seeminen zu tun.
— Durch den aus der Grafschaft Buckingham gebürtigen Engländer Gm
welcher den Gebrauch der Tonpfeife bei den Eingeborenen Virginias kc
gelernt hatte, wird die tönerne Tabakspfeife in Europa bekannt.
— Jaques Quilltiiieau liefert in seinem Buche „Des maladies de Vceü qui
en nombre de cent treize auxqueUes il est subject** das beste Lehrbuc
Augenheilkunde des Mittelalters.
— Christoph Roflimann in Cassel beobachtet zuerst das Zodiakallicht (Tier
licht), das 1661 im Druck von Joshua Childrey beschrieben wird und d
räumliche Verhältnisse 1685 von Jean Dominique Cassini bestimmt w€
— Gasparo Bertolotti aus Brescia, genannt ia Said, hat einen wesentl
Anteil an der technischen Ausbildung der heutigen Violine, deren Erfir
ihm bisweilen zugeschrieben wird. (Vgl. 1553 Tieffenbrucker.) üntc
späteren Violinen machern sind namentlich Nicc^lo Amati in Cremona v
als berühmtester und in der Folgezeit nicht wieder erreicht — Ar
Stradivari zu nennen.
— Wenn auch nicht mehr zu ermitteln ist, wer die erste Zinseszinstafc^
gestellt hat, so sind doch als erste derartige, im Druck erschienene Ta
die von Simon Stovinus in seiner „Practique d'Arithm^tique** gege
anzusehen.
1586 Galileo Galilei konstruiert eine hydrostatische Wage (Bilancetta), di<
dem archimedischen Prinzip von dem Gewichtsverlust eines in die Fl
keit eintauchenden Körpers beruhend, das spezifische Gewicht fester l
zu bestimmen erlaubt.
— Simon Stevinus stellt die erste richtige Theorie der schiefen Ebene ai
deutet den Satz vom Parallelogramm der Kräfte an.
— Simon Stovinus spricht, unter Anlehnung an Ubaldi (s. 1577) bei G<
heit der Untersuchung des Gleichgewichtszustandes der Rollen und I
Systeme das Prinzip der virtueUen Verschiebungen aus.
— 98 —
1689
1586 Simone Varovio führt den Kupferstich in den Musiknotendruck ein, welcher
sich seitdem dauernd neben dem Typen druck (s. 1476 Hahn, 1498 Petrucci,
1525 Haultin und 1755 Breitkopf) erhalten hat.
1587 Giulio Cesare Aranzio demonstriert zuerst das Netzhautbildchen an einem
ausgeschnittenen Tierauge nach Abpräparieren der Lederhaut und
Aderhaut. (S. 1626 S.)
— Giulio Cesare Aranilo weist zuerst auf eine Difformität des Beckens hin,
eine Beobachtung, die der eigentliche Ausgangspunkt der Lehre vom engen
Becken wird. (S. a. 1460.)
~ Giovanni Battista Btntdtttl ahnt die Ursache der Fallbeschleunigung
und hat eine gewisse Kenntnis von der Beharrung der Körper, nicht bloß
in Buhe, sondern auch in Bewegung. Er spricht aus, daß ein im Kreis
geschwungener G-egenstand beim Aufhören der Zentralbewegung sich in
tangentialer Sichtung fortbewegt.
— Tycho Bnlit steUt in Uranienburg seinen „Quadrans muraUs sive Tichonicus'*
auf, der mittels Transversaleneinrichtung Sechstelminuten abzulesen er-
laubt und viele Ähnlichkeit mit dem Quadranten des Nassir-Eddin (s. 980)
aufweist. Später werden große Mauerquadranten namentlich von Bird
(1775), Ramsden (1780), Troughton, Reichenbach (1819) u. a. gebaut.
— Nachdem der Gedanke, Winkelinstrumente mit zwei zueinander senk-
rechten Kreisen zu konstruieren, an welchen sich beliebige Viaierrich-
tungen nach Höhe und Azimut festlegen lassen, zuerst von den Arabern
verwirkHcht worden war, konstruiert Tycho Brah« einen Quadrans azimu-
t.alis, der aus einem Höhenquadranten von 1^/2 EUen Höhe besteht, der
über einem horizontalen Vollkreis von 2 EUen Durchmesser spielt.
— Simon SItvIniis entwickelt aus den Sätzen des Archimedes das sogenannte
hydrostatische Parodoxon, wonach Flüssigkeiten einen viel größeren Druck
als ihr eigenes Gewicht auf den Boden der Gefäße ausüben können, und
bestimmt auch den Druck der Flüssigkeiten auf vertikale und geneigte
Seitenwände. Er stellt femer den Satz vom Gleichgewicht des Wassers in
kommunizierenden Röhren auf.
1588 Carolus Gluslut pflanzt in Wien und Frankfurt a. M. Kartoffeln als bota-
nische Seltenheit an. (S. 1584 Raleigh.) Ihren botanischen Namen Sola-
num tuberosum erhält die Kartoffel durch Caspar Bauhin.
— Der Jesuit Giovanni Pietro MafM in Florenz beschreibt in seiner Schrift
„Historiarum indicarum libri XVI" die Teepflanze. Der Name „Tee**
stammt von den Arabern, welche die chinesische Bezeichnung „Tscha** über-
nahmen, das Wort aber „Tiä" aussprachen. (Vgl. 150 v. Chr.)
— Livio Sanuto spricht zuerst von zwei magnetischen Polen der Erde. (Vgl.
1530 Fracastoro.)
1589 Galileo QaliM weist nach, daß Körper verschiedenen Gewichts, die er von
der Höhe des schiefen Turmes in Pisa herabfallen läßt, ihren Weg in bei-
nahe gleichen Zeiten zurücklegen.
— Der englische Student der Theologie William Lm baut den ersten Hand-
kuherstuhl für Stnmipfwirkerei in solcher Vollkommenheit, daß der-
selbe auch heute noch in seiner ursprünglichen Form Verwendung
finden kann.
— Giambattista MIa Porta gibt an, daß man mit Eis imd Salpeter eine
weit höhere Kälte als mit Wasser und Salpeter (s. 1550) erzeugen
könne.
— Giambattista Mia Porta gibt in seiner „Magia naturalis*' die älteste Be-
schreibung eines Wassertrommelgebläses. In seinem Werke schildert er,
wie EisenfeiUcht vom Magneten angezogen wird, an diesem wie ein Bart
hängen bleibt und selbst, solange es nicht aus seiner Lage gebracht wird,
7*
— 99 —
1689
magnetische Wirkungen äußert, daß diese Wirkung aber gestört wird, so-
bald man es vom Magneten abschüttdt.
1589 Daniel Speckle beschreibt in seiner „ Architectura* * den ersten Proportional-
zirkel. Der Zweck des Proportionalzirkels, welcher aus zwei nach Zirkel-
art miteinander verbundenen, in mannigfacher Weise mit Marken ver-
sehenen Linealen besteht, ist der einer graphischen Tabelle. Mit der
Verbesserung des Proportionalzirkels hat sich im Mittelalter eine große
Anzahl Mathematiker beschäftigt.
1590 Der Jesuit G. 41 Acotta gibt die erste Beschreibung der Bergkrankheit und
führt dieselbe auf die Dünne der Luft zurück.
— Tycho BralM entdeckt die dritte große Ungleichheit des Mondes, die jähr-
liche Gleichung, die daraus entspringt, daß die Erde sich nicht immer in
der gleichen Entfernung von der Sonne befindet. (S. 150 und 980.)
— Nachdem sich die Wasseruhr (s. 450 v. Chr.) im Mittelalter auch im
Hausgebrauche eingebürgert hatte, verbessert Tycho BralM diese Kon-
struktion zu astronomischen Zwecken, indem er das Wasser durch Queck-
silber ersetzt.
— Domenico Fontana soll zur Hebung des ägyptischen Obelisken auf dem
Petersplatze in Rom von der Verkürzung der Taue durch Benässung (Ge-
brauch gemacht haben.
— William QilNrt stellt sich — nach der von Lasswitz herrührenden, aller-
dings sehr freien Deutung — die Wärme als Bewegung eines sehr feinen
materiellen Äthers vor. Gilbert selbst bezeichnet in seinem posthumen,
erst 1651 veröffentlichten Werke die Wärme nur als „Actio corporis".
— Der holländische Optiker Zacharias Jantten erfindet das zusammengesetzte
Mikroskop, welches aus der Vereinigung einer Bikonvexlinse (Sammel-
linse) und einer Bikonkavlinse (Zerstreuungslinse) besteht, von denen die
erstere als Objektiv, die letztere als Okular dient.
— Johann Praatorfut, Professor in Altdorf bei Nürnberg, erfindet das Diopter-
lineal und den Meßtisch. (Mensula Praetoriana.)
— Simon Stevinut legt mit seiner „Hylocynesie" den Keim zur tellurischen
Morphologie. Er behandelt darin bereits den Bau der Ebenen und
Berge, den Lauf der Flüsse und die Beziehungen zwischen festem und
flüssigem Element.
— Simon Stevinut stellt eine Theorie der Gezeiten auf, die es ihm ermö^cht,
für gegebene Erdorte die Eintrittszeiten für Ebbe und Mut mit Bücksicht
auf den Mondlauf vorauszubestimmen.
1591 Johannes Coler gibt einen ökonomischen Kalender heraus, der neben den
in Kalendern üblichen Angaben über Tage, Monate, Sonnenaufgang und
Sonnenuntergang ausführliche Angaben über die Arbeiten enthält, die
während eines jeden Monats im Hause, in den Ställen, auf den Feldern usw.
ausgeführt werden müssen und der die Veranlassung zu dem 1593 von Coler
veröffentlichten Werke „Oeconomia oder Hausbuch des Johannis Colers"
wird, das den Weinbau, Gartenbau, Obstbau, Waldbau, Ackerbau, die
gesamte Viehhaltung, Jagd, Vogelfang und Fischerei behandelt.
— Federigo Qianibtili bietet dem Lord Burleigh eine Erfindung an, durch
welche er das Wasser der Londoner Straßengossen klären und für eine
anderweitige Verwendimg geeignet machen will. Der Vorschlag — eineB
der ersten geschichtlich nachweisbaren Beispiele des Versuchs einer Klärung
der städtischen Abwässer — bleibt unbeachtet.
— Faustus Varantlus baut die erste bekannte Baggermaschine, bei welcher die
^auf Stielbagger übertragene Kraft durch eine Anzahl in einem Laufrade
tätiger Menschen hervorgebracht wird. Er entwirft eine Hängebrücke,
die jedoch nicht zur Ausführung gelangt.
— 100 —
1596
1592 Hieronymus Fabrlciiis ab Acquapendente erwähnt zuerst das Leuchten
des Schlachtfleisches (Lamm- und Bockfleisch). Das Leuchten an dem
Schleim, den Köpfen, den Augen, sowie den Schuppen der Fische hatte
zuerst Aristoteles erwähnt. Bobert Boyle stellt 1667 fest, daß diese
Eigenschaft im luftleeren Räume aufhört, im lufterfüllten Baume aber
wieder beginnt.
~ Georg Hoffnagti in Frankfurt a. M. macht die ersten bekannten mikro-
skopischen Beobachtungen und veröffentlicht auf 50 Kupfertafeln eine
größere Anzahl von Abbildungen von Insekten als Ergebnis seiner Beob-
achtungen.
— Der Holländer Comelis Comelisz van Ultgtttt erbaut die ersten durch Wind-
räder getriebenen Holzsägemühlen, nachdem bis dahin solche Mühlen nur
durch Wasserräder betrieben worden waren.
1593 toifUra erfindet die Kapselpumpe, bei der die Wasserbewegimg durch
zwei entgegengesetzte Drehbewegimgen oder durch die Verbindung einer
Drehbewegung mit einer geradlinigen Bewegimg der an Stelle der Kolben
wirkenden Scheiben imd Platten bedingt wird. Trotz der Schwierigkeit,
eine haltbare Dichtimg für die Drehscheiben und Platten herzustellen, wird
diese Art von Pumpen in der Folge vielfach angewendet und auch noch
vervollkommnet.
1594 Wie durch eine Begensburger Handschrift neuerdings festgestellt worden
ist, bezeichnet es Galileo Qaliitl als einen allgemein gültigen Satz, daß bei
allen mechanischen Vorrichtungen in demselben Verhältnisse an Weg und
Zeit verloren, wie an Kraft gewonnen wird. (Vgl. 1577 Ubaldi.)
1595 Wer zuerst den Calomel in der Medizin angewandt hat, ist nicht zu er-
mitteln; so viel aber steht fest, daß Joseph iu GhMiie (Quercetanus) den-
selben öfters benutzt hat, weshalb er im 17. Jahrhundert auch Panchy-
magogum Quercetani hieß.
— Andreas Jessnar gibt in seiner „Kunstkammer*' an, der Wein bleibe süß,
wenn man 3 — 4 Pfund Blei in das Faß lege. Die Verfälschung des Weines
mit Bleiglätte ist neueren Datums und zuerst in Frankreich aufgekommen,
wo man ihr durch eine Verordnung von 1696 zu steuern sucht.
— Andreas Utaviiis gibt das erste Lehrbuch der Chemie „Alchemia e dispersis
passim optimorum auctorum etc. collecta.'* heraus imd entdeckt bei
Destillation von Quecksilbersublimat mit Zinn das Doppelt - Chlorzinn
(Spiritus fumans Libavii).
— Andreas Utavlus beschreibt das wahrscheinlich schon früher bekannte neu-
trale essigsaure Bleioxyd und bezeichnet dasselbe zuerst als Bleizucker.
— Andreas Utaviiis macht zuerst auf die Beaktion zwischen Salzsäure und
silberhaltigen Lösungen aufmerksam.
— Andreas Lltavlut erwähnt zuerst das schwefelsaure Ammoniak, dessen Dar-
stellung aus Schwefelsäure und Spiritus Urinae er beschreibt. Gegen Ende
des 17. Jahrhunderts wird das Salz ein beliebtes und viel ge-
brauchtes Arzneimittel und späterhin, nachdem die Gasbeleuchtung sich
allgemein verbreitet und man das Teerwasser (Gaswasser) zur Bereitung
der Ammoniaksalze anzuwenden gelernt hat, ein großer Handelsartikel.
— Bartholomäus PHlicut veröffentlicht seine „Trigonometria", welche Be-
zeichnung bei ihm zum ersten Male vorkommt. Er gibt derselben
trigonometrische Tabellen bei, und zwar in der Auflage vom Jahre 1612
mit Dezimalstellen, welche durch einen Punkt von den übrigen Stellen
getrennt sind. (Vgl. aber 1600 B.) Sein Hauptverdienst ist die im Jahre
1613 unter dem Titel „Thesaurus mathematicus*' erfolgte Herausgabe des
großen Kanon des Bhaeticus.
— 101 —
1596
1596—97 Nachdem Willem Barents bereits im Jahre lö94 eine Expedition zu
Auffindung des nordöstlichen Seewegs unternommen hatte, die ihn bis 71
nördlicher Breite führte, und nachdem im Jahre 1595 eine zweite holUs
dische Entdeckungsfahrt gemacht worden war, die ergebnislos veriiei
unternehmen WiUem Bartnts, Jacob van HMmtktrk und Jai^ ComeliKz RQ
eine neue Expedition, auf der sie unter 74^30' die Bäreninsel und unt«
80^ Spitzbergen entdecken.
1596 Willem Bartntt und Jacob van Heamtktrk (s. vorigen Artikel) beobachten
auf ihrer Reise im nördlichen Eismeer, daß die Bamakel- (Bemakel
gänse Eier legen und bebrüten wie andere Vögel. Die Annahme d«
klerikalen Schriftsteller, welche, um diese Gänse als Fastenspeise zulassei
zu können, dieselben aus der Entenmuschel (Lepas anatifera) entstehe!
lassen, ist damit endgültig widerlegt.
— Andreas Gaatalplnut bespricht in seiner Schrift „De metallicis*', daß Alaut
Salpeter, Vitriol, Zucker usw. aus ihren Auflösungen immer in denselben
Formen anschießen und dürfte damit wohl der erste Beobachter der Tai
Sache sein, daß Salze eine verschiedene Krystallgestalt haben. Er hU
indes die Krystallgestalt nicht für ein konstantes Kennzeichen der Körpei
weil er die vorgefaßte Meinung hat, daß nur die organisierende Kraft b«
stimmte Gestalten erzeugen könne, was bei leblosen Substanzen nicht d^
Fall sei.
— Der Mathematiker LaMH van GeulM in Leiden berechnet die nach ihm Ihj
nannte Kreisumfangszahl ji auf elementarem Wege (aus dem umschri«]
benen und eingeschriebenen 1073,741284-Eck) auf 35 Dezimalstellen.
^ David Fabricilit entdeckt den 13, August an dem Fixstern o Ceti eine auj
fallende Lichtveränderung und nennt diesen veränderlichen Stern, der h
Oktober wieder verschwindet, später aber mit wechsehider Helligkd
wiederholt beobachtet wird, „Mira Ceti**.
— Sebastian Hille regelt zuerst die Brennzeit des Zünders nach der Fiugs<<^
des Geschosses und wendet einen Fall- und Aufechlagzünder an.
— Simon Stoviniit führt die Dezimalbruchrechnung in die Rechenkunst eis
indem er voUe Klarheit über das Wesen der Dezimalbrüche schafft unj
die vorhandenen Keime (s. 1140) zu einem klar durchgebildeten System
vereinigt. Stevinus hatte schon i. J. 1585 in seiner Abhandlung „La Dismci
ausgesprochen, daß sich alle Berechnungen des Geschäftslebens ohne Brüche
nur mittels ganzer Zahlen ausführen lassen. (Vgl. 1600 Bürgi.)
1597 William Barlowe in Easton bei Winchester erkennt zuerst den 8torend«i
Einfluß der im Schiffskörper befindlichen Eisenmassen auf den Kompaß
Deviation. (S. seine Schrift „The navigator*s supply**. — Vgl. auch 17«
Flinders.)
— Capo Blanco erwähnt zuerst in seiner Schrift „Corona e palma militarrl
die Anwendung der Kartusche in der Artillerie, welche das bis dahi
unbequeme, zeitraubende und gefährliche Laden der Geschütze mit loset
Pulver aus einer Ladeschauf cl entbehrlich macht.
— Hainrich IV. von Frankreich soU vor Amiens da« erste Feldlasarett <i
richtet haben.
— Andreas Ubavliit macht die erste bestimmte Beobachtung über die hlat^
Färbung des Ammoniaks mit Kupfer.
— Buonajuto Lorini beschreibt in seinem Werke „Delle fortificationi** IlintH
ladungsgeschütze, die auf Galeeren und Kriegsschiffen zur Bequemliohkd
der Kanoniere sehr gebräuchlich seien. Er gibt u. a. auch die Benchreihazij
einer Seilbahn zur Bewegung von Erdmassen. (8. a. 1411.)
— Sir Walter RaMfli benutzt das Mahagoniholz auf Trinidad zur Ausbeesoruu
— 102 —
1600
seiner Schiffe, doch wird/ttaa Holz in England erst 1724 eingeführt. Die
Rinde wird 1787 von Wnght in Jamaika als Chinasnrrogat empfohlen.
1598 Fortunato Fetel« in Palermo ist der erste, der den Wert der Sektion zum
Erweise eines Gif^ordes erkennt und zu dem Behufe die Eröffnung und
Untersuchungd^r Leichen vorschlägt.
— Der Senator Uarlo Rulni in Bologna giht die „Anatomia del Cavallo** her-
aus, dn Werk, das durch die anschauliche Beschreibung der Krankheiten
des Pferdes und deren Heilung einen großen Buf erlangt. Neuerdings
wird bezüglich des genannten Buches die Autorschaft Ruinis, der ein
Jnnst war, in Zweifel gezogen.
— Nach William SfcakeipMrt ist es eine zu seiner Zeit bereits allgemein be-
kannte Tatsache, daß der Mond die Ursache von Ebbe und Flut ist.
(S. Heinrich IV. [1. Teil, I, 2]; Lear [V, 3: „Wir überstehen Lost und Zwist
der Großen, die Flut und Ebbe haben nach dem Mond'']; Wintermärchen
[I, 1]; Sturm [V, 1]).
1599 Uüsses AMrovanil gibt die drei ersten Bände seiner großen Tiergeschichte
heraus, die der Naturgeschichte der Vögel gewidmet sind. Die ferneren
Bände werden erst nach seinem Tode von Uterverius, Dempster und
Bartholomaens Ambrosinus herausgegeben. Das Werk geht wenig über
Oesner (s. 1550) hinaus, der im allgemeinen kritischer als Aldrovandi ist.
" Dirk QMTita wird auf einer Fahrt durch die Magalhäes- Straße durch einen
Orkan angeblich bis 64^ s. Br. verschlagen, wo er schneebedecktes Land
(Grahamland t) erblickt haben will. Doch haben Buge und Wichmann
nachgewiesen, daß er nur bis 56® s. Br. gelangt ist und den nach ihm be-
nannten Dirk Gerritsz-Archipel nie gesehen hat.
* Der Itahener Ferrante Imiierato erwähnt in seiner „Naturgeschichte*' das
Reißblei, das er „G-rafio piombino'* nennt. Die Bezeichnung „Grraphif
stammt von Abraham Gottlob Werner.
1600 Tycho BnüM entdeckt die säkulare Beschleimigung der Mondbewegung.
— Tycho BndM berechnet die erste Befraktionstafel und benutzt dieselbe, um
die astronomischen Beobachtungen zu korrigieren.
— Jnst Bfiffsl erfindet unabhängig von Stevinus (s. 1596) die Dezimalbruch-
rechnung. Er wendet zuerst einen Punkt zur Abgrenzung der Dezimal-
stellen an. (Vgl. aber 1505 Pitiscus.) Er konstruiert ein Triangularinstrument,
das aus 3 Linealen mit Dioptern besteht und zur Verwendung bei den
Feldmeßarbeiten bestimmt ist.
— Hieronymus Faferldiis ab Acquapendente macht hervorragende entwicklungs-
geschichtliche Arbeiten und gibt die ersten Abbildungen von Embryonen,
von der Decidua, dem schwängern Uterus und der Placenta. Er stellt
auch als Erster die Lage der Krystalllinse in einer Umrißzeichnung richtig dar.
— Hieronymus Fabrlciiis ab Acquapendente gibt in seiner Schrift „De larynge
vocis organo'' die erste Monographie über den Kehlkopf.
— WiUiam Gilbert erforscht die Eigenschaften der natürlichen Magnete, gibt
der Lehre vom Magnetismus eine wissenschaftliche Grundlage und be-
gründet die Lehre vom Erdmagnetismus (vom großen Magneten Erde).
Durch die Annahme des Erdmagnetismus gelingt es ihm, die Deklination
und Inklination zu erklären. Er behauptet schon, daß jeder unmagnetische,
aber durch seine Bichtung im Räume der Erdeinwirkung zugängliche
Eisenstab mit der Zeit selbst zum Magneten werden müsse. (Vgl. auch
1530 und 1588.)
— Wilüam Gilbert betrachtet zuerst die Anziehungskraft des Bernsteins als
eine neue selbständige Naturkraft und gibt ihr nach dem "Hkeyrgov (Bern-
stein) den Namen „elektrische Kraft**. Neben dem Bernstein führt er eine
Menge Körper an, die durch Reiben elektrisch werden. Er ist der Erfinder
— 103 —
leoo
des ersten elektrischen Meßinstruments (Elektrometers) zum Nachweis dei
Elektrisierung durch die Anziehung eines schwingenden MetaUstäbchens.
1600 Hans Heydtn in Nürnberg baut ein Klavier (Greigen-Klavizimbel), bei
welchem die E^aviersaiten nicht durch Hämmeranschlagen, sondern durch
kleine mit Kolophonium bestrichene Räder zum Tönen gebracht werden.
Ähnliche Versuche, den Effekt von Streichinstrumenten vermittels einei
Klaviatur zu erreichen, werden später u. a. gemacht von Gleichmann in
Ilmenau, Le Yoirs in Paris, Hohlfeld in Berlin, Kunze in Prag xmd Röllig
in Wien.
— Fabriz von HIMm erneuert die alte Kunst der Inder und Araber (s. 500
V. Chr. und 1256), Eisen mit dem Magneten auszuziehen, indem er mit
dem Magneteisenstein einen kleinen Eisensplitter aus der äußeren Schicht
der Hornhaut entfernt.
— Die erste Nachricht über Feldapotheken, die man mit in den Krieg führte,
stammt von Fabriz von NIMM, der erwähnt, daß der Marschall Moritz von
Sachsen einen sogenannten „Feldkasten" mit sich geführt habe.
— Fabriz von HIMon beschäftigt sich mit der Untersuchung des äußeren Grehör-
ganges und mit dessen krankhaften Zuständen und erfindet das erste
Speculum auris zur Erforschung des Grehörganges.
— Anton Mollor in Danzig erfindet die Bandmühle, die es ermöglicht» daß
ein Arbeiter auf dem Webstuhl 16 oder auch mehr Bänder gleichzeitig
hersteUen kann.
— Olivier 4o Sorros behandelt in seiner Schrift „Theätre d'agriculture" die
Obstzucht in methodischer Weise. Auch beschreibt und empfiehlt er die
seit dem Altertume (s. 60 Columella) nicht mehr angewendete Drainage.
— Simon Stevfnut baut einen Segelwagen, welcher, nur durch die Kraft des
Windes getrieben, mit 28 Personen besetzt günstig verlaufende Probe-
fahrten zwischen Scheveningen und Petten unternimmt.
— Johann ThMdon in Frankenhausen konstruiert ein Skalenaraeometer zum
Spindeln von Salzlauge, das jedoch die Grenzen der Frankenhausen»
Saline nicht überschritten zu haben scheint. Thölden ist wahrscheinlich
der Verfasser der früher dem Erfurter Mönch BasiUus Valentinus zuge-
schriebenen Schriften, welche von Thölden untergeschoben worden sind,
während Basilius Valentinus überhaupt keine geschichtliche Person ist.
— Guido Utaldl fördert durch seine „Perspectivae libri sex*' die Perspektive.
Er beweist, daß die Bilder aller mit der Tafel nicht gleichlaufenden Parallel-
linien des wagerechten Grundrisses im Horizonte des Auges zusammenlaufen.
— 104 -
Sie1>zeh]ites Jahrhundert.
Der Portugieee Godinho de Erwlla landet an der Nordwestküste Australiens
in der Gegend des Van diemen - Golfs und ist der erste Europäer, der
Australien betreten hat. Die Westküste wird 1616 von Dirk Hartog, die
Südküste 1627 von Nuyts erreicht. (Vgl. 1606 J. und T.)
Der Ostindienfahrer James üuicastir leitet die erste Expedition der 1600
gegründeten Ostindischen Kompagnie und legt den Grund zu dem Verkehr
mit Ostindien. Die Holländer, deren ostindische Kompagnie 1602 ge-
gründet wird, beteiligen sich besonders an der Erforschung von Ostindiens
Inselwelt.
Giambattista dtlla Porta macht den frühesten bekannten Versuch zur quan-
titativen Bestimmung, in wieviel Dampf eine bestimmte Wassermenge
sich auflöst.
Giambattista MIa Porta macht den Vorschlag, zur Überleitung des Wassers
in Wasserleitungen über Berge hinweg den Heber zu benutzen.
Nach William 8hakM|ioaro zeigt sich das St. Elmsfeuer unter Umständen
auch an einem Menschen. (Julius Caesar, I, 3: „Ein Sklave hob seine
linke Hand empor; sie flammte wie zwanzig Fackeln auf ein Mal, imd
doch, die Glut nicht fühlend, blieb sie unverletzt.**)
Trotz der Einführung der Feuerwaffen erfährt das Bogenschießen und die
Konstruktion von Pfeil und Bogen auch im späteren Mittelalter eine stete
Vervollkommnung. Cartw berichtet in seiner Geschichte von Cornwallis,
daß sich die Bogenschützen seines Landes darauf verstanden, mit Pfeilen
von EUenlänge eine Rüstung auf 500 Schritt zu durchschießen.
Julius CatMriut macht zahlreiche anatomische Entdeckungen im Gehör-
organ und fördert dessen Kenntnis, sowie die des Gehirns und der Nerven
durch seine im vierten Buche seines „Pentaesthesion** enthaltenen vortreff-
lichen Zeichnungen und Beschreibungen.
Galileo CUdlM, der die Tatsache des Isochronismus der Pendelschwingungen
kennt (s. 1583), beweist dajs Gesetz des Falls durch die Sehnen des vertikal
gestellten Kreises. Er weist nach, daß der Fall durch den Bogen kürzere
Zeit erfordert, als durch jede zum gleichen Bogen gehörige Folge von Sehnen.
Galileo Qaliloi findet für die Wurflinie eine parabolische Gestalt, die sie
indes, was Galilei nicht erkennt, tatsächlich nur im luftleeren Baume be-
sitzt. (Vgl. 1637 Tartaglia.) — Das Jahr 1602 ist ganz imsicher.
Der Bakkalaureus der Theologie John Wlllli stellt das erste stenographische
Alphabet auf (vgL 1580 Batcliffe), welches indes noch der Einfachheit und
Leichtigkeit der Darstellung entbehrt. William Mason verbessert dieses
System wesentlich, indem er 1672 auf alphabetischer Grundlage die Worte
nach ihrem Laute schreibt, daneben aber eine Anzahl von symbolischen
— 105 —
KM»
Charakteren einführt. Sein System wird von Thomas Gumey verein fa(
und danach zeitweise viel benutzt. Die Bezeichnung „Stenograpliy
zuerst von John Willis gebraucht worden.
1603 Johann Baytr veröffentlicht den ersten Stematlas „Uranometria**; die Stei
werden zum ersten Male der Helligkeit nach in jedem Stembilde mit ^
Buchstaben des griechischen Alphabets bezeichnet. Diese Bayer'schen ]
Zeichnungen sind noch heute gebräuchlich.
— Carolus Clutilis gibt die erste eingehendere Kunde von dem Gummtgi
das 1295 bereits aus China nach Europa gelangt, aber wenig beacb
worden war. Seine medizinische Einfuhrung als drastisch wirkendes Abfu
mittel erfolgt gegen 1610.
— Joseph du Chtme ( Quercetanus) nennt zuerst in seiner Pharmakopoe
aus spießglanzhaltiger Schwefelleberlösung mit Säure niedergeschla^«^
Präparat Goldschwefel (Sulphur auratum). Das Präparat wird spi
als Fünffach- Schwefelantimon erkannt.
— Marino Qhttaltfl stellt in seinem „Promotus Archimedes etc." die en
Tabellen der Volumgewichte von Flüssigkeiten und Metallen zusamti
1604 Galileo QallM versucht, das von ihm schon vorher erkannte Gesetz
Fallräume durch die (unrichtige) Annahme zu erklären, daß die Geschi
digheiten des fallenden Körpers den zurückgelegten Wegen proporti<
seien. Die richtige Erklärung, daß die Geschwindigkeitszunahme
Zeit proportional ist, fällt in die Zeit nach 1604 und vor 1609.
— Johann Ktpler hat eine klarere Vorstellung von der Brechung der Stral
im Auge als Maurolykus (s. 1560) und Plater (s. 1583). Kepler läßt
der Netzhaut ein umgekehrtes Bild entstehen und stellt als Beding
des deutlichen Sehens hin, daß die Strahlen eines leuchtenden Fun
auf einem Punkt der Netzhaut vereinigt werden. Er gibt eine volL»
dige und richtige Theorie von dem Nutzen der Brillen. Er nntersi
femer den Durchgang der Lichtstrahlen durch brechende Medien
streift nahe an die Erkenntnis des Brechungsgesetzes.
— Johann Kepler bestimmt auf theoretischem Wege die astronomische Stral
brechung und stellt Formeln dafür auf, die 1661 von Jean Domin
Cassini auf geometrischem Wege vervollständigt werden. Er erkennt
voller Klarheit, daß nur Zenitalstrahlen ganz ungebrochen zur Erde I
men können.
— Johann Ktpler entdeckt im Sternbild des Ophiuchus einen neuen S
Derselbe übertrifft an Glanz alle Fixsterne 1. Größe, nimmt zu Anfang
folgenden Jahres an Glanz ab und verschwindet zu Anfang des Jahres
spurlos.
— Garcilaso dt la Veg« bringt mit seiner Schrift „Comentarios reales*
erste Kunde von dem Vorkommen des Guano (huano) nach Europa.
berichtet, daß der Guano im Inkareiche von alters her als Düngmitt^
Gebrauch gewesen sei, und die einzelnen Guanolager auf die Provinzn
Landes verteilt waren.
1605 Francis Bacon von Verulam schlägt die Beschaffung einer europai^
Universalsprache nach dem Muster des Chinesischen vor. Es sollen k
Formeln, welche die Ideen der Dinge repräsentieren, die Gedanken in
derselben Weise zum Ausdruck gebracht werden, wie man die Ideen i
die artikulierte Sprache wiedergibt.
— Pedro da Quiros entdeckt Tahiti und andere Südseeinseln.
— Simon Stavinui ist der Erste, der seit al Mamun (vgl. 827) die Meli
wieder erwähnt und sie abbildet.
— Der französische Minister Maximilien da Sully veranlaßt den Bau des K
von Briare, der die Loire mit der Seine verbindet. Der Kanal, ci
— 106 —
1606
Länge 59 km ist, wird 1642 unter Ludwig XI IL beendet; er stellt den
Mtesten französischen Kanal dar.
1606 Sir Bevis BabBtr erh< ein Patent für das erste Eisensohneidewerk in
England, bei dem das Schneiden durch Schneidescheiben geschieht. (S. auch
1532 Hessus.)
— Der Florentiner Antonio GarlttH, welcher die Herstellung der Schokolade
in Westindien kennen gelernt hat, führt diese Fabrikation in Italien ein.
— Willem Jaiin entdeckt mit seinem Schiffe „Duyfken'* die Ostseite des
Carpentariagol£s.
— Der Spanier Luis Vaz ilf Torm entdeckt die Niedrigen, Inseln und durch-
fährt die nach ihm benannte Torresstraße. Die von Torres befahrene
Linie ist wegen der zahlreichen Korallenriffe gefährlich. Für die Schiffahrt
wichtiger ist daher der 1802 von Flinders gefundene Prince of Wales- Kanal.
1607 Galileo QallM versucht eine Messung der Lichtgeschwindigkeit, indem er
zwei mit Laternen versehene Beobachter in der Dunkelheit einige Kilo-
meter voneinander entfernt aufstellt, von denen der eine seine Laterne zu
bedecken hatte, sobald er das Licht des anderen verschwinden sah. Aus
dem Zeitunterschiede der Bedeckung sollte die Lichtgeschwindigkeit er-
mittelt werden. Diese rohe Methode konnte zu einem brauchbaren Er-
gebnisse nicht führen, enthält aber den Grundgedanken des Meßverfahrens
von Fizeau (s. 1849) und Foucault (s. 1854).
1607 — 11 Der englische Seefahrer Henry HuiMHi entdeckt und erforscht bei
seinen vier Versuchen, eine nordwestliche Durchfahrt zu finden, den Hud-
sonflnß, die schon von Frobisher (s. 1576) befahrene Hudsonstraße und
die Hndsonbai, wo er von seinen meuternden Matrosen in einem Boote
ausgesetzt wird und verschollen bleibt.
1607 Claudio Monlivtrtt gestaltet die Tonarten des Glareanus (s. 1547) in die
moderne Molltonart um.
1608 Bflfirin erwähnt in seinem „Tirocinium chimicum*' das mittels Schwefel, Kalk
und Salmiak hergestellten „Oleum sulphuns** oder „Liquor Beguini'*, das
im wesentlichen aus Polysulfureten besteht. Auch van Helmont und na-
mentlich Boyle (1663) tun dessen Erwähnung; der letztere mit dem Zu-
satz, daß die Dämpfe jener Komposition Blei- und Silberlösung schwärzen.
— Thomas Coryali sucht die (nach Petrus Damianus) gegen 1080 in Italien
aufgekommenen, aber auch dort wenig gebräuchlichen Gabeln in England
einzuführen, erntet aber nur Hohn und Spott. In Frankreich werden die
Gabein 1589 am Hofe Heinrichs III. eingeführt, aber ebenfalls als weibische
Ziererei insbesondere in der 1589 erschienenen Schrift (L'isle des Henna-
phrodites) verspottet.
— Oswald Croli führt durch seine „Basilica chimica" eine große Anzahl or-
ganisch chemischer Präparate in den Arzneischatz ein.
— Oswald €i«ll erwähnt in seiner „Basilica chimica'* das Knallgold-Ammoniak,
dem Begnin den Namen „Aurum fulminans** gibt und dessen Zusammen-
setzung von Kunckel um 1700 angedeutet und von Bergmann (1769) und
Scheele (1777) bestätigt wird, während seine Konstitution erst von Dumas
(1830) ermittelt wird.
— Oswald Croll gibt dem geschmolzenen Chlorsilber den Namen „Luna comea,
Homsüber". Die Löslichkeit des Chlorsilbers in Ammoniak wird zuerst
1648 von Glauber erwähnt.
— Galileo QallM erkennt (etwa in der Zeit zwischen 1604 und 1609), daß der
Fall auf der schiefen Ebene eine gleichförmig beschleunigte Bewegung ist.
— Im Jahre 1608 gelangen durch Vermittelung der holUMIsehMi OttindlM-
ktMpignit zum ersten Male indische bedruckte Kattune in das Abendland.
Dieses Ursprungs halber erhalten solche Kattune den Namen „Indiennes'*.
— 107 —
1608
1608 Der holländische Brilienmaoher Johann Upptrhey in Middelburg sucht a
2. Oktober um ein Patent für das sogenannte hoU&ndische Femrohr nac
das aus einer bikonvexen und einer bikonkaven Linse zusammengesetzt h
— Ludovico Mtrtato beschreibt in seinen „Opera medioa*' zuerst die p<
niziosen dreitägig intermittierenden Fieber.
— Blaise i% Vlgtn^re entdeckt die Benzoesäure, die er aus Benzoeharz
krystailinisch sublimiertem Zustande herstellen lehrt.
1609 Alonzo Saavedra Barte führt die warme Amalgamation der Silberei
unter Benutzung von kupfernen Kesseln ein. Er erwähnt auch die V«
arbeitung geschwefelter Erze und macht auf den Nutzen des vorherig)
Kostens derselben aufmerksam. (Cazoprozeß.)
— Wie Caspar Bauhln berichtet, ist die Jalape, die als Drastikum viel ^
braucht wird, unter dem Namen „Bryonia mechoacanna nigricans** a
Mexiko zuerst nach England eingeführt worden.
— Galileo QallM erkennt im Jahre 1609 (vieUeicht jedoch schon sehr vi
früher) das Prinzip der Trägheit, wonach ein Körper, auf welchen keii
Kräfte wirken, in Ruhe oder gleichförmig geradliniger Bewegung verhan
— Als palileo QallM im Frühjahr 1609 von der holländischen Erfindung d
Fernrohrs (s. 1608 Ldpperhey) Kunde erhalten hatte, gelingt es ihm.
kürzester Zeit (nach seiner eigenen Angabe in einer Nacht) ein dreini
vergrößerndes Femrohr selbständig zu fertigen. Doch behaupten Zd
genossen, wie Fontana, Galilei habe in Venedig ein holländisches Femro]
gesehen und dasselbe zum Muster genommen.
— Karl IX. beginnt mit dem Bau des Karlsgrabens, der Wener- und Wettetw
mit dem Kattegat verbindet, die Reihe der Kanäle, die sich von der Ua
see zur Nordsee erstrecken und deren Hauptglied der Trollhättakanal bj
det, der bezüglich der Stauhöhe seiner Schleusen auch heute von keini
anderen Kanalanlagc überholt worden ist. Die Verbindung zwischi
Hjelmar- und Mälarsee, der Kanal von Arboga, wird unter Gustav Ad(
und Christine erbaut; der ganze Kanal wird 1832 vollendet.
— Johann Ktplar entdeckt durch sechsjährige Rechenarbeit auf Grund v<
Tycho Brahe*s Beobachtungen die ersten beiden seiner drei Gesetze: D
Planeten beschreiben Ellipsen um die Sonne als Brennpunkt; und: T
Verbindungslinie (Radius vector) zwischen Sonne imd Planet bestreicht
^ gleicher Zeit gleiche Flächenräume.
— Johann Kepler gibt in seinem Buche „De Stella Martis** zuerst zahld
mäßige Angaben von den Anziehungskräften, welche nach Verhältnis ihs
Massen Erde und Mond gegeneinander ausüben und führt Ebbe and ni
als einen Beweis an, daß die anziehende Kraft des Mondes sich bi« fi
Erde erstrecke.
— Johann Lipparfiay führt auf Wimsch der holländischen Generalstaaten, «f
ihm nur unter der Bedingung der Einrichtung eines Femrohrs zum 0
brauch für beide Augen ein Privileg erteilen woUen, die Verbindung zw«i
Femrohre zu binokularer Benutzung aus. (Doppelfemrohr.)
1610 Der französische Baumeister Loms ilf Foix beendet den im Jahre \hi
begonnenen Bau des Leuchtturms auf Cordouan. Dieser jetzt noch täti]
Leuchtturm war lange Zeit hindurch für derartige Bauten vorbildlid
(Vgl. auch 1821 Fresnel.) J
— FranzMscIi« BuehUndar verwenden zuerst an Stelle der hölzernen Buchde«
Pappe, die anstatt mit Maroquin, Saffian oder Schweinsleder mit Kl
leder überzogen wird. An den Ursprung erinnem die Namen „Franzba
und „Halbfranzband**.
— Galileo QallM entdeckt am 7. Januar 1610 drei Jupitertrabanten und H
darauf den vierten. (Vgl. 1610 Marius.)
— 108 —
1612
1010 Galileo QallM entdeokt den Ring des Saturn, den er jedoch für eine Drei-
teüiing des Planeten hält. (Vgl. 1657 Huygens). Er hat zuerst eine
riehtige Vorstellung von der Natur der Mondoberfläche und schätzt aus
den Gebirgsschatten die Höhe der höchsten Mondberge auf 8000 m.
— Galileo GallM spricht zuerst die AnBicht aus, daß die Milchstraße eine An-
häufung unzähliger nahe aneinander befindlicher Sternchen sei. Er teilt
die teleekopischen Sterne in sechs Größen ein.
^ Johann Baptist van Helmont kennzeichnet zuerst die bis dahin nicht für
wesentlich verschieden von der Luft angesehenen luftförmigen Körper als
verschiedenartig von der Luft und untereinander und gibt ihnen den
Namen „Gase". NamentUch lehrt er den Wasserstoff, die schweflige Säure,
die Kohlensäure usw. kennen. Er spricht zuerst aus, daß die Wirkung
des Pulvers auf einer Gasentwicklung beruhe.
— .Johann Baptist van Hetmont spricht zuerst aus, daß bei der Atmung die
Luft eine ähnliche Rolle spiele, wie bei der Unterhaltung der Flamme.
— Simon Marios bezeichnet sich als den Entdecker der vier Jupitertrabanten.
Doch tritt er mit seiner angeblichen Entdeckung erst im Jahre 1614, also
4 Jahre nach Galilei (s. d. 1610) in die Öffentlichkeit, wobei er als Datum
der Auffindung den 29. Dezember 1609 alten Stils, d. i. 8. Januar 1610
neuen Stils, angibt.
— Raymund Mlmtertr führt das essigsaure Ammoniak als „Spiritus ophtalmicus
Minderen" in den Arzneischatz ein.
— Trantmann gibt die erste genaue Beschreibung eines Kaiserschnittes, den
er am 21. April an einer Lebenden ausgeführt hat. (S. a. 1500.) Par6
hatte auf Grund eigener Erfahrung und der Resultate seines Schülers
Guillemeau sowie derjenigen von Viart, Brunet und Charbonnet ausdrück-
lich vor dieser Operation gewarnt.
611 Die Sonnenflecke (s. 1160 Averrhoes) werden von Johann Fabricius, Galileo
GaliM und Christoph Sdiainer fast gleichzeitig wieder entdeckt, ein Zu-
sammentreffen, welches sich aus der kurz zuvor erfolgten Erfindung des
Femrohrs (s. 1608 Lipperhey und 1609 Galilei) erklärt.
— Galileo QallM spricht zur Unterstützung der Kopemikanischen Lehre die
Tatsache öffentiich aus, daß die Planeten keine selbstleuchtenden Himmels-
körper seien und daß Venus und Mars sich um die Sonne drehen. Er
lehrt im folgenden Jahre die Achsendrehung der Sonne.
— s^ Johann Ktpitr erfindet das astromomische oder Kepler' sehe Fernrohr, das
in seiner einfachsten Gestalt eine BikonvexUnse als Objektiv und eine
ebensolche als Okular hat imd umgekehrte Bilder liefert. Er beschreibt
das Fernrohr in seiner „Dioptrik", in der er diese Wissenschaft so darstellt,
wie wir sie auch heute noch behandeln. Die Begriffe „Prisma, Linse,
Meniskus usw." werden hier zum ersten Male aufgestellt.
— Nachdem schon Aretaeus, Severinus und Foreest Notizen über die Diph-
therie gegeben hatten, gibt Villa RmI mit der Schilderung des in Spanien
herrschenden Jarotillo ein wohl zu erkennendes Bild dieser Krankheit.
Insbesondere erwähnt er auch die zähe Membran als Characteristikum.
612 Acniloniiis (Fran^ois Aguillon) begründet die Horopterlehre, die nament-
lich von J. Müller 1826, Pr^vost 1843, Helmholtz 1862, Hering 1863 und
Yolkmann 1863 gefördert wird. Horopter ist für eine bestimmte Augen-
stellung der Inbegriff aller derjenigen Punkte im Baum, deren Abbildungen
bei dieser Augenstellung auf identische Punkte der beiden Netzhäute fallen.
— Claude Gaspard Baehtt dt INteirlac kündigt in seinen „Probl^mes plaisants
et d^lectables qui se fönt par les nombres" die Auflösung der unbestimmten
Gleichungen vom ersten Grade an, die er 1624 allgemein und vollständig
gibt. (Vgl. auch 1484 Chuquet.)
— 109 —
1612
1612 Batton und Ingram unternehmen eine Hilfsexpedition zur AufBuchnng de
verschollenen Hudson. (S. 1607.) Sie schließen aus den Erscheinungen de
Ebbe und Flut auf einen Zusammenhang des von Hudson aufgefundene
Meeres mit einem westlichen Weltmeere und leisten dadurch den B<
strebungen für die Auffindung einer Nordweetpassage Vorschub.
— Johann Faiilhabtr fördert die Lehre von den arithmetischen Reihen» indei
er Summenformeln für die Potenzen der aufeinanderfolgenden Zahk
der natürlichen Zahlenreihe bis zur Summe der 11 Potenzen einschliel
lieh gibt.
— Simon Marios entdeckt als ersten Nebelfleck den Nebelfleck in der Andn
meda, zu dem Hartwig 1886 eine Nova findet.
— Der Florentiner Antonio Narl trägt durch sein Buch „De arte vitrarij
zur Entwicklung der Glasbereitung bei. Er kennt bereits das Bh
krjstallglas, das er von allen Gläsern das allerschönste und edelste nenn
1613 Christoph Scheinar bestimmt aus der Beobachtung der Sonnenflecke d
Rotationszeit der Sonne und die Lage ihres Äquators und beobacht
zuerst die Sonnenfackeln.
— Jacob Theodor Takamatmontaniis gebraucht zuerst die Amica medizini»
gegen die Hämorrhoidalkoliken; größere Verbreitung findet dieselbe jedoi
erst seit 1667 durch Johann Michael Fehr. (Vgl. auch 1550.)
1614 Robert Bylot und William Bafffln machen eine Expedition zur Auffindui
der Nordwestpassage und gelangen aus der Hudsonstraße in den Foxkan
wo sie indes durch Packeis an der Weiterfahrt verhindert werden. (S.
1616B.)
— Roderich a Castro beschäftigt sich in seinem ,,TractatuB Medico-Politic
sive de ofliciis medico-politicis tractatus** sehr eingehend mit den Ai
gaben des Gerichtsarztes und muß als der Schöpfer der wissenschaftlich
gerichtlichen Medizin bezeichnet werden.
— Der Grieche Damlsciaiiui wendet zuerst di© Benennungen „Teleskop" u
„Mikroskop** an, an Stelle der für diese Instrumente bis dahin gebräu<
liehen Bezeichnungen „Perspicilia", „Conspiciüa** und „Occhiali*'.
— Der schottische Mathematiker John Naplar of MarehlslDa wird mit seim
Werke „Descriptio mirifici logarithmorum canonis" der geschichtliche J
Ander und zugleich Namengeber der Logarithmen, welchen Ruhm «
Bürgi hat entgehen lassen. (S. 1620.) Er stellt die als Napier^sche Ai
logien bezeichneten Formeln zur Berechnung sphärischer Dreiecke auf.
— Der italienische Arzt Santorio Santoro weist die Perspiration (die unme
liehe Stoflausgabe durch Lunge und Haut) und andere Erscheinungen
Stoffwechsels und Wachstums durch jahrelang fortgesetzte Wägungen na
1615 William Bafffln wendet zu Ortsbestimmungen zuerst die Methode der Mo
kulminationen an, welche sich auf die Beobachtung der Meridiandur
gangszeit des Mondes gründet.
— Fabrizio Bartolottf entdeckt den Milchzucker, den er durch Eindamp
von Molken gewinnt. Die Herstellung des Milchzuckers wird seit <
letzten Dezennien des 18. Jahrhunderts ausschließlich in der Schweiz
trieben und bleibt bis gegen 1880 das Monopol der Berggemeinde Marb
im Kanton Luzem. Erst seitdem entstehen auch Fabriken in Deut«
land und Amerika.
Der Werkmeister an der Pariser Münze Nicolas Briot konstruiert ein Pri
werk, welches in seiner Einrichtimg einem Walzwerk gleicht, auf d<^
Walzenbahnen sich die Gravierungen der Münzen befinden. Er verk^
später seine Erfindung an Warin, der sie noch verbessert und zur 1
führung bringt. (S. a. 1552.)
— 110 -
1616
1615 Johann BaptiBt van Haimont weiß, daß die Dämpfe des brennenden
Schwefels die Flamme erlöschen machen.
— Johann Baptist van Halmont bewirkt durch sein „Pharmacopolium ac dis-
pensatorium modernam*% in dem viel Belehrung über die richtige Dar-
stellung der Arzneien und über die Schädlichkeit mancher damals ge-
brauchter Mittel enthalten ist» einen wesentlichen Fortschritt der Arznei-
mittellehre. Er macht zuerst auf die stärkende, erhitzende Kraft des
Mohnsaftes aufmerksam.
^ Johann Baptist van Halmont erwähnt zuerst die Feuererscheinung, unter
welcher sich der Schwefel mit den Metallen vereinigt. Er gibt an, beim
Rösten von Blei mit Schwefel Feuer wahrgenommen zu haben, ohne daß
ein brennender Körper die Mischung berührt habe. Deimann, Paets von
Troostwyk, Kieuwlandt, Bdndt und Lauwerenburgh zeigen 1793, daß die
Feuererscheinung auch dann eintritt, wenn die Verbindung von Schwefel
mit Metallen in sauerstofffreien Gasen stattfindet. \
— Andreas Ubavloi schreibt eine „Chirurgia transfusoria*', aus der hervor-
geht, daß er es für möglich hält, zu Heilzwecken Blut von einem jugend-
lichen Individuum in die Gefäße eines älteren zu leiten. Ähnliche An-
sichten waren vor ihm schon von Hieronymus Cardanus und Magnus
Pegelius geäußert worden.
— Christoph Schalnar beobachtet, daß durch zwei im Abstand von 1 — P/2 mm
in ein Kartenblatt gestochene feine Öffnungen, welche dicht vor das Auge
gehalten werden, eine Nadel sowohl in sehr geringer, als auch in sehr
weiter Entfernung vom Auge, d. h. über den Nah- und über den Fem-
punkt hinaus, doppelt, innerhalb dieser beiden Grenzen aber einfach ge-
sehen wird. Auf dieser Beobachtung, dem Scheinerschen Versuch, beruhen
die Methoden der Optometrie, der Messung der Sehweite, für welche man
Optometer (s. d.) konstruiert hat.
616 William Bafffln erforscht bei Versuchen, einen Wasserweg zwischen Hudson -
bei und Stillem Ozean zu finden, die Baffinbai und entdeckt den Smith-,
St. Johns- und Lancaster-Sund. Er beobachtet in der Baffinbai die größte
damals bekannte Deklination von 56^ westUch.
— Fabio Golonna unterscheidet bei den Fossilien scharf zwischen den Resten
von Süßwasser- und Seewasser-Tieren.
— Galileo GallM formuliert seine Theorie der Ebbe und Flut, die er im
wesentlichen auf die doppelte Bewegung der Erde (Umdrehung um sich
selbst und Umlauf um die Sonne) zurückführt.
^- In einem Briefe des Thomas Bartholinus an J. L. Hannemann aus der
2. Hälfte des 17. Jahrhunderts findet sich folgende Stelle: „Singulare
instrumentum invenit descripsitque Franciscus Kailar Wetzlariensis 1616,
quod „Wasserharnisch'* vocat, quo tuto ambulemus in fundo maris,
legamus ibidem, scribamus, edamus etc. sine periculo vitae longiori tem-
pore." Ob der damit gemeinte Apparat, der nach der beigefügten Figur
eine wirkliche Taucherglocke darstellt, nur theoretisch entworfen, oder
auch praktisch erprobt ist, wird nicht gesagt. (Vgl. a. 210 v. Chr., 1350
und 1664.)
— Jacob Ls Maira und Willem Comelisz Sdiauian entdecken die Le Maire-
Straße und umsegeln das nach ihrem Schifte „Hoom" Kap Hoorn benannte
Südende von Feuerland. Sie stellen zuerst die Gestaltung der Südspitze
Amerikas fest.
— Ceeare Macatl tritt für eine einfachere und mehr exspektative Wimdbehand-
lung, insbesondere bei Schußwunden und Fisteln ein und spricht sich
gegen die zu häufigen Verbanderneuerungen als eine schädliche, die Heilung
verzögernde Maßregel aus.
— 111 —
1616
1616 Jean Baptiste Morin macht zuerst in ungariBchen Bergwerken die Eni
deokungi, daß die Temperatur mit der Tiefe zunimmt. (S. a. 1703 Ott
1617 Der Mathematiker Henry Brlfft (latinisiert Briggius) in Oxford, bestimn
die Werte der von Napier of Merchiston (s. 1614) erfundenen Logarit]
men bis zu großer Genauigkeit und gibt die ersten Tafeln S-stelli^
Logarithmen heraus, die er später zu 14-stelligen vervollständigt. Brigj
wählt die Zahl 10 als Basis der Logarithmen, weshalb die dekadische
Logarithmen auch als „Bngge'sohe Logarithmen'* bezeichnet werden.
— Napier of Morehlston erfindet ein Rechenbrett (Abakus) mit beweglich«
Gliedern (Napiers bones. — Napier'sche Rechenstäbchen). (Vgl. seil
Schrift „Rabdologiae seu numerationis per virgulas libri duo".)
— Willebrord Sntliltti in Leiden schafft durch Einführung der Triangulation
methode die Grundlage der heutigen geodätischen Erdmessung, indem
zeigt, daß die Entfernung zweier weit entfernter Punkte mit Hilfe ein
verhältnismäßig kurzen (20 bis 30 km langen) Standlinie, nur dur
Winkelmessung und trigonometrische Ausrechnung, bestimmt werd
kann. (S. 1822 Schwerd).
— Willebrord SiMlIlui stellt gleichzeitig mit Wilhelm Schickhart die f-^Ui
lieh „Pothenotsche Aufgabe" genannte geodätische Aufgabe auf und gi
deren Losung.
— Simon Sttvlnut schafft mit Hilfe von Schleusen und \mter woitgeheu<
Anwendung der Bewegimg des Wassers neue wertvolle Mittel des Festuni
baus.
— Eine der frühesten Abbildungen und Beschreibungen einer Hebelade fin<
sich in dem „Recueil de machines" von Fran^ois Thybounl und .T<
Appler. Von hier ist die Abbildimg in Leurechons „Recreationes" und i
diesen in Schwenters „Mathematische Erquickstunden" übergegang
(S. 1723 L.)
1618 Während das Tierheilwesen im Mittelalter in der Hauptsache in <
Händen der Hirten und Schmiede lag imd im besonderen ein Milii
Veterinärwesen nirgends organisiert war, verfaßt zuerst der kurbrand
burgische Militärroßarzt Martin BdhilM ein. wenn auch vom heutig
wissenschaftlichen Standpimkte aus sehr unvollkommenes Werk über
Pferdearzneikunde („Ein Neu Buch von bewehrten Roß-Artzeneyei
welches fast 100 Jahre (1618—1710) im Gebrauch bleibt.
— Johann Baptist Cytat entdeckt bei Gelegenheit der Beobachtung
Kometen vom Jahre 1618 den Orionnebel.
— Galileo QallM konstruiert ein Perspektiv für zwei Augen, das voUkomiiK
als das Lipperhey*sche Instrument (s. 1609) ist.
— Johann Ktpl«r stellt sein drittes Gresetz der Planetenbewegungen auf:
Quadrate der Umlaufszeiten der Planeten verhalten sich wie die Ku
ihrer mittleren Entfernungen von der Sonne. — Begeistert fügt er hü
„Endlich habe ich es ans Licht gebracht und über all mein Hoffen
wahr befunden, daß die ganze Natur der Harmonien in den himmlisc
Bewegungen vorhanden ist."
— David RaniMy und Thomas WIMgooM nehmen ein Patent auf eine I4
wirtschaftliche Maschine, die ohne Anwendung von Pferden oder Ocl
pflügt, „as weU as to ploughe grounds without horses or oxen". II]
selben Ramsey wird 1630 ein Patent auf eine Vorrichtung, „durch Pi
Wasser in Bergwerke zu heben", erteilt.
— Willebrord 8ii«llliit entdeckt das Gesetz des konstanten Verhältni
zwischen dem Sinus des Einfallwinkels und dem des Breohungswi ci
der Lichtstrahlen.
— 112 —
1620
Der Engländer Dud Dutftey verwendet zur Eisengewinnung zuerst Stein-
kohle an Stelle der bis dahin gebräuchlichen Holzkohle.
John Elhtriiigtoii stellt die erste Ziegelformmaschine her.
Christoph Mielner führt den Beweis, daß die Netzhaut das eigentliche
Sehorgan ist und die Krystalllinse und der Glaskörper nur dazu dienen,
die Lichtstrahlen dergestalt zu brechen, daß der Gegenstand sich auf der
Netzhaut darstellt. (S. a. 1160.) Er bemerkt die mit der Akkommodation
verbundene Pupillenveränderung und gibt die erste Abbildung des Auges,
mit welcher auch die heutige Anschauung sich befriedigt erklären kann.
Francis Bacon von Verulam definiert in seinem „Novum Organum" die
Wärme als eine Bewegung der kleinsten Eörperteilchen.
Francis Bacon von Verulam bezeichnet in seinem „Novum Organum'' die
Südspitzen Afrikas und Südamerikas als homologe Bildungen (Similitudines
physicae in configuratione mundi). (Vgl. auch 1772 C.)
Caspar BauMn bewirkt eine neue Anordnung der Pflanzen nach habituellen
Ähnlichkeiten. Er stellt die ersten wissenschaftlichen Speziesdiagnosen auf
und benennt die Gattungen, ohne jedoch für diese eine Diagnose zu geben.
Nachdem Danner in Nürnberg etwa 100 Jahre nach Gutenberg die Buch-
dmckpresse verbessert hatte, indem er die bisher aus Holz angefertigte
Spindel durch eine solche aus Messing ersetzte, bringt der Holländer Willem
Janszoon Slam wesentliche Verbesserungen an der Presse an, indem er nament-
lich unter der sog. Brücke eine nach unten gebogene stark federnde Platte
anbringt, die durch ihr Greradewerden beim Druck demselben seine stoß-
artige Plötzlichkeit nimmt und ihn verstärkt, zugleich aber bd dessen
Nachlassen den Preßbengel zurückschnellt.
Jost Bttfffi veröffentlicht seine Schrift „Arithmetische und Geometrische
Progress-Tabulen'% eine Logarithmentafel, die in den Jahren 1603 — 1611
entst-anden ist, zu deren Herausgabe sich aber Bürgi trotz Eepler's Auf-
forderung nicht früher entschUeßen konnte. Bürgi hat sich damit den
Ruhm, der geschichtUche Erfinder der Logarithmen zu sein, entgehen
lassen. (Vgl. 1614 Napier.)
Frangolt in Ronen stellt zuerst die sogenannten Flocktapeten her, das sind
Tapeten aus Leinwand, auf die das Muster durch Schablonen oder Stempel
mit einem ELlebemittel aufgetragen und mit Scherwolle der Tuchmacher,
oder auch mit Seidenstaub bedeckt ist. 1634 wird diese Industrie von
Lanyer nach England überführt.
Edmund dunter berechnet die trigonometrischen Logarithmen imd ver-
öffentlicht die ersten Tafeln der Logarithmen für Sinus und Tangenten
für die Grade und Minuten im ersten Quadranten. Er gebraucht zuerst
an Stelle der bis dahin üblichen Bezeichnung „Sinus complementi*' die
durch Wortumsetzung und Abkürzung entstandene Benennung „Cosinus*'.
Johann Baptist van Heimont lehrt das Weiterbestehen eines Körpers in
seinen Verbindungen, wie der Kieselerde in dem Wasserglas, des Silbers in
seinen Salzen, erfaßt demnach den Satz von der Erhaltung des Stoffes
klarer als seine Zeitgenossen.
Johann Baptist van Heimont verwirft die Idee Galen's, daß die Verdauung
im Magen durch die Wärme geschehe und setzt an ihre SteUe die bessere
Vorstellung, daß das an die Magensäure gebundene Fermentum die Ver-
dauung bewirke. Er betrachtet die Galle nicht _ mehr, wie Galen, als
bloßes Exkrement, sondern als wichtigen Faktor der Verdauung, der im
Duodenum auf den Speisebrei einwirke, und da sie alkalisch sei, diesem die
Saure nehme.
Fabriz von HIMon macht in seinen „Observationes" darauf aufmerksam, daß
Schädelverletzimgen häufig die Ursache von Geisteskrankheiten seien.
Darmstftedter. 8
— 113 —
1620
1620 Der Kupferstecher Theodor Meytr erfindet den weichen Ätzgrund, der im
wesentlichen aus Wachs und Asphalt besteht. (Für den bisher ausschliefi-
lich benutzten harten Ätzgnind war ein hoher Prozentsatz von hartem
Pech verwendet worden.) Der Grund wird durch Lampenruß geschwärzt,
damit die durch die Nadel bloßgelegten Striche der Metallfläche deutlich
sichtbar werden.
1621 Der neulateinische Satiriker John Barelay in Rom spricht in seinem zu
Paris gedruckten Romane ,,Argenis'* von künstlich gefrorenem Weine
und in Hohlformen gefrorenen Fruchtsäften als Tafelgenüssen. (Vgl. 1660
Couteaux.)
— Pierre QasMiilll begründet mit der Beobachtung des großen Nordlichts
vom 12. September 1621 — er nennt die Erscheinung „Aurora borealis" —
die wissenschaftliche Nordlichtbeobachtxmg.
— Francesco PiazzMil beschreibt zuerst die Ausführungsgänge' der heute ge-
wöhnlich nach Bartholinus benannten Drüsen. (S. 1661.)
1622 Gasparo Atelil aus Cremona, Anatom in Pavia, entdeckt die Mesenterial-
drüsen, die als „Pancreas Asellii" bezeichnet werden und beschreibt die
schon dem Erasistratos (s. 300 v. Chr.) bekannten Chylusgefäße in ein-
gehender Weise.
— Cornelius DrebM konstruiert ein Unterseeboot, mit welchem er zwei Stunden
lang unter dem Themsespiegel mit zwölf Ruderern herumfährt. Die Ruder-
griffe sind durch wasserdichte Lederschläuche ins Innere des Fahrzeugs
geleitet. Eine Spiere am Bug sollte einen Torpedo gegen den feindlichen
Schiffskörper stoßen. Sobald das Deck geschlossen war, konnte das Fahr-
zeug 16 Fuß tauchen. Doch bewährte sich das Boot ebensowenig als die
Spieren- und Treibtorpedos, die 1628 von den Engländern bei La RocheHe
versucht wurden.
1623 Der Landgraf Hennanii von HMsm-Castel (Uranophilus Cyriandrus) macht
tägliche, regelmäßig gebuchte Wettemotierungen durch 23 Jahre hin-
durch.
1624 Francis Bacon von Verulam schlägt vor, die Schallgeschwindigkeit durch
Abfeuern von Greschützen (Messimg des Zeitunterschiedes zwischen dem
BUtz des G^chützes und dem Knalle) zu ermitteln.
— Phiüpp CIQver bereitet durch seine „Introductio in Geographiam univer-
sam" den Boden für die später „Historische Geographie" benannte erd-
kundUche Disziplin.
— Pierre GassMiill begründet aufs neue die atomistische Naturerklärung, indem
er an die Atomenlehre des Epikuros anknüpft.
— Der Jesuit Jean Liurtchon gebraucht zuerst (in seiner Schrift „R^or6ations
math6matiques") das Wort „Thermometer".
1626 Als Erfinderin des unter dem Namen „Aqua Tofana" bekannten Gift-
trankes, welcher mit Sicherheit wirkte, ohne den Verdacht einer Ver-
giftung zu erregen, wird die Italienerin Teofania lll Adamo genannt (hin-
gerichtet 1633 zu Palermo). Das Gift soll durch Kochen von weißem
Arsenik mit Blei und Antimon hergestellt worden sein.
— W. Baal« schlägt zum Schutze von hölzeren Schiffsböden gegen den Bohr-
wurm Schießpulver, Zement und einen Auszug aus Kupferarsenerzen vor,
die er zusammen verkocht. Ihm folgt anfangs des 18. Jahrhunderts
Emerson mit einem aus gekochtem Leinöl, Glaspulver und Sand be-
stehenden Überzug.
— Christoph Sdielner liefert den experimentellen Nachweis des umgekehrten
Netzhautbildohens. (Vgl. 1587.)
— Francesco Sttllutl verwendet das Mikroskop zur Untersuchung von Teilea
der Bienen. (S. a. 1692.)
— 114 —
1628
Der kaiserliche, später schwedische Oberst von Warmbranil konstruiert leichte
Eartatsohgeschütze aus dünnen Eupferrohren mit Tauumwicklung und
LederumhüUung, die sog. ledernen Kanonen Gustav Adolfs. Die Greschütze
wurden bereits 1631 wieder abgeschafft, weil die zu rasche Erhitzung der
Rohre eine Selbstentzündung der Ladung herbeiführte. Doch wurde der
Gredanke, wenn auch in veränderter Gestalt, später von Hannoteau und
alsdann von Longridge (s. 1884 L.) wieder aufgenommen.
Der Eönig Quttev AMf vermindert das Gewicht der Muskete auf 5 kg,
wodurch die Gabel entbehrlich imd die Beweglichkeit der mit der Mus-
kete bewaffneten Truppen eine größere wird. (S. 1667 Alba.)
Jean Rtotan entdeckt, daß die Ursache der Hautfarbe der Neger in dem
Pigmentreichtum der Epidermis liegt, welche mit der Rasse wechselt.
Santorio SMtoro gibt in seinem Kommentar zum Eanon des Avicenna an,
daß man zur Eälteerzeugung das Gemisch von Eis und Salpeter durch
ein €remisch von 3 Teilen Schnee imd 1 Teil Kochsalz ersetzen könne.
Bei der Belagerung von La RocheUe durch Richelieu werden von der Ar-
tillerie an SteUe der Rundkugeln zylinderförmige Langgeschosse verwendet,
eine Erfindung von CUuriMr in Nürnberg. Da diese Geschosse aus glatten
Greschützen verfeuert werden und ihnen daher die Drehung um eine sta-
bile Längsachse fehlt, ist ihre Trefffähigkeit gering. Doch hat der Vor-
schlag Clamers eine entwicklungsgeschichtliche Bedeutimg.
Mathurin Joiiltt llf la FIMm erwähnt in seiner „La fidelle ouverture de
l'art du serrurier" ein in Piemont gebräuchliches Verfahren zur Umwand -
Inng von Eisen in Stahl, welches darin besteht, daß mit Holzkohlenpulver
beetreute schmale Stücke weichen Eisens lagenweise in einen feuerfesten,
gut verschlossenen Tiegel eingeschichtet werden, worauf das Ganze längere
Zeit der Weißglühhitze ausgesetzt wird. Danach ist zu Anfang des 17. Jahr-
hunderts die früher bekannte Tatsache der Zementstahlbereitung fabrik-
mäßig ausgenutzt worden, wie auch aus Athanasius Kirchers „De
Magnete" (1641) und Dud Dudley*s „Metallum Martis** (1666) hervorgeht.
Nach langen Verzögerungen erscheinen Johann Keptor"! astronomische, auf
Grund der Beobachtungen Tycho Brahe's berechnete Tafeln unter dem
Titel „Tabulae Rudolphinae" zu Ulm im Drucke. Sie treten an die Stelle
der prutenischen Tafeln. (S. 1561 Reinhold.)
Der Tiroler Caspar Wtlmli führt am 8. Februar die erste erweisliche
Sprengung in Bergwerken im Oberbieberstollen zu Schemnitz aus.
Benedetto Castolll verfaßt das erste wissenschaftliche Werk über die Be-
wegung des Wassers in Flüssen und Kanälen („Della Misura dell' acque
correnti'*) und findet den Satz, daß in einem Kanal von konstantem
Querschnitt die Flüssigkeitsquerschnitte des im stationären Zustande
fließenden Wassers sich umgekehrt wie die entsprechenden Geschwindig-
keiten verhalten.
William Harvey findet, daß die Venen bei der Unterbindung unterhalb des
Bandes, d. h. dem Herzen am fernsten, anschwellen, während die Arterien
auf der dem Herzen nächsten Seite aufgetrieben werden. Er kombiniert
diese Beobachtung mit der des Fabricius ab Acquapendente, daß sich die
Klappen der Venen nach dem Herzen öffnen (s. 1670) und spricht aus,
daß das Blut von der linken Herzkammer in die Arterien bis an deren
Ende getrieben wird und von da durch die Venen zur rechten Herzkammer
zurückkehre. Er beweist in seiner Schrift „Exercitatio anatomica de motu
cordis et sanguinis in animalibus**, daß der Lungenkreislauf nur eine
Fortsetzung dieser großen Bewegung ist und zeigt, daß seine Entdeckung
durch die Pulserscheinungen und die Resultate bei Öffnung der Adern be-
stätigt wird. (Großer Blutkreislauf.)
8*
— 115 —
1628
1628 Jean LMkault berichtet in seinem Werke „Quatre livres de Secret« d^
M6decine et de la Philosophie chimique'', daß Puder, Schminken uii<l
Pomaden sich am französischen Hofe einzuführen beginnen. In Italiei
hatte sich deren Gebrauch ungefähr von 1550 an verbreitet, nachdem dii
seit den ältesten Zeiten geübte Anwendung von Parfüms, die von dei
Juden über Griechenland nach Rom gekommen und dort große Ami
breitung gewonnen hatte, seit der Völkerwanderung fast ganz vet
schwunden war.
1629 Der Franziskanermönch Dt la RodM il'Allloii gibt die erste Nachricht üb^
das Erdöl in Amerika.
— Albert CllranI verfaßt eine Schrift „Invention nou volle en Talg^bre*'. ii
der zum ersten Male Formeln für den Inhalt sphärischer Dreiecke ud<
Polygone entwickelt werden. Er weiß, daß jede Gleichung so viele Wui
zeln hat, als ihr Grad anzeigt, und daß die Koeffizienten aus den Kombi
nationen der Wurzeln sich darstellen lassen. Gleichfalls neu ist die B«
rechnung symmetrischer Funktionen der Gleichungswurzeln (bis zu
4. Potenz) ^aus den Koeffizienten. Auch führt er den Gebrauch d<
Klammem in die Buchstabenrechnung ein.
— Wilhelm SdilcMiart gibt in seiner „Kurzen Anweisung, wie künstUohe Land
tafeln aus rechtem Grund zu machen", im Anschluß an SneUius* Method
(s. 1617) an, zur Anfertigung von Karten das aufzunehmende Gelände mj
einem zusammenhängenden trigonometrischen Netz von Dreiecken zu übel
ziehen, diese nach astronomischen Beobachtungen zu orientieren und n^'l
her mit dem topographischen Detail auszufüllen. 1671 werden diese At
Weisungen von Jean Picard, unter dessen Namen sie vielfach geha
wiederholt.
— Marco Aurelio Stvirfno macht die erste Resektion des Handgelenks, di
nach ihm von Breschet und Gooch mehrfach ausgeführt wird. (S. auo
1786 M.)
1630 Der englische Ingenieur BMUiinoiit soll zuerst Holzbahnen auf den St<eii
kohlengruben von Newcastle upon Tyne für Kohlen- und Steintranspor^
angewendet haben.
— Vincenzo Caseariolo entdeckt den Bononischen Leuchtstein, indem i
einen am Berg Patemo bei Bologna gebrochenen Schwerspat, den i
zwischen Kohlen kalziniert hatte, im Finstern leuchten sieht. (Pb«
phoreszenz.)
— Cornelius Drebbel lehrt die Scharlachfärberei mittels Cochenille unter Zi
satz von wässerigem Zinnchlorid, das er durch Auflösen von Zi6n 1
Königswasser erhält. Durch seine Methode erhält man Fabrikate, die de\
Purpur des Altertums an Schönheit gleichkommen.
— Der Niederländer Freytag macht Vorschläge über eine rasche und büMi
Herstellung von Festungswerken mit Benutzung des Wassers als Hind<n^
und unter Verzicht auf Mauerwerk. (Altniederländische Befestigung.)
— Nach dem Zeugnisse von G. P. Harsdörfer und A. Böhm (Magajdn (\
Ingenieure und Artilleristen, 1782) ist der König Qustav AtfoK der Urbeln
einer, der Dürer' sehen Befestigung (s. 1517) ähnlichen „kreisrunden B\
festigimgsmanier*', bei welcher bereits das Eisen als Panzermaterial t\
Herstellung von Panzerschirmen in Vorschlag gebracht wird. Die Schim
sollen mit Hilfe von Gegengewichten hebbar oder versenkbar sein, — <■
in der Gegenwart tatsächlich praktisch nutzbar gemachter Gredanke.
— Samuel HafMireffer gibt in seinem „Nosodoohium in quo cutis affoct
tractantur" der Dermatologie bereits einen reichen und umfasaendej) I
halt imd berücksichtigt bei Diagnose und klinischer Betrachtung der vi
zelnen Hautkrankheiten sogar Temperatur, Puls und Urin.
— 116 —
1688
1630 Zur Zeit Ktfl*s I. von Großbritanmen werden dort bereits Düngungsversnche
mit SalpeterlöBungen ausgeführt; doch wird die Verwendung salpetersaurer
Salze in der Landwirtschaft erst etwas allgemeiner, nachdem der Chili-
galpeter auf den Markt kommt, was etwa um das Jahr 1831 geschieht.
— Der Büchsenmacher Augustin Kutttr in Nürnberg schneidet zuerst schrauben-
förmig gewundene, also mit Drall geführte Züge in den Büchsenlauf ein.
Die Bundkugeln werden zur Beseitigung des Spielraums in getalgte Lein-
wandpflaster gehüllt und gewaltsam in den Lauf eingekeilt. Noch die
preußischen freiwilligen J&ger von 1813 führen solche Büchsen. (S. 1480 Z.
and 1826 D.)
— Jean Ray beobachtet, daß Zinn und Blei beim Kalzinieren an Gewicht zu-
nehmen und leitet diese Gewichtszunahme von dem Zutritt der Luft zu
dem Metallkalk her, erkennt also nicht, daß der Metallkalk eine Verbindung
von Metall und Luft ist.
— Christoph Schalmr, einer der ersten Beobachter der Sonnenflecke (s. 1611),
fertigt zu seinen Sonnenbeobachtungen ein Femrohr mit Blendglas an, das
erHeUoskop nennt. Ein verbessertes Helioskop wird später von Merz
hergestellt.
— Der franzosische Arzt Thulillar weist zuerst nach, daß der unter dem Namen
„Ignis sacer" seit dem Altertum bekannte Ergotismus (Eriebelkrankheit)
durch das Mutterkorn verursacht ist, dessen Giftigkeit er bei Tieren dartut.
1631 Pierre Qanendl und Johann Baptist Cysat beobachten am 7. November 1631
zum ersten Male einen Vorübergang des Merkur vor der Sonne.
— Thomas Harrtot (gest. 1621) wendet in seinem (erst 10 Jahre nach seinem
Tode gedruckten) Werke „Artis analyticae praxis" zuerst die mathema-
tischen Zeichen für „größer** und „kleiner" (> und <) an.
— Adrian van Mynslclit führt den Brechweinstein in den Arzneischatz ein.
— Jean Ray scheint zuerst die Ausdehnung des Wassers zur Temperatur-
bestimmung verwendet zu haben.
— Christoph SciMliier beschreibt in seiner „Pantographice seu Ars delineandi
res quaslibet per parallelogrammum*' zuerst den Storchschnabel (Pantograph),
&n aus einem Systeme drehbarer Lineale bestehendes Instrument zur Ver-
größerung und Verkleinerung von Zeichnungen. (Vgl. 1435 Alberti.)
— Der französische Mathematiker Pierre VMiiler erfindet eine Einrichtung zur
Ablesung sehr kleiner Teile an den Maßstäben mathematischer Instrumente.
Die Vorrichtung wird meist nach dem Mathematiker Pedro Nunez „Nonius**
genannt, obwohl dieser nur eine unklare Andeutung jenes Hilfsapparats
(in seiner Schrift „De qrepusculis Über*', v. J. 1542) gemacht hatte.
1632 Jean Touttn vervollkommnet die Technik der EmaUmalerd, indem er lehrt,
auf weißem Schmelzgrund mit verglasbaren Farben zu malen. Der Haupt -
Vertreter dieser Technik, die bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts für Uhren,
Dosen usw. sehr beliebt war, war Jean Petitot in Genf (1607 — 1691).
1633 Alonzo Saavedra Barfe« zu Huancavelica in Peru erfindet den Aludelofen
zur Destillation des Quecksilbers, der in Almaden von Bustamente ein-
geführt wird. Die Kondensation der Metalldämpfe erfolgt in sog. Aludeln,
etwas ausgebauchten Tonröhren von ca. 40 — 46 cm Länge imd 20—25 cm
größtem Durchmesser, welche zu 40—45 Stück aneinander gesteckt imd
gedichtet, einen Strang bilden, der nach der Mitte zu geneigt ist. Die
Aludeln der absteigenden Hälfte des Stranges haben an der Unterseite der
Ausbauchung kleine Löcher, durch welche das kondensierte Quecksilber in
eine Sammehinne und aus dieser in Behälter gelangt.
-- Johannes JMitipnai gibt in seiner „Thaumatographia*' und später in seinem
„Theatrum universale" eine enzyklopädische Darstellung des Tierreichs,
die indes nicht über Gresner (s. 1550) und Aldrovandi (s. 1599) hinausgeht.
— 117 —
1688
1633—36 Richard Nonvood stellt die Entfernung zwischen London und York
vermittels der Meßkette fest und ermittelt dadurch die Länge eine«
Meridiangrades auf 57300 alte Toisen, woraus sich, die Erde ahi voll
kommene Kugel angenommen, ein Erdumfang von 40437 km errechnet
1633 Balthasar Rtaltr erfindet das Hängeseug zum GrubenkompaO , wodurol
dessen Verwendbarkeit im Bergbau eine wesentliche Erweiterung erfährt
(Vgl. 1785 S.)
— Der Marquis von WorcMlir erfindet einen optischen Telegraphen und teill
dies in der Schrift „A Century of inventions'* mit.
1634 König Ludwig XIII. von Frankreich setzt auf Grund eines vom Greo
graphenkongresse in Paris am 25. April gefaßten Beschlusses die Westspitzi
der westlichsten canarischen Insel, Ferro, als Ausgangspunkt der Meridian
Zählung für die Kartographie fest. Übrigens hatte schon Ptolemaeus dei
Nullpunkt der Längengradzählung auf die Glückseligen Inseln (Canara
verlegt, ebenso auch Mercator.
— Nicolas Claude Fabri Ptfrate beschreibt zuerst die positiven und negativei
Nachbilder, aus denen Newton die Dauer des Lichteindrucks berechnet.
— Giles Persone i% Robfval vollzieht die Quadratur der Zykloide mit Hili
der etwas später als Sinuslinie erkannten Kurve. *
— Philipp White führt auf den Schiften Ankerketten anstatt der Ankertav
ein. Allerdings berichtet über eine Verwendung von Ankerketten schon ii
Altertume Caesar (De hello gallico, III, 13), sowie Strabo (Geographica, IV, 4
1635 Niccolo Afglontl stellt zu wissenschaftlichen Zwecken Gefrierversuche mitte
Wassers und verschiedener Balze an imd bestätigt, daß das Wasser beii
Frieren sich nicht zusammenziehe, sondern ausdehne, wie dies GalU
daraus, daß Eis auf Wasser schwimmt, gefolgert hatte.
— Der Mathematiker Francesco Buonaventura Cavalitri gelangt bei d<
Untersuchungen über die von krummen Linien und gekrümmten Fläch<
eingeschlossenen Bäume zu dem Begriffe der nach ihm benannten „unte
baren Elemente*', indem er annimmt, daß beispielsweise die Linie mck
aus einer unendlichen Menge von Punkten, sondern aus unteilbaren Linie
dementen besteht. Seine Auffassung streift mehrfach den Grundgedank
der Infinitesimalrechnung. (Vgl. seine „Geometria indivisibilium oo
tinuorum nova quadam ratione promota**.)
— Samuel dt Champlaln, der Gründer Quebecs, entdeckt den großen caii
dischen Seenkomplex, von dem die erste Kunde von Cartier (s. 1535) |
geben worden war. Nach ihm wird der 1608 vom ihm entdeckte S
„Champlainsee'' benannt.
— Henry Mllbraml gibt den ersten sicheren Nachweis von der S&kularvariat!
der magnetischen Deklination.
— Bobert INanttll schmilzt zuerst das Glas mit Steinkohle anstatt mit H
und wendet zum Schutz des Glases vor Verunreinigung durch den Kohl«
ruß bedeckte Tiegel an. Zu seiner Zeit kommt zu dem Zweck, das Schmeü
in den Tiegeln zu erleichtem, die Verwendung von Bleioxydzusätsen a
woraus sich allmählich die Bleiglasindustrie entwickelt.
1636 William Brigfi beschreibt als erster die Papilla nervi optici and 9tt
fest, daß sich die Retina bis an das Ligamentum ciliare erstreckt.
— Pierre Fennat braucht in seinem „Methodus ad disquirendum maxim
et minimum*' zur Bestimmimg des größten oder kleinsten Wertes ed
Funktion eine Rechnung, bei der er die Differenz zweier Größen und
durch mittelbar auch die Differenz zweier zugehöriger Größen verschwind <
setzt. Er wird so der Erfinder eines Teils der Infinitesimalrechnung.
— Galileo QallM setzt in einem Briefe vom 6. Juni den Gedanken, ein Per
mit einem Zählwerk zu verbinden und das Ganze zur Zeitmessung su ^
— 118 —
ie87
wenden, dem Gouverneur von Niederländisch -Indien, Louren^o Reaal aus-
einander und ändert 1641 seine Idee dahin, daß er das Räderwerk wie
bisher durch Grewichte in Bewegung setzt und das Pendel als Regulator
benutzt. Der Gedanke wird aber infolge der Erblindung Galilei*» und
des vorzeitigen Todes seines Sohnes Vincenzo nicht vollständig durch-
geführt.
Der Mathematiker Marin Mtratniie ermittelt die Gesetze der Vibration der
Saiten, entdeckt das sympathetische Mitklingen gleichgestimmter Saiten
und bestimmt, einem Vorschlag von Bacon entsprechend (v^. 1624 B.), die
Geschwindigkeit des Schalls in der Luft durch die Beobachtimg des Zeit-
unterschiedes zwischen dem Aufblitzen und Hören eines abgefeuerten Ge-
schützes zu 1380 Pariser Fuß. Pierre Gassendi findet i. J. 1640 bei einem
ganz ähnlichen Verfahren 1473 Pariser Fuß.
Ren6 DtscartM begründet durch seine epochemachende „G^om^trie'' die
analytische Greometrie. Pierre FMrmat soll sich gleichzeitig erfolgreich mit
analytischer Geometrie beschäftigt haben; seine Abhandlung »Jsagoge ad
locos planes et solides" soll, wie ein Nachruf im Journal des s^avans
1665 behauptet, sogar vor Erscheinen des Cartesischen Werkes vollendet
gewesen sein.
Ren6 DtscartM eröffnet durch die in seiner „G^om6trie'' angegebene Eoordi-
natenmethode einen neuen Weg zur Untersuchimg der Kegelschnitte. (Vgl.
auch 1655 W.)
Ben6 DMcartM erfindet die Methode der unbestimmten Koeffizienten, die
sich von größter Fruchtbarkeit erweist, und wendet dieselbe zuerst zur
Lösung des Tangentenproblems an.
Benö DMCartM bringt durch seine- „G^om^trie" die Anwendung der Buch-
staben X, y und z zur Bezeichnung unbekannter Größen in allgemeinen
Gebrauch. Auch die Bezeichnungen „reell** und „imaginär** stammen aus
diesem Werke.
!Ren6 DtscartM gibt dem von Willebrord Snellius gefundenen Brechungs-
^gesetz den heute noch gebräuchlichen Ausdruck.
"^en^ DMcartM gibt eine Beschreibung von Lupen für mikroskopische Unter-
suchungen (kleine Organismen u. dgl.), die er „Perspicilia pulicaria ex uno
vitro** (Flohgläser mit einfacher Linse) nennt. Nach den noch vorhandenen
Abbildungen waren diese Lupen bereits mit Spiegeln zur Beleuchtung des
Objekts versehen.
Ren6 Descarlit weist darauf hin, daß die Akkommodation des Auges —wenig-
stens zum Teil — auf Formveränderungen der Linse zurückgeführt
werden muß.
Galileo QallM entdeckt die libration des Mondes in Breite und die pa-
raüaktische Libration.
Johann Htvclliit (eigentlich Höwelcke) in Danzig erfindet die Grundform des
heutigen Wallspiegels , bez. derjenigen Spiegelinstrumente, welche dazu
dienen, den Gegner (Schützen) von einer Deckung (Wall, Anzeigerdeckung
u. dgl.) aus ungefährdet und ungesehen zu beobachten. Hevers Apparat,
den er Polemoskop oder Kriegsperspektiv nennt, ist ein Femrohr, welches
am Okular- und Objektivende je einen unter 45® geneigten Planspiegel
trägt, so daß die Sehlinie zweimal unter 90® gebrochen wird.
Phineas Pitt erbaut in Woolwich den ersten Dreidecker „The Sovereign of
the Seas", der eine Gesamtlänge von 232 Fuß, eine größte Breite von
48 Fuß und einen Tonnengehalt von 1637 t besitzt und 100 Geschütze
führt, wovon 30 im untern, 30 im mittlem, 26 im obem Deck sich be-
finden, während die übrigen auf dem Oberdeck der Back und der Hütte
verteilt sind. Bis dahin waren die Kriegsschiffe als Zweidecker gebaut.
— 119 -
1688
1638 Nachdem der Copaivabaum zuerst um 1600 von einem unbekannten portu-
giesischen Mönch erwähnt worden war, spricht Pater Acucna zuerst von
dem Copaivaöl, das als wundheilendes Mittel angewendet werde. 1677
figuriert das Mittel bereits als „B&lBamum oopaivae'* in der Londonei
Pharmakopoe.
— Galileo GallM dehnt etwa i. J. 1638 seine Untersuchimgen der Pend^-
Schwingungen (s. 1583) auf Pendel verschiedener Länge aus und findet
das Gesetz, daß die Pendellängen sich wie die Quadrate der Schwingongs-
zeiten verhalten.
— Galileo Gallltl begründet die Elastizitätslehre und die Festigkeitslehre, in-
dem er zuerst die Natur des Widerstandes fester Körper gegen Bruch
zu erforschen trachtet. (Vgl. seine Schrift „Discorsi e Dimostrazioni mate-
matiche".)
— Nicolo Sabattliil macht in seinem Werke über die italienischen Theater den
Vorschlag, die durch die leicht entzündlichen Dekorationen bedingte Feners-
gefahr dadurch zu mindern, daß die zum Anstriche der Hölzer, Gewebe usw.
dienenden Farben mit Ton oder Gips gemischt werden.
— Watklns und Baugbe erhalten in England das ausschließliche Recht, Ziegel-
steine mit Steinkohlen zu brennen. Bis dahin war für diesen Zweck nur
. Holz benutzt worden.
— Benedetto Castelll führt die ersten Eegenmessungen aus, 31 Jahre vor Er-
findung des ersten selbstregistrierenden Eegenmessers von Eobert Hooke.
— Der französische Ingenieur G^rard Desarfiies weist darauf hin, daß die
ästhetischen Maßverhältnisse in der Kunst vielfach von geometrischen Ge-
setzen abhängig sind, und führt in der Untersuchung der Kegelschnitte
eine perspektivische Beweisführung ein. Von ihm stammt die der nicht-
euklidischen Geometrie zugrunde liegende Vorstellung, daß sich zwei pa-
rallele Linien in unendlicher Entfernung schneiden.
— John Horrox und Crabtrae beobachten am 4. Dezember einen Durchgang
der Venus durch die Sonnenscheibe. (Vgl. hierzu 839.)
— Giles Persone de Roberval veröffentlicht eine Tangentenkonstruktion, bei
welcher er das Parallelogramm der Kräfte verwendet, indem er die Kurve
durch Zusammensetzung zweier Bewegungen entstehen läßt. 1643 löst
Torricelli dieselbe Aufgabe, ohne Eoberval's Lösxmg zu kennen.
1640 Marcus Banior substituiert als erster dem verletzten Trommelfell ein künst-
liches imd beschreibt dies in seiner Schrift „De auditione laesa'*.
— Alonzo Saavedra Barlw empfiehlt zuerst die Anwendimg der Flammöfen für
das Eösten und Schmelzen der Bleierze. Die erste praktische Anwendung
erfolgt 1698 durch Wright in England.
— William Gascolcne erfindet den ersten mikrometrischen Apparat, indem er
in der Fokalebene eines Femrohrs zwei parallele Lamellen anbringt, deren
einander zugekehrte scharfe Kanten durch Schrauben genähert oder ent-
fernt werden können. (Schraubenmikrometer.)
— Der Goldschmied, spätere Mathematiker Paul QuMln in Wien gibt in seiner
Schrift „Centrobaryca" die nach ihm benannte Guldin'sche Regel (bary-
zentrische oder zentrobarische Eegel) zur Bestimmung des Rauminhalts
und der Oberfläche eines Umdrehungskörpers an. Die Regel war indes
schon Pappos (s. 300) bekannt. Guldin legt den Grund zur Kombinations-
theorie und berechnet die Anzahl der aus 23 Buchstaben kombinierbaren
Wörter.
— Johann Baptist van Helmont gibt an, daß bei der Verbindung von Alkalien
mit Säuren die charakteristischen Eigenschaften der ersteren sowohl, wie
der letzteren verschwinden.
— Blaise Pascal verfaßt im Alter von 16 Jahren unter Anlehnung an die Unter-
— 120 —
1648
suchuiigen von Desargues (b. 1639 D.) eine Schrift über die Kegelschnitte,
die auch den nach ihm benannten Satz vom „Pascal'schen Sechseck*'
(Hexagramma mysticum) enthält.
Giovanni Battista RIccMI und Francesco Maria QrlmaMI unternehmen in
den Jahren bis 1654 auf dem Turme degli Asinelli in Bologna eine Reihe
von Versuchen, mit Hilfe fallender Körper die Wirkung des Luftwider-
standes zu bestimmen.
Nachdem das Sezieren von Leichen Jahrhunderte hindurch als sündhaft
gegolten hatte, und seit Haimondo de Luzzi (s. 1314) kaum mehr geübt
worden war, erhält Werner Rolfink zuerst wieder die Erlaubnis, mensch-
liche Leichen — von Verbrechern — sezieren zu dürfen, woher die Bezeich-
nung „rolfinken, rolfincare" rührt.
Daniel Stumiifelt soll angeblich die Steinkohlenverkokung erfunden haben.
Nachdem die Gräfin del Cinchon, die Gemahlin des Vizekönigs von Peru,
1618 durch die in Peru seit langer Zeit benutzte Chinarinde von einem
Wechselfieber geheilt worden war, führt Juan del Vefo, der Leibarzt der
Gräfin del Chinchon, die Binde in Spanien ein, wo 1642 Peter Barba ein
Werk zu ihrer Empfehlung schreibt.
Madame Marion Delorme erwähnt in einem Brief vom Jahre 1641, daß
ein Mann namens Salomon de Caus lange Zeit hindurch den Kardinal
Richelieu mit der „verrückten" Idee verfolgt habe, man könne Schiffe
durch Dampf fortbewegen. Neuere Forschungen lassen es als sehr wahr-
scheinlich erscheinen, daß diese Angabe ihre Richtigkeit hat, so daß dem-
nach hier die erste — wenn auch nur theoretische — Erfindung des Üampf -
Schiffs vorliegt.
Nach einer Angabe von Christian Kramp in „Hindenburgs Archiv der
reinen und angewandten Mathematik*' hat Otto von GuMlcke die Erfindung
der Luftpumpe i. J. 1641 gemacht und das erste Instrument dem Magistrat
von Köln geschenkt. Diese Luftpumpe soll sich 1799 noch in Köln be-
funden haben. Eine einwandfreie Bestätigung dieser Kramp'schen Angabe
liegt nicht vor. (Vgl. 1654 G.)
Athanasius KIrchor gebraucht zuerst das Wort „Elektromagnetismus", selbst-
verständlich in einem sich mit der heutigen Bedeutung des Wortes nicht
deckenden Sinne. Vgl. seine Schrift „Magnes seu de arte magnetica opus
tripartitum", woselbst in Lib. III folgende Bemerkung enthalten ist:
^,'HlexTQOfiaYviJTiafÄog i. e. de magnetismo electri seu electricis attractio-
nibus".
In der „Pharmakopeia Medico-Chymika*' des Johann SchrMor findet sich
die Bemerkung, daß geglühte Granaten in Salzsäure löslich sind: eine der
ersten wichtigen Beobachtungen in der Mineralchemie.
Blaise Pascal erfindet die erste Eechenmaschine zum Eechnen der 4 Spezies.
Ludwig von 81^^ erfindet die Schabkunst, eine Abart des Kupferstichs,
die sich namentlich in England sehr schnell verbreitet; bei ihr werden
aus dem mit dem Granierstrahl aufgerauhten Gnmde der Platte die mehr
oder weniger lichten Stellen herausgeschabt.
Der holländische Seefahrer Abel Jansz Tasman entdeckt Vandiemensland
(jetzt Tasmania genannt), umfährt Australien in weitem Umkreis und stellt
fest, daß Australien tatsächlich ein neuer Kontinent ist, daß aber das hier an-
genommene große Südland nicht existiert. Er entdeckt bei seiner Fahrt
die Westküste Neu- Seelands, an welche sich fortan für lange Zeit die
Phantasie als an das große südliche Festland anklammert.
dMtarmv entdeckt den Amur.
Dnfelc erbaut den Kanal von Dixmünden und Fortknoke nach Ypern.
Die bei Boesynge errichtete Doppelschleuse, bei der es gilt, ein Gefälle von
— 121 —
1648
über 6 m zu überwinden, wird lange Zeit als ein Meisterwerk der Bat
knnst betrachtet.
1643 Georges Fournltr trägt in seinem großen Werke „L' Hydrographie oontenac
la th^orie et la pratique de toutes parties de la navigation** eine groll
Anzahl von Tatsachen zum Aufbau einer wissenschaftlichen Ozeanographi
zusammen.
— Abel Jansz Tasman erblickt zuerst die Fidschünseln. Dieselben werde
i. J. 1773 von Cook wiedergefunden, aber erst i. J. 1827 durch Duinoi
d'Urville ausführlich beschrieben.
— EvangelistaTorrlMlII führt, durchViviani's Erklärung des Luftdrucks (s. 1643 V
angeregt, den Versuch aus, den Luftdruck mit einer Quecksilbersäule t
messen, und gelangt so zur Erfindung des Barometers. Die Bezeichnui
„Barometer** erscheint zuerst in einem anonymen, wahrscheinlich y<
R. Boyle herrührenden Aufsatz in den „Phil. Transactions** von 1665.
— Evangelista TorrlMlII bestimmt den Flächeninhalt der Zykloide und b
schreibt eine von Viviani gefundene Konstruktion der Tangenten an die
Kurve, die auch Hoberval (s. 1639 R.) für sich beansprucht.
— Vincenzo VManl erklärt zuerst aus dem Luftdruck, weshalb es nicht §
lingen will, mit einer Saugepumpe das Wasser höher als nahezu 32 Fuß i
heben. Er schließt, daß der Luftdruck das Wasser nur bis zu einer Hö!
von 32 Fuß = 10,25 m heben kann und deshalb das Quecksilber, das ISVani
schwerer als Wasser ist, nur bis zu einer 13^/2 mal kleineren Höhe, d. i. 1
ungefähr 28 Zoll = 760 mm empor treiben würde.
— Der Holländer Maarten Gerritsz de VriM entdeckt die Ostküste Japai
die Kurilen und Sachalin.
1644 Florimond de BMune in Blois bestimmt die Eigenschaften einer Kurve s
ihrer Gleichung. Er lehrt die Grenzen finden, zwischen denen die reelj
Wurzeln einer Gleichung liegen.
— Renö Dascarttt führt die Entstehung der hervorragendsten Unebenheiten <
Erdoberfläche zuerst auf das Zusammenstürzen innerer Hohlräume zur£
und spricht sich über die Entstehung der Erde im wesentlichen in plu
mstischem Sinne aus. Er spricht in seinen „Principia** von der „Beha
lichkeit des Quantitativen in der mechanischen Aktion** und ist damit <
Vorläufer des Gesetzes von der Erhaltung der Kraft.
— Ren6 DMcarttt begründet die Theorie der Reflexbewegungen, indem
sagt, es würden Impulse von der Peripherie nach dem Zentrum fortgofa
und in letzterem auf motorische Nerven reflektiert. Er betrachtet i
Tierkörper als eine Art Maschine, für welche dieselben Gesetze gül
seien, wie für Arbeitsmaschinen von Menschenhand.
— Johann Baptist van Helmont stellt die festen Bestandteile des Harns dar 1
findet unter ihnen Kochsalz. Er konstatiert das höhere spezifische Gewi
des Fieberhams und erklärt das Entstehen der Harnsteine aus den fee
Bestandteilen des Harns.
— Evangelista Torricalli veröffentlicht ein mathematisches Sammelwerk „0{i
geometrica*', in welchem er die Rektifikation der logarithmischen Spi
angibt und zuerst den Begriff der „einhüllenden Kurve** aufstellt.
1645 Ismael Boalllau spricht, wie Newton angibt, zuerst von einer Anzieh \u
kraft der Sonne, die in umgekehrtem Verhältnis der Entfemnng
nehme.
— FartflnaiNl II. von Toskana erfindet das Kondensationshygrometer, bei welcl
der Feuchtigkeitsgehalt der Luft durch die Verminderung der Tempera
angezeigt wird, die nötig ist, um den atmosphärischen Wasserdampf
der Oberfläche eines polierten Körpers als Tau niederzuschlagen. (S
1820 D.)
— 122 —
1648
Nachdem schon Kepler darauf hingewiesen hatte, daß man das in seinem
Femrohr umgekehrt erscheinende Bild durch Hinznfügung einer dritten
Lmse zwischen Objektiv und Okular wieder aufrichten könne, konstruiert
dG[ Kapuziner Anton Maria SdiyrlaMis de RMIa zuerst ein solches terrestri-
sches Femrohr. Er ist der erste, der die Bezeichnungen Okular und Ob-
jektiv gebraucht.
Francesco FontaiM beobachtet zuerst die Flecken des Mars und veröffent-
licht unter dem Titel „Novae coelestium terrarumque rerum observationes'*
die beiden ersten Marszeichnungen, deren erste im Jahre 1636 gemacht ist,
während die zweite vom 24. August 1638 herrührt. Die zweite Zeichnung
beweist, daß Fontana auch als Entdecker der Phasengestalt des Mars an-
zusehen ist.
Der Kurfürst FiMrIch WIIMm von Brandenburg richtet für die Zwecke
der westfälischen Friedensverhandlungen eine Dragonerpost zwischen Berlin,
Osnabrück und Münster ein. (Vgl. 560 v. Chr.)
Marco Aureho tararino bedient sich bei chirurgischen Operationen zur
An&sthesierung des Operationsgebietes der Kälte, indem er Schnee und
Eis auflegt.
Evangelista Torrlotlll weist nach, daß die Geschwindigkeiten des aus der
Bodenöffnung eines Grefäßes fließenden Wassers sich wie die Quadratwurzeln
aus den entsprechenden Druckhöhen verhalten (TorricelU'sches Theorem).
Buonaventura GavalltrI berechnet die Lage der Brennpunkte aller ver-
schiedenen Formen von Linsen.
Johann Hewallus in Danzig entdeckt die Libration in der Ebene des Mond-
äquators (in Länge) und gibt seine noch jetzt wertvolle Selenographie
heraus. Er liefert eine Nomenklatur der Mondflecken, aus der man auch
heute noch die Bezeichnung „Mare" benutzt.
Jean Piequtt entdeckt die dThyluszlBteme und deren Zusammenhang mit
dem von Eustachio (s. 1564) entdeckten Milchbrustgang und weist nach,
daß dieser seinen Inhalt in die linke Schlüsselbeinvene ergießt, der Ghylus
also vom Darm durch die Ghylusgefäße und Mesenterialdrüsen ins Blut
gelangt.
Angelo Salt kennt die Bestandteile des Salmiaks und die Eigenschaften des
flüssigen Laugensalzes und lehrt die Anwendung des Sublimats in der
Medizin. Er entdeckt das Sauerkleesalz beim Konzentrieren des durch Ei-
weiß geklärten Saftes des Sauerampfers.
Nachdem Moritz Hofmann aus Fürstenwalde schon sechs Jahre zuvor den
Ausführungsgang des Pankreas am Truthahn entdeckt hatte, findet ihn
Georg Wlnung aus Bayern am Menschen.
Simeon Pitintw umfährt das Ostkap von Asien und dringt durch die
Beringstraße bis zum Anadyr vor, wodurch die Trennung der Alten Welt von
der Neuen Welt bewiesen wird. 1898 erhält das Ostkap durch kaiserliche
Verordnung den Namen „Kap Deshnew**.
Johann Rudolf Glautor erwirbt sich große Verdienste um die Darstellung
der Mineralsäuren. Die Salzsäure war bisher immer durch Destillation
des Eisenvitriols mit Kochsalz, die Salpetersäure durch Destillation des-
selben Körpers mit Salpeter erhalten worden. Glauber erkennt, daß die
aus dem Vitriol freiwerdende Schwefelsäure es ist, welche die Austreibimg
der Säure aus Kochsalz und Salpeter bewirkt und versucht nun unmittel-
bar die Schwefelsäure auf diese Salze einwirken zu lassen, wodurch er die
Säuren reiner und stärker als bisher erhält. Die rauchende Salzsäure er-
hält nach ihm den Namen „Spiritus salis Glauberianus*'.
Johann Rudolf Obuitor erhält bei direkter Darstellung von Salzsäure und
Salpetersäure die Salze, welche durch die Verbindung der Schwefelsäure
— 123 —
1648
mit den Alkalien des Kochsalzes und des Salpeters entflteheD. D\
schwefelsaure Natron namentlich zieht seine Aufmerksamkeit anf sie]
seine medizinische Wirksamkeit erscheint ihm so bedeutend, daß er il^
den Namen „Sal mirabile** beilegt.
1648 Johann Rudolf Qlautor stellt zahlreiche Chlormetalle her, indem er di
Metall mit Vitriol und Kochsalz destilliert. So erhält er außer den sch<
bekannten Chloriden, wie Antimonbutter und Spiritus fumans Liba^
(s. 1595) das ätzende Arseniköl und das Chlorzink. Auch stellt er wä
seriges Eisenchlorid durch Lösen von Eisen in Salzsäure und Abdampf^
der Lösung dar.
— Johann Eudolf Glautor erhalt zuerst eine Losimg von salpetriger Säui
durch Reduktion von Salpetersäure mit Arsenigsäureanhydrid. Seine B
obachtung wird 1694 von Kunckel bestätigt.
— Johann Rudolf Qlautor scheint zuerst das Chloräthyl in weingeistig^
Lösung erhalten zu haben. In reinem Zustand stellt es Rouelle 1750 dunj
Destillation von Zinnchlorid mit Weingeist dar. Diese Darstellungsinetho<{
wird vom Marquis de Courtenvaur veröffentlicht, der deswegen öfters a
Entdecker des wasserfreien Chloräthyls genannt wird.
— Athanasius KlrdMr gibt eine Beschreibung des Hörrohrs.
— Jan ito Latt gibt die von Wilhelm Plio und Georg Marcfrav auf ihrer bra«
lianischen Reise gesammelten naturgeschichtlichen Daten heraus, welcl
die spezielle Tierkenntnis wesentlich bereichem.
— Magiottl erfindet den, fälschlich nach Descartes benannten Cartesianiscb«
Taucher.
— Emanuel Malcnan gibt die erste Theorie der Lichtbrechung.
— Der Mediziner Johann Marcus Mard von Kronland sieht zuerst die prismatiscl]
Dispersion des Lichts, ohne jedoch eine Erklärung derselben geben s
können. Nach Grerland und Traumüller hat auch Descartes 1649 die pri^
matischen Farben beobachtet.
— Blaise Paical läßt durch seinen Schwager Parier am 9. September die ers^
barometrische Höhenmessung auf dem Puy de Dome ausführen, -wodurcj
das Vorhandensein des Luftdrucks endgültig bewiesen wird.
— Francesco Redl tritt zuerst gegen die Annahme einer Generatio aequivocl
in den niederen Tierklassen auf, indem er zeigt, daß, wenn man die AI
lagerung der Eier in faiilende Substanzen verhütet, sich in diesen kein
lebenden Wesen entwickeln. Er macht (1664) die ersten methodische
Arbeiten über Schlangengift.
— Jean Rkrian macht den Versuch, die Hautkrankheiten nach ihrer äußtri
Form zu klassifizieren. Auch Thomas Willis macht 1670 einen dahin
gehenden Versuch.
1649 Renö Dascarttt erklärt mit Gilbert (s. 1590) und mit Bacon (s. 1620 B.) dii
Wärme als Bewegimg der Körperteilchen. Je stärker die Vibration dd
Teilchen ist, um so höher steigt die Wärme. Die Bewegung der Himmel»
körper erklärt er durch seine Wirbeltheorie.
— Ren6 Dascarttt wendet das Refraktionsgesetz (s. 1614 S. und 1637 D.) zi^
erst zur Erklärung des Eegenbogens an.
— Nachdem zuerst 1447 in der Memminger Chronik eine fahrradähnliche Fort
bewegungsmaschine (ein Wagen ohn Roß, Rindter und Leutt) erwähn
worden war, baut der Nürnberger Zirkelschmied Johann HMtadi einei
Wagen, der durch die eigene Kraft des Fahrenden getrieben wird, jedool
nur 2000 Schritte in der Stunde zurücklegt.
— Nachdem Franciscus de Pedemontinus die erste Beschreibung der Wandtf*
niere gegeben hatte, gibt Jean Rlolan auf Grund von Sektionen ein voll
ständiges klares anatomisches Bild davon. Im gleichen Jahre weist er al
— 124 —
1650
der Erste beetimmt auf den Znsammenhang des Kropfes mit der Schild-
drüse hin.
Während man in der Artillerie bis dahin die Bomben noch „mit zwei
Feuern" warf, indem zunächst der Zünder des in das Rohr eingesetzten
Geschosses und sogleich darauf die Geschützladung entzündet wurde, lehrt
Kasimir SlmltiMWIci in seiner „Ars magna Artilleriae*' das Bombenwerfen
,,mit einem Feuer**, wobei der Geschoßzünder von der Flamme der Ge-
schützladung gleichzeitig mit in Brand gesetzt wird.
Francis ds le BoS (Sylvius) begründet das chemiatrische System in der
Medizin. £r glaubt an dem ChlorkaUum besondere medizinische Eigen-
schaften zu finden, nach welchen es lange Zeit als Sal febrifugium oder
Digestivum Sylvii bezeichnet wird. Otto Tachenius betrachtet bereits als
Bestandteile dieses Salzes Kali und Salzsäure.
Fran^oifl ds le BoS (Sylvius) findet zuerst Lymphgefäße in der Leber
und gibt die erste Beschreibung von Tuberkeln, deren genetischen Zu-
sammenhang mit Phthisis pulmonaUs er annimmt.
Maria CMiHIa gibt Planetentafeln unter dem Namen „Urania" heraus, die
sich auf Keplers rudolphinische Tafeln (s. 1627 K.) stützen.
Honoratius Fabry untersucht die Erscheinimgen der Capillarität in engen
zylindrischen Röhren und findet, daß die Steighöhen oder Depressionen
einer Flüssigkeit dem Halbmesser der Röhren — gleiches Material der
Rohren vorausgesetzt — umgekehrt proportional sind. Dieser Satz wird
von Gay Lussac (1799) bestätigt. Auch Brunner (1846), £. F. Drains
(1857), BMe (1861) u. a. gelangen zu gleichen Ergebnissen.
Der englische Anatom Francis Gllnoii gibt in seiner Schrift „De rachitide"
die erste erschöpfende, noch heute klassische Darstellung der Rachitis
(englischen Krankheit), die eine Entwicklungsstörung des frühen Kindes -
aHers darstellt und zu eigenartigen Schädigungen des kindlichen Skeletts
führt. Er empfiehlt zu deren Behandlung Gymnastik und Unterstützung» -
Apparate und gelegentlich auch Massage.
Joachim dwaiffm bemängelt zuerst die altherkömmliche Einteilung der
Pflanzen in Bäume und Kräuter als das Wesen nicht treffend und be-
zweifelt wie Redi (s. 1648 R.) die Generatio aequivoca.
Athanasius Klrchsr beschreibt die Aeolsharfe (Anemochord), die aus einem
langen, schmalen Resonanzkasten besteht, auf dem eine Anzahl im Ein-
klang abgestimmter Darmsaiten über zwei niedrige Stege gespannt sind.
Streift ein Luftzug die Saiten, so fangen dieselben an zu tönen. Da das
Prinzip der Aeolsharfe bereits im Altertum bekannt war, kann die Er-
findung nicht dem heiligen Dimstan zugeschrieben werden.
Fran^ois Mamait erfindet die gebrochenen oder Mansardendächer, die aus
eänem steilen unteren und einem flachen oberen Walmdachteil bestehen.
Domenico Panaroll beobachtet zuerst Finnen im Corpus Callosum eines
epileptischen Priesters in Rom; den Namen „Finnen*' führt 1782 Paul
Friedrich Christian Werner ein, der auch die Einstülpung des Kopfes in
die Blase zuerst beobachtet.
PlppMÜMliii konstruiert das erste der Kapselpumpe (vgl. 1593) analoge
Kapaelgebläse mit zwei Drehachsen zur Förderung von Luft und Wasser,
das aus zwei Zahnrädern von je sechs an allen Ecken des Profils ab-
gerundeten Zähnen besteht und die Grundlage aller derartigen Konstruk-
tionen ist.
Nicolas tMion erfindet die sogenannte flächentreue Projektion, die, weil
sie sich in dem Atlas coelestis von Flamsteed 1712 findet, vielfach auch
naeh Flamsteed benannt wird.
Nicolas SMnrait hält im Hotel de Fiacre in der Rue St. Martin in Paris
— 125 —
1660
zuerst Wagen und Pferde zum Vermieten bereit, die von seinem Hauj
den Namen ,,Fiaore** erhalten.
1650 Johann SfMrflnf gibt in seiner erst nach seinem Tode veröffentlicht«
„Zoologia physica'* die erste Andeutung einer richtigen Auffassung v<
der Stellung des Menschen innerhalb des Tierreichs, die später cur Bildui
eines besonderen Naturreichs für denselben führt. (Vgl. indes auch 1501
— Bernhard Vartnlus gibt in seiner „Greographia generalis*' die erste allgemei]
systematische Darstellung des Formenschatzes der Erde. Er klassifizic
zuerst die großen Meere und unterscheidet den Atlantischen, Pazifisch*
und Indischen Ozean, eine Einteilung, die sich allmählich einbürgert.
— Bernhard Vartnlus gibt die erste eingehendere Beschreibung der Win
Verhältnisse auf der Erde.
— Thomas Wharton aus Yorkshire publiziert das erste bedeutende Werk üfc
Drüsen, beschreibt darin die Thymus-, Pankreas- und Submaxillardrv
und entdeckt den Ausführungsgang der letzteren.
1651 Johann Rudolf Qlantor macht die erste chemische Analyse von Meteorstein«
— William Harvty erklärt in seiner Schrift „De generatione anlmalium*\ d
die Theorie der Greneratio aequivoca ein Irrtum sei und jedes leben
Wesen sich aus einem Ei entwickle, welches vom weiblichen Individui
stamme und auf dessen Entwicklung der Same als belebender Reiz einwir!
Der von Harvey aufgestellte Satz „Omne vivum ex ovo" bildet den A
gangspunkt aller seitdem auf entwicklungsgeschichtlichem Grebiete unt
nommenen Forschungen.
— Nathanael ito Hlghinori beschreibt die nach ihm Highmorehöhle genau
Oberkieferhöhle, welche bereits Galen als Sinus maxillaris kannte,
gelingt ihm, viele bis dahin unerklärliche Zahnerkrankungen als 1
krankungen des Antrum Highmori nachzuweisen.
— Giovanni Battista Rlcdoll macht die ersten trigonometrischen Höhenbest
mungen der Wolken.
— Der schwedische Arzt Olaus Rutfbtck entdeckt als Student in Padua
von ihm „seröse Gefäße'* benannten Lymphgefäße des Darms und z«
1652, daß diese Gefäße mit den Chylusgefäßen identisch sind und daß
in den Ductus thoracicus einmünden. Die Bezeichnung Lymphgefäße fC
1653 Thomas BarttioHnus ein.
1652 Lt Qtntfrt begründet die Spalierbaumzucht und macht wichtige Anga
über Unterlage und Reis in der Obstbaumkultur.
— Francis Lotfwick entwickelt in seinem „Groundwork or Foundation laid
the Framing of a new perfect Language" das Programm einer Univei
Sprache, das alle die Eigenschaften in sich vereint, von denen spätere ^
suche (s. 1879 S., 1887 S., 1906 M.) stets nur einen Teil wiedergeben.
— Domenico de Marditttl erkennt zuerst am Herzen und Darm die Fä
keit aktiver Bewegung.
— Isaak Mlnnlus führt zum ersten Male die Durchtrennung des Kopfnickers
Caput obstipum (Schief hals) aus, eine Operation, die 1668 von Mei
Florian in Holland, 1670 von Hendryk van Roonhuyze, 1738 von 1
und dann öfter wiederholt wird.
— Sir Hugh Platt macht zuerst den Vorschlag, den Dampf zum Heizen c
Treibhauses zu verwenden.
1653 Pierre BortI entdeckt die sympathetische Tinte, indem er die Schwäri
der mit essigsaurem Blei gemachten unsichtbaren Schriftzüge durch
Abkochung von Auripigment imd Kalk bewirkt.
— Andrö Lt Ndtrt ist der Schöpfer des französischen Stils in der Garten ki
Er gibt den Gärten das, was ihnen bisher fehlte, die Perspektive,
einfacht die Wasserkünste, hebt darin, wie in der Banmformung, alle Sp
— 126 —
1666
reien auf und bringt Symmetrie in die durch Schnitt hergestellten Lauben-
gange, Hecken und Nischen.
1653 Jean RMui erfaßt zuerst den Gredanken, bei Wassersucht des Herzbeutels
diesen zu öffnen.
— Johann SealMus benutzt für den Verband der unteren Gliedmaßen die
nach ihm benannte Binde, die aus einer beliebigen Anzahl von Streifen
besteht, welche dachziegelartig übereinander gelegt werden, und so lang
sein müssen, daß sie das betreffende Glied l^/g mal umgreifen.
— Der französische Staatsrat M. dt Vteytr erhält von Ludwig XIV. das
Privileg, in Paris eine Stadtpost einzurichten. Hierbei führt er zwecks
freier Beförderung die „Billets de port pay^** ein, welche um die Briefe
hemmgeschlagen oder auf irgend eine andere Weise an denselben befestigt
werden. Sie ähneln den späteren Streifbändern und sind als Vorläufer
der Briefmarken anzusehen. Auch stellt er die ersten Postbriefkasten auf.
1654 Johann Rudolf QlaubMT hat eine annähernd richtige Vorstellung von den
Wirkungen der chemischen Verwandtschaft. Er zeigt, daß die Zersetzung
dee Kochsalzes und Salpeters durch Schwefelsäure sowie die des Salmiaks
durch Kalk oder KaU (s. 1648 G.) darauf beruht, daß der eine Bestand-
teil zu dem Zersetzungsmittel eine größere Verwandtschaft hat (es liebt
und auch von ihm geUebt wird). £r erläutert, wie Schwefelantimon sich
mit Sublimat zersetzt, hat also auch Einsicht von dem Vorgang der dop-
pelten Wahlverwandtschaft.
— Francis GHtton in London bearbeitet die Anatomie und Physiologie der
Leber in hervorragender Weise und erwähnt in seiner Schrift „Anatomia
hepatis" zuerst die nach ihm benannte Glisson' sehe Kapsel.
^ Otto von Gmrteke führt dem Reichstag zu Regensburg sein berühmtes Ex-
periment mit den sogenannten Magdeburger Halbkugeln vor. Diese Halb-
kugeln werden durch eine, mit einem Hahn verschließbare Röhre mit der
Luftpumpe in Verbindung gesetzt. Nachdem die Luft ausgepumpt ist, haften
sie mit solcher Kraft aneinander, daß 16 Pferde kaum imstande sind, den
Druck der Luft zu überwinden, während sie ohne Schwierigkeit ausein-
anderzuziehen sind, sobald durch öffnen des Hahns die Luft wieder ein-
gelassen wird. (Vgl. 1641 G.)
— Otto von Guorleke wird durch seine Versuche bahnbrechend für die Lehre
von der Aerostatik. Die Elastizität der Luft ist seitdem bewiesene Tat-
sache und es ergibt sich der wichtige Schluß, daß die unteren Schich-
ten der Atmosphäre dichter als die oberen sein müssen. Er erkennt auch
die Bedeutung des Wasserdampfes für die Nebel- und Wolkenbildung.
1664 — 88 Der französische Matrose Henri Hamtl, der als Schiffbrüchiger in
Korea gefangen gehalten wird, gibt nach seiner Rückkehr die erste aus-
führliche Kunde von diesem Lande.
i664 Blaise Pascal baut in seiner erst nach seinem Tode i. J. 1665 gedruckten
Schrift „Trait6 du triangle arithm^tique" die Kombinationslehre und
Wahrscheinlichkeitsrechnung weiter aus, und erörtert im besonderen das
nach ihm benannte arithmetische Dreieck, eine Tafel der Binomialkoeffi-
zienten zur Auffindung höherer arithmetischer Reihen und der Kombina-
tionszahlen. Neben Pascal ist namentlich auch Fermat ein Förderer der
Wahrscheinlichkeitsrechnung.
.666 Nachdem schon Anton Platner in Augsburg 1518 die Feuerspritze ver-
bessert hatte, versieht, wie aus einem Briefe von Leibniz an Papin vom
4. Februar 1707 hervorgeht, Johann Hautttch dieselbe wieder mit dem von
Heron (s. 100) erfundenen Windkessel.
~ Christian HuygMS entdeckt den Titan, den größten der acht Satelliten
des Saturn.
— 127 —
1665
1655 Der Jesuit Martin Martlill, der 1651 aus China heimgekehrt ist, publidert
seinen neuen Atlas von China, auf den sich das neuere Wissen von diesem
Reiche gründet. In diesem Atlas erscheint auch zuerst das Bild der
Halbinsel Korea. (VgL auch 1654.)
— John Wallis in Oxford baut die Lehre von den Kegelschnitten unter An-
wendung der von Descartes angegebenen neuen Methode (s. 1637 D.) weiter
aus. VgL seine Schrift ,,Tractatus de sectionibus conicis nova methodo
expositis*'.
1656 Johann Rudolf Glantor r&t in seinem „Miraculum mundi*% den Nieder-
schlag, den kohlensaures Kali in Kupferlösungen bewirkt, statt des seit
alters her bekannten Grünspans zum Malen anzuwenden. Proust zeigl
1799, daß diese grünen Niederschläge, die man bei unvollkommene!
Fällung erhält, basische Salze sind und daß der blaue Niederschlag, dei
bei vollständiger Fällung entsteht, Kupferoxydhydrat ist. Das salpetersaur«
Kupfer scheint Glauber bereits 1648 erhalten zu haben.
— Christian HaysMit erfindet die Pendeluhr. Hat auch, wie aus dem Artikel
unter 1636 G. hervorgeht, schon Galilei den G^anken gehabt, das Pende
bei Uhren anzuwenden, so ist doch, wie jene Notiz ergibt, eine praktisch«
Ausführung dieses Gedankens nicht erfolgt.
— Werner Rolflnk führt an den Leichen zweier im Leben mit Katarakt Be
hafteter den anatomischen Nachweis, daß der graue Staar auf einer Trü
bung der KrystallUnse beruht.
— John Tradeteant bringt die erste Probe von Guttapercha unter dem Namei
„Mazer wood** nach London.
— Jsaak Votsius begründet selbständig die meteorische Quellenlehre durc
den von ihm aufgestellten Satz „Omnia flumina ex collectione aqua
pluviaUs oriri".
1657 Der polnische Feldarzt Janus Abraham a GthMiia macht zuerst bestimml
Vorschläge, imi die Vorbildung, die Leistungen und damit auch dt
Stellung des militärarztlichen Personals zu verbessern. Er tut Schriti
zur Reformierung der bisher mitgeführten Feldapotheken (Feldkästeo
die nicht mehr vom Arzt, sondern vom Staat angeschafft werden soUei
— Wolfgang Höfer gibt in seinem „Hercules medicus** die erste Beschreibu]
des Kretinismus.
— Johannes Hudde fördert die Lehre von den Gleichungen und gibt eil
Methode zur Erkennung der mehrfachen Wurzeln einer Gleichung, <j
nach ihm die „Hudde*sche Regel'* genannt wird. Auch findet er die ei
fachste und übersichtlichste Ableitung der Cardanischen Formel.
^ Christian HuygMt erkennt die wahre Gestalt des Satumringes (s. 1610 G
veröffentlicht jedoch seine Entdeckung, imi weitere Beobachtungen a
zuwarten und sich dennoch die Priorität zu sichern, zunächst nur
folgendem Anagramm: aaaaaaa ccccc d eeeee g h üüüi 1111 mm nnnnnnni
oooo pp q rr 8 ttttt uuuuu, welches, richtig gelesen, heißt: Annulo cj
gitur, tenui, piano, nusquam cohaerente, ad ecUpticam inclinato.
1668 Pierre Fermat fördert die Zahlentheorie durch Aufstellung einer groß
Reihe bemerkenswerter, zum Teil berühmt gewordener Sätze. Hierl
gehört das „Fermat'sche Problem", welches den elementaren Bew
fordert, daß die Gleichung xn + 7° = z» für n > 2 nicht in gani
Zahlen lösbar ist. Fermat behauptet, einen „wahrhaft wunderbaren* • ]
weis zu besitzen; doch ist es bisher nicht gelungen, diesen Beweis \He<l
zufinden. Andere zahientheoretiBche Sätze beziehen sich auf die Polygon
zahlen, die Primzahlen usw.
— Johann Rudolf Glauber beschreibt die Bildung des übrigens schon vorl
bekannten Holzessigs durch trockene Destillation des Holzes.
— 128 —
1660
158 Johann Rudolf Glaubtr wendet zuerst die Sioherheitsröhren als Sicherheits-
Tentile an. Durch Welter (1820), nach dem sie auch benannt werden,
I kommen dieselben in regelmäßigen Gebrauch.
- Der karfürstlioh brandenburgische Ingenieur Johann Gregor Memhard be-
ginnt die Befestigung Berlins nach dem altniederländischen bastionierten
System. Die Festungswerke laufen etwa in der Linie der heutigen Ober-
wall-, Niederwall- und Neuen FriedrichstraOe und bestehen aus 13 durch
Kurtinen verbundenen Bastionen und 5 (später hinzugefügten) Ravelinen.
Die Sturmfreiheit beruht auf einem 45 m breiten nassen Graben.
'" Jan Sufimimriaiii entdeckt die roten Blutkörperchen im Froschblut.
^ Johann Jacob W«|ifir gibt in seiner Schrift über die Apoplexie gute Unter-
BQchungen über das Gefäßsystem des Gehirns und weist zuerst die Ver-
narbnng apoplektischer Himherde nach.
S59 William Brottiick«r, Viscount of Castle Lyons, bringt die Faktorenfolge,
welche John Wallis (s. d. 1668) in seinem berühmten „WaUis'schen Pro-
dukt" zur Darstellung von ti verwendet, in die Form eines unendlichen
Rettenbruchs.
- Oberst Qtülfcant wendet zuerst Steinminen (Erdmörser) an, indem er bei der
Belagerung von Thom schräg in das feste Erdreich eingegrabene röhren-
artige Löcher nach Art eines Geschützes mit Pulver ladet und Steine als
Geschosse daraufsetzt.
KO Robert Boyle, der durch Kaspar Schott's Werk von Guericke's Versuch
(s. 1641 G. und 1664 G.) Kenntnis erhalten hatte, konstruiert mit Robert
Hopkt eine Luftpumpe, die in der Handhabung wesentlich bequemer als
6aericke*8 Pumpe ist. Der Rezipient besteht aus Glas und ist mit einem
abhebbaren Deckel versehen, der gestattet, den Versuchskörper bequem
hineinzubringen.
*• Hermann CMrlnf wird mit seinem „Examen rerum pubUcarum" der
Schöpfer der Statistik, die bis dahin nur ganz oberflächlich von dem
Venetianer Sansovino und dem Franzosen Pierre d'Avity behandelt
worden war.
-" Procope GMtMMU, Limonadier in Paris, stellt zuerst gewerbsmäßig durch
Kältemischungen gefrorene Limonaden und Fruchtsäfte her. Diese
Fabrikation verbreitet sich so schnell, daß sich 1676 eine Innung der
Meister der Kunst „des glaces de fruits et de fleurs" mit 250 Mitgliedern
bfldet. (S. a. 1621 B.)
- John Harrinfton führt die Wasserklosetts aus Frankreich nach England ein.
Doch sind dieselben keine französische Erfindung, und es unterliegt keinem
Zweifel, daß die Wasserklosetts schon im Altertum im Orient in Gebrauch
gewesen sind.
- Blaise Pwal wendet das Prinzip der virtuellen Verschiebungen zum Be-
weis des Satzes an, daß ein an einem Punkte der Oberfläche einer flüssigen
Masse ausgeübter Druck sich gleichmäßig nach allen andern Punkten der
Flüssigkeit verbreitet, wofern diese nicht auszuweichen imstande ist
(Pascal'sches Gesetz).
^ Conrad Victor MmMmr in Wittenberg beweist anatomisch und khnisch,
daß nicht das Gehirn, sondern die Nasenschleimhaut (Membrana Schnei-
den) den Schleim absondert, der in Krankheiten abfließt, und stößt damit
endgültig die Lehre der Alten von den zahlreichen katarrhoischen Krank-
heiten um.
' Nioolaus StMOiils erkennt die Muskeln als die eigentlichen tätigen Be-
wegungBwerkzeuge und findet, daß sie sich bei ihrer Zusammenziehung
selbst verkürzen, eine Erscheinung, die Borelli auf die Elastizität der
Darmstaedter. 9
— 129 —
1660
Muskeln zurückführt, welche unter dem Einfluß der Nerven in TätijB
keit trete.
1660 Thomas Sydenham, der „englische Hippokrates'S faßt zuerst den Credankei
daß die Krankheit eine Folge eines Krankheitsprozesses sei, ein Begri£
den er als erster streng durchführt. Er betrachtet das Fieber als eine
Akt zur Entfernung der Schädlichkeiten, welche Lehre bis gegen End
des 18. Jahrhunderts die herrschende bleibt. „Fieber ist ein Werkzei^
der Natur, durch welches dieselbe die unreinen Teile von den rein«^
sondert.**
— Thomas Sydenham gibt diätetische Anordnungen je nach der Konstitntioi
des Patienten und zeigt, daß eine große Zahl von Erkrankungen lediglioj
durch richtige Lebensweise und verständige Ernährung zum guten End
geführt werden können.
— Thomas Sydenham gibt der Seuchenlehre einen gewaltigen ümschwnnl
durch die Ausbildung des Begriffes epidemischer Konstitution, bei derei
Entstehung kosmische und tellurische Einflüsse, Miasmen, die aus dei
Erdinnem emporsteigen, Unreinigkeiten der Atmosphäre und ähnlich
Faktoren mitspielen.
1661 Die Acadamla del Cimcnto in Florenz macht Versuche über die Zusammen
drückbarkeit des Wassers in Silberkugeln. Die Versuche ergeben zwar kei]
brauchbares Resultat, erweisen aber die Porosität des Silbers.
— Henry Blshop* Generalpächter des englischen Postwesens, führt den Aui
gabestempel für Briefe ein.
— Der englische Naturforscher Robert Boyte stellt im Anschluß an Demokritq
und Gassendi (s. diese) eine Korpusktdartheorie auf, nach welcher all
Körper aus kleinsten Teilchen bestehen. Durch Aneinanderlagerung d«
sich gegenseitig anziehenden Teilchen verschiedener Stoffe kommt die Vei
bindung zustande. Tritt mit einem Körper ein anderer in Wechselwirkung
dessen kleinste Teilchen zu denen eines Komponenten mehr AnziehuBj
haben, als die Komponenten unter sich, so erfolgt Zersetzung.
— Robert Boyle stellt den Begriff der chemischen Elemente auf, als welchi
man Stoffe anzusehen habe, die man nicht weiter zerlegen, aus den<*i
man aber die anderen Stoffe zusammensetzen könne. Ähnliche Ansicbtej
hatte Joachim Jimgius in seinen 1642 erschienenen „Principia corporun
naturalium** ausgesprochen, die jedoch unbeachtet geblieben waren.
— Gegenüber den Alchemisten, welche die Verwandlung von Eisen in Knpfd
annahmen, zeigt Robert Boyle, daß Kupfer aus seinen Lösungen dorrj
Zink und durch Eisen metallisch gefällt wird, und erklärt den Vorgauj
dahin, daß das Auflösungsmittel ein aufgelöstes Metall fallen lasse, un
das die Ausfällung veranlassende Metall aufzunehmen.
— Robert Boyle hebt zuerst ausdrücklich hervor, daß auf die Hervorbringuu.^
von mehr oder weniger regelmäßigen KrystaUen langsame oder sehnelll
Abkühlung der Lösung bedeutenden Einfluß ausübt.
— Die Jesuiten Albert Dorviile und Johannes Gnieber machen einen Zug durci
Tibet, erreichen die Hauptstadt Lhassa und steigen von da über dc^
Himalaja nach Agra hinab.
— Guichard Joseph Du Verney führt die Untersuchungen von Aranzio (s. 1565
über den foetalen Blutkreislauf weiter, findet im Verein mit Casp*
Bartliolinut die nach dem letztern benannten Drüsen (Glandulae Bartho
linianae) und liefert davon eine genaue Beschreibung.
— Johann Heveliut beobachtet 1563 Sterne für die Epochen 1661 und 1701
die nach seinem Tode 1690 in einem Katalog zusammengefaßt werdtfi
der auch 335 südliche Sterne enthält, die Halley auf seiner ExpedlÜdi
nach St. Helena aufgenommen hatte.
— 130 —
1668
1661 Christian HayfMt verwendet zuerst ein abgekürztes Heberbarometer zur
Beurteilung der Luftverdünnung unter dem Kezipienten der Luftpumpe.
(Barometerprobe, Manometer für niedrigen Druck.)
— Marcello RRalpIslil beobachtet zuerst an Lunge und Mesenterium des Frosches
den Capillarkreisiauf. Er setzt den Übergang der Arterien in die Venen
ins richtige Licht und liefert damit die wichtigste Ergänzung zu Harvey's
Entdeckung des großen Blutkreislaufes.
— Marcello Malpislil entdeckt den Bau der Lungen. Das Innere der Lungen
besteht aus Säckchen oder Läppchen, welche mit den Ästen der Luftröhre
und miteinander in Gemeinschaft stehen. Die Bläschen, die mit Gefäß-
netzen umgeben sind, dienen dazu, durch den Druck der in ihnen ent-
haltenen Luft das Blut inniger zu mischen; in die Gefäße selbst scheint
keine Luft überzugehen.
— Giovanni Battista Riedoll stellt eine Berechnung der Größe der Erdoberfläche
an, die er auf seine mit Grimaldi ausgeführte Gradmessung gründet
nnd die 170981012 bononische Quadratmeilen ergibt.
— Der französische Astronom Melchisedec TlMVtiiat erfindet die Röhrenlibelle,
auch Wasserwage oder Niveau genannt. •
1662 Adrian Aumit bemerkt zuerst den Schatten des Saturn auf seinem Ring.
— Liorenzo MHnl untersucht den Bau der Nieren und findet die Ausführungs-
gänge in den Papillen, den „Tubuli BeUiniani". Er erkennt die Zungen-
papillen als Geschmacksorgan und beschreibt deren Verbindimg mit den
Nerven.
— Robert Boyld und Edme Mariott» stellen unabhängig voneinander das
Boyle-Mariotte'sche Gesetz auf: „Der Raum, den eine eingeschlossene
Gasmenge einnimmt, steht im umgekehrten Verhältnis zum Druck'*; oder
„je geringer der Druck, um so größer der Rauminhalt, je größer der
Druck, um so geringer der Rauminhalt." An den Boyle'schen Forschungen
hat Richard Townley einen hervorragenden Anteil.
1662 — 68 Nachdem schon 1568 vom Kurfürsten Joachim II. die Grabung eines
Kanals von der Spree nach der Oder projektiert worden war, läßt der
Große Kurfürst durch Philipp de GhlMe dieses Werk ausführen. Anfangs
bedient man sich bei demselben hölzerner Schleusen, die aber 1699 durch
steinerne Schleusen ersetzt werden.
1662 Jean Baptiste CollMrt vereinigt die bis dahin in Paris zerstreuten Werk-
stätten von Haute- und Basselisse-Weberei in der Teppichfabrik der Nach-
kommen des im 15. Jahrhundert verstorbenen Färbers Jehan Gobelin.
Die Manufaktur erhält nach diesem den Namen „Aux Gobelins", welcher
Name sich auch auf die dort fabrizierten Wandteppiche überträgt.
— Regnier de Qraaff entdeckt die nach ihm benannten Follikel im Eierstock
und stellt fest, daß die Ovarien die Eier erzeugen und reifen lassen und daß
die Eier nach der Befruchtung durch die Tuben in den Uterus gelangen.
— John Oraont in London begründet die medizinische Statistik.
— Marcello Malpifhl erforscht zuerst die Entwicklung des Hühnchens im Ei
mit dem Mikroskop und trägt zur näheren Kenntnis aller Teile des Foetus,
seiner HüUen und seiner Umgebung bei. Er begründet die mikroskopische
Anatomie der Tiere.
— Der Marquis von Malvatia beschreibt in seinen „Ephemerides novissimae
motuum coelestium** das Fadennetzmikrometer, dessen Erfindung Venturi
zufolge von Montanari gemacht sein soll. Es besteht aus einem System
von mehreren feinen und senkrecht einander durchkreuzenden Silberfäden.
1663 Fran^ois de le BoS (Sylvius) weist auf die Alkohol- und Essigsäuregärung
als die Typen der Vorgänge hin, deren Vorkommen er im Verdauungskanal
annimmt. Die Verdauxmg ist ihm ein chemischer Prozeß. Die alkalische
9*
— 131 —
1668
Galle dient dazu, den Speisebrei zu neutralisieren, und ihn in Chylus und
Faeces zu sondern. Zur Bildung des Chylus trägt andrerseits auch der
Pankreassaft bei, dem Sylvius saure Reaktion zuschreibt. Er kennt auch
bereits den Speichel als Verdauungssaft.
1663 Nachdem Albertus Magnus (1260) zuerst das Zusammenschmelzen von
Schwefel mit Alkalien erwähnt und Lahavius (1695) gelegentUcb eine
Vorschrift für die Auflösung des Schwefels in wässerigem AlkaU gegeben
hatte, gibt Eobert Boyld genaue Anweisungen für Bereitung der Schwefel-
leber sowohl durch Auflösung von Schwefel in kochendem wässerigem
als auch in schmelzendem trocknem EalL Er weiß bereits, daß sich
Metalle in Schwefelleber lösen und erwähnt auch die Auflösung des Spieß-
glanzes in derselben sowie die Schwärzung des Silbers durch Sohwefelleber-
lösung. Bei spätem Untersuchungen ergibt sich, daß die Schwefelleber
nicht, wie man früher glaubte, aus Schwefelkalium besteht, sondern ^n
Gremenge von KaUumsupersulfureten und unterschwefligsaureni oder
schwefelsaurem Kali darstellt. (Vgl. auch 1608 B.)
— Robert Boyie spricht in seinen „Experiments and oonsiderations touching
colours" von den Niederschlägen, welche Alaun und Pottasche oder Blei-
essig mit Farben hervorbringen. Der Gebrauch des Alauns, um die Farben
auf Stoffen zu fixieren, war schon lange vorher allgemein bekannt. (S.
a. 624.)
— Robert Boyld bereitet zuerst das Chlorwismut ( Wismut butter) durch Er-
hitzen von Quecksilbersublimat mit Wismut.
— Otto von GuMicke macht elektrische Versuche mit einer Sohwefelkugel, die
in schnelle Rotation versetzt und mit der flachen Hand gerieben wird.
Er sieht, daß sie leichte Körper nicht nur anzieht, sondern, was Gilbert
(s. 1600 G.) noch übersehen hatte, nach einiger Zeit wieder abstößt, und be-
merkt zuerst das elektrische Leuchten der Kugel, aber nicht den elektrischen
Funken.
^ Nicolas Lequln erfindet die elastischen Bruchbänder.
— Giles Persone de Robenral erfindet das G^wichtsaraeometer, welchem Fahren-
heit (1724) einen Teller zum Auflegen der Gewichte hinzufügt. Die heutige
Form erhält das Instrument durch William Nicholson. (S. 1787 N.)
— Hendryk van Roonhuyzt veröffentlicht ein Buch über die Frauenkrank-
heiten, worin er ausführlich den Scheidenprolaps, die Blasenscheidenfistel,
die er zuerst durch Operation (Blasenscheidenfistelnaht) schließt, die
operative Öffnung der Vagina u. a. beschreibt.
— Nicolaus StMionIs weist nach, daß sich das Herz wie ein Muskel verhält
und leitet seine Zusammenziehung von der Kontraktion der Muskeln her.
Er entdeckt den Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse (Ductus Steno-
nianus) und den Ausführungsgang der Tränendrüse.
1664 Robert Boyle beschreibt die Krystalle von wasserhaltigem Kupferchlorid,
welche aus einer Auflösung von Kupfer in Salzsäure sich bilden und in
Weingeist löslich sind, und kennt das Kupferchlorür.
— Da die hygrometrische Methode des Nicolaus de Cusa (s. 1440) sich als
ungenau erweist, bestimmt Folll da PoppI den Feuchtigkeitsgrad der Luft
mit Hufe der Längen Veränderung eines Papierstreifens , der in der Mitte
mit einem Grewicht belastet ist und den er später durch einen Pergament-
streifen ersetzt (Hygrometer).
— Regnier de Graaff sammelt und untersucht den Pankreassaft aus Fisteln.
Die Alkalinität des Saftes finden jedoch erst Tiedemann und Gmelin
(s. 1823 T.), die Speichelähnlichkeit Leuret und Lassaigne.
-— Der englische Arzt Hcnshaw konstruiert den ersten pneumatischen Apparat
in Form einer gemauerten Kammer, in welcher durch von außen wirkende
— 132 —
1666
Blasebälge und Ventile die Luft je nach Belieben verdichtet oder verdünnt
werden kann.
1664 Der Mathematiker Ea«par Schott in Würzburg beschreibt in seinem Werke
„Technica curiosa" eine Taucherglocke. Eine Beschreibung derjenigen
Taucherglocke, mit der i. J. 1665 eine Hebung der Schätze der versunkenen
spanischen Armada versucht wurde, gibt Sinclair 1669 in seiner „Ars nova
et magna gravitatis et levitatis".
— Jacques Labessie de Soteytcl, französischer Stallmeister und Tierarzt, be-
handelt in seinem Werke „V^ritable parfait Mar^chal*' ausführlich die
Krankheiten des Pferdes. Er verwendet Ringe von Blei und Pasten von
Arsenik und Kupfervitriol zu Fontanellen, und greift in die gesamte Tier-
heilkunde vielfach reformatorisch ein. Sein Werk wird in fast sämtliche
Sprachen Europas übersetzt.
— Jacques Labessie de Sotoytcl weist die Übertragbarkeit des Rotzes von Pferd
auf Pferd nach. Die Übertragbarkeit der Krankheit auf den Menschen
wird zuerst eingehend von Schilling (1821) begründet.
— Nicolaus Mnonit untersucht zuerst das Gefäßsystem der Ghoroidea und
erkennt den venösen Charakter der Venae vorticosae.
1665 Giuseppe GampMil macht sich durch die Konstruktion seiner Fernrohre
berühmt. Die Brennweite seiner Objektive, die den vollkommensten
heutigen Erzeugnissen kaum nachstehen, ist so bedeutend, daß die In-
strumente nicht mit Röhren (Tuben) versehen werden können, vielmehr
das Objektiv auf der Spitze eines Mastes befestigt werden muß, während
der Beobachter das Okular in die Hand nimmt. Campani liefert auch die
Gläser, mit denen Giovanni Domenico Cassini seine großen Entdeckungen
macht. Er setzt, zur Vermeidung der sphärischen und chromatischen
Aberration, seine Okulare und Objektive schon aus mehreren Linsen
zusammen. Auch Huygens und Divini zeichnen sich durch den Bau von
Femrohren, deren Brennweite ein erhebliches Vielfaches von ihrer Öffnung
ist, aus. (Luftfemrohre.)
— Francesco Maria Qriimikll ist der erste, der Interferenzerscheinungen be-
obachtet und auf diese hin den Satz ausspricht, daß Licht, zu Licht hinzu-
gefügt, Dimkelheit erzeugen könne. Er beobachtet auch zuerst die Beu-
gungserscheinungen des Lichtes und beschreibt zuerst das durch ein Prisma
erzeugte Sonnenspektrum.
— Robert Nooke entdeckt und erklärt die Farben dünner Blättchen, die er
auf eine Verwirrung der an den Grenzflächen der dünnen Schicht reflek-
tierten Schwingungen zurückführt und erfindet das „Newton'sche Farben-
glas". Er spricht zuerst aus, daß das Licht aus einer schnellen und kurzen,
vibrierenden Bewegung bestehe.
— Robert Nooke konstruiert ein Mikroskop, dessen Okular und Objektiv aus
je einer SammelUnse bestehen, und setzt zwischen diese beiden Linsen nahe
dem Okular eine dritte, das sogenannte KoUektivglas.
— Robert Nooke bemerkt zuerst den Farbenwechsel in der SzintiUation (Fun-
keln) der Sterne.
— Christian Nuysent macht 29 Jahre vor Carlo Renaldini, dem man bisher
diese Idee zuschrieb, den Vorschlag, als Fundamentalpunkte für das Thermo-
meter den Schmelzpimkt des Eises und den Siedepunkt des Wassers zu
benutzen.
— Christian Nuysont beobachtet, daß zwei auf einer gemeinsamen Unterlage
befestigte Pendeluhren nach einiger Zeit gleichen Gang annehmen. Spätere
Untersuchungen über die „sympathetischen Pendeluhren" werden von
Ellicot (1739), Breguet, Laplace, Savart, Poisson und Resal (1873) ge-
macht.
— 133 —
1665
1665 Athanasius KlrdMr gibt die ersten Karten der Meeresströmungen heraus.
— Friedrich Ruysch in Amsterdam untersucht durch künstliche Injektion die
Grefäßverteilung in den verschiedenen Organen des Körpers und fertigt
mit Hilfe seiner Methode eine ausgedehnte Sammlung anatomischer Prä-
parate an.
— Nicolaus StMionit entdeckt die Ohrenschmalzdrüsen.
— Der dänische Mathematiker Thomas WalfMMtelii erfindet die Latema magica
tmd die Projektionskunst (s. Prometheus 1904 S. 314). Athanasius Kircher
kann somit nicht mehr als der Erfinder gelten, indem er erst in der 1671
erschienenen zweiten Auflage seiner „Ars magna lucis et umbrae" eine
überdies z. T. unklare Beschreibung der Latema magica gibt.
— Der Prämonstratensermönch Johann Zahn beschreibt zuerst eine trans-
portable Camera obscura. Seine Camera besitzt in Röhren gefaßte Linsen.
£r berücksichtigt den Einfluß der Brennweiten seiner Sammellinsen auf
Bildgröße und Bildabstand. Er verwendet auch einen schräg gestellten
Umkehrungsspiegel.
1666 Der Ingenieur Fran^ois Andriony baut auf Kosten von Pierre Paul Biquet
den Canal du Midi (Languedoc- Kanal), der den Atlantischen Ozean mit
dem MitteUändischen Meere verbindet, 20 m breit, 239,5 km lang ist
imd 100 Schleusen und über 100 Brücken hat. Für diesen Kanal wird
von 1679—1681 der Malpas-Tunnel als erster Tunnel mit Sprengarbeit aus-
geführt, der bei einer Breite von 6,9 m und einer Höhe von 8,4 m eine
Länge von 157 m hat.
— Der englische Eektor John Btal macht die ersten Beobachtungen über
die täglichen Barometerschwankungen.
— Giovanni Alfonso Bortill spricht zuerst den Gedanken einer parabolischen
Form der Kometenbahn aus. Er erfindet den Heliostat, der den Zweck
hat, ein Strahlenbündel Lichtes unveränderlich in einer gewissen Richtung
zu reflektieren und dessen Erfindung mit Unrecht W. J. s' Gravesande zu-
geschrieben wird.
— Das Germaiüsche Muteum in Nürnberg bewahrt das älteste bekannte ein-
farbige Buntpapier, das handschriftlich die Jahreszahl 1666 trägt, von
braunroter Farbe ist und deutlich das Auftragen der Farbeflüssigkeit mit
dem Pinsel erkennen läßt. Es ist aber nach älteren Bezeptbüohem anzu-
nehmen, daß solches Papier bereits im 15. Jahrhundert angefertigt wurde.
— Jean de La Qulntinye betont die Wichtigkeit des Veredeins der Obstbäume
imd verbreitet die Kunst des Pfropfens und Okulierens in weiteren Kreisen.
— Gottfried Wilhelm von LMnli erörtert in seinem Werke „De arte combina-
toria" neben einer pasigraphischen, nur für wissenschaftliche Zwecke ge-
eigneten BegriffsBchrift (s. 1500 Trithemius) auch eine auf der Lautsprache
beruhende, für den bürgerlichen Gebrauch verwendbare Universalsprache.
(VgL auch 1652 L.)
— Der französische Chemiker Nicolas LMntry schlägt vor, zur Darstellung
der Schwefelsäure Schwefel mit Salpeter gemischt in einer feuchten Flasche
zu verbrennen.
— Richard Low«r, der vorher schon an Hunden mit Bier-, Wein- und Milch-
infusionen experimentiert hat, führt die nachweislich erste direkte Trans-
fusion an Tieren aus, indem er das Blut aus der Arteria cervicalis eines
Hundes in die Vena jugularis eines andereren, dem vorher bis zu gänz-
licher Ermattung Blut abgeimpft war, leitet. (S. 1615 L.)
— Heinrich Meibom beschreibt die Augenliddrüsen, die nach ihm die Meibom-
schen Drüsen genannt werden.
— Isaac Newton stellt zur Erklärung der optischen Erscheinungen die so-
genannte EmiBsions- oder Emanationstheorie des Lichtes auf, wonach das
— 134 —
1667
Licht aufi sehr kleinen, mit ungeheurer Geschwindigkeit von den leuch-
tenden Körpern fortgeschleuderten Teilchen der lichtkörperchen bestehen
sollte.
1666 Isaac Ntwton stellt, von der fimanationstheorie ausgehend, als erster ein
Maß für die lichtbrechende Kraft der Stoffe auf in dem Ausdruck n^— 1 : d,
wo n' das Quadrat des Brechungsindex und d die Dichte des Körpers be-
deutet. Er nennt die lichtbreohende Kraft „Absolute refractive power".
— Isaac NewtMl findet durch Rechnung die Größe der Abplattung der £rde
— Otto TacbMius empfiehlt als das reinste kohlensaure Ammoniak (flüchtiges
Laugensalz) das aus Salmiak mit kohlensaurem Kali bereitete. Die Dar-
stellung aus Blut oder Urin mit einem Zusatz von Pottasche erwähnt
Mayow 1669.
— Otto TadiMlus erweitert die Kenntnisse in der chemischen Analyse mehr
als irgend einer seiner Vorgänger und macht darauf aufmerksam, daß
der wesentliche Charakter einer Säure darin bestehe, daß sie sich mit
Alkalien zu Salzen verbinde, daß die Benennung „Salz" also auf die Ver-
bindung von Säuren und Alkalien zu beschränken sei.
^ Isaac VoMiiit ermittelt die Depression des Quecksilbers in sorgfältig ge-
reinigten CapiUarröhrchen.
1667 Adrien AuiNit verbessert das von Malvasia angegebene Fadennetzmikro-
meter, indem er dasselbe mit der von Gascoigne für Mikrometerzwecke
zuerst benutzten Schraube versieht, die gestattet, die auf einem Rahmen
befestigten Fäden beliebig zu verschieben.
^ Robert Boyle vertieft die analytische Untersuchung der Substanzen auf
nassem Wege. Er benutzt zum Nachweis von Schwefelsäure und Salzsäure
die Lösung von Kalk- und Silbersalzen und macht systematische Unter-
suchungen über die Reaktion der Galläpfel und anderer pflanzlicher Stoffe
auf die Lösimgen der Vitriole. Diese Untersuchungen bilden die Grund-
lage der Tintenchemie. £r charakterisiert die Säuren noch genauer als
Tachenius nach ihrer auflösenden Kraft, die sie auf verschiedene Sub-
stanzen üben und dadurch, daß sie die Farben vieler Pflanzen in andere
Farben umwandeln und die durch Alkalien veränderten Pflanzenfarben
wieder herstellen. Er wird hiermit der Entdecker der Farbindikatoren
und schafft dadurch die Vorbedingungen für die Alkalimetrie. Er schüdert
namentlich das Verhalten von Blauholz, Femambuk, Cochenille, Cur-
cuma, Veilchensirup, welch letzterer durch Säuren gerötet und durch
Alkalien grün gefärbt wird.
— Robert Boylf veröffentlicht ausführliche Versuchsreihen von Kältemischun-
gen. Er erwähnt, daß die Vermischung von Schwefelsäure, Salzsäure und
besonders Salpetersäure mit Schnee Kälte erzeugt und daß Salmiak, in
Wasser gelöst, dieselbe Erscheinung hervorruft. Er gibt die richtige Er-
klärung, daß das Auftreten der Kälte darauf beruhe, daß die Salze den
Aggregatzustand des Eises und Schnees ändern, indem sie Schmelzung be-
wirken. (S. a. 1550.)
— Giovanni Domenico Gattlnl berechnet auf Grund der Beobachtung einiger
Flecke auf der Oberfläche der Venus eine Rotation dieses Planeten, die
er zu 23 — 24 Stunden findet.
^ Jean Miiit und Eminerez führen am 14. Juni die erste direkte Bluttrans-
fusion mit Überleitung von Lammsblut an einem entkräfteten Menschen
durch, dessen Kräftezustand sich sichtlich gehoben haben soll. (S. 1666 L.)
— Robert Nooke äußert in seiner „Mikrographie" klare Anschauungen über
das Wesen der Wärme: „Die Wärme ist nichts weiter, als eine sehr
lebhafte und heftige Bewegung der Körpermoleküle.'' Ebenso urteilt er
— 135 —
1667
ziemlich klar über die Materie und die Bewegung, von denen er sagt
„Sie sind, was sie sind, Mächte, geschaffen vom Allm&ohtigen, zu sein
was sie sind und zu wirken, wie sie tun, welche unveränderlich sind m
G-anzen, weder sich vermehren, noch sich vermindern.*'
1667 Robert Nooke konstruiert zuerst das Pendel-Anemometer, welches durr|
den Winkelausschlag einer dem Winde senkrecht entgegenstehenden pen
delnd aufgehängten Tafel die relative Windstärke zu messen gestatte!
Von manchen Seiten wird diese Erfindung Christopher Wren oder aucl
Rooke zugeschrieben.
— Robert Nooke beobachtet mit dem Mikroskop den zelligen Bau der Pflanze
und gebraucht zuerst den Ausdruck „Zelle**.
— Robert Nooke gibt zuerst die Idee an, die menschliche Stimme durch eint^
straff gespannten Faden auf entferntere Strecken zu übertragen.
— Christian Nuygent beweist die Tatsache, daß sich das Wasser beim Gi
frieren ausdehnt und daß die Kraft, mit der sich das Wasser beim G^
frieren auszudehnen bestrebt ist, sehr beträchtlich ist, dadurch, daß «
ein eisernes mit Wasser gefülltes Geschützrohr durch die Kraft des frieret
den Wassers sprengt. (S. 1635 A.)
— Gottfried Wilhelm von Lelbnli erfindet eine Rechenmaschine, welche di
Pascal'sche (s. 1642 P.) an Leistungsfähigkeit noch übertrifft.
— Walter Needham tritt in seiner „Disquisitio de formato foetu** zuerst daf^
ein, daß der Foetus nicht durch die lymphatischen Grefäße, sondern durcj
die Placenta ernährt werde.
— Karl RayfOTi Physikus der Stadt Preßburg, macht in einem forensisch«^
Fall die erste praktische Anwendung von der Galen'sohen Lungenschwimtzi
probe, die beim Verdacht eines Kindsmords aus dem Schwimmen od<
Niedersinken der Liinge im Wasser dartun soll, ob das Kind nach d^
Geburt Luft geatmet hat oder nicht. Der zweite praktische Versuch wir
1682 von Johann Schreyer in Zeitz gemacht.
— Nicolaus StMioiils weist auf das Vorkommen von Eiern in den immer nocj
als Testes bezeichneten weiblichen Geschlechtsdrüsen der viviparen Tier
und auf deren Analogie mit den Ovarien der eierlegenden Tiere hin.
— Richard Townley konstruiert die erste bekannte Teilmaschine.
-^ Thomas Willis erforscht den Bau des Gehirns und entdeckt den nach ihm U
nannten „Circulus** der Himarterien. Er beschreibt den Nervus aoceesohij
und den Nervus laryngeus superior und die Funktion des Kehlkopfes. Da
schon von Aretaeus gekannte Bronchialasthma erklärt er als Bronchiai
krampf. Er versucht die Himfunktionen zu trennen und sie verschieden^
Himteilen zuzuschreiben, womit er ein Vorläufer der Lokalisation wird.
1668 Unter Benutzung der von Desargues gegebenen Anregimgen begründe
Bosse die räumliche oder Reliefperspektive, die für den Bildhauer dij
leistet, was für den Maler die gewöhnliche Perspektive bietet. Eine weite«
Ausbildung erfährt die Reliefperspektive durch Petitot (1758) und J. i
Breysig (1798).
— William Brouncker, Viscount of Castle Lyons, fördert die Reihenlehre dtm
seine Abhandlung „The squaring of the Hyperbola by an infinite smi
of rational numbers**. Er gibt zuerst eine Quadratur der Hyperbel durd
Reihen ( Broun cker'sche Reihen.)
— Eustachio Dhflnl verbessert das zusammengesetzte Mikroskop, indem i
dasselbe mit einem aus zwei plankonvexen Linsen bestehenden Okular vei
sieht, welches die Gegenstände flach anstatt gekrümmt sehen läßt, d. )
die sphärische Aberration vermindert.
— Denis Dodart spricht sich über die Mittel, die Eigenschaften einer Pflani
zu entdecken, aus. Er empfiehlt in erster Linie die Prüfung der Dekokf
— 136 —
I 1669
mit Eisenvitriol und Bleiweiß, in zweiter Linie die Klärung und Ein-
dampfung der Säfte. (S. a. 1647 Sala.) Er wendet vielfach auch noch die
Pyroanalyse an, gegen welche als unzweckmäßig schon Robert Boyle 1661
zvL Feld gezogen war.
1668 Edxne M«rl«tto entdeckt gelegentlich seiner Studien über den Gesichtssinn
den blinden Fleck der Netzhaut (Mariotte*scher Fleck). (S. a. 1852 L.)
— Fran^ois ManrtoMUi gibt ein ausführliches Buch über Geburtshilfe heraus,
das namentlich auf technischem Gebiete einen großen Fortschritt bedeutet.
Er erörtert dann u. a. die Herkimft des Fruchtwassers, die Bildung der
Milch in den Brüsten, die Tubengravidität, das Puerperalfieber.
— John Wallis in Oxford ermittelt die Stoßgesetze völlig unelastischer Kör-
per und tut in seiner Methode der Quadration den ersten Schritt zur Inte-
gralrechnung. Er unterscheidet zuerst Potenzen mit gebrochenen und
negativen Exponenten.
1669 Erasmus Bartiiollnin entdeckt, daß ein Lichtstrahl, wenn er durch isländischen
Doppelspat geht, in zwei Strahlenbündel zerlegt wird. (Doppelbrechung
des Lichts.)
— Johann Joachim BmImt hebt in seiner ,,Phy8ica subterranea'* als erster die
chemischen Kennzeichen der Mineralien hervor.
— Brantf entdeckt den Phosphor und stellt ihn aus Harn dar.
— Christian Hiiygtiit gibt in seiner Abhandlung „De motu corporum ex per-
eussione*' die Gesetze für den Stoß elastischer Körper.
— Richard Lowar schildert in seinem „Tractatus de corde" genau die Muskel-
fasern des Herzens und deren Bestimmung, leitet die Bewegung des Herzens
vom Einfluß der Nerven her xmd gibt an, daß dasselbe Blut fast dreizehn -
mal in einer Stunde durch das Herz hindurchgehe. Er führt die helle
Farbe des arteriellen Blutes auf dessen Mischung mit Luft zurück.
— John Mayow ermittelt als erster das spezifische Gewicht eines künstlich
dargestellten Gases, indem er von dem Rückstand der atmosphärischen
Luft, die zur Unterhaltimg der Verbrennung gedient hat, soweit er von
Wasser nicht aufgenommen wird, angibt, er sei etwas leichter als ge-
meine Luft.
^- John Mayvw zeigt durch das Experiment, daß bei der Verbrennung wie
beim Atmen das Volum der Luft vermindert wird und betrachtet das
Atmen als einen dem Verbrennen ähnlichen Prozeß; die Entstehimg der
Blntwärme betrachtet er als auf einer Gärung beruhend. Die Substanz,
die aus der Luft hinweg genommen wird, bezeichnet er als eine salpetrige
(Particulae nitro-aereae).
— Isaac NewtMl veröffentlicht seine Abhandlung „De analysi per aequationes
numero terminorum infinitas^S deren wesentlichen Inhalt der binomische
Lehrsatz bei beliebiger Annahme des Exponenten und die Auflösung von
Gleichungen bildet.
1669 — 70 Die durch Jean PIcanI zwischen Sourdan* bei Amiens und Malvoisine
bei Paris durchgeführte Gradmessung, bei welcher zum ersten Maie das
Femrohr mit Fadenkreuz (s. 1662 M. und 1667 Auzout) Anwendung findet,
wird dadurch bedeutungsvoll, daß sie Newton in den Stand setzt, sein
Gravitationsgesetz als richtig zu erkennen.
1669 Nicolaus StMonlt begründet mit seiner Schrift „De solide intra soUdum
naturahter contento'* die Krystallographie und die Stratigraphie (Lehre
von den Erdschichten) und gibt eine Theorie von der Entstehung der Erde,
die ihn als Begründer des Neptunismus erscheinen läßt. Er stellt am
Bergkrystall die Konstanz der Kanten winkel der Krystalle fest, eine Be-
obachtung, die nach Q. Sella schon 1540 Biringuccio am Pyrit gemacht
haben soll.
- 137 —
1669
1669 Jan Swammortan macht bahnbrechende Untersuchungen über den Bau uifi
die Entwicklung der Bienen und die Fortpflanzung und Verwandlung ä\
Insekten überhaupt und stellt, indem er die bis dahin bestehende Ansicl
von der Urzeugung niederer Tiere beseitigt, die Theorie auf, daß die En
stehung der Wesen eine Enthüllung (Evolution) ihrer schon vorhanden^
Keime sei.
1670 Der Landwirt von AmMüi in Paddern in Kurland konstruiert eine Muh]
die das Gretreide durch einen runden Boden den durch Wasser angetrieben^
Flegeln zuführt, wobei das Dreschgut auch ausgesiebt wird (DreschmasebiiK
— Nachdem das Lötrohr zuerst um das Jahr 40 und danach in den B
richten der Academia del Cimento zu Florenz (1660) flüchtig erwähi
worden war, benutzt Erasmus Barthollnut das Lötrohr zuerst zu Zwecke
der Mineralchemie.
— Nachdem bis dahin der Glaube verbreitet gewesen war, daß die im Was*
lebenden Tiere anstatt Luft Wasser atmen, zeigt zuerst Robert B«ylf, di
Luft auch für das Leben der Wassertiere erforderlich sei.
— Thomas Haie in Deptford baut die erste Walzmaschine zur Herstellung v<
Bleiplatten. Bis dahin waren die Bleiplatten lediglich gegossen worde]
— Hobbet und Montanarl erklären gleichzeitig das Zerspringen der Glasträn«
beim Ritzen aus den Spannungsverhältnissen. Die Ansicht, daß Asmadl
die Tränen resp. die Bologneser Fläschchen 1716 erfunden habe, kaH
demgegenüber und weü nach dem Bremer Rektor Schulenburg dieselbe
in mecklenburgischen Glashütten schon um 1625 bekannt waren, nie]
aufrecht erhalten werden.
— Robert Nooke konstruiert den ersten selbstregistrierenden Regenmesser. Unt^
den später konstruierten derartigen Apparaten (Ombrographen) findet di
von Hottinger die weiteste Verbreitung. (S. a. 1639 C.)
— Francesco Lana bildet eine fliegende Barke ab, die durch (luftleer gemachte I
metallene Kugeln getragen wird.
— Marcello Malplghl entdeckt die Malpighi'schen Körperchen der Milz, d^
Malpighi'sche Netz (Rete Malpighii) und die Malpighi'schen Knäuel in d<
Niere.
— Marcello Malpighi entdeckt, unabhängig von Robert Hooke, die Pflanze^
Zellen, die er ütriculi nennt und findet, daß die Blätter diejenigen Organ
sind, welche die Nahrung der Pflanzen bereiten. (Vgl. 1667 H.)
— Samuel MorUuid erfindet das Sprachrohr, das eine Anwendung der Reflexion^
gesetze des SchaUs darstellt. Er bringt dasselbe zur Nachrichtenübe^
mittelung auf weite Entfernungen, namentlich im Schiffsdienste, zur Ae
Wendung.
— Der französische Theologe Gabriel Mouton äußert zuerst die Idee eini
natürlichen Grund maßes. Er will als solches die Minute eines Meridiaz
grades annehmen und dieselbe „Mille" nennen.
— Isaac Newton zerlegt durch ein Glasprisma das Sonnenlicht in seine farbige
Bestandteile und weist nach, daß Lichtstrahlen von verschiedener Farl^
verschieden brechbar und die prismatischen Farben wirklich einfacl^
Farben sind (Dispersion des Lichts). 1
— Der Töpfer Paimer in Burslem erfindet das „Salzen", ein Verfahren m
Glasieren des Steinzeugs, das darin besteht, daß man während des Brand«!
namentlich am Ende desselben, Salz in die Feuerung wirft.
— Jean PIcanI entdeckt, daß alle Pendeluhren im Sommer, wegen der Vd
längenmg des Pendels durch die Wärme, langsamer, im Winter, wegw
der Verkürzung des Pendels durch die Kälte, schneller gehen.
— Giovanni Batrista Riccioii berechnet zuerst aus der Breite, der mittler*
Tiefe und der Geschwindigkeit eines Stromes dessen WasserfüUe.
— 138 —
1678
00 Gfles Persone dt RoNrval erfindet die Roberval'sche obersohalige Wage.
• Hemrioh Miwankhinlt (oder Schwanhard) in Nürnberg erfindet die Glas-
fttzung mit FluOspat und Schwefelsäure.
Der sizilianiRche Maler Agoetino Mihi weist an einer Reihe von Beispielen
die nahe Übereinstimmung fossiler Grebilde mit TeUen lebender Tiere nach
und tritt entschieden dafür ein, daß sie wirkhche Reste von Tieren seien,
die einst gelebt haben.
Jan SwamiMTdam entdeckt den Muskelton.
Thomas Wlillt spricht in seiner Abhandlung „De medioamentorum opera-
tionibus" zuerst klar aus, daß der diabetische Harn von wunderbarer Süßig-
keit, gleichsam wie von Honig oder Zucker durchtränkt sei, doch schreibt
er den süßen Geschmack einer „Veränderung der Salze" zu.
Nachdem schon Brunfels und Bauhin wahrgenommen hatten, daß aus
dem Ameisenhaufen ein saurer Dunst aufsteige, der Pflanzenfarben röte,
gewinnt zuerst John Wniy die Ameisensäure durch Destillation und ver-
gleicht dieselbe mit der Essigsäure.
(71 Giovanni Domenico Cattlni entdeckt im Oktober den achten Satelliten des v
Saturn, der den Namen Japetus erhält.
— Athanasius Klrcbtr sucht die Ursache der meisten Krankheiten, insbesdndere
der Pest, in mikroskopischen Organismen der Luft.
— Isaac NtwtiNi schreibt seine Abhandlung „Methodus fluxionum", die später
von John Colson in englischer Übersetzung herausgegeben wird. Die
Fluxiönsrechnung ist nichts anderes, als die von Leibniz (s. 1676 L.)
selbständig erfundene Differentialrechnung. Newton hat diese Methode im
Wesentlichen nur für seine eigenen Rechnungen entwickelt, während erst
Leibniz sie der Allgemeinheit zugänglich macht.
— Nachdem Zucchius 1608 den Vorschlag gemacht hatte, Hohlspiegel als
Femrohrobjektive zu verwenden und Mersenne 1639, Gregory 1661 Instru-
mente verfertigt hatten, die aber wegen der verwendeten parabolischen
Spiegel keinen Erfolg hatten, gelingt es Isaac Ntwton, durch Anwendung
eines sphärischen Spiegels das erste brauchbare Spiegelteleskop zu kon-
struieren.
— Thomas Willlt betrachtet, wie John Mayow, das Atmen und die Verbren-
nung als gleiche Prozesse, erklärt aber die Entstehung der Blutwärme als
von der Verbrennung herrührend. Auch er betrachtet den Bestandteil
der Luft, der die Verbrennung unterhält, als „Particulae nitrosae". Ähnliche
Ansichten äußert 1680 Robert Boyle, der indes davon spricht, daß es
nicht nachgewiesen sei, daß jener Bestandteil der Luft salpeterartig ist.
— Jan de Witt, Ratspensionär von Holland, wendet zuerst die Wahrschein-
lichkeitsrechnung auf die Berechnung der Lebensrente an. Vgl. seine
Schiift „Waerdye van lyfrenten nar proportie van los-renten*'.
S72 Andr^ äiarles BiMlIt wird durch seine musivischen Arbeiten mit farbigen
Hölzern, die er in die Möbel einlegt und mit Bronzen umgibt, der Be-
gründer einer neuen Richtung in der Möbeltischlerei (Boulle- Möbel).
— Robert Boyle beobachtet die Erystallisation des Wismuts aus dem
Schmelzflusse.
— Giovanni Domenico Cattlni entdeckt am 23. Dezember den fünften Satelliten
des Saturn, der den Namen Rhea erhält.
— Francis QiltMNi in London lehrt in seiner Schrift „Tractatus de natura
substantiae energetica" die Irritabilität der belebten tierischen und pflanz-
lichen Gewebe, d. h. deren Fähigkeit, auf Reize zu reagieren. Glisson
schafft damit wichtige Grundlagen für das von Brown (s. 1780 B.) auf-
gestellte physiologische System. (S. auch 1757 H.) Er stellt experimentell
fest, daß sich das Volumen des Muskels bei der Kontraktion nicht ändert.
— 139 —
1672
1672 Otto von Gutrkke erwähnt zuerst die farbigen Schatten, eine Kontra
erscheinung, die z. B. auftritt, wenn ein Gegenstand von gelbem Lamp
licht und Yon Mondlicht gleichzeitig beleuchtet wird.
— Jan van der Heydt in Amsterdam erfindet den genähten Segeltuchsoblau
der als Druck- und Baugeschlauch für Feuerspritzen dient. Erst sp^
entwickelt sich hieraus der genähte, dann der genietete Lederschlauch, weii
hin die gewirkten Hanfschläuche ohne Naht und endlich die Hanfschläui
mit Gummieinlage.
— Christian Hnygont schlägt als Längenmaßeinheit ein Drittel des Sekundi
pendeis unter dem Namen „Pes horarius*' vor, wobei er die Länge \
Sekundenpendels damals noch (vgl. dagegen 1673 H.) unter allen Breil
für gleich hält. (S. auch 1749 B.)
— Lo Gras führt die von Wilhelm Piso 1648 zuerst als ein in Brasilien |
bräuchliches Mittel erwähnte Ipecacuanha (Ruhrwurzel) in die Medizin <
— Gottfried Wilhelm von Loltalz entdeckt an einer ihm von Otto von Gueri^
zugeschickten Schwefelkugel den elektrischen Funken. Diese Entdeckt]
ist also nicht Hawksbee zuzuschreiben, wie dies vielfach geschieht.
— Isaac Nowton schlägt das mit einem Spiegel als Objektiv ausgerüstete k4
dioptrische Mikroskop vor, das später yon Barker, Brewster, Amid xx.
vervollkommnet wird, heute aber nur noch historischen Wert besitzt
— Nach den Plänen des Holländers Rannokon wird in den Jahren 1672— M
in Marly bei Paris für die Gärten von Versailles eine WasserleituDg«anlj
geschaffen, welche zu den größten Leistungen auf diesem Gebiet geh<l
Das Hochreservoir liegt 163 m über dem Spiegel der Seine und 5 I
davon entfernt. Zum Betrieb sind 14 Wasserräder und 250 Saug* U
Druckpumpen erforderlich. Hier werden auch zum ersten Male gußeiaej
Flanschenröhren verwendet. Von anderer Seite wird die Erfindung i
gußeiBernen Flanschenröhren David Zeltner in Nürnberg zugeschrieben.
— Jean Rlchor entdeckt, daß ein in Paris genau eingestelltes Sekundenpen«
in Cayenne merklich langsamer schwingt. Er muß dasselbe um V4 Lini
verkürzen, um den richtigen Gang wieder herzustellen.
— Pierre Sficnetto entdeckt das „Seignettesalz", Ealiumnatrium-Tartrat, als
zuf&Uig Soda statt Pottasche zur Neutralisation von Weinsäure benutj
Er verwertet das Salz als mildes Laxans.
— Francis Willoughby macht umfangreiche Arbeiten über die Naturgeschict
der Vögel imd der Fische, die nach seinem Tode in den Jahren 1675 hi
1686 von John Ray veröffentlicht werden.
1673 Olaus Borrldiiiis führt das isländische Moos, welches in Island und Layj
land als Nahrungsmittel bekannt war, als Arzneimitte) ein.
— Johann Hovoliin verbessert den Azimutalquadranten (s. 1576), indem er (
vorher mit der Hand ausgeführten Einstellungen durch Mikromet^
schrauben und Schnurzüge bewirkt. Sein Azimutalkreis hat 4 Fuß. s«
Quadrant 5 Fuß Radius und beide sind unmittelbar in Minuten eingeta
während Transversalen ermöglichen, noch kleinere Teüe bis zu 5 Sek und
abzuschätzen.
— Christian Huygont stellt den Satz auf, daß die Summe der Produkt« d
Massen und der Quadrate der von ihnen erreichten Greschwindigk««
dieselben bleiben, die Massen mögen sich verbunden fortbewegen od
getrennt dieselbe Bewegung ausführen.
^ Christian Huygont begründet die Theorie der Zentrifugalkraft und liefe
den Beweis, daß die Zentrifugalkraft wie das Quadrat der Gesohwindj
keit zunimmt und in dem Verhältnis kleiner wird, wie der Radii
zunimmt.
— Christian Huygont bestimmt durch Pendelbeobachtungen die Größe d<
— 140 —
1674
^ BeBchleunigimg für den freien Fall und stellt fest, daß der Geftchwindig-
' keitazuwaohs mnd 10 m in der Sekunde beträgt, so daß ein Körper nach
Ablauf der 1., 2., 3. usw. Sekunde eine Geschwindigkeit von rund 10,
I 20, 30 usw. Metern besitzt.
V3 Christian Hiij^iiit löst die von Mersenne gestellte Aufgabe über den
Schwingungsmittelpunkt des zusammengesetzten Pendels, entwickelt ^die
Theorie des Pendels, insbesondere die Abweichungen vom Gahlei'schen
Pendelgesetz, entdeckt die wahre Gestalt der Kettenhnie und behandelt
die Eigenschaften der Zykloide und die Lehre von den Evoluten.
^ Christian Hiiygtiit erklärt die Beobachtung des Astronomen RielMr (s. 1672),
daß das Sekundenpendel in Cayenne sich langsamer bewegt als in Paris,
durch die Abnahme der Schwere von den Polen nach dem Aequator, die
davon herrühre, daß die Erde nicht eine reine Kugel, sondern ein an den
Polen abgeplattetes Rotationssphäroid sei.
f3 — 87 Robert La 8all0 erforscht das Stromgebiet des Mississippi, sowie die
Gebiete des lUinois und des Ohio. (Vgl. 1523 und 1539.)
IZ Antony LMiiwtnboek entdeckt die roten Blutkörperchen beim Menschen.
Er macht seine Beobachtungen mit einem einfachen Mikroskop, das von
ihm s^bst geschliffene Linsen enthält und mit welchem er nur in durch-
fallendem Licht beobachten kann. Ähnliche durch vorzügliche Arbeit aus-
gezeichnete einfache Mikroskope stellt insbesondere Jan van Musschen-
broek her.
' ■ar^Mlto und Mlltt fahren am 17. Juni vom Obern See aus den Missis-
sippi abwärts, wobei sie den Missouri entdecken.
' Der Pater Ignatius Gaston Pardits macht zuerst den Versuch, den Wider-
stand, den ein Schiff im Wasser zu überwinden hat, rechnerisch fest-
zustellen und die Lehren der Hydrostatik auf den Schiffbau anzuwenden.
Der franzosiBche Marschall Sebastien Lepr^tre dt Vauban wirkt bahn-
brechend für das französische und das gesamte europäische Festungs-
wesen, indem er den bastionierten Grundriß in einfachster Anordnung
aller Teile mit ausschließlicher Grabenflankierung vom hohen Walle, unter
Ausschluß der Kasematten, einführt.
4 Christoph Adolph BaMtwsln (Balduinus) bemerkt, als eine Retorte, in der
er salpetersauren Kalk zum Trocknen kalziniert, zufällig zerbricht, daß
die den Trümmern anhängende Masse im Dimkeln leuchtet, wenn sie
vorher den Sonnenstrahlen ausgesetzt wird. (Balduin'scher Phosphor.)
Robert Boyls erforscht die Eigenschaften der Luft in physikaUscher und
chemischer Beziehung und bestätigt durch zahlreiche Versuche die von
Jean Bey gefundene Tatsache, daß die Metalle bei der Kalzination an
Gewicht zunehmen.
Robert Boyls erkennt zuerst, daß die Luft durch die Atmung verdorben
wird nnd der Erneuerung bedarf. (Vgl. auch 1669 M.)
Hobert Haaka erfindet die Kreisteilmaschine, die im Jahre 1775 durch den
Mechaniker Jesse Ramsden vervoUkommnet wird.
Robert Heoke erfindet die Schwimmerlampe, welche sich auf das von
Arcbimedes (s. 250 v. Chr.) entdeckte Gesetz des hydrostatischen Auftriebs
gründet. Es ist dies die älteste Form der sogenannten statischen Lampen
(Feder- oder Kolbenlampen), zu welchen auch die Moderateurlampe
(s. 1836 F.) gehört.
Die Sehschärfe wird gemessen durch den kleinsten Unterscheidungswinkel,
d h. den kleinsten Winkel, unter dem wir zwei leuchtende Punkte noch
etwa als gesondert zu unterscheiden imstande sind. Diese von Euklid
schon theoretisch angegebene Untersuchung wird von Robert Nooke zu-
erst praktisch ausgeführt.
— 141 —
1674
1674 CbriBtian Hayftnt ersetzt die Borstenfeder der Tasohenuhninnihe daf ^
eine stählerne ebene Spiralfeder, deren Schwingnngszeit regulierbar ist m
gibt der bis dahin balken förmigen Unruhe die runde Rädchenfonn. m
die der Luftwiderstand weniger Einfluß hat. Der Prioritätsanspmch n
Hooke ist ungerechtfertigt, da eine Uhr nach seiner Angabe erst Iff
fertig wird.
— Der französische Chirurg MortI erfindet die Aderpresse (Toumiquet) a1
Blutstillung durch Kompression.
— Samuel Morland wendet zum ersten Male die Taucher- oder Plungerkoibc
zur Wasserförderung in Pumpen an. )
— Denis Papin beobachtet, daß die Siedetemperatur vom Druck abhängt m
das Wasser viel weniger erwärmt zu werden braucht, wenn es unter iA
drigerem Druck kochen soll als bei höherem. Die Erhöhung der SieA
temperatur durch Druck benutzt Papin 1681 in dem nach ihm benanntl
Papin'schen Dampf koch topf, an dem er bemerk enawerterweise schon ili
Sicherheitsventil anbringt.
— George Ravtntcroft in England erfindet das Bleialkaliglas für opti»^
Zwecke (Flintglas), vermag dasselbe aber nur in kleinen Stücken M
zustellen.
— Der dänische Astronom Olaf RAmar wendet zuerst die epizykloidische Gi
stalt für die Zähne von Zahnrädern an.
— Veisdi entdeckt die Ursache der seit langer Zeit bekannten Draounculo^
in dem Medinawurm, Dracunculus medinensis, der späterhin von Mansa
1893 — 1903 unter dem Namen „Guineawurm" eingehend untersucht m
beschrieben wird.
1675 Robert Boyle entdeckt, daß alle Körper eine größere elektrische Ai
ziehungskrait haben, wenn man sie vor dem Reiben erwärmt und daß d
elektrischen Versuche auch im luftleeren Räume von statten gehen. I
gleichen Jahre erfindet er ein Skalenaraeometer, mit dem er das spezifiscl
Gewicht zahlreicher Körper bestimmt.
, — Giovanni Domenico Cassini entdeckt eine dunkle Linie auf dem Satururii^
"^ (die sog. Cassini'sche Trennung), die sich als ein Spalt zwischen tt
konzentrischen Ringen herausstellt. Genauere Untersuchungen dieser l
scheinung hat später F. W. Herschel (s. 1787 H.) vorgenommen.
— DeldcMrt in Amsterdam erfindet das erste Bronchotom zur Vomahnie d
Tracheotomie, das aus einem kleinen Troikart besteht, dessen Kanüle i
hinteren Ende zwei Handhaben besitzt.
— Antony LMHWtnhotk entdeckt mit Hilfe des Mikroskops im Süßwasser ^
zige Lebewesen, die er „Infusoria" (Aufgußtierchen) nennt, und bescbrö
eine Anzahl Formen derselben.
— Nicolas Ltm^y erkennt die saure Natur der Bernsteinsäure, die 1650 t
Georg Agricola als flüchtiges Bernsteinsalz beschrieben worden war u
deren Zusammensetzung später von Berzelius richtig erkannt wird.
— Nicolas LMiifry untersucht das Arsen genauer und stellt es zu den Ha
metallen oder Bastardmetallen.
— Nicolas LMiifry teilt die Chemie ein in mineralische, vegetabilische
animalische. Er unterscheidet die Metalle, Mineralien und Erden als i
neralische, die Pflanzen, Gummi- und Harzarten, Schwämme, Früci
Säfte usw. als vegetabilische und die Tiere, ihre einzelnen Teile und 1
kremente als animalische Substanzen.
— Friedrich Martens, Schiffsarzt auf einem hamburgischen Walfischfänger
die erste eingehende Beschreibung der landschaftlichen und klimatüicJ
Verhältnisse von Spitzbergen, sowie der Tiere und Pflanzen des ho]
Nordens.
— 142 —
1677
Samuel Morland konstruiert ein selbstregistrierendes Barometer, auch Wage-
barometer genannt, das auf dem Archimedischen Prinzip beruht, daß jeder
in eine Flüssigkeit getauchte feste Körper so viel von seinem Gewicht ver-
liert, als das Gewicht der von ihm verdrängten Flüssigkeit beträgt. Der
vergessene Apparat wird 1857 wieder von Pater Secohi in den wissen-
schaftlichen Beobachtungskreis gezogen.
Denis Papln trägt durch Erfindung des doppelt durchbohrten Hahns
(Wechselhahn), der 1679 von Senguerd noch verbessert wird, wesentlich
snr Vervollkommnung der Hahnluftpumpe bei.
Jean PIcanI bemerkt zufällig, daß das Quecksilber in der Torricelli'schen
Leere des Barometers leuchtend wird, wenn man es im Dunkeln schüttelt.
Er nennt diese Erscheinung merkurialischen Phosphor, weiß aber dafür
keine Erklärung. Hawksbee erklärt das Leuchten 1708 durch die Reibung
des Glases am Quecksilber, was 1767 von Aepinus und 1772 von Deluc
bestätigt wird.
Olaf Römer ersetzt in dem Tycho'schen Azimutalinstrument (s. 1576) den
Quadranten durch einen Vollkreis.
Der englische Geistliche Isaac Barlow erfindet die Repetieruhr.
Gottfried Wilhelm von Lilbnlz legt in einem Brief an Newton die Auflösung
des Tangentenproblems mit Hilfe der Differentialrechnung dar. Er ist es,
der zuerst der Differentialrechnung eine pädagogisch brauchbare Form
gibt und sie auf einfache Regelu zurückführt, was bei Newtons Fluxions-
rechnung (s. 1671 N.) noch nicht geschehen war.
Gottfried Wilhdm von Lolbniz löst (in einem Briefe an Collins) den irre-
duziblen Fall der Gleichungen dritten Grades durch eine Reihenentwick-
lung.
William Molynoux konstruiert ein Hygrometer aus Hanfseil, bei welchem die
Beobachtung verwertet ist, daß solche SeOe sich mit zu- und abnehmender
Fenchtigkeit ausdehnen und verkürzen oder sich auf- und zudrehen. Diese
Erfahrung wird auch zur Konstruktion der bekannten Wetterhäuschen
verwendet.
Isaac Nowton findet die Gesetze der Farben dünner Blättchen. (Newton'sche
Ringe.)
Olaf Rtatr (damals in Paris) nimmt bei der Beobachtung des ersten
Jnpitermondes wahr, daß dessen Verfinsterungen, im Widerspruche zu
dem durch die Berechnung ermittelten Zeitpunkte der Verfinsterung, auf
der Erde um so später gesehen werden, je weiter der Jupiter von der
Erde entfernt ist. Römer schließt hieraus, daß die Geschwindigkeit des
Lichtes nicht, wie bis dahin fast allgemein (vgl. indes 78) angenommen,
eine unendlich große, sondern daß sie eine endliche sei, und berechnet die-
selbe auf 40000 geographische Meilen (etwa 300000 km) in 1 Sekunde. (S.
a. 1607 G., 1849 F., 18Ö4 F., 1874 C.)
Johann Christian Sturm erfindet das Dimeren tialthermometer und konstruiert
die erste VentiUuftpumpe, die Papin vervollkommnet, indem er an ihr im
Gregensatz zu allen früheren Luftpumpen zwei Stiefel, sowie Ventile am
Grunde eines jeden Pumpenstiefels anbringt. Er, und nicht wie man bisher
annahm Hawksbee, ist also der Erfinder der zweistiefUgen Luftpumpe.
Richard WIsMiann gibt das erste genaue Krankheitsbild der tuberkulösen
Gelenkerkrankungen. Er faßt unter dem Namen „Tumor albus" eine
Anzahl chronischer Gelenkleiden zusammen, welche auch heute noch die
häufigste Form der tuberkulösen Gelenkleiden darstellen. Er führt diese
Krankheiten hauptsächlich auf Skrofulöse zurück. Er gibt bestimmte
Indikationen für die frühzeitige oder spätere Amputation.
Israel Conrad! in Olivence beschreibt zuerst die Unterkühlung des Wassers
— 143 —
1677
(Gefrier Verzögerung), die später von Fahrenheit (1721), Deluc und MuB»cb<i
broek untersucht wird und deren Gesetze von Blagden (s. 1788 B.) ermitt^
werden.
1677 J. F. EMioli erwähnt zuerst in den „Ephemeriden der Gesellschaft deu
scher Naturforscher" die Eigenschaft des Flußspats, durch Erwärm uj
noch vor dem Erglühen leuchtend zu werden.
— Der englische Astronom Edmund Hallty weist bei Gelegenheit der Beo
achtimg eines Merkurdurchganges darauf hin, daß Venusdurchgäoi
(s. 1639 H.) noch besser als Merkurdurchgänge zu einer guten Bestimmu]
der Sonnenparallaxe geeignet seien. (Vgl. 1770 D.)
— Ludwig van Hammm sieht bei mikroskopischer Untersuchung des tierische
Samens die sich lebhaft bewegenden Samenfäden und tdlt seine Beo
achtung an Leeuwenhoek mit, der genauere Untersuchungen anstellt ui
veröffentlicht.
— Edme Mariotte gibt den noch heute im Gebrauch befindlichen Perkusmoi]
Apparat zum Nachweis der Gesetze über den Stoß elastischer Körper a
— William NoMe und Thomas Pifott entdecken die durch Mitschwingen en
stehenden Flageolettöne.
— Der Anatom J. C. PtyMT entdeckt die Peyer'schen Drüsen, die sog. ^
schlossenen Lymphdrüsen, die sich von den eigentlichen Lymphdrü^
dadurch unterscheiden, daß sie keine einführenden und ausführende
Lymphgefäße besitzen. Sie stehen jedoch mit den sie umspinDend^
Lymphgefäßen der Darmschleimhaut in Verbindung und füllen sich na^
den Mahlzeiten mit Chylus, wie auch die in ihnen erzeugten Lymphzeil«
in das Lymphgefäßsystem auswandern können.
1678 Giovanni Domenico Cassini beobachtet zuerst Doppelsteme, die er jedM
nur als optisch zusammengehörig ansieht. (Vgl. 1778 M.)
— Robert Nooke verkündet in seiner Schrift „De potentia restitutiva** d\
Gesetz der Proportionalität von Spannung und Verlängerung mit d^
Worten: „Ut tensio sie vis." Es ist dies das Grundgesetz der Elai^ti^
tätslehre.
— Christian HuyfMit stellt die Undulationstheorie des Lichtes auf« wonM
das Licht in einer elastischen Wellenbewegung des Äthers besteht.
— Christian Huj^üit stellt für den Kalkspat fest, daß die Strahlenfläche dj
von ihm ausgehenden Lichtes aus einer Kugel und einem Rotatioi^
eUipsoid besteht. Kugel und Rotationsellipsoid berühren einander in d^
Endpunkten der Rotationsachse.
— Domenico do Marehetti weist zuerst mit Sicherheit durch Injektion nacj
daß die feinsten Zweige der Venen und Arterien miteinander kororaofl
zieren.
— CA. Ramsay begründet mit seiner auf englischer Grundlage aulgebauU
„Tacheographia" die erste deutsche Stenographie, ohne jedoch Nacbfol^
seiner Bestrebungen zu finden.
— Olaf R6mtr konstruiert ein automatisches Planetarium (zur Darstellung di
Bewegung der Himmelskörper), bei dem er zuerst von seinen koni8ch<
Spiralrädern (s. 1674 R.) Gebrauch macht, bei denen die ineinandergreifei
den Radzähne in Spirallinien auf Kegeln von verschiedenem Durohme^
nebeneinander stehen. Das erste Planetarium soll 2607 v. Chr. in (''hin
ausgeführt worden sein; später soll Archimedes ein solches aus Glas he
gestellt haben.
1679 Giovanni Alfonso Bortlll begründet die Schule der latroraathematiker. ^
macht hervorragende Arbeiten über die Verdauung, schildert deren mcch
nischen Vorgang und spricht sich über die Existenz einee Magenia^
und dessen Beziehung zu den Drüsen des Magens klar aus.
— 144 —
1680
Giovanni Alfonso Boralli gibt in seinem Werke „De motu animalium'* ^ne
bahnbrechende nnd erschöpfende Theorie der Körperbewegung der Tiere
und Menschen. (S. 1644 D.) Er untersucht namentlich auch den Kon-
traktionsvorgang der Muskeln, dessen Einwirkung auf das Skelett und
seine Kraft und bestimmt den Schwerpunkt des menschlichen Körpers bei
gestreckter Lage. Er veröffentlicht in dieser Schrift auch die ei-sten
wissenschaftlichen Untersuchungen über den Vogelflug.
Giovanni Alfonso Borelll beschreibt die Atembewegung und die Passivität
der Lungen in richtiger Weise.
Oritnfciffor wendet zuerst die sogenannte gnomonische Projektion, und zwar
für Sternkarten an. Für Seekarten wird sie zuerst von Sturmy benutzt;
ihre Theorie wird 1718 von . Borgondlo entwickelt.
Der Chemiker Johann Kunckel von Löwonttorn erfindet das echte Rubinglas,
aus dem er im Dienste des Großen Kurfürsten auf der Pfaueninsel bei
Potsdam farbenprächtige Gefäße (Kunckelgläser) herstellt, die auch bei
großer Wandstärke die Rubinfarbe deutlich hervortreten lassen. (Vgl.
1888 R.) Seit der Entdeckung des Goldpurpurs (s. 1685 0.) wird meist
dieses Präparat zur Herstellung des Rubinglases verwendet.
Johann KuncM von Uwonttorn beschreibt in seiner „Ars vitraria experimen-
talis" den Glasblasetisch mit dem doppelten Blasebalg und führt an, daß
eine derartige Vorrichtimg für den Chemiker sehr nützhch sei; so dürfe
man, um Metallkalke zu reduzieren, nur eine Kohle aushöhlen, den Metall-
kalk in die Höhlung legen und vermittels jener Vorrichtung die Flamme
darauf richten.
Antony LMiiwinliotk entdeckt die Querstreifung der Muskeln.
Isaac Newton erkennt theoretisch, daß frei fallende Körper infolge der
Achsendrehung der Erde von der Senkrechten östlich abgelenkt werden
müssen.
Samuel Reyhtr verwendet für sein Mikroskop Sonnenlicht und erhält, da
es mit ihm möglich wird, die vergrößerten Gegenstände auf einer Wand
sichtbar zu machen, das Sonnenmikroskop.
Caspar Bartholinut in Kopenhagen entdeckt den Ausführungsgang der
Unterzungendrüse. (S. a. 1661 D.)
Hieronymus Brassavoia weist aufs neue auf die Wirksamkeit von Nähr-
klystieren hin. (S. 20.)
Giovanni Domenico Catlini entdeckt di^Rotation des Planeten Mars.
(S. a. 1667 C.)
Der Engländer demont erfindet die Ankerhemmung oder die Hemmung
mit dem englischen Haken an Stelle der bis dahin gebrauchten Spindel-
hemmung der Uhren.
Tommaso Cornelio in Neapel erkennt zuerst die eigene Irritabihtät der
Muskeln imd die peristaltische Bewegung des Darmes.
Dominique Diidot beschreibt zuerst den Lackmus und dessen Verwendung
als Farbindikator in der chemischen Analyse«
Christian Huygßm beschreibt in einer Eingabe an die Pariser Akademie
seine 1673 erfundene Pulvermaschine, Der Hubzylinder derselben hat
Seitenrohren mit Ventilklappen. Durch eine im ZyUnder zur Explosion
gebrachte Pulverpatrone wird der Kolben bis über die Offnungen der
Seitenröhren geschleudert, aus denen alsdann die Gase entweichen. Fährt
nun die Luft zurück, so schließt sie die Klappen und preßt den Kolben
mit so großer Kraft herab > daß dadurch Lasten gehoben werden können.
Die Hautefeuille'sche Pulvermaschine ist erst 1678, d. i. fünf Jahre nach
der Huygens'schen MsAchine erfunden worden. Man wird nicht verkennen,
Darmstaedter. 10
— 145 —
1680
daß in der Hnygens'sohen Pnlyermaschine schon die Grundidee der Gas-
masohine enthalten ist.
1680 Der Franzose Jacquln erfindet die künstlichen Perlen, die er in der Weise
darstellt, daß er hohle Glaskügelohen inwendig mit dem silberfarbenen
Bodensatz kleiner gewaschener Fische überzieht and die Perlen mit Wachs
ausgießt.
— Antony LMowtnhotk untersucht die Bierhefe unter dem Mikroskop und
findet, daß sie aus kleinen kugel- oder eiförmigen Körperchen besteht,
über deren Natur er jedoch nicht ins Reine zu kommen vermag.
— Gottfried Wilhelm von Ulbnlz stellt in seiner „Prötogaea" eine Theorie
über die Bildung der Erde auf, die im wesentlichen ein plutonistiflches
Gepräge trägt und nicht völlig unbeeinflußt von den Descartes'schen An-
sichten ist.
— Der Engländer Martin Ustor erkennt den Wert der Petrefakten für die
Bestimmung der Altersfolge der Sedimente. Er schlägt zuerst die An-
fertigung geologischer Karten vor, ein Gedanke, der jedoch erst später
von Packe (s. 1743 P.) verwirklicht wird.
— Domenico dt Marthitü macht den ersten beglaubigten Nierenschnitt
(Nephrotomie) an dem englischen Konsul in Venedig, Hobson, wobei es
ihm gelingt, mehrere Nierensteine zu entfernen.
— Bernardino Ramaslnl behandelt in seinem Werke „De morbis artificum
diatribe** als erster die Gewerbehygiene.
— J. G. Volckamfr liefert die erste Beschreibung des Bergamottöles und,
des Bergamottenbaumes.
1681 Johann Joachim Btcbtr denkt zuerst an Gewinnung und Verwendung
des Steinkohlenteers, wie aus einem von ihm in Gemeinschaft mit Heniy
Serie am 10. August genommenen Patente hervorgeht.
— Der Kapitän Blonck vom brandenburgischen Schiff „Morian" schließt mit
drei Negerfürsten in der Nähe des Dreispitzenkaps an der afrikanischen
Goldküste einen Vertrag ab, wodurch die Errichtung einer branden-
burgiBchen Kolonie daselbst eingeleitet wird. (S. 1683 G.)
— Giovanni Domenico CoMinl betreibt in rationeller Weise Bohrversuche auf
artesische Brunnen und bespricht sie in seiner Abhandlung „Sur la mani^
de faire des puits et des jets d'eau ä Modöne*'.
— Georg Samuel DörftI weist an dem Kometen von 1680 die von Borelli
(s. 1666 B.) vermutete parabolische Form der Bewegung nach.
— Robert Heoke beobachtet, daß ein musikalischer Ton entsteht, wenn man
ein Kartenblatt an die Kante eines schnell rotierenden Zahnrades bringt,
und findet damit das Prinzip der Zahnradsirene, die 1820 von Savart her-
gestellt wird.
— Johann Kunckel von Löwwittora eütdeckt den Salpetrigsäureäther bei Destil-
lation von Alkohol mit Salpetersäure und gibt ihm den Namen Salpeter-
naphtha.
— Johann Kuncktl von Löwonttorn spricht von der Verbindung des geschmol-
zenen Zinnes mit Schwefel, die später unter dem Namen „Musivgold" als
Malerfarbe gebraucht und von Peter Woulfe, Proust und namentlich J. Davy
und Berzelius näher untersucht wird.
— Nachdem Libavius (1600) schon angegeben hatte, daß die Lösung des
Wismuts in Salpetersäure durch Wasser gefällt werde, lehrt Nicolas
Lomtry die Bereitung des „Magisterium bismuti'', das unter dem Namen
„Blanc d'Espagne*' als Schminkweiß verwendet wird, durch Auflösen von
Wismut in Salpetersäure und Fällen mit kochsalzhaltigem Wasser.
Daß kochsalzhaltiges Wasser hierzu nötig sei, wird von Pott (1739)
widerlegt.
— 146 —
1688
Nachdem bis dahin im aUgemeinen die Vorstellung geherrscht hatte, daß
auf der Erde das Land gegen das Wasser überwiege, welche Ansicht
namentlich Gerhard Mercator (1569), Yarenius (1650) und insbesondere
Riccioli (s. 1661 R.) vertreten hatten, zeigt Sir Jonas Moor», daß die be-
kannte Wasserfl&ohe größer als die des Landes ist.
BadMr erwähnt zuerst die Möglichkeit, auch aus Kartoffeln Branntwein
zu gewinnen. (S. a. 1750 M.)
Johann Joachim BmImt gibt eine umfassende Theorie über die Zu-
sammensetzimg der Körper. Er nimmt in den Metallen und den andern
entzündlichen Körpern eine brennbare Erde an, auf deren Vertreibung
die Verbrennung beruhe, und legt dadurch den G-rund zur phlogisti-
sehen Theorie.
Johann Joachim Btditr erwähnt in seiner „Großen chymischen Concordantz"
die Brennbarkeit des Steinkohlengases.
Johann Joachim BmImt behauptet, daß nur zuckerhaltige Flüssigkeiten
der alkoholischen Gärung fähig seien und zeigt, daß der Alkohol
nicht in dem ursprünglichen Weinmost existiert, sondern erst während
des Gärungsprozesses entsteht.
Nehemiah Ctom begründet die Pflanzenhistologie. Er erkennt den zelligen
Bau der Pflanzen und unterscheidet das parenchymatische Gewebe und
die longitudinal gestreckten Faserformen, die echten Gefäße imd die saft-
fnhrenden Kanäle.
Emanuel Kflnlf teilt die gesamte Natur in die drei Reiche (regna): das
Mineralreich, das Pflanzenreich und das Tierreich.
Edme Martotto macht die ersten Beobachtungen über strahlende Wärme,
indem er die Durchlässigkeit von Glas für Wärmestrahlen tmtersucht.
Isaac Niwton spricht, nachdem er bereits 1666 die ersten Versuche gemacht
hatte, die Bewegung der Himmelskörper aus den Gesetzen der Mechanik
zu erklären, das Gesetz der allgemeinen Gravitation aus, demzufolge sich
die Materien gegenseitig im direkten Verhältnis ihrer Massen und im um-
gekehrten Verhältnis des Quadrates ihrer Entfernungen anziehen, und er-
bringt dafür den mathematisch genauen Nachweis.
Der Holländer van SantM benutzt zuerst zur Bereitung von Wassermörte
den am Laachersee, im Nette- und Brohltal vorkommenden Tuffstein, der
zu diesem Zweck zu Pulver vermählen wird. Der gemahlene Tuffstein,
auch Traß genannt, dient auch heute noch zur Bereitung von Wasser-
mörtel. Der Stein ist der schon von Vitruvius (s. 20) erwähnten Puzzolan-
erde ähnlich.
Johann Bahn spricht zuerst deutlich von dem würfligen Salpeter (salpeter-
saures Natron), der bei der Bereitung von Königswasser durch Destillation
von Kochsalz mit Salpetersäure entsteht.
Guichard Joseph Du Vermy veröffentlicht das Werk „Trait^ de Torgane
de Fouie", in welchem er die Anatomie des Ohres ausführlich behandelt
und das als erster Versuch einer wissenschaftlichen Abhandlung über die
gesamte Ohrenheilkunde anzusehen ist. Er gibt in seinem Werke die ersten
genaueren Abbildungen der Bogengänge und der Ohrenschmalzdrüsen.
Der preußische Major Otto Friedrich von dtr Grdben hißt die kurbranden-
burgische Flagge auf Groß-Friedrichsburg an der Guineaküste. (Vgl.
1681 Blonck.) Im Jahre 1684 erwirbt Brandenburg die Arguin-Inseln am
Weißen Vorgebirge. Aber schon im Jahre 1717 gehen die sämtlichen
preußisch-afrikanischen Besitzungen durch Kauf an die Holländer über.
Edmund Hallty entwirft seine Theorie von vier magnetischen Polen oder
Konvergenzpunkten und von der periodischen Bewegung der magnetischen
Linien ohne Abweichung.
10*
— 147 —
1688
1683 dt Heldt beobachtet zuerst die Flimmerbewegung an den Kiemen dei
Muscheln. Diese Bewegung besteht darin, daß die feinen Haare, mit denen
die ZeUen an ihrer Oberfläche besetzt sind, in unaufhörlicher schwingender
Bewegung begriffen sind.
— Antony LiOMWf hotk beobachtet in dem Speichel des Menschen verschiedene
sich lebhaft bewegende kleine Tierchen, nach Abbildung und Beschreibang
die ersten gesehenen Bakterien.
— Riauntfrall und Wllllanit erhalten ein Patent zur Anfertigung von gegossenen
hohlen Zinnknöpfen, in welchem sie sich selbst als deren „erste Erfinder"
bezeichnen.
— Der Engländer PttliM spricht in seiner Schrift „The laws of art and na-
ture'* zuerst davon, daß das beste Holz zur Einfassung der Bleistifte das
Zedemholz ist.
— Andrews Snape, Eurschmied Königs Karl II. von England, verfaßt eine
Schrift „The Anatomy of an Horse", in der er kurze, aber wertvolle An
gaben über Rotz und Rehe des Pferdes macht. Seine Darlegungen zeugen
von guter Beobachtung, sind jedoch mehrfach durch Ruini (s. 1598 R.) and
Soleysel (s. 1664 S.) beeinflußt.
— Thomas Sydtnham unterscheidet zuerst ausdrücklich die chronischen Formen
des Grelenkrheumatismus und erwähnt auch die charakteristischen Ver-
krümmungen der Fingergelenke. Er gibt in seinem „Tractatus de podagra
et hydrope*' eine auch jetzt noch mustergültige Schilderung des gesamten
Krankheitsbildes der Gicht.
— Thomas Sydtnham gibt die erste eingehende Beschreibung des Veitstanzes
(Chorea St. Viti), dessen Natur trotz vieler Arbeiten darüber (Romberg,
Litten, Westphal, Bright, Seeligmüller, Heubner, Henoch u. a.) noch nicht
geklärt ist.
— Thomas Sydtnham bringt zuerst klar zum Ausdruck, daß die Hysterie m«
Erkrankung des Nervensystems^ ist. Er gibt eine genaue Schilderung del
konvulsivischen Anfälle und der intervallaren Symptome.
— Wilhelm Ttn Rhynt bringt die seit langer Zeit von den Chinesen und Ja
panem geübte Akupunktur (Einstechen von Nadeln in die Weich teile aU
Excitans oder Derivans) nach Europa.
— Ehrenfried Walter von Tsdiirahaut arbeitet über das Tangentenproblem
und löst Gleichungen dritten und vierten Grades, indem er alle Gliedei
zwischen denjenigen höchsten und niedrigsten Grades wegschafft.
— Edward Tyson gibt in den „Philosophical Transactions'* eine genaue ana
tomische Beschreibung der Eingeweidewürmer.
1684 Der holländische Arzt Btntokot empfiehlt in seiner Schrift „Körte vei
handeling van*t menschenleven" den Teeaufguß als ein untrüglich«
Mittel, das menschliche Leben zu verlängern. (S. a. 1588.)
— F. Btrnitr unternimmt einen Versuch, die Menschen in Klassen einzuteil«
und unterscheidet die Weißen in Europa, die Gelben in Asien, die Schwa
zen in Afrika und die Lappen im Norden.
— Robert Boylt hat klarere und richtigere Ansichten über die ver8ohied.en<
Grade der chemischen Verwandtschaft als irgend einer seiner Vorg&ng«
selbst Glauber. (S. 1654 G.) Er weiß, daß Kali das Ammoniak aus sein^
Verbindungen austreibt, weü die Säure zu dem fixen Alkali mehr V<
wandtschaft hat als zu dem flüchtigen und daß die ätzenden Alkalien «j
stärkste Affinität haben zu starken Säuren.
— Giovanni Domenico Casilni entdeckt im März den dritten und den viert
SateUiten des Saturn, welche die Namen Dione und Tethys erhalten.
— Der englische Techniker James Dtlahaiit konstruiert die erste Rauhmaschi
für Stoffe und betreibt die erste Tuchschere mit Wasserkraft.
— 148 —
1685
1684 Robert Nooke legt am 20. Mai der Royal Society ein fertig ausgearbeitetes
optisches Telegraphensystem vor, das er insbesondere zur Verwendung im
Seeverkehr empfiehlt, und bei dem zuerst die Ausnutzung von Fem-
rohren zur Aufnahme der Femzeichen vorgeschlagen wird. Der Gedanke
findet erst ein Jahrhundert später praktische Würdigung. (S. 1793 C.)
— Christian Huygont konstruiert ein Femrohrokular, bei welchem er zuerst
in bewußter Weise Achromasie anstrebt und zwei mit ihren Krüm-
mungen nach dem Objektiv gewandte plankonvexe Crownglaslinsen benutzt.
— Der französische Ingenieur LoUon bewirkt zuerst die Verbindxmg von Fem-
rohr und Libelle, aus der die sp&teren Nivellierinstrumente hervorgehen.
— Edme Morlotto macht die Lehre von dem meteorischen Ursprung des in
den Quellen austretenden Wassers durch Experimente und rechnerisch
statistische Nachweise seinen Zeitgenossen einleuchtend.
— Edme Moriotto konstruiert ein Manometer, bei dem die Flüssigkeit unter der
Wirkung des zu messenden Drucks in ein oben geschlossenes, zum Teil mit
Luft gefülltes Rohr hineingetrieben und der Druck nach dem G-rade der Zu-
sammenpressung dieser Luft gemessen wird (Eompressionsmanometer, Ma-
riotte'sche Rohre).
— Edme Marlotio erfindet die nach ihm benannte Flasche (erst nach seinem
Tode 1686 bekannt gemacht), die den Zweck hat, eine größere Wasser-
menge ohne Änderung der Druckhöhe ablaufen lassen zu können.
1685 Jacob Bornoull bearbeitet die Kombinationstheorie in so umfassender Weise,
daß alles, was den heutigen Inhalt dieser Lehre ausmacht, sich in dem
nach seinem Tode i. J. 1713 erschienenen Werke „Ars conjectandi*'
— sogar in modemer Form — vorfindet. Er gebraucht zuerst das Wort
„Permutation", während der Ausdruck „Kombination** zuerst von Pascal
gebraucht wird.
— Der Arzt und Alchemist Andreas Casiiut in Leiden entdeckt den Gold-
purpur (Cassius - Gold) , welcher durch Fällung von Goldchlorid mit
einer dünnen Lösung von Zinnchlorür und Zinnchlorid erhalten wird.
(Vgl. auch 1679 K.) Eine Beschreibung des Darstellungs Verfahrens gibt
Cassius' Sohn.
— Der französische Ingenieur Cattainc erfindet die Münzrändelm aschine zur
Anbringung erhabener oder vertiefter Schrift auf dem Rande der Münzen,
Tvelche in neuerer Zeit (z. B. durch Ludwig Löwe in Berlin) derart ver-
bessert worden ist, daß sie in 1 Stunde bis zu 14000 Münzen selbsttätig
rändelt.
— Der niederländische General Menno von Coohoorn verstärkt die Festungen
seines Landes durch Einfühnmg eines bis auf das Grundwasser gesenkten
und daher mit der Sappe nicht überschreitbaren Grabens und vermehrt
die Anlagen zur Durchführung einer zähen abschnittsweisen Verteidigung.
Er ist der Erfinder der kleinen, beweglichen, zum Massengebrauche be-
stimmten sog. Coehoorn'schen Mörser.
— Hendryk van Devontar bearbeitet die Lehre vom engen Becken und gibt
die erste Einteilung der abnormen Verhältnisse des Beckens. Er erwirbt
sich große Verdienste um die Therapie des engen Beckens.
— Der gelähmte Uhrmacher Stephan Farfitr in Altdorf macht eine praktische
Anwendung von der von Hautzsch (s. 1649 H.) gemachten Erfindung, indem
er sich zur eignen Beförderung einen kleinen Wagen baut, dessen Räder
er durch eine Handkurbel bewegt. Sein Gefährt ist zuerst vierrädrig,
wird aber später dreirädrig umgebaut.
— Christian Ffirnor erfindet die Wind wage, durch die es möglich wird, den
Wind für die Orgel zu regulieren und die Dichte der eingeschlossenen Luft
zu messen.
— 149 —
1686
1685 Johann Htvellus konstruiert den Oktanten, einen mit einem geteilten
AchtelkreiB versehenen Winkelmesser.
— Der italienische Arzt Giovanni Uuiclsl benutzt als erster die Perkussion
des Stemum bei Aneurysma am Herzen.
— Giovanni Landil unterscheidet zuerst zwischen wahrem imd falschem An-
eurysma und nennt als hauptsächliche Ursache der Aneurysmen mecha-
nische Einwirkungen und die Syphilis.
— Isaac Newton findet den Satz, daß die Dichte der Luft sich in geometrischer
Progression vermindert, wenn die Höhe in arithmetrischer Progression
wächst und gibt dadurch die Unterlage zu Halleys barometischen For-
schungen. (S. 1686 H.)
— Verbindet man ein Femrohr so mit einer Achse, daß dasselbe unter jedem
beliebigen Winkel zu derselben festgehalten werden kann und bringt so-
dann die Achse mit Hilfe der bereits gemachten Bestimmungen in die
Richtung der Weltachse, so heißt das Fernrohr parallaktisch montiert,
zumal wenn damit ein Uhrwerk, das die Achse in einem Tage einmal
umdreht und anderseits zwei geteilte ELreise, der sog. Stundenkreis und
der Deklinationskreis verbunden sind. Ein solches Instrument wird zu-
erst von Scheiner imd etwas später von Grünberger, in vollkommener
Weise aber erst von Olaf Römer in seiner „Machina acquatorea" verwirklicht.
— Der französische Anatom Raymond dt VlemtMS beschreibt zuerst die Pyra-
miden und Oliven im verlängerten Mark.
— Johann Zahn schlägt vor, statt des Fadenkreuzes (s. 1667 A.) mittels Diamant
auf Glas eingeritzte Gitter zu verwenden; dieselben werden 1739 von
Benjamin Martin und 1796 von Brander noch wesentlich vervollkommnet
und von Lambert warm empfohlen.
1686 Nachdem die erste unzweifelhafte Angabe über das Vorhandensein von
kleinen Tierchen in der Haut von Erätzekranken in der „Physica Sanctae
Hildegardis" um 1150 gemacht worden war, weisen Giovanni Cosimo
Bonomo und Hyacinth Ctttonl nach, daß die Milben das einzige ursächliche
Moment der Krätze sind, eine Angabe, die 1786 durch Wichmann be-
stätigt wird.
— Johann Ck)nrad Branner, Anatom in Heidelberg, entdeckt die Brunner*schen .
Drüsen und stellt (s. 1709 B.) Versuche über partielle Exstirpation von
Pankreas und Milz bei Tieren an, die zeigen, daß nach solcher Operation
Tiere weiter leben können.
— Nachdem Newton (s. 1685 N.) die allgemeinen Regeln für die Abnahme
der Dichte der Luft mit der Höhe festgestellt hatte, gibt Edmund HaHey
eine Barometerformel für die barometrische Höhenmessung, die von Jean
Cassini, Celsius, Lambert, namentlich aber von Deluc (s. 1772 D.) wesent-
lich verbessert wird.
— Edmund Halloy entwirft eine Windkarte, zugleich die älteste aller meteoro-
logischen Karten.
— Henning Hutmann ist nachweislich der erste, der Maschinenbohrung für
die Sprengarbeit in Bergwerken einführt.
— Gottfried Wilhelm von Ltlbnlz begründet mit seiner Abhandlung „De geo-
metria recondita et analysi indivisibilium atque infinitorum" die Int«gral-
rechnimg. Hier erscheint zum ersten Male das Integralzeichen / im Drucke,
das Leibniz schon i. J. 1675 an Stelle der von Cavalieri herrührenden Be-
zeichnung „Omnia** vorgeschlagen hatte. Das Wort „Integral" wird zuerst
1689 von Jacob BemouUi gebraucht. Auch die Benennung „Funktion"
rührt von Leibniz her, desgl. die Einführung des einfachen Punktes als
MultipHkations-, des Doppelpunktes als Divisionszeichen.
— Marcello Malplghl entdeckt bei der Untersuchung des Seidenschmetterlings |
— 150 — I
1687
das Rüokengefäß und das Nervensystem der Insekten, sowie die Spinn-
drüsen und die Malpighi'schen Blindsäcke.
1686 John Ray erkennt die Bedeutung der Kotyledonen (Samenlappen) für eine
natürliche Systematik der blühenden Pflanzen.
^ John Ray erkennt zuerst das Etiolement (die Vergeilung) von Pflanzen als
einen vom Lichtmangel abhängigen Vorgang. Nähere Untersuchungen
hierüber werden von Senebier (1786), A. P. de Candolle (1832) und nament-
lich von Sachs (1863) gemacht.
1687 Giovanni Domenico Oastlnl findet das nach ihm benannte Gesetz der Be-
wegung des Mondes um seine Achse.
^ William Crarptr entdeckt die ,,Cowper'sche Drüsen" genannten Harn-
röhrendrüsen.
— Isaac Newton spricht in der Einleitung zu seinen „Philosophiae naturalis
prindpia mathematica" klar aus, daß alle Erscheinungen in der Natur von
gewissen Kräften hervorgebracht werden, durch welche entweder die
Körper und die Atome der Körper einander genähert oder voneinander
entfernt werden. „Da aber diese Kräfte bisher unbekannt gewesen sind,
so sind auch alle unsere Bemühungen, die Ursachen jener Erscheinung zu
finden, vergeblich gewesen!''
— Isaac Newton formuliert in seinen „Principia" das Prinzip der Gleichheit
zwischen Wirkimg und Gegenwirkung, das übrigens Huygens bereits be-
kannt war und von ihm bei Aufstellung der Gesetze der Zentrifugalkraft
benutzt wurde. „Die Wirkung ist stets der Gregenwirkimg gldch" oder
„die Wirkungen zweier Kräfte aufeinander sind stets gleich und von ent-
gegengesetzter Richtung." (Drittes Bewegtmgsgesetz.)
— Isaac Newton beweist zuerst auf synthetischem Wege den 1586 von Stevinus
nur angedeuteten Satz vom Parallelogramm der Kräfte.
— Isaac Newton zeigt, daß gleichlange Pendel aus dem verschiedensten Material
im luftleeren Räume gleiche Schwingungsdauer haben, die Oszillations-
dauer eines Pendels somit unabhängig von der Natur des schwingenden
Körpers ist. Auch gibt er eine Formel zur Berechnung der Schallgeschwindig-
keit, die später von Laplace (s. 1816 L.) berichtigt wird.
— Isaac Newton begründet die Theorie wellenförmiger Bewegungen in elastisch-
flüssigen Mitteln imd behandelt sehr eingehend den Widerstand des Mittels,
der nach ihm dem Quadrat der Greschwindigkeit des Körpers proportional ist.
— Isaac Newton nimmt an, daß zur relativen Verschiebung zweier Schichten
einer Flüssigkeit eine gewisse Kraft erforderlich sei, daß somit ungleich
schnell bewegte Flüssigkeitsschichten einander wechselweise in ihren Be-
wegungen beschleunigend oder verzögernd beeinflussen. Diese Wechsel-
wirkung nennt er Reibung der Flüssigkeitsschichten imtereinander imd
nimmt an, daß, wenn sich zwei unendlich dünne Flüssigkeitsschichten über-
einander bewegen, die Kraft, mit welcher die schnellere Schicht verzögert
und die langsamere beschleunigt wird, proportional ist der Bewegungs-
fläche der beiden Schichten und der Differenz ihrer Greschwindigkeiten.
^ Isaac Newton begründet die statische Theorie von Ebbe imd Flut, die durch
ihn ein Kapitel der allgemeinen Lehre vom Gleichgewicht und der Be-
wegung der Flüssigkeiten wird.
— Isaac Newton äußert die Vermutung, daß die Stoffe, welche zu einer Gruppe
von Weltkörpem (zu einem Planetensystem) gehören, dieselben seien.
— Denis Papin kommt -^zuerst auf die Idee, Arbeitskraft mittels verdichteter
atmosphärischer Luft auf größere Entfernungen fortzuleiten, und entwirft
eine Kompressionsmaschine, die diesem Zwecke dienen soll, von deren Aus-
führung jedoch nichts bekannt geworden ist.
— Gottfried aciralz entdeckt die Darstellung des Zinnobers auf nassem Wege
— 151 —
durch Schütteln von Quecksilber mit Boyle's flüchtiger Schwefeltinktur
( Schwefelammonium ) .
1687 Der Pater Sttlnkopff erwähnt im „Schweizerischen Botaniker*' zuerst die
Winterveredlung, d. h. die Ausführung des Pfropfens im Herbst oder Winter,
also zu einer Zeit, wo die Bäume ohne Saft und daher weniger empfind-
lich gegen Einschnitte sind.
— Ehrenfried Walter von Tschlmhaus gelingt es, mit Hilfe eines Brennspiegels
glasartige Massen zu schmelzen, welche als Vorläufer des Böttger'schen
Porzellans gelten können.
— Der Marschall Sebastien Lepr^tre (to VaulNU ändert bei der Befestigung von
Beifort und Landau, später auch bei Neubreisach sein sog. erstes System
um, indem er einen polygonalen Hauptwall mit flankierenden, durch deta-
schierte Bastione gedeckten Türmen einführt.
— Die erste Erwähnung eines Personenaufzugs (Fahrstuhls) findet sich in
Jablonsky*s allgemeinem Lexikon. Hiemach hat der Mathematiker Erhard
Wtlgtl in Jena i. J. 1687 einen „Fahrsessel" erfunden, der in einer 3 Fuß
weiten Wandnische derart angebracht ist, daß man sich mit Hilfe von
Gegengewichten schnell aus einem Stockwerk in das andere befördern kann.
— Carol Zumbe schlägt zuerst vor, statt der Holzpflöcke, die bislang zum
Besatz der mit Pulver gefüllten Bohrlöcher benutzt wurden, Letten (Ton)
als Besatzmittel zu verwenden, wodurch die bergmännische Schießarbeit
wesentlich gefördert wird.
1688 Der Holländer Meeuves Meindertszoon Bakker erfindet die „Kamel" ge-
nannte Hebevorrichtung für große Schiffe, die dazu dient, tiefgehende
Schiffe aus der Zuidersee über den Pompus in das Y zu bringen.
1688^98 Garblllon erforscht China im Auftrage Kußlands.
1688 Robert Hookt erklärt die Versteinerungen als wertvolle Denkmäler der
Natur. Er weist auf den Widerspruch zwischen den in England auf-
gefundenen Petrefakten und dem in der historischen Zeit daselbst herr-
schenden Klima hin und deutet an, daß die Versteinerungen vielleicht zn
einer chronologischen Gliederung der sie umgebenden Ablagerungen dienen
könnten. (Vgl. 1680 L.)
— Abraham Tbfvart in Paris erfindet die Methode des Gießens des Spiegel-
glases, welche die bis dahin übliche Methode des Blasens verdrängt. Viel-
fach wird als Erfinder dieser Methode auch Louis Lucas de Nehou genannt.
1689 Jacob B«moulll ist der erste, der nächst Leibniz die Differential- und Inte-
gralrechnung (bei seiner Abhandlung über die Isochrone) anwendet.
— Johann Bohn beschäftigt sich eingehend mit allen Fragen der gerichtlichen
Medizin und führt einen großen Aufschwung derselben herbei. £r führt
für diese Disziplin die Bezeichnung „Medicina forensis" ein. (S. a. 1614 C.)
— Der große Salzsee in Nordamerika wird zuerst vom Baron La Hotan i. J.
1689 erwähnt. Genauer erforscht wird der See durch H. Stansbury
1849—50.
— Antony Leeuwmhoek, der das Mikroskop zuerst zum Studium des feineren
Baues des Auges verwendet, entdeckt die Stäbchenschicht der Netzhaut
die faserige Zusammensetzung imd den Epithelüberzug der Homhant
und vermutet auch die faserige Beschaffenheit der Linse.
— Richard Morton führt an, daß die Lungenschwindsucht stets aus Tuberkeln
und nie auf andere Weise entstehe.
— Denis Papln erfindet die Zentrifugalpumpe, die indes nicht zur Verwendung
kommt, da es an einem Motor fehlt, der ihr die nötige rasche Bewegung
mitteilt. Der Apparat wird jedoch fortan als Ventilator, insbesondere um
Wind für Öfen zu geben, und auch als Komreinigungsmaschine benutzt.
— Olaf RdfiMr konstruiert das Passageinstrument (Durchgangsinstrument). das
— 152 — '
lft»0
in die Meridianebene eingestellt wird und das Hauptinstniment für die
astronomische Zeitbestimmang bildet. Er erkennt anch die Vorzüge des
ersten Vertikales für gewisse Bestimmungen und konstruiert ein besonderes
Passageinstrument für Bestimmungen im ersten Vertikal.
1090 Nachdem Zambeccari 1670 in einem Briefe an F. Redi erwähnt hatte, daß
er zwei Nephrektomien an Hunden vorgenommen habe, von denen der eine
den Eingriff überstanden habe, macht Stephen Blankaart die gleiche Ope-
ration an anderen Tieren und spricht davon, daß steinhaitige, in Ver-
schwärung übergegangene Nieren nach Unterbindung der Gefäße ebenso,
wie die Milz, exstirpiert werden können.
— Rudolph Jacob Camerarhis liefert die erste Abbildung des Stechapfels, der,
wie er glaubt, aus dem Orient stamme, der aber sicher schon Theophrastos
bekannt war. Das Alkaloid aus dem Stechapfel wird 1833 von Geiger und
Hesse hergesteüt. (S. 1831 M.)
— Peter Emony in Amsterdam gibt für den Dreiklang der Kirchenglocken die
noch heute gültigen Gesetze an.
— John FlamtlMd, Astronom an der durch ihn ins Leben gerufenen Stern-
warte von Green wich, hat zuerst i. J. 1690, also fast 100 Jahre vor
Hersehel (s. 1781 H.), und, wie aus seinen Aufzeichnungen hervorgeht, später
noch viermal den Uranus beobachtet, ohne aber dessen planetarische Natur
zu erkennen.
— John Floyar führt als Hilfsmittel zur sicheren Pulszählung die Sekunden -
uhr ein und berechnet das Verhältnis der Geschwindigkeit des Pulses zur
Schnelligkeit des Atmens.
* Domenico Gvfflioliiiliil bedient sich zu seinen hydrometrischen Bestimmungen
des Strom quadranten, bei dem aus der Richtung, den das Bleilot durch
den Wasserstoß erhält, die Stoßkraft des Wassers berechnet wird. Zen-
drini (1717), Manfred! (1723), Michelotti (1767) bedienen sich sämtlich
dieses Apparates zu ihren hydrometrischen Messungen. Das Hydrotacho-
meter von Raucourt (1828), die Wasserfahne von Ximenez(1780), das Tacho-
meter von Brünning (1798) sind sämtlich Abarten des Wasserquadranten.
Der erste Nebelfleckenkatalog, welcher Johann Htvellus zu verdanken ist,
wird im Jahre 1690 posthum veröffentlicht.
Christian HuyfHls stellt in seiner Schrift „Trait^ de la lumi^re** sein Prinzip
der Elementarflächen (einhüllenden Flächen) auf, nach welchem jeder
Punkt eines in Wellenbewegung begriffenen materiellen Systems durch
s^ne Bewegung der Ursprung sogenannter Elementarwellen wird, aus deren
Übereinanderlagerung und Interferenz die tatsächlichen Wellen hervor-
gehen. Durch dieses Prinzip gelingt es ihm, die Reflexion und Brechung
des Lichts auf Gnmd der Undulationstheorie zu erklären. Auch für die
Erdbebenphysik gewinnt dieses Prinzip später fundamentale Bedeutung.
Christian HuyfMit ist der erste, welcher beim Durchgang des Lichts durch
isländischen Doppelspat (s. a. 1669 B.) ein verschiedenes Verhalten der Licht-
BlTahlen beobachtet (Polarisation des Lichts).
90 — 92 Der deutsche Mediziner Engelbrecht KftmptWr erforscht Japan. (Vgl.
sein zuerst in englischer Sprache erschienenes Werk „History of Japan
and Siam*'.)
K) Denis Papln schlägt vor, in geschlossenen Gefäßen durch Kondensation
darin enthaltenen Dampfes ein Vakuum zu erzeugen, wie dies später in
der Newcomen'sohen Dampfmaschine geschieht.
Dom PirIfMB, der Pater Kellermeister der Benediktinerabtei Hautvillers,
erfindet den Flaschen Verschluß durch Korken. Auch zeigt er, wie sich
die bei der Gärung in dw Flasche gebildete Hefe entfernen läßt, ohne
— 153 —
1680
den KohlenBäaregehalt des Weins wesentlich zu vermindern, womit er den i
Grund zur Champagnerfabrikation legt.
1690 Miohel Rolto veröffentlicht in seiner Schrift „Trait6 d'Alg^bre'* außer eine i
wirklichen Methode zur Auflösung unbestimmter Gleichungen auch Nähe-
rungsmethoden zur Bestimmung der Gleichungswurzeln, unter denen di»
Methode der Kaskaden hervorragt. (Die Kaskaden sind, in die heutig»
mathematische Sprache übersetzt, die aufeinanderfolgenden Ableitnngoi
der gegebenen Gleichung.)
— Der Mediziner Christian Günther ScMNUMlilltr spricht zuerst aus, daß der
Ton durch Schallwellen entsteht.
— Slltstr in Braunschweig führt die Cascarillarinde in den medizinischen Ge-
brauch ein.
1601* Jacob Btmoalll behandelt mit der Integralrechnung die Kettenlinie, die
von Kufiez (s. 1546) gefundene Loxodrome, sowie die logarithmische und
parabolische Spirale. Er benutzt bei seiner Arbeit über die parabolischej
Spirale das, was Leibniz 1692 krummlinige Koordinaten nennt.
— William Cock gibt seine „Meteorologica** heraus, in welcher er von der
Beurteilung der Veränderung der Luft und des Wechsels des Wetters in
verschiedenen Ländern spricht.
— Nachdem die dionysische Aera (s. 525 Dionysius und715Beda) allgemeiaen
Eingang gefunden hatte, sich aber trotzdem häufige Widersprüche hera\]»-
gestellt hatten, weil die Kaiser und Päpste in ihren Erlassen und Bulled
vielfach den 25. Dezember als Jahresanfang gebrauchten, setzt der Paps^
InnoCMZ XII. fest, daB das Jahr ledigUch mit dem 1. Januar beginnei]
solle.
— Friedrich Rvytch beschreibt genau die Bronchialäste, welche Galen dunkel
erwähnt, und Philipp Verheyen (1705) oberflächlich beschrieben hatte. Ei
entdeckt das Periost der Gehörknöchelchen und gibt eine genaue Dar«
Stellung der Gefäßversorgung der Paukenhöhle.
— John Tyzackt erhält ein englisches Patent auf eine Waschmaschine zur Bei
freiung der Gewebe (Leinen, Wolle usw.) von den durch das Fabrikation«^
verfahren verursachten Verunreinigungen.
1692 Johaim Konrad Amman aus SchafQiausen lehrt Taubstumme sprechen
indem er sie gewöhnt, auf die bei jedem Laut veränderte Stellung den
Organe des Mundes zu achten, dieselben mit dem G^cht aufzufassen un^
vor dem Spiegel nachzuahmen. Seine Methode wird von Samuel Heinicki
1768 wesentlich vervollkommnet. (Vgl. auch 1570 P.)
— Giovanni Domenico Oastinl erkennt aus den Flecken der Jupiteroberflädi
eine Rotation dieses Planeten, die er zu 9 b 50 m berechnet.
— Clopton Havtri veröffentlicht in seiner „Osteologia nova" seine Untei
Buchungen über die Anatomie und Histologie der Knochen und macht aid
namentlich durch die Entdeckung der Knochengefäßkanälchen „Canalcul
Haversiani*' sehr bekannt.
— Wilhelm Homberf zeigt die Nutzlosigkeit der trockenen Destillation (Pyri
analyse) für die Pflanzenanalyse, indem er nachweist, daß zwei ganz vc^:
schiedene Pflanzen, wieB^adonna und Kohl, so ähnliche pyroanaljrtisctj
Produkte haben, als ob man eine dieser Pflanzen zweimal destilliert bätt^
(S. a. 1668 Dodart.)
— Denis Papln verwirklicht seine in einem Briefe vom Jahre 1601 an Chriatia
Huygens geäußerte Idee, indem er ein Taucherschiff baut, mit denn i
sich im Mai mehrmals unter den Spiegel der Fulda hinab läßt, von wo <
ein angezündetes Licht wieder mit hinauf bringt. Die Luftemeuerung b^
sorgt er durch einen Zentrifugalventilator. Es scheint damit seine Priorit^
— 154 -
1694
Yor Halle j, der die Lultzuführung in die Taucherglocke (1724) vermittelst
eines Schlauches bewirkt, zweifellos erwiesen.
John Ray ist der erste Schriftsteller nach Strabo, der über die Wirkung
der fließenden Glewässer im Binnenlande und die AngrifFe des Meeres auf
die Küste spricht.
Georg Ernst 8MI gibt die Anregung zur Erforschung vom Psychischen
und Physischen in allen physiologischen und pathologischen Vorgängen»
sowie zu deren therapeutischer Verwertung und bedingt hierdurch
einen Fortschritt in der Auffassung und Behandlung der psychischen
ELTankheiten.
Vinoenzo Vlvianl stellt das als „Florentiner Aufgabe*' berühmte Problem:
In eine Halbkugel vier gleichgroße Offnungen derart herauszubrechen, daß
der Rest der Halbkugelfl&che quadrier bar sei. Die Losung geschieht durch
Leibniz, Bemoulli und L* Hospital mit Hilfe der Differentialreohnung.
ÜMtallim in Breslau führt die erste Resektion am Oberkiefer aus. Daß
Oribasius eine solche gemacht habe, ist zweifelhaft, wie auch die angeb-
lich um die Mitte des 17. Jahrhunderts von Molinetti gemachte Resektion
sieh lediglich auf Entleerung von Eiteransammlung bezog.
Edmund Halloy macht den ersten Versuch der geographischen Flächen-
messung durch Wägung der aus der Landkarte mit der Schere ausge-
schnittenen Flächenstücke, ein Versuch, der von dem Jesuiten Scherer
(1710) mit Erfolg wiederholt wird.
Der Engländer J. Harriloy erhält das erste Patent auf einen Wellenmotor,
bei welchem die Bewegung der Brandung zur Gewinnung von motorischer
Kraft in der Weise benutzt wird, daß ein Schwimmgefäß mit der Welle
auf und ab geht, wodurch eine Mühle in Betrieb gesetzt wird.
Georg Holyk gibt in seinem Gartenbuche zuerst die Veredelung der Bäume
und Sträucher durch Kopulieren an.
WOhelm Hsmktrf entdeckt, daß geschmolzenes Chlorcalcium phosphores-
zierend ist; das Präparat wird nach ihm als Homberg'scher Phosphor
bezeichnet.
John Ray führt in die Zoologie den naturhistorischen Begriff der Art
ein und berücksichtigt die Anatomie der Thiere als Grundlage der Klassi-
fikation.
Johann Barnonlll weist nach, daß Fische in Wasser, das vorher von Luft
befreit ist, nicht leben können. (S. a. 1670 B.)
Jacob Rudolf Camarariiit weist experimentell die Sexualität im Pflanzen-
reiche nach, die schon Grew und Ray vermuteten.
Philippe Dflahir« behandelt zuerst die Theorie der Epizykloide in syste-
matischer Weise.
Joäo Fsmyra te Ron gibt eine genaue Beschreibung des gelben Fiebers
und beschäftigt sich mit dessen Ursachen, seiner Verbreitung, seinen
Symptomen, der Prognose und Behandlung der Krankheit. Die frühest
bekannte Beschreibung des gelben Fiebers rührt von Thukydides her, der
selbst von der Krankheit befallen war.
Engelbert KinpfUr beschreibt die Naphthaquellen und die ewigen Feuer
der Apscheronhalbinsel an der Westküste des Kaspischen Meeres (Baku),
die zuerst um 930 von Massudi erwähnt worden waren.
Gottfried Wilhelm von Lslbnlz macht in einem Briefe vom Mai 1604 darauf
aufmerksam, daß zur Integration von Differentialgleichungen vor allem
die Variablen getrennt werden müssen.
Christopher Psiism gibt für den Bergwerksbetrieb die Förderung mit starren
Grestangen an, die ähnlich wie die Gestänge der Fahrkunst auf und ab be-
— 155 —
1695
wegt werden, und führt eine solche Förderung in Falun ein. Diese Ä\
der Förderung wird 1776 von Hubert Sarton in Belgien verbess^t un
neuerdings von M6hu wieder aufgenommen.
1695 Nehemiah Grtw entdeckt im Epsomer Bitterwasser das Bittersalz (Schwef<
saure Magnesia), welches infolge seines Ursprungs auch EpsomsaLe hei
und 1710 von Friedrich Hoffmann zur milden Abfuhrung empfohlen wiii
— Gottfried Wilhelm von Laibnlz definiert in den Act. Erud. von 1695 d
lebendige Kraft als Produkt aus Masse und Quadrat der Geschwindigk^
und betrachtet dieselbe als das wahre Kraftmaß eines in Bewegung hi
findlichen Körpers.
— Der Werkführer Morin in St. Cloud erfindet das Frittenporzellan (Pore
laine tendre).
— Tomplon äußert die erste Idee der Zylinderhemmung für Taschenuhren.
— John Woodward in London tritt mit Entschiedenheit der zu seiner Zeit no^
verbreiteten Meinung entgegen, wonach die Versteinerungen nur müßt^
Naturspiele seien. Er nimmt als Ursache der Sintflut den Ausbruch cini
unterirdischen Meeres an. Seine Versuche, die von ihm beobachteten E
scheinungen mit der heiligen Schrift in Übereinstimmung zu bringen, führ^
ihn mehrfach zu seltsamen Hypothesen.
1696 Der von Wolodomir Atlanow, Befehlshaber in Anadyrsk, entsandte Koa^
Morosko erreicht zuerst Kamschatka. Atlassow selbst folgt im nächst^
Jahre mit einer größeren Truppenabteilung und errichtet am 13. Juü 16^
am Kamschatka-Fluß ein Kreuz zum Zeichen, daß das Land von ihm {
Besitz genommen sei.
— Augustin MIottl rät bei der Behandlung der Wunden vor allem die Li^
fernzuhalten, weil dieselbe kleine Atome mit sich führe, welche die A|
steckung der Wunden vermittle. Er empfiehlt bei der Wundbehandln^
Mittel, welche die Eitenmg beschränken und die Zersetzung verhind<i
imd nennt als solches Mittel vor allem den Alkohol, der später in Bataill
(1859) einen eifrigen Fürsprecher findet. i
— Johann B«moulll stellt die Aufgabe, die Brachistochrone zu finden, d. 1
diejenige Kurve, auf der ein Körper herabfallen muß, um in möglichi
kurzer Zeit zu einem tiefer gelegenen Punkte zu gelangen. Mit diei«cj
Probleme beginnt die Entwicklung der Variationsrechnung.
— Der französische Akademiker GuiUaume Fran^ois dt l'HoipItal veröffentlich
das erste Lehrbuch der Differentialrechnimg „Analyse des infiniment petij
pour rintelligence des lignes courbes".
— Johann Lottlnf stellt zuerst Fingerhüte fabrikmäßig her, die man aber d^
mals auf dem Daumen trug. Die Annahme, daß Nicolaas van Beschoot«
in Amsterdam (um 1684) den Fingerhut erfunden habe, ist widerleg
(Vgl. hierzu 1210 Walter von der Vogelweide.)
— John Ray liefert die erste Beschreibung der Pfefferminze, die als Arznii
pflanze zuerst in England und erst viel später (1777) in Deutschl^
gebraucht wird. Er erwähnt auch zuerst die Senegapflanze, dere
Wurzel von den Indianern gegen den Biß der Klapperschlangen verwci
det werde.
1697 Pantaleon Htbfnttrelt versieht ein dem Hackebrett ähnliches, mit Dani
Saiten und Drahtsaiten überzogenes Instrument mit Dockenaulschlag un
wird der Vorläufer der Hammermechanik, indem er durch die« Instrumei
Schröter (s. 1711 C.) zu seiner Erfindung anregt.
— Johann Christian ilaeoki verwendet weißen Arsenik mit Pottasche neutr
lisiert und in Wasser gelöst innerlich bei Weohselfiebem.
— Richard Morton in London erkennt zuerst, daß die perniziösen FieN
durch die Ausdünstungen sumpfiger Gregenden veranlaßt werden tu
— 156 —
1700
scbieibt deren Behandlung mit Chinarinde vor, die auch Sydenham 1723
empfiehlt.
1697 Antonio Pacehloiil entdeckt die sogenannten „Pacchioni'schen Drüsen*' der
harten Hirnhaut.
1698 Johann Btmoulll nimmt zuerst das Problem der kürzesten Linie zwischen
zwei Punkten einer krummen Fläche mit Erfolg in Angriff. Er gelangt
dabei zu Raumkurven, die später als „geodätische Linien'' bezeichnet
werden.
— Laagfirrt kennt den Wirbelcharakter der indischen Stürme.
» Während das Bajonett im Gebrauchsfalle anfangs in den Gewehrlauf
hineingesteckt wurde, und daher ein Schießen mit aufgepflanztem Bajonett
unmöglich war, erfindet der englische General Mackty das Düllenbajonett,
welches mittels einer um den Lauf herumgreifenden Hülse an dem Gewehre
dauernd befestigt ist.
— Thomas Saiviry baut eine Dampfmaschine, in welcher er den in einem be-
sondern Kessel erzeugten Dampf abwechselnd in zwei Behältern benutzt^
während er das Wasser aus dem einen heraustreibt, saugt er gleichzeitig
im andern durch Kondensation des Dampfes Wasser an (Wasserhebe-
maschine).
— Soalliwtll führt in England die kalte Vergoldung durch Anreiben mit Gold-
Zunder ein, die angeblich schon vorher von deutschen Goldschmieden ge-
übt worden sein soll.
— Der Arzt und Chemiker Georg Ernst Stahl begründet durch seine Schrift
„De venae portae porta malorum etc", die wissenschaftliche Lehre von
den Pfortaderleiden, die seit den ältesten Zeiten bekannt und größten-
teils mit dem Glüheisen oder vermittels Ätzung und Ligatur behandelt
worden waren. Nach ihm kann das Blut im Gebiete der klappenlosen
Pfortader leicht hin und her versetzt werden und sich bald im Magen,^
bald in der Müz, bald im Dünndarm anhäufen.
1699 Guillaume AmMtons macht ausgedehnte Versuche über den Reibungs-
widerstand und stellt die Gesetze für die gleitende Reibung auf.
— Simon BottMue führt die von Dodart (s. 1668 D.) vorgeschlagene Extraktions -
methode für die Pflanzenanaljse durch und wendet dieselbe zuerst auf
eine vergleichende Untersuchung der verschiedenen im Handel befindlichen
Ipecacuanhafiorten an. Als Extraktionsmittel verwendet er bald Wasser,
^ bald Weingeist.
1699^1701 Der englische Seefahrer Wüham Dampter unternimmt eine Ent-
deckungsreise nach Australien. Im Jahre 1700 entdeckt er die Dampierstraße
und stellt fest, daß das östlich gelegene, von ihm Neubritannien genannte
Land von der Küste von Neuguinea getrennt ist.
1699 Wilhelm Homfctrf sucht zuerst den Säuregehalt einer Substanz durch die
~ Gewichtszunahme einer bestimmten Menge Pottasche zu ermitteln. Er
gibt dem Maschenpyknometer, das er Araeometer nennt, die noch jetzt
übliche Form. (S. a. 1121.)
1700 Guiüaume AmMtons schlägt als unteren Punkt des Thermometers den ab-
soluten Nullpunkt vor, den er auf — 239,5^ (umgerechnet auf die heutige
hundertteilige Skala) berechnet. Er konstruiert ein Luftthermometer, bei
welchem das Volum der eingeschlossenen Luft konstant gehalten wird
und die Höhe des erforderlichen Quecksüberdruckes als Maß der Tempe-
ratur gut.
— Guillaume IMWe macht sich als erster völlig frei von den Positions-
bestimmungen des Ptolemaeus und legt seiner Weltkarte und den Karten
der Erdteile die neueren astronomischen Bestimmungen zugrunde. Seine
Karte von Europa (1726) gibt zuerst ein naturwahres Bild dieses Erdteils.
— 157 —
1700
1 700 Johann Christoph DMinor in Nürnberg entwickelt die Klarinette aus einer fräs
zösischen Schalmeienart mit neun Tonlöchem.
— Hendryk van DavtntMr fördert die Orthopädie, indem er Beinkrümmnnge«
Sehnen Verkürzungen und Muskelatrophien mit Bandagen und Maschine
behandelt und Apparate für Rachitische konstruiert.
— Der Chemiker Johann Eonrad DIpptl erfindet das nach ihm benannte Ol
auch „Tierisches Stinköl" genannt.
— Denis Dodart imtersucht die Schwingungen der Stimmb&nder, deren B^
dingungen er an dem Lippenverschluß eingehend erörtert, und stellt feej
daß der Ton an der Glottis entsteht und im Mund und in der Nase sux
Klange wird.
— Nachdem Hutchinson schon 1640 eine unvollkommene Karte von Orte^
gleicher Deklination (Isogonenkarte nach Humboldts Benennung) gezeichn^
hatte, gibt Edmund Hallty die erste vollkommene Karte der Isogonen heraus
— Gottfiried Kirch in Guben macht regelmäßige Witterungsaufzeicfanungvi
und pflegt sein Thermometer regelmäßig, sogar mehrmals am Ta^
abzulesen.
— Johann Kunck«! von LOwtnttoni macht in seinem posthum gedruckten .,Lab4
ratorium chymicum" zuerst auf das kaustische Ammoniak (Salmiakgeid
aufmerksam, das er mit der Ätzlauge vergleicht.
— Ugir erwähnt in seinem Werke „La nouvelle maison rustique*' zum erBt«ii
mal die Verwendung der Ölkuchen als Futtermittel. Nach der Art d«
Erwähnung kann angenommen werden, daß diese Verwendung namentilcl
in Holland schon seit längerer Zeit üblich war.
— Greorg Memmendörfir in Nürnberg ist (nach Doppelmeyer) der erste, d«
Stahl zu schmelzen und in Formen zu gießen versteht und somit als £]
finder des Stahlgusses anzusehen ist, welche Kimst aber mit ihm veriorei
geht.
— Antoine Parcnt wendet die Koordinatenmethode zuerst auf den Raum vo|
drei Dimensionen an, indem er Oberflächen durch eine Gleichung zwiaoh«^
den drei Koordinaten eines Raumpunktes darstellt. Einen weiteren Au^
bau dieses Grebiets bewirkt Clairaut in seinen Raumkurven. (S. 1729 Ci
— Joseph Saovtur stellt die Theorie der Schwebungen auf, stellt die Hdrbai
keite^grenzen fest und erfindet die noch jetzt üblichen Mittel, die Teil
Schwingungen einer Saite durch Berührung der Knotenpunkte hörbar udI
durch aufgesetzte Papierreiterchen sichtbar zu machen. Er gibt der Ijebt
vom Schall den Namen „Akustik".
— Johann Jacob Schtudiztr in Zürich setzt mit seiner Schrift „Historiae bei
veticae naturalis prolegomena'* die von Simler (s. 1560) begründete wisseij
schaftliche Alpenkunde fort und fördert die Versteinerungskunde. Er Li
ein Anhänger der Woodward'schen Sintfluttheorie. (S. 1696 W.)
— Johann Jakob SdMUChZMr findet im Tertiärschiefer von Oningen in Bad(i
ein fossües Skelett, welches er i. J. 1726 als Sintflutmenschen (Homo dfln
testis) deutet. Das Skelett wird indes später als dasjenige eines Larchi
(Riesensalamanders — später als „Andrias Scheuchzeri" bezeichnet) erkannj
— Georg Ernst Stahl empfiehlt die medizinische Anwendung der moaehoi
duftenden Schafgarbe, aus der in neuerer Zeit im Engadin der „Iva** g^
nannte Likör bereitet wird.
— Als Erfinder des Violoncello wird in der Regel Tardito (1700) genaoul
Doch ist demgegenüber zu bemerken, daß bereits der um 1690 gestorb«!
Domenioo Gabrieli den Beinamen „Del Violoncello*' hatte. Auch seheiiit
die Amati, Magini u. a. schon im 16. Jahrhundert Streichinstrumente Xit
Cellogröße gebaut zu haben.
— Lorenzo TtmuMO fördert die Pathologie der Gonorrhöe und gibt eine sfit«
— 158 —
1700
matische Einteilang der verschiedeiien Arten dieser Krankheit. Seine Be-
fände nber den Gang des Krankheitsprozesses werden von Cockbum (1713),
Morgagni (1710) und Boerhaave bestätigt.
1700 Joseph Pitton ds TonriMlort gibt in seinen „Institutiones rei herbariae" ein
anf Ban nnd Form der Blüte begründetes Pflanzenkystem , das jedoch
lediglich den formalen Vorzug hat, daB in demselben strenge Ordnung
herrscht und bestimmt begrenzte Gattimgen eingeführt werden.
— Raymond ds VIeimMS entdeckt die „neurolymphatischen Arterien" und
nimmt an, daß dieselben den ununterbrochenen Fortgang des Blutes auis
den Arterien in die Venen vermitteln.
— Andreas Wtrkinaitlar stellt die gleichschwebende zwöl&tuflge Tonleiter auf.
Um die Einbürgerung der gleichsohwebenden Temperatur machen sich
später verdient J. G. Neidhardt, J. A. Sorge, J. H. Lambert, C. G. Schröter,
Rameau, d'Alembert, Bach u. a.
159 —
Achtzehntes Jahrhundert.
1701 Michelangelo Andrioll verwendet den Mohnsaft zuerst bei der Ruhr; h
Wechselfiebem wird er 1710 zuerst von Jacob Minot und, um die Gew«!
der Schmerzen bei Entzündungen und ähnlichen Krankheiten zu besäoi
tigen, 1739 von John Huxham empfohlen.
— Nachdem man, insbesondere seit Galen der Meinung war, daß bei £dI
stehung eines Unterleibsbruches das Bauchfell zerreiße und daher aucb di
Bezeichnung „Ruptura" eingeführt hatte, lehrt Jean Mtrcy zuerst, daß bj
Brüchen da« Bauchfell ausgedehnt sei, sonach die Eingeweide in eine^
Bruchsack Hegen.
— Isaac Ntwton erfindet den Spiegelsextanten und sendet eine Besohreibiiil
und Zeichnung seines Instrumentes an Hadley. Die diesem zugeschrieboil
Erfindung des Instruments (1731) beruht somit auf einem Irrtum.
— Olaf RAmer vereinigt zur Erzielung sicherer Stem-Durchgangsbeobachtung^
Mauerkreis und Passageninstrument zu einem einheitlichen InatrumeD!
dem sog. Meridiankreis. Sein eigenes Instrument, die berühmte „Rol
meridiana'' bleibt bis 1728 im Dienst, wo es bei einem Brand vej
nichtet wird.
— William Whltton bringt die erste Isoklinenkarte, die Orte gleicher Inklin^
tion verzeichnet, für den Kanal und das südhche England zustande».
— Jacob B^moulll stellt das „isoperimetrische Problem*' auf, das für die £n|
Wicklung der Variationsrechnung von Bedeutung ist, und welches Tei
langt, unter allen isoperimetrischen Kurven diejenige zu finden, für (^
ein bestimmter Ausdruck möglichst groß oder mÖgÜchst klein wird. Eleme]
tare isoperimetrische Untersuchungen finden sich schon bei Zenodotos (ul
180 V. Chr.), M. Fabius Quintihanus (70 n. Chr.) und Bradwardin
(S. d. 1330.)
1702 ürban Hlime bemerkt zuerst eine langsame, aber stetige Verändern«
der Küstenhnien zugunsten des Landes, die später von Swedenborg. Cij
sius und Linn6 bestätigt wird, welche daraus auf einen Rückzug des Meer
schließen, während sich viele Stimmen schon damals anders äußern ui
eine Hebung des Landes über den unverändert bleibenden Spiegel d
Meeres annehmen.
— Wilhelm HombiTf beschreibt zuerst die Borsäure in bestimmter Weis
Über den Borax spricht er sich noch sehr unklar aus.
— Gottfried Wilhelm von Laibniz äußert in einem Briefe an Johann Bemou
bereits die Gesamtidee des Feder- (Aneroid-)Barometer8, die duroh Vi
(s. 1848 V.) ausgeführt wird.
1 702 — 1 0 Johann Jacob SchMichier macht zahlreiche der wissenschaftlichen Laodti
künde gewidmete Alpenreisen und führt die Gletscher als Naturersoheinui
— 160 —
1704
in die wiesensohaftliohe Betrachtungsweise ein; namentlioh kennt er deren
Bewegung und sucht sie zu erklären.
1702 Johann Jacob SchMidiiir macht auf die Einschlüsse in Krystallen aufmerk-
sam und benutzt sie für die Theorie der G-enesis der Mineralien.
— Georg Ernst Mahl untersucht die verschiedene Starke in der Verwandt-
sdhaft der Säuren zu den Alkalien und Metallen und findet, daß unter
allen Säuren die Schwefelsäure, dann die Salpetersäure die mächtigsten seien,
welche aUe anderen Säuren aus ihren Verbindungen austreiben. Er er-
weitert die Kenntnis der Abstufungen in der Verwandtschaft der ver-
schiedenen Materien zueinander und bereitet so die Au&tellung von Af-
finitätstabellen vor. (S. 1718 G.)
— Georg Ernst Mahl stellt die Phlogistontheorie auf, nach welcher bei der
Verbrennung aus den verbrennenden Körpern ein hypothetischer Stoff,
das Phlogiston, entweicht. (S. 1682 B.)
— Georg Ernst Mahl überträgt Boyle's Ansichten über die Elemente (s. 1661 B.)
in die ausübende Chemie und faßt das, was wir heute „chemische Elemente"
nennen, klar auf, indem er als eigentümliche Körper diejenigen bezeichnet,
aus deren Vereinigung untereinander oder mit Phlogiston er alle Substanzen
gebildet glaubt.
1703 Johann B^moiilli erklärt die von Huygens (s. 1673 H.) aufgestellte Theorie
über die Bewegung schwerer Körper für ein allgemeines Naturgesetz und
nennt dasselbe „Das Prinzip von der Erhaltung der lebendigen Kräfte*'.
— Der Abb6 Jean (to Hautftoulllo konstruiert einen Apparat (Quecksüber-
horizont), um bei Erdbeben die Abweichung der Bodenteilchen von ihrer
fiuhelage zu messen (Seismometer).
*- Antony LaMiWMhoek entdeckt -die parthenogenetische Fortpflanzung der
Blattläuse.
704 Diühach, Färber in Berlin, entdeckt bei Fällung eines mit Alaun und
Eisenvitxiol veisetzten Cochenilleabsuds durch fixes Alkali das Berlinerblau.
Daß er dieses und nicht den erwarteten roten Niederschlag von Florentiner
Lack erhielt, erklärt sich daraus, daß er von Dippel (vgl. 1700 D.) ein
fixes Alkali erhalten hatte, über welches mehrfach tierisches Stinköl zur
Reinigung destilliert worden war. Eine Vorschrift zur Bereitimg des Ber-
linerblau durch Kalzinieren von Blut mit Alkali veröffentlicht 1724 Wood -
wanL John Brown zeigt in demselben Jahre, daß man auch geröstetes
Fleisch verwenden könne und G^offroy wendet 1726 zu gleichem Zweck
Wolle und gebranntes Hirschhorn an.
— Crottfried Hairtiwh in Nürnberg erfindet das konische Zündloch, bei dem
die Pfanne sich selbst beschüttet, und gibt dadurch seinen Pistolen eine
um das Dreifache gesteigerte Ladegeschwindigkeit.
— Jean Mary untersucht das Augenleuchten an einer unter Wasser gebrachten
Katze und sieht dabei sogar die Netzhautgefäße. Delahire erklärt dies
1709 daraus, daß die Brechung der Lichtstrahlen an der Vorderfläche des
Auges durch die Bedingungen des Experimentes geändert werde.
— Isaac Newton zieht zur Erklärung der Entstehung der Farben des Hegen-
bogens die Dispersion des Lichtes heran. (S. a. 1649 D.)
— Isaac Newton interessiert sich zuerst für die Farbe des Wassers und gibt
als Grundfarbe desselben „grün'' an.
— Antonio Maria Valstlva empflehlt in seinem „De aure humana Tractatus*'
als bestes Mittel, Eiter aus dem Ohr zu entfernen, bei verschlossenem
Munde und Nase Luft durch die Eustachische Röhre zu pressen. (Valsalva-
Bcher Versuch, s. auch 1741 C.) Er macht darauf aufmerksam, daß die
Ursache der Taubheit häufig in einer Verstopfung der Eustachischen Röhre
Hegt und fördert die Lehre vom Bau, der Funktion und den Krankheiten
Darmstaedter. 11
— 161 -
1705
dee Gehörorgans, an welchem er u. a. die Muskeln de« Tragus und Anti-
tragus und das Valsalva'sche Band entdeckt.
1705 Jacob Barnoulli führt die elastische Linie (Elastioa) in die FestagkeitB*
lehre ein. ii
— Pierre BrIltMUi gewinnt auf Grund von Experimenten an der Leiche eine«
Starblinden die Überzeugung, daß die Katarakt nicht, wie bis dahin an< ^
genommen worden war, auf einer Trübung in der vorderen Augen kammer ,
beruhe, sondern die getrübte Krystalllinse selbst sei. (S. a. 1656 R.) Dieser ,
Ansicht treten insbesondere MaitreJean und Heister bei, welch letxteier .
namentlich mit dazu beiträgt, daß die Ansicht von Brisseau als richtig
anerkannt wird.
— Edmund Hallty gibt in seiner Schrift „Of Compound interest*' eine syet4^ \
matische Behandlung der Zinseszinsrechnung. (S. a. 1202.)
— Edmund Hallty weist nach, daß der i. J 1682 erschienene Komet mit den
in den Jahren 1456, 1531 und 1607 beobachteten Kometen identisch '
ist. Seine Voraussage, daß der — später nach ihm benannte — Komet
im Jahre 1750 wiederkehren werde, hat sich bestätigt. Auch i. J. 1835
erscheint er wieder.
— Gottfried Wilhelm von LalMilz äußert in einem Briefe an Papin den (k- '
danken, den Dampf in der atmosphärischen Maschine behufs Verstärkung
der Expansion der Luft um den Dampfzylinder zu führen, eine Idee, die
vonStirling (s. 1816 S.) der Konstruktion seiner Heißluftmaschine zugrunde i
gelegt wird. i
— Thomas Nfwcomm und John Cawity führen den Papin'schen Versuch (s. 1 690R)
bis zur wirtschaftlich brauchbaren Betriebsmaschine durch und schaffsi
die fast anderthalb Jahrhunderte hindurch gebräuchlichste Form der <
Balanciermaschine. (S. a. 1707 F.)
— Der Fater da SciSM und J. J. SchtucÄiztr machen zuerst barometrische Simnl* i
tanbeobachtungen in Zürich und auf dem St. Gotthardhospiz.
— Henry Sully erfindet die Friktionsrollen (Friktionsscheiben).
— Jacob Walti erwähnt zuerst die sympathetische Tinte aus Kobaltchlorür« i
die 1731 durch Teichmeyer und 1737 durch Hellet größere Verbreitung]
findet. Wird das mit der blaßroten Losung beschriebene Fapier erwärmt^ i
so erscheinen blaue Schriftzüge. Durch Tränkung von Fließpapier müi
Kobaltchlorür erhält man die bekannten chemischen Wetteranzeiger, diti
bei nassem Wetter rosenrot, bei sehr trocknem Wetter blau erscheinen.
1706 Pierre BrIitMUi macht auf Grund seiner anatomischen Untersuchung über ditf
Ursache des grauen Stars (s. 1705 B.) wichtige Arbeiten zur Behandlung
dieser Krankheit und veröfi:entlicht dieselben in seinen „Nouvelles obseiw|
vations sur la cataracte**. (S. a. 1656 R.)
— Der englische Physiker Francis HawktbM bemerkt, daß Glas ebenso, wie Bera^
stein, wenn es mit Wollenzeug gerieben wird, Licht ausstrahlt und erhält«
indem er eine luftleer gemachte Glaskugel an seiner Hand reibt und eincü
seiner Finger der Kugel nähert, zolllange Funken. (S. 1672 L.)
— Urban Hlimt untersucht seit 1670 eine große Anzahl von Mineralwäaeeot
imd fördert durch seine Untersuchungen die Mineralwasseranalyse ^
von Friedrich Hoffmann noch weiter vervollkommnet wird.
— Johann Heinrich Hotttncw sieht zuerst die Schichtung oder Struktur im £i4
der Gletscher.
— William Jonts braucht zuerst das Zeichen .t, das von 1737 ab von Euld
regelmäßig benutzt wird und namentlich durch Euler*s „Introduetio**
gemein Verbreitung findet.
— Luigi Ferdinando (to Manlli errichtet das erste maritime Laboratoriofl
zum Studium von Meertieren in Marseille. (S. a. 1870 D.)
- 162 —
1709
Der Kapitän Stannysn entdeckt die Chtomosph&re der Sonne, d. i. jene
zarte rosarot gefärbte Gashülle, die bei Verfinstertingen konzentrisch um
die Sonne gelagert sichtbar wird.
William Dampter gibt in einem Reisewerk über seine Weltumsegelung eine
FüUe von wertvollen Segelanweisungen und beschäftigt sich mit einer
Theorie der tellurischen regelmäßigen Windsysteme.
Der sächsische Stabsmedikus Daumlns beobachtet, daß erhitzter Turmalin
AscheteQchen an sich zieht und wieder von sich stoßt.
Philippe Delahirt verbindet zuerst die Zugramme mit Laufrädem, Göpeln
usw. und bahnt so den Übergang zu den Eunstrammen an. Wesentliche
Verbesserungen der Ramme werden dann von Vanlou6, B^lidor (1760) und
namentlich von Perronel (1780) ausgeführt.
Domenico GuglMmlni spricht in seiner „Dissertatio de Salibus" aus, daß
die kleinsten Partikeln der Salze eine beständige und unveränderliche Form
haben und daß die Verschiedenheit von Kochsalz, Vitriol, Alaun, Salpeter
auf einer Verschiedenheit der Krystallgestalt ihrer kleinsten Teil-
chen beruhen.
Nicolas LauMry macht eingehende Untersuchungen über das Antimon und
dessen Verbindungen. Er ist der erste, der die vulkamschen Erschei-
nungen als auf einem chemischen Prozeß beruhend ansieht.
Denis Pajilii konstruiert nach dem von ihm gefundenen Prinzip (s. 1690 P.)
eine Hochdruckdampf maschine zum Pumpen von Wasser. Wegen der
Undichtigkeit der einzelnen Teile wird mit der von Papin damals in Cassel
aufgestellten Maschine, die in der Schrift „Ars nova ad aquam igni ad-
miniculo efficacissime clarandam*' beschrieben und abgebildet ist, nur ein
einziger Versuch unternommen. (S. a. 1705 N.)
Denis Papin fährt am 24. September auf einem Boote auf der Fulda von
Cassel nach Münden. Da Papin ein Vorkämpfer für die motorische Aus-
nutzung der Dampfkraft gewesen ist, hat man in jenem Boote öfters ein
Dampfboot erblicken wollen. Es ist indes erwiesen, daß es sich hierbei
nur um eine Konstruktion gehandelt hat, wie sie schon vorher von Kyeser,
Valturius, Blasco de Garay (s. diese) und anderen in Vorschlag gebracht
worden war.
Abraham Darfey erfindet für den Eisenguß die Kastenformerei in nassem
Sand. Nur für kleine verzierte Gegenstände hatte man bis dahin hier
und da das Formen in fetter Erde angewendet, so daß Darby's Ver-
fahren einen wesentlichen Fortschritt bedeutet.
William Dtrhani untersucht die verschiedenen Einflüsse, welche die Ge-
schwindigkeit des Schalls ändern, und findet, daß namentlich die Wind-
stärke von Einfluß darauf ist. Er findet für die Schallgeschwindigkeit den
Wert von 1071 Pariser Fuß in der Sekunde.
Der englische Physiker Wall hebt in einer Abhandlung in den Philos.
Transactions hervor, daß der elektrische Funke und sein Knistern einiger-
maßen Blitz und Donner vorstelle. (S. 1746 W. und 1749 F,)
Nachdem durch die Feststellung, daß der Star eine Krankheit der Linse
sei, der Name Glaukom dafür überflüssig geworden war, bezeichnet Pierre
OrtiiaMi als Glaukom eine Sehstömng, die unabhängig von der Linsen-
trübung auftritt und den Augengrund oft bläulich oder grünlich schil-
lernd erscheinen läßt und wahrscheinlich von der Entartung des Glas-
körpers herrührt.
Johann Maria Fttrlna, geb. in Santa Maria Maggiore im Tal Vigezza, der
sich i. J. 1709 in Köln niederläßt, wird als Erfinder des Kölnischen Wassers
(£au de Cologne) genannt. Zur gleichen Zeit soll in Köln ein ähnliches
II*
— 163 —
1709
Produkt von einem Verwandten Farina*8, Paul Feminis» hergestellt
worden sein.
1709 Der Pater Bartholomeo Lonren9o (to QnsmSo baut ein Luftschiff, bestehend
aus einem mit Papier überzogenen, unten offenen Korb aus Weidenhols
von oa. 8 Fuß Durchmesser. Durch ein unter dem Korb angezündetes
Feuer wird in diesem die Luft verdünnt, und so soll es Gusmäo gelungen
sein, am 8. August in Lissabon mit seinem Apparat bis auf 200 Fuß Höhe
zu steigen und unbeschädigt herunter zu kommen.
— Li Bon (to Saint-Hllair«, Präsident der Handelskammer von MontpeUier,
legt der Pariser Akademie der Wissenschaften einige Bekleidungsstücke
(Strümpfe und Handschuhe) vor, die aus den Spinnenfäden verschiedener
südfranzösischer Spinnenarten hergestellt sind. Die Hoffnung auf eine
praktische Verwertung der Spinnenseide wird freilich durch R^aumur
stark herabgemindert, welcher nachweist, daß 18000 Fäden der Kreuzspinne
erst einen Faden in der Stärke der Nähseide liefern. Doch ist eine Be-
nutzimg der Spinnenseide in neuerer Zeit mehrfach wieder versucht worden.
— Ren^ Antoine F. (to Rtaumur zeigt, daß die Schalen der Schnecken und
Muscheln durch Erhärten eines Saftes entstehen, der aus den Poren dieser
Tiere hervordringt.
— Christian von Wolf gibt der Aerometrie eine wissenschaftliche Grrundlage
und beschreibt in Deutschland das erste Anemometer.
1710 Domlniqut Anol führt am 30. Januar zuerst die nach ihm benannte Anen-
rysmenoperation bei einem Aneurysma der Ellenbogenbeuge aus, bei dem
er, ohne den Sack zu öffnen, so nahe als möglich oberhalb desselben die
Arteria brachialis unterbindet.
— Hermann Boorhaavt beschäftigt sich mit der Anlage von Treibhäusern (die
übrigens den Römern schon bekannt waren) im Leidener Pflanzengarten
und bestimmt, unter welchem Winkel die (Glasdächer unter jeder Breite
gegen den Horizont geneigt sein müssen, um möglichst viel Sonnenstrahlen
ai^ufangen.
— Johann Friedrich Böttfor stellt in Meißen das erste Hart-Porzellan in
Europa her.
— Roger Cotos verfaßt das erste vollständige Werk über die Integralrechnung
„Harmonia mensurarum", in welchem sich der nach ihm benannte „Cotee"-
sehe Lehrsatz" findet.
— William Dorham beobachtet zuerst das aschfarbene Licht der Venus.
— Wilhelm Homborf beschreibt zuerst das Effloreszieren einiger Salzlösungen,
das 1722 auch von Fran9oi8 Petit erörtert wird.
— Wilhelm HombiTf gibt das Verfahren zur Verfertigung des aus dem Nieder-
schlage des Silbers entstehenden Dianenbaums (Silberbaums) an.
— Jacob Christoph Lo Blon aus Frankfurt a. M. versucht, farbige Bilder mit
den sieben Farben des Spektrums zu drucken und findet dabei, daß man
mit drei Farben, rot, blau und gelb, auskommen kann. Er ist somit der
Erfinder des Dreifarbendrucks, den er in der Weise ausführt, daß er drei
Kupferplatten mit den entsprechenden Farben übereinander druckt.
— Gottfried Wilhelm ¥on Loibniz unterscheidet zuerst zwischen gleitender und
rollender Reibung.
— Der Astronom Giacomo Filippo Maraldl entdeckt, daß die rautenförnugeo
Platten der Bienenwaben immer dieselben Winkel zeigen, nämlich 109* 28*
für den stumpfen und 70® 32' für den spitzen Winkel.
— Der Gießer Johann Marltz in Bern gießt massive Kanonen und bohrt sie
mit einer selbst erfundenen horizontalen Bohrmaschine so aus, daß der
Kern als ein massives Stück herausgenommen werden kann.
— Der Holländer J. van dor Mty imd der deutsche Prediger Johannes
— 164 —
1711
in LieicLen führen die Stereotypie in den Buohdruok ein. Doch beschränkt
sich ihr Verfahren darauf, daß sie den fertigen Lettemsatz auf der Rück-
seite mit einem dünnen Oberzuge von Mastix, Gips oder leichtflüssigem
Metall versehen, wodurch der Schriftsatz zu einer stereotypartigen Druck-
platte zusammengekittet wird.
Fran^ois Sauveur Morand und Henri Fran9oiB Le Dran machen die^ erste
Ezortikulation des Schultergelenkes (Ezarticulatio humeri).
Thomas Ntwcomtn erfindet die Einspritzkondensation und wendet dieselbe
sofort hei seiner atmosphärischen Maschine an.
Christopher Polhem fördert die praktische Mechanik in allen ihren Zweigen,
insbesondere aber die mechanische Bearbeitung des Eisens.
Francis Peurfoiir du Pttit lenkt zuerst die Aufmerksamkeit auf die psycho-
motorische Leistung der Hirnrinde. Er sieht bei Trepanierungsexperimenten
an Hunden je nach der Lage der verletzten Himmasse stets Lähmung der
Extremitäten der gegenüberliegenden Seite auftreten, die dann vollständig
war, wenn das Corpus striatum verletzt war, wogegen alleinige Verletzung
der Himoberfläche keine eigentliche Lähmung, sondern bloß Schwäche der
kontralateralen Extremitäten hervorrief. Diese Experimente werden 1721
von Pietro Paolo Molinelli bestätigt und begründen die Lehre von der
kontralateralen Innervation (Kreuzung der Fasern).
Der Anatom Giovanni Domenico SantorinI entdeckt den Lachmuskel und
die Santorini*schen Knorpel des Kehlkopfes.
Pierre Var^on leitet die statischen Cresetze der einfachen Maschinen aus
dem Satz vom Kräfteparallelogramm ab, weist den Zusammenhang von
SeQpolygon und Kräftepolygon nach und erfindet die Seilwage.
Bartolommeo Crlstofori in Padua erfindet angeblich die Hammermechanik
des Pianoforte, indem er die Hämmer durch Tasten verbindet, durch
welche sie an die Saiten geschnellt werden. Von anderer Seite wird die
Priorität dieser Erfindung Christoph Gottlieb WipMwc vindiziert. Ins-
besondere Pauli tritt in seiner Geschichte des Klaviers für Schröter ein
und behauptet, daß Cristofori's Mechanik nur eine Nachahmung der
viel voUkommneren Schröter'schen gewesen a«t
Der Geistliche L. D. Hermann in Massel in Schlesien erkennt, daß die
Blitzröhren (Fulguritbildungen) nichts anderes sind als unter der Einwirkung
des Blitzes zusammengebackene Kömer verschiedenen Mineralcharakters.
Wilhelm Hemberf stellt durch Verkohlen von Alaun mit Zucker den „Hom-
berg's Phosphor" genannten Pyrophor dar, dessen Erglühen, wie Scheele
1777 feststellt, daher rührt, daß er an der Luft begierig Sauerstoff auf-
nimmt und durch die bei dieser Oxydation entwickelte Wärme stark
erhitzt wird.
Gottfried Wilhelm von Leibniz sucht Peter den Großen von Rußland zur
Sammlung von Vokabularien der im weiten Umfang seines Eeiches zer-
streuten Völkerstämme zu veranlassen und wird so ein Vorläufer der Eth-
nologie. Er unternimmt einen Versuch, die Menschen in Klassen einzuteilen
und unterscheidet eine japetische (die keltischen und szythischen Stämme
umfassende) imd eine aramäische Hauptvölkergruppe. (S. a. 1684 B.)
Johann Justus Partslt in Zellerfeld im Harz konstruiert einen Aspirations-
Ventüator für Bergwerke. Durch seine Idee, die Luft in geschlossenen
Räumen durch Abführung der verdorbenen Luft und Zuführung frischer
Luft zu erneuern, hat er zweifellos die Priorität vor Stephen Haies und
Martin Triewald, die beide erst 1741 die Ventilation für Krankenzimmer
und für Schiffe anwenden.
Ren6 Antoine F. tft Rteumur gibt an, daß sich eine Unze Gold zu I46V2
— 165 —
1711
Parisef Quadratfuß auBh&mmem lasse. Nach neueren Angaben kann 1 g
zu etwa 5676 qcm ausgeschlagen werden. (S. Homer 800 v. Chr.)
1711 John Short in London erfindet die Stimmgabel.
1712 Nachdem der Asphalt schon in Babylon und Ninive als Baumaterial be-
nutzt worden, aber seitdem gänzlich abgekommen war, nimmt der grie-
chische Arzt Elrinit dessen Verwendung wieder auf imd beutet die Lager-
stätten des Yal de Travers im Fürstentum Neuchätel dafür aus.
— - John FlamslMd gibt den ersten umfassenderen Sternkatalog heraus. (S. seine
„Historia coelestis Britanniae".)
1712 — 19 John FlamslMd arbeitet bis zu seinem 1719 erfolgten Tode an dem erst
posthum i. J. 1729 herausgegebenen „Atlas coelestis*', dessen 27 Karten viel-
fach, zuletzt i. J. 1781, neu aufgelegt werden und im 18. Jahrhundert fast
allein maßgebend sind.
1712 Engelbert KSmpfMr erwähnt zuerst die unter dem Namen „Madurafuß**
bekannte, in Indien endemische Krankheit, die besonders die Füße, seltener
die Hände befällt und zu elefantiastischen Verdickungen mit Fistel-
bildungen führt. Kämpfer beschreibt die Krankheit unter dem Namen
„Perical" (großer Fuß).
— Jan Knna betreibt zuerst in Wildervank» Provinz Groningen, die Moor-
brandkultur mit großem Erfolg imd führt dieselbe auch in Ostfriesland
ein. Sie besteht darin, daß vor jeder Ernte die oberste Moorschicht
in Stärke von einigen Zentimetern losgerissen, nach dem Trocknen in
Brand gesteckt und danach in die geröstete Decke der Same (meist Buch-
weizen) gestreut und etwas eingeeggt wird.
— Humphry Pottw, ein jugendlicher Arbeiter, welcher das Drehen des Hahnes
an der Newcomen'schen Maschine zu besorgen hatte, soll die Selbststeue-
rung erfunden haben, indem er die Hähne mit dem Baiancier in Ver-
bindung setzt, durch dessen Spiel sie fortan geöffnet und geschlossen
werden. Ein. Beleg für die Richtigkeit dieser Angabe ist nicht zu erbringen.
— Nachdem die Ctinarinde seit ihrer Einführung in Europa (s. 1640 V.) ab-
wechselnde Beurteilimg erfahren hatte und infolgedessen nicht in all-
gemeine Anwendung gekommen war, zeigt Francesco Tortt in Modena in
seiner Abhandlung „Therapeutice specialis ad febres quasdam pemiciosas"
den Nutzen derselben bei den Zehr- und Wechselfiebem und trägt dadurch
zu ihrer allgemeinen Einführung wesentlich bei.
— Laurent Varduc weist zuerst darauf hin, daß die bei Flüssigkeitserguß in
die Schädelhöhle oder bei Knocheneindruck am Schädel zu beobachtenden
schweren Zufälle auf Kompression des Gehirns (Gehirndruck) zurückzu-
führen seien.
1713 Dominique Anel führt zuerst den Katheterismus der Tränenwege aus. Er
führt eine goldene Sonde täglich durch den obem Tränenpunkt in den
Tränennasenkanal ein und injiziert mit der nach ibm benannten Spritze
eine adstringierende Flüssigkeit in den Tränensack.
— Abraham Darby gelingt es, durch Abschwefeln guter backender Kohle in
Meilern brauchbaren Koks zu erzeugen, mit welchem er in CoaJbrookdale
einen Hochofen betreibt. Diese Erfindung bedeutet für die Roheisen-
erzeugung einen der praktisch bedeutsamsten Fortschritte.
— Der Zimmermeister Persa zu Dünkirchen erfindet Flutmühlen, die sowohl
auf die Verwertung des Ebbe- als auch des Flutstroms eingerichtet sind
und die nach B^lidor gegen 30 Jahre in vollem Betrieb standen.
1714 Gabriel Daniel FahrMihelt konstruiert die ersten brauchbaren Quecksilber-
thermometer mit der nach ihm benannten Skala von 212 Graden, bei
welchem er die von Huygens 1665 vorgeschlagenen Fundamental punkte,
— 166 —
1715
nämlich den Schmelzpunkt des Eises und den Siedepunkt des Wassers
Terwendet.
1714 Der französische Gelehrte N. QaBgtr verfaßt eine Abhandlung über die
Mechanik des Feuers und wird damit der Begründer einer wissenschaft-
lichen Behandlung des Gebietes der Ventilation. £r wirkt durch seine
Schrift namentlich für die Erkenntnis der sanitären Wichtigkeit einer
guten Lüftung der Wohnungen. (S. a. 1760 H.)
— Edmund Haltoy spricht die Vermutung aus, daß das Nordlicht eine mag-
netische Erscheinung sei, welche Hypothese durch Faradaj*s Entdeckung
der Magnetisation des Lichtes (s. 1846 F.) zur Gewißheit erhoben wird.
— Gottfried Wilhelm von Lelbnli weist (in einer jetzt in Hannover befind-
lichen Wiener Handschrift) darauf hin, wie sehr die großen Lazarett -
bauten die Verbreitung ansteckender Krankheiten begünstigen. Er empfiehlt
kleinere Einzelbauten, „Baraquen also, daß sie nicht contiguae se^n oder
an einander hengen, sondern von einander geschieden, damit die Luft
durchstreiche". Leibniz ist somit der eigentliche Vater des Pavillon-
systems im Lazarettbau.
— Gottfried Wilhelm von Lolbniz erwähnt zuerst den Fleischextrakt. Er er-
örtert in den „Utrechter Denkschriften'* die Mittel, Truppen auf langen
Märschen bei Kräften zu erhalten und empfiehlt dazu die „Kraft-Com-
positiones" (Konserven) und besonders „das Ertrakt aus Fleisch, dessen
Komposition mir bekannt'*. Die Anregung zu diesen Vorschlägen hat
Leibniz wahrscheinlich durch Papin erhalten.
— Do In UfOrio lenkt zuerst die Aufmerksamkeit auf das 1658 von Glauber be-
reitete rote Schwefelantimon (Dreifach-Schwefelantimon), dessen Bereitung er
angeblich von einem französischen Offizier Chastenay und dieser wiedenmi von
einem Schüler Glauber's erfahren hatte. Das Präparat wird als „Poudre des
Chartreux" und später als „Alkermes minerale" (Kermes) viel verkauft und
erst von BerzeUus 1821 in seiner wahren Zusammensetzung erkannt. —
Am besten wird es aus dem 1821 von Schlippe dargestellten Natrium-
sulfantimoniat (Schlippe'schen Salz) hergestellt.
— Henry Mlll nimmt ein englisches Patent auf eine Schreibmaschine, mit
deren Hilfe er erhabene Schrift erzeugt. Diese Maschine hat einen prakti-
schen Erfolg nicht aufzuweisen, ebensowenig ein 1784 in Frankreich paten-
tierter ähnlicher Apparat.
1715 Von filMlon in Wien gibt in seLaer „Aeromanteia" fortlaufende Angaben
über Temperatur, Luftdruck und allgemeine Wetterlage.
— Johann Thomas Honting in Gießen findet Phosphor im Gehirn.
— Christian Gottlieb Hortol in Halle führt für das Mikroskop den licht-
reflektierenden Spiegel (Beleuchtungsspiegel), der die Vorteile der verti-
kalen Stellung und der Beobachtung bei durchfallendem Licht vereinigt,
zu allgemeinem Grebrauch ein. (Vgl. 1637 D.)
— William Kont verwirft das Symmetrische imd geometrisch Berechnete der
französischen Gärten (s. 1653 L.) imd spricht den Grundsatz aus, daß ein
Lustgarten nichts sein dürfe, als eine schöne Landschaft in geschmack-
voller, den Formen der Natur angepaßter Gestalt. (Englische Gärten.)
— Potir dor Qroao veranlaßt den i. J. 1732 beendigten Bau des 110 km langen
Ladogakanals, der die Verbindimg zwischen der Ostsee und dem K aspi-
schen Meere herstellt, indem er die mit der Wolga vereinigte Wolchow
von Neu-Ladoga ab mit Schlüsselburg verbindet.
— Jean Louis Pottt spricht sich eingehend über Wundheüung aus und unter-
scheidet Vereinigung nach der ersten und zweiten Intention (s. 169), von
welch letzterer er vier Arten angibt. Er wendet zuerst den Ausdruck
„chairs grenues'*, kömige Fleischbilduilgen, an, woraus die Bezeichnung
— 167 —
1716
Granulation entsteht. Er nnteiBcheidet zuent zwischen Grehimerschütte-
ning und Gehimdruok und betrachtet den letzteren für so gef&hrlich,
daß er in allen Fällen die Trepanation empfiehlt, die durch ihn große
Verbreitung erlangt.
1716 Der Mathematiker Brook Taylor stellt den nach ihm benannten Satz
(Taylor* sehe Reihe) auf, wobei auch schon diejenige Einzellorm s^ner
Reihe, die später den Namen „Maclaurin*sche Reihe" erhält, erwähnt ist.
(S. seine Schrift „Methodus incrementorum".)
— Raymond tft Ytouttont legt den Grund zu einer strengeren wissenschaft-
lichen Behandlung der Herzkrankheiten. (S. a. 1726 A.)
1716 Philippe Delahlr« erfindet die noch heute nach ihm benannte doppelt-
wirkende Pumpe.
— Johann Caspar Funck behandelt in seinem Buche „De coloribus coeli" als
erster die Dämmerungsfarben, die 1754 auch Mairan in seinem „Trait^
physique et historique de V aurore bor^ale" beschreibt. Funck beschreibt
auch zuerst die Gegendämmerung.
— Dr. Hook soll die erste Räderfräsmaschine zum Einschneiden der Zahn-
lücken der Uhrräder erfunden haben, die von Henry 8ully in England
eingeführt wird.
— Giacomo Filippo Marildi bemerkt zuerst einen weißen Fleck an dem
einen Pole des Mars.
— Abraham tft Molvrt trägt durch seine „Doctrine of chances*' und durch
seine später (1724) erschienenen «^Annuities upon Lives" wesentlich zur
Entwicklung der Wahrscheinlichkeitsrechnung bei.
— Der Schwede Martin TritwaM konstruiert die erste Waaserheizanlage für
Gewächshäuser in Newcastle on Tyne.
1717 Johann Bornoulil erkennt die allgemeine Bedeutung des Prinzips der virtueUen
Verschiebungen für alle Gleichgewichtsfälle.
— Nachdem schon Gedetden 1616 die Destillation als ein Mittel, Seewasser
trinkbar zu machen, empfohlen und Houton 1670 diesen Vorschlag wieder-
holt hatte, konstruiert der französische SchifEsarzt fiairtliior den ersten
Destillationsapparat für Bordzwecke.
— Lady Montafue läßt ihren Sohn in Konstantinopel zum Schutz vor den
Pocken nach orientalischem Brauch mit menschlicher Lymphe impfen
und führt dieses Verfahren (1721) in England und dadurch in ganz Europa
ein. Zuerst hatten der in Konstantinopel ansässige Arzt Timoni und der
venetianische Konsul Pylarini 1714 auf diese im Orient verbreitete Methode
hingewiesen. (S. 1797 J.)
Giovanni Polonl veröffentlicht die wichtigen Resultate seiner mehrjährigen
Versuche über die Erscheinungen beim Ausfluß des Wassers.
1718 Henry Batchton gestaltet die selbsttätige Steuerung der atmosphärischen
Maschine gebrauchsfähig aus.
De la Balme erwähnt in seinen „Machines approuv6es*' die Sackbagger,
Schaufelbagger und Radbagger, welche, wie er hinzufügt, „zur Gattung
der Schöpfräder mit sich drehenden Eimern am Radumfang gehören*'.
Jean Th^ophüe Dotagullors versieht den Dampfkessel zuerst mit dem von
Papin (s. 1674 P.) erfimdenen Sicherheitsventil.
Pierre Dlonlt gibt ein Buch über Geburtshilfe heraus, in dem er u. a. eine ein-
gehende Beschreibung der Tubengravidität gibt (s. a. 1668 M.) und das enge
Becken als Geburtshindemis bezeichnet. (S. a. 1587.) Sein Buch steht
auf der Höhe der anatomischen und entwicklungsgeschichtiichen Lehren
seiner Zeit.
Der französische Chemiker Etienne Fran9ois Qooffroy ordnet die verschie-
— 168 —
1720
denen Körper nach ihrem Verwandtschaftsgrad zu einer bestimmten
Substanz nnd stellt damit die ersten Affinitätstabellen auf.
Edmund Hallsy entdeckt auf Grund einer Vergleiohung neuerer Beobach-
tungen mit den Stemörtem des Almagest die Eigenbewegung der Fix-
sterne, im besonderen des Sirius, Aldebarui und Arkturus. Die wahre
Geschwindigkeit des letztgenannten Sternes hat Kobold in neuerer Zeit
auf 674 km in 1 Sekunde bestimmt.
Der Mediziner Friedrich Hoffmanil erfindet die aus 1 Teil Äther und
3 Teilen Wmngeist zusammengesetzten Hofimannstropfen (Liquor anodynus
mineralis).
GioTanni Luidli schreibt die Schädlichkeit der Sumpfluft unsichtbaren
Tierchen zu, wie bereits Varro vor ihm.
Der Finanzmann John La« erfindet die Banknote als Ersatzmittel des
Metallgeldes.
Mann erwähnt in seinem Werk „Vollständige Mühlenbaukunst'* als erster
in Deutschland die im 1 7. Jahrhundert aufgekommenen sogenannten hollän-
dischen Ölmühlen, in denen der Same vor dem Stampfen erst mittels
aufrecht gehender Steine zerquetscht, in Stampflöchem feingepocht, hier-
auf in Pfannen erwärmt wird, wonach erst das öl mittels sogenannter
Kammein (Rammpressen) herausgepreßt wird. In England werden diese
Mühlen von Smeaton (1770) eingeführt.
Emanuel tNredanfcorf erfindet eine Rollenmaschine zum Transport schwerer
Lasten über Berg und Tal.
Johann BtriMUlll macht mit seinem Neffen Nikolaus Bemoulli ausgedehnte
Versuche über den Widerstand der Luft, namentlich bei Wurfbewegungen.
Über den Widerstand des umgebenden Mittels arbeiten später insbesondere
Hawksbee (1719), Desaguliers (1721), W. J. s'Gravesande (1721), d'Alem-
bert (1752) und J. C. Borda (1763).
Giambattista Moiiaciil entdeckt die syphilitische Erkrankung der Gehirn -
arterien, schildert die Lungensyphüis, die syphilitischen Knochener-
krankungen, die syphilitische Erkrankung des Herzens und der großen
Gefäße und die Gehimsyphilis. Auch die Leber-, Milz- und Nierensyphüis
kennt er bereits.
Kaspar Ntomaan scheidet zuerst das Thymol aus dem Oleum thymi ab.
Christopher PoliMm erfindet ein Verfahren, um das Holz vor Fäulnis zu
schützen, welches darin besteht, daß er es mit Eisenvitriol und Kalk
„metallisiert".
MUmry in Bedford entdeckt, daß durch Zusatz von gebranntem gemahle-
nem Feuerstein zum Ton sich ein wesentlich besseres Steingut erzielen
läßt.
William ChMsMen in London führt die von Woolhouse bereits 1711 an-
gedeutete künstliche Pupillenbildung aus, indem er die Ins einschneidet.
(Iridektomie.)
John Cymfcsrlim< in England erhält ein Patent auf ein Verfahren zum Biegen
von Holz für den Schiffbau.
Claude Joseph Qsoitiroy macht die ersten Angaben über die quantitative
Zusammensetzung des Sal ammoniacum (Salmiak) aus Salzsäure und
flüssigem Alkali; das genaue Zusammensetzungsverhältnis wird indes erst
festgestellt, als am Ende des 18. Jahrhunderts die quantitative Analyse
an der Stöchiometrie einen Anhaltspunkt findet.
Creorge QrilMMi führt die auch heute noch für Taschenuhren sehr gebräuch-
liche Zylinderhemmimg aus, eine ruhende Hemmung, deren erste Idee
von Tompion (s. 1695 T.) herrührt.
Der Wundarzt Lorenz Hsitlir erfindet den Mundspiegel. Er gibt das erste
— 169 —
1720
vollständige und systematisclie Handbuch der Chirurgie heraus und niBc\
sich namentlich auch als Verfechter des Sitzes des Stars in der Linl
bekannt.
1720 Johann Friedrich HmiM entwickelt die chemische Analyse, indem er b
der Untersuchung der Sohlackenbäder zu Freiberg Gallftpfelaufguß, Veilchen
saft, Säuren und Alkalien anwendet.
— Jacob LeupoM erwähnt in seinem „Theatrum machinarum*' den Vierwegh&li
als Dampf Steuerorgan, wie solcher zuerst von Cugnot bei seinem Damp
fuhrwerke (s. 1769 C.) praktisch angewendet wird.
— Abraham tft Mohrre führt den Begriff und den Namen der rekurrent^
Reihen für solche Reihen ein, bei welchen die einzelnen Koeffizienten m
einer bestimmten Anzahl ihnen vorausgehender Koeffizienten in einem v^
Glied zu Glied unverändert bleibenden Zusammenhange stehen.
— Alexander Monro begründet die wissenschaftliche Kenntnis der beiden Fomi^
des Wasserbruchs, welche dem Hydrops des Zellgewebes am Samenstra^
und der zuerst von Abulcasem und Guy de Chauliac erwähnten Hydroc«
cystica entsprechen. Er heilt die letztere Form durch Punktion und Eil
spritzung einer starken Auflösung eines Ätzmittels, wie dies 1677 zuet
der Marseiller Wundarzt Lambert angegeben hatte. Jod zur Injektit
wird 1839 zuerst von Velpeau verwendet.
— Jonathan Sttson macht das Azimutalinstrument (s. 1675 R.) zu einem tr^
baren und dennoch leistungsfähigen Apparat und stellt so den er»t<
Theodoliten her.
— Der spanische Maler Palomino de Castro y Vtlaico macht Versuche ti
Wiedererfindung der Technik der bereits im Altertnme bekannten, spSti
verloren gegangenen Wachsmalerei (s. 350 v. Chr. Pausias), indem er li
Ausführung der Bildnisse einen Wachsgrund herstellt, die in denaelH
eingegrabenen Umrisse der Figuren mit geschmolzenen Waohsfarben fol
und alsdann die Oberfläche des Bildes glättet.
1721 Der norwegische Landpfarrer Hans Egttft gründet Godhavn, die erste
nische Kolonie auf Grönland, und widmet sich mit Erfolg der Bekehi
und der Zivilisation der Eskimos. Er gibt die erste genaue Beachreib
des Landes sowie der Gebräuche seiner Bewohner.
— Jean Baptiste CtoMtoa sucht die Ursachen der Beulenpest zu ergründen
weist darauf hin, daß die wahrscheinlichste Erklärung für die Verbreiti
dieser Krankheit darin bestehe, daß sie durch kleine mit dem b!
Auge unsichtbare Lebewesen verursacht werde.
— George Graham erfindet das Quecksilberpendel, die erste Erscheininig
Gebiete der Kompensationspendel, bei denen die ungleiche Auadeluid
verschiedener Metalle zur Kompensation dient.
— Der holländische Chirurg John Palffyn erfindet die Geburtszange, die angebki
schon im 17. Jahrhundert als Geheimnis von den Grebrüdem Chambeii
in England angewendet wurde. Die Zange wird 1724 von Lorenz Hei«t
wesentlich verbessert. (S. a. 1753 L.)
— Der Holländer Jacob RofCVViMi entdeckt die Samoainseln imd nennt di
selben Beimannsinseln; 1768 werden sie von Bougainville (s. 1706 B.) näb
erforscht, der ihnen den Namen „Navigatoreninseln** (Schifferinseln) gib
1722 George Graham nimmt zuerst wahr, daß nicht nur die Deklination» sondci
auch die Inklination von Stunde zu Stunde variiert.
— Der Braumeister Harwood in London erfindet die P orter brauerei. Das Bi
wird Porter genannt, weil dasselbe anfangs hauptsächlich von LaattriAv«
(Porter) getrunken wird.
— Ren 6 Antoine F. tft Rteumur gibt auf Gnmd ausgedehnter Versuohe genau
Vorschriften zur Bereitung des Zementstahls, für die Mischung des 2emecl
— 170 —
1785
pulveis, den Grrad und die Dauer der Hitze und die Form der Zementöfen.
Da bisher das Verfahren, Zementstahl zu gewinnen, geheim gehalten wurde,
bedeutet diese Veröffentlichung einen großen Fortschritt für die Eisen-
industrie.
1722 Ren6 Antoine F. tft Rtaimur gibt in seiner Schrift „Nouvel art d'adoucir
le fer fondu" ein Verfahren an, zur Gewinnung von schmiedebarem Guß-
eisen das Boheisen durch Glühen in Sauerstoff abgebenden Körpern ohne
Schmelzung zu entkohlen.
— Ren6 Antoine F. tft Rteumiir gibt in seiner Schrift „L'art de convertir
le fer forg^ en acier*' eine Anweisimg, durch Zusammenschmelzen von
Gußeisen und Schmiedeeisen Stahl zu bereiten (Tempern). (S. a. 1728 P.)
— Jacopo RIccatt fördert die Lehre von den Differentialgleichungen und macht
sich durch die von ihm aufgestellte „Riccati'sche Differentialgleichung'*
bekannt.
1723 Jacob LMpoM unterscheidet in seinem „Theatrum machinarum'* die deutsche
Hebelade, die schon 1651 von Daniel Schwenter beschrieben worden sei
und bei welcher die veränderlichen Drehpunkte des wirksamen Hebels
durch zwei Bolzen gebildet werden, die man in geeignete Löcher steckt,
und die französische Hebelade, die zuerst in Frankreich (s. 1617 T.) be-
kannt geworden sei und bei welcher die veränderlichen Drehptmkte durch
die Einschnitte einer sägeartig auf zwei gegenüberliegenden Seiten ver-
zahnten und senkrecht stehenden Stange gebildet werden.
— Jean Antoine Ptystonel führt zuerst den Nachweis von der tierischen Natur
der Polypen, die bald allgemeine Anerkennung erlangt.
— Jean Antoine Ptyssontl stellt die tierische Natur der Korallen fest.
1724 J. F. LafitMUif der in Kanada als Missionar wirkt, ist als einer der ersten
Vertreter der ethnologischen Ideen anzusehen, indem er nicht nur Einzel-
tatsachen über die Sitten der WUden sammelt, sondern auch die gemachten
Beobachtungen unter sich imd mit den hypothetischen Schlüssen über das
Leben und die Lebensbedingungen der Völker vergangener Zeiten in Ver-
bindung bringt. (S. auch 1711 L.)
i ~ Ren6 Antoine F. tft Rteumur beobachtet zuerst die Entglasung (die Bildung
ikrystallisierter Körper inmitten eines Glasflusses) imd führt derartige Glas-
flüsse unter dem Namen R^aumur-Porzellan ein. Später beschäftigen sich
^ namentlich d'Arcet, Keir, Kersten u. a. mit diesem Prozeß, der indes für
l die Technik Bedeutimg nicht gewinnt.
»26 eitles Franpois de Cisternay Dufay beobachtet, daß die Luft in der Nähe
I rotglühenden Metalles elektrisch leitend wird. Entsprechende Beobachtun-
P gen werden von Du Tour (1745), Watson (1746), Priestley (1767) und Ca-
\. vallo U785) gemacht.
f'^ John Harrltoii erfindet das Rostpendel, ein Kompensationspendel, das von
i George Graham noch verbessert wird.
' ^ Johann Friedrich Henkel gibt in seiner „Pyritologia*' an, daß der Pyrit
bisweilen Silber und Gold enthält.
* — Stephan Ludwig JaooM zu Hohenhausen in Lippe-Detmold erfindet nach
langjähriger Beobachtung des Laichvorganges die künstliche Befruchtung
der Fische, indem er reifen Forellen die Geschlechtsprodukte abstreift, die
Eier durch Vermischung mit der Milch künstlich befruchtet und sie dann
in einem Kasten ausbrüten läßt. Doch bleiben seine Anregungen lange
Zeit unbeachtet. (S. 1853 C.)
— Samuel Molynein findet, daß der Stern y Draconis seinen Platz scheinbar
verändert. Untersuchungen, die er mit James Bradley unternimmt, er-
geben, daß der Stern innerhalb eines Jahres eine geschlossene ringförmige
— 171 —
1725
Bahn beschreibt und führen Bradley zur Entdeckung der Aberration dei
Lichts. (S. 1727 B.)
1726 Die von Ntwcoww konstruierte Maschine (s. 1705 N.) führt sich, nachdeif- *
sie bereits seit 1710 als Bergbaupumpe Verwendung gefunden hat, in de»
Kohlengruben Englands als Wasserhaltungsmaschine ein und bleibt ohnt«
wesentliche Änderung vorbildlich für den Bau von Wasserhaltungsmaschineiv-
bis Maudslay (s. 1807 M.) seine erste balancierlose Maschine baut.
— Christopher PoliMm legt auf seinem Eisenwerke zu Stemsjund eine Blech-
schere an, die er durch Wasser betreibt. ^
— Der russische Grroßkanzler und Feldmarschall Graf Btttuichtif findet di«
Lichtempfindlichkeit der Eisensalze.
1726 HippoUto Francesco Alfetrtlnl bemüht sich, an der Hand einer umfang-
reich pathologisch • anatomischen Erfahrung die Krankheitszustände de«
Herzens, der Lungen imd die aus ihnen entspringenden pathologiAchet
Verhältnisse dieser Organe während des Lebens nachzuweisen und dit
Gnmdsätze ihrer Behandlimg festzusteUen. Er führt zuerst pathologiscbi^
Experimente aus.
— Friedrich Constantin vom BMtt führt auf der Saline Glücksbninnen h4
Eisenach statt der für Gradierhäuser bis dahin üblichen Strohwändt
(s. 1579 M.) Wände aus Schwarzdom (Prunus spinosa) ein. (Domen«
gradienmg.) ^
— Guichard Joseph Du Vtnity, Bernhard Siegfried Albinos und Jacob Benignus
Wlntlow beschreiben gleichzeitig die Sehnenscheiden, deren Entzündun|
— die Tendovaginitis crepitans — zuerst von Boy er, Velpeau und Rognett«
charakterisiert wird.
— Stephen Haiti teilt in seinem Werke „Vegetable Staticks" Versuche mit
einem aus Steinkohlen gewonnenen Gase (Elastic inflammable air of
coals) mit.
— Stephen Haiti macht die erste exakte Messung des Blutdrucks.
— Alexander Monro bearbeitet die Anatomie der Knochen, des Gehirns und des
weiblichen Geschlechtsorgane imd stellt den muskulösen Bau der Gebär«
mutter fest.
— Der Musiker Jean Philippe Ramtau in Paris bildet durch sein „Nouveas
Systeme de musique th^orique'' eine neue vereinfachte Harmonielehre aus.
— Wie Schramm in seinem Werke „Saxonia monumentlB viarum illuBtrata**
mitteilt, konstruiert der kursächsische Kartograph Friedrich ZBni eines
„geometrischen Wagen", welcher die Länge des zurückgelegten Wegei
selbsttätig aufzeichnet.
1727 Johann Konrad Amman ist der erste, der die Sprache des Menschen ^rissen
schaftlich untersucht.
— Der englische Astronom James Bradity beobachtet zuerst das Phlkiom<
der Aberration des Lichtes und erkennt sofort, daß die Aberration ui«
Folge einer Parallaxe der Fixsterne ist, sondern daß dieselbe durch
vereinigte Wirkung der Fortpflanzung des Lichts und der Bewegung
Erde zustande kommt. Weil das Licht sich nicht unendlich raacli foi
pflanzt und weil zugleich die Erde sich bewegt, muß eine Ve»obiebuii|
der LdchtqueUe nach der Seite, nach welcher hin sich die Erde be'we^
stattfinden. (S. a. 1725 M.) Er ermittelt aus der Größe der Abweichuj^
der Fixsterne die Geschwindigkeit des Lichtes zu der gleichen Größe, ifi
sie Eömer (s. 1676 R.) gefunden hatte.
— Leonhard Eultr erhält, 20 Jahre alt, für seine Abhandlung über die hetsU
Art des Bemastens der Schiffe den Preis der Pariser Akademie.
— Stephen Gray beobachtet die Fortpflanzung der Elektrizität auf eiueiu av
— 172 —
1728
S^denf&den aufgehängten 400 Fuß langen Draht, der die erste elektrische
Drahtldtung darstellt.
Stephen Haiti mißt zuerst die Größe und Kraft des Saftstromes an ange-
bohrten oder abgeschnittenen Pflanzenstengeln und Zweigen.
Jaoob LtupoM beschreibt in seinem „Theatri Maohinarum Supplementum"
InBtnunente zur Schrittzählung und Wegmessung, Hodometer, Gyrometer
und Pedometer. (S. a. 100.) Er beschreibt auch eine größere Anzahl von
Treträdern, Tretscheiben und Gröpeln.
Fran^ois PwirfoHr du Pttit arbeitet über die Funktionen des Halssympathi-
kns, aber die später Claude Bemard eingehende Untersuchungen macht.
Der Philologe Johann Heinrich SchulM in Halle benutzt die von Fabricius
(b. 1566) entdeckte Schwärzung des ChlorsUbers durch das Licht, um aus
einer undurchsichtigen Schablone ausgeschnittene Schriftzüge im Licht auf
weifien Kreideschlamm zu kopieren. Er ist also der erste, der, wenn
auch vergängliche, Lichtbilder erzeugt.
WeMtar schlägt als Längenmaßeinheit den Abstand der Pupillen des er-
wachsenen Menschen vor.
Nachdem Ballon zuerst im 16. Jahrhundert über den Keuchhusten be-
richtet hatte, gibt Altorty ausführliche Mitteilimgen darüber und legt das
klinische Bild der Krankheit in seinen Hauptzügen richtig dar.
Veit Baring unternimmt mit Morten Spangberg und Alexei Tschirikow
eine Entdeckungsreise, bei der er die Küste von Kamschatka kartographisch
festlegt, die St. Lawrence-Insel entdeckt, an der nordöstlichen Spitze von
Ajüen vorübersegelt und nachdem er bemerkt, daß die Küste sich nach
Westen wendet, daß also Asien und Amerika durch einen Meeresarm ge-
trennt seien, umkehrt imd nach seinem Ausgangspimkt Nishnij-Kamschats-
koj-Ostroj zurückkehrt. (Vgl. auch 1648 D.)
Der niederländische Ingenieur GnN|ulHt verwirklicht zuerst den Gedanken
der Darstellung des Bodenreliefs durch Niveaulinien in einer Tiefenlinien -
karte des Merwedeflusses.
Leonhard Eutor führt in seiner Abhandlung „Nova methodus innumerabiles
aequationes differentiales secundi gradus reducendi ad aequationes differen-
tiales primi gradus'* die Differentialgleichungen zweiter Ordnung mit zwei
Variablen auf die erste Ordnung zurück. Mit dem gleichen Gegenstand
beschäftigt sich später von 1747 ab d'Alembert.
Patoon konstruiert einen Seidenwebstuhl, bei dem nach Vorschrift des
Dessins durchbohrte Karten verwendet werden. Schon 3 Jahre vorher
hatte Bonchon durchbohrtes Papier zum gleichen Zwecke angewendet,
das sich jedoch als nicht haltbar erwies.
Pierre Fauchanl wird durch sein Werk „Le Chirurgien dentiste ou trait6
des dents" der Begründer der selbständigen wissenschaftlichen Zahn-
heOkunde.
John Paynt schmilzt im offenen Frischherd Boheisen und Eisenschlacke
mit Zuschlägen und antizipiert damit eine Grundidee des späteren Martin-
prozesses. (Vgl. 1864 M.) Er führt gleichzeitig mit Major Hanbury das
Walzen der Eisenbleche in England ein.
Henri PHst erfindet das Verfahren, die Stromgeschwindigkeit durch die
Steighöhe der Flüssigkeit in dem lotrechten Schenkel einer rechtwinklig
gebogenen Röhre zu messen, deren wagerechter Schenkel mit der Mündung
dem Strom zugewendet wird.
Antonio Vallimori deutet das Auftreten zahlreicher versteinerter Überreste
von Wassertieren in den verschiedenen Schichten der Erde dahin, daß das
Festland nicht nur einmal (durch die Sintflut), sondern mehrmals vom
Meere bedeckt gewesen sei. (Vgl. 520 v. Chr. Xenophanes.)
— 173 —
1729
1729 Alexis Claude Clalraiit veröffentlicht, 18 Jahre alt, in seinen „Recherche« a
les courbes ä double oourbure*' eine bedeutsame Schrift über Raumkar v
von doppelter Krümmung und erörtert darin in systematischer Weise i
Gleichungen mit mehreren Unbekannten.
— Nachdem schon Galilei und nach ihm Newton über die Bewegung d
Saiten Untersuchungen angesteUt hatten, ermittelt Leonhard Ewkr i
Gesetze dieser Bewegungen. Er gibt an, daß die einfachen Verhältnii
der Saitenlängen auch ebenso für die Schwingungen der Tone beeteb<
somit den Tonintervallen aller musikalischen Instrumente zukommen u
nicht allein denen der Saiten, an denen die Gesetze entdeckt wurden.
— Der Goldschmied William Qed in Edinburg, welcher seit d. J. 1725 v
sucht hatte, Schriftsatz in Gips abzuformen und nach den so erhalten
Matrizen Druckplatten zu gießen, verbindet sich mit dem Sobriftgiei
FMintr und dem Architekten Jamts in London zur weiteren Ausbildt]
dieses Verfahrens und wird damit der Erfinder der eigentlichen Sten
typie. (Als Vorlauf er s. 1710 Mey und Müller.)
— Stephen Gray entdeckt den Unterschied zwischen elektrischen Leitem ti
Nichtleitern und erkennt, daß bei gleich großen Körpern die Menge ^
Elektrizität unabhängig von der Masse ist. Die Bezeichnung ,«Kondi
toren" für Leiter führt 1742 Desaguliers ein.
— ehester More Hall aus der Grafschaft Essex stellt eine achromatiaolie Lii
her, ohne jedoch das Geheimnis der Darstellung derselben zu offenban
So kommt es, daß erst durch Dollond (s. 1767 D.) die Herstdlung solcl
Linsen öffentlich bekannt wird. Der Name „Achromasie*' wird erst sp^
von Lalande 1764 erfunden.
— Fran^ois Pttit erklärt, warum Salpeter aus einer kochsalzhaltigen Flüsi
keit rein auskrystaUisiert und so von dem Kochsalz getrennt werden kai
damit, daß Kochsalz in heißem und kaltem Wasser gleich löslich ist, ^
peter aber nicht.
— Thomas Templemann stellt eine umfassende Messung aller Teile der Et
an, die alle früheren Leistungen (s. 1310 und 1661 R.) bei weitem ü^
trifft und für die gesamte Erde 148510627 Quadratmeilen iNautical squ
miles) ergibt. Seine Berechnung erfolgt in der Weise, daß er die Fläi
der Landgebiete in Quadrate einteilt und durch Abzahlung dieser Quadr
die Anzahl der Flächeneinheiten erhält.
— Der Ingenieur Terral verwendet das Zentrifugalgebläse (s. 1689 P.) zuerst z
Betriebe von Feuerungen. Die erste größere Anwendung zur Ventilat
macht Desaguliers (1730) im „House of commons*', nachdem sich
zuerst (1715) von ihm angebrachte Aspirationsventilation nicht bewä
hatte.
1730 Johann Philipp Brtyn schreibt ein systematisches Werk über Konohyl
und versucht zuerst, die fossilen Formen in das System mit einirareib
— Magnus von Bromtll führt die verschiedene Schmelzbarkeit als Kennxeid
der Mineralien an. (Fast gleichzeitig, nämlich 1734, tut dies auch J.
Henkel.)
— Der spanische Arzt Caspar Casal gibt die erste Beschreibung der insbeeond
in den Heimatsländem des Mais weit verbreiteten Pellagra (Mal de
Rosa), die nach neueren Forschungen als eine chronische und periodj
wiederkehrende Intoxikationskrankheit, verursacht durch eine spesifi
giftige im Mais enthaltene Substanz, aufgefaßt wird.
— Jacques Davitl verbessert die Technik der Staroperation, indem er <
Lappenschnitt einführt imd die dazu nötigen Instrumente konstruiert.
— Charles Fran^ois de Cistemay Duffay leitet die Elektrizität durch eii
nassen Bindfaden 1256 Pariser Fuß weit fort und unterscheidet z
- 174 —
1780
Elektrizitäten, von denen er die eine Glaselektrizität, die andere Harz-
elektiizität nennt. (S. a. 1727 G.)
Professor Eooviut in Braunschweig gibt in seinem Werke „De origine
Grermanorum" an, daß bei allen Völkern vor der Kenntnis der Metalle
Steinwerkzenge im Gebrauch waren, und daß von den Metallen znerst die
Bronze benutzt wurde.
Lieonhard Eutor führt die nach ihm benannten Integrale, die Betafunktion
und die Gammafunktion, ein, welche auf die Entwicklung der Theorie der
Transzendenten von erheblichem Einflüsse sind.
Nicolas Fallo tft Duilllar lenkt zuerst die Aufmerksamkeit auf die perio-
dischen Seespiegelschwankungen des Genfer Sees, für die er als erster den
Nainen „Seiches** gebraucht.
Sigismund August ProbMilut beschreibt die Darstellungsweise des zu seiner
Zeit noch nicht allbekannten Schwefeläthers und führt dafür die Bezeich-
nung „Äther** ein. (S. 1540.)
Tliomas fioMrty, ein Glaser in Philadelphia, erfindet den Spiegelquadranten.
Die französischen Wundärzte Qounault und RohUMl führen die erste Oeso-
phagotomie (operative Eröffnung der Speiseröhre) aus. Die Operation war
bereits 1611 von Verduc empfohlen worden.
Stephen Haiti weist auf Grund seiner Untersuchungen über die Saftbewegung
in den Pflanzen (s. 1727 H.) und über die Transpiration und Wasserbewegung
im Holz auf die Notwendigkeit hin, die Imprägnierung des Holzes unter
Druck vorzunehmen.
Friedrich Hoffmann und Anton Elias BOehnor klären die Lehre von der
Apoplexie durch den Nachweis des Blutergusses auf.
Wie Fauchard berichtet, hat Lamtort, Chirurg bei Ludwig XV., zuerst die
Resektion des Unterkiefers bei einem jungen Edelmann, De Barces,
bewirkt.
LMpoM I. von Anhalt-Dessau führt den eisernen Ladestock an Stelle des
bis dahin gebrauchten hölzernen ein. Die eisernen Ladestöoke erlauben
ein viel rascheres Laden und tragen 1741 wesentlich zum Siege von Moll-
witz bei.
Georges Maretcbal und Jan Daniel Schltehtlnf machen gleichzeitig, aber un-
abhängig voneinander, die ersten Neurotomien zur Beseitigung der Tri-
geminusneuralgie, indes ohne durchgreifenden Erfolg.
MaflllMi lehrt znerst in Frankreich die Hasenhaare zum Zweck des Filzens
mit salpetersaurem Quecksilber behandeln. Da er die Methode, die er in
England kennen lernte, geheim hält, kommt für diese Arbeit das Wort
„Secr^tage** auf. Bis dahin war zum Verfilzen nur Salpetersäure ver-
wendet worden.
Abraham de Molvrt veröffentlicht in seinem Hauptwerk „Miscellanea ana-
lytioa** den nach ihm benannten Moivre'schen Satz, der einen wichtigen
Fortschritt in der Lehre der imaginären Größen bedeutet und die völlige
Lösung der kubischen Gleichung gestattet.
Nach dem Vorgang eines gewissen Lummis bauen Pashiay und dessen in
Botherham ansässiger Sohn Pflüge von mathematisch berechneter Form,
welche den Namen „Kotherhamer Pflüge** erhalten und 1760 von James
Small noch wesentlich vervollkommnet werden.
Jean Philippe RamMUi in Paris benutzt die Flageolettöne zur Erklänmg
der Konsonanz, indem er annimmt, daß konsonierende Töne solche sind,
welche übereinstimmende Flageolettöne besitzen.
Ren6 Antoine F. dt Rtaimur verfertigt sein Weingeistthermometer mit Tei-
lung in 80 Grade, wobei der Eispimkt mit 0°, der Siedepunkt des Wassers
mit SO^ bezeichnet wird.
— 175 —
17W
1730 Servington tavtry gibt die Art des MagnetisiereDB von Eisenstäben dur<
einfaches Streichen mit natürlich^i Magneten an, eine Methode, die vi
Gilbert erwähnt, aber wieder in Vergessenheit graten war.
— Jethro Tun führt die Drillwirtsohaft ein, d. L Reihenbehackung durch M
schinen nach vorhergehender Maschinensaat. Dies führt dazu, daß v«
Jetzt ab mehr auf die Bauart der Ackergeräte geachtet wird.
1731 Csiti und Trtw führen das von Rumphius zuerst beschriebene Cajeputöl
den Arzneischatz ein.
— Henri Fran9oi8 Le Dran verbessert die Operation des Stdnschnitts m
die Behandlung der Schußwunden, lehrt die charakteristiBohen Zeich*
des Empyems und gibt Vorschriften über die Behandlung des Krebses.
— Johann Joosten van MMUChsnfcrotfc konstruiert das erste Pyrometer, das a
der Ausdehnung eines einzelnen MetaUstabes beruht. Der Apparat wi
1736 von EUicott verbessert.
— Jean Louis Pttit erwirbt sich große Verdienste um die Amputation,
beschreibt die Vorgänge der natürlichen Blutstillung bei veiietzten Arten
und gibt dadurch die Anregung zu vielen Forschungen auf diesem Gebi
(S. a. 1805 J.) Im gleichen Jahr begründet er die chirurgische Therapie l
der Erkrankung der G allen wege. Er empfiehlt bei Stauung der Galle <
Entleerung der Gallenblase durch Punktion, bei durch Steinbildung v<
anlaßten Leiden Eröffnung der Gallenblase durch den Schnitt zwecks E
traktion der Steine.
1732 Hermann Boerhaavt hebt den Unterschied zwischen chemischen Verbi
düngen und chemischen Mischungen hervor. Er sagt, chemische Verb
düngen liegen dann vor, wenn sich in der Ruhe die Bestandteile, au
wenn sie verschiedenes spezifisches Grewicht haben, nicht sondern und we
dieselben in ihren kleinsten Teilchen überall homogene Zusammensetzu
zeigen. Er bespricht die Wärmeentwicklung und das Verschwinden <
oharaktenstisohen Bestandteile beim Entstehen einer ehemischen Verb
düng als etwas Bekanntes.
— Hermann BoirlMUivt beweist die Unrichtigkeit der Annahme einer pon<
rabelen Feuermaterie, indem er große Massen von Metall kalt und glüb€
wiegt und keinerlei Veränderung des Gewichts dabei wahrnimmt.
— Hermann Botrhaavt gibt das Prinzip der SchneUessigfabrikation an. (\
1823 S.)
— Hermann Botrhaavt macht, wie G. Berthold in den Ann. der Phys. n
Chemie nachweist, 'die erste Beobachtung und Beschreibung des Lieid«
fro8t*schen Phänomens, d. i des sphäroidalen Zustandes verdampfen
Flüssigkeitstropfen, den Johann Eller erst 14 Jahre später besohrei
(S. a. 1766 L.)
— Christlieb von damktffl gibt in seiner „Demonstrativen Rechenkunst^' e
eingehende Behandlung der Wechsel- und Arbitragerechnung. Der Na
„Arbitrage" hat sich von da ab im Börsenverkehr dauernd erhalten.
— Stephen Gray erfindet den Isolierschemel, indem er einen Knaben, mit d
er elektrische Versuche unternimmt, zur Isolierung auf einen Harzkucl
Btellt.
— Auf Veranlassung des Marschalls Moriti VM 8aelitM werden die ersten \
suche mit der Kettensohif fahrt unternommen.
1733 Hermann Botrhaavo prüft die Frage der Fixierung des Quecksilbers
einem feuerbeständigen Metalle, die den Grcgenstand der Bemühung
Alchemisten gebildet hatte und nimmt, nachdem er Quecksilber 16 Ja
lang in einem offenen Gefäß bei wenig erhöhter Temperatur gehalten ha
keine Veränderung wahr. Auch in verschlossenen Gefäßen bleibt Queck&ill
das 6 Monate lang stärkerer Hitze ausgesetzt wird, unverändert. Dies y
— 176 —
1784
Boerhaaye Veranlassnng, die Fixierung des Queoksilbers für unmöglich und
die Prozesse der Alchemisten, die darauf beruhen, für unrichtig und be-
trügerisch zu erklären.
1733 Der schwedische Chemiker Georg Brandt entdeckt das metalliBche Kobalt,
das in ganz reinem Zustand jedoch erst 1780 von Bergman erhalten
wird. Er lehrt im Verein mit J. F. Henckel die Herstellung des Arsens
durch Sublimation.
— Jacques Canliil und Giovanni Domenico Manidl messen das Stück des Parallel-
kreises zwischen Brest und Straßburg und finden dasselbe 1037 Toisen
kleiner, als es bei vollkommener Kugelgestalt der Erde h&tte sein müssen.
(Erste eigentliche Längengradmessung.)
— John Kay verbessert den Webstuhl durch Einführung des mechanisch be-
wegten Schnell- Schützen an Stelle des Hand-Schützen oder -Schififchens.
— John Kay konstruiert eine Schlagmaschine zur Auflockerung der Wolle.
— Jean Jacques Malran spricht in seinem „Trait^ physique de l'aurore bor^ale''
von einem wahrscheinlichen imd engen Zusammenhang zwischen dem an
die Ekliptik gebundenen Zodiakallicht und dem auf polare und subpolare
Bezirke beschränkten Nordlicht.
— Der Mathematiker Girolamo Sacehari entwickelt in seinem Werk „Euklides
ab omni naevo vindicatus", das lange vergessen war und dessen Be-
deutung erst Beltrami 1889 hervorgehoben hat, eine große Anzahl von
Sätzen der nichteuklidischen Geometrie, obwohl er schließlich doch die
euklidische Geometrie als die einzig wahre erklärt.
— Johann Andreas vom SagiMr kommt auf den Gedanken, Newtons Unter-
suchungen über Ebbe und Flut auch auf die Lufthülle der Erde an-
zuwenden. Der von ihm behauptete Einfluß des Mondes auf die Baro-
meterschwankungen, der insbesondere auch von Toaldo 1774 verfochten
wird, ist nach neueren Untersuchungen für imsere Breiten wenigstens
nicht nachweisbar.
— Der schwedische Gymnasiallehrer Vassanlos erwähnt zuerst die Protuberanzen
der Sonne.
1734 FiMrIck Wllhalm I. von Preußen erläßt eine eingehende Instruktion über
die Ausrüstung der Feldlazarette und die Verpflegung der Kranken, mit
dem Befehl, auf alles, was der Gesundheit der Soldaten nachteilig sein
könne, zu achten. (Erstes Feldlazarettreglement.)
— Da durch Verwilderung des Flußlaufes der Weser bei Hameln die Schiff-
fahrt eine gefahrvolle war, wird von der Stadt Hameln neben dem Hamelner
Wehr eine Schleuse gebaut, durch welche die Weser gleichsam den Cha-
rakter eines kanalisierten Flußlaufes erhält.
— Mahiitfal spricht zuerst aus, daß die BUtzsteine (Lapides fulmims der Römer)
die Waffen der vorsintflutlichen Menschen seien, welche Ansicht nach ihm
auch von Mercati geteilt wird.
— D'Ona-oii-Bray, der Generalpostdirektor von Frankreich, konstruiert in seinem
Anemographen (Windgeschwindigkeitsmesser) den ersten Apparat zur selbst-
tätigen graphischen Registrierung der zeitlichen Aufeinanderfolge von Er-
scheinungen.
1734 — 42 Ben6 Antoine F. da Rteumur gibt in seinen „Abhandlungen zur Natur-
geschichte der Insekten" wertvolle Mitteilungen über die Lebensweise,
das gesellige Leben der Insekten, die Pflanzen, auf denen sie leben, über
ihre Feinde usw.
1734 Der schwedische Theosoph Emanuel von Swadanborg entwickelt in seinen
„Opera philosophica et mineralogica*' ein System der Natur, dessen Mittel-
punkt die Idee eines notwendigen mechanischen und organischen Zusammen -
DarmBtaedter. 12
— 177 —
1786
hanges aller Dinge ist. In demselben Jahr schreibt er sein Buch „De Ferro*
das älteste Handbuch der Eisenhüttenkunde.
1735 Peter Arttdl bringt durch seine nach seinem Tode 11738) von Linnd pub]
zierten Arbeiten über die Fische eine Reform in der zoologischen Systemati
und Terminologie hervor.
— Johann Friedrich CasMMim faßt die Anatomie des Ohres in einer au
führlichen Monographie zusammen und gibt zuerst die Einteilung des äuß«
Gehörgangs in einen knorpeligen imd einen knöchernen Teil. Er erwir
sich große Verdienste um die genaue Erforschung der Schnecke und l
richtigt die frühem Irrtümer über eine angebliche Verbindung zwisch
Schädel und Paukenhöhle.
— Von den unzähligen Versuchen, das Feilenhauen auf mechanischem Wc
auszuführen und dazu Maschinen zu konstruieren, ist der erste bekannte c
von Duvtrftr in Paris, dessen Maschine jedoch ihrem Zweck nicht vollBtän<
entsprochen zu haben scheint. Ebenso wie die Unzahl der nachher
fun denen Maschinen beruht sie auf dem Prinzip, eine den Meißel t
gende, vertikal geführte Stange durch einen Daumen zu heben und dui
eine Feder abwärts schnellen zu lassen, so daß der Meißel in dem auf d
Schlitten ruhenden Feilenkörper einen Hieb hervorbringt, worauf •
Schlitten um den Abstand zweier Hiebe vorrückt. (S. Iö04.)
— Nachdem schon Hallej 1686 eine Theorie der Passatwinde aufgestellt hai
die ungenügend war, da er auf die Rotationsablenkung keine Rücksi
nahm, findet der Physiker George Hadtoy das Hadley^sche Gesetz der Pajssj
wonach aUe Windströmungen durch die Erdrotation abgelenkt wercj
imd zwar auf der nördlichen Halbkugel nach rechts, auf der südlici
nach links.
— Nachdem Dr. Willis in London 1688 ein Sauerwasser bereitet hatte,
gleiche Wirkungen wie das natürliche gehabt haben soll (s. a. 1572
stellt Friedrich HofFmann verschiedene künstliche Mineralwässer her und j
Vorschriften zur Herstellung von Säuerlingen, Bitterwässern und von Ks
bader Salz. Ihm folgt 1750 Gabriel Fran^ois Venel in Paris, bei den
jedoch ebensowenig, wie bei Hoffmann, zu einem regelmäßigen Abi
kommt. Ähnliche Vorschläge werden 1772 von Priestley tmd 1774
Bergman gemacht, welch letzterer auf Grund von Analysen Vorsohri
zur Nachahmung der Wässer von Selters und Pyrmont gibt.
— Roland Houfhion in Massachusetts verbessert den Theodolit soweit^ da
fortan für die Zwecke des Landmessers ein handliches Instrument
stellt. Er erhält für seine Konstruktion ein siebenjähriges Patent.
— Wennschon die Römer den Meerschaum, ein aus kieselsaurer Magnesia
stehendes Mineral, zur Herstellung kostbarer Gefäße hier und da ben
hatten, so wird dessen Verarbeitung erst eine allgemeine, als Komtac
Budapest seine Behandlung mit Fett lehrt, wodurch er fester, dauerk;
und politurfähiger wird und sich zu Pfeifen verarbeiten läßt, die
gleichmäßig anrauchen. Die Kunst, die Meerschaumabfälle durch
reiben und Schlämmen nutzbar zu machen, wird von Christoph Drei
Ruhla erfunden.
— Karl von Unn6 teilt in seinem „Systema naturae'' die Tiere in «
Klassen ein: Säugetiere, Vögel, Lurche, Fische, Kerbtiere imd 'Wüi
und führt die schärfere morphologische Definierung der Gattung a
mein durch.
— Karl von Llnn^ weist in seinem „Systema naturae'* dem Menschen ei^
Platz in der Klasse der Säugetiere (Mammalia) an. Er versucht es
gesamte Menschheit in ihre natürlichen Gruppen zu zerlegen und x%
scheidet nach der Farbe vier Menschenrassen, den schwarzen Afrilc
— 178 —
1786
den roten Amerikaner, den gelben Asiaten und den weißen Europäer.
(VgL 1684 B. und 1711 L.)
) Jean Jacques Malran schlägt zur Bestimmung der Größe der Beschleuni-
gung beim freien Fall die Methode der Koinzidenzen vor, die darin be-
steht, daß man die Schwingungsdauer eines Pendels beobachtet, die Länge
eineB mathematischen isochron schwingenden Pendels berechnet imd aus
diesen Werten die zu prüfende Grröße herleitet.
mandMrt in Tübingen bezeichnet in einer i. J. 1735 geschriebenen Disser-
tation die Kakaobutter als ein „Novum medicamentum'*. Hieraus geht
hervor, daß die Verwendimg der Kakaobutter zu Heilzwecken erst um diese
Zeit aufgekommen ist.
\ Daniel Bemoulll entwickelt zuerst die Theorie des Wasserstoßes, die dann
von Coriolis (1829), Kavier (1838) und Weisbach (1846) weiter ausge-
baut wird.
Daniel BtriMUlli beschäftigt sich zuerst mit Untersuchungen über den Aus-
fluß von elastischen Flüssigkeiten aus Gefäßmündungen.
Hermann Botrhaave begründet die wissenschaftliche Medizin mit dem Satze:
der Arzt ist Diener der Natur. Er untersucht systematisch bei Krank-
heiten den Harn, benutzt das Thermometer in rationeller Weise, ins-
besondere auch bei Fieber, und vereinfacht die Rezeptur.
Der franzosische Mathematiker Charles Marie de la Condamlm sendet von
seiner Gradmessungsreise aus Peru der Pariser Akademie einige Rollen
einer schwärzlichen, harzigen Masse, die unter dem Namen Kautschuk be-
kannt war, ein, gibt nähere Mitteilungen über deren Gewinnung und setzt
seine Untersuchungen über den Kautschukbaum mit dem französischen
Ingenieur Fresneau (s. 1751 F.), der sich in Cayenne niedergelassen hatte,
in eingehender Weise fort.
Henri Louis DuhanMl du Moneeau erkennt zuerst die besondere und vom
Kali verschiedene alkalische Natur der Basis des Kochsalzes, die er als
identisch mit der Basis des ägyptischen Natrum und der spanischen Soda
bezeichnet. Seinen Beweis für die Eigentümlichkeit der Soda gründet er
hauptsächlich auf ihre von der Pottasche verschiedene Löslichkeit. Er
stellt zuerst das essigsaure Natron dar.
Henri Louis DuhaiiMl du MoncMU stellt fest, daß die alkalische Basis des
Borax Natron ist. Er findet femer das Natron in geringer Menge im Harn
und dem Blute, in großen Mengen dagegen in der Asche der Strand -
gewächse. Er gibt 1747 an, daß bei der Verpflanzung solcher Gewächse
ins Binnenland deren Natrongehalt abnehme, der Kaligehalt dagegen zu-
nehme, was von Cadet später bestätigt wird.
Leonhard Eultr wendet in seiner „Mechanik*' die Analysis zuerst auf die
Untersuchung der Bewegung an.
Die in Königsberg seiner Zeit als Scherzaufgabe gestellte Frage, ob man
die dortigen 7 Pregelbrücken hintereinander überschreiten könne, ohne
eine derselben zweimal zu passieren, veranlaßt Leonhard Eul«r zu einer
wissenschaftlichen Behandlung dieser Aufgabe („Brückenaufgabe**), und
auf diesem Wege zum weiteren Ausbau der Kombinatorik und Wahr-
scheinlichkeitsrechnung.
Albrecht vou Haitor gibt- in seiner „Dissertatio de vasis cordis proprüs**
eine eingehende Beschreibung des Mechanismus der Bewegung des Herzens.
Albrecht von Haitor betont den Nutzen der Galle für die Fettverdauung.
Nachdem Huygens 1660 eine durch Federkraft bewegte Pendeluhr zum
Gebrauch auf See konstruiert und Sully seit 1703 sich vergebens mit
der Anfertigung von Längenuhren mit Unruhe abgemüht hatte, verfertigt
John HanriMii nach Vorschlägen des holländischen Uhrmachers Massy
- 179 —
1786
vorzügliche, zur Längenbestiinmung geeignete Seeuhren (Chronometer), dj
allerdings von der Temperatur noch nicht unabhängig waren. Harriso
erhält für seine Chronometer einen von der englischen Regierung an^
gesetzten Preis.
1736 Der Engländer Jonathan HiiHt nimmt ein Patent auf ein durch eine Ne^
comen'sche Dampfmaschine bewegtes Buderradschiff, welches indes nicl
zur Ausführung gelangt.
— Nachdem Bouguer, de la Condamine und Godin auf der Hochebene va
Quito 7300 Fuß über dem Meere i. J. 1735 eine Gradmessung ausgefohj
hatten, die die Länge des Meridianbogens zu 56753 Toisen ergab und zx
Einführung der Toise von Peru führte, unternimmt Pierre Louis More^i
M Mauptrtuit mit Clairault, Lemonnier, Outhier und Celsius eine Gra^
messung in der Gegend von Tomeä in Lappland, bei der die Länge des Mel
dianbogens zu 57 437 Toisen festgestellt wird. Mit der Picard'schen Meesox
(s. 1669 P.) verglichen, ergibt sich das Besultat, daß die Breitengrade vol
Äquator nach den Polen zu wachsen, womit der Beweis geliefert ist, da
die Erde nach den Polen zu abgeplattet ist.
— Jean Louis Pttit eröffnet zuerst zur Entleerung von Eiter aus der Mitt«
ohrhöhle den Warzenfortsatz. Diese Operation wird 1776 von dem prea£
sehen Militärarzt Fasser wiederholt, gerät dann aber völlig in Vergessenhpi
— Caspar Franz M Reei fördert die Bechenkunst durch sein Buch .,A11^
meine Regel der Bechenkunst*', das insbesondere durch die nach ihm b
nannte Bees'sche Begel (Kettenregel, Kettensatz) bekannt wird. Do^
stammt die Kettenregel nicht von ihm selber; sie wird schon von Pib
nacci (1202) erwähnt.
— Der praktische Arzt Ttniuuit in PhUadelphia führt Badix Senegae in d4
Arzneischatz ein. (Vgl. ^«d6^B.) HHl^
1737 — 80 Jean Baptiste Bourguignon d'Anvillf gibt eine Anzahl von Londkart«
heraus, die sich durch kritischen Scharfsinn in der Benutzung des Quellt
materials auszeichnen. Er zuerst säubert die Karte von Afrika von d\
fabelhaften Grebirgen und Flüssen, die auf früheren Karten das Inn«
erfüllen.
1737 Bemard Forrest M MItfor berichtet in seiner „Architectura hydranliq
von Maschinen zur Vertiefung der Seehäfen, insbesondere von denen, welc|
man zu Toulon braucht. Die von ihm erwähnten Baggermaachinen ^
hören zur Gattung der Stielschaufel — und der Stiellöffelbagger. (S, a. 1 7 18 II
Er berichtet femer über die Anwendimg horizontaler Wasserräder in 4
Provence und dem Dauphin^.
— Philippe Buacli« entwirft eine Karte des englischen Kanals, in der er ^
Punkte gleicher Tiefe durch Kurven (Isobathen) darstellt.
— Leonhard Eiiltr begründet in seiner Schrift „De fractionibus oontind
eine eigene Theorie der Kettenbrüche und zeigt, daß jeder rationelle Bn^
sich in einen endlichen, jeder irrationelle Bruch sich in einen unendürl^
Kettenbruch verwandeln läßt, (Das Wort „Kettenbruch** rührt überhan
erst aus der Verdeutschung der von Euler zuerst angewendeten Bejtek
nimg „Fractio continua** her.) |
1737—43 Johann Georg Qmtllii erforscht Sibirien. Er stellt fest, daß der Spid
des K aspischen Meeres tiefer liegt als der des Schwarzen Meerea. £r m»^
zuerst auf den sibirischen „Eisboden*' aufmerksam, d. i. die das gat
Jahr hindurch vorhandene, auch im Sommer nur oberflächlich moftauen
Frostschicht in der Erde, welche z. B. in Jakutsk bis zu 186 m IV
reicht. Er rückt die natürliche Grenze zwischen Asien und Europa I
zum Jemssei, wo eine neue Fauna und Flora an die Stelle der bloher 1
— 180 —
1788
obachteten tritt. Gmelin wird hiermit der Schöpfer der vergleichenden
Grcographie.
1737 Jean Htitot benutzt Silbemitrat als sympathetieche Tinte und Ifißt die
damit auf Papier gebrachte Schrift durch das Sonnenlicht schwärzen.
— Nicolas Louis d« Laealll« macht zuerst auf die Vorteile der Kreislinie für
mikrometrische Zwecke aufmerksam, die unabhängig von LacaiUe auch
von Boscovich 1739 für diesen Zweck empfohlen wird. Das darauf ge-
gründete Kreis- und Bingmikrometer wird insbesondere von J. G. Bepsold
und Fraunhofer wesentlich vervollkommnet und seine große Brauch-
barkeit namentlich von Olbers und Bessel erwiesen, die besondere Regeln
für seine Benutzung auf theoretischem Wege ableiten.
1738 Daniel BiniMiM spricht zuerst die Ansicht aus, daß die Gasmolekeln ganz
unabhängig voneinander nach allen Kichtungen im Baum umherfliegen
und daß es dabei zu mannigfachen Stößen derselben gegeneinander, wie
gegen die sie einschÜeflenden Wände kommt, von denen sie wie elastische
Kugeln zurückgeworfen werden (kinetische Gastheorie).
— Daniel Binioulil schlägt zuerst vor, die Beaktionswirkung des aus Bohren
ausströmenden Wassers zum Antrieb von Schiffen zu verwenden. (Beak-
tionspropeller. )
— Daniel BtfUOOtH veröffentlicht seine „Hydrodynamik", in der er die Theorie
der Wasser- und Windräder, Wasserpumpen und -Schrauben zum Wasser-
heben entwickelt. Er unterscheidet zuerst zwischen dem Druck der
ruhenden Flüssigkeit (hydrostatischem Druck) imd dem der bewegten
Flüssigkeit (hydrodynamischem Druck). Bezüglich der Windräder ist zu
bemerken, daß sie wahrscheinlich am Ende des 11. Jahrhimderts in
Deutschland erfunden worden sind. Die früheste Erwähnung derselben
geschieht in einem Diplom vom Jahre 1 105, in welchem einem französischen
Kloster die Erlaubnis zur Anlage von Windmühlen (Malendina ad ventum)
erteilt wird.
'— Oantal §% Thury, MaraM und Laeallls machen auf Veranlassimg der Aca-
demie des sdences Versuche zur Messung der Geschwindigkeit des Schalls.
Als Stationen werden das Observatorium, der Montmartre, Fontenay-aux-
Roses und Monthlery gewählt. Von 10 zu 10 Minuten wird auf einer
bestimmten Station eine Kanone gelöst und auf den andern Stationen die
Zeit zwischen Wahrnehmung des Lichtblitzes und der Ankunft des Schalles
beobachtet. Die sich ergebende Geschwindigkeit ist 332 m/sec.
^ Friedrich Hoffmann unterscheidet zuerst zwischen dem Sitz des Fiebers
(den fieberhaften Symptomen) und dem Ausgangspunkt der febrilen
Krankheit; erstere verlegt er ins Herz und in weiterer Verfolgung ins
Zentralnervensystem, letztere findet er in den verschiedensten Organen,
namentlich im Magen- und Darmkanal. Er betrachtet die vermehrte
Pulsfrequenz als das wichtigste Fiebersymptom.
738 — 4 1 Der deutsche B otaniker Georg Wilhelm SMItr bereist im Dienste der russi-
schen Begierung Kamschatka und gibt eine treffliche Beschreibimg des
Landes. Durch ihn wird die Kenntnis der Organisation imd Lebens-
w^se der seitdem ausgerotteten Seekuh (Rhytina Stelleri) erhalten.
738 Der spanische Staatsmann Don Antonio da UHoa entdeckt in dem gold-
führenden Sand des Flusses Pinto in Neugranada das Platin.
— Jacques dt VaMMton konstruiert durch Uhrwerk betriebene Automaten,
einen Flötenspieler, einen Pfeifer und eine Ente, welche den Anstoß zu
einer großen Anzahl von Nachbildungen im 18. und zu Anfang des
19. Jahrhunderts geben.
^ John Wyalt erfindet das Spinnen mit Walzen, wobei mehrere neben -
und übereinanderliegende kleine geriefte Walzen (Streckwalzen) die Baum-
— 181 —
1789
wolle zwiBchen sich hinziehen und ausdehnen. Mangel an Kapital hind
ihn, die Idee im Großen anszuführen, was dann durch Lewis Paul y
1741 ab geschieht.
1739 Bemard Forrest §% BüMor wendet zuerst die Dififerential- und Inte^
rechnung für technische Zwecke, namentlich zur Berechnung der Ausfl
geschwindigkeit des Wassers aus senkrecht stehenden Röhren von kr
förmigem Querschnitte an.
— John Clayion erhält bei der Destillation der Steinkohle ein brennbare« (
dessen Brennbarkeit, wie Richard Watson 1767 konstatiert, auch b
Durchleiten durch Wasser und lange Röhren erhalten bleibt. Er ma
über den Steinkohlenteer ausführliche Angaben. (Vgl. auch 1681 B.)
— Leonhard Eultr führt den Buchstaben e zur Bezeichnung der Re
l + ^_+/^ + _^. + ... = 2.7182818 ... in die Mathematik ein.
— Fran^ois Sauveur Morand macht die erte Exartikulation des Oberschen
(Hüftgelenks) und gibt die erste Beschreibung der Osteomalacie, die
Lobstein 1819 ergänzt wird.
— Johann Heinrich Pott bearbeitet eingehend das Wismut und seine
parate; die hüttenmäßige Gewinnung des Metalls erfolgt indes erst zu
fang des 19. Jahrhunderts in Sachsen aus sächsischen und österreicbisM
und in England aus südamerikanischen und australischen Erzen.
— Der Dubliner Arzt Rirtty gibt die erste verläßliche Beschreibung de» K
fallfiebers. (Febris recurrens.)
1740 Jean Attnic schreibt ein Werk „De morbis venereis libri novem", in wek
er die Geschichte, die Ätiologie und die Therapie der Syphilis so be
delt, daß diese Schrift auch heute noch für den medizinischen Geechi*
Schreiber unentbehrlich ist.
— Der Bergrat Johann Christian Barth in Freiberg macht die Beobao.hi
daß Indigo sich mit Schwefelsäure zu einem wasserlöslichen Farbstoff
einigt, welcher alsbald zur Erzeugung von Sächsischblau und SäcbsiBcti
Verwendung findet.
1740 — 42 Veit Barliif unternimmt mit Tschirikow eine weitere Reise (s. 172
auf der er, von Ochotsk ausfahrend, den Peter-Pauls-Hafen in der A vat
Bai zur Überwinterung anläuft. Die Gesellschaft, die durch (Jeorg
heim Steller vergrößert wird, verläßt ihr Winterquartier am 4. Juni
durchfährt die Beringstraße und erreicht am 15. Juli die nord^wet^
Küste Amerikas zwischen 58 und .59® n. Br., entdeckt den Mount St.
die Aleuten, umfährt dann Alaska und ankert am 5. Novemb^' 174
der Beringinsel. Nach dem am 8. Dezember eingetretenen Tode von V
kehren die übrigen Teilnehmer auf einem aus den Resten des alten H
selbstgezimmerten Fahrzeug nach Kamschatka zurück.
1740 Charles Marie M la Combunint mißt in Quito die Schallgesch windig k*
339 m, in dem beträchtlich wärmeren Cayenne zu 357 m. (Vgl. 173
— William Cullen, Professor in Edinburg, gründet die gesamte Lehre vci
Erkrankungen auf die Neuropathologie.
— Demailltt führt in seinen unter dem Pseudonym „Telliamed** ersohie
„Entretiens d'un philosophe indien" die Idee aus, daß das Festland
Ablagerung aus dem Meere entstanden sei, dessen beständiges Zi
weichen die Kontinente frei gelegt habe (Neptunismus).
— Thomas Dover erfindet das nach ihm benannte, aus Opium, Ipeoa<-
und Milchzucker bestehende Dover' sehe Pulver, welches gegeu Dur^
imd als schweißbringendes und schlafbef orderndes Mittel angewendet
— Henry Louis Duhamel du Moneeau macht zuerst auf die Beziehungen zw
der Entwicklung der Vegetation und dem KUma aufmerksam.
— 182 —
1741
Jean Charles Fraiifolt erfindet die Kreidetechnik (Mani^re du crayon), eine
Abart des Kupferstichs, mittels welcher eine Zeichnung ähnlich der Kreide-
zeichnung erzielt werden kann.
Jean Paul M Qua H Malvti veröffentlicht seine „Usages de 1' Analyse de
Descartee", worin er u. a. die Anzahl d^ komplexen Grleichungswurzeln
auf geometrischem W^e bestimmt.
Die Brüder Havart zu Ronen erfinden den Baumwollsamt (Manchester oder
Velvet).
Jean Htllot in Paris gibt die erste Theorie des Färbeprozesses.
Benjamin Huiitsman in Sheffield erzeugt zuerst Tiegelgußstahl, indem er
Schweißstahl, den er durch Zementieren (Glühen weicher Schmiedeeisen -
Stäbe in Holzkohle) erhält, in Tiegeln umschmilzt.
Jean Jacques Malraii bestimmt die Höhe des Nordlichtes, die er auf mehr
als 100 Meilen berechnet.
Der Pariser Möbelfabrikant Martlii, dem auch die Yemis-Martin- Arbeit (d. i.
eine Art japanischer Lackmalerei auf Kutschwagen usigr.) zu verdanken ist,
erfindet das Papier mach^.
Der Marschall Moritz won Sadnan erfindet die Amüsetten, einpfündige, der
Infanterie als Kegimentsgeechütze beigegebene Kanonen.
Lazzaro Moro führt, von der Neubildung einer Insel im Golf von San torin
im Jahre 1707 ausgehend, alle Veränderungen der Erdoberfläche auf die
durch unterirdische Hebimgskräfte bewirkte Auftreibung einzelner Teile
der Erdrinde zurück.
Christopher PoHiem erfindet den Support der Drehbank und die schwe-
dische Hebelade.
Esaias Wartf errichtet die erste Schwefelsäurefabrik in Richmond. Er er-
hitzt ein Gemenge von Schwefel und Salpeter in eisernen Kapseln und
fängt die SchwefeLsäuredämpfe in gläsernen Vorlagen auf.
Josias Walttroellt erforscht in methodischer Weise die Gelenke imd Bänder
des menschlichen Körpers. Er macht darauf aufmerksam, daß die Pulswelle
in den dem Herzen näher gelegenen Arterien etwa« früher auftritt als in
den entfernteren, wie namentlich in der Arteria dorsalis pedis.
Der Mediziner Paul Gottheb WarHiof macht die Blutfleckenkrankheit zum
Gregenstand eines besonderen Studiums und schildert zuerst die nach ihm
benannte Krankheit „Morbus maculosus Werlhofii". Im Anschluß an die
Torti'schen Arbeiten über Wechselfieber (s. 1712 T.) bemüht er sich um
die weitere Einführung der Chinarinde.
Nicolaus Andry bewirkt durch sein Werk „Die Kirnst bei den Kindern die
üngestaltheit dee Körpers zu verhüten und zu verbessern** einen großen
Au&chwung der Orthopädie, der er auch den Namen gibt.
Der englische Militärarzt Archibald Clalaiill führt bei Ohrenkranken eine
silberne Röhrensonde durch die Nase in die Eustachische Röhre ein, um
Luft oder Flüssigkeit einzuspritzen. Eine derartige Katheterisierung an sich
a^bst, und zwar vom Munde aus, hatte vorher (1724) der Postmeister Guyot
in Versailles gemacht. (S. 1704 V.)
Pierre Damaurs untersucht die Struktur des Glaskörpers an gefrorenen
Augen imd findet, daß derselbe aus muschelförmig aneinander gelagerten
Teflchen besteht, welche sich schichtenartig an die hintere Fläche der
Länae anlegen und durch eine sehr feine Membran von ihr getrennt sind.
Henry Louis Duhamal du Moneaau betont zuerst, daß die Neubildung von
Knochengeweben vorzugsweise aus dem Periosteum (Knochenhaut) statt-
finde, eine Ansicht, die auch von Flourens (1847) geteilt wird.
Antoine Farraln stellt zuerst akustische Experimente an dem heraus-
geschnittenen Kehlkopf an und entdeckt, daß die Vibration der Stimm-
— 183 —
1741
bänder der hauptsächlichste Faktor bei der Erzeugung der Stimme ist.
Er vergleicht die Stimmbänder mit den Saiten der Streichinstrumente und
bezeichnet sie als Chordae vocalee.
1741 Claude Joseph Qeoffroy zeigt, daß sich die medizinische Seife in dem di^-
f achen Gewicht Weingeist löst und die Auflösung bei niedriger Temperatur
zu einer durchscheinenden Masse — Seifenspiritus — gesteht. Bergman
führt den Grebrauch dieses Seifenspiritos zur Untersuchung von Mineral-
wässern ein.
— Olaf Peter HJörtar in Upsala erkennt den störenden Einfluß des Nordlichts
auf die Magnetnadel.
— Mllllll0ton stellt zuerst außer Zweifel, daß die Hudsonbai ein Mittelmeer
des Atlantischen Ozeans ist.
— Lewis Paul verwendet zum Lockern der Baumwolle an Stelle der bisher
verwandten Stockkarden zylindrische Karden, denen er eine drehende Be-
wegung gibt, und vereinigt durch eine sinnreiche Vorrichtung die erhaltenen,
der Breite d^ Eardenbeschlags entsprechenden Locken zu einem Bande
von beliebiger Länge.
— Johann Peter SQBmtlch begründet durch sein Werk „Die göttliche Ordnung
in den Veränderungen des menschlichen Greschlechts aus der Geburt, dem
Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen'* die statistische Sozial-
wissenschaft.
1742 Thomas Boltovwr erfindet die Kirnst des Silberplattierens, die 1758 von
Joseph Hancock in Sheffield zuerst in großem Maßstabe betrieben wird.
Eine Silberplatte wird auf eine etwa achtmal so starke Kupferplatte ge-
legt, nachdem die Berührungsflächen der beiden Platten gut gereinigt und
mit Borax bestreut worden sind. Nun werden sie ausgeglüht und so lange
zwischen starken Stahlwalzen gestreckt, bis sie die gewünschte Dünne er-
langt haben.
1742—1763 Johann Gottfried Brendttl und Johann Gottfried Zinn machen im An-
schluß an die Cassebohm'schen Arbeiten über die Sohnecke (s. 1735 C.)
epochemachende Forschungen über den Nervenapparat der Sohnecke.
1742 Anders GeMut schlägt die heute für wissenschaftliche Zwecke allgemdn
adoptierte hundertteilige, nach ihm benannte, Celsius'sche Thermometer-
skala vor. Er setzt den Siedepunkt bei 0^ und den Gefrierpunkt bei 100',
welche Skala 1745 von Linn^ umgekehrt wird. Daß Morton Strömer die
Skala verändert habe, ist irrtümlich.
^ Louis M Cormonüilfn« verbessert Vauban*s sog. 1. System (s. 1673 V.) durch
Vergrößerung der Bastione und Baveline, völlige Sichtdeckung der Graben-
mauem und Verminderung des Kommandements des Hauptwalls. Er be-
herrscht mit seinen Ideen auf lange Zeit den Festungsbau Europas.
— Albrecht von Hallor führt die in Surinam schon lange arzneilich verwendete |
Quassia in den europäischen Arzneischatz ein.
— Joseph Ueaümd begründet durch seine anatomischen Werke die sog. chirur-
gische Anatomie. Er entdeckt das nach ihm benannte Dreieck am
Grunde der Harnblase. i
— Roger Lonc versucht nach der zuerst von Halley (s. 1693 H.) angewendeten j
Wägemethode das Verhältnis von Wasser und Festland auf der Erde fest- !
zustellen. Er nimmt von einem Erdglobus die Papierbedeckung ab, i
trennt Land und Wasser voneinander und ündet so das Verhältnis von
Land zu Wasser = 124: 349, also ungefähr 1:3.
— Colin Maelaurln stellt die Maclaurin'sche Formel zur Entwicklung der Funk-
tionen in Reihen auf und macht bahnbrechende Untersuchungen über den
Stoß und über Ebbe und Flut. Vgl. seine Schriften „Geometria organios'*
(1720) und „Treatise of fluxions" (1742).
— 184 —
1748
Andreas won 9mwk stellt Zink durch Reduktion Ton Galmei und Destillation
ans geschlossenen Gefäßen her und macht hierdurch dieses Metall der
Industrie zugänglich. Er gibt Anweisungen für rationelle Herstellung von
Messing durch Zusammenschmelzen von Zink und Kupfer.
TscMJuskln umwandert die Nordspitze Asiens, die nach ihm Kap Tschel-
juskin genannt wird und erst 1878 wieder von Nordenskjöld erreicht wird,
der am 19. und 20. August dort mit der Vega verweilt.
Jean le Rond D'Atombart stellt den Satz auf: Wirken auf ein System mit-
einander verbundener Punkte Kräfte, die eine gewisse Beschleunigung
hervorrufen, und fügt man solche Kräfte hinzu, welche, wenn die Punkte
frei wären, die entgegengesetzten Beschleunigungen bewirken würden, so
tritt Gleichgewicht ein (D'Alembert'sches Prinzip).
Daniel B«rao«lll veranlaßt den Baseler Mechaniker Johann DIfirleh Huf-
eisenmagnete herzustellen und entdeckt Beziehungen zwischen der Trag-
kraft solcher Magnete und ihren Oberflächen und Gewichten.
Alexis CWniult entwickelt in seiner „Theorie de la figure de la terre tir6e
desprincipes de Thydrostatique** zuerst die partiellen Differentialgleichungen,
durch welche man die Gesetze des Gleichgewichts einer flüssigen Masse
ausdrücken kann, wenn auf ihre Teile beliebige Kräfte einwirken. Er stellt
das Clairault'sche Theorem auf, wonach die Änderung der Schwere auf der
Oberfläche der als elliptisches Sphäroid gedachten Erde von der Art, wie
die Dichte der inneren Schichten sich ändert, unabhängig ist, somit bloß
von der Form der Oberfläche abhängt und zeigt, wie man mittels einer
einfachen Formel aus dem Unterschied der Schwerkraft am Äquator und
an den Polen der Erde deren Abplattung berechnen kann.
FMtMeh tfor GroBo erläßt ein Feldlazarettreglement (vgl. auch 1734 F.),
in welchem er die Hauptlazarette von den mobilen oder fliegenden Ambu-
lanzen scheidet.
Christian August HaiMon führt auf Veranlassung seines Schülers Litzendorf eine
Elektrisiermaschine aus, die aus einer durch eine Kurbel drehbaren Glas-
kugel besteht, welche mit der Hand gerieben wird. Diese Maschine gibt
schon wesentlich bessere Resultate als Guericke's Schwefelkugel (s. 1663 G.)
und Hawksbee's Glaskugel. (S. 1706 H.)
R. «Mmiliici legt bei Howden York die ersten Überschlämmungswiesen an.
Rieselungswiesen existierten schon vorher in England, und zwar in Wiltshire,
wo von 1690 bis 1700 gegen 20000 Acres berieselt und unter Aufsicht eines
Wäfiserungsvorstandes gestellt wurden.
Andreas Sigismund Marfgraff bestreitet Stahl's Ansicht, daß die Phosphor-
saure phlogistierte Salzsäure sei und zeigt, daß sie durch Erhitzen mit
brennbaren Stoffen stets wieder zu Phosphor wird, worin er einen Beweis
sieht, daß Phosphor aus Säure und Phlogiston besteht. Er gibt ein Ver-
fahren der Phosphorfabrikation an, indem er gefaulten Harn zur Honigdicke
verdunstet, 10 Teile des Rückstandes mit 1 Teil Hornblei und Va T^^^ Kohle
mischt und das Ganze erhitzt, bis es sich in ein schwarzes Pulver ver-
wandelt hat, aus dem alsdann der Phosphor abdestilliert wird.
Christopher Pack« veröffentlicht die älteste, überhaupt existierende, aller-
dings noch unvollkommene geologische Karte, die ein Areal von 32 eng-
lischen Meüen im Osten der Grafschaft Kent umfaßt.
Prfngto imd Hmliaili bezeichnen zuerst die bis dahin mit Catarrhus epide-
micus, Tussis epidemica usw. bezeichneten Krankheit mit dem Namen In-
fluenza (influxus). Bemerkenswert ist, daß Christian Calenus in Greifs-
wald, der die Ansteckungsfähigkeit der Krankheit schon hervorhebt, die-
selbe „Ob occulta quadam coeli influentia*' hervorgehen läßt.
Servington Sawtry gibt das für die Entwicklung der Mikrometrie imgemein
~ 185 —
1748
wichtige Prinzip der Doppelbilder an, auf Grund dessen das erste Doppel
büdmikrometer 1762 von John Dollond konstruiert wird. Andere Doppd
büdmikrometer werden von Amici (gegen 1820), Airy (1840), Steinhei
(gegen 1840), Clausen (1841), Bigourdan (1896) und vielen anderei
angegeben.
1743 Thomas SlmiNOii stellt zur Korrektion des durch die astronomische Strahlen
brechung gegebenen Fehlers Formeln zusammen, die durch Zusammen
wirken von Theorie und Empirie erhalten sind und von Lalande (1792
und Hennert (1796) verbessert werden.
1744 Auf Empfehlung des Bischofs Barketoy wird das Teerwasser erst in Eng
land und dann auf dem Kontinent vielfach zu Heilzwecken angewendet
— Greorg Matthias BoM bemerkt, daß man die elektrische Wirkung dei
Hausen'schen Elektrisiermaschine (s. 1743 H.) verstärken kann, wenn mal
die Elektrizität von der Kugel durch eine blecherne Röhre (Konduktor) auf
sammelt.
— Pierre Boucuar teilt in den „Memoires de l'Acad^mie royale** seine Beob
achtungen über die Schneegrenze in den Anden mit und knüpft wichtige
Betrachtungen über die Gesetze, denen ihr Verlauf unterworfen ist, au
Er faßt diese Grenze im wesentlichen als eine klimatische auf. (3. 1516 M.
— Leonhard Eiilar behandelt die ersten Probleme der Variationsrechnung nn<l
gibt das erste Lehrbuch der Variationsrechnung heraus. („Methodus iul
veniendi curvas maximi minimive proprietate gaudentes*'.)
— Johann Heinrich Lambart findet, 16 Jahre alt, bei der Berechnung det
Kometen von 1744 das „Lambert'sche Theorem**, den für die parabolische
Bahn eines Himmelskörpers gültigen Satz, daß die Zeit, in der ein Boge£
durchlaufen wird, nur von der Sehne des Bogens und der Summe der zu
gehörigen Radienvektoren abhängig ist. Auf das Lambert^sche Theorein
gründet Olbers seine berühmte Methode zur Berechnung der Konnet<*n
bahnen.
— Jean Ph. Loyt M Ch«seaux behauptet zuerst die Absorption de« Lichte^
beim Durchgang durch den Weltraum, welcher Behauptung 1823 Olbeit
beitritt.
— Pierre Louis Moreau dt Mauptrtuls stellt das Prinzip der kleinsten Wirkun|
auf: „Wenn in der Natur eine Veränderung vor sich geht, so ist die für die«
Veränderung notwendige Tätigkeitsmenge die kleinstmöglichste.** Dies^
nach Maupertuis benannte Prinzip wird durch Enler (1753) noch weitet
ausgebaut.
— Alexander Monro veröffentlicht das erste Handbuch der vergleichenden
Anatomie.
— Der Organist G^org Andreas Sorg« in Hamburg entdeckt die Kombis
nationstöne, die 1754 unabhängig von ihm von Tartini entdeckt un4
nach dem letzteren „Tartini'sche Töne** genannt werden. Den Namen
Kombinationstöne erhalten sie 1805 durch G. U. A. Vieth.
— Der Naturforscher Abraham TremMy in Leiden erkennt die Süßwasser^
polypen als tierische Organismen, und entdeckt, daß sich dieselben ohni
Beeinträchtigung ihrer Lebensfähigkeit zerschneiden, beispielsweise ded
Länge nach halbieren lassen. Auch zeigt er die Möglichkeit ein«^
dauernden Vereinigung verschiedener getrennter Teile, indem er den abge^
schnittenen Tentakelteil eines kleinen Süßwasserpolypen Hydra mit der
entgegengesetzten Hälfte eines anderen Exemplars verwachsen läßt.
— Antonio da UIIm und Pierre BougiMr geben die erste Beschreibung der von
ihnen auf dem peruanischen Hochland beobachteten, später „Brocken-
gespenst** genannten Erscheinung, sowie die des weißen Regen bogens.
— Johann Heinrich Wlnkltr in Leipzig konstatiert zuerst, daß die Erde als»
— 186 —
174S
Leiter der Elektrizität zu gelten hat und daß das Wasser ein guter
Leiter ist, was beides später für die Telegraphie von Wichtigkeit wird.
1745 Bernhard Siegfried AIMnut, Anatom in Leiden, entwirft die von Wandelaar
gestochenen anatomischen Tafehi, von denen Haller sagt „Albinus seu
natura". Seine Untersuchungen über das Muskelsystem bilden für lange
Zeit die Grundlage der Kenntnis dieses Organsystems.
— Der englische Techniker Barfcor erfindet, wie Desaguliers angibt, das Re-
aktionswasserrad.
— Jacopo Bartolommeo Dtccorl zeigt zuerst, daß das Mehl aus Stärkemehl
und Kleber, dem Eiweißkörper der €retreidearten zusammengesetzt ist.
Spätere Forschungen ergeben, daß das Weizenmehl ungefähr 12, das
Roggenmehl 9 — 10 Prozent Kleber enthält. Die Hauptmenge des Klebers
befindet sich in der Kleie.
— Charles BmiMt stellt den Satz auf, daß eine unimterbrochene Stufenfolge
zwischen dem vollkommensten Tier und dem niedrigsten pflanzlichen
Lebewesen bestehe.
— Charles BmiMt weist durch zahlreiche exakte Versuche nach, daß bei ge-
wissen Würmern zerschnittene Stücke wieder zu vollständigen Tieren aus-
wachsen und imtersucht eingehend die zuerst von Leeuwenhoek (s. 1703 L.)
beobachtete, ohne Befruchtung durch Männchen stattfindende Fortpflan-
zung (Parthenogenesis) der Blattläuse.
— Der Oberst William Cook« gibt im Anschluß an den Vorschlag von Sir
William Platt (s. 1662 P.) ein Schema für eine Dampfheizung, bei welchem
durch ein schlangenförmig angeordnetes System von Kupferröhren der
Dampf durch sämtliche Zimmer eines Hauses geleitet werden soll. Die
erste Anwendung dieser Heizung macht 1784 James Watt zur Heizung
seines Arbeitszimmers.
— Craod erfindet den Melograph, eine Vorrichtung am Pianoforte, die alles,
was auf demselben gespielt wird, zu Papier bringt, so daß beispielsweise
Improvisationen damit festgehalten werden können. Der Apparat, seit-
dem in den verschiedensten Formen ausgeführt, hat bisher noch keinen
durchschlagenden Erfolg gehabt. (S. a. 1900 K.)
— Der Dekan Ewald Jürgen won KMtt in Cammin erfindet die elektrische Ver-
stärkimgsflasche, die 1746 durch Musschenbroek in Leiden allgemein be-
kannt imd infolgedessen als Leidener Flasche bezeichnet wird. In ihrer
frühesten Form besteht sie aus einem Fläschchen, das zum Teil mit
Wasser gefüllt ist und in der Hand gehalten wird. Die Hand bildet die
äußere, das Wasser die innere Belegung ; ein hinein gestellter Nagel macht
die innere Belegung von außen zugänglich.
— Der Arzt Christian Gottlieb Krttmittolii verwendet die Leidener Flasche
zu Heilzwecken, indem er versucht, die Lähmung eines Fingers durch elek-
trische Schläge zu heflen.
— Johann Nathaniel UoborfcQllii erfindet das sogenannte Korrosionsverfahren
zur Herstellung anatomischer Präparate. Er füllt die feinen G-efäße mit
gefärbter Harzmasse aus und ätzt das die Gefäßausgüsse trennende Oe-
webe mit Schwefelsäure fort. Diese Methode wird von Hyrtl noch
▼erbessert.
— Johann Nathaniel LMMrkQhii entdeckt die Lieberkühn'schen Drüsen, welche
den für den Verdauungsvorgang wichtigen Darmsaft absondern.
— Nachdem die Academia del Cimento in Florenz bereits i. J. 1667 Ver-
öfFentüchungen über die elektrische Leitimgsfähigkeit der Flamme gemacht
hatte, die aber wieder in Vergessenheit geraten waren, entdeckt Henry
MHot, Pfarrer zu Tovting in der Grafschaft Surrey, i. J. 1745 die Leitungs-
fähigkeit der Flamme für die Elektrizität wieder.
— 187 —
1746
1745 Percival Pott erfindet für die Mastdarmfistel, die früher meist durcli
Ätzung oder Ligatur, später auch mit dem Messer behandelt worden war,
ein besonderes Bistouri und verbessert dadurch die chirurgische Behandlung
wesentlich. Er studiert im gleichen Jahre die Caries der Wirbelsäule, die
nach ihm „Malum Pottii'* genannt wird.
— Benjamin RoMiit konstatiert bei seinen umfangreichen, mit Hilfe des von
ihm erfundenen ballistischen Pendels unternommenen Versuchen, daß sich
das Newton'sche Luftwiderstandsgesetz für mit großer Anfangsgeschwin-
digkeit abgeschossene Körper nicht anwendbar zeigt, weshalb Leonbard
Euler i. J. 1763 die Einführung geeigneter Hil&tafeln zur Korrektur der
Besultate vorschlägt. (S. a. 1859 N. und 1863 B.)
— Johann Christian Anton TNdMi macht bei Operationen die Glieder durch
feste Umschnürung unempfindlich.
— Antonio da UIIm sieht zuerst ein Südlicht (Aurora austraUs) am Kap
Hoom. Späterhin werden solche Südlichter von Cook und seinem Begleiter
J. R. Forster als eine fast aUtäghche Sache beschrieben.
— Johann Heinrich Wlnkler verbessert die^ Elektrisiermaschine, indem er,
statt die Kugel mit den Händen zu reiben, auf den Rat des Leipziger
Drechslers Giessing Kissen als Reibzeuge verwendet, welche er durch
Federn gegen die Glaskugel drückt.
1746 Pierre Boucuar veröfFentlicht sein Werk „Trait6 de navire**, welches als
die eigentliche Grundlage des theoretischen Schiffbaues anzusehen ist.
— Antoine DtpardMX erwirbt sich durch sein Buch „Essai sur les probabilitte
de la vie humaine*' große Verdienste um die Statistik. Er führt in
diesem Buche zuerst den Begriff der mittleren Lebensdauer eines Neuge-
borenen ein.
— Albrecht von Hftllor gibt in seiner Abhandlung „De respiratione experi-
menta anatomica'* eine Darstellung der Mechanik der Atembewegungen,
die von G^org Erhard Hamberger bekämpft wird, der in der Folge be-
züglich der Rippenbewegung Recht behält.
— Henry Haskint nimmt ein englisches Patent, um aus Teer (Holzteer f) eine
Essenz (Spirit) zu extrahieren und das Pech aus dem Rückstaade zu
gewinnen.
— Pierre Joseph MacqiNr zeigt, daß sich der weiße Arsenik mit wässerigen
Alkalien verbindet und nennt die so entstehenden arsenigsauren Salze irr-
tümlich Arseniklebem.
— Johann Heinrich Pütt entdeckt bei Untersuchung der im Feuer verglaB-
baren Steine eine eigentümliche Erde, die wie Carthäuser, Scheele und
Bergman nachweisen, sich weder in Kalk noch in Tonerde verwandeln
läßt. 1811 wird dieselbe von L. M. Smithson als Kieselsäure erkannt
(S. 1811 S.)
— Johann Heinrich Pott fördert die chemische Analyse durch seine „Chymischen
Untersuchungen, welche vorzüglich von der läthogeognosie, ingleichen
vom Feuer und dem Licht handeln".
— John Roobuck wendet zuerst zur Fabrikation der Schwefelsäure Blei-
kammern an, in welchem er ein Gemisch von Schwefel und Salpeter
verbrennt.
— Nachdem Varenius schon erkannt hatte, daß ein Fluß sein Bett bei ge-
steigerter Strömung tiefer einschneiden kann, spricht sich zuerst der
Ästhetiker Johann Greorg Suliir für die Talbildung durch fließendes Wasser
aus, welcher Ansicht 1774 Guettard, 1701 J. L. Heim folgen, worauf dann
1795 James Hutton mit aller Bestimmtheit die Theorie der Talbüdung
durch fließendes Wasser erörtert, eine Lehre, die 1849 durch J. D. Dana
und 1857 durch George Greenwood zu allgemeiner Geltung gebracht wird.
— 188 —
1747
1746 Benjamin Wltoon erkennt, daß die auf der Leidener Maache angesammelte
Elektrizitätsmenge mit der Größe der Belegungen direkt proportional, mit
der Dicke der isolierenden Z-wischenschicht umgekehrt proportional ist,
wobei er gleiche Spannung voraussetzt. Dies Gesetz wird 1773 von
H. Cavendish exx>erimentell bewiesen.
— Johann Heinrich Winkltr weist durch Analogieschlüsse überzeugend nach,
daß Schlag und Funken der verstärkten Elektrizität für eine Art des
Donners und Bhtzes zu halten sind. (Vgl. 1708 W.)
— Win in Zürich erfindet die Spiralpumpe, eine zur Wasserförderung dienende
Maschine, bei welcher ein um eine horizontale Welle schraubenförmig ge-
wundenes Rohr mit dem einen Ende aus einem Wasserbehälter abwechselnd
Wasser und Luft schöpft, wobei der Inhalt des Spiralrohrs durch die fort-
gesetzte Umdrehimg in einem Steigerohre in die Höhe geschraubt und eine
verhältnismäßig große Hubhöhe des Wassers erreicht wird. (S. a. 1897 G.)
1747 — 48 Theodore BaroR lehrt zuerst die Konstitution des Borax genauer kennen
und stellt denselben aus seinen Bestandteilen dar; er zeigt, daß derselbe
an sich nicht flüchtig ist, sondern nur unter Beihilfe von Wasserdampf
Bublimiert.
1747 Nachdem die große, einen Zeitraum von 26000 Jahren umfassende Pende-
lung der Erdachse (Präzession) schon im Altertume (s. 146 v. Chr. Hip-
parchoe) beobachtet worden war, entdeckt James Bmltoy die Nutation der
Erdachse, eine durch die Anziehung des Mondes bedingte kleinere Achsen-
Schwankung von etwa 19j&hriger Periode.
— George Louis Leclerc M Buffon stellt einen Brennspiegel von bedeutender
Größe dadurch her, daß er 168 kleine, 16 zu 21 cm messende Planspiegel
zu einem einzigen Hohlspiegel vereinigt. Es gelingt ihm damit, ein ge-
teertes Tannenbrett auf 47 m Entfernung in Brand zu setzen. Der Vor-
schlag zur Herstellung großer Brennspiegel durch Zusammensetzung zahl-
reicher kleinerer Spiegel ist zuerst von Anthemios (s. 532) erwähnt worden.
— Leonhard Eutar entwickelt zuerst in vollständiger Weise die Theorie der
Wage.
— Leonhard Elller schlägt zur Erzielung der Achromasie und Verminderung
der sphärischen Aberration vor, das Objektiv des Mikroskops aus mehreren
geeignet angeordneten einfachen Linsen zusammenzusetzen und schlägt
auch schon vor, solche Linsen mit Wasser zu füllen. (S. 1729 H. und 1757 D.)
— LMflügdiauMii macht in den Abhandlungen der schwedischen Akademie
der Wissenschaften die ersten Mitteilungen über die Erzeugung von Alkohol
aus Eartoffehi. (S. a. 1750 M.)
— Andreas Sigismund Marfgraff entdeckt den Zuckergehalt der Runkelrübe
und weist nach, daß der darin enthaltene Zucker Rohrzucker ist. Seine
diesbezügliche Abhandlung führt den Titel „Chy mische Versuche, einen
wahren Zucker aus verschiedenen Pflanzen, die in unsem Ländern wachsen,
zu ziehen".
— Thomas SbnptlNi behandelt in seinen „Elements of plane geometry" eine
Reihe elementarer Maxima- und Minimaaufgaben auf geometrischem Wege.
Er gibt die nach ihm benannte, in der Technik viel verwendete Simpson 'sehe
Regel zur angenäherten Berechnung des Inhalts von Flächen und Körpern an.
— William WatMMi bemerkt, daß die Elektrizität im luftleeren Räume mit
glänzenden Strahlen, wie das Nordlicht, und auf größere Abstände als im
lufterfüllten Räume von einem Körper zum andern geht und macht
den Versuch, die Gresch windigkeit der Elektrizität zu bestimmen, wobei
er findet, daß der Entladimgsschlag einer Leidener Flasche eine Draht-
leitung von ungefähr einer halben geographischen Meüenlänge mit unmeß-
— 189 —
1748
barer Geschwindigkeit durchläuft. Ähnliche Versuche hatte Le Monnier
das Jahr zuvor unternommen.
1748 Jean le Rond il'AiembMl behandelt simultane Differentialgleichnngen und
löst Differentialgleichungen durch Eliminationen zwischen der Grleichung
und der differentiierten Gleichung, wobei er auf singulare Losungen kommt.
— Jean le Rond d'AtombMl behandelt außer den simultanen Differentialgl^-
chungen auch die Lehre von den partiellen Differentialgleichungen, die
von Euier, der sich zuerst — 1734 — mit den partiellen Differential-
gleichungen beschäftigt hatte, in seiner 1762 erschienenen „Investigatio
functionum ex data differentialium conditione*' weiter geführt, und auch
von Condorcet, Monge, Laplace und Legendre gefördert wird.
— Pierre Bougu^r bringt die Herstellung eines Heliometers in Vorschlag. Er
will übereinstimmend mit der jetzigen Form dieses Instrumentes ein
Objektiv mittels eines Schnitt^es durch die optische Achse in zwei Hälften
zerlegen und den beiden Linsenh&lften eine meßbare Bewegimg in der
Richtung des gemeinsamen Halbmessers geben.
— Wie Johann Baptista Du HftMt in seiner Beschreibung des Chinesischen
Reiches mitteüt, bedienen sieh die Chinesen zur Wasserförderung eines
geneigten Patemosterwerkes (Schaufelwerkes). Du Halde hebt hervor,
daß der Betrieb dieser Maschine in China ebenso alt sei, wie der Acker-
bau selbst.
— Leonhard Eiitar in seiner „Introductio in analysin infinitorum", imd zwei
Jahre später Gabriel CraiMr in seiner „Introduction ä Tanalyse des lignes
courbes alg^briques" bauen in systematischer Weise die höhere Kurven -
lehre aus. Der von Euler und Cramer bemerkte, und erst von Lam6 (1818)
gelöste scheinbare Widerspruch zwischen der Anzahl der eine ebene al-
gebraische Kurve bestimmenden Punkte und der Zahl der unabhängigen
Schnittpunkte zweier Kurven derselben Ordnung heißt das „Euier-Cramer*-
sche Paradoxon*'.
— FrlMirIch dar QroBe führt im preußischen Festungsbau, im Gegensatz zu der
damals fast unbeschränkt herrschenden französischen Befestigung, die
kasemattierte Grabenflankierung und die kasemattierte Batterie (s. 1826 H.)
ein, und sorgt für permanente Abschnitte zur abschnittsweisen Verteidigung
und für gesicherte Unterbringung der Besatzung.
— Christian Ludwig Genftm entwickelt zuerst die Anschauung, daß das den
Tau bildende Wasser aus dem Boden hervortrete.
— Stephen HalM erfindet das Eudiometer, welches aus einem oben ge-
schlossenen graduierten Glasrohr besteht und zur Bestimmung des Sauer-
stoffgehaltes der atmosphärischen Luft dient.
— Peter Krtttchmar schlägt eine neue Methode des Rajolens vor, die darin
besteht, daß er durch Bearbeiten des Bodens in die Tiefe abwechsehid
den Untergrund, der, wie er meint, fruchtbarer als die Krume sei, nach
oben bringt. (Beginn der Tiefkultur.)
— Jullien La Mttlrl« weist in seinem Buche „L'homme machine** zuerst auf
die Einheit des Bauplans aller Wirbeltiere hin.
— Pierre La Roy in Paris erfindet die freie Hemmung für Unruhuhren.
— Pierre Joseph Macquer stellt aus dem Rückstand der Darstellung von Sal-
petersäure (durch Destillation von Salpeter mit weißem Arsenik) das arse-
niksaure Natron in reinem Zustande dar. I
— Johann Friedrich Mock«l der Ältere entdeckt das „Ganglion Meckdii** und
fördert die Anatomie des Kehlkopfes, des Bauchfells, der Lymph- und
Chylusgefäße.
— Der Abb6 Jean Antoine Noiltt entdeckt die Diffusion von Flüssigkeiten,
— 190 —
1749
welche durch Scheidewände getrennt sind, indem er den Austausch von
Wasser und Alkohol durch eine Schweinsblase beobachtet.
1748 Robert Slmsoii trägt im Verein mit seinem Schüler Matthew Stewart durch
seine elementar -geometrischen Untersuchimgen und durch Neuherausgabe
der Euklidischen „Porismata** und der „Loci plani" des ApoUonios zur
Weiterentwicklung der Geometrie in hervorragender Weise bei.
— Jacques §% Vaucttiton führt dem König Ludwig XV. einen Wagen vor, der
vom Wagenlenker durch Eurbeldrehung in Bewegung gesetzt wird — ein
Vorläufer der Selbstfahrer.
1749 Jean le Rond d" Atombert macht die Bewegungen der Erdachse, welche daher
rühren, daß der Erdkörper nicht rein sphärisch, sondern ein abgeplattetes
Ellipsoid ist, zum Gegenstand einer eingehenden Untersuchung, die auch
für die Folgezeit maßgebend bleibt. (Vgl. 1747 B.)
— Durch William Watsons Beobachtung, daß der Schlag der Leidener Flasche
um so stärker sei, an je mehr Punkten man die Außenfläche berühre,
kommt Dr. Befle auf den Gedanken, die Außenfläche anfangs mit dünnen
Bleiplatten und dann mit Zinnfolie zu belegen. WalMMi fügt dann noch
die innere Belegung mit Zinnfolie hinzu und gibt so der Flasche ihre end-
gültige Gestalt. Dr. Bovis erkennt dann, daß die Form der Flasche nicht
wesentlich ist, belegt Glasscheiben auf beiden Seiten bis einen Zoll breit
vom Rande mit Zinnfolie und erhält mit diesen Tafeln dieselben Wir-
kungen wie mit Flaschen. Diese Tafeln werden später Franklin'sche Tafeln
genannt.
— Pierre Boufuer schlägt unter Berichtigung des Huygens'schen Vorschlags
(s. 1672 H.) die Pendellänge unter dem 46. Breitengrade als Längenmaß-
einheit vor. De la Condamine will die Pendellänge am Äquator als Maßeinheit
angewendet wissen. (Die von ihm nach Beendigung der peruanischen Grad-
messung daselbst veranlaßte Denkmalsinschrift lautet „Mensurae naturalis
exemplar, utinam et universalis*'.)
1749 — 88 Georges Louis Leclerc M Buffon gibt seine „Histoire naturelle generale
et particuli^re" heraus, die, wenn ihr auch die streng wissenschaftliche
Methode Linn6's fehlt, doch in bezug auf die Wahrheit der Beschreibimg
und die Schönheit der Bilder so anregend wirkt, daß sie in fast alle leben-
den Sprachen übersetzt wird.
1749 Georges Louis Leclerc de Buffon betont zuerst die wesentliche Art Ver-
schiedenheit der (Süd) amerikanischen Tierarten von den altweltlichen.
— Greorges Louis Leclerc de Baffen macht auf den Parallelismus in der Gestalt
der einander zugewendeten Grenzen der Alten und Neuen Welt aufmerk-
sam, auf den Humboldt (1845), der von einem atlantischen Tale spricht,
ein großes Gewicht legt.
^ Georges Louis Leclerc ile Birffon macht die von Descartes, Stenonia und
Leibniz (s. d.) bereits geäußerte Idee eines zentralen Wärmeherdes zur
Basis eines Systems der Entstehung der Erde, das er in seiner „Theorie
de la terre" eingehend auseinander setzt und erklärt damit die auf der
Erdoberfläche vor sich gehenden mechanischen Veränderungen, wie nament-
lich die Erdbeben und vulkanischen Erscheinungen.
— Georges Louis Leclerc de Buffen bekämpft in seiner „Theorie de la terre"
die Hypothese einer universellen Sintflut. (S. lölO A. und 1617 F.) Er
rechnet der Erde ein viel höheres Alter als das biblische nach und erblickt
in den Fossilien die Reste erloschener Arten von Lebewesen. In seinen
1778 erscheinenden „£poques de la nature" führt er seine Theorien im
einzelnen noch weiter aus.
— Johu EHb unternimmt es als erster, die Wärme größerer Seetiefen zu
messen.
— 191 —
1749
1749 James FMivton konstmiert die erste Schwung- oder Zentnfugalmaechinc
bei welcher die Rotation einer Kurbel vermittels eines Treibriemeos aa
eine vertikale Achse übertragen wird, mit welcher allerlei Hilfeapparate ii
Verbindimg gebracht werden können.
— Benjamin Franklin sohl> — von der schon von Wall (s. 1708 W.) und spät«
von Grey, Nollet, Beccaria und Winkler (s. 1746 W.) ge&ußerten Ansicht de
Ähnlichkeit zwischen dem elektrischen Funken tmd dem Blitz ausgehend -
in einem Briefe an Peter Collinson in London Versuche über die Elektri
zität der Gewitterwolken vor, zu deren Ausführung er den elektriBchei
Drachen empfiehlt. (S. 1752 D.)
— Der französische General Jean Baptiste Vaquette M Qrlbtnuval erfindet di
hohen Rahmenlafetten für Belagerungs- und Festungsgeschütze.
— Der Tierarzt Etienne Guillaume LnfolM in Paris stellt durch seine Untei
suchungen den Sitz des Rotzes fest. Vgl. die Schrift „Trait^ sur le veii
table si^ge de la morve". Er wirkt bahnbrechend auf dem Gebiete d«
Hufbeschlags und betont die Wichtigkeit der schon von Apsjrtus (8. 34(M
Vegetius (s. 380), Ruini (s. 1598) und Soleysel (s. 1664 S.) erwähnten Fol
tanelle, sowie des Haarseils.
— Pierre Joseph MIacqutr stellt zuerst durch Einwirkung von Ätzkalilaii|:e ai
Berliner Blau das gelbe Blutlaugensalz dar, in dem BerthoUet 17B7 di
Eisen als notwendigen Bestandteil erkennt.
— Der Schweizer Arzt Msytr verordnet bei Lungenkranken G^birgskuren, ii
dem er dieselben nach Appenzell sendet, wo er sie neben der Luftki
auch Milchkuren brauchen läßt. (Vgl. auch 1750 S.)
— Caspar Nenmann vervollkommnet die analytische Chemie tmd verölfentiicl
seine Forschungen in einem Werke „Chymiae medicae dogmatico expei
mentalis Tomi primi Pars prima et secunda". Von ihm rühren die Aj
f&nge der Acidimetrie her.
— Plumiar beschreibt in seiner „Art de toumer" eine Patronendrehbank.
^ Der Arzt Fran^ois Sauvactt M la Crdx macht umfassende Anwendung n
der Elektrizität in der Medizin. (Vgl. 1745 K.)
— Jean Baptiste Stnae behandelt in seinem klassischen Werke „Trait^ de
structure du coeur, de son action et de ses maladies*' die Anatomi
die Physiologie und namentlich auch die Pathologie und Therapie d
Herzens.
— James Short verbessert das Äquatoreal (s. 1685 R.)* indem er dn tragban
auch unter jeder Breite brauchbares Instrument konstruiert, das er dar
Beigabe von vier geteilten Kreisen für Azimut, Höhe, Stunden winkel tu
Deklination sehr vielseitig gestaltet. Eine wesentliche Verbesserung d
Instruments erfolgt 1793 durch Ramsden, der für G. Shuckburgh ein Iqt:
toreal mit 5^/2 füßigem Femrohr und zwei vierfüßigen Vollkreisen baut.
— Alexander Wilson soll zuerst an Drachen Thermometer angehängt halx
um die Temperatur der oberen Luftschichten zu messen, was die en
wissenschaftliche Verwendung des Drachens darstellen würde. (Vgl. ao
1749 F.)
— Charles Wood beschreibt zuerst das Platin in eingehender Weise, woi
ihm Lewis, Marggraf und Macquer folgen.
1750 George Adams in London erfindet den Winkelspiegel, der aus zwei kleine
in einem prismatischen Crehäuse mit ausgeschnittenen Fenstern an
einem Winkel von 45® gegeneinander gestellten Spiegeln besteht und v
Abstecken gerader Linien oder zum Festlegen rechter Winkel dient.
— Nachdem Wasserzeichen in Papier schon seit 1301 angewendet war
führt J. Baskorvlllo Drahtgewebe als Unterlagen für deren Erseugn
ein. Das Wasserzeichen wird durch die Verschiedenheit der Truispan
— 192 ~
1760
der emgeprefiten Zeichnung und des Hintergrundes sichtbar und hat Be-
deutung namentlich für Banknoten, Schecks, Briefmarken u. dgl.
Andr6 Rhodiwonowitsoh Bataiehef verbessert den zuerst von !R6aumur
1722 angegebenen Stürzofen derart, daß derselbe in den Eisengießereien
eine gewisse Bedeutung erlangt.
Bortlir schreibt dem Gletschereis trotz seiner Sprödigkeit eine gewisse
Plastizität zu.
James Brlndlty erfindet die selbsttätige Eesselspeisung.
John €aiitMi und John MIcMI schlagen imabh&ngig von einander die
Methode der Magnetisierung von Eisenstäben durch doppelten Strich mit
Magneten vor.
C^sar Fran9ois Cttslni M Thury beginnt die Bearbeitung der großen Karte
von Frankreich im Maßstab 1:86400, welche auf einer großen imd ge-
nauen Landesvermessung beruht. Auf den Karten der französischen Alpen-
lander zeigt sich hier ein wesentlicher Fortschritt in der Entwicklung der
I>er8pektiyiBchen zur Sohraffenzeichnung.
Gabriel CraiMr beschreibt in seiner „Introduction ä ranalyse des lignes
conrbes alg^briques" die Gleichungsauflösung mittels Determinanten, auf
die zuerst Leibniz 1693 in einem Briefe an den Marquis de 1* Hospital
hingewiesen hatte.
Der Bürgermeister Drtiler begründet in Deutschland den rationellen Wiesen-
bau durch die von ihm im Si^ener Lande angewendeten Rückenbauten.
Leonhard Eulsr behandelt ausführlich die Theorie der Wasserräder, schlägt
gekrümmte Schaufeln vor und erfindet die Leitapparate.
Leonhard Eulsr beschäftigt sich in seinen Aufsätzen „De serierum deter-
minatione seu nova methodus inveniendi terminos generales serierum"
und „Consideratio quarumdam serierum quae singularibus proprietatibus
simt praeditae" mit den unendlichen Beihen. Er leitet die Exponential-
reihe aus der Binomialreihe her und entwickelt rationale Funktionen in
Reihen, die nach sin. und cos. der ganzen Vielfachen des Argumentes fort-
schreiten, wobei er die Koeffizienten dieser trigonometrischen Reihen durch
bestimmte Integrale definiert.
Nachdem Döring in Breslau 1627, Sydenham und Morton (1661 bez. 1678)
zur schärferen Ausschälung des Begriffs Scharlach beigetragen und letzterer
den Namen Scarlatina geschaffen hatte, äußert John Fothtrilil zuerst
klare Anschauungen über die Existenz eines kontagiösen Giftes bei dieser
Krankheit.
€raBfar» der sich längere Zeit im Orient aufhält, gelingt es, das Verfahren
der Darstellung des Safflanleders (Maroquin), eines mit Sumach ge-
gerbten, auf der Narbenseite gefärbten Ziegenleders, ausfindig zu machen,
unter seiner Beihilfe wird in Paris die erste Saffiangerberei eingerichtet.
Stephen HalM stellt in den englischen Gefängnissen Versuche mit künst-
licher Lüftung her, um der übergroßen Sterblichkeit Einhalt zu tun, und
mindert durch verhältnismäßig einfache Ventüationseinrichtungen die
Sterblichkeit binnen kurzer Zeit von 30 Todesfällen täglich auf einen
einzigen. Er liefert damit den augenscheinlichen Nachweis für die damals
noch wenig gewürdigte Wichtigkeit einer guten Lüftung der Wohnräume
für die Gesundheit. (Vgl. a. 1714 G.)
Nachdem bis dahin die baumwollenen Zeuge, bevor man sie auf die Bleich-
wiese zum Bleichen brachte, in saurer Milch eingeweicht worden waren,
ersetzt Dr. HoiiM in Edinburg die saure Milch, die das Verfahren sehr um-
ständlich macht, durch verdünnte Schwefelsäure.
Andreas Hobsr in Fürth stellt zuerst Bronzefarben aus Blattmetall her.
Anfangs verarbeitete man dazu vier verschiedene Legierungen, Kupferrot,
Darmstaedter. 13
— 193 —
1760
Reiohgold, Bleichgold und Silber, wovon die drei ersteren aus Kupfer mj
wechselnden Zinkmengen bestanden, die letztere aus 98 Teilen Zinn unl
2 Teilen Zink. In neuerer Zeit werden die Bronzefarben mit Teerfarbc^
gefärbt.
1750 Samuel KHiiftnsUtnia, Professor in Upsala, wiederholt Newtons Versuch
über die Farbenzerstreuung, findet aber im Gegensatz zu letzterem, d*
die Zerstreuung für verschiedene Glassorten verschieden ist. Diese, sowi
Eulers Untersuchungen (s. 1747 £.) geben dem Optiker DoUond Verati
lassung, die Herstellimg achromatischer Linsen in die Hand zu nehmei
(S. 1767 D.)
— Der Mediziner Kdtfirik ist der erste, der eine Wucherung aus dem Kehlko]
durch den Mund herausnimmt und mehrere Fälle von Kehlkopfpolypc
eingehend beschreibt.
— Joseph Bartholomeus KaebMirMrtir in Regensburg erwirbt sich durch zafa
reiche Vervollkommnungen an den Handfeuerwaffen einen Weltruf.
^ Pierre LakNMtto macht eingehende anatomische Forschungen über die aut
von Kealdo Colombo, Eustachio, Morgagni und Bidloo erforschte Sohili
drüse und beschreibt den Processus pyramidalis, der nach ihm au<
„Pyramide de Lalouette'* genannt wird. (Recherches anat. sur la ^an<
thyroide.)
— Johann Georg Ltopoldt bemüht sich in seinem Werke „Nützliche und m
die Erfahrung gegründete Einleitung zu der Landwirtschaft" alles das ]
geben, was der Landwirt für eine gute Wirtschaftsführung wissen mi
und praktisch verwerten kann und bringt darin viel tatsächliches, namen
lieh zahlenmäßiges Material über die verschiedenen Teile der Landwii
Schaft, während dies bei der Hausväterliteratur, die sich im Anschluß i
das Coler'sche Werk (s. 1591) entwickelt hatte, sehr mangelhaft war.
— Andreas Sigismund Marnjaf beweist, daß der Gips aus Kalkerde u]
Schwefelsäure besteht, durch Zerlegung desselben mit Weinsteinsalz uj
durch Vergleichung der Eigenschaften des Gix>seB mit dem künstlich i
haltenen Niederschlag von schwefelsaurem Kalk.
— Johann Gabriel Mtntz verwendet zuerst den Phosphor in der Medizin, uj
zwar als Erregungsmittel.
— Möllinfsr errichtet die erste Eartoffelbrennerei in Monsheim.
— Jean Louis Pttit führt die zuerst von Fabriz von Hilden gemachte Exai
kulation im Kniegelenk wieder aus, die nach ihm von Pierre Bra6<i
(1774) öfter geübt wird.
— John Pringle verbessert das Hospitalwesen und macht namentlich auf d
Nutzen frischer und reiner Luft in den Hospitälern aufmerksam. £r st^
die Grundsätze für die Unterbringung imd Verpflegung von Truppe
massen und für die Anlegung von Militärhospitälem auf und gibt ej
gute Darstellung des Flecktyphus, der 1742 und 1745 in den englisot
Armeen stark gewütet hatte.
— Ren6 Antoine F. H Riaiimur fördert die künstliche Brütung, indem
Hühnereier in einen hölzernen, mit frischem Pferdemist umgebenen Kasi
bringt.
— Georg WUhelm Rkhmann in Petersburg stellt die nach ihm b^iannte Ke
auf, daß beim Mischen von ungleich erwärmten Mengen einer Flüaai^li
die Temperaturen sich im Verhältnis ihrer Höhe und im Verhältnis i
Flüssigkeitsmengen ausgleichen.
— August Johann RÖMl von RosMilOf gibt eine Geschichte der Insekten herä
die eine reiche Fundgrube für die Lebens- und VerwandlungsgeBohio
dieser Tierklasse bildet und einen Fortschritt gegenüber den Kenntnis
von R6aumur (s. 1734 R.) bedeutet.
— 194 —
1761
RiohaTd RmmI in London empfiehlt Seetangasche als „Aethiops vegetabilis"
gegen Drüsenerkiankiingen.
RmmI, Hatniqiiltt, Hollmtf und VdiMy beschreiben zuerst die endemische
Benlenkrankheit, die sie als Beule von Aleppo bezeichnen. Näher studiert
wird die Krankheit von Alibert, Requin u. a. (1820.)
D«r Petersburger Arzt A. N. B. SanclMZ führt die Sublimatbehandlung der
Syphilis ein. Er erweist die Existenz der erblichen Syphilis, die zuerst
von Paraoelsus behauptet worden war.
Der sächsische Pfarrer Schlraeh in Klein -Bautzen, Reformator der Bienen-
zucht, entdeckt, daß die Bienen durch Vergrößerung der Zellen willkür-
lich aus jeder befruchteten (Arbeitsbienen) Larve eine Königin machen
können.
Johann Andreas von Steuer konstruiert das nach ihm benannte Reaktions-
Wasserrad, welches das Vorbild für die Reaktionsturbinen abgibt, von
denen insbesondere Burdin (s. 1824 B.), Poncelet und Foumeyron (s. 1827 F.)
neue Konstruktionen liefern. (Vgl. a. 1745 B.)
Der englische Architekt John Simntoii macht nachdrücklich auf den großen
Wert des Eisens für Bau- und Maschinen- Konstruktionen aufmerksam.
Archibald Smith läßt sich in Lima nieder und findet dort die Tatsache
vor, daß seit alters her die Ärzte die Lungenleidenden aus den Niederungen
in die Berge schicken. Er findet selbst die Methode bewährt imd tritt in
der Literatur für sie ein.
Major von TTM in Braunschweig schlägt vor, das Holz zur Entfernung
der Saftstoffe durch Dampf auszulaugen. Eine rationelle Auslaugung nach
dieser Methode wird aber erst 1815 durch den Pianofortebauer Andreas
Streicher ausgeführt.
Jacques dt VancansiNi erfindet die Bandketten zum Antriebe von Maschinen
und konstruiert eine Maschine zu deren Verfertigung.
Thomas Wright aus Durham gibt in seinem Werke „An original theory
or new Hypothese of the Universe" eine Ansicht über die Entstehung des
Sonnensystems, welche die Anregung zu Kants Hypothese gibt. Er sagt
in seiner Abhandlung, daß die Sonne aus flammender Materie bestehe.
Johann Friedrich Zlttmann stellt ein Dekokt aus SarsaparUla her, das sich
in der Syphilistherapie unter dem Namen „Decoctum Zittmanni'' dauernd
einbürgert.
Der Botaniker Michel Adanton aus Paris tut die elektrische Natur des
Schlages des Zitterwelses dar und vergleicht denselben mit dem Schlage
einer Leidener Flasche. Bezüglich des Zitteraales erfolgt der gleiche Nach-
weis 1755 durch L. S. van s*Gravesande.
Axel Fredrik CronsMt entdeckt das Nickel, das 1775 von Torbem Berg-
Run in reinem Zustand erhalten wird.
Axel Fredrik GnmttMK stellt Nickeloxydul und den demselben entsprechen-
den Nickel Vitriol dar. Das Nickeloxyd wird 1803 von Proust hergestellt
und 1824 von Berzelius genauer untersucht.
Der Astronom Joseph Jerome Dtlalandt macht eine genaue Bestimmimg
der Parallaxe des Mondes.
Dapaly« TlMiirty-QiMttvIii, Bouchon et Compagnl« begründen die erste Mühlstein-
fabrik in La Fert6-sous-Jouarre (Seine et Marne), dessen poröse Süßwasser-
quarzsteine nach Piot seit Jahrhunderten in der Müllerei für die besten
Mühlsteine gelten und denen sonst nur noch die Steine von Fony in
Ungarn an die Seite gestellt werden können.
Der Ingenieur Fremeau macht eingehende Mitteilungen über den kautschuk-
liefemden Baum und vervollständigt die Angaben von De la Condamine
13*
— 195 .—
1761
^ (s. 1736 C.) über das Verfahren, welchee die Indianer bei Gewinnung di
Kautschuks einschlagen.
1751 Jean Etienne QotllMri erkennt in dem zu Straßen- und Baumaterial yi
wendeten schwarzen Gestein von Volvic vulkanische Lava, geht
Spur nach und findet die bis dahin unbekannten erloschenen Vulkane i
Auvergne. Er lernt am Mont d'Or den säulenförmigen Basalt keon^
dem er neptunischen Ursprung zuschreibt.
1751—63 Nicolas Louis dt Lacaills nimmt eine Gradmessung am Kap der gnti
Hoffnung vor, welche in Übereinstimmung mit den von Maupertuis a
gestellten Untersuchungen (s. 1736 M.) dartut, daß die Erde die Gestalt ein
Rotationsellipsoids hat.
1751 Karl von Unn^ stellt in seiner »»Philosophia botanica" zuerst die Zeiten i
Eintritts einer Pflanze in eine maßgebende Entwicklungsphase als Funklj
des Klimas hin und muß danach als Begründer der Phänologie, d. L i
Lehre von der Gresetzmäßigkeit zwischen den Entwicklungsstadien i
Organismen und der ihnen entsprechenden Klimaphasen angesehen werdi
Er äußert auch bereits den Gedanken phänologischer Karten.
— Andreas Sigismund Marffraf weist zuerst das Vorkommen der Salpetersat
im Regenwasser nach und glaubt, dieselbe auch im Schneewasser zu find
1761 gelingt ihm auch der Nachweis der Salpetersäure im Brunnenwa«
den unabhängig 1767 auch Cavendish liefert.
— Der Ästhetiker Johann Georg Sulztr bemerkt, daß bei der Berührung l
Zunge mit zwei verschiedenen Metallen eine eigenartige Geschmati
empfindung hervorgerufen wird, welche nicht entsteht, wenn nur ei
der Metalle an die Zunge gebracht wird. Er entdeckt damit den charali
ristischen Geschmack des Galvani'schen Stroms, wenn auch ohne ^
ständnis des wissenschaftlichen Zusammenhangs.
1752 Der Pariser Arzt Th^ophile dt Bordsu begründet den Vitalismus, die lA
von der Lebenskraft.
— Im Anschluß an Franklins Brief (s. 1749 F.) an CoUinson stellen Thoi
Fran^ois Dallbard durch einen am 10. Mai während eines Gewitters in Mi
bei Paris mit einem Metallgestänge unternommenen Versuch und Benjai
Franklin durch einen im Juni unternommenen Drachenversuoh die Ident
der Luftelektrizität mit der Scheibenelektrizität außer Zweifel.
— Der Repetitionstheodolit beruht auf dem von Johann Tobias Maytr
gegebenen Verfahren der doppelten Repetition oder Multiplikation
unterscheidet sich von dem einfachen Theodolit dadurch, daß er bd
maliger Aufstellung und zweimaliger Ablesung ein beliebig großes ^
faches eines gegebenen Winkels zu messen gestattet, aus dem man di
Division leicht den einfachen Winkel bestimmen kann. Dies Verfal
vermindert den Einfluß der Beobachtungsfehler.
— Louis Guillaume Ls Monnisr bestätigt die von Cassini de Thurj beul
gemachte Beobachtung, daß die Luft, auch wenn kein Gewitter am Hin
steht, elektrisch ist.
— Ren6 Antoine F. dt Riaumor macht Experimente über die VerdauT3
kraft bei Vögeln, indem er denselben kleine mit verschiedenen Nährt
mittein gefüllte Metallröhren zu schlucken gibt, und erzielt durch (
Versuche eine wesentliche Aufhellung der Natur und der Leistungen
Magensaftes. Ähnliche Versuche werden 1777 von Stevens in Edin
an einem ungarischen Künstler vorgenommen, dem er mit Nahrung
füllte kleine durchlöcherte sübeme Kugeln zu verschlucken gibt, i
Nahrungsinhalt unter dem Einfluß des Magensaftes aufgelöst wird.
— John Smsaton in England fördert durch Versuche die Lehre vom Bai
Wasserräder und Windräder.
— 196 —
176»
John GantM entdeckt die elektrische Influenz und konstruiert zum Nach-
weis derselben sein Korkkugel-Elektroskop. Die Theorie der Influenz wird
im gleichen Jahre von Wilcke aufgestellt.
Antoine Dcpardtm weist nach, daß Wasser durch Druck viel mehr leistet,
als durch Stoß, daß daher oberschUchtige Bäder den unterschlachtigen
vorzuziehen sind.
Edward DIcMon wendet das beim Kattimdruck übliche Druckverfahren
mit gestochenen oder geätzten Eupferplatten, die aus freier Hand mit
dem Pinsel ausgemalt werden, an, um Papiertapeten herzustellen. Die
Papiertapeten, die in China schon lange üblich waren, kamen in Europa
erst im 18. Jahrhundert auf; anfangs hatte man die Muster mit Hilfe von
Paxrierschablonen gemalt.
John DtlloiMl steUt nach den Vorschlägen von Bouguer (s. 1748 B.) das erste
Heliometer her. Die ersten umfangreicheren Beobachtungen mit diesem
Instrument, die sich namentlich auf die Stellung der Jupitertrabanten gegen
den Planeten beziehen, macht 1796 Franz von Paula Triesnecker in Wien.
Leonhard Entor berechnet unter dem Gesichtspunkt des Problems von den
drei Körpern die Bewegung des Mondes und ermöglicht dadurch Johann
Tobias Mayer (s. 1760 M.) die Herausgabe seiner berühmten Mondtafeln.
Leonhard Eultr fördert durch seine „Prindpee de la trigonomötrie sph^-
rique tir^ de la möthode des plus grands et des plus petits'' die sphärische
Trigonometrie. Er geht darin von den Eigenschaften kürzester Linien auf
krummen Flächen aus und spezialisiert die gefundenen Sätze für die
größten Kreise der Kugelfläche. Er macht femer zuerst auf den Zusammen-
hang der Formeln in der sphärischen und ebenen Trigonometrie aufmerk-
sam, der 1766 von Lambert in seinen „Beyträgen zum Gebrauch der
Mathematik'' genauer auseinander gesetzt wird.
Leonhard Eultr wirkt bahnbrechend in der Kartographie, indem er all-
gemeine Begeln für das Projizieren aufeteUt und vor allem auch die
Größe der Verzerrung in gewissen Fällen mathematisch bestimmen lehrt.
Benjamin Franklin zeigt, daß man ein Gebäude mit Hilfe einer dasselbe
überragenden und andrerseits bis in die leitenden Schichten der Erde
rächenden Metallstange vor dem Einschlagen des Blitzes sichern kann
und erfindet damit den Blitzableiter. (Vgl. jedoch 1170 v. Chr.)
Nachdem Denisard und De la Douaille 1731 eine Wassersäulenmaschine
projektiert hatten und Bölidor in seiner „Architecture hydraulique" 1736
von einer solchen gesprochen hatte, führt Hdll die erste nach ihm benannte
Höll'sche Luftmaschine (Wassersäulenmaschine), bei welcher durch nieder-
fallendee Wasser Druckluft erzeugt wird, im Amahaschacht zu Schemnitz
in Ober-Ungarn aus. Im gleichen Jahre bringt (nach Calvör) der Artillerie-
major Winterschmidt eine kleine Wassersäulenmaschine auf der Grube Oarls-
gnade in Gang, erbaut dann aber 1761 eine größere Maschine mit wesent-
lich verbesserter Steuerung auf dem „Treuer Schacht" bei Clausthal.
Andr6 Ltvret vervollkommnet die geburtshilflichen Operationen, die er
vielleicht zu häufig anwendet, so daß durch seinen Schüler Boer (s. 1791 B.)
eine Einschränkung erfolgt. Er verbessert die Geburtszange, vervoll-
kommnet die Operation der Wendung und den Kaiserschnitt, und wagt
es zuerst, die Polypen des Uterus zu operieren.
Karl von Unn^ führt die schärfere Bestimmung der Arten und ihre binäre
Benennung für alle ihm bekannten Pflanzen durch (Species plantarum).
Nachdem Schlafbewegungen einzelner Pflanzen schon von Plinius und
Albertus Magnus erwähnt worden waren, weist Karl von Unnt zuerst auf
die Häufigkeit solcher Bewegungen bei Blättern und Blüten hin.
— 197 —
1758
1753 Karl vwi Unnl führt die bereits den Griechen und Römern bekAani
Pfefferwurzel ,,Pimpinella'' als Medikament ein.
— Pierre Joseph Maei|iMr erkennt die Bedeutung der Beizen für die F&rb«n
und unterscheidet in seinem Buch ,,Art de la teinture*' deutlich swisdie
Substantiven und adjektiven Farbstoffen, eine Unterscheidung, welche de
ferneren Untersuchungen über den Zeugdruck die Wege ebnet.
— G^rg Wilhelm Rlehmaiiil wird am 6. August vom Blits erschlagen, als i
sich bei einem au&teigenden Gewitter einer auf seinem Hause angebracht^
isolierten Eisenstange, die ohne alle Ableitung war, auf einen Fuß £d|
femung genähert hatte. Die Gefahren der FrankHn'schen Experimenj
werden durch dieses Vorkommnis erwiesen.
— Der Schotte Dionysius Robtrtson» Bereiter und Tierarst in englischen, östd
reichischen, württembergischen und s&chsischen Diensten, gibt ein Pferd|
arzneibuch heraus, in welchem viele neue Beobaohtimgen niedergelegt smj
Er ist namentlich auch als Operateur (d. h. als Kastrator) t&tig und e
findet die Methode der Kastration mit Kluppen.
1754 Anton Friedrich BOtcMng gibt in seiner „Neuen Erdbeschreibung'' di
ersten grundlegenden Versuch einer wissenschaftlichen Behandlung d
politisch -statistischen Geographie.
— John OMton und 1757 Franz Ulrich Theodor Atpbius erweisen, daß Tx
malin (s. 1707 D.) durch Erwärmen tatsächlich elektrisch wird, was spät^
insbesondere von Hankel (1839), auch für Krystalle von Kalkspat, Gi]
Feldspat usw. nachgewiesen wird (Pyroelektrizität).
— Der Pfarrer Prokop DIvItcli in Brenditz in Mähren kommt unabhängig v
Franklin auf die Idee, durch die Wirkung vieler Metallspitzen ein
ruhigen Ausgleich der Elektrizität herbeizuführen.
— Nachdem das Schießpulver bis dahin in Stampfmühlen hergestellt word
war, errichtet Ftrrfl die erste Walzmühle in Essone (Frankreich). 1
gleichen Jahre gibt Karl Knutbtrf die KoUermühlen an, die zum Klein
der einzelnen Bestandteile 1787 von Cossigny allgemein eingeführt werd<
— Immanuel Kant in Königsberg weist zuerst darauf hin, daß die Umdrehunj
geschwindigkeit der Erde durch die der Erdrotation entgegenwirkeil
Kraft von Ebbe und Flut stetig verkleinert werden muß. Robert Ma]
führt diesen Gedanken später weiter aus.
— Jean Jacques Malran spricht zuerst die Ansicht aus, daß die Nebelfle<
gasförmiger Natur sind.
— Nachdem J. H. Pott 174^4 aus Ton und Schwefelsäure Alaun dargeet
hatte, zeigt Andreas Sigismund Marggrar, daß die Alaunerde von K
verschieden und im Ton mit Kieselsäure verbunden ist. Er gibt
Flammenreaktion der Kaliumsalze (violett) xmd Natriumsalze (gelb) an
— Guillaume Fran^ois Rouelto in Paris unterscheidet zuerst zwischen saui
neutralen und basischen Salzen. Er stellt zuerst das saure schwefelsa
Kali dar.
— William Smellle erwirbt sich unvergängliche Verdienste um die Lehre ^
der natürlichen Geburt und vom Geburtsmechanismus. Zum Unterricht i
wendet er zuerst ein Phantom, dessen Grundlage ein natürliches Becl
darstellt.
1755 James Anderson führt die Trockenlegung nasser Acker- und Wiesengru
stücke in großem Maßstabe in ähnlicher Weise durch, wie dies het
von Columella (s. d.) i. J. 60 n. Chr. beschrieben worden ist, indem
imterirdische Abzugskanäle anlegt. Drainröhren kennt er noch nicht.
— Johann Christian Btrnhardt beschreibt die fabrikmäßige Gewinnung
Vitriolöls (Schwefelsäure) aus Eisenvitriol. Er stellt zuerst die was^erl
Schwefelsäure dar, die er „Sal volatile olei vitrioli" nennt und von
— 198 —
1756
wässerigen Vitriols&nre unterscheidet, welche schon über dem (xeMerpunkt
des Wassers fest wird.
Joseph BiMli nntersncht die Kanstizitftt der Alkalien nnd erkl&rt zuerst
richtig den Unterschied zwischen milden und Atzenden Alkalien und ihre
Umwandlung ineinander.
Joeeph BiMli beweist die Verschiedenheit der Magnesia, welche er durch
Präzipitation aus Bittersalz darstellt, von der Ealkerde. Als unter-
scheidende Merkmale betrachtet er die verschiedene Löslichkeit der schwefel-
sauren Salze sowie des gebrannten Kalks und der gebrannten Magnesia im
Wasser. Die Verschiedenheit an sich war bereits 1724 von Friedrich Hoff-
mann behauptet worden.
BMVMIa gibt zuerst an, daß Kupfemiederschl&ge die Flamme des darüber
abbrennenden Weingeistes grün färben.
Der Buchhändler und Buchdrucker Johann Gottlob Immanuel Bftllkopff in
Leipzig erfindet den Musiknotendruck mit beweglichen und zerlegbaren
Typen, welcher sich von dem bisherigen Verfahren (s. 1476 H., 1498 P.
und 1525 H.), das gleichfalls als „beweglich'' („Garatteri mobili") be-
zeichnet wurde, dadurch unterscheidet, daß alle einzelnen Teile der Note
(z. B. an einer Achtelnote der Kopf, die Cauda und das Fähnchen) für sich
getrennt gesetzt werden.
Der Schweizer Mich^ly 4u Orilt der lange Jahre auf der Feste Aarburg als
Staatsgefangener interniert ist, ist der erste, der ein Landschaftspanorama
(Cresamtansicht der Alpen) nach geometrischen Kegeln richtig darstellt.
Jean Andr6 Ostac beobachtet zuerst, daß, um Eis zu schmelzen, es nicht
ausreichend ist, dasselbe bis auf seine Schmelztemperatur zu erwärmen,
sondern daß noch eine gewisse Quantität Wärme hinzugefügt werden muß,
um die Arbeit, welche die Überführung in den zweiten Aggregatzustand
bedingt, zu leisten. Clausius hat vorgeschlagen, die hierzu verbrauchte
Wärme als Schmelzungswärme zu bezeichnen.
Leonhard Eulsr gelingt es, die Clairault'schen partiellen Differentialgleichungen
auf einfachere WeLse abzuleiten und in diejenigeForm zu bringen, in der sie
heute noch zur Beantwortung der wissenschaftlichen Grleichgewichtsfragen
flüssiger Körper angewendet werden.
Leonhard Eulsr gibt in seiner Schrift „Institutiones calcuU differentialiB''
die nach ihm benannten Zahlen (Euler'sche Zahlen, SekantenkoefEizienten)
an, gewisse Zahlen, die ak Koeffizienten auftreten, wenn man sec x in
eine Potenzreihe von x entwickelt. Die sechs ersten sind: 1, 5, 61, 1385,
50521, 270715.
Immanuel Kant in Königsberg entwickelt in seiner „Allgemeinen Natur-
geschichte und Theorie des Himmels" eine neue Anschauung von der Ent-
stehung des Sonnensystems, wobei er die mechanische Theorie mit der
teleologischen zu vereinigen sucht. (Vgl. 1750 W. und 1796 L.)
Während Galilei (s. 1610 G.) die Ansicht ausgesprochen hatte, daß die Milch-
straße eine Anhäufung unzähliger, nahe aneinander befindhcher Sternchen
sei, spricht Nicolas Louis tfs Lacallls bei Gelegenheit der Durchmusterung
der Nebel des Südfirmaments den Gedanken aus, daß dieselbe teils aus
kleinen Sternen, teils aus unauflösbaren Nebeln bestehe, auf denen sich die
Sterne projizieren, ein G^anke, der durch die neuesten Forschungen, be-
sonders die von Kapteyn Bestätigung findet.
Der schweizer Physiker Martin von Planta erfindet die Glasscheiben-Elek-
trisiermaschine, elf Jahre vor Jesse Ramsden, dem mit Unrecht diese Er-
findung zugeschrieben wird.
Perdval Pott führt zuerst eine Exstirpation beider Ovarien wegen irreponib-
1er doppelseitiger Ovarialhernie aus.
— 199 —
1765
1755 Johann Gottfried Zinn macht Untersuohnngen über das Gefäßsystem im
Auge und über den Glaskörper und bestätigt Demours' Befund. (S. 1741 D.)
Er beschreibt zuerst das vom Bande der Retina zum Rande der linsen-
kapsel gehende, nach ihm „Zonula Zinnii" benannte Aufhängeband dec
Linse, über das später Döllinger, M. F. Weber (1827) und Eugen
Schneider (1827) Untersuchungen machen.
1756 Marco Antonio CaldanI beobachtet 33 Jahr vor Galvani das Zucken der
FroBchschenkel in der Nähe der Elektrisiermaschine, ohne die Wichtigkeit
dieser Beobachtung zu ahnen.
— Nicolas Detmarest untersucht die Verhältnisse der Vulkane der Auvergne,
bekämpft die Meinung Guettards (s. 1751 G.), wonach der säulenförmige
Basalt neptunischen Ursprungs sei, und erkennt zuerst mit Bestimmtheit die
vulkanische Natur des Basalts, wie des Porphyrs und Granits.
— Leonhard Eulor vervollkommnet die Theorie der Windräder (s. 1738
B.) imd entwickelt namentlich auf analytischem Wege den Ausdruck
für die vom Winde auf eine doppelt gekrümmte Fläche übertragene
mechanische Arbeit, wobei er zeigt, wieviel vorteilhafter eine solche Fläche
ist, als eine Ebene. Zu ähnlichen Resultaten war Maclaurin 1752 anf
geometrischem Wege gelangt. Die Theorie wird später von Coriolis (1829)
und von Weisbach (1836) noch vervollkommnet.
^ Während bisher die Umwandlung des Bleiweißes, die hauptsächlich nach
dem holländischen oder deutschen Verfahren erfolgte, in großen Töpfen
vorgenommen wurde, schlägt Michael von Herbert in Elagenfurt dafür zu-
erst begehbare Kammern vor. Der unter Anwendung solcher Kämmen
vor sich gehende Prozeß heißt von da ab die „Klagenfurter Methode".
— HohlMd aus Hennemdorf konstruiert die erste Häckselschneidemaschine.
— Immanuel Kant stellt in seiner „Theorie der Winde" das Drehungsgesetz des
Windes auf, das später von Dove (s. 1836 D.) weiter entwickelt wird.
— Johann Gottlieb Uidenfroit wiederholt das von Boerhaave angegebene
Experiment des sphäroidalen Zustands der Flüssigkeitstropfen, der nach
ihm Leidenfrost 'sches Phänomen genannt wird. (Vgl. 1732 B.)
— Thomas Maeaulay führt die erste künstliche Frühgeburt mit glückHchem
Erfolge aus.
— Pieter van Mustcheiibroek macht bemerkenswerte Arbeiten über die Festig-
keit der Baimiaterialien.
— Nachdem seit Hippokrates (s. 400 v. C^r.) die Kenntnisse der Skrofulöse
wenig Fortschritte gemacht hatte, obschon Ärzte, wie Güllen, Wise-
mann u. a. sich damit befaßt hatten, erläßt die Pariser Akademie fOr Ghlmifli
ein Preisausschreiben, das Studien von Faure, Borden, Majault u. a. her-
vorruft. Aber auch sie tragen ebensowenig wie die infolge eines zweiten
Preisausschreibens der Acad^mie de m^decine i. J. 1786 gemachten Arbeiten
von Hufeland, Weber u. a. zur Klärung der Frage bei.
-^ Philipp PMff in Berlin veröffentlicht ein epochemachendes Werk über die
Zähne und deren Elrankheiten. Er kennt drei Füllimgsmaterialien, Blei,
Gold und Stanniol, von denen das Gold das beste, seiner Kostspieligkdt
wegen aber nur wenig zu brauchen sei. Er spricht auch von künstlichen
Zähnen aus Kupfer, auf die er ein zartes Email aufträgt, und von Gips-
modellen nach Wachsabdrücken des Kiefers. (Vgl. auch 400 v. Chr.)
— Der Pariser Apotheker Quinquet verwendet zuerst den gläsernen Lampen-
zylinder, dessen Idee schon zwei Jahrhimderte vorher von Leonardo da
Vinci ausgesprochen wurde.
— Der Londoner Architekt Ravehead bringt bei dem Krankenhaus für alte
Seeleute zu Stonehouse bei Plymouth zuerst das Pavillonsystem zur
Durchführung. (S. a. 1714 L.)
— 200 —
1767
Benjamin RoMns macht in La F^re den Versuch, eiförmig gestaltete Gra-
naten an Stelle der Eundkugeln ans glatten Geschützen zu verfeuern. Der
Versuch mißlingt aus dem gleichen Grunde, wie bei Clamer. (S. 1627 C.)
Doch gelangt das eiförmige Greschoß später bei dem Langblei des Dreyse-
sehen Zündnadelgewehrs (s. 1836 D.) zu praktischer Bedeutung.
Nach einer Aufzeichnung des preußischen Majors von Scheele a. d. J. 1756
hat der Begimentsfeldscher Schmucktrt von der Garde ein Pulver erfunden,
,,davon man ohne Brot und ander Essen 14 Tage leben kann". Der vom
König Friedrich II. angeordnete Versuch, wobei man das Pulver in Wasser
einige Minuten aufkochen ließ, hatte ein günstiges Ergebnis. Die An-
regung zur Herstellung seines „Pulvers wider den Hunger' ' scheint
Schmuckert aus Frankreich erhalten zu haben. Man wird dieses Fabrikat
als Vorläufer der Erbswurst (s. a. 1867 G.) und ähnlicher Konserven an-
zusehen haben.
John Smaaton macht die Beobachtung, daß der aus tonhaltigen Kalksteinen
gebrannte Kalk die Eigenschaft besitzt, unter Wasser zu erhärten, und
benutzt einen solchen Kalk mit Zuschlag von Sand und Eisenschlacken
als Mörtel beim Bau des Eddystone-Leuchtturms. (S. 1757 S.)
Michel AAuison konstatiert, daß Schwalben und andere Zugvögel im
Oktober an der Westküste des tropischen Afrika eintreffen, aber nicht da-
selbst brüten.
Michel Adanson berücksichtigt bei der Beschreibung der am Senegal ge-
fundenen Conchylien zum ersten Male nicht bloß die Schalen, sondern auch
das Tier. Er teilt die Conchylien in Schnecken und Muscheln, in welcher
Einteilung ihm 1767 Geofbroy und 1774 Otto Friedrich Müller folgen.
Joseph Black lehrt die von Helmont zuerst charakterisierte Kohlensäure,
die er als fixe Luft bezeichnet, näher kennen und hebt deren saure,
Alkalien neutralisierende Eigenschaft hervor. Er beobachtet auch zuerst
die Ausscheidimg von Kohlensäure bei der Atmung.
Friedrich August CaiHieinar stellt das doppeltkohlensaure KaU dar, dessen
Natur durch G. F. Bouelle, Cavendish und Bergman aufgeklärt wird.
Charles (pavandlsh konstruiert das erste Maximimithermometer, sowie das
erste Minimumthermometer.
Nachdem durch Ohester More Hall(s. 1729 H.) die Möglichkeit der Herstellung
einer achromatischen Linse gegeben war, beschäftigt sich John DolkNid mit
der Herstellung von Objektivgiäsem, die er aus bikonvexen Crownglas-
und konkaven Flintglaslinsen in vorzüglicher Qualität herstellt imd durch
die er seinen dioptnschen Femrohren eine große Überlegenheit über die
bisherigen Instrumente gibt.
John Fatfearflll empfiehlt Kino als „Novum gummi rubrum adstringens
gambiense" zur Aufnahme in den Arzneischatz.
Albrecht von Hallar beschäftigt sich eingehend mit der Emährungsfrage
und sucht die Mengen der Einnahmen und Ausgaben des Körpers zu er-
mitteln. Er spricht klar aus, daß durch die Arbeitstätigkeit Stoffe des
Körpers aufgezehrt werden, welche durch Nahnmg wieder ersetzt werden
müssen.
Albrecht von Hallor macht Beobachtimgen über die Entwicklung des
Keims im bebrüteten Ei und über das Knochenwachstum. Er vertieft
die Anschauungen von Glisson (s. 1672) und Comelio (s. 1680) in bezug
auf die Kontraktionsfähigkeit der Muskeln imd Gewebe und zeigt, daß
die Lebensleistung eines jeden Organs ihren Sitz in dem Organ selbst hat,
und daß die Kräfte, welche die charakteristische Tätigkeit eines Organs
bedingen, in diesem selbst gegeben sind. Er trägt durch diese seine Irri-
— 201 —
1767
tabilitätslehre dazu bei, daß die Lehre von der Lebenskraft allmählich a
Boden verliert. (Vgl. auch 1780 B.)
1757 Peter HoglMm macht in Beiner Abhandlung „Von der Verwahrung de
Getreides und der Grew&ohse vor Frost durch Rauch" den Vorschlag, 6e
treidefelder u. dgl. vor den Übeln Folgen der Nachtfröste durch Raaoh
ereeugimg zu schützen, wie dies in alten Zeiten vielfach geübt wurde
(S. 1580.)
— John Simaioii erbaut in den Jahren 1757 — 1759 einen steinerfien Leuchttnn
auf den Eddystone Rocks, etwa 14 englische Meilen südlich von Plymoutli
Der Bau, unter großen Schwierigkeiten ausgeführt, darf als eines de
kühnsten Werke der Wasserbaukunst gelten. Von der Brandung mit de
Zeit unterspült, ist der Turm später abgebrochen und 1878 — 82 dnnl
einen 51 m hohen Neubau ersetzt worden. (Vgl. a. 1756 S.)
^ Alexander WIImhi erfindet die araeometrischen Glasperlen, kleine hohl
Glaskugeln von ungleichem Gewicht, nimieriert nach den Abstufungen de
Dichte der Flüssigkeiten, in welchen sie einen ihrem Gewicht gleiche
Gewichtsverlust erleiden. Wirft man eine Anzahl solcher Kugeln in di
zu untersuchende Flüssigkeit, so sinken sie teils zu Boden, teils stei^
sie empor, teils erhalten sie sich schwebend in der Flüssigkeit. Die letzten
geben die gesuchte Dichte an.
1758—71 James Mndlsy baut auf Kosten des Herzogs von Bridgewater da
61 km langen Bridgewater- Kanal, der die Steinkohlengruben de« Herzof
mit Manchester und Liverpool verbindet und daduvch besonders bemerkea
wert ist, daß er vermöge eines 183 m langen und 12 m hohen AqufidaU
über den schiffbaren Irwell und den Mersey führt.
1758 Der englische Militärarzt BrackMIy macht die ersten Versuche einer B(
handlung der Kranken in behelfsweise hergestellten Hütten leichttttc
Bauart. Er konstruiert zu diesem Zwecke auf einer Art von Piahlrost i
Holzbau ausgeführte kleine Feldlazarette (für 2i— 30 Kranke), welche si
Unterstützimg der Luftzirkulation mit öffnimgen im Dach versehen sini
Er ist damit der erste, der die Dezentralisation bei den Kraakenhsoi
anlagen anbahnt. (Vgl. indes auch 1714 L.)
— John ChamplOR in England ermöglicht die Verarbeitung der Zinkblende ti
Zink, indem er die Röstung derselben einführt, bei welcher der Schwdii
ausgetrieben und das Zink oxydiert wird.
— Nachdem E. Bartholinus (s. d. 1670), sowie der schwedische Bergrat Andrei
von Swab (1738) gelegentlich das Lötrohr bei mineralogisohea Unta
suchungen angewendet hatten, begründet Axel Fredrik CroiisMt in Stod
holm die planmäßige Anwendung des Lötrohrs in der Mineralanalyae. 1
gibt eine Klassifikation der Mineralien, in welcher er dem Sand käi
besondere Klasse zuerkennt, da derselbe ein Gemisch kleiner Steine sei
— Jean Dsscsmet entdeckt die hintere Basalmembran der Hornhaut, die nas
ihm „Membrana Descemetii*' genannt wird. Auf die Priorität diol
Entdeckimg machte auch Pierre Demours, indes mit weniger Recht, il
Spruch.
— Henri Louis Duhamel 4u Moneoau begründet mit seiner „Physique d'arbm
die wissenschaftliche Epoche des Forstwesens.
— Henri Louis Duhamel 4u Monceau macht die ersten Versuche, Pflanien i
destilliertem Wasser zu kultivieren, dem er die Nährstoffe in passendi
Form und abgewogener Menge zusetzt. Es gelingt ihm, wie später Th^od«
de Saussure (1804), Humphry Davy (1804), Juüus Sachs (18Ö9) und Knl
(1861) auf diese Weise Pflanzen in vollkommen normaler Ausbildung ni
mit reifem, fortpflanzungsfähigem Samen zu gewinnen.
— 202 —
175»
Lieonhard Eultr veröffentlicht den nach ihm benannten Satz: In jedem von
Ebenen begrenzten, einfach zusammenhängenden Körper („Euler'schem
Polyeder'') ist die Anzahl der Ecken, vermehrt nm die der M&chen, gleich
der nm 2 vermehrten Anzahl der Kanten. Indes haben DeBoartes nnd
vermutlich anch Archimedes diesen Satz schon gekannt, da der letztere
sonst schwerlich die Stempolyeder vollständig hätte angeben können.
Der Engländer Evwttt baut die erste durch Wasserkraft betriebene Tuch-
schermaschine, deren Scheren den Handscheren nachgeahmt sind.
Benjamin FrankHn studiert in eingehender Weise und auf streng -wissen-
schaftlicher Grundlage den durch den Schornstein hervorgerufenen Luftzug
und empfiehlt die Schornsteine zur natürlichen Lüftung und Kühlung der
Wohnungen. Eine Erweiterung seiner Untersuchungen findet sich in seiner
L J. 1785 erscheinenden Schrift „Beobachtungen über die Ursachen und die
Abhilfe von rauchenden Kaminen".
Der Wiener Arzt Anthony dt Haan verwendet das Thermometer in größerem
Maßstab in der Medizin und benutzt dasselbe namentlich zur Messung der
Fiebertemperatur.
Karl von Linn4 führt die schärfere Bestimmung der Arten und ihre binäre
Benennung für alle ihm bekannten Tiere durch. (10. Auflage seines „Sy-
stema naturae".)
Andreas Sigismund Margfraff weist nach, daß die Farbe des Lasursteins
(Lapis lazuli) nicht von einem Gehalt an Kupfer herrühre, daß das färbende
Prinzip vielmehr Eisen sei. Klaproth findet 1796 als seine Bestandteile
Kiee^erde, kohlensauren Kalk, Alaunerde, schwefelsauren Kalk, Eisenoxyd
und Wasser.
Jedediah Stmtl baut den Handkulierstuhl von Lee (s. 1589) zur Erzeugung
von durchbrochenen Wirkwaren (Derby -rib machine) um.
Andreas von 8«ab macht bei Gelegenheit der Untersuchung eines Zeoliths
zuerst auf das Gelatinieren der Kieselsäure (Kieselgallerte) aufmerksam,
über das Bergman 1777 genaue Angaben macht.
Franz Ulrich Theodor Aopfcius eliminiert aus der Elektrizitätslehre die
Cartesianischen Vorstellungen von Ausflüssen und führt in dieselbe die
Newton'sche Anschauungsweise der Kraftäußerung, die „Actio in distans*' ein.
Giovanni Anlnlno teilt zuerst in seiner Abhandlung über die Gebirge von
Padua, Vicenza und Verona die Berge nach ihren Lagerungsverhältnissen
nnd nach ihrer Entstehung in primitive (ohne Versteinerungen), sekundäre
und tertiäre (mit Überresten von Pflanzen und Tieren) und in vulkani-
sche ein.
Nachdem bereits 1736 zu Irkutsk in Sibirien bei strenger Kälte ein Ge-
frieren des Quecksilbers im Thermometer beobachtet worden war, gelingt
es zuerst Josias Adam Bninu in Petersburg, das Quecksilber durch eine
künstliche Kältemischung (Schnee und verdünnte Salpetersäure) zimi Ge-
frieren zu bringen.
Johann Heinrich Lmbort gibt in seiner Schrift „Die freie Perspektive" die
Grundlehren der Zentral- und Parallelprojektion.
L. L. F. do Lavricuait entdeckt den Essigäther bei Destillation starker
Essigsäure mit Weingeist, wobei vermutlich eine Mineralsäure zugegen war.
Andreas Sigismund MarfcraT bestätigt, daß die Magnesia eine besondere
Erde ist (vgl. auch 1755 B.) und erkennt deren Vorkommen in verschie-
denen Mineralien, wie im Serpentin, Speckstein, Amianth und Talk. Das
Vorkommen der phosphorsauren Magnesia in den Knochen stellen 1803
Fourcroy und Vauquelin fest.
Jos^ Celestino Mullt wendet zuerst die Angosturarinde als Heilmittel an.
— 203 —
1769
Nach Deutschland gelangt sie erst 1788 durch die englischen Ärzte Ewer
und Williams, die sie von Trinidad mitgebracht hatten.
1759 William PortMlIeltf gründet auf den Scheiner'schen Versuch (s. 1615 S.) ein
Optometer, d. i. ein Instrument, welches durch Bestimmung des Fem-
punktes des Auges den Befraktionszustand und durch gleichzeitige Be-
stimmung seines Nahepunktes die Akkommodationsbreite festzustellen
gestattet.
— John Roblion ist der erste, der die Anwendung der Dampfkraft für Straßen -
wagen, und zwar seinem Freunde James Watt vorschlägt.
— Fran9oi8 Sauvafes dt la Crolx bringt den Ausdruck „Typhus" für eine be-
stimmte Gruppe von Affektionen, und zwar einerseits den nervösen, gastri-
schen und Abdominaltyphus, andererseits den Flecktyphus zur allgemeinen
Anwendung in der Pathologie, doch werden Abdominal- und Flecktyphus erst
1810 durch Hildenbrand und namentlich 1836 durch Gerhard und Pennook
genauer unterschieden und gegeneinander abgegrenzt.
— Johann Heinrich von SchOle in Augsburg scheint zuerst die gestochenen
Kupferplatten zimi Drucken in der Eattundruckerei verwandt zu haben.
— John SniMton findet in seinen Untersuchungen über die Friktion beim Ein-
griff von Bad- und Getriebezähnen als beste Gestalt der Zähne für die
Kammräder die zykloidische, für die Stirnräder die epizykloidische.
— Robert Symmor begründet die dualistische Theorie der Elektrizität, in
welcher die auch heute noch vielfach benutzte Hilfsvorstellung von den
zwei elektrischen Fluiden zum Ausdruck gebracht ist.
— Josiah WMlgwoiHl gelingt es, unter Vervollkommnung der Astburyschen Ent-
deckung (s. 1720 A.) aus weißem Tone von Devonshire und gemahlenem
Feuerstein milchweißes Steinzeug imd Geschirr herzustellen, das er mit einer
glänzenden Glasur versieht und unter dem Namen „Queen -Ware" in den
Handel bringt.
— Josiah WMlgwoiHl erhält durch Brennen einer mit verschiedenen Metalloxy-
den gemischten Tonmasse Nachahmungen von farbigen Steinen (namentiich
Achat) und erfindet die sog. Jaspistöpferei, wdche auf der Herstellung einer
besonders zarten imd schönen weißen Masse beruht, die sich durch Zusatz
von Metalloxyden in der ganzen Substanz färben läßt. Durch Anbringung
von Beliefs in weißer Masse auf gefärbter Unterlage stellt er die nach
ihm benannte „Wedgwood-Ware** her.
— Johann Heinrich Zlector bestimmt die Spannkraft des Wasserdampfe, indem
er Dampf in einem abgeschlossenen Baum erzeugt und feststellt, welcher
Druck bei einer bestimmten Temperatur entsteht. Von gleichem Prinzip
gehen Watt (s. 1764 W.), B6tancourt (s. 1792 B.) und G. Schmidt bei ihren
Bestimmungen aus.
1760 Bobert Bakewoll bewirkt durch sein Züchtungsverfahren die Verbesserung
des Leicesterschafes und des „Longhom^-Bindes in so vollendeter Weise,
daß er eine ausgezeichnete Grundlage zu allen weitem Fortschritten legt.
— Johann Gottlob Immanuel BreHkofif in Leipzig unterzieht die Formen der
Fraktur- oder sog. „deutschen" Druckschrift (vgl. Iö22 Dürer), welche im
17. JäJirhundert alle Schönheit verloren hatte, einer durchgreifenden Ver-
besserung. Durch seine Bestrebungen, die im Anfang des 19. Jahrhunderts
durch die Schriftschneider Gebrüder Walbaum fortgesetzt werden, hat der
Frakturdruck seine heutige Form erhalten.
— Pieter Camper weist zuerst nach, daß die Linse des Auges, wie Leeuwen-
hoek vermutet hatte, aus Fasern besteht.
^ Pieter Camper stellt den Gesichtswinkel als Bassenmerkmal auf und macht
die ersten Versuche der Messung von Schädeln, über welche er in seiner
Schrift „Über die Verschiedenheit der Gesichtszüge des Menschen*' berichtet
— 204 —
1760
1760 Domenico Ootufno entdeckt beim Kochen des Haxns von WaaserBüchtigen
nnd Diabetikern eine gerinnbare Substanz, die sich aJs Eiweiß erweist.
Er entdeckt den „Aquaeductus Cottunnii" im Felsenteil des Schläfen-
beins und liefert zuerst den sicheren Nachweis, daß das Labyrinth Flüssig-
keit enthält, während bis dahin die aristotelische Ansicht galt, daß das-
selbe Luft enthalte.
— OMtaftf führt eine Losung von basisch essigsaurem Blei als äußerlich zu be-
nutzendes Mittel in den Arzneischatz ein. (Goulard'sches Wasser.)
— Wer der erste Erfinder der Kunsthefe ist, läßt sich nicht mit Sicherheit
feststellen. Die ersten Nachrichten darüber gibt Ferdinand Juttl in seinen
„ökonomischen Schriften über die wichtigsten Gegenstände der Stadt- und
Landwirtschaft'*.
— Robert Kay, Sohn von John Kay, ermöglicht durch die Doppel- oder
Wechsellade im Webstuhl das Einschießen verschiedenfarbiger Fäden.
— Knoop in Holland behandelt in seinem „Hortulanus mathematicus" die
Obetzncht und gibt eine ausführliche Beschreibung der europäischen
Obstsorten.
— Der Mathematiker Joseph Louis Lagrange in Turin gibt ein Verfahren zur Lösung
der Aufgaben der Variationsrechnung an, das im wesentlichen noch heute
benutzt wird. Eine weitere Förderung hat die Variationsrechnung ge-
funden durch Jacobi, Weierstraß, Schwarz und A. Mayer.
— Johann Heinrich Lamktrt zeigt, daß die durch einen Körper hindurch-
gehende Lichtmenge in geometrischer Beihe abnimmt, wenn die Dicke
des Körpers in arithmetischer Reihe wächst. Dieses nach Lambert be-
nannte Gresetz wird 1828 von J. F. W. Herschel und 1863 von Beer (s. d.)
bestätigt. (S. a. 1857 B.)
— Johann Heinrich Lamfetrt erfindet gleichzeitig mit Pierre Bougner das Photo -
meter (Schattenphotometer) und begründet die Lehre von der Messung
des Lichts (Photometrie).
— Martin Frobenius LfltomOitor gebraucht zuerst die Bezeichnung „Infusions-
tiere", die später in Infusorien abgekürzt wird.
— Anne Charles Lorry macht die ersten Untersuchungen über das Atmungs-
zentrum. (S. a. 1812 L.)
— Johann Tobias Maytr der Ältere gibt seine auf die Theorie der Mond-
bewegung (s. 1753 E.) gegründeten Mondtafeln heraus, aus welchen man
den Ort des Mondes am Himmel für jede gegebene Zeit ohne Schwierig-
keit herleiten kann. Diese Mondtafeln ermöglichen erst die Ausführung
der von Vespucci vorgeschlagenen Längenbestimmimg nach Monddistanzen.
(Vgl. 1499 V. und 1766 W.)
^ John MIcMI stellt eine Hypothese über die Fortpflanzung der unterirdischen
Bewegungen auf, wobei er annimmt, daß die Ursache dieser Bewegungen
in den im Erdinnem erzeugten Dämpfen zu suchen ist. Er hat eine rich-
tige Vorstellung von dem Wesen der geologischen Schichtung und weiß,
daß die Schichten in der Niederung meist wagerecht, im Gebirge dagegen
vielfach gebogen und gebrochen sind.
^ Johann Joosten MimehenbriMk erwähnt zuerst den Farbenkreisel, der auf
ähnlichem Prinzip wie die stereoskopischen Scheiben (s. 1832 P.) beruht.
— Der französische Chirurg Hugues Ravaton benutzt zuerst einen an vier
Ringen aufgehängten Stiefel aus Blech zur „schwebenden*' Lagerung ge-
brochener Beine, eine Erfindung, die gewöhnlich S auter zugeschrieben wird.
» John Smeaton erfindet das Zylindergebläse und führt zuerst ein solches mit
vier gußeisernen Zyündem für den Hochofen des schottischen Eisenwerkes
Carron aus.
— Lazzaro Spallamanl macht Forschungen über die Infusionstierchen, den
— 205 —
1760
KreiBlauf des Blutes und die Zeugungalehre und fuhrt üusbesondere den
Nachweis, daß die Befruchtung durch die Samenkörper stattfindet.
1760 Anton von Sttrk wendet zuerst den Schierling, den man bis dahin dnroh-
gehends als Gift betrachtet hatte, in der Medizin und zwar innerlich gegen
Rhachitis, Beinfraß und gegen Kachexie an.
— Clifton Wlntringham, Arzt in London, führt die von Borelli begründete
Jatromathematik in bahnbrechender Weise weiter.
1761 Jean Astnie bearbeitet die Hautkrankheiten und sucht schon fast ganz im
modernen Sinne den anatomischen Sitz der einzelnen Hautaffektionen fest-
zustellen. Er unterscheidet Epidermis, Schleimmembran, Cutis, Schweiß-
drüsen, Talgdrüsen, Haarbälge und Nervenpapillen.
— Joseph Leopold AuMibrugfir begründet in seinem Buche „Inventum novum
ex percussione thoracis humani ut signo abstruses intemi pectoris mor-
bos detegendi" in wissenschaftlicher Weise die Perkussion des Thorax, die
er systematisch zur Diagnose der Krankheiten der Brusthöhle benutzt
(S. a. 1685 L.)
*- Johann Ullrich Bildner liefert den Nachweis, daß sehr viele Gliederverlet-
zungen, die nach den bis dahin geltenden Grundsätzen dem Amputations-
messer verfallen waren, zur Heilung zu bringen sind und wird damit der
Vorl&ufer der konservativen Chirurgie.
— Der Wagner Blrnir in München konstruiert die erste Schubfeuerleiter, bei
der zwei gleich breite und gleich lange Leitern aufeinander liegen und durch
eiserne Hülsen verbunden sind. Die Verlängerung geschieht durch Aus-
ziehen der obem Leiter und Befestigung derselben in ihrer Lage durch
eine einfache Hakenkonstruktion.
— Henri Louis Duhamtl 4u Moneoau erwähnt zuerst, daß im Norden Frank-
reichs und in England Ölkuchen (besonders Raps-, Lein-, Hanf- und Rizi-
nuskuchen als Düngemittel Verwendung finden; doch wird diese Art der
Düngung erst um 1660 allgemeiner.
— Die MsHwlM Admlrallttt beginnt mit der Kupferbeplattung der Schiffe zum
Schutz gegen Bohrmuscheln.
— Der französische Orientalist Joseph dt QuIfMl weist in seiner „Histoiie
g^nörale des Mogols" auf die Möglichkeit hin, daß vielleicht schon im
5. Jahrhundert n. Chr. von China aus über Kamtschatka und die Aleuten Ver-
bindimgen mit Amerika stattgefunden haben können. Er sucht zu be-
weisen, daß die Chinesen Amerika unter dem Namen „Fusang" gekannt
hätten. Nach neueren Forschungen ist indes Fusang identisch mit
Sachalin.
— GottUeb Kttlrtutsr macht die ersten Untersuchungen über die Bastard-
befruchtung und über die Bestäubungseinrichtungen der Pflanzen.
— Der auch sonst um die Schiffshygiene verdiente Dr. James Und befürwortet
dringend die Wasserdestillation an Bord der Schiffe (s. a. 1717 G.) und
gibt die erste Idee zur Vereinigung des Kochapparates mit dem Destfl]»-
tionsapparat; er stellt zuerst die Behauptung auf, daß kein Zusatz von
Salzen nötig sei, um destilliertes Seewasser trinkbar zu machen.
— Andreas Sigismund Margfraf fördert durch seine „Chymischen Schriften" die
analytische Chemie in allen ihren Zweigen.
— Nevü MatkelyiM beobachtet zuerst beim Venusdurchgang am 6. Juni die Er-
scheinimg einer dunklen brücken artigen Verbindung zwischen Venus- und
Sonnen wand an der Stelle, wo die innere Berührung stattfindet, den sog*
„Schwarzen Tropfen".
— Giambattista Morgagni stellt die pathologische Anatomie des Ohres auf
eine feste wissenschaftliche Grundlage. Er beschreibt das Antrum mastoi-
deum, den Inhalt der Paukenhöhle der Neugeborenen und die Bedeutung
— 206 —
1768
der Tuben und verbreitet sich über die Beaehungen der Mittelohreiteningen
und GrehimabszeBse und über den Wert der Knoohenleitung.
GiambatÜBta Morgugnl handelt in seinem Buche ,,De sedibus et oauaifi mor-
borum per anatomen indagatis" in epochemachender WeiBe von den Frauen-
krankheiten und gibt Mittel zu deren Bekämpfung an.
Giambattista Moi|agiil beschreibt das nach ihm benannte Tasohenband im
Kehlkopf, erw&hnt dessen Appendix, die Drüsen im Ventrikel und präpariert
den später nach Wrisberg benannten keilförmigen Knorpel. Er untersucht
als erster den Kehlkopf pathologisch- anatomisch.
Carsten NMahr bereist im Auftrage der dänischen Regierung Arabien, Per-
sien, Palästina und Kleinasien und wird durch seine Schilderungen und
Karten, die Fülle von Beobachtungen und die Aufnahmen von Denk-
mälem der Bahnbrecher für das tiefere Eindringen in die Kunde des Orients.
Johann Gottskalk WaHtrfM stützt in seiner Schrift „Agriculturae funda-
menta chemica*' die Grundsätze des Ackerbaus auf die Vergleichung der
Bestandteile der Pflanzen mit den Bestandteilen des Bodens.
Charles BOBMt untersucht in seinen „Considörations sur les corps orgams^"
die Zeugungstheorien uskd nimmt eine Präformation der Keime an, welche
namentlich auch durch Albrecht von Haller und Spallanzani vertreten wird.
Auf Anregung des französischen Tierarztes Claude Bourgtlat wird zu Lyon
die erste europäische TierarzneiBchule gegründet. Bourgelat schreibt über
die Proportionen des Pferdekörpers imd erfindet das Hippometer zur Be-
stimmung derselben.
James Braitoy gibt einen mustergültigen Stemkatalog mit 3222 Stern-
örtem heraus.
John OHitoB gelingt der Nachweis, daß das Wasser durch einen äußeren
Druck eine Verminderung des Volums erfährt, daß es also kompressibel
ist. (S. a. 1661 A.) Im gleichen Jahre verbessert er das Beibzeug der
Elektrisiermaschine, indem er das dazu dienende geölte Seidenzeug mit
einer Mischung von Zinnamalgam und Kreide bestreicht und so die Wir-
kung erheblich erhöht. Dies Amalgam wird 1788 von Eaenmayer in
Wien noch verbessert und nach ihm benannt.
Fmdl in Northwich macht die erste Resektion des Kniegelenks, die dann
von Park (1781), Moreau (1792) und namentlich von William FergusBon( 1850)
wesenthohe Verbesserungen erfährt.
Der Geolog G. Christian FQchMl stellt eine scharf ausgeprägte Ter-
minologie der Greologie auf imd definiert zuerst die Begriffe „Schicht",
„Lager" und „Formation". Sein HinweiB, daß jede Schicht (sowie Forma-
tion) zugleich eine bestimmte Periode in der Entwicklimg der Erde be-
zeichne, ist in der Folge grundlegend geworden.
Charles U Roy widerlegt die durch das ganze Mittelalter verbreitete Lehre,
daß der Tau von oben herabkomme und deutet den später bestätigten
Gredanken an, daß bei der Kälte der Nacht die Luft den bei Tage ver-
schluckten Wasserdampf nicht bei sich zu behalten vermöge.
EUsabet Christina von Unn^ berichtet an die schwedische Akademie der
Wissenschaften über die von ihr gemachte Entdeckung des Leuchtens der
Blüte der Kapuzinerkresse, das sie zuerst im väterlichen Garten in Upsala
beobachtet hat.
Marcus Antonius Ptoncb stellt die erste, der heutigen sehr ähnliche Theorie
der ätiologischen Bedeutung der Mikroorganismen für die Entstehung der
Infektionskrankheiten auf und erklärt die Fäulnis durch die Entwicklung
und Vermehrung der Keime „wurmartiger" Wesen.
Anton von Stfrk wendet den Eisenhut (Aconitum) zuerst medizinisch gegen
Wechselfieber, Geschwülste iind gegen rheumatische Zustände an. Er führt
— 207 —
1762
das von den Alten bereits angewendete Bilsenkraut wieder ein, wie
auch zuerst den Stechapfeleztrakt und im Jahre 1763 auch das Ck>lohici]
autumnale medizinisch anwendet.
1762 Johann Karl Wllcke spricht das Prinzip des Elektrophors aus, dessen Wir
samkeit auf der Inüuenz (vgl. 1753 C.) beruht.
1763 Der vom Gouverneur von Sibirien, Tschitscherin, auf eine Entdeeknni
fahrt nach Norden ausgesandte Sergeant Anirtjfw erreicht die südwestlic
Fortsetzung des jetzt als Wrangeil -Land bezeichneten, aus zahlreich
kleineren und größeren Inseln bestehenden Landkomplexes.
— Joseph Black bestimmt zuerst die spezifische W&rme einer Anzahl t<
Körpern nach der Mischungsmethode. Ausgedehnte Versuche nach diee
Methode machen auch Wilcke (1764) und Crawford (1778).
— Joseph Black bestimmt zuerst die Verdampfungsw&rme (latente W&rme)
roher Weise, indem er ein kleines eisemes Gef&ß mit Wasser auf einen mö
liehst gleichm&ßig brennenden Ofen stellt und die Zeit beobachtet,
welcher das Wasser auf 100^ steigt, und die, in der es verdampft.
1763—67 Nachdem Pardies (s. 1673 P.), Newton (1687), Jean Bemoulli (1742) ui
Leonhard Euler (1747) die Probleme des Schiffswiderstandes zu lösen vc
sucht hatten, ohne jedoch befriedigende Resultate zu erzielen, macht Jet
Charles Bortfa ausgedehnte Experimente mit Schi£FsmodeQen, Prismen ui
Zylindern, die den Weg zur Aufstellung einer Widerstandsformel z^
sollen, jedoch ebensowenig als die Nachprüfung dieser Versuche dun
Th^venard, Bezout, Condorcet und Bossut (1775 — 76) zum Ziel führen.
1763 Richard Lovell Eigcworth, Mitglied des englischen Parlaments, lAßt ein«
optischen Telegraphen zwischen London und Newmarket zu seinem Priva
gebrauche herstellen, soweit bekannt die erste neuzeitliche Anwendung d
optischen Telegraphie. (Vgl. 400 Vegetius und 1793 Chappe.)
— Albrecht von Haller spricht in seinen „Elementa physiologiae" die Üb«
Zeugung aus, daß man aus den anatomischen Veränderungen, die man i
den Leichen Tobsüchtiger und Blödsinniger finde, manchen nütxlicb<
Schluß auf die Fimktionen der verschiedenen Himteile ziehen könne.
— Nachdem die Zichorie schon längere Zeit hinduroh am Harze als Kaffe
Surrogat verwendet worden war, lenkt der Major von Hiiiit die Aoftneri
samkeit weiterer Kreise auf dieses Präparat. Seitdem bürgert sich d
geröstete Zichorie als Zusatz zum Kaffee und als Ersatz desselben imnu
mehr, zunächst in Norddeutschland, ein.
— Hulot konstruiert einen Schraubstock, der sich um eine horizontale Adu
drehen und sich außerdem in der Vertikalebene neigen läßt, wodurch da
eingespannten Arbeitsstück die verschiedenste Lage gegeben werden kau]
— Johann Heinrich Lamkort gibt eine Theorie des Sprachrohrs und 8ch]i|
vor, das konische Sprachrohr durch ein anderes zu ersetzen, das aus ein«
EUipsoid und einem Paraboloid zusammengesetzt ist.
— Giambattista Morgagni behandelt zuerst in umfassender Weise die pata
logische Anatomie der Geisteskrankheiten und teilt sowohl Kranke^
geschichten als auch Leichenbefimde mit. I
— Der Kaufmann Johann Jacob Ott in Zürich macht die ersten konseque
Messungen der Bodentemperatur in verschiedenen Tiefen. (S. 1616
— Der Schichtmeister Johann J. Polsunow zu Bamaul in Sibirien erbaut
Dampf G^bläsemaschine zur Winderzeugung bei metallurgischen Operation
— Johann Gottskalk Wallorlus gibt eine umfassende Kritik der Kennzeic
der Mineralien, die dem mineralogischen Studium eine neue Richtung j
und die systematische Einteilung der Mineralien erieichtert.
— John Wilson aus Ainsworth verbessert die BaumwoUsamtfabrikation, in<]
er das die Samtstoffe charakterisierende Haar aus einem Polschusse bil|
— 208 —
1706
Um das Haar abzugleichen, bearbeitet er zuerst den Stoff aus freier
Hand mit dem Rasiermesser, führt aber dann das Absengen, erst mit
der Weingeistflamme, dann mit glühendem Eisen ein. In neuerer Zeit wird
statt dessen das Abscheren auf der Schermaschine angewendet.
Lfouis Claude CaM dt CUmlcoart entdeckt die rauchende arsenikaUsche
Flüssigkeit, flüssiger Pyrophor genannt, von der Bunsen bei seiner Arbeit
über das Kakodyl ausgeht.
Domenico Ootufno beschreibt zuerst die Neuralgie der Hüftnerven, Ischias,
die nach ihm „Malum Cotunnii" genannt wird.
Während man in der Buchdruckerei den „Kegel'' (d. i. die St&rke des
Typenkörpers in der Sichtung der Höhe des Buchstabenbildes) bis dahin
in willkürlichen Abstufungen wählte, stellt zuerst der französische Schrift-
gießer Foarnltr !• Jeuno bestimmte Regeln auf und gibt in seiner Schrift
„Manuel typographique" eine nach sog. typographischen Punkten ge-
staltete Einteilung der Typen. (Vgl. 1879 B.)
Die Brüder Grivinhant in Braunschweig erfinden das Braunschweiger Grün
(basisches Kupfercarbonat).
Erik Laxmann in St. Petersburg benutzt zuerst in rationeller Weise das
Glaubersalz als Flußmittel bei der Glasbereitung. Durch Baader (1803),
Scholz und Kim (1839) wird die Verwendung des Glaubersalzes weiter
gefördert, doch erst durch Pelouze's Bemühungen, der das Glaubersalz
völlig eisenfrei herstellt, wird dessen Verwendung auch für weißes Glas
ermöglicht.
Antoine Louis empfiehlt bei Blutungen nach Amputationen statt der
Toumiquets die Digitalkompression.
David MaebrMs erkennt die bei der Gärung auftretende Gasart als Kohlen-
säure. Die Quantität der entstehenden Kohlensäure wird zuerst 1766 von
Cavendish bestimmt.
Andreas Sigismund Marfcrtf führt den exakten Beweis für die viel be-
strittene Präexistenz des Alkalis in der Pflanze, der 1774 durch Wiegleb
noch vervollkommnet wird. Urban Hiäme hatte diese Präexistenz schon
1707 behauptet, während Helmont, Boyle, Lemery und Stahl sie ge-
leugnet hatten.
James Watt macht Versuche über die Abhängigkeit der Spannkraft des
Wasserdampfs von der Temperatur und über den Dampfverbrauch der
Newcomen'schen Maschine.
Im Gregensatz zu der 1604 erschienenen Karte Tirols von Warmund Ygl
und den Kartenbildem der Alpen von Matthias Seutter gibt Peter Anlch
in seinem „Atlas Tirolensis" die Berge und Gletscher in richtiger Weise
und in naturtreuer Darstelliing wieder.
Der englische Techniker Grafar erfindet die Kettenspulmaschine.
Lieonhard Eultr, der 1736 eine Theorie der Präzession gegeben hatte, gibt
in seinem Werke „Theoria motus corporum soüdorum seu rigidorum" eine
grundlegende Theorie der Hauptachsen der Drehimg im allgemeinen, sowie
die Darstellung der Bewegungen um beliebige Achsen in spezielleren Fallen.
Er entwickelt daselbst zuerst den Begrifi des Trägheitsmoments und gibt
ihm auch den Namen. („Momentum inertiae.")
Feiice Fontana publiziert eine wertvolle Arbeit über das Vipemgift und
beobachtet die nach ihm benannte Bänderung an den Nervenstämmen.
Albrecht von Haitor lehrt auf experimentellem Wege die große Schädlichkeit
faulender Substanzen kennen und führt die seit dem Altertum bekannten
xmd von Hippokrates, Celsus imd Boerhaave beschriebenen „Fibrae pesti-
ferae" (Septichaemie) auf Fäulmsstoffe der Luft zurück.
Francis Home beschreibt — unter dem von Patrik Blair 1713 geschaffenen
Darmstaedter. 14
— 209 —
1765
Namen Croup — die Diphtherie als eine Krankheit entzündlicher Art un^
weist auch wie Villa Real (s. 1611 V.) auf die charakteristiBohe Membrai^
bildung hin. So vorzüglich die Abhandlung ist, so trägt sie doch »
Verwechslungen zwischen Croup und Diphtherie bei, die erst durch Brd
tonneau*s Eingreifen (s. 1818 B.) beseitigt werden.
1765 La Salle erfindet das Papier, auf welches man die Muster für Weberei on^
Stickerei zeichnet (Patronenpapier) und bemüht sich, den Zugstubl füi
größere Dessins, namentlich auch für Möbelstoffe, zu verbessern.
— Otto von MandilMUiSMi entwickelt in seinem „Hausvater*' die Theorie
des Pfluges.
— Jakob Christian SchifiMr, evangelischer Prediger in Regensburg, erfind«
das Holzstoffpapier, das er aus feinen, mit Wasser zu Brei verriebene!
Sägespänen herstellt. Seine Erfindung verfällt der Vergessenheit. Docl
ist seine Priorität gegenüber Keller (s. 1843 E.) unbestritten, wie dies durd
seine Schrift „Sämtliche Papierversuche, sechs Bände, nebst 81 Musten^
Regensburg 1765'* klar .bewiesen wird. Schaff er hat auch zuerst ein un
verbrennliches Asbestpapier hergestellt, und die Verwendung des Papied
zu Kleider- und Wäschestoffen empfohlen.
— Lazzaro 8|MülMizaiil erfindet im Laufe seiner Untersuchungen über die voil
John Tuberville Needham (1745) behauptete Generatio spontanea (Ur
Zeugung) die Methode, zersetzungsfähige Flüssigkeiten dadurch vor de)
Zersetzung zu schützen, daß er sie kocht imd nur erhitzter Luft den Zn
tritt gestattet.
— James Watt trennt bei der Dampfmaschine den Kondensator mit der Luft
pumpe vom Zylinder, befreit dadurch den Zylinder von der schädlich»
Abkühlung durch das Einspritzwasser und gibt dem Zylinder einen schüt
zenden ManteL
1766 Der schwedische Chemiker Torbem Bwfiiuui setzt die Experimente von
Canton und Aepinus über Pyroelektrizität fort und erkennt das Umspringeo
der Pole beim Abkühlen des Turmalins.
1766—69 Louis Antoine dt Bougalnvllle macht die erste von Franzosen ausge^
führte Weltumsegelung, entdeckt die Korallenriffe an der Ostküste Austrai
Hens und die Louisiaden und findet einige der Salomoninseln wieder auf
1766 Henry Cavtnillsh entdeckt, daß das Wasserstoffgas eine eigentümliche Luft
art ist, welche entsteht, wenn man Eisen, Zinn oder Zink in verdünnte!
Schwefelsäure oder Salzsäure auflöst. (S. a. 1783 L.) Er unteiBucht di^
Kohlensäure noch eingehender als es Black (s. 1757 B.) getan hatte un^
konstatiert namentlich auch, daß sich bei der Weingärung Kohlensäur^
entwickelt, und daß dieses Gas identisch mit dem aus Marmor und Sali^
säure erhaltenen ist. (Vgl. a. 1764 M.)
— Henry Cavtndlsh macht eingehende Untersuchungen über die spezifischeq
Gewichte der bekannten Gasarten, wie der Kohlensäure und des Wasser^
Stoffs. In umfangreichem Maße werden solche Bestimmungen 1787 voü
Kirwan unternommen. (S. a. 1669 M.)
— Johann Gottlieb Qahn entdeckt, daß die Knochen größtenteils aus phoe^
phorsaurem Kalk bestehen. Diese Entdeckimg erst ermöglicht die Dar^
stellimg des Phosphors in größerem Maßstabe.
— Johann Heinrich Lambert wird durch seine (erst i. J. 1786 veröff^itlichie^
„Theorie der Parallellinien*' ein Vorläufer der nichteuküdischen Geometrie.
(S. 1826 L.) Er führt die hyperbolischen Funktionen ein und beweist die
Irrationalität der Zahl .t.
— Am6d6e Lullln beschreibt in seiner „Dissertatio physica de electricitate**
den nach ihm benannten Versuch der Durchbohrung eines Kartenblattea
durch den Entladungsschlag einer Franklin*schen Tafel, wobei der Funke
— 210 —
1767
von der Spitze, die mit der positiv elektrisohen Belegung verbunden ist,
über die Fläche der Karte fortgeht und dieselbe in der Nähe der nega-
tiven Spitze durohbohrt.
1766 Peter Simon Pallas bahnt zuerst eine mehr naturgemäße Einteilung der
Linn^'schen Tierklasse Vermes an, indem er die Nacktschnecken und
Sepien mit den Schaltieren, die Ringelwürmer mit Gordius und den £in-
geweidewürmem zusammenstellt und eine eigene Hauptabteilung „Centro-
nias" für die strahlig gebauten Tiere, wie Seeigel, Seesteme imd Aktinien
aufstellt. Es ist dies die erste Andeutung der später von Cuvier, Leuckart
n. a. aufgestellten Hauptkreise unter den wirbellosen Tieren.
1766 — 86 Ludwig PfyflMr verfertigt die erste auf geometrischen Grund-
sätzen beruhende, in Wachs ausgeführte Reliefkarte, und zwar der Zentral-
Schweiz. (Vgl. auch 1510 Dox.)
1766 John Purnell nimmt das erste Patent auf Herstellung von Draht durch
Walzen. Ungefähr gleichzeitig wird die Walzendrahtzieherei von Fleur,
Direktor der Münze in Besan9on, in Frankreich eingeführt.
— Der österreichische Stallmeister und Tierarzt J. von Sind gibt in seinem
Werke „Der im Felde und auf der Reise geschwind heilende Pferdearzt''
viele zweckmäßige, wenn auch — der Zeitrichtung entsprechend — noch
sehr umständliche Rezepte und ist als Autorität in bezug auf den Hufbe-
schlag zu bezeichnen.
— Der Wittenberger Professor Johann Daniel Titliit weist darauf hin, daß
der Abstand der Planeten von der Sonne annähernd durch die Formel
4-f- 3 • 2n ausgedrückt wird, wobei der Wert von n für Merkur = 0, für
Venus = Va» ^^ die Erde = 1, für Mars = 2 und so weiter für jeden ent-
fernteren Planeten das Doppelte des vorhergehenden beträgt. Die Reihe
läßt erkennen, daß für n==4 ein Planet (der Ort der tatsächlich später
entdeckten Planetoiden) fehlt. Auch hat sich die Formel bei der Auf-
findung des Uranus, dagegen nicht mehr bei dem Neptun bewährt. Die
Titius'sche Regel, erst durch Bode 1772 allgen^ein bekannt geworden, heißt
daher auch Titius-Bode'sche Reihe.
1766 — 68 Samuel Wallis führt auf seiner in Gemeinschaft mit Philipp Carlaivt
unternommenen Weltumsegelung die erste Längenbestimmung nach Mond-
abständen aus, die schon 1499 von Vespucci (s. d.) vorgeschlagen worden
war, aber erst praktisch ausgeführt werden konnte, nachdem die Mond-
taieln von J. T. Mayer (s. 1760 M.) erschienen waren. Im Verfolg dieser
Reise wird die Pitcaim-Insel entdeckt, die Carteret-Straße durchfahren
und die Lage der Salomons- und der Gesellschaftsinseln festgestellt.
1767 John B«rktnlNNit führt die Musierung der Spielkarten auf der Rückseite
ein; bis dahin war dieselbe stets weiß geblieben.
— Henry Cavtnilish entdeckt die LosHchkeit des kohlensauren Kalks in kohlen-
säurehaltigem Wasser.
— Joseph Louis Lagrang« wendet die Kettenbrüche auf die Lösung unbestimmter
Gleichungen xmd auf die näherungsweise Berechnimg der Wurzelwerte
höherer algebraischer Gleichungen an.
— Timothy Lana bildet die Leidener Flasche zu der nach ihm benannten
Maßflasche aus, indem er beide Belegungen mit Funkenkugeln verbindet,
die in einen beliebig bestimmten Abstand gebracht werden können. Sobald
die Maßflasche mit einer bestimmten Elektrizitätsmenge geladen ist, findet
Selbstentladung statt, so daß man durch die Zahl dieser Selbstentladungen
ein Maß der entwickelten Elektrizitätsmenge gewinnt.
— RayMMs, Mitbesitzer der Coalbrookdale-Eisenwerke, baut die erste eiserne
Spurbahn. Die gußeisernen Schienen, 1,5 m lang, 11 cm breit und
14*
— 211 —
1767
beiderseits in LJ-Form aufgekrempt, werden auf hölzernen Längs-
schwellen verlegt. (Vgl. 1776 C.)
1767 James Watt konstruiert die doppeltwirkende Dampfmaschine, indem er
beide Kolbenhübe als Arbeitshübe benutzt und erreicht dadurch, wenigstens
bei geringen Umdrehzahlen, eine größere Gleichförmigkeit des Ganges der
Maschine als bisher.
1768 William Alexander untersucht die Wirkimg der verschiedenen antiseptischen
Mittel, wie Chinarinde, Salpeter, Sublimat, Ealomel, Campher, Ealkwasser
auf Infusorien und erwähnt, daß es außer diesen Stoffen noch viele gibt,
womit man diese Tierchen töten könne. Er geht jedoch nicht dazu über,
seine Untersuchimgen in der Praxis der Wundbehandlung zu verwerten.
— Antoine Bauini konstruiert ein Skalenaraeometer, welches späterhin in
der chemischen Technik so große Verwendung findet, daß die Bezeich-
nung der Eonzentration der Flüssigkeiten nach Baum6graden eine ganz
allgemeine wird.
— Der italienische Physiker Giacomo Battista Beecarla weist bei Gelegenheit
einer in Piemont ausgeführten Gradmessung den Einfluß der Alpen auf
die Pendelabweichungen nach.
1768 — 73 Der Schotte James Bruce unternimmt die erste wissenschaftliche Afrika-
reise, hält sich drei Jahre in Abessinien auf und entdeckt 1770 den Ur-
sprung des blauen Nils aus dem Tanasee wieder, nachdem bereits Ptole-
maeus den Ursprung des Blauen und Weißen Nils angegeben hatte, diese
Eimde jedoch in Vergessenheit geraten war. (Vgl. seine Schrift „Travels
to discover the Sources of the Nile".)
1768 Nachdem schon Marggraf 1750 ein Leuchten des mit brennbaren Sub-
stanzen kalzinierten Gipses hatte wahrnehmen wollen, bereitet John
Canton durch Glühen von Austemschalen mit Schwefel den nach ihm be-
nannten Canton'schen Phosphor (Schwefeicaicium).
— Michel Ferdinand Duo de Chaulnei wendet zuerst das Mikroskop zur Be-
stimmung von Brechimgsindices an.
1768 — 71 James Oeok umfährt auf seiner ersten Reise Neuseeland, entdeckt die
Cookstraße und die Ostküste Australiens und findet die Torresstrafie
wieder auf. Außerdem schafft er Elarheit über die Inselwelt der Südsee.
Unter anderem entdeckt er die Botanybai, die er nach der reichen
. botanischen Ausbeute seiner Begleiter Banks und Solander benennt.
1768 Leonhard Euler führt in die Undulationstheorie die Periodizität der Schwin-
gungen ein (Begriff der Wellenlänge).
— Johann Heinrich Haeen findet, daß Natron weniger Affinität zu Säuren
hat, als das Alkali der Pottasche, imd zeigt, daß bei der Zersetzung von
Glaubersalzlösung mit Pottasche zuerst schwefelsaures Eali und dann Soda
auskrystallisiert. Die Methode, die für die Sodadarstellung bestimmt
war, ergab indes dafür keinen praktischen Nutzen.
— Der englische Weber James Hargreavei erfindet die Mule- Jenny -Spinn-
maschine.
— IKrlssant und Maequer teilen der Pariser Akademie der Wissenschaften mit, da0
es ihnen gelungen sei, den Eautschuk in DippelÖl, Terpentinöl und reinem
Äther aufzulösen. Sie machen den Vorschlag, denselben zur Herstellung
medizinischer Sonden und kleiner Bohren, wie solche in Laboratorien ge-
braucht werden, zu verwenden, welche Idee von Grossart in die Praxi»
übersetzt wird.
1768 — 73 Peter Simon Pallas erkennt während seiner auf Befehl der Kaiserin
Eatharina gemachten wissenschaftlichen Heise durch Sibirien die allge-
meine Übereinstimmung der Tier- und Pflanzenwelt des nördlichen und
gemäßigten Asiens bis zum Baikalsee mit der europäischen und ist damit
— 212 —
1769
der Begründer des Begriffs eines paläarktischen Reiches für Tier-
und Pflanzengeographie» wenn er auch diesen Ausdruck noch nicht
gebraucht.
768 Peter Simon Pallas konstatiert während seiner Reise (s. vorstehend) die
auffallende Häufigkeit der Überreste vom Mammut, Rhinozeros und Bison
in der sibirischen Ebene, wobei er u. a. eine noch mit Haut und Haaren
erhaltene, am Wilniflusse gefundene Rhinozerosleiohe beschreibt. Pallas
bezeichnet den Granit als den Kern aller Hauptgebirge.
— Powsn in Coventry faßt zuerst den Gedanken, Leder seiner Dicke nach
derart zu spalten, daß die Narbenseite von der Fleischseite getrennt wird
und zwei Blätter entstehen, deren jedes für sich zu geeigneten Zwecken
verwendet wird
— Jean Ren^ Slfaylt macht zuerst den Vorschlag, bei Beckenenge die Sym-
physeotomie vorzunehmen und führt 1777 die erste derartige Operation
an einer Kreißenden mit relativ günstigem Erfolge aus.
— Johann Daniel TItliit empfiehlt zur Bepflanzung der Dünen das Sandrohr
(Arundo arenaria), und äußert hinsichtlich des Dünenbaus in einer durch
die naturforschende Cresellschaft in Danzig veranlaßten Preisschrift eine
Reihe von Gedanken, die später von Björn (s. 1796B.) weiter ausgebaut und
nutzbar gemacht werden.
— Johann Gottskalk Waitorlut beschreibt verschiedene für die Mineralchemie
wichtige Tatsachen: Destillation des Quecksilbers aus dem Zinnober,
Knoblauchgeruch der Arsenverbindimgen beim Erhitzen auf Kohle, Blau-
färbung des Boraxglases durch Kobalt.
— Charles White erkennt den großen therapeutischen Wert der Gelenkresektion
und gibt bestimmte Regeln für deren Ausführung. Er schreibt eine wert-
volle Arbeit über die Luxation des Schultergelenks und macht am 14. April
die erste Resektion des Schultergelenks.
— Johann Karl Wllcke gibt die erste Isoklinenkarte der ganzen Erde heraus.
(VgL 1701 W.)
— Kaspar Friedrich Wolff zeigt in seiner grundlegenden Untersuchung über
die Bildung des Darmkanals des Hühnchens, die in der Schrift „Über
die Bildung des Darmkanals der Tiere*' niedergelegt ist, daß der Darm-
kanal im Ei anfänglich als ein blattförmiges Gebilde (Keimblatt) angelegt
ist, daß dieses sich darauf zu einer Halbrinne einkrümmt und endlich
zu einem Rohr umgestaltet wird. Er vermutet, daß in ähnlicher Weise
die übrigen Organsysteme entstehen.
— Kaspar Friedrich WoW tritt dem Dogma der Evolutionstheorie (s. 1669 S.
und 1762 B.) entgegen und stellt den Grundsatz auf, daß, was man nicht
mit seinen Sinnen wahrnehmen könne, auch nicht im Keim präformiert
vorhanden sei. Er wird hierdurch der Begründer der Lehre von der
Epigenesis.
769 Richard Arkwrlfht baut in Nottingham die erste praktische, mit Wasser-
kraft betriebene Spinnmaschine (Waterspinnmaschine).
— Nachdem schon 1690 Elie Richard einen Straßenwagen gebaut hatte, der
von einer hinten sitzenden Person vermittels eines Zahnradgetriebes mit
den Füßen in Bewegung gesetzt wurde, baut der französische Offizier
Joseph Ciignot einen dreirädrigen Dampfwagen, bei dem er die Richard'sche
Übertragung durch Zahnräder und den Vierwegehahn (1720) verwendet,
und der zum Transport von Kanonen benutzt wird.
— John ElUs gibt in einem Briefe an Linn6 die erste Nachricht über eine
fleischfressende (insektenfressende) Pflanze, die Dionaea (Venusfliegenfalle),
die in ihren bei Berührungen lebhaft zusammenklappenden, gewimperten
— 213 —
1769
und borstigen Blättern Insekten fängt und aussaugt. Ein ähnliches Ver-
halten beobachtet 1782 Roth an der Drosera. (S. a. 1875 D.)
1769 Hobert Frost und HoliiMS geUngt es, auf einem abgeänderten Handkulier-
stuhl eine Art Tüll mit sechseckigen Maschen zu erzeugen, der sich unter
dem Namen „Point net" gut einführt und vielfach zum Aufsticken von
Blumen verwendet wird.
— Jean Baptiste LoprinM erfindet die Aquatinta-Technik, eine Abart des
Kupferstichs, bei der, wie bei der Schabekunst, die Grundlage Schatten
ist, aus dem das Licht mittels Ätzen herausgearbeitet wird.
— David Mackrhle führt die Schnellgerberei mittels Lohbrühe ein und benutzt
zuerst verdünnte SchwefeLsäure zum Schwellen der Häute.
— Als erstes Beispiel der Anwendung der Luftheizimg in der neueren Zeit
gilt die Einrichtung der Heizung im Arbeitszimmer Friedrichs des Großen
im Neuen Palais zu Potsdam, ausgeführt durch den Schloßbaumeister
Mangar. Die Heizkammer befand sich im Keller; die auf 50® erwärmte
Luft stieg von selbst in Heizkanälen in die oberen Räume.
— Der Pfarrer Maywr zu KupferzeU macht nachdrücklich auf die den Kömem
bereits bekannte Wirkung des Gipses als Düngungsmaterial aufmerksam,
die dann B. Franklin seinen Landsleuten praktisch vor Augen führt.
— PlayMr erhält am 24. Mai ein Patent, feineres Formeisen durch Walzen
herzustellen, und am 17. Dezember ein weiteres Patent, um die Stücke
spitz zulaufend zu machen imd um Schaufeln zu walzen.
— Der Chemiker Karl Wilhelm Scheele erhält durch Zerlegung von weinstein-
saurem Kalk mit Schwefelsäure die Weinsteinsäure, die jedoch erst 1770
von Betzius krystallinisch erhalten wird. Er zeigt hierdurch und durch
seine ferneren Arbeiten, daß man die Pflanzenbestandteile systematisch in
Form chemischer Individuen darstellen könne und wird so der Begründer
der modernen Pflanzenchemie.
— Jacques de Vaucttison verbessert die Maschinen zum Moirieren (Wäfisem)
der Stoffe. Das Moirieren war zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Eng-
land aufgekommen xmd in der Weise ausgeübt worden, daß der gummierte
Stoff zwischen heißen Walzen so gepreßt wurde, daß ein wellenartiges
Muster entstand.
— James Watt erhält ein Patent auf ein Verfahren, den Dampf verbrauch
bei Feuermaschinen zu vermindern imd baut eine dementsprechende
Maschine.
— James Watt spricht zuerst von den Vorteilen, die mit der Expansion des
Dampfes verbimden sind. Er benutzt die Expansion (1776) bei einer
Versuchsmaschine in Soho.
— Samuel Wlie nimmt ein englisches Patent auf den ersten mechanischen
Kulierstuhl, welcher der Ausgangspunkt einer Reihe von Erfindungen anf
dem Gebiete des mechanischen Wirkstuhlbaus wird. (S. a. 1589 Lee.)
1770 Charles imd Bobert Colllng setzen die Tätigkeit Bakewells (s. 1760 B.) anf
dem Gebiete der Viehzucht weiter fort und veredeln das einheimische,
englische Kind derart, daß es als „improved Shorthom" zur Vollblutrasse
wird und als solche einzig dasteht.
— Der französische Astronom Joseph Jerome Delalande bestimmt die Sonnen-
parallaxe zu 8,6--8,6 Sekunden und findet, daß die Kraft, mit welcher
ein Körper in der Nähe der Sonnenoberfläche angezogen wird, 29 mal die
auf der Oberfläche der Erde wirksame Anziehungskraft übertrifft.
— Dumoutfer erfindet ein pneumatisches Feuerzeug, das aus einem an einem
Ende verschlossenen Hohlzylinder besteht, in dem sich ein luftdicht schließen-
der Kolben durch einen Stab niederstoßen läßt. Geschieht dies sehr
schnell, so wird durch die bei der Kompression erzeugte Wärme ein am
— 214 —
1770
Kolben befestigtes Stück Feuerschwamm entzündet. Dies pneumatische
Feuerzeug wird von MoUet (s. 1803 M.) in verbesserter Form als Tachy-
pyiion vorgeführt. Das pneumatische Feuerzeug wird von Portugiesen
naeh Hinterindien gebracht, wo es sich bis auf den heutigen Tag in G-e-
brauch erhalten hat.
Der Abb6 Charles Michel d» PEpit erzielt mit Hilfe einer methodisch ent-
'wickelten Greb&rdensprache und des Fingeralphabets große Erfolge im
Unterricht der Taubstummen.
Pascal Joseph Ftrro verordnet zuerst kalte Bäder bei Fieber.
Der Mediziner Htwioii entdeckt die weißen Blutkörperchen (Leukocyten)
und liefert wichtige Beobachtungen zur Lehre von der Gerinnung des Blutes.
Antoine Laurent ünroMar kommt bei Untersuchung der vermeintlichen
Umwandlung von Wasser in Erde» wie dies noch van Helmont und Boyle
angenommen hatten, zu dem Ergebnis, daß das Gewicht des verschlosse-
nen Glasgefäßes nebst dem lange im Kochen erhaltenen Wasser unver-
ändert geblieben war, daß aber die entstandene Erde ebensoviel wog, als
das Grefäß an Gewicht abgenommen hatte, und zieht den Schluß, daß die
Erde aus dem Glase und nicht aus dem Wasser stamme. Dies führt ihn
zur Aufstellung des Satzes, daß bei chemischen Vorgängen nichts neu
entsteht und nichts vergeht, sondern daß die Summe der in den Prozeß
antretenden Materien eine konstante Größe ist. (Gesetz der Erhaltung
des Stoffes.)
Der amerikanische Arzt Macari entdeckt die anthelmintische Wirkung der
Rinde des Wurmrindenbaums und teilt dieselbe dem surinam'schen Arzte
van Struijrvesant mit, durch den die Rinde nach Europa gelangt.
Johann Tobias Maytr der Jüngere erkennt klar die Mängel des Spiegel-
sextanten, namentlich die geringe Helligkeit der Bilder, die Beschränkimg
in der Größe der zu messenden Winkel und die Unmöglichkeit, den Ein-
fluß der Exzentrizität der Alhidade auf die Winkelmessimg zu beseitigen,
und gelangt dadurch zur Erfindung des Spiegelkreises, der von Borda
noch verbessert und 1833 von Steinheil in einen mit großen Vorzügen
ausgestatteten Prismenkreis umgewandelt wird.
Der französische Ingenieur Jean Rodolphe PimniMl entwickelt eine epoche-
machende Tätigkeit im Bau von steinernen Brücken. Als sein Meister-
werk gilt die Seinebrücke von Neuilly, die fünf Öffnungen mit je 39 m
Spannweite hat.
Joseph Prfwttoy empfiehlt zuerst den Kautschuk, um Bleistiftstriche aus-
zuwischen. In Frankreich werden schon im Jahre 177ö in den Papier-
handlungen kleine Kautschukwürfel unter dem Namen „Peaux de n^es"
verkauft.
Der erste bewegliche Herd, der Lang-Stoß-Herd, findet im 8MialMlMii Btrf-
bM zum Verwaschen der Erzschlamme Anwendung.
Nachdem Schwankhardt schon 1670 die ätzenden Eigenschaften des aus
Flußspat mit Schwefelsäure entstehenden Gases zum Ätzen des Glases
benutzt hatte, untersucht Karl Wilhelm MiMlt eingehend die dabei ent-
stehende Flußsäure, die er indes erst 1781 in reinem Zustande erhält.
Johann Andreas Stelii verbessert die Hammermechanik des Pianofortes
(8. 171 IC.) in der Weiae, daß er den Hammer mittels eines Stieles auf dem
hinteren Teil der Taste selbst befestigt, so daß beim Niederdrücken der
Taste ein am hinteren Ende des Hammerstieles angebrachter Schnabel
gegen den sogenannten Auslöser stößt und dadurch den Hammer in die
Höhe schnellt.
Max Mli begründet die Lehre von der biliösen Pneumonie und übt in
großem Umfang die Perkussion. (S. 1761 A.)
— 215 —
1770
1770 Charles Taylar und Thomas Wilkar nehmen ein Patent anf ^ne Waken
druckmaschine für die Eattiindmckerei, das indes keine praktisch^
Folge hat.
— Simon Andr^ Tlltot lehrt zuerst, daß bei der Epilepsie der Erampfanfd
nur eine Teilerscheinung einer meist unheilbaren, langwierigen Krankheii
ist, welche, wie die Beobachtung lehrt, auch anders geartete, insbesondere
geistige Störungen mit sich bringt.
— James Watt fuhrt die Pferdestarke PS = 75 Meterkilogramm als Maß fü]
die Einheit der Arbeitskraft ein.
— Arthur Young begründet die wissenschaftliche Richtung in der Landwirt
Schaft imd macht dieselbe auch bei den höheren Bevölkerungsschichtei
populär.
1771 Richard Arkwrifht erfindet die Walzen- Krempelmaschine, bei welcher dei
Hauptteil ein Walzenapparat ist, dessen Bestimmung es ist, die Baumwoll
bänder in ihrem Laufe zur Spule und zur Spindel zu strecken.
— Joseph Ashton erhält ein Patent für die Herstellung gegossener eiseniel
Nägel, deren Fabrikation um 1785 in England in großem Maßstabe b«
trieben wird,
— Torbem Bergman gebraucht Glaskolben für verknistemde Substanzen;
Er gibt die wichtigen Reaktionen in der Boraxperle an und kennt da«
Ausfällen von Kupfer aus dem Schmelzfluß durch einen Eisendraht. Ej
beschreibt femer die Reaktion von Eisensalzen mit gelbem BluÜaugeDl
salz (phlogistiertem Laugensalz).
— Andreas BAhm schlägt als Längenmaßeinheit den Fallraum eines Körpei^
in der ersten Sekunde vor.
— Der französische Ingenieur Du Carla bildet die von Cruquius (s. 1728 C.|
zuerst verwirklichte Darstellung des Bodenrelie£9 durch Niveaulinien weit«!
aus und zeichnet die erste Isohypsenkarte (einer imaginären Insel), di|
1777 publiziert wird.
— Der praktische Arzt Hieronymus David Qaub in Leiden empfiehlt Radü
Calumbae bei Verdauungsstörungen u. dgl.
— Samuel Haarne erforscht den Kupferminenfluß in Nordamerika und folg:
seinem Lauf, bis er ihn in der Feme in ein geschlossenes Eismeer (dei
Coronation-Golf) münden sieht.
— John Huntar stellt als unumgängliche Bedingung zur erfolgreichen Füllung
imd Erhaltung der Zähne zum erstenmal die gänzliche Entfernung de|
Pulpa- Restes fest. Er versucht mit Erfolg das Regulieren schiefstehendej
Zähne und ist auch wissenschaftlich in der Zahnheilkunde hervorrageD<{
tätig.
— Johann Philipp KlrnNrgtr erfindet die nach ihm benannte ungleichschwej
bende Temperatur der chromatischen Tonleiter, die es ermöglicht, eis^
vollkommene Reinheit der Tonintervalle zu erzielen.
— Johann Heinrich Lambert weist zuerst auf den großen Nutzen korrespon
dierender meteorologischer Beobachtungen hin.
— Charles Massier entdeckt einen Nebel im nördlichen Jagdhund, der je
doch erst durch Ro8se*s Teleskop als Spiralnebel erkannt wird, das den
selben als eine leuchtende Spirale, oder als ein schneckenartig gewundeoe«
Tau zeigt, dessen Windungen uneben erscheinen und sowohl im Zentrum
als ausw&rts in dichte, kömige, kugelrunde Knoten auslaufen. Er ver-
öffentlicht einen Katalog der Nebelflecke imd Sternhaufen mit 103 Ob
jekten, von denen er 61 selbst entdeckt hat.
— Joseph Priestley und Karl Wilhelm Sctieele entdecken gleichzeitig, atM^i
unabhängig voneinander den Sauerstoff, der entere durch Erhitzen vod
Salpeter in einem Flintenlauf, der letztere aus kohlensaurem QueckBilbfr^
— 216 —
1772
oxyd. Die nähere EenntniB des Gases erlangen aber beide Forscher
erst 1774, als sie es aus rotem Quecksilberoxyd in ganz reinem Zustande
dargesteUt haben.
1771 Joseph Pritittoy entdeckt, daß die fixe Luft, welche sich beim Atmen ,#
bildet und die atmosphärische Luft zur Unterhaltung des Lebensprozesses
untauglich macht, durch die Pflanzen in solche verwandelt wird, welche
wieder zum Atmen tauglich ist. Die eingehende Deutung des Vorgangs
gibt erst Ingenhouss. (S. 1779 I.)
— Louis VHft vermindert die durch die bisherige empirische Behandlimg der
Tierkrankheiten ins Ungemessene gehende Anzahl der Arzneimittel,
empfiehlt die Anwendung von einfachen Stoffen imd wird dadurch der
Begründer der wissenschaftlichen tierärzthchen Arzneimittellehre. (S. seine
Schrift „M^decine v^terinaire".
— Christian Ehrenfried Wtigil erfindet den später fälschlich nach Liebig be-
nannten, zur Destillation viel benutzten Kühler, den er erst aus Blech,
1773 aber bereits aus Glas herstellt.
— Peter Woulte stellt Pikrinsäure aus Indigo her imd bewirkt damit die erste
DarsteUimg eines künstlichen Farbstoffs. Welter erhält die Pikrinsäure
1799 aus Seide mit Salpetersäure und bemerkt, daß das Kalisalz in
der Hitze verpufft. Den Namen „Pikrinsäure'* gibt dem Produkte
Dumas 1836.
1772 AMtoH— und Sltwart in Northumberland bauen eine Preschmaschine mit
einer größeren und mehreren kleineren gerippten Trommeln, zwischen denen
die Kömer ausgerieben werden.
— Nachdem P. Leroy in Paris für das Chronometer (s. 1736 H.) eine bessere
Kompensation eingeführt hatte, die dasselbe unabhängiger von der Tempe-
ratur machte, geUngt es ArnoM und K«Mlal« Chronometer herzustellen,
welche die Länge auf 0,2® genau angeben.
— Johann DscfcmaaB in Göttingen begründet die Technologie als Wissen-
schaft und gibt derselben ihren Namen.
— Charles BoiSHt fördert durch seine Untersuchungen und durch sein Buch
„Trait^ elementaire d'hydrodynamique'* die Hydrodynamik.
1772 — 1775 James Cook umfährt auf seiner zweiten Reise auf der „Resolution*'
den ganzen Erdball zwischen 66® und 60® südlicher Breite, überschreitet
dreimal den Polarkreis und dringt unter 106® 64' westlicher Länge bis
71® 10' nach Süden vor. Er findet überall, abgesehen von kleineren
Inseln, wie den von ihm entdeckten Cookinseln, freien Ozean und zerstört
die Vorstellung von dem großen Südland (vgl. 1772 K.) gänzlich. Seine
Begleiter sind Johann Reinhold Forster und dessen Sohn Georg, in deren
Rdsebeschreibimg Australien zuerst als fünfter Kontinent auftritt, dessen
große Ähnlichkeit mit den Umrissen von Südamerika und Afrika Johann
Reinhold Forster speziell hervorhebt.
1772—76 James CMk, Johann Reinhold Forstor und Georg Forstor sammeln zuerst
planmäßig Geräte, Waffen, Kleidungsstücke usw. fremder Völker, legen
dadurch deren Eigentümlichkeiten fest imd begründen so die beschrei-
bende Ethnographie.
1772 Der Botaniker Gortf entdeckt die Zirkulation, d. i. die kontinuierliche Be-
wegung der von Purkinje 1840 Protoplasma genannten zähflüssigen Sub-
stanz in der Zelle der Chara. (S. a. 1846 M.) Seine Beobachtimgen werden
von Meyen 1827 an Valhsneria und von R. Brown an Tradescantia ergänzt.
— Jean Andr6 Doluc scheint die Anomalie in der Ausdehnung des Wassers
(d. h. die größte Dichte nicht unmittelbar am Ge&ierpimkt, sondern bei
4^ Wärme) zuerst erkannt zu haben.
— Jean Andr6 Doluc betont die Notwendigkeit, in der barometrischen Höhen-
— 217 —
1772
messungsformel (s. 1686 H.) der Temperatarvereohiedenheit innerhalb dei
die beiden Stationen trennenden Luftsäule gerecht zu werden. Er machl
eingehende Versuche über die Abhängigkeit des Siedepunktes vom Luft
druck und legt dadurch den Keim zur thermometrisohen HöhenmesBun^
1772 Leonhard Eutor sucht für die Folge der artikulierten Töne, weiche ei]
Echo wiedergibt, ein Gesetz auszumitteln, in dem er die Schwingungei
einer in eine Rohre von beliebiger Grestalt eingeschlossenen Luftsäule
mathematlBch untersucht.
— Reinhold Förster macht die ersten ernstlichen Versuche, die Tiefen det
Ozeans zu messen, wenn auch mit unzulänglichen Mitteln; ebensowenig
Erfolg wie er hat das Jahr darauf Kapitän C. J. Phipps in der Näh<
von Spitzbergen.
— Benjamin Franklin lehrt durch Thermometerbeobachtungen die Ufer dei
Gol&troms bestimmen imd veröffentlicht 1785 die erste genauere Kart^
desselben. (S. 1519.)
— Der Schriftgießer Wilhelm Haas in Basel konstruiert eine fast ausschließlich
aus Eisen bestehende Buchdruckpresse, die einem Prägewerk nachgebildet
ist, und bei der sich der den Druck vermittelnde Bengel oberhalb de«
gußeisernen Preßgestells befindet.
— William HabMidtn gibt zuerst ein genaueres Erankheitsbild der 1768 von
Rougnon beobachteten Brustbräune (Angina pectoris).
— Ives Joseph dt Kerfueton-Tremaric entdeckt im südlichen Indischen Oxeao
die später nach ihm benannte Kerguelen-Insel und erklärt, das große 8üd^
land gefunden zu haben, das er „La France Australe^' nennt. (Vgl^
1772 C.)
— Der französische Tierarzt Philippe Etienne Lafossai Sohn von £. G. LafoaM
(s. 1749L.), zeichnet sich durch sein Wirken auf dem Gebiete der Pferde^
heilkunde aus und gibt in seinem „Cours d'Hippiatrique" eine vortreftlioh«
Beschreibung der Krankheiten des Pferdes. Er erörtert u. a. die Durchs
schneidung der Fascien und die Behandlung der Homwarzen der Pferde.
— Johann Heinrich Lambert stellt in seinen „Beyträgen zum G^rauch det
Mathematik und deren Anwendung'' die ersten allgemeinen Untere
suchungen über Eartenprojektionen an und stellt gewisse Normen anfj
denen die Abbildungen entsprechen müssen, wie insbesondere bezü|^ch de^
Winkelsumme oder Konformität und der Flächensumme oder Äquivalenz.
— Antoine Laurent LawoMar weist nach, daß bei der Verkalkung von Metallex^
ebenso, wie bei der Verbrennung von Phosphor und Schwefel, eine G^
Wichtszunahme stattfindet, die von der Absorption einer großen Men^rq
Luft herrührt, und daß bei der Reduktion von Metallkalken sich andrer-
seits Luft in großer Menge entwickelt.
— John Laet ermöglicht den ununterbrochenen Betrieb der Kratzmaschine
(s. 1741 P.), indem er das endlose Speisetuch zur Zuführung der Baum-
wolle hinzufügt. Der mechanisch bewegte Kamm zum Abnehmen der
Baumwolle nebst Trichter wird von Arkwright angegeben.
— Der Schotte Andrew Malkia in Tyrringham versieht die ganze Flügelfläche
der Windräder mit rektangulären, jalousieartigen Klappen, die durch
den Wind geöffnet und durch Federkraft geschlossen werden. Cubitt ver-
bessert diese Anordnung noch, indem er die Federn durch Zahnstange
und Getriebe ersetzt.
— Joseph Priaitifly stellt das Stickoxyd durch Erhitzen von Kupfer mit Sal j
petersäure her und schlägt es unter dem Namen „Salpetergas'* zur Eudio-
metrie vor. Seine Zusammensetzung wird jedoch erst ans Cavendnh's
Entdeckung der Elementarkonstitution der Salpetersäure (s. 1784C.) erkannt.
— J. B. L. Ronit dt ritit beschäftigt sich mit dem KrystallisationsvoigaDg.
— 218 —
1773
Er erkennt das Vorkommen pseudomorpher Krystalle, die sich über andern
gebildet imd deren Form angenommen haben. Er macht Veisuche über
das KrTstailwasser der Salze.
1772. Valentin Roae der Ältere erfindet die nach ihm „Bose's Metall'* genannte
leichtflüssige, bei 93,75^ C schmelzende, aus 2 Teilen Wismut, 1 Teil Blei,
1 Teil Zinn bestehende Metalllegierung.
— Daniel Rnttisrfort entdeckt den Stickstoff.
— John Simaton bestimmt zuerst die Verdampfungskraft der Steinkohle und
findet, daß 1 kg Kohle 7,88 kg Wasser von 100 <> C verdampft.
— James Watt erfindet den Indikator, einen selbsttätigen Registrierapparat
zur Darstellung der vom Wasserdampf bei Dampfmaschinen geleisteten
Arbeit. Es ist dies die erste verbürgte Anwendung des Registrierapparats
in der Mechanik. (S. a. 1805 E.)
— Johann Karl Wikk« bestimmt zuerst die Schmelzwärme des Wassers, in-
dem er Wasser und Schnee miteinander mischt, und kommt zu dem
Resultat, daß, um 1 kg Schnee in^Wasser von 0^ zu verwandeln, 72 Wärme-
einheiten nötig sind. Lavoisier und Laplace finden nach der gleichen
Methode die Zahl von 75 Einheiten. (Vgl. a. 1755 D.)
— Thomas Wood bringt an der Watermaschine Arkwright*s (s. 1769 A.) eine
Tretvorriohtung an, um den Faden längs der Spule auf und nieder zu
fähren, wodurch das bisher nötige Stillstehenlassen der Maschine während
des Weiterhängens vermieden wird. Andere um die gleiche Zeit gemachte
Verbesserungen betreffen die bessere Lagerung der Spindeln, um dem
Schleudern derselben vorzubeugen und die Abnutzung zu vermindern,
spätere Verbesserungen den Ersatz der die Spindeln treibenden endlosen
Schnüre durch Friktionsscheiben. (S. 1846 D.)
1773 Peter Christian AMMgaanl zeichnet sich durch sein Wirken in der Veterinär-
kunde aus und begründet die später zur großen Blüte heranwachsende
Königliche Veterinär- und landwirtschaftliche Hochschule zu Kopenhagen.
Seine Hauptverdienste liegen auf dem Gebiete der Tierpathologie.
— Charles Augustin Coulomb entwickelt seine lange Zeit maßgebend gebliebene
Theorie der Brückengewölbe, sowie seine Theorie des Erddrucks auf Stütz-
mauern.
1773 — 79 Abraham Darby III, ein Enkel von Abraham Darby (s. 1713D.), erbaut
als erste eiseme Brücke der Welt die jetzt noch vorhandene Straßen-
brücke über den Sevem bei Coalbrookdale (Gußeisen).
1773 Johann Ignaz von FelMgor gibt mit seiner Schrift „Anleitung, jede Art von
Witterung genau zu beobachten und in Karten zu verzeichnen" die An-
regung zur Herstellung synoptischer Karten, die heutzutage die Grundlage
der Wettervorhersage sind.
— John Fothorflll beschreibt sehr genau die nach ihm benannte Form der
Neuralgie des Trigeminus, von der zuerst Nicolas Andr6 in Versailles 1756
unter der Bezeichnimg „Tic douloureux" gesprochen hatte.
— John Huntor veröffentlicht Untersuchungen über das elektrische Organ
der Zitterfische.
•* Joseph Louis Lasnuifo schafft den mathematischen Begriff der Invariante.
(Über den weiteren Ausbau dieses Gebiets s. 1845 C.)
— Nachdem schon 1694 und 1695 auf Veranlassung des Großherzogs Cos-
mus III. von Toskana Averani und Targioni konstatiert hatten, daß der
Diamant im Fokus eines starken Brennglases völlig verschwinde imd d*Arcet
1766, Macquer und Houelle 1771 ähnliche Experimente unternommen
hatten, stellt Antoine Laurent Lavoltior im Verein mit Macquer, Cadet,
Brisson und Baum^ fest, daß der Diamant zu seiner Verbrennimg des
Zutritts von Luft bedarf, daß er wirklich verbrennt und sich nicht etwa
— 219 —
1778
verflüchtigt, und daß bei der Verbrennung ebenso, ^ie bei der Verbrennui^
der Holzkohle, fixe Luft (EohleuBäure) entsteht.
1773 James Bennett Monboddo macht zuerst auf die Verwandtschaft im B^
des Menschen und des Orang-Utangs aufmerksam.
— Der Engländer Nooth erfindet die Taftflügel am Reibzeug der Elektriaiej
maschine, nachdem Beccaria auf das Zurückströmen der Elektrizität t<^
der Scheibe nach dem Isolator hingewiesen hatte.
— Fr. P. Savary untersucht das Sauerkleesalz, das seit lange bekannt (s. 1674 S^
jedoch meist mit Weinstein verwechselt worden war, und erhält drn^
dessen Destillation eine saure Flüssigkeit, mittels deren er das neutrai
Oxalsäure Kali darstellt. Die Säure in reinem Zustand stellt erst Sehe«
dar. (S. 1776 S.)
— Fr. P. Savary erhält zuerst Oxaläther bei Destillation der aus Sauerkleesa
durch Destillation erhaltenen sauren Flüssigkeit mit Weingeist. Aus r&m
Oxalsäure und Weingeist stellt den Oxaläther zuerst 1776 Bergman her]
— Johann Grottlieb Wolftaln, ein Hauptförderer der wissenschaftlichen Tid
heilkunde in Deutschland, bekämpft den Mißbrauch des Aderlasses od
fördert die Tierheilkimde durch Begründung eines Instituts zur Ausbildmi
von Militärtierärzten imd MilitärhufBchmieden. Er behandelt das Vd
halten der Eriegspferde in Winterquartieren, die Pferdeseuchen, KranJ
heiten der Füllen, Leisten- und Nabelbrüche u. a.
1774 Karl Samuel Andsrtdi imtersucht die Himnerven, den Halsteil des Nennl
sympathicus, die Herznerven und entdeckt den Nervus glossopharyngeu
— Der Chemiker Pierre Bayan in Paris zeigt, daß Quecksilberoxyd nur dunj
Temperaturerhöhimg, ohne Zusatz von phlogistonhaltigen Substanzcl
reduziert werden kann, und unterstützt dadurch Lavoisier in seinem Kampj
gegen die Phlogistonl^eorie.
— Torbem Bergman zeigt in seiner Abhandlung „De acido aereo*', daß Ble
weiß nur kohlensaures Blei (Calx plumbi aerata) sei.
— Louis Cottt gibt sein Werk „Trait^ de m^t^rologie*' heraus, das für al
Gebiete der Meteorologie reichliches Beobachtungsmaterial liefert.
— Der Naturforscher Eugen Johann Christoph Etptr deutet in seiner Sehn
,, Nachricht von den neu entdeckten Zooüthen" die in der Gailenreuthi
Höhle gefundenen fossilen Tierknochen richtig und begründet, damit d
in geologischer, zoologischer und anthropologischer Beziehung wichtig
wissenschaftliche Höhlenkunde, wenn auch zunächst nur in elementare]
Sinne.
— FeUce Fontana bestimmt gemäß Priestley's Vorschlag (s. 1772 P.) mitt«
des Salpetergases (Stickoxyd) die Menge des Sauerstoff gases in der Atnx
Sphäre und bedient sich dazu des von Haies (s. 1748 H.) angegebenen E\
diometers.
— Benjamin Franklin stellt Versuche zur Beruhigung der Meereswellen dun
Ol an imd legt die gemachten Erfahrungen in einer besonderen Schii
(„Of the stilling of waves by the means of oil") nieder. (Vgl. 78 Pliniuj
— Jean Etienne Quettard führt die „Degradation" der Berge und die Modi
lienmg der gesamten Erdoberfläche auf Abspülung imd Erosion du»
Hegen, Flüsse und den Ozean zurück.
— Der englische Chemiker James Hunttr führt Knochenschrot als Düng
mittel ein.
— Der englische Anatom William Hunttr, Erfinder des Hunter'schen \>
bands, veröffentlicht sein epochemachendes Werk über die Anatomie ^
schwangeren Uterus.
— Johann Heinrich Jung-Stiiiing, zuerst Kohlenbrenner und Schneider» spät
Lehrer und Arzt in Elberfeld, zeichnet sich durch Staroperationen auB.
— 220 —
1774
Martin Heinrioh Klaprotti erfindet ein Verfahren, aus bedrucktem Papier
die Druckerfarbe völlig herauszuwaschen und daraus neues Papier herzu-
stellen, und läßt dieses Verfahren bei dem Papiermüller Schmidt in
Kleinen-Lengden ausarbeiten.
tft La FoWt verbessert die Schwefelsäurefabrikation, indem er während der
Verbrennung des Schwefels durch den beigemischten Salpeter gleichzeitig
auch Wasserdampf in die Bleikammem einströmen läßt.
Joseph Louis Lagnuig« veröffentlicht als Ergebnis seiner Untersuchungen
auf dem Grebiete der Zahlentheorie die Fundamentalsätze der quadra-
tischen Formen.
Pierre Simon dt Laplace vertieft die Newton'sche Theorie von Ebbe und
Flut dadurch, daß er nicht allein die Niveaufläche des Meeres ins Auge
faßt, sondern die von Euler und Lagrange aufgestellten hydrodynamischen
Grundgleichungen auf die Vorausbestimmung der Oszillationen des Meeres
anwendet. Er weist nach, daß die Erdrotation als ein wesentlicher Faktor
der Grezeiten anzusehen ist.
Antoine Laurent Lavolslar stellt durch die Wage fest, daß die Gewichts-
zunahme bei der Verkalkung der Metalle (s. 1772 L.) dem Grewicht der ab-
sorbierten Luft genau gleich ist. Er äußert sich bei Gelegenheit der Ver-
öffentlichung dieser Arbeit zuerst bestimmter über die Zusammensetzung
der Luft aus zwei verschiedenen Gasen.
Antoine Laurent LavoMar behandelt in seinen „Opuscules physiques et
chymiques" die Eaustizität der Alkalien und entwickelt darin vollständig
die Ansichten, die Black bereits früher (s. 1755 B.) geäußert hatte.
Greorges Louis Litagt versucht die von einer Reibungselektrisiermaschine
gelieferte Elektrizität zum Zeichengeben zu verwenden, scheitert aber an
der Unmöglichkeit einer bei jedem Wetter genügenden Isolierung.
Nevil MMkelyiM und Charles Hutton bestimmen durch ihre am Berge She-
hallien in Schottland angestellten Messungen der Ablenkung des Bleilotes
die mitüere Dichte der Erde auf 4,929, einen Wert, der durch spätere Mes-
sungen (s. 1887 W. und 1896 K.) wesentlich korrigiert wird.
Scipione PtaMII empfiehlt die Wiederaufnahme der im Altertum üblichen
Leichenverbrennung.
Der Wiener Arzt Posch gibt eine als Fußbett bezeichnete Aufhängevorrich-
tung zur Behandlung des Beinbruchs an. (S. a. 1760 R.)
Joseph Prittüey wendet zuerst Quecksilber zum Absperren von Gasen an
und erfindet die pneumatische Wanne.
Joseph Pritittoy stellt Ammoniakgas durch Erhitzen von Salmiak mit Ätz-
kalk und Auffang^i der entweichenden Luftart über Quecksilber dar.
Karl Wilhelm Sdissli entdeckt bei der Digestion von Braunstein mit
Salzsäure das Chlor, das von Helmont und Glauber als Exhalation aus
Königswasser beobachtet, aber nicht als eigentümlicher Körper erkannt
worden war. Im gleichen Jahre stellt er aus einem barythaltigen Braun-
stein die Baryterde rein dar, die Jahn dann als Basis des Schwerspats er-
kennt. Bei Gelegenheit dieser Untersuchungen bringt er genügende Be-
weise für den Gehalt des Braunsteins an einem eigentümlichen Metall dar,
dessen Reindarstellung ihm aber nicht gelingt. Er macht wieder auf die
von Jacob Waitz 1705 zuerst beobachtete Farbenänderung der Lösung
der Schmelze von Braunstein und Salpeter aufmerksam und nennt das
Sehmelzprodukt mineralisches Chamäleon.
Der Landwirt Johann Christian Schubart von KIstMd führt den Kleebau in
die mitteleuropäische Landwirtschaft ein. Er schafft Brache und Weide-
gang ab und führt Kunstfutterbau und Stallfütterung ein.
J. C. Ph. TniMno ds Montlgny verfertigt ein aus einer HohUinse bestehen-
— 221 —
1774
des Brennglas, welches er anfangs mit Weingeist, sp&ter aber mit Terp^
tinöl anfüllt imd bei welchem der durch die bedeutende Dicke der mi
siven Glaslinsen verursachte Strahlenverlust vermieden werden sollte. I
damit von Lavoisier, Macquer u. a. im Jardin de l'Infante in Paris nnt
nommenen Versuche ergeben sehr gute Resultate.
1774 Anne Robert Jacques Turgot, Finanzminister Ludwigs XVI., erfindet <
Turgotine, das Vorbild der späteren Postkutsche.
1775 Richard Arkwrifht konstruiert zum Vorspinnen die Kannenmasohine (I
temenband), die jedoch wie alle nach ihr erfundenen Vorspinnznaschin
durch den Flyer (s. 1821 C.) verdr&ngt wird.
— Bancroft bringt zuerst die „Quercitronrinde" genannte Rinde von Quere
ünctoria nach England, die bis zur Entdeckung der Anilinfarben eine se
große Bedeutung zum Gelbfärben von Wolle und Baumwolle und su
Grundieren von Stoffen, die man später braun oder grün färben od
bedrucken will, erlangt. Der in unreiner Form daraus hergestellte Farb6t<
kommt auch unter dem Namen „Flavin*' in den Handel.
— Jean Louis BandtlocqiM macht sich um die Lehre vom Becken und in
besondere um dessen Messung sehr verdient, lehrt die Unt^vtutzung d
Dammes zur Vermeidung von Dammrissen und stellt Indikationen für d
Entfernung der Placenta auf.
— Torbem Bergman erkennt den Einfluß der Wärme auf die chemische Ve
wandtschaft und stellt Affinitätstab^en auf, die allgemein als die rid
tigsten und vollständigsten anerkannt werden. Er fuhrt den Begriff d
doppelten Wahlverwandtschaft ein, deren Wirkungen zuerst Glauber (
1654 G.) richtig aufgefaßt hatte.
— Nachdem N. Lemery schon auf die Verschiedenheit der kalt und heiß b
reiteten Losung von Quecksilber in Salpetersäure aufmerksam gemael
hatte, zeigt Torbem Bergman, daß in der kalten Auflösung Quecksilb^
oxydulsalz, in der heißen Quecksilberoxydsalz vorhanden ist.
— Johann Friedrich BlumMtach fügt in seiner Dissertation „De generis hurnu
varietate nativa" zu den vier Rassen Linn^ (s. 1735 L.), die er, wenn au«
zum Teil unter anderer Bezeichnung als Eaukasier, Mongolen, Äthiopi«^
Amerikaner anerkennt, für die durch Cooks Entdeckungen erschloseei
Inselwelt des fünften Erdteils noch eine fünfte Rasse, die malaüsohe hinit
Er fördert durch seine mit Sömmering herausgegebenen „CoUectioniB cA
niorum diversarum gentium decades'" die Kraniologie.
— Burrowt konstruiert die erste bekannte Spiegelschleifmaschine, mit der <
eine Vorrichtung zum Polieren verbindet. Welche Arbeitserspamis ^
selbe bewirkt, geht daraus hervor, daß man vor ihrer Erfindung zum Rad
und Klarschleifen von 2 qm Ebenfläche 41 Stunden, nachher 10 Stund«
zum Polieren vorher 72 Stunden, nachher nur noch 12 Stunden Zeit braucbt«
— Fredrik äff Chapman in Stockholm gibt eine vollständige Theorie des SchiH
baus sowie Regeln für die Ermittelung des Schwerpunkts der Schiffe, II
deren Ausmessung und Belastung.
— ConradI entdeckt in der Galle das Cholesterin, das von Chevreul 1824 n
charakterisiert und beschrieben wird.
— CriM in Edmonton gelingt es, den Handkulierstuhl so zu verändern, dl
er auf demselben Ketten tüU (Warp laces) erzeugen kann, der dauerhafter i
als die von Strutt (s. 17ö8 S.) und Frost (s. 1769 F.) hergestellten Gewel
Der Kettenstuhl wird auch zur Erzeugung von Modewaren apüert
1791 von William Dawson noch verbessert.
— Der Weber Samuel Crompton in England konstruiert durch Verbindung
Streck Vorrichtung Arkwrights und des Spindelwagens von Hargreavc«
Mule-Spinnmaschine.
— 222 —
'A
1775
i775 WOHam Cmlksliank, Anatom in Edinburgh gibt eine Anatomie der Lymph-
gefäße heraus. Er teilt infolge der Cotugni'sohen Entdeckung (s. 1760 C.)
die Fälle von Wassersucht ein in solche mit und solche ohne Eiweiß im Urin.
» Pierre Joseph DMault fördert die von Lieutaud (s. 1742 L.) begründete chirur-
gische Anatomie. Er schränkt die Amputation und Trepanation auf das
Äußerste ein und bringt die seit Par6 in Vergessenheit geratene Unter-
bindung der Arterien, insbesondere auch bei Aneurysmen wieder zu Ehren.
Er bringt zur Eröffnung der Luftwege die Laryngotomie in Vorschlag, die
bei Entfernung von Fremdkörpern vielfach an die Stelle der Tracheotomie tritt.
— Matthew Dobton und Pool stellen in ihren „Medizinischen Untersuchungen''
fest, daß der Harn aller Diabetiker süßen Geschmack zeige und bei vor-
sichtigem Eindampfen stets eine weiße Masse, die süß schmecke wie
Zucker, zurücklasse. Sie folgern aus dem süßen Geschmack des Blutserums
der Diabetiker, daß der Zucker nicht erst in der Niere entstehe, sondern
schon im Blut angehäuft sei. (S. a. 1670 W.)
— Feüce Fontana verwendet zum Füllen feinerer Libellen Äther oder Naphtha
und macht die Röhre vor dem Verschließen durch Erwärmen luftleer.
(S. 1661 T.)
— Der Maschinendirektor Frlodrldi zu Clausthal legt eiserne Schienen von der
Grube Dorothee bis zum Pochwerk und baut den dazu nötigen Hunt
(vierrädrigen Förderwagen) mit Spurkranzrädem, welche Wagenkonstruk-
tion später von Stephenson (s. 1825 S.) übernommen wird.
— Nachdem Karl Wilhelm Scheele (s. 1774 S.) nachgewiesen hatte, daß in dem
Braunstein ein eigentümliches Metall enthalten sei, gelingt es Johann Gott-
lieb Qabn, dieses Metall — das Mangan — in reguHmschem Zustand zu
erhalten.
— Der sächsische Bergmeister Gottlieb QUsor veröffentlicht eine geologische
Karte, auf welcher die Verbreitung der verschiedenen Hauptgesteine (Granit,
Sandstein, Kalkstein) durch Farben veranschaulicht wird.
— Louis Bemard Quyton do Morvoau wendet zuerst, um den Leichengeruch
aus der Kirche St. MMarde zu Dijon zu entfernen, eine Chlorräucherung
(Fumigatio Chlori) aus feuchtem Kochsalz imd Schwefelsäure an.
— Antoine Laurent Lavoltier, der von Priestley mit dem Sauerstoff gas be-
kannt gemacht ist, zeigt, daß der Sauerstoff zur Verkalkung unerläßlich
und eine notwendige Bedingung des Verbrennungsprozesses ist.
— Antoine Laurent Lavoltlor macht eingehende Untersuchungen über die Natur
der Kohlensäure. Er beschreibt, wie Quecksilberoxyd für sich erhitzt Sauer-
stoffgas, mit Kohle erhitzt hingegen Kohlensäuregas entwickelt imd schließt
aus diesem Versuch, daß das kohlensaure Gas das Besultat der Verbindung
von Kohle mit dem zum Atmen tauglichen Teil der Atmosphäre sei. 1780
bestimmt er dann in annähernd richtiger Weise die quantitative Zusammen-
setzung der Kohlensäure,
— Franz Anton Mosmor findet, daß sein bloßer auf die Kranken gerichteter
WiUe (die heutige Suggestion) sich heilkräftig erweist. Er führt zweifellos
die ersten Hypnosen herbei.
«- Peter Simon Pallas liefert die erste umfassende naturgeschichtliche Ab-
handlung über die mongolische Kasse und offenbart sich damit als einer
der ersten sachkundigen Bearbeiter der wissenschaftlichen Ethnogra-
phie. (Vgl. auch 1772 C.)
— Die Paritir Akadomlo faßt den Beschluß, in Zukunft alle Vorschläge eines
Perpetuum mobile abzuweisen.
— Joseph Prioitloy entdeckt das Knallgas. Das Knallgasgebläse soll, wie
Lavoisier angibt, zuerst vom Präsidenten de Saron angewendet worden sein.
— 223 —
1775
1775 Joseph PriMtIty entdeckt das Salzsäuregas, die gasförmige schweflige S4iiri
und das Flnorkieselgas, aus welchem er mit Wasser die EieselflaorwaMer
stoffsäure erhält.
— Jesse Ramsden yervoUkommnet die von Hooke (s. 1674 H.) erfundene Kiei«
teUmaschine so, daß mit derselben ein Kreis yon Sekunde su Sekundq
also der ganze Umfang in 1296000 Teile geteilt werden kann. Ind<H
war die Herstellung der bei der Bewegung zusammengreifenden Teile tui
schwierig, daß oftmals die Grenauigkeit der Maschine danmter litt.
— Jesse Ramsden verwendet einen wurmartigen Fräser zur Herstellung de^
Wurmrades seiner Kreisteilmaschine.
— Karl Wilhelm Sdiwli erhält, indem er Kochsalzlösung langsam durch Bled
glätte filtrieren läßt, Ätznatron, das an der Luft zu Soda wird. Kirwai
gibt 1782 an, daß in London Soda nach dieser Methode fabriziert werd«
Eine andere Methode der Sodadarstellung wird 1784 von Johann Karj
Friedrich Meyer in Stettin angegeben. Er schlägt vor» Kochsalzld6un|
direkt durch Pottasche zu zersetzen, wo beim Abdampfen zuerst Chlor
kalium und dann Soda anschieße. Mit dem Bekanntwerden der Leblanc*
sehen Methode (s. 1791 L.) werden diese Verfahren wertlos.
— Karl Wilhelm SchMlt erhält, indem er in ein Gemenge von weißem Arsenik
und Wasser Chlor einleitet, sowie durch Behandlung von weißem Arseoil^
mit Königswasser die Arseniksäure in reinem Zustande und beBchreib^
deren Salze, sowie ihr Verhalten zu anderen Substanzen.
— Karl Wilhelm ScIiMlf entdeckt bei Einwirkung von Zink auf ArsenikBäur«
den Arsenwasserstoff.
— Alexander Tllloch und der Buchdrucker Andreas Foulif in Glasgow macheti
Versuche zur Herstellung von Stereotypdruckplatten« und gelangen, ohn<
von Ged's Erfindung (s. 1729 G.) Kenntnis zu haben, zu einem ähnlichen
Verfahren.
— Trivlthlek der Ältere ersetzt den bis dahin flachen Deckel des Dampfkees«!«
der atmosphärischen Maschine durch eine kugelförmige Haube, die defl
Dampfraum vergrößert und auch eine Druoksteigerung in der Maschin^
zuläßt.
— Michele Troja macht seine berühmt gewordenen Versuche, die dartua, da£
bei ausgewachsenen Tieren nach Zerstörung des Knochenmarkes eine Nekroa^
des Knochens und rings um dieselbe unter dem Periost eine Neubildmu^
von jungen Knochen stattfindet. (S. auch 1741 D.)
1775—81 Felix Vlcq d'Azyr macht im Süden von Frankreich eingehende Unt^r^
suchungen über die Kinderzucht und gibt Schutzmittel gegen die An^
steckung und Vorschriften für die Desinfektion der Ställe und für die Un^
schädlichmachung der Häute der gefallenen Tiere, wodurch er sich groB^
Verdienste um die Bekämpfung der Viehseuchen erwirbt.
1775 Alessandro Volta konstruiert nach dem von Wilcke (s. 1762 W.) angegeb«;i
nen Prinzip das Elektrophor, welches dazu dient, während längerer 2>ä^
wiederholt kleine Mengen Elektrizität zu liefern, und aus einem Harzkuch^d
besteht, atif den eine mit einer isolierenden Handhabe versehene Metall J
Scheibe paßt. Der Harzkuchen wird durch Peitschen mit einem Puch«^
schwänz elektrisch gemacht und gibt durch Influenz seine Elektrizität a^
den Deckel ab, von dem die positive Elektrizität entnommen werden kannJ
nachdem man ihn vor dem Abheben mit der Erde in Verbindung geeeti^
und so die negative Elektrizität abgeleitet hat.
— Abraham Gottlob Wemtr begründet die empirische Methode der iMfineral^
beschreibung und klassifiziert die Mineralien namentlich nach äußeren
Kennzeichen.
— John Wllklnson wendet zuerst das Zylindergebläse mit Dampfbetrieb ac.
— 224 —
1776
1776 Torbem BarciMUi entdeckt die Liohtempflndlichkeit der Ozala&are.
^ DerAmerikanerD.BashMll konstruiert ein Unterseeboot (s.a. 1622 D.) nnd
erfindet die ersten Offensirtorpedos, die er gegen das englische Liniensohifi
,,£agle", jedoch ohne wesentlichen Erfolg verwendet.
1776 — 79 James Cook entdeckt auf seiner dritten Reise die Sandwich-Inseln
wieder (vgl. 1527 S.)» erforscht die Nordwestküste Amerikas uod das
Beringsmeer und gelangt durch die Beringstraße bis zum Eiskap. Auf
der Rückkehr wird er in Hawaii ermordet.
1776 William Crulkthank beobachtet am Menschen, daß durchschnittene Nerven
wieder zusammenwachsen. Dies wird von Fontana und Michaelis auch an
Tieren bestätigt.
— Benj amin CmT verbessert die Reynolds'sche Schienenkonstruktion (s. 1 7 67 R. )>
bei welcher die Wagen leicht entgleisten, indem er den gußeisernen Schienen
den Querschnitt des einfachen Winkeleisens, mit senkrecht stehender
äußerer Flansche, gibt.
— DadialMHi« Apotheker in St. Germain, l&ßt künstliche Zähne aus Porzellan
in der Porzellanmanufaktur von G-uerhardt und Dihl in Paris herstellen.
(S. a. 1756 P.)
— Der englische Ingenieur Hatton erfindet die Holzhobelmaschine.
— H. F. HMBr entdeckt die Borsäure in den Lagunen von Toskana, aus denen
sie seit 1818 fabrikmäßig gewonnen wird.
— Jonathan HornMowtr führt die erste, sehr kleine zweizylindrische Zweifach-
Expansions-Dampfmaschine aus, auf die er 1781 ein Patent erhält. 1790
baut er eine größere Zweifach-Expansionsmaschine für die Wasserhaltung
einer Grube in ComwaUis.
— Antoine Laurent Lavoisisr zersetzt die Salpetersäure in Sauerstoff und
Stiokoxyd, erkennt jedoch nicht die Zusammensetzung des letzteren; doch
folgert er aus seinen Versuchen, daß die roten Dämpfe der Untersalpeter-
säure eine in der Mitte zwischen Stickoxyd und Salpetersäure stehende
Verbindung seien. (S. a. 1786 L.)
— Antoine Laurent Lavolstor arbeitet über die Phosphoreszenz der Mineralien,
über die späterhin Macquer (1777) und Wedgwood (1792) Untersuchungen
anstellen.
— LipIlMir d'AplIgny beschreibt in seinem Werke „L'art de la teinture des fils
et Stoffes de coton*' zum ersten Male die Türkischrotfärberei (Rouge des
Indes), die znerst in Indien aufgekommen ist und von da ihren Weg
durch Asien und alle Länder der Levante nach Westen genommen hat.
— Der französische Marschall Marc Ren6 von Moiitalfliiibtrt betont die Not-
wendigkeit eines überlegenen Geschützfeuers der Festungen, entwickelt dazu
anfangs das tenailUerte, später das polygonale Trac^, fordert zahlreiche
Kasematten sowie die Anlage einer einfachen oder doppelten Kette deta-
schierter Forts um die Kemumwallung.
— Der Ziegelbrenner Johann Georg Mfliltr überreicht dem Königlichen Ober-
baudepartement in Berlin den Entwurf eines Ziegelbrennofens, der aus
6 Einzelöfen besteht, die der Reihe nach derart angeheizt werden sollen,
daß die abziehenden Gase zum Vorwärmen der noch nicht angeheizten
Abteile dienen. In diesem Vorschlage ist der Grundgedanke der späteren
kontinuierlichen Ziegelöfen (s. 1839 A. und 1857 H.) enthalten.
— Joseph Priattity entdeckt das Stickstoffoxydul (Lachgas) bei Einwirkung
von Eisen auf salpetrige Säure.
— Alexis Marie ds Rochen erfindet das nach ihm benannte doppelbrechende
Prisma, das eine Anwendung der Doppelbrechung des Lichts in einach-
sigen Krystallen darstellt und als Mikrometer imd Distanzmesser verwendet
werden kann.
Darmstaedter. 15
— 225 —
1776
1776 Karl Wilhelm SdiMto erh< bei Einwirkung von Salpetersäure auf ZnckI
eine eigentümliche S&ure, die er 1784 als identisch mit der von Savai
(s. 1773 S.) aus Sauerkleesalz erhaltenen Säure erkennt und Zuckersäoj
nennt, welcher Name später durch Oxalsäure ersetzt wird. Im gleich«
Jahre entdeckt er in den Harnsteinen die zuerst Blasensteinsäore, daii
Harnsäure genannte Säure und veröffentlicht seine Untersuchungen übi
den schon lange bekannten Schwefelwasserstoff, dessen Bereitung &i
Schwefeleisen mit Säuren er lehrt.
— Alessandro Volta untersucht das Sumpfgas, entdeckt dessen Entzündlicl
keit und findet, daß es bei der Verbrennung Kohlensäure liefert.
— Thomas Wood konstruiert eine imter den Namen „Billy'* bekannte Spini
maschine, die sich von Hargreaves' Jenny (s. 1768 H.) dadurch unterscheid^
daß ihre Spindeln auf einem aus- und einfahrenden Wagen stehen, d
Presse aber an ihrem Platz bleibt, während es bei der Jenny umgekehrt vi
1777 Johann Anrldson (Afzelius) stellt zuerst Ameisenäther in unreinem ZuBtan^
her; rein erhält ihn 1782 W. H. S. Bucholz, indem er ihn aus dem Deetüli
von konzentrierter Ameisensäure mit Weingeist durch Wasser abscheide
— In der Abhandlung „De Terra Gemmarum'* gibt Torbem BorgmM 4
Härte (ermittelt durch Ritzen der Mineralien mit Stücken von bekanntj
Härte) und das spezifische Gewicht der Mineralidn als beachtungswerl
Kennzeichen an.
— Nachdem Haas in Basel i. J. 1770 die ersten Versuche zur Herstello^
von Landkarten auf typographischem Wege gemacht hatte, bringt Johu
Gottlob Immanuel BroltkO|rf in Leipzig dieses Verfahren zu weiterer pral
tischer Brauchbarkeit. (Vgl. 1840 R.)
— George Louis Leclerc do Buffon stellt das mathematische Nadelproblem aii
Hierzu wird eine Tafel mit gleichweit voneinander entfernten Panül^
linien bedeckt und eine Nadel von bestimmter Länge darauf geworfe^
Mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnimg ist nun zu ermitteln, wie <^
die Nadel die Parallelen schneidet imd wie oft sie dazwischen zu üeg^
kommt. Durch das Nadelproblem läßt sich ein Annäherungswert von
empirisch finden.
— Tiberius Cavallo macht das von John Canton angegebene Elektroskop eq
zu einem wirklichen Elektrometer, indem er die pendelnden Kügeloben |
ein Glasgefäß einschließt und sie so gegen Luftzug und andere zufällig
Störungen schützt.
— William Gulloii gibt zuerst die richtige Erklärung für die Erscheinung, di
das Quecksilber im Thermometer infolge des Wärmeverbrauchs bei d
Verdunstung sinkt, wenn die Kugel befeuchtet wird. (S. 1826 A.)
— Ckirdoii bereist das südafrikanische Dreieck und entdeckt den Orangefluß^
— Der englische Chemiker Bryan HIfglns erfindet die chemische HarmoDik
Indem er in ein an beiden Enden offenes Glasrohr von unten eii
Flamme einführt, gibt die Röhre, wenn die Flamme entsprechend weit eii
geschoben ist und eine passende Größe hat, einen kräftigen Ton. den
Höhe gleich ist dem Grundton, den die Röhre als offene Pfeife gibt.
— John Howard erreicht teils durch persönliche Bemühungen, teils dar«
seine Schriften, deren erste „State of the prisons in England and Wale^
namentlich großes Aufsehen macht, die sanitäre Reform der Gefängni*
— Johann Heinrich Lambort dehnt sein für das Licht gefundenes Geseta i
1760 L.) auch auf die Wärmestrahlen aus, für die es 1837 von Melloni ö
dem Therm omultiplikator bestätigt wird.
— Antoine Laurent Lavoiiior zeigt, daß der Sauerstoff der einzige BesUoi
teil der Atmosphäre ist, der das Atmen unterhält und daß er sich hifrb
in Kohlensäure umwandelt, daß somit der Atmungsprozeß der Verbrd
— 226 —
1777
nimg organischer Substanzen analog ist, und folglich auch als Wärmeqnelle
angesehen werden kann. (S. a. 1669 M.)
Antoine Laurent iMMIm macht zuerst eine strenge Unterscheidung der
organischen Körper von den anorganischen, und zeigt, daß bei vollstän-
diger Verbrennung organischer Körper, wie Alkohol, öl. Wachs usw. sich
nur Kohlensäure und Wasser bilden, daß diese Körper somit nur aus
Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff bestehen können. Er legt den
Grund zur quantitativen Analyse organischer Körper und benutzt schon
für schwer verbrennliche Substanzen statt freien Sauerstoffs Stoffe, wie
Quecksüberozyd und Mennige, welche in der Hitze ihren Sauerstoff abgeben.
Antoine Laurent LavoMar entdeckt durch exakte Versuche, daß die Schwefel-
säure sich von der schwefligen Säure nur durch einen größeren Grehalt an
Sauerstoff unterscheidet imd gibt eine Erklärung über die Umwandlung,
die der Eisenkies an der Luft erleidet.
Nachdem Marggraf (s. 1743 M.) zuerst die Eigenschaften der Phosphorsäure
angegeben hatte, stellt Antoine Laurent LavoMtr bemerkenswerte Unter-
suchungen über die Phosphorsäure an, indem er dieselbe als aus Phosphor
und Sauerstoff bestehend betrachtet. Er lehrt die Herstellung der Phosphor-
säure durch Behandlung von Phosphor mit Salpetersäure, die auch Scheele
in '^seiner „Chemischen Abhandlung von der Luft und dem Feuer" erwähnt.
(S. 1777 S.) Die Pyrophosphorsäure unterscheidet zuerst Clark. (S. 1828 C.)
Der Physiker Georg Christian LIchttnbarf entdeckt die auf elektrischen
Isolatoren (Harzkuchen) entstehenden elektrischen Staubfiguren (Lichten-
berg'sche Figuren), die zur Untersuchung der elektrischen Natur pulver-
förmiger Körper führen.
Nachdem bis dahin die formale und systematisierende Richtung in der
Dermopathologie obgewaltet hatte, die auch noch J. J. von Plenck in
seiner 1776 erschienenen „Dootrina de morbis cutaneis'* vertrat, gibt
Anne Charles Lorry das erste, echt moderne Lehrbuch der Dermatologie
heraus, in welchem er die Haut nicht bloß als Decke betrachtet, sondern
in der von Astruc (s. 1761 A.) inaugurierten Richtung sie als ein physiolo-
gisches Werkzeug, ein Organ des Körpers ansieht, das die innigsten Be-
ziehungen zum Darmtraktus und zum Nervensystem hat.
Simon Peter Pallas gibt die erste eingehende geognostische Beschreibung
des Baus der Gebirge, sowie Andeutungen über deren Entstehung und
Altersbestimmung. (S. 1760 M.)
Joseph Prtofitoy zeigt, daß sich die roten Dämpfe, die sich bei Vermischung
von Stickoxyd mit Luft bilden, wie eine Säure verhalten, und nennt die-
selben „Nitrens acid air".
Jesse Ramtdtii verbessert den Sextanten (s. 1701 N.), indem er nicht bloß
der Bewegung der Alhildade und des drehbaren Spiegels einen gleichmäßigen
und sichern Gang verleiht, sondern den Limbus und Nonius mit seiner
Kreisteilmaschine (s. 1775 R.) viel feiner und genauer teilt, als es früher
der Fall war.
August Gottlob Richter, der sich auch in der Augenheilkunde auszeichnet
(s. a. 1804 R.), bearbeitet in hervorragender Weise das Gebiet der Schuß-
wunden, gibt eine gediegene Darstellung der Lehre von den Unterleibs -
brüchen, und vervollkommnet die Herniotomie ganz wesentlich.
Karl Wilhelm ScIiMle macht umfangreiche Untersuchungen über strahlende
Wärme.
Karl Wilhelm SdiMto lehrt gleichzeitig mit Lavoisier (s. 1777 L.) die Dar-
stellung der Phosphorsäure aus Phosphor imd Salpetersäure und gründet
auf Gahns Entdeckung (s. 1766 G.) ein neues Verfahren der Phosphordar-
stellung, indem er weißgebrannte Knochen durch Digerieren mit verdünnter
15*
— 227 —
1777
Salpetersäure löst, durch Schwefelsäure den Kalk entfernt, die Flüsaigkd
zur Sirupsdicke verdunstet, mit Kohlenstaub mischt und in irdene
Destillationsgefäßen glüht. Das Verfahren wird 1780 durch Nicolas un
Pelletier und 1797 durch Fouroroy und Vauquelin noch verbessert.
1777 Karl Wilhelm SdMtlt benutzt mit Chlorsilber überzogenes Papier, um dj
chemische Wirkung des Sonnenspektrums zu prüfen, und findet, daß dj
violette Licht am stärksten darauf einwirkt.
— Karl Wilhelm SdMtlt und Feiice FMltma entdecken gleichzeitig die Absorptio
der Gase durch starre Körper, insbesondere durch frisch geglühte un
unter Quecksilber erkaltete Holzkohle.
— Der Greneralstabsarzt Johann Christian Anton TTitif in Berlin läßt elastisch
Bougies imd Katheter aus Draht mit Kautschuk überzogen herstelle
(Theden'sche Katheter). Der Groldschmied Bemard in Paris nimmt 178
zu diesem Zweck Kamelhaargeflecht, das er mit Kautschuk überzieht
Die Anregung hierzu ging von Maoquer aus. (Vgl. 1768 H.)
— Carl Friedrich Wtnitl erklärt die Fortdauer der Neutralität bei wechsd
seitiger Zersetzung neutraler Salze damit, daß die verschiedenen Menge
der verschiedenen Basen, welche ein und dasselbe Grewicht irgend ein«
Säure neutralisieren, auch von jeder anderen Säure ein und dasselbe 6^
wicht zur Neutralisation bedürfen. Er beobachtet, daß die (reschwindii
keit, mit der ein und dieselbe Menge Metall von einer Säure gelöst wird
von deren Menge und Konzentration abhängt und zieht hieraus den Schlaf
daß die Stärke der chemischen Wirkung von der Konzentration und Meng
des wirkenden Stoffs abhängt.
— Eberhard August Wilhelm von ZlmmtniNUiii entwirft die erste Erdkarte fü
die Verbreitung der Säugetiere und gibt das erste zoogeographische Lehi
buch heraus. Er schließt auf Grund seiner Untersuchungen über di
geographische Verbreitung der Tiere auf vormalige Änderungen der Vei
teilung von Land imd Meer.
1778 Benjamin MI zeichnet sich durch die Behandlung der Geschwülste uni
insbesondere deren Ezstirpation aus. Er macht die Brustparaoentese bei Eni
pyem, Brustwassersucht und bei der Wassersucht des Herzbeutels zu ein«
Spezialität und übt die Drainagebehandlung der Wunden, bei der er sich zu
Ableitung des Eiters silberner oder bleierner Röhrchen bedient, die übrigen
auch schon von Brunns von Longoburgo 1252, Guy de Chauliac 1363 an
von Par6 1550, von letzterem unter dem Namen „Tentes cannul6es*' b<
nutzt worden waren.
— Georges Louis Leclerc dt Buffon erklärt im Anschluß anMahudel (s. 1734 M.
die Blitz- oder Donnersteine für die ältesten Kunstprodukte des Urmenschei
— Charles Augustin CoukNiib erfindet den Taucherschacht, der die Tauchei
glocke vielfach in den Hintergrund drängt.
— Barth^lemy Faujas dt Saint- Fond liefert in seiner Schrift „Recherches sd
les volcans ^teints du Vivarais et du Velay'* entscheidende Beweise fü
den vulkanischen Ursprung des Basalts. (S. 1751 G. und 1756 D.)
— Der Engländer Qrttn erfindet die „Tachymetrie" genannte Methode d«
Distanzmessung und konstruiert dazu das Tachymeter, einen Theodoli)
der außer zum Messen von Horizontal- und Vertikalwinkeln auch zm
Messen von Entfernungen (vermittels einer Distanzlatte) bestimmt 'vsi
Die Methode wird insbesondere von Porro (s. 1847 P.) und Kaltbrunn«
(1882) weiter ausgebildet, in neuester Zeit aber durch die Photogrammetii
(s. d.) in den Hintergrund gedrängt.
1778 — 89 Der Schweizer Johann Ullrich Qrubtnniann erreicht beim Bau de
hölzernen Straßenbrücke über die Limmat bei Wettingen die größte buist
im Holzbau ausgeführte Spannweite von 118,90 Metern.
— 228 —
1778
Der ehemalige kurheesische RoSarzt Johann Adam KtnUiif organisiert in
Hannoyer ein vorbildlich gewordenes tierärztliches Unterrichtswesen und
ist auf verschiedenen Gebieten der Tierheilkunde von bahnbrechender
Bedeutung.
Der Chef des preußischen Mineurkorps Heinrich von dir Lahr erfindet ein
Verteidigungsminensystem für den Festungsbau, welches für alle späteren
Festungsminenanlagen vorbildlich wird.
Antoine Laurent LavoMtr erkennt, wie das Jahr zuvor in der Schwefel-
säure, so auch in den wichtigsten anderen Säuren (Phosphorsäure, schwef-
lige Säure usw.) den Sauerstoff als Bestandteil und erklärt den Sauerstoff
für das säurebüdende Prinzip.
Georg Christian UcMsabtTf führt für die beiden Elektrizitäten (s. 1730 D.) die
Namen positive und negative Elektrizität ein und bezeichnet dieselben
mit den Zeichen -|- und — .
Der Benediktiner Pater MalhtTfet macht den ersten industriellen Versuch
zur Herstellung von künstlicher Soda. Er geht vom Glaubersalz aus, das
er mit metallischem Eisen und Holzkohle glüht und nach dem Erkalten
durch Auslaugen auf Soda verarbeitet. Im wesentlichen hiermit überein-
stimmend ist das 1781 von Bryan Higgins in England patentierte Ver-
fahren, wonach Glaubersalz mit Kohle geschmolzen und dann Blei oder
Eisen zugesetzt wird. (S. a. 1775 S.)
Während die Doppelsteme bis dahin nur als optisch einander nahestehend
angesehen wurden, weist der Astronom Christian Maytr in Mannheim zu-
erst auf die Wahrscheinlichkeit einer physischen Zusammengehörigkeit
der^Einzdsteme hin. Eine genauere Untersuchung dieser Frage wird von
Hersohel (s. 1781 H.) angestellt.
Nachdem zuerst Appius Claudius (312 v. Chr.) und später die Päpste
Bonifacius VIII. (1300), Martin V. (1417) und Sixtus V. (Iö8ö) die Urbar-
machung der Pontinischen Sümpfe ins Auge gefaßt hatten, führt der Papst
PI» VI. seit dem Jahre 1778 die Trockenlegung derselben durch. Zur Be-
seitigung der Mängel, die sich hinsichtlich der Entwässerung mit der Zeit
herausstellten, hat neuerdings (1887) v. Donat ein Projekt aufgestellt.
PtaMT und TrommMtorff stellen zuerst die Übereinstimmimg der blauen Farbe
im Waid mit dem Indigo fest und bemerken an der Farbe aus dem Waid
auch die Sublimierbarkeit, die bald darauf für den Indigo 0*Brien in seiner
Schrift „On calico printing" erwähnt.
Joseph Pritttlsy untersucht zuerst die Absorption der G-ase durch Flüssig-
keiten und weist nach, daß unter gewöhnlichem Barometerdruck ein ge-
gebenes Volum Wasser ein gleiches Volum Kohlensäure absorbiert.
Benjamin Thompson Graf von Rumtart läßt zur Widerlegung der zu seiner
Zeit herrschenden Ansicht, daß sich Wärme nur bei Luftzutritt zu ent-
wickeln vermöge, ein Metallstück (Kanonenrohr) bei völligem Luftabschlüsse
unter Wasser bohren und beobachtet die damals überraschende Erschei-
nung, daß das bei der Bohrarbeit den Metallkörper umgebende Wasser
bis zum Sieden erhitzt wird. Er gelangt dadurch zu der Erkenntnis, daß
alle Wärmeerscheinungen in Wirklichkeit Bewegungserscheinungen sind.
Karl Wilhelm SdiMlt lehrt arseniksaures Kupfer durch Fällen einer Kupfer-
vitriollösung mit einer Lösimg von weißem Arsenik in Pottasche herstellen
(Scheele'sches oder schwedisches Grün).
John SüMtloii wendet bei der Brücke von Hexham in Northumberland zum
ersten Male die Gründung der Pfeüer mit Luftdruck (Luftdruckgründung
oder pneumatische Gründimg) an.
Samuel Thomas von 85miiMrlnf fördert die Anatomie des Zentralnerven-
systems imd der Sinne.
— 229 —
1778
1778 James Watt führt für ein Londoner Wasserwerk eine ExpansionsmaBchin«!
mit '/, Füllmig aus.
1779 Leonhard Enitr stellt die Gresetze der Fortpflanzung transversaler Welleii
in gespannten dünnen Schnüren oder Saiten auf, wonach die Fortpflanzungs
geschwindigkeit der Bewegung der Quadratwurzel aus dem spannenden
Gewichte direkt, derjenigen aus dem Querschnitt der Saite und ihrem
spezifischen Gewicht umgekehrt proportional ist.
— Friedrich Wilhelm HMTMhel beginnt die planmäßige Erforschung der Nebelfleck«
— Carl Friedrich Hlndenburg in Leipzig zeigt, wie Kombinationen und Varia
tionen an sich nach sicheren einfachen, rein kombinatorischen Gresetzen ii
Klassen und Ordnungen vollständig aufgestellt werden und lehrt di<
Kombinationen imd Variationen zu bestimmten Summen aussondern un^
aufzählen. Er wird damit der Schöpfer der kombinatorischen Analyst
und der einflußreichste Vertreter der sog. kombinatorischen Schule. T>oci
wird dieser Schule der ihr früher beigemessene Wert in der Gegenwarj
nicht mehr zuerkannt.
— Jan IngMihouis entdeckt die Kohlenstoffassimilation und Atmung dei
Pflanzen und weist nach, daß die grünen Blätter und Schößlinge inj
Sonnenschein und hellen Tageslicht Kohlensäure aufnehmen und Sauerstof]
abgeben, während sie bei Nacht Kohlensäure abgeben und Sauerstoff auf
nehmen. (S. 1771 P.)
— James Keir zu Westbromwich beobachtet zuerst, daß Messing bei einen
hohen Zinkgehalt sich im Glühen strecken läßt. Er und nicht Munt£
der dieselbe Beobachtung 1832 wieder macht, ist als Erfinder des seh mieden
baren Messings anzusehen.
— Joseph Louis di Lacranc« verallgemeinert die Euler'sche Verzemingsfonnd
(s. 1753 E.) und studiert auch bereits die Abbildung des Umdrehungs
ellipsoides.
— Otto Friedrich Mflllar bedient sich zuerst des mit Gewichten beschwertei
Schleppnetzes, um die Tierarten des Meeresgrundes ans Licht zu ziehei^
doch beschränkt er seine Versuche nur auf mäßige Tiefen an der Küste.
— Ruiz entdeckt die Krameria triandra, deren Wurzel unter dem Name^
Ratanhia in Huanako längst als zahnkonservierendes Mittel im GebraucI
war und empfiehlt dieselbe als Adstringens.
— Karl Wilhelm SchMit erkennt zuerst, daß der Graphit mineralische Kohle istj
— John Smeaton führt die direkte und kontinuierliche Luftzuführung für dii
Taucherglocke mit der Luftpumpe aus. Eine aus Gußeisen hergeeteJltl
Glocke mit Luftzufühiung, unter der zwei Mann Platz haben, wird zuersj
beim Bau des Hafens in Ramsgate benutzt.
— Zailinger znm Thurn beleuchtet das Wesen der Wildbäohe, gibt die Regel]
für eine rationelle Wildbachverbauung und eine Erklärung für die Entl
stehung der Erdpyramiden durch erosive Aktion des Wassers auf Schutl
oder Lehmanhäufungen, welcher Erklärung sich Lyell anschließt. (Vg^
auch 1897 K.)
1780 Torbem Bercman gibt die erste vollständige Anleitimg zur Prüfung voi
Mineralien, insbesondere von Erzen. Er schließt unlösliche Mineralien zun
Zweck der Analyse durch Schmelzen mit Alkali auf und führt in die aoa
lytische Chemie das Verfahren ein, einen Mischungsteil nicht isoliert, sonden
in einer genau bekannten konstanten Verbindung zu bestimmen.
— Torbem Bersman beschäftigt sich eingehend mit Untersuchungen über d«
metallische Wismut und dessen Verbindungen, von denen er eine grofl<
Anzahl darsteUt. (S. a. 1546, 1663. 1672, 1681, 1739.)
— Torbem Berfman benutzt die löslichen Barytsalze als Reagens auf SchweH
— 230 —
1780
verbessert das von R^aumnr vorgeschlagene künstliche Brut-
verfahren (s. 1760 B.)> indem er die Warmwasserheizung des Brutapparats
einführt.
Jean Charles BoNa spricht die Meinung aus, daß die Kenntnis der Tat-
sachen, durch welche die Wetterveränderung bewirkt wird, gestatten werde,
diese Änderungen vorherzusagen.
Der Mediziner John Brown in Edinburg entwickelt in seiner Schrift „£le-
menta medicinae'* die Grundsätze eines neuen Systems (Brownianismus),
nach dem sich die belebten Organismen von den leblosen Substanzen allein
durch die Eigenschaft der Irritabilität (Reizbarkeit, vgl. auch 1672 G.)
unterscheiden. Browns Lehre hat sich in der Folge zwar als einseitig und
vielfach irrig erwiesen, aber doch ein klareres Erkennen des tierischen und
pflanzlichen Lebens angebahnt..
CariBffMt, Gehilfe des Mineralogen Rom^ de Tlsle, erfindet das Anlege-
goniometer, eine einfache Art von Winkelmesser, bestehend aus einem
Transporteur mit einem im Mittelpunkte angebrachten radial drehbaren
Lineale. Das Anlegegoniometer findet namentlich in der Erystallographie
zur Winkelmessung der Erystallkanten Anwendung.
€arc0l konstruiert die Carcel-Ührlampe, bei welcher neben der Anwendung
eines zur stetigen Eolbenverschiebung dienenden Triebfederwerks die Ein-
richtung getroffen ist, daß ein Überfließen und Zurückkehren des über-
flüssigen Öls in den Lampenfuß stattfindet. Eine unvollkommenere Pump-
lampe soll 1765 von Grosse in Meißen konstruiert worden sein.
Jacques Alexandre C^ar Chartat nimmt Schattenrisse in der Camera auf
Chlorsilber auf.
Andrea GomparttU macht vergleichende und anatomische Beobachtungen
über das Gehörorgan und entdeckt das Ganglion nervi vagi im Foramen
lacerum sowie den Ramus auricularis nervi vagi, dessen beide Äste er angibt.
Hapel de la Ohanayt legt die erste Speichelfistel an einem Pferde an und
macht eingehende Untersuchungen über den so erhaltenen Speichel.
Oliv^er EvaM in Amerika erfindet den Elevator.
Feiice Fonüuia entdeckt das Wassergas (Hydrocarbongas), indem er Wasser-
dampf auf glühende Kohle einwirken läßt.
Benjamin FrankHii gibt ein Brillenglas an, das aus zwei in einer wagerechten
Seheidelinie zusammenstoßenden Hälften derart zusammengesetzt ist, daß
die obere Hälfte des Glases zum Sehen in die Feme, die untere zum Sehen
in die Nähe, namentlich zum Lesen, benutzt wird. Hieraus haben sich
die heutigen Augengläser mit Doppelfokus entwickelt.
FOntoiiberfir in Basel erfindet das elektrische Feuerzeug, bei welchem aus
Zink und verdünnter Schwefelsäure Wasserstoffgas entwickelt wird, das
in dem Augenblicke, wo es beim öffnen eines Hahns entweicht, durch den
elektrischen Funken eines Elektrophors entzündet wird. Die entstandene
Flamme überträgt sich auf den Docht einer Kerze.
Johann G^ttlieb Qahn weist zuerst die Phosphorsäure im Mineralreich,
und zwar an Bleioxyd gebunden nach; 1788 finden sie Klaproth und
Proust auch an Kalk gebunden.
Lnigi QalvaBi entdeckt die Berührungselektrizität (1796 von Volta „Gal-
vanismus" genannt), indem er zufällig beobachtet, daß ein frisch prä-
parierter FroBchschenkel in starke Zuckimgen gerät, wenn man einen
Muskel und einen entblößten Nerv mit zwei verschiedenen Metallen be-
rührt, die ein leitender Bogen verbindet. Galvani erklärt in einer 1791
erscheinenden Mitteilung diese Erscheinimg irrtümlich aus der tierischen
Elektrizität. (S. a. 1756 C.)
Nachdem schon Avicenna (1020) und der deutsche Arzt Stockmann auf
— 231 —
1780
die gefährlichen Wirkungen der Bleiverbindungen hingewiesen hatten, b^
schreibt Louis Bemard Quyton ds MorvMUi eingehend die Giftigkeit d^
Bleiweißes, welche Warnung jedoch unbeachtet bleibt, bis Tanquerd de
Planches 1830 au& neue eindringlich darauf hinweist und gesetzliche Reg«
lung der Herstellung von Bleifarben verlangt, die 1849 zuerst in Franl;
reich erfolgt.
1780 HamMln und David Avery errichten bei Nore an der Mündung der Them«
eine schwimmende Leuchte. (Leuchtschiff, Feuerschiff.) Anderen Nach
richten zufolge sollen die ersten Feuerschiffe schon 1. J. 1732 in Englanj
in Grebrauch gekommen sein.
— Hanrison in Birmingham fabriziert die ersten, noch sehr mangelhaften Stahl
federn, die von 1803 ab von Wise in London zuerst zu 5 Shillings das Stück ii
den Handel gebracht werden, deren Preis jedoch bald auf 6 Pence da
Stück reduziert wird. Die neuerdings öfters auftretende Behauptung, daj
Alois Senefelder der Erfinder der Stahlfedern sei, ist somit irrig. Die vcj
Harrison von Johann Janssen in Aachen (1748) und Johann Heinric]
Bürger in Königsberg (s. 1808 B.) gemachten Versuche ergaben ebensowenig
wie die Versuche des 16. Jahrhunderts (s. 1579) praktische Resultate.
— Nachdem der Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz der seit 1783 in Maoni
heim bestehenden Akademie der Wissenschaften eine meteorologische Klasdi
zugefügt und dieselbe mit geeigneten Instrumenten ausgestattet hatt^
errichtet der Hofkaplan Johann Jacob Htminar mit Hilfe dieser Instrumenta
ein Beobachtungsnetz von 39 Stationen, die von Bologna bis Grönlandj
vom Ural bis nach Nordamerika reichen. (S. 1771 L.)
— John HuntMT fördert die wissenschaftliche Chirurgie nach jeder Richtan|
hin und übt zu dem Behufe in ausgedehnter Weise die Vivisektion on^
das Tierezperiment. Er schreibt den Entzündungsvorgängen einen reorgani
sierenden Einfluß zu, beschreibt zuerst die Phlebitis (Venenentzündung!
und macht ausgedehnte Untersuchungen über die Muskelschicht der Iru^
— John Landen zeigt durch die nach ihm benannten Substitutionen, daß eiii
EUipsenbogen durch einen andern Ellipsenbogen imd einen Kreisbogen]
sowie ein Hyperbelbogen durch zwei Ellipsenbogen dargestellt werden
kann. Mit der Zurückführung der Lemniskate (der Cassini'schen Kurve!
auf die Ellipse und Hyperbel hatte sich vorher 1718—1750 bereits Graj
Fagnano beschäftigt.
— Nachdem die Definition des Begriffes „Salz", die Tachenius (s. 1666 T.!
gegeben hatte, völlig in Vergessenheit geraten und die Bedeutung dies«!
Wortes von den verschiedenen Chemikern, wie Lemery, Stahl, Boerhaave^
Kirwan u. a. in willkürlicher Weise aufgefaßt worden war, trennt Antoin^
Laurent Lavoislar durch seine Entdeckungen über die Natur der Säurei^
(s. 1777L, und 1778L.) diese als eine eigentümliche Klasse von Verbindungei^
scharf von den Salzen ab und gibt zu einer gesonderten Betrachtung derS&urenJ
Alkalien und Salze Veranlassung, die sich jedoch nur langsam Bahn bricht.
— A. L. Lavoisler und P. S. d« Laplact stellen die ersten genaueren Versuche!
über die Ausdehnung fester Körper an und schließen aus diesen Versuchen,
daß ein Körper, wenn er vom Nullpunkt bis zum Siedepunkt des Wassert
erhitzt und nachher wieder bis zum Nullpunkt abgekühlt wird, genau
seine frühere Länge wieder annimmt, und daß zwischen Nullpunkt und
Siedepunkt die Ausdehnung des Körpers der am Quecksilberthermometer
gemessenen Temperatur proportional ist.
— A. L. Lavolsier und P. S. ds Laplact bestimmen die spezifische Wärme einer
größeren Anzahl von Körpern nach der zuerst von Black angegebenen
Methode des EiBschmeizens und konstruieren dafür einen eigenen Apparat
das Eiskalorimeter.
— 232 —
1780
1780 A. L. Unrobtar und P. S. d« Laphwt leiten alB Besultat ihrer gememsamen
Studien über speziÜBche, latente und Verbrennungswärme den Satz ab:
,»Die bei einer Verbindung oder Zustands&nderung frei gewordene WSxme
wird bei der Zerlegung oder Büokkehr in den ursprünglichen Zustand
wieder verbraucht und umgekehrt/'
— Antoine Laurent Lavoliiar macht den ersten Versuch, zu beweisen, daß die
Summen der dem tierischen Organismus in der Nahrung zugeführten, und
der vom Organismus produzierten Energiemengen einander genau äqui-
valent sind. Ähnliche Versuche werden 1824 von Despretz und 1841 von
Dulong unternommen.
» A. L. LavoMar imd P. S. i% Laplact finden bei Gelegenheit ihrer Versuche,
die Gewitterelektrizit&t zu erklären, die Elektrizitätserregung durch Ver-
dampfung. Es ergibt sich, daß bei der Verdampfung von Wasser in
Metallgefäßen der Dampf positiv, das Gefäß negativ elektrisch wird. Daß
auch die Reibung hierbei eine Rolle spielt, wird 1843 von Faraday nach-
gewiesen. (S. a. 1840 A.)
— Der französische Techniker LtvrIer-IMItle stellt Papier aus Pflanzen und
Rinden her.
— Während man sich bei der Darstellung des Geländes auf Karten und Plänen
bis in das 18. Jahrhundert darauf beschränkte, die Berge und Gebirgs-
züge ohne Rücksicht auf ihre wirkHohe Gestüt durch gleichförmig an-
einander gereihte, schräg beleuchtete Pyramidensignaturen („ Heuhaufen -
Signaturen*') zu sMzzieren, versucht zuerst der preußische Ingenieur- Kapitän
NHIIItr eine der Wirklichkeit näher kommende G^ländedaistellung, indem
er die Bergabhänge ihrer Neigung nach in 9 Klassen (sanft, flach, prall,
steil usw.) einteilt, und jede Neigung durch eine besondere Art von „Schwimg-
strichen*' kenntlich macht.
— Jos^ Celestino Mirtis in Bogota macht nachdrücklich auf die Kultur des
Chinarindenbaumes aufmerksam.
— Während das von Charles Taylor und Thomas Walker (s. 1770 T.) auf eine
Walzendruckmaschine genommene Patent Erfolge nicht gezeitigt hatte, ge-
lingt es Christian Philipp Oktrkampff in Jouy bei Versailles, den Walzen-
druck in die Praxis der Kattunfabrikation einzuführen.
— Der französische Mechaniker Rtlgnlar stellt zuerst handgedrehte Seile aus
Eisendraht her und verwendet sie namentlich für Blitzableiter. Wenige
Jahre darauf werden dieselben vom Berghauptmann von Reden zu Zwecken
der Grubenförderung in den Harzer Bergwerken eingeführt.
— Sven Rlmnann stellt zuerst das nach ihm benannte Rinmann'sche Kobalt-
grün her, indem er kohlensaures Kobaltoxydulhydrat mit Zinkweiß ver-
mischt, trocknet und anhaltend glüht.
— Der italienische Anatom Antonio 8car|W macht sich durch seine Arbeiten
über Augenkrankheiten und über die Brüche (1809) einen unvergänglichen
Namen. Insbesondere macht er die Discission und die Abreißung der Iris
an ihrer Randinsertion (Iridodialyse).
— Karl Wilhelm SdiMlt stellt zuerst schwefelsaures Manganoxydul her.
<» Karl Wilhelm SdiMle entdeckt in der sauer gewordenen Milch eine besondere
Säure, die er als Milchsäure bezeichnet. Bei der Einwirkung von Salpeter
auf Milchzucker erhält er neben Oxalsäure ein weißes, schwer lösliches
Pulver, daß er als eigentümliche Säure erkennt und dem Fourcroy den
Namen Schleimsäure gibt.
— K. W. SdiMlt imd F. A. C. Gran beobachten gleichzeitig, daß, wenn meh-
rere Salze zugleich in Wasser gelöst sind, bei verschiedenen Temperaturen
verschiedene Produkte herauskrystalUsieren.
— 233 —
1780
1780 Graf Charles von Stanhopt stellt das Prinzip vom Rüokschlag bei Ge{
wittern auf.
— Jean Baptiste Thltaut d« Chanvalot stellt fest, daß die regelmäßigen Baro
meterschwankungen (s. 1666 B.) in keinem Zusammenhang mit der Witte
rung stehen.
— Der Italiener Vtri erfindet eine Vorrichtung, durch ein Seil ohne £nd<
Wasser in großen Mengen auf beträchtliche Höhen zu heben (Vera's Funi
kularmaschine). (S. a. 1597.)
— James W«tt erfindet die Schreibkopiermaschine und die Eopiertinte.
— Der Schwede Wlndholm erfindet das nach ihm benannte schwedisohe Wind
holmgebläse, einen hölzernen Blasebalg mit beweglichem Unterkasten und
festem Oberkasten.
— Heinrich August Wrlsfctrg studiert die Anatomie des Peritonaeums, da
Netzes und der männlichen Geschlechtsorgane.
1781 Feliz di Azara erforscht in siebenjähriger Reise die Pampas von Sud
amerika vom atlantischen Gestade bis zu den Anden.
— Henry Cavtndish zeigt, daß bei der Vereinigung von Wasserstoff und Sauer
Stoff ausschließlich Wasser entsteht und liefert so den Beweis für die Zu
sammensetzung des Wassers. Gleichzeitig mit Cavendish gelangt auci
James Wttt zur Erkenntnis der richtigen Konstitution des Wassers.
— L. F. F. von Groll teilt in den „Neuesten Entdeckungen in der Chemie*
mit, daß die Stärke, welche bis dahin nur aus Weizen gewonnen wurd«
auch aus knolligen Wurzeln (d. i. Kartoffeln) bereitet werden kann.
— Nicolas Deytux weist zuerst das Vorkommen des Schwefels in Pflanzen nach
— Graf Archibald Dundonald erhält am 30. April ein Patent auf einen ge
schloBsenen Verkokungsofen mit gleichzeitiger Gewinnung der Neben
Produkte. In dem Patent werden neben Cinders (Koks) als zu gewinnend^
Produkte aufgeführt: Teer, Pech, ätherische Ole (essenüal oils), flüchtige!
Alkali, mineralische Säuren imd Salze. Praktische Verwendung findet
die Ofen aber nur, um neben dem Schmelzkoks den Teer zu gewinneoi
Bemerkenswert ist, daß sowohl Lord Dundonald als auch seine Arbeit«]
das sich entwickelnde Gas gelegentlich auffangen, um es zu Beleuchtungsj
zwecken zu benutzen.
— Nachdem Swabs Vorschlag, Messing durch Zusammenschmelzen vo^
Kupfer und Zink herzustellen, fast vergessen worden war, nimmt Jaoo^
Emonon denselben wieder auf und stellt zuerst im großen Messing nac|
dieser Methode her; doch hält man auch dann noch das nach nraltej
Methode durch Schmelzen von Kupfer mit Galmei und Kohle erhalten^
Messing lange Zeit für vorzüglicher.
— Feiice Fontana erkennt den Zellkern als gesonderten Inhaltsbestandteil dd
Zellen.
— Ben6 Just Hauy und Torbem Berfman erkennen gleichzeitig die Konstant
der Spaltimgsgestalt des Kalkspats und ermitteln deren Zusammenhani
mit den äußern Formen.
— Friedrich Wilhelm Hertchtl entdeckt am 13. März einen neuen Planeten]
den Uranus. Das Jahr darauf veröffentlicht er seinen ersten Doppelstem
katalog und nimmt eine wahre Eigenbewegung der Sonne mitsamt ihreol
ganzen Systeme nach der Bichtimg des Sternbildes des Herkules und dei
Leyer an. Noch im Jahre 1781 gibt Delambre die ersten Tafeln de^
Uranus heraus.
— Nachdem K. W. Scheele 1778 in der von ihm entdeckten Molybdänsäuri
ein eigentümliches Metall erkannt hatte, gelingt es Peter Jakob HJflp
dieses — das Molybdän — zu isolieren.
— 234 —
178g
W. HmiHmt konstruiert eine Differentialschraubenwinde, der dasselbe Kon-
stroktionsprinzip, wie beim Weston'schen Differentialflaschenzuge (s. 1861 W.)
zugrunde liegt. Auch Prony wendet dieses Prinzip für eine Mikrometer-
schraube an.
Antoine Laurent Lavoliier sucht zuerst die beim Verbrennungsprozeß ent-
wickelte Wärme zu messen, indem er bestimmte Quantitäten der ver-
schiedenen Körper in dem Eiskalorimeter verbrennt und die Menge des
geschmolzenen Eises beobachtet. Ähnliche Versuche werden von Crawlord
(1788), Rumford (1813) und Dalton (1818) mit Hilfe des Wasserkalori-
meters unternommen.
Antoine Laurent Lavoisler macht kalorimetrische Messungen der Wärme -
Produktion des Tieres. 1849 werden solche Messungen von Scharling
auf den Menschen ausgedehnt, wobei derselbe findet, daß der menschliche
Körper in 24 Stunden etwa 2400000 Kalorien zu erzeugen yermag.
Philipp Friedrich Theodor Meckel gibt in seiner Schrift „De labyrinthis
auris contentis'* wertvolle Aufschlüsse über das Gehörorgan nnd erkennt
die „Zonae sonorae*', die Valsalva für Nerven gehalten hatte, als Periost
der Bogengänge. Er stellt hervorragende anatomische Präparate her, zu
deren Füllung er Quecksilber benutzt.
IMvIllt macht in den „Philosophical transactions" eine Verbesserung der
von W. Hunter (s. 1781 H.) erfundenen Differentialschraubenwinde (Doppel-
schJhaube) bekannt. Diese Winde wird für besondere Fälle zum Heben
und Senken von Lasten benutzt, doch ist ihr Wirkungsgrad wegen des
bedeutenden Reibimgswiderstands ein geringer.
Peter Simon Pallas weist nach, daß die Eier der Eingeweidewürmer von
außen in den Körper ihrer Wirte gelangen.
Henry Park macht die erste Kesektion des Ellenbogengelenks an
einer Leiche.
Raavet in Chesterfield stellt zuerst aus Eisen gegossene Messer, Gabeln
und Scheren her, die nach dem Guß noch einer Adoucierung unterworfen
werden. Sein Unternehmen hatte wenig Erfolg und es blieb der neuesten
Zeit vorbehalten, diese Idee, jedoch nur für billige Artikel und auf Kosten
der Qualität (u. a. auch für Rasiermesser), durchzuführen.
John Smeaton konstruiert eine Mehlbeutelmaschine (Dressing machine).
James Watt führt in die Dampfmaschine die Kurbel und das Schwungrad
zur Umsetzung der auf und ab gehenden Bewegung in drehende Bewegung
ein und erfindet das Planetenrädergetriebe.
James Watt gibt seinen Dampfkesseln eine rechteckige Gestalt. Nach ihrer
einem Koffer oder Lastwagen ähnlichen Form werden sie als Koffer- oder
Wagenkessel bezeichnet.
Nachdem schon seit dem 12. Jahrhundert Versuche zur Schiffspanzerung
gemacht worden waren (s. 1354 Peter von Aragonien), und auch Karl V.
1535 eine mit Blei gepanzerte Fregatte, die „Santa Anna*', mit Erfolg
gegen Timis verwendet hatte, baut bei der Belagerung von Gibraltar der
französische Ingenieuroberst Jean Claude Eleonore d' Argon zehn schwim-
mende, mit Eisenplatten gepanzerte Batterien, die aber schließlich der
Wirkung der glühenden Kugeln erliegen.
Torbem Berfman sucht an der Hand seiner zahlreichen Mineralanalysen
in seiner „Sciagraphia regni mineralis*' eine Klassifikation der Mineralien
nach rein chemischen Prinzipien durchzuführen.
Jean Pierre David weist zuerst mit Nachdruck darauf hin, daß die von
alters her unter verschiedenen Namen, wie Spina ventosa, Paedarthrocace
bekannte Nekrosis der Knochen (Knochenbrand) durch konservative Maß-
— 235 —
1782
nahmen, wie Eröffnung der Totenladen nnd Entfernung der Sequester
zu heilen ist.
1782 Der Apotheker J. H. Flllgitr in Cassel erfindet das Casseler Grelb (Blei-
oxychlorid).
— Nachdem bereits Montanari (1667) einen periodischen Lichtwechsel beim
Algol {ß im Stembilde des Perseus) wahrgenommen hatte, stellt John
Qoodrlke fest, daß der Fixstern jedesmal 5972 Stunden hinduTch seine
größte Helligkeit (2. Grröße) behält, dann in ^^j^ Stunden zur 4. Größe
herabsinkt und ebenso rasch zur 2. Größe wieder aufsteigt, eine Erschei-
nung, die das Vorhandensein eines den Algol umkreisenden dunklen
Begleiters wahrscheinlich macht.
— Louis Bemard Quyton d« Morvwu entdeckt das Zinkweiß (Zinkoxyd), das
schon 1786 von Courtois im großen fabriziert wird.
— A. HacMnann in Bremen erhält zuerst bei Einwirkung von Chlor auf
Schwefel ein Gemisch von Schwefelchlorür und Schwefelchlorid, welch
beide Körper 1816 gleichzeitig von Humphry Davy und von Christian
Friedrich Bucholz isoliert werden.
— A. HagMiianii in Bremen findet die Lichtempfindlichkeit des Guajakharzes.
— Een6 Just Hauy entdeckt das Vermögen einiger Mineralien, durch Diruck
elektrisch zu werden (Piezoelektrizität) und benutzt diese Eigenschaft des
Doppelspates zur Konstruktion eines sehr einfachen und doch empfind-
lichen Elektroskopes.
— Georges Louis LMagt spricht aus, daß die kosmische Schwere auf den Stofi
von Ätheratomen zurückzuführen sei. Seine Gravitationstheorie wird
1872 von W. Thomson wieder aufgenommen und weitergeführt.
— Joseph Etienne HWontgoHier in Annonay stellt mit seinem Bruder Joseph
Michel Montfolflar einen Luftballon — Montgolfi^re — her, der seine Steig-
kraft durch warme Luft (Entzündung eines Strohfeuers an der unteren
offenen Basis des Ballons) erhält. (Vgl. auch 1709 G.)
— J. H. Mfliler erfindet eine Eechenmaschine, die für Addition, Subtraktion
und Multiplikation geeignet ist. Die Maschine ist im Museum von Daim-
stadt aufbewahrt.
— Der Chemiker Franz Joseph MQIIer von Relchanstilii in Wien entdeckt
das Tellur.
— Karl Wilhelm SchMle zeigt, daß sich das färbende Prinzip des Blutlaugffli-
salzes isolieren läßt, wenn man das Salz mit Schwefelsäure destilliert. Er
nennt die übergehende Luftart Berlinerblau- Säure oder abgekürzt Blau-
säure und stellt die Verbindung dieser Säure mit Kalium, das Cyan-
kalium her.
— Karl Wilhelm SdiMle stellt durch Destillation von Benzoesäure mit Wein-
geist und Salzsäure den Benzoeäther her.
— Der Physiker Jean Sanebtor findet bei seinen Untersuchungen über den Ein-
fluß des Lichtes auf die Pflanzen, daß das Chlorophyll schon nach wenigen
Minuten durch das Licht gebleicht wird. Er bestätigt im wesentlichen die
von Ingenhouss gefundenen Tatsachen (vgl. 17791.) und verwertet seine
Befunde über den Einfluß des Lichtes auf die Vegetation in seiner Emäh-
rungstheorie, die er in seiner „Physiologie v^getale" veröffentlicht.
— Jean 8«n«bler wird durch Hagemanns Arbeit (s. 1782 H.) angeregt, die
Veränderungen der Harze im Lichte zu untersuchen. Einige Harze, wie
Mastix, Sandarak usw. bleichen aus, andere, wie Gummigutt, Ammo-
niakharz, Guajakharz werden dunkler. Er findet femer, daß verschiedene
Harze durch Belichtung ihre Löslichkeit in Terpentin und flüchtigen ölen
verlieren, welche Tatsache später in den Beproduktions verfahren der Au-
totypie und des Asphaltzinkprozesses Verwendung findet.
— 236 —
1788
1782 Jamee 8lx konstixdert den Thermometrograph (Registrierthermometer), ein
Instrument zur selbsttätigen Aufzeichnung der höchsten und tiefsten
Temperatur für einen beliebigen Zeitraum. (S. a. 1757 C.) Das Registrier-
thermometer wird 1794 von Daniel Rutherford in eine bequemere und hand-
Uohere Form gebracht, in welcher es aus einem Quecksilberthermometer
(Maximum thermometer) und einem Weingeistthermometer (Minimum-
thermometer) besteht und ist in dieser Form heute noch gebräuchlich.
— James Watt projektiert die erste rotierende Dampfmaschine, die später
von Murdoch (1799), Rider (1821) u. a. verbessert wird, aber an dem
Fehler leidet, daß die Gleitflächen nicht dauernd dicht halten. (Vgl. auch
1899 H.)
— Josiah Wtdgwootf erfindet ein speziell für die Steingutfabrikation geeig-
netes Pyrometer y welches auf der Eigenschaft mancher Tonarten, beim
Erhitzen zu schwinden, beruht. Das Pyrometer besteht aus einer Anzahl
kleiner Tonzylinder und einer Vorrichtung, deren Dicke zu messen.
— William Wttti in Bristol erfindet die Herstellung des Patentschrots. In-
dem das geschmolzene Blei von der Höhe eines Schrotturms 30 — 40 Meter
tief in ein untenstehendes Wassergefäß fällt, wird erreicht, daß die Tropfen
sich in der Luft runden und abkühlen.
1783 Der Schweizer Aim6 ArfaiMl erfindet den nach ihm benannten Rundbrenner
für Leuchtflammen mit röhrenförmigem Docht und innerer Luftzuführung,
der eine vorher ungekannte Stetigkeit des Lichtes und volle Unabhängig-
keit desselben von der Luftbewegung bewirkt.
— Pieter Gampir veranlaßt, nachdem die erste, >777 von Sigault (s. 1768 S.)
an Madame Somhot ausgeführte Operation zwar mit der Erhaltung des
Kindes, aber mit dem Tode der Mutter geendet hatte, auf Grrund von Tier-
versuchen, den Greburtshelfer Damen im Haag, in einem Falle von engem
Becken die Symphyseotomie zu machen, was auch voUen Erfolg hat.
'— Henry CavMidIth bestimmt die quantitative Zusammensetzung der Luft
und stellt deren (behalt an Sauerstoff auf 20,85®/o fest.
— Jacques Alexandre C6sar Oharlet ersetzt die erwärmte Luft der Montgolfi^re
(s. 1782 M.) durch Wasserstoffgas und läßt am 27. August die erste Char-
H^re in die Lüfte steigen. Er ist der erste, der meteorologische Beobach-
tungen mittels des Luftballons ausführt, indem er am 1. Dezember am
Barometer den Wert von -000,8 mm, am Thermometer — 8,8® abliest imd
daraus die vom Ballon erreichte Höhe auf 3467 m berechnet.
— Nachdem infolge der Powers'schen Entdeckung (s. 1768 P.) Oowley eine
Lederspaltmaschine, die sich jedoch nicht bewährte, angegeben hatte,
konstruiert ChminMrt in London eine solche Maschine, die von Parr und
Bevington (1806), Newberry (1808), Dyer (1811) und vielen späteren ver-
bessert wird.
— James Cooke erfindet die mit Löffeln (Bechern) versehene Säemaschine
(Loffelsystem).
— Henry Gort in Lancaster erfindet das unter dem Namen „Puddeln** be-
kannte Verfahren der Verarbeitung von Roheisen zu Schmied eeisen und
Stahl, das an die Stelle des Herdfrischens tritt. Durch die Verwendung
von Steinkohle wird nicht nur die teurere Holzkohle, sondern auch ein
Teil der Menschenarbeit entbehrlich.
— Henry Gort schafft Einrichtungen, durch welche es ihm zuerst gelingt,
Luppeneisen unter gefurchten Walzen zu verarbeiten und trägt dadurch
zur Entwicklung der Formwalzerei bei. Seine Einrichtungen geben Ver-
anlassung, auch den Draht in Walzwerken herzustellen.
— Nachdem Scheele 1781 in der von ihm entdeckten Wolframsäure ein
— 237 —
1788
eigentümliches Metall konstatiert hatte, isolieren die Brüder Fausto nnj
Juan Jos6 d'Elhuyar daraus das Wolfram.
1783 Philippe OMipiiibre entdeckt das selbstentzündliche Phosphorwafiserstoffga
beim Erhitzen von Phosphor mit Kalilauge.
— Jean Paul i% Giia i% Mähret beweist den schon 1727 von F. C. Maien au^
gestellten Satz, daß man die ganze Trigonometrie aus dem Koeinussat
herleiten könne, ein Beweis, den Lagrange (1799) und Gauß (1810) Tel
einfachen.
— Nachdem die 1774/76 von Jacques Constantin Parier und dem Gräfe
Aiudron auf der Seine in Betrieb gesetzten Dampfboote ihrer Langsan]
keit wegen verworfen worden waren, unternimmt der Marquis Claude i
Joiiffroy einen neuen Versuch auf der Saöne bei Lyon, wobei es ihm gi
gelingt, mit seinem Dampfboot eine volle Stunde stromaufwärts zu fahrei]
Trotzdem wird die Erfindung, deren hoher praktischer Wert unverstandel
blieb, vergessen.
— Antoine Laurent Lavdiiar unternimmt es, an der Hand seiner Erfahrungei
über die Verbrennimg die Phlogistonlehre zu stürzen, und errreioht, dd
um 1785 seine antiphlogistische Lehre allgemein anerkannt wird.
— Antoine Laurent Lavoliiar betrachtet diejenigen Körper als einfache, dj<
wie Lichtstoff, Wärmestoff, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff, nicht weit^
zerlegt werden können, und diejenigen als zerlegbare, deren Zerlegui^
wahrscheinlich ist, wie die Alkalien, die Erden und die Metalle.
— Antoine Laurent Lavolsler zerlegt das Wasser, indem er Wasserdampf übe
glühendes Eisen strejbhen läßt, mit dem sich der Sauerstoff des Wasse^
verbindet, während Wasserstoff frei wird.
— Legtr in Paris schlägt an Stelle des ' bis dahin angewandten massivei
Dochtes den bandförmigen Flachdocht für die Brennlampe vor. (Vgl. 1783 A<
— Sebastian Ltnormantf verwirklicht den Gedanken Leonardo's (s. 1480), indeii
er den Versuch macht, sich mit einem aufgespannten und gegen Umkippe!
gesicherten Regenschirm von seiner Wohnung auf die Straße herabzulasseij
Infolge dieses Experimentes konstruiert er einen kegelförmigen Fallschinii
niit dem sich am 22. Oktober 1797 Jacques Gamerin aus einer Höhe to{
* 1000 m herunterläßt.
— Marschall in Straßburg exstirpiert zum ersten Male einen carcinomatöeej
prolabierten Uterus mit Erfolg.
— Jan Pieter Mlnck«laMrs stellt aus Steinkohle erzeugtes künstliches Gas ij
Beleuchtimgsz wecken imd technischen Zwecken her und begründet dami
die Industrie des Leuchtgases. Er berichtet darüber in einer 1784 ersohi^
nenen Denkschrift, in der er auch die Keinigung des Gases durch Kalk H
schreibt. 1785 erleuchtet er damit seinen Hörsaal in Louvain.
— Jan Pieter Mlnck«laMrs füllt den ersten Luftballon mit Leuchtgas und läfl
denselben am 21. November im Park des Herzogs von Arenberg r
Heverlö bei Louvain aufsteigen. (Vgl. 1783 C.)
— J. E. und J. M. Montfolflor lassen am 5. Juni den ersten größeren Luft
ballon in Aunonay aufsteigen, der mit erwärmter Luft gefüllt iM
(S. a. 1782 M.)
— Jesse Ramtden verbessert das Femrohrokular und benutzt für dasselb
zwei plankonvexe Crownglaslinsen, die mit ihren konvexen Flächen ein
ander zugewandt sind.
— Sven RInmann in Esküstuna versucht zuerst das Emaillieren gußeiseinf
Gefäße, ohne jedoch eine hinreichende Haltbarkeit zu erzielen. Die Hef
Stellung haltbarer emaillierter Geschirre gelingt erst Adolph Pleisohl
(S. 1836 P.)
— J. B. L. Romi de l'lslt spricht das Prinzip aus, daß jedem festen Körper voi
— 238 —
1784
bestimmter chemisolier Znsammensetzmig eine eigene Krystallgestalt zu-
komme und erkennt das bereits (s. 1669 S.) von Stenonis ausgesprochene
Grundgesetz der Krystallographie, das G-esetz von der Konstanz der Kanten -
'Winkel, in seiner allgemeinen Gültigkeit.
Der französische Naturforscher Pil&tre de Rozitr und der Marquis d'ArtaBdM
wagen es, am 19. Oktober von den GSxten von La Muette aus in einer
Montgolfi^re selbst in die Lüfte zu steigen. Bis dahin hatte man nur
versuchsweiBe Tiere in Käfigen mit in die Lüfte genommen.
Horace Benedict de Sausiura erfindet ein Haarhygrometer, welches dem
1774 von Deluc konstruierten Hygrometer, zu dem letzterer erst Elfenbein,
dann Fischbein verwandte, wesentlich überlegen ist und später von Koppe
und namentlich von Klinkerfues verbessert wird.
Karl Wilhelm ScIiMie entdeckt, daß bei Einwirkung von Bleiozyd auf
Brennöl eine eigentümliche süße Substanz ausgeschieden wird, und zeigt
1784, daß diese Substanz, das Olsüß oder, wie Chevreul es später nennt,
das Glycerin auch in andern Fetten imd ölen enthalten ist.
Lazzaro Spallanianl stellt die eiweißlösende Wirkimg des Magensaftes fest
und weist nach, daß der Magensaft unter geeigneten Bedingungen auch
außerhalb des Körpers dieselben Umwandlungen wie im Körper bewerk-
stelligt. Er erkennt auch die saure Reaktion des Magensaftes.
Alessandro Volta gelangt vom Elektrophor (s. 1762 V.) durch Verringerung der
Dicke der Isolierschicht zum sog. Kondensator, der aus zwei Metall-
platten mit schwacher Isolierschicht, am besten Firnis, besteht und zum
Nachweis geringer Elektrizitätsmengen dient. Das Instrument wird 1847
von Kohlrausch wesentlich verbessert.
Die im Jahre 1543 entdeckten und im Jahre 1710 von dem Spanier Padilla
wieder aufgefundenen, jetzt deutschen Palauinseln werden in Europa erst
bekannt im Jahre 1783 durch A. Wilson, der dort Schiffbruch erleidet und
längere Zeit verweilt.
William WHhirinf entdeckt den aus kohlensaurem Baryt bestehenden
Witherit (dem Werner den Namen gibt) bei Leadhills in Schottlands.
E. A. W. ZimmerBiaiiii schätzt auf Grrund der Cook'schen Entdeckungsfahrten
das Verhältnis von Wasser zu Land auf der Erde wie 2,7 : 1. (S. a. 1681 M.)
Nachdem Graf Karl von Sickingen 1772 die Schweißbarkeit des Platins
erkannt hatte, stellt Franz Karl Acharil zuerst Platintiegel her, indem er
durch Zusammenschmelzen mit Arsen schmiedbares Platin erzeugt.
George Atwood beschreibt in seiner Schrift „On the rectÜLnear motion and
rotation of bodies'* die nach ihm benannte Fallmaschine, die im Prinzip
schon 1746 von C. G. Schober in Wieliczka angegeben worden war.
Joseph Bnmali erfindet ein Kombinationsschloß mit Schlüssel, das schnell
eine große Verbreitimg erlangt und nach seinem Erfinder „Bramah-Schloß"
genannt wird. Zur Bearbeitung der Teile dieses Schlosses verwendet er
Fräsen.
Nachdem der französische Seeoffizier De Genne (1678) einen mechanischen
Webstuhl entworfen hatte, der ebenso wie die von Jacques de Vaucanson
(1745) erfundene Webemaschine sich nicht als gebrauchsfähig erwies, baut
Edmond Cartwrlght den ersten brauchbaren mechanischen Webstuhl.
Jean Dominique Gattlnl d« Thury zeigt, daß im Keiler der Pariser Stern-
warte im Verlaufe eines Jahrhunderts die Veränderungen des Thermometer-
standes sich auf wenig über 0,02^ beliefen; der stabile Stand war 11,82^.
Henry GsvenAsh beobachtet, daß auf reine dephlogistierte Luft (Sauerstoff)
und auf reine phlogistierte Luft (Stickstoff) der elektrische Funken nicht
wirkt, daß dagegen in einem Gemisch von beiden eine chemische Verbindung
entsteht, die er als identisch mit Salpetersäure erkennt.
— 239 —
1784
1784 Charles Auguatiii Qoulomb untenucht die Gesetze der Torsionselastuit&t an
feinen Fäden und Drähten und wendet zu seinen Versuchen die Methode
der sogenannten Oszillationen an. £r findet, daß die Torsionskraft dem
Torsionswinkel proportional ist, was mit gewissen Einschränkungen (fiu
einige Metalle) von Warburg 1880 bestätigt wird.
— OUver Evant baut ein vielfach in Anwendung gebrachtes Getreidereimgungs-
Siebwerk (KoUing Screen and Fan).
— Johann Peter Franz Xaver Fauktn macht Reformvorschläge für die Hospi-
täler und verlangt namentlich £vakuation und Lüftung der längere Zeit
mit Kranken belegt gewesenen Räume.
^ Johann Wolfgang von Qoeth« entdeckt gleichzeitig mit Felix Vlcq d'Aiyr den
Zwischenkiefer am Schädel des Menschen. Durch diese Entdeckung wird
Goethes Überzeugung von der Kontinuität des osteologischen Typus durch
alle Gestalten hindurch bestätigt, eine Idee, auf der die vergleichende
Anatomie beruht. (Goethe: Osteologie.) Diese Entdeckung soll übrigens
1626 schon von dem Holländer S. van den Spickel gemacht worden, aber
unbeachtet geblieben sein.
— Christian Friedrich Samuel HahnMiann stellt den Grundsatz auf, dafi bd
chemischen Prozessen die verschiedene Löslichkeit die wechselseitige Zer-
setzung bedinge, indem stets die für die statthabende Temperatur Bohwer-
löslichsten Salze herauskrystalHsieren. (S. a. 1780 S.) In Berthollet's Af-
finitätslehre wird dieser Satz sehr erweitert.
— Ren6 Just Hauy stellt das Gesetz der S3rmmetrie (nach dem die Verände-
rung einer Krystallform durch Kombination mit andern Formen sich stets
auf alle gleichartigen Teile erstreckt) und das Gesetz der Achsenverände-
rung durch rationale Ableitungskoeffizienten auf.
— Friedrich Wilhelm Henchsl stellt in seinem Buche „On the construction of
heavens*' die Theorie auf, daß die sichtbaren Sterne samt der Milchstraße
einen linsenförmigen Haufen bilden und die Sonne sich etwas außerhalb
der Mitte desselben befindet.
— John Mfrltt aus Boston und Nicolas Fran^ois Blandiaril unternehmen in
London die erste, ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken dienende
Luftschiffahrt und erreichen eine Höhe von 2740 m. Sie konstatieren da-
selbst eine